Zusammenfassung
Ein Bolusgeschehen ist eine akute Atemwegsverlegung, die den Atemweg komplett oder teilweise blockiert. Die häufigste Ursache ist das akzidentelle Verschlucken von Fremdkörpern. Durch die Einschränkung des Atemflusses handelt es sich hier um eine lebensbedrohliche Situation, die umgehend behandelt werden sollte.
Die Leitsymptome sind akut auftretende Dyspnoe in Kombination mit Husten
Die Behandlung folgt einem ganz bestimmten Schema. Bei effektivem Husten
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Bolusgeschehen etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: „verschluckt, Atemnot“
- Ort: Mehrparteienhaus, Musterstraße 44, 2. Obergeschoss, 1170 Musterstadt
- Alarmzeit: 16:20 Uhr
- Anrufer:in: Angehörige vor Ort
- Anzahl der betroffenen Personen: 1
- Zusatzinfo:
- 74-jährige, weibliche Patientin
- Akut aufgetretene Atemnot beim Essen
- Ist ganz panisch
- Kann nicht husten
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes steht der Ehemann der Patientin vor dem Wohnhaus und weist euch den Weg in die Wohnung.
Die Lage ist wie folgt:
- Im Esszimmer stützt sich die Patientin, um Luft ringend, an einer Stuhllehne ab
- Der Ehemann erzählt, sie habe sich wohl beim Essen verschluckt
Zuerst habe sie noch gehustet, doch dann sei sie still geworden und panisch aufgestanden

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Ersteindruck nach xABDCE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit Bolusgeschehen aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers
| x |
| |
| A |
| Akutes |
| B |
| Akutes |
| C |
| Mittelbares |
| D |
| Kein |
| E |
| Kein |
AchtungDas hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Definition
Bolusgeschehen (auch Atemwegsverlegung genannt) bezeichnet eine teilweise oder vollständige Blockade der Atemwege, die den Luftfluss in die Lunge
Ursachen
- Akzidentielle Aspiration von Fremdkörpern
- Am häufigsten sind Kinder unter 3 und Menschen über 65 Jahren betroffen
- Dysphagie (=Schluckstörung)
- Bewusstseinstrübung
InfoAuch andere Krankheitsbilder können sekundär zu einer Atemwegsverlegung führen. Dazu gehören zum Beispiel die Anaphylaxie, Infektionen, Trauma, Karzinome und einige weitere.
Pathophysiologie
MerkeReminder: Physiologische Grundlagen
- Der rechte Hauptbronchus weist einen steileren Winkel auf und hat einen größeren Durchmesser als der linke Hauptbronchus
- Fremdkörper rutschen eher in die rechte Lunge
- Durch Schleimhautreizung, (zum Beispiel durch einen Fremdkörper) werden Schutzreflexe ausgelöst
- Niesen (schützt die oberen Atemwege wie Nasenhöhle und Rachen) und Husten
schützt die unteren Atemwege (Bronchien)

Aspiration von Fremdkörpern:
- Nahrung, Erbrochenes, Spielzeuge und andere kleine Gegenstände können beim Verschlucken zu einer Verlegung der Atemwege führen
- Betroffen davon sind vor allem Kinder und ältere Menschen
- Der Fremdkörper kann je nach Größe an allen Stellen der Atemwege stecken bleiben und je nachdem größere oder weniger große Beschwerden verursachen
Dysphagie:
- Schluckstörung, häufig infolge neurologischer Erkrankungen
- Kann zu einer stillen Aspiration führen → kein Husten
- oder Würgereflex wird ausgelöst
Bewusstseinstrübung :
Schutzreflexe wie Würgen und Husten
AchtungEine Atemwegsverlegung / Atemwegsobstruktion kann auch die Folge von anderen Krankheitsbildern sein. Dazu gehören zum Beispiel Anaphylaxie, Asthma, COPD, Infektionen, Trauma oder Karzinome.
Arten der Aspiration
Flüssigkeitsaspiration:
- Blut, Speichel, Flüssigkeiten beim Trinken
Massenaspiration:
- Erbrochenes, Blutkoagel
Fremdkörperaspiration:
- Bei Erwachsenen eher große Fremdkörper wie Nahrung oder Zahnprothesen
- Bei Kindern hauptsächlich kleine Fremdkörper wie Erdnüsse oder Apfel- oder Karottenstücke
Klinischer Eindruck
Je nachdem, ob es sich um eine vollständige oder eine partielle Verlegung der Atemwege
Partielle Verlegung:
Bei einer partiellen Verlegung ist der Atemweg nicht vollständig verschlossen, sodass noch Luft an dem Fremdkörper oder an der Schwellung vorbeiströmen kann. Dennoch handelt es sich hier um ein akutes Krankheitsbild.
Symptome:
- Atemnot
- Stridor
: ein ziehendes / pfeifendes Geräusch, welches beim Ein- und / oder Ausatmen auftritt - Husten
- Schwierigkeiten beim Sprechen
- Angst / Unruhe: aufgrund der erschwerten Atembedingungen und der beginnenden Hypoxie sind Betroffene gestresst und panisch
- Tachypnoe
- Zyanose
AchtungAus einer partiellen Verlegung kann jederzeit eine vollständige Atemwegsverlegung entstehen!
Vollständige Verlegung:
Bei einer vollständigen Atemwegsverlegung handelt es sich um ein Notfallbild mit akutem Handlungsbedarf. Hier ist der Atemfluss vollständig blockiert.
Symptome:
- Atemnot
- Kein Husten
oder Sprechen möglich - Zyanose
- Panik
- Inverse Atmung (Hebung des Thorax
bei Exspiration und Einziehen des Thorax bei Inspiration ) - Bewusstlosigkeit
AchtungBewusstlosigkeit infolge einer Atemwegsverlegung ist mit einem Kreislaufstillstand gleichzusetzen.
Diagnostik
Aktuelle Anamnese
Eigenanamnese:
Eine Eigenanamnese wird durchgeführt, wenn die betroffene Person in der Lage ist, selbst Auskunft über ihren aktuellen Zustand zu erteilen.
- S (Symptome): plötzlicher Beginn, akute Atemnot, Unfähigkeit zu husten
, kein Sprechen möglich, Panik - A (Allergien, Infektionen)
- M (Medikation): Ramipril
- P (Patientengeschichte):
- mögliche Auslöser → Essen, körperliche Anstrengung, allergische Reaktionen
- Erste-Hilfe-Maßnahmen (Heimlich Manöver) bereits erfolgt?
- L (Letzte…): Mahlzeit vor einigen Minuten
- E (Ereignis): Verschlucken
- R (Risiko)
- S (Schwangerschaft)
TippNutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schema
zu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei Verdacht auf ein Bolusgeschehen abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Fremdanamnese:
Eine Fremdanamnese wird durchgeführt, wenn die betroffene Person nicht selbst fähig ist, Auskunft über den eigenen Zustand zu erteilen (z.B. Bewusstlosigkeit, vollständige Atemwegsverlegung, Demenz).
- Genauer Vorfall (z.B. von Insekt gestochen worden, Einsetzen der Beschwerden beim Essen)
- Zustand vor Bewusstlosigkeit (z.B. Husten
, Fieber , Halsschmerzen) - Erste-Hilfe-Maßnahmen (Heimlich-Manöver)
InfoNach der Durchführung eines Heimlich-Manövers, muss die betroffene Person hospitalisiert werden, auch wenn sich die Symptomatik gebessert hat. Aufgrund der Krafteinwirkung auf die Bauchorgane kann es zu Rupturen kommen.
- Notfallmedikamente (z.B. Epi-Pen, Allergietabletten)
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
- Visuelle Inspektion der Atemwege
(Erbrochenes, zurückgefallene Zunge, hoch liegender verschluckter Gegenstand, Schwellung, etc.) - Beurteilung der Schleimhäute (Zyanose)
- Thoraxexkursionen (nicht seitengleich, inverse Atmung)
- Haut (z. B. Blässe, Kaltschweißigkeit, Zyanose, Marmorierung → Schock
/Hypoxie)
Palpation:
- Von außen tastbare Schwellung oder Ausbuchtung der Trachea
Perkussion:
- Je nach Art und Ausmaß der Atemwegsverlegung kann der Klopfschall hypersonor
(=hohl) oder gedämpft sein
Auskultation:
- Pfeifen, Giemen
, Stridor , fehlende Atemgeräusch
AchtungEinseitige Geräusche sind bei Intubation
mit gleichzeitiger Atemwegsverlegung normal! In diesem Fall ist eine Lungenhälfte durch den Bolus blockiert und lässt keine Luft hindurch.
InfoAuf Differenzialdiagnosen wie beispielsweise Anaphylaxie und Herzinfarkt
und die dafür typischen Symptome achten!
TippPerkussion in der Präklinik:
Insbesondere im präklinischen Setting kann es aufgrund der Umgebungsgeräusche schwierig sein, die Auskultaion oder Perkussion adäquat interpretieren zu können. Nehmt euch ausreichend Zeit und weist eure Kolleg:innen sowie andere am Einsatz beteiligte Personen darauf hin, leise zu sein, um einen genauen Befund erheben zu können.
Erfahrungsgemäß wird die Perkussion jedoch vor Ort fast gänzlich vernachlässigt, da die fehlende Übung am Einsatz beteiligter Personen die Behandlung unnötig verzögern würde.
Vitalparameter:
Abhängig vom Fortschreiten der Symptomatik
- Niedrige Sauerstoffsättigung
- Veränderte Atemfrequenz
, kann von Bradypnoe, über Tachypnoe bis Apnoe reichen - Zuerst Tachykardie
, dann Bradykardie - Hypotonie
- Fieber
ist möglich - Verlängerte Rekapillarisierungszeit
Weitere Diagnostik:
- Laryngoskop zur Inspektion der unteren Atemwege
und gegebenenfalls Entfernen eines Fremdkörpers mittels Magill-Zange
Achtung
- Die Freigabe, das Laryngoskop für diese Zwecke zu verwenden, ist abhängig von internen Vorgaben
- Das Laryngoskop sollte nur verwendet werden, wenn es ausreichend beherrscht wird
- Bei Verdacht auf eine Schwellung als Ursache für die Atemwegsverlegung sowie bei Kindern, ist besondere Vorsicht geboten. Aufgrund der bereits gereizten Schleimhaut bzw. der empfindlichen Schleimhaut bei Kindern besteht hier ein größeres Risiko für Komplikationen
Therapie
1. Ersteinschätzung
- Patient:in kann effektiv husten
: - Zum Husten
ermuntern - Engmaschige Überwachung
- Auf drohende Verschlechterung achten
- Lagerung nach Wunsch der Person meist mit aufrechter Oberkörper bevorzugt
- Zum Husten
- Patient:in kann nicht (mehr) effektiv husten
: - Altersgerechtes Maßnahmen zur Fremdkörperentfernung einleiten
2. Maßnahmen nach Altersgruppe
Säugling (< 1 Jahr):
- 5 kräftige Rückenschläge (zwischen die Schulterblätter
) - Wenn kein Erfolg → 5 Bruststöße (chest thrusts)
- Anschließend Wechsel zwischen Rückenschlägen und Bruststößen
- Fortführen bis Fremdkörper entfernt oder Säugling bewusstlos wird
Kind (> 1 Jahr) und Erwachsene:
- 5 kräftige Rückenschläge
- Wenn kein Erfolg → 5 abdominelle Kompressionen (Heimlich-Manöver)
- Anschließend Wechsel zwischen 5 Rückenschlägen und 5 abdominelle Kompressionen
- Fortführen bis Fremdkörper entfernt oder Patient:in bewusstlos wird

3. Patient:in wird bewusstlos
- Notruf absetzen / Hilfe organisieren
- Sofort mit Reanimation
nach Leitlinien beginnen: - 30 Thoraxkompressionen → Atemwege inspizieren (sichtbaren Fremdkörper entfernen, kein blindes Ausräumen) → 2 Beatmungen
- Fortfahren im Zyklus 30:2
- Frühzeitige professionelle Atemwegssicherung anstreben (z. B. Endotrachealtubus, Magill-Zange bei sichtbarem Fremdkörper)
- Defibrillator/Monitor so früh wie möglich anschließen
- Ggf. Absaugen von Sekreten und kleineren Fremdkörpern
InfoMithilfe des Tubus kann ein aspirierter Fremdkörper in einen der Hauptbronchien geschoben werden, um so zumindest eine einseitige Beatmung zu ermöglichen.
Weitere Maßnahmen
Koniotomie :
- Indikation
- Ultima ratio bei vollständiger Atemwegsverlegung oder „cannot intubate, cannot ventilate“-Situation
- Akut lebensbedrohliche Hypoxie, bei der nichtinvasive Maßnahmen und supraglottische Atemwegshilfen
versagen oder nicht anwendbar sind - Typische Ursachen: massive Fremdkörperaspiration im oberen Atemweg, Trauma mit Obstruktion, Anaphylaxie mit glottischem Ödem
, Verlegung durch Tumorblutung
- Durchführung:
- Lagerung: Kopf überstrecken, falls möglich (Optimierung der Landmarken)
- Identifikation: Membrana cricothyroidea (zwischen Schildknorpel und Ringknorpel) palpieren
- Antiseptik: Kurze Desinfektion, kein Zeitverlust bei vitaler Indikation
- Inzision:
- Horizontale Haut- und Membraninzision über dem Lig. cricothyroideum
- Länge ca. 1,5–2 cm
- Eröffnung: Aufspreizen mit Schere, Klemme oder Tubusmandrin
- Einbringen: Endotrachealtubus (z. B. ID 5,0–6,0 bei Erwachsenen) oder spezieller Koniotomiekanüle
- Sicherung: Tubus fixieren, Beatmung beginnen, Oxygenation kontrollieren
TippBei einer Atemwegsverlegung ist eine medikamentöse Therapie normalerweise nicht erforderlich. Falls andere Krankheitsbilder sekundär eine Atemwegsverlegung verursachen, kann eine Therapie beispielsweise mit Adrenalin
oder ß2-Sympathomimetika erforderlich sein.
Besondere Situationen
Bolusgeschehen bei Kindern:
Bei Kindern sind die Atemwege enger als bei Erwachsenen. Zudem haben sie eine verhältnismäßig große Zunge. Bei Bewusstlosigkeit muss der Kopf weniger überstreckt werden und bei Säuglingen muss der Kopf in Neutralposition gebracht werden.
Der Kehlkopf liegt bei Kindern zudem höher und weiter vorne. Des Weiteren ist ihre Atemhilfsmuskulatur weniger gut ausgeprägt und sie ermüden schneller. Man kann man bei Atemnot vor allem juguläre und interkostale Einziehungen beobachten. Durch einen erhöhten Sauerstoffbedarf kommt es schneller zur Dekompensation. Bei Säuglingen darf kein Heimlich-Manöver durchgeführt werden, stattdessen sollen Thoraxkompressionen erfolgen.

AchtungKnopfbatterien
Bei Kindern kann es zur Aspiration von Knopfbatterien von Spielzeugen kommen. Sollte der Verdacht bestehen, dass ein Kind eine Knopfbatterie verschluckt haben könnte, muss, auch wenn keine Beschwerden vorliegen, unbedingt ein Krankenhaus aufgesucht werden.
Knopfbatterien bleiben vor allem bei Kindern leicht in den Schleimhautfalten des Ösophagus stecken. Hier schließt sich möglicherweise ein elektrischer Kreis oder es kommt zu einer chemischen Reaktion. Das kann zu Verätzungen und Blutungen der Schleimhaut führen.
Atemwegsverlegung infolge von Trauma:
Weichteilverletzungen, knöcherne Verletzungen, Aspirationsgefahr, Blutungen oder Verletzungen der Atmungsorgane können eine sofortige Intubation
Merke
- Strangulation oder direkte Krafteinwirkung auf den Kehlkopf sind besonders gefährlich
- Ausgeschlagene Zähne können aspiriert werden
Anaphylaxie:
Eine Anaphylaxie ist eine akut auftretende Entzündungsreaktion auf Allergene. Dabei werden Mediatoren wie Histamin, Leukotriene und Prostaglandine aus Mastzellen und basophilen Granulozyten freigesetzt. Die Gewebepermeabilität ist erhöht und es kommt zu einer Umverteilung des Blutvolumens. Schwellung der Atemwege ist möglich.
Infektionen:
Verschiedene Atemwegerkrankungen können durch Schwellung zu Atemwegsverlegungen führen. Eine Epiglottitis
Weitere Therapie im klinischen Setting
Nach einem abgelaufenen Bolusgeschehen ist es wichtig, einen Verbleib von Fremdkörperresten in der Lunge
Versorgung in der Notaufnahme
Wurde Patient:innen mit einem Heimlich-Manöver behandelt, ist es wichtig, im Nachhinein mögliche Rupturen der Bauchorgane mittels Ultraschall auszuschließen.
Radiologische Kontrolle:
In vielen Fällen wird ein Röntgen-Thorax
Fremdkörperentfernung:
Liegt ein Fremdkörper zu tief, um ihn abzusaugen oder mittels Magill-Zange zu entfernen, wird eine Entfernung mittels Bronchoskopie

Figure out, Kashif M, Talib Hashmi HR, Khaja M. Early Recognition of Foreign Body Aspiration as the Cause of Cardiac Arrest. Case Rep Crit Care. 2016;2016:1329234. doi: 10.1155/2016/1329234. Epub 2016 Feb 23. PMID: 27006837; PMCID: PMC4781940.
Transport
Lagerung
- Bei Bewusstsein
- Aufrechter Oberkörper (90°)
- Bei Bewusstlosigkeit
- Stabile Seitenlage
, wenn keine Wirbelsäulenverletzung vorliegt - Rückenlage
mit Esmarch-Handgriff oder Freihalten der Atemwege mittels Naso- oder Oropharyngealtuben
- Stabile Seitenlage
Überwachung:
- Kontinuierliche Überwachung, ob Veränderungen im Atemmuster
auftreten
Monitoring:
- Sauerstoffsättigung
(SpO2) und gegebenenfalls Kapnographie (EtCO2) - Herzfrequenz
TippAntizipation: Immer auf eine Lageänderung vorbereitet sein!
Wahl des Zielkrankenhauses
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall. Primär wird eine internistische Notaufnahme benötigt. Das Zielkrankenhaus sollte auch über eine chirurgische Abteilung verfügen, da nach einem Heimlich-Manöver Organschäden auftreten können.
Prüfungswissen
Zur Zusammenfassung hier die Hard Facts, die bei der Examensvorbereitung oder im Einsatz helfen können:
Ursachen:
- Aspiration von Fremdkörpern
Pathophysiologie:
- Fremdkörper rutschen häufig in den rechten Hauptbronchus, da dieser steiler verläuft
- Betroffen sind besonders Kinder und ältere Menschen
- Potenzielle Lebensgefahr
“Red Flags”-Spezifische Symptome:
- Plötzliche Atemnot
- Ineffektives Husten
- Panik
- Möglicherweise fehlendes Atemgeräusch rechts
Therapie:
- Bei effektvem Husten
: zu weiterem Husten anregen - Bei ineffektivem Husten
: - Säugling: 5 Rückenschläge ↔ 5 Bruststöße
- Kind/Erwachsener: 5 Rückenschläge ↔ 5 abdominelle Kompressionen (Heimlich-Manöver)
- Nach erfolgreichem Heimlich-Manöver → Hospitalisieren
- Bei Bewusstlosigkeit: CPR
30:2, sichtbaren Fremdkörper entfernen, Atemweg sichern - Ultima ratio: Koniotomie
bei „cannot intubate, cannot ventilate“
Therapieleitfaden:

Quellen
- LPN - Lehrbuch für präklinische Notfallmedizin: Patientenversorgung und spezielle Notfallmedizin. S+K, 6. Auflage. ISBN: 978-3-96461-011-9
- Basismaßnahmen zur Wiederbelebung Erwachsener (Basic Life Support): Leitlinien des European Resuscitation Council 2021
- Brokmann: Repetitorium Notfallmedizin: Zur Vorbereitung auf die Prüfung "Notfallmedizin" ISBN 978-3-540-33702-7
- Handlungsempfehlung/Leitlinie zur interdisziplinären Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration und Fremdkörperingestion
- Mubarak A, Benninga MA, Broekaert I, Dolinsek J, Homan M, Mas E, Miele E, Pienar C, Thapar N, Thomson M, Tzivinikos C, de Ridder L. Diagnosis, Management, and Prevention of Button Battery Ingestion in Childhood: A European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition Position Paper. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2021 Jul 1;73(1):129-136.
- S3-Leitlinie: Halsschmerzen
- Menche: Pflege Heute + E-Book. Elsevier 2023, ISBN: 978-3-437-26779-6
- S1-Leitlinie: Neurogene Dysphagie
- Huppelsberg, Jens et al.: Kurzlehrbuch Physiologie. 4. Auflage: Thieme, 2013, ISBN: 978-3131364340
- Wetsch, Wolfgang A. et al: Kurzlehrbuch Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. 3. Auflage: Thieme, 2024, ISBN: 978-3132456624

