Zusammenfassung
Chirurgische Eingriffe erfordern den präzisen Einsatz spezialisierter chirurgischer Instrumente, die je nach Operationsschritt unterschiedliche Funktionen erfüllen. Sie lassen sich anhand ihrer Hauptfunktionen in vier Gruppen unterteilen:
- Instrumente zur Gewebedurchtrennung
- Fassende und haltende Instrumente
- Instrumente zur Blutstillung
- Instrumente zum Wundverschluss.
Instrumente zur Gewebedurchtrennung
Skalpell
- Besteht aus einem Griff und einer auswechselbaren Klinge
- Verschiedene Klingenformen je nach Schnitttechnik:
- Bauchige Klingen (z. B. 10er, 20er): Längere Haut- und Faszienschnitte
- Spitze Klingen (z. B. 11er, 15er): Präzise Stichinzisionen
- Aufsetzen der Skalpell-Klinge
- Klinge mit einer Pinzette oder einem Nadelhalter greifen, dabei den Kontakt mit der Schneide vermeiden
- Griff in der linken Hand halten, wobei der Bajonettverschluss nach oben zeigt
- Klinge leicht kippen und in die Führungsschlitze des Griffstücks einführen
- Klinge weiterschieben, bis sie mit einem Klick einrastet
- Entfernen der Skalpell-Klinge
- Klinge mit einer Pinzette oder einem Nadelhalter an der Basis greifen, dabei darauf achten, dass die Schneide von Hand und Körper weg zeigt
- Klinge nicht in Richtung eines anderen Menschen halten
- Griff festhalten, die hintere Kante der Klinge anheben und kontrolliert aus dem Griffstück entfernen
AchtungNach dem Hautschnitt sollte das Skalpell oder die Klinge gewechselt werden, um eine Kontamination tieferer Gewebeschichten zu vermeiden.
Scheren
- Ermöglichen sowohl scharfe als auch stumpfe Dissektion, indem sie Gewebe entweder schneiden oder durch Spreizen der Branchen stumpf präparieren. Während des Schneidens kann abhängig vom benötigten Druck eine Einschätzung über die Qualität des Gewebes getroffen werden
- Scherentypen:
- Präparationsscheren (z. B. nach Metzenbaum): Für die Gewebepräparation
- Gefäßscheren (z.B. nach DeBakey): Speziell für das Schneiden von Gefäßen konzipiert
- Mikro- und Federscheren: Für mikrochirurgische Eingriffe, die Scheren öffnen sich nach der Betätigung selbstständig durch Federspannung
- Rippenscheren (z.B. nach Brummer): Kräftige, gewinkelte Scheren zur Durchtrennung von Rippen
- Verbandscheren (z.B. nach Lister): Abgewinkelte Scheren mit einer speziellen Lippe an der unteren Klinge zur Vermeidung von Hautverletzungen
TippScheren, Klemmen und Nadelhalter richtig halten
Daumen und Ringfinger in die Griffringe einführen, während der Zeigefinger den Schaft für mehr Kontrolle stützt.
Scharfer Löffel
- Wird zur Entfernung von Nekrosen
oder Geweberesten genutzt, insbesondere bei Débridements und chirurgischen Wundreinigungen - Das Instrument besitzt eine scharfkantige, löffelförmige Endung, die ein präzises Ausschaben von devitalem Gewebe ermöglicht
Diathermie (Hochfrequenzchirurgie, HF-Chirurgie)
- Nutzt hochfrequenten Wechselstrom (300 kHz – 4 MHz) zur Gewebedurchtrennung und Koagulation
- Blutungen werden durch gleichzeitige Koagulation minimiert
- Verfahren der Hochfrequenzchirurgie
- Monopolare HF-Chirurgie
- Stromfluss erfolgt über eine aktive Elektrode; die Gegenelektrode (Neutralelektrode) ist am Körper angebracht (möglichst nah am OP-Gebiet, auf haarfreier, glatter Haut) → Effektiv zum “Schneiden” durch Gewebe
- Risiken & Kontraindikationen:
- Stromfluss durch den gesamten Körper → Nicht geeignet für Patienten mit Herzschrittmachern oder Defibrillatoren
- Patient:innen müssen trocken gelagert werden, um Verbrennungen
zu vermeiden
- Bipolare HF-Chirurgie
- Strom fließt nur zwischen zwei eng beieinander liegenden Elektroden (z. B. einer Pinzette) → Präzisere Blutstillung kleiner Gefäße
- Vorteile:
- Keine Neutralelektrode erforderlich
- Sicher bei Herzschrittmachern, Implantaten und nicht entfernbaren Schmuckstücken
- Monopolare HF-Chirurgie
Ultraschalldissektor
- Selektive Fragmentierung von weichem, parenchymatöses Gewebe (z. B. Lebergewebe) durch eine ultraschallbetriebene Klinge (hochfrequente Schwingungen mit 20 MHz)
- Erhält kanalikuläre/bindegewebige Strukturen wie Blutgefäße und Gallengänge → blutsparende Dissektion
- Gleichzeitige thermische Koagulation zur Blutstillung
- Integriertes Spül- und Saugsystem → Entfernung von Geweberesten für eine klare Sicht
- Ultraschallschere:
- Kombiniert Ultraschalldissektion mit Schneidfunktion
- Ermöglicht simultane Gewebedurchtrennung und Koagulation
- Präzise Schnitte mit minimaler thermischer Schädigung
Sägen und Meißel
- Für Knochen und harte Gewebe werden verschiedene Spezialinstrumente verwendet, die präzise Schnitte und Spaltungen ermöglichen:
- Oszillierende Sägen: Werden häufig in der orthopädischen Chirurgie eingesetzt, da sie durch eine Seitbewegung Knochengewebe effizient durchtrennen, ohne umliegendes Weichgewebe stark zu schädigen
- Gigli-Säge: Eine flexible Drahtsäge, die besonders für Amputationen oder das Durchtrennen knöcherner Strukturen an schwer zugänglichen Stellen geeignet ist. Durch eine ziehende Bewegung wird der Knochen schrittweise durchtrennt
- Knochenmeißel: Wird genutzt, um Knochen gezielt zu spalten oder abzutragen. Die Anwendung erfolgt meist mit einem chirurgischen Hammer, um eine kontrollierte Fraktur zu erzeugen
Laser
- Hochenergetische elektromagnetische Strahlung ermöglicht die Gewebedurchtrennung mit gleichzeitiger Koagulation
- Laserarten nach Art der Strahlungserzeugung:
- Gaslaser (z. B. CO₂, Helium, Krypton)
- Festkörperlaser (z. B. Neodym-YAG, Neodym-Gas, Rubin)
- Flüssigkeitslaser (z. B. Dye-Laser)
- Energieabgabe: kann gepulst oder kontinuierlich erfolgen
Fassende und haltende Instrumente
Pinzetten
- Anatomische (atraumatische) Pinzette: Glatte oder geriffelte Greiflächen, für empfindliches Gewebe (z. B. Gefäße, Darm oder Parenchym)
- Chirurgische Pinzette: Mit Hakenmaul für robustes Gewebe wie Faszien, Haut oder Bindegewebe, sie bietet sie einen besonders sicheren Halt und minimiert das Abrutschen, kann allerdings bei falschem Einsatz zu Gewebeschäden führen
- Gebogene Pinzetten (z. B. nach Yasargil): Besitzen eine gebogene Form, die eine präzisere Manipulation in tiefen oder schwer zugänglichen Arealen ermöglicht
Klemmen und Fasszangen
Klemmen und Fasszangen sind essenzielle chirurgische Instrumente, die je nach Form und Beschaffenheit für vielseitige Aufgaben wie das Fassen, Fixieren oder Präparieren von Gewebe eingesetzt werden.
- Backhaus-Klemme: Wird häufig zur Fixierung von sterilen Tüchern verwendet
- Péan-Klemme: Atraumatische Klemme mit quergeriffelten Maulflächen zur Blutstillung und zum Fassen von Gefäßen
- Kocher-Klemme: Ähnlich der Péan-Klemme, mit quergeriffelten Maulflächen und scharfen Zähnchen an der Spitze; traumatische Klemme für festes Gewebe wie Haut, Periost oder Muskeln
- Collin-Klemme: Klemme mit runden, atraumatischen Greifflächen, oft für das Fassen von Organen oder weichem Gewebe genutzt (Organfasszange)
- Overholt-Klemme: Gebogene Präparierklemme mit spitz auslaufenden, abgerundeten Enden; zur stumpfen Präparation, zum Fassen von Gefäßen und zum Durchziehen von Drainageschläuchen
- Kornzange: Lange, gerade Zange, meist zum Greifen steriler Materialien wie z. B. Tupfern
- Duval-Klemme: Klemme mit gezahnter Maulfläche zur schonenden Fixierung von innerem Gewebe, z. B. Darm
- Allis-Klemme: Mit mehreren Zahnreihen zum Greifen und Halten von Gewebe
Wundhaken und -spreizer
Wundhaken und -spreizer dienen der Exposition und Stabilisierung des Operationsfeldes, indem sie Gewebe zurückhalten und eine optimale Sicht ermöglichen. Je nach Form und Funktion kommen unterschiedliche Modelle zum Einsatz:
- Roux-Haken: Breiter, sanft gebogener Haken, insbesondere zur Wundspreizung in der Viszeralchirurgie bei größeren Wunden mit dicker Subkutanschicht
- Langenbeck-Haken: Klassischer Handhaken mit flachem, gebogenem Endstück zur atraumatischen Geweberetraktion
- Gillies-Haken: Leichter, schmaler Haken, besonders für feine Gewebemanipulationen in der plastischen und Handchirurgie geeignet
- Volkmann-Haken: Gebogenes, meist gezahntes Endstück, häufig zur oberflächlichen Geweberetraktion genutzt
- Fritsche-Haken: Speziell geformter Wundhaken, der als Bauchdeckenhalter in der Abdominalchirurgie eingesetzt wird
- Doyen-Haken: Hält größere Gewebeareale zurück und ermöglicht eine stabile Exposition, vor allem in der Bauchchirurgie
- Weitlaner-Spreizer: Selbsthaltender Spreizer mit gebogenen, gezahnten Enden, ermöglicht durch Arretierung eine konstante Wundexposition, häufig in der Orthopädie und Neurochirurgie verwendet
Instrumente zur Blutstillung
Blutverlust kann intraoperativ durch temporäre und definitive Blutstillung reduziert werden. Klemmen (siehe oben) dienen der temporären Hämostase. Für die definitive Blutstillung kommen folgende Verfahren zum Einsatz:
- Ligaturen und Umstechung: Unterbindung von Gefäßen mit Nahtmaterial, häufig in Kombination mit Klemmen zur endgültigen Gefäßokklusion. Je nach Indikation kommen resorbierbare oder nicht resorbierbare Fäden zum Einsatz:
- Durchstechungsligatur: Der Faden wird zunächst durch das Gefäß geführt und anschließend um das Gefäß gelegt → Diese Technik sorgt für eine Fixierung der Ligatur und wird insbesondere bei größeren Gefäßen eingesetzt
- Gefäßclips: Titan- oder nicht-resorbierbare oder resorbierbare Polymer-Clips ermöglichen eine schnelle, sichere Hämostase, oft laparoskopisch verwendet, da sie eine einfache Anwendung ohne Fadenverbrauch bieten
- Diathermie: Thermische Koagulation von Gefäßen durch elektrischen Strom
- Impedanzgesteuerte Koagulation: Automatische Anpassung der elektrischen Leistung an die Gewebeeigenschaften zur effektiven Hämostase bei minimaler thermischer Schädigung → Häufig in der laparoskopischen Chirurgie genutzt
- Schutzgaskoagulation (z. B. Argon-Beamer): Spezielle Form der Elektrokoagulation, bei der ein Schutzgas wie Argon oder Helium den Sauerstoff
verdrängt, um eine gleichmäßige Koagulation zu ermöglichen → Besonders vorteilhaft bei Blutstillung an parenchymatösen Organen wie der Leber
Instrumente zum Wundverschluss
Nadelhalter
- Fixieren die Nadel während des Nähens und ermöglichen eine präzise Führung der Naht. Sie sind in verschiedenen Längen und Formen verfügbar und besitzen in der Regel eine Riffelung zur besseren Fixierung der Nadel
- Hegar-Nadelhalter: Ein universell einsetzbarer, robuster Nadelhalter mit geraden Schenkeln
- Mathieu-Nadelhalter: Besitzt eine federnde Mechanik mit einer Ratsche, die mit einer Hand bedient werden kann

“Atraumatisches Nahtmaterial 17.JPG” von Werneuchen, Public domain, via Wikimedia Commons
Nahtmaterial
- Resorbierbare Fäden (z. B. Polydioxanon, Katgut): Werden vom Körper über Wochen bis Monate abgebaut und eignen sich für innere Nähte sowie für Gewebe, das nur temporären Halt benötigt
- Nicht resorbierbare Fäden (z. B. Polyamid, Seide): Bleiben dauerhaft im Gewebe bestehen oder müssen nach der Heilungsphase entfernt werden. Sie werden bevorzugt für Hautnähte und Gewebe mit hoher mechanischer Beanspruchung verwendet
- Strukturvarianten: Beide Fadentypen sind in unterschiedlichen Konfigurationen erhältlich:
- Monofile Fäden: Bestehen aus einem einzigen Strang, sind glatter und reduzieren das Risiko einer Gewebeentzündung
- Geflochtene (polyfile) Fäden: Bestehen aus mehreren verflochtenen Strängen, was ihnen eine höhere Reißfestigkeit und bessere Knotensicherheit verleiht. Sie können jedoch aufgrund ihrer Struktur einen Saugeffekt aufweisen, was das Infektionsrisiko erhöhen kann und durch die rauere Oberfläche besteht eine gewisse Sägewirkung, die zu einer stärkeren Entzündungsreaktion führen kann → Daher gibt es zusätzlich, beschichtete Varianten
- Pseudomonofile Fäden: Kombination von monofilem und geflochtenem Faden
Nadel
- Die Wahl der richtigen chirurgischen Nadel hängt von Gewebetyp, Operationsgebiet und gewünschtem Nahtverhalten ab
- Atraumatische Nadeln: Diese Nadeln sind bereits mit dem Nahtmaterial verbunden (gestauchte Nadeln) und vermeiden größere Gewebetraumata, da sie ein kleineres Einstichloch erzeugen → Sie werden bevorzugt eingesetzt, da sie das Gewebe weniger schädigen und eine geringere Infektionsgefahr mit sich bringen
- Traumatische Nadeln: Diese Nadeln haben eine Öhre, durch die das Nahtmaterial eingefädelt wird. Sie verursachen durch die doppelte Durchtrittsstelle des Fadens eine größere Gewebeverletzung und werden daher seltener verwendet → Sie eignen sich jedoch für spezielle Indikationen, bei denen die Fadenstärke flexibel gewählt werden muss
- Konische Nadel (Rundkörpernadeln): der Nadelkörper verjüngt sich ansatzslos von der Armierzone bis zu Spitze
- Einsatzgebiet: Weiche Gewebe (Muskulatur, Darm, Gefäße)
- Vorteil: Geringes Trauma, atraumatisch → Verdrängen das Gewebe
- Schneidende Nadel: besitzt in der Regel 3 scharfe schneidende Kanten
- Einsatzgebiet: Haut, Sehnen, Periost
- Vorteil: Leichte Penetration fester Gewebe → Schneiden durch das Gewebe
Pflasterzüge
- Werden bei kleineren, wenig unter Spannung stehenden Wunden eingesetzt und können eine gute kosmetische Heilung (z.B. im Gesicht) begünstigen

"Steri-Strip_tape_and_glue.jpeg" von Z22, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Klebstoffe
- Eine Alternative zur Naht, insbesondere für oberflächliche Hautwunden oder kosmetisch relevante Bereiche. Gewebekleber auf Basis von Cyanoacrylat oder Fibrin werden häufig verwendet, um eine atraumatische Adaptation der Wundränder zu ermöglichen
- Voraussetzung: sauber, reizlose und trockene Wunde
Stapler
- Maschinelle Klammernahtgeräte für Hautklammern, Darm- oder Gefäßanastomosen. Diese Geräte setzen mehrere Reihen von Metall- oder resorbierbaren Klammern und können teilweise auch gleichzeitig schneiden
- Hautklammergerät: Verschließen Hautwunden schnell und effizient durch Metallklammern, die nach der Wundheilung wieder entfernt werden. Der Vorteil liegt hauptsächlich in einer verkürzten Operationsdauer
- Lineare Stapler: Setzen eine parallele Klammernahtreihe. Sie werden oft in der Viszeralchirurgie verwendet (z.B. bei der Abtragung von Ösophagus- oder Meckel-Divertikeln oder in der Magenchirurgie)
- Zirkuläre Stapler: Erzeugen eine ringförmige Anastomose, z. B. für End-zu-End-Verbindungen im Magen
-Darm-Trakt. Sie ermöglichen eine schnelle und gleichmäßige Adaptation der Geweberänder

Quellen
- Liehn et al.: OP-Handbuch: Grundlagen, Instrumentarien, OP-Ablauf. 6. Auflage Springer 2016, ISBN: 978-3-662-49280-2
- Karl-Hermann Fuchs, Rainer Engemann, Arnulf Thiede (Hrsg.): Klammernahttechnik in der Chirurgie. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 1993, ISBN 978-3-642-78113-1
- Andreas Hirner, Kuno Weise: Chirurgie: Schnitt für Schnitt. Georg Thieme Verlag, 2004, ISBN 978-3-13-130841-2
- Schumpelick et al.: Operationsatlas Chirurgie. Georg Thieme Verlag 2021, ISBN: 978-3-132-43847-7
- Schwarz: Allgemein- und Viszeralchirurgie essentials. Georg Thieme Verlag KG 2023, ISBN: 978-3-132-44752-3