Hautbefund

Sedef94, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Zusammenfassung
Acne vulgaris ist eine der häufigsten Hauterkrankungen, die mit Komedonen, Papeln, Pusteln sowie Abszessen und Zysten einhergehen kann. Betroffene Hautareale sind in der Regel das Gesicht unter besonderer Betonung von Kinn, Wangen und Stirn, sowie Rücken und Décolleté. Das Patientenklientel besteht in der Regel aus männlichen Patienten in der Adoleszenz. Die Ursache der Erkrankung ist multifaktoriell, wobei als besonderer Auslöser ein übermäßiger Testosteronspiegel eine erhöhte Sebumproduktion und eine Hyperkeratose der Follikel verursacht. Sekundär kommt es zu einer bakteriellen Besiedlung. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und kann aus topischen und systemischen Modalitäten bestehen, die untereinander kombiniert werden können. Genutzte Medikamente sind Antibiotika
DefinitionBei der Acne vulgaris handelt es sich um eine durch übermäßige Testosteronspiegel verursachte Hyperseborrhoe mit Follikelkeratose und konsekutiver bakterieller Kolonisation, die sich durch Papeln, Pusteln, Knoten
und Zysten im Gesicht, Rücken und Décolleté äußert. Am meisten sind Patient:innen in der Adoleszenz betroffen.
Diagnose | Acne vulgaris, Stadien:
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Hautbefund & Symptome | Auf der Wange sowie dem Unterkiefer zeigt sich die Haut uneben bis knotig (siehe Bild 1) aufgrund von diversen Pusteln, Papeln und Komedonen mit erythematöser Umgebung und teilweise krustigem Belag. Die Papeln zeigen teilweise konfluierende Tendenzen und die Poren erscheinen vergrößert.
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Pathophysiologie | Die Ursache der Erkrankung ist multifaktoriell: sowohl genetische Prädisposition als auch hormonelle Faktoren (Androgenanstieg mit folgender Seborrhoe und Östrogenabfall bei Frauen) führen zu follikulärer Hyperkeratose und bakterieller Besiedlung. |
Diagnostik | Die Diagnostik erfolgt in der Regel anhand des klinischen Bildes. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass 70-95% aller Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren und vor allem das männliche Geschlecht betroffen sind.
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Therapie | Die Therapie richtet sich nach Schwere des Befalls:
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Epidemiologie
- Acne vulgaris ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit
- Etwa 80-95 % aller Jugendlichen entwickeln im Laufe der Pubertät eine Form von Akne, wobei die Schwere stark variiert und in drei unterschiedliche Grade eingeteilt wird
- Vermehrt sind männliche Jugendliche betroffen
- In der Adoleszenz tritt bei ungefähr 70% der Fälle eine “physiologische” Akne auf und bei 30% der Betroffenen besteht eine klinische Relevanz sowie besondere Therapieindikation
- Obwohl die Akne oft mit der Adoleszenz assoziiert wird, sind auch Erwachsene häufig betroffen, hierbei ist vor allem die Acne tarda zu nennen, die bis in die vierte Lebensdekade auftreten kann. Diese spät auftretende Akne betrifft laut Studien etwa 40% der Erwachsenen. Insbesondere bei erwachsenen Frauen kann es durch hormonelle Veränderungen (z.B. Menstruation
, Schwangerschaft, Einnahme oder Absetzen hormoneller Verhütungsmittel) zu einem persistierenden oder späteren Auftreten von Akne kommen - Die Akneprävalenz variiert stark, wobei genetische Prädispositionen und Umweltfaktoren eine Rolle spielen, da es sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung handelt
Ursachen und Pathophysiologie
Die Acne vulgaris entsteht durch eine Kombination verschiedener pathophysiologischer Faktoren, da es sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung handelt. Die verursachenden Faktoren sind nur teilweise von den Patient:innen beeinflussbar, da auch die genetische Prädisposition eine Rolle spielt. Des Weiteren sind Umweltfaktoren und psychische Belastung oder emotionaler Stress beeinflussend, wobei die psychische Belastung genau so umgekehrt durch die Hauteffloreszenzen entstehen kann.
Man unterscheiden zwischen primären und sekundären Entstehungsfaktoren, wobei Follikelhyperkeratose und Talgdrüsenhyperplasie zu den primären Ursachen gehören und folglich die mikrobielle Kolonisation und entzündliche Immunantwort sekundär ist:
- Vermehrte Sebumproduktion:
- Vor allem in der Adoleszenz stimuliert Testosteron
aus den Hoden und den Ovarien, sowie DHEA das Sebozytenwachstum: Es kommt zu einer Talgdrüsenhyperplasie und erhöhter Sebumproduktion (Seborrhoe)
- Vor allem in der Adoleszenz stimuliert Testosteron
- Follikelhyperkeratose:
- Eine Hyperkeratose begleitet von relativem Linolsäuremangel führt zu einer Verstopfung
der Follikel durch eine Infundibulumkeratose, wodurch sogenannte Komedonen (Mitesser) entstehen - Mikroperforationen durch die Entzündungsmediatoren sorgen für die Freisetzung von Makrophagen
und reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die zu Mikrovernarbungen führen
- Eine Hyperkeratose begleitet von relativem Linolsäuremangel führt zu einer Verstopfung
- Bakterielle Kolonisation:
- Die Hyperseborrhoe begünstigt das Wachstum von Propioni-Bakterien, durch deren bakterienspezifische Lipase zusätzlich freie Fettsäuren bereitgestellt werden
- Die freien Fettsäuren führen zu Hautirritationen
- Propionibacterium acnes setzt proinflammatorische Botenstoffe frei (IL-1 alpha und TNF-alpha)
- Entzündliche Reaktionen:
- Das Immunsystem reagiert auf die genannten Faktoren, was zu Papeln, Pusteln und tieferen Entzündungen wie Knoten
und Zysten führt
- Das Immunsystem reagiert auf die genannten Faktoren, was zu Papeln, Pusteln und tieferen Entzündungen wie Knoten
MerkeVerantwortlich für die Entstehung der Akne sind vor allem:
- Vermehrte Sebumproduktion durch Testosteron
- Follikelhyperkeratose
- Bakterielle Kolonisation
Stadien und Klinik
Die Klinik der Acne vulgaris ist in den Fällen, die sich ärztlich vorstellen, oft eindrücklich.
InfoMänner sind häufiger behandlungsbedürftig betroffen als Frauen.
Neben der Ausprägung der Effloreszenzen sind auch die betroffenen Körperareale wichtig für die Stadieneinteilung und je nach Sichtbarkeit ist auch hier die Belastung der Patient:innen groß. Besonders oft betroffen sind im Gesicht Stirn, Wangen und Kinn. Weiterhin können auch Brust bzw. Décolleté und Rücken entweder im Verlauf mit einbezogen werden oder auch isoliert betroffen sein.
InfoDie individuelle Belastung durch die kosmetisch oft als störend empfundenen Hautveränderungen korreliert nicht zwanghaft mit der Stärke des Befalls.
Effloreszenzen
Auch wenn die Acne vulgaris in unterschiedliche Stadien eingeteilt wird, die sich in der Regel auf das Vorhandensein unterschiedlicher Effloreszenzen beziehen, liegen diese Stadien oft parallel vor, genau so wie die Effloreszenzen.
MerkeBei der Acne vulgaris handelt es sich um eine Erkrankung, die mit polymorphen Effloreszenzen einhergeht.
Primäreffloreszenzen
- Komedone (offen und geschlossen)
- Papeln
- Pusteln
- Noduli/Nodi
- Abszesse
- Erythem
Sekundäreffloreszenzen
- Krusten
- Narben
(Keloide) - Erosionen
Definition
- Primäreffloreszenzen
entstehen aufgrund einer Hauterkrankung - Sekundäreffloreszenzen
entstehen auf dem Boden dieser Primäreffloreszenzen oder der Begleitsymptome der Krankheit (z.B. Krusten nach mechanischer Manipulation aufgrund von Juckreiz)

Sedef94, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Dr. Thomas Brinkmeier, CC BY 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/4.0>, via Wikimedia Commons
Stadien der Acne vulgaris
Die Stadien der Acne vulgaris gehen fließend ineinander über und die Effloreszenzen treten häufig parallel auf. Man kann sie eher als aufeinander aufbauend als einander ablösend ansehen.
Acne comedonica
- Komedone, die sowohl offen als auch geschlossen sein können
- Bei den meisten Patient:innen ist hierbei nur das Gesicht betroffen
- Die Erstmanifestation der Akne präsentiert sich oft als Acne comedonica
Acne papulopustulosa
- Zusätzlich zu den Komedonen der Acne comedonica treten hierbei auch Papeln und Pusteln auf
- Diese erheben sich über das Hautniveau
- Das befallene Areal ist größer, denn neben dem Gesicht, sind auch Rücken und Brust betroffen
Acne conglobata
- Bei diesem Stadium handelt es sich um die Maximalform der Acne vulgaris
- Aufbauend auf den Effloreszenzen der Acne comedonica und papulopustulosa zeigen sich bei dieser Form zusätzlich entzündliche Knoten
, Abszesse und Zysten - Diese können bis in die Subkutis reichen und heilen oft narbig oder mit Keloid-Bildung ab
- Es kommt vermehrt zu Fistelbildung und Riesenkomedonen
- Der Befall erstreckt sich über Gesicht, Nacken, Rücken und Brust, ebenfalls können die Oberarme miteinbezogen sein
DefinitionSonderform: Acne inversa
Bei der Acne inversa handelt sich um eine schwer zu behandelnde Sonderform der Akne. Hierbei sind vor allem Beugefalten der Extremitäten, Achseln, Inguinal- und Genitalregion sowie bei Frauen auch der submammäre Bereich betroffen.
- Die Krankheit zeichnet sich durch Knoten
, Abszesse und Fistelbildung aus - Durch die Entzündungsreaktion im Gewebe führt dies zu Erosionen
- Sekundär findet auch hier eine bakterielle Besiedlung statt
- Die Patient:innen leiden unter Schmerzen, Nässen und üblem Geruch
Die leichte Form kann mit der Acne conglobata verwechselt werden.
Sonderform: Post-pill Akne
Akne nach Absetzen der Antibabypille ist ein häufiges Phänomen, das auf hormonelle Schwankungen und ein Wiederansteigen des Androgenspiegels zurückzuführen ist. Eine individuell angepasste Therapie, die sowohl topische als auch systemische Ansätze umfassen, kann mit Behandlungswunsch eingeleitet werden. In vielen Punkten entspricht sie dabei der Therapie der Acne vulgaris.
Epidemiologie
- Etwa 20–30% der Frauen, die die Pille absetzen, entwickeln innerhalb von den ersten Monaten eine Akne
- Die Wahrscheinlichkeit eine post-pill Akne zu entwickeln ist vor allem bei Patientinnen erhöht, die bereits in der Pubertät unter Akne litten
- Die Klinik entspricht der Klinik der Acne vulgaris
Pathophysiologie
- Die Akne nach dem Absetzen der Antibabypille beruht hauptsächlich auf hormonellen Veränderungen
- Während der Einnahme der Pille wird der Hormonhaushalt durch die exogenen Östrogene
und Gestagene stabilisiert, was zu einer Hemmung der Androgene führt, die für eine übermäßige Talgproduktion und Akne verantwortlich sind - Nach dem Absetzen der Pille kommt es zu einem Rebound-Effekt:
- Der Androgenspiegel steigt vorübergehend
- Dies führt zu einer erhöhten Sebumproduktion und fördert die Entstehung von Komedonen
- Zusätzlich kann es zu einer gesteigerten Keratinisierung in den Talgdrüsenfollikeln und einer vermehrten Besiedlung mit Bakterien kommen, was entzündliche Reaktionen begünstigt
Therapieoptionen
Die Behandlung der post-pill Akne richtet sich nach dem Schweregrad der Akne und den individuellen hormonellen Gegebenheiten der Patientin.
MerkeWichtig ist die Aufklärung der Patientinnen darüber, dass es Monate dauern kann, bis sich der hormonelle Zyklus normalisiert. Dies ist wichtig, um eine realistische Therapievorstellung zu schaffen.
Die Therapie ähnelt der Therapie der Acne vulgaris.
- Topische Therapie:
- Retinoide
: - Fördern die Hauterneuerung und verhindern die Bildung von Komedonen
- Dosierungsbeispiel: Adapalen-Gel
- Benzoylperoxid (BPO):
- Wirkt antibakteriell und entzündungshemmend
- Dosierungsbeispiel: BPO
- Retinoide
- Systemische Therapie:
- Antiandrogene Kontrazeption:
- Bei Frauen, die keine Schwangerschaft planen und erneut hormonelle Kontrazeption wünschen, kann eine Pille mit antiandrogenen Eigenschaften (z.B. Dienogest oder Drospirenon) die Akne kontrollieren
- Orale Antibiotika
: - Insbesondere bei entzündlichen Formen können Tetracycline wie Doxycyclin über 8–12 Wochen angewendet werden
- Dosierungsbeispiel: Doxycyclin
- Isotretinoin:
- Bei schwerer, therapieresistenter Akne ist Isotretinoin die Therapie der Wahl, da es direkt auf die Sebumproduktion und Entzündungsprozesse wirkt
- Dosierungsbeispiel: Isoretinoin
- Antiandrogene Kontrazeption:
- Hormonelle Therapie:
- Bei Frauen mit ausgeprägtem Androgenüberschuss kann eine antiandrogene Therapie erwogen werden, z.B. mit Spironolacton oder niedrig dosiertem Cyproteronacetat
MerkeAuch wenn es kontraproduktiv erscheint, kann das erneute Ansetzen eines hormonellen Kontrazeption die Akne mildern. Diese Option kommt in Frage, wenn die Patientinnen keine Familienplanung verfolgen und es keine anderen Kontraindikationen gibt, natürlich ist hierbei auch der Patientinnenwunsch zu beachten.
Diagnostik
Bei Patient:innen, die sich mit Acne vulgaris vorstellen, genügt oft die klinische Untersuchung, da es sich um eine Blickdiagnose handelt.
Anamnese
- Dauer und Verlauf der Akne, vergangene Episoden
- Vorherige Therapien (sowohl topisch als auch systemisch)
- Familienanamnese (bekannte Fälle in der Familie)
- Medikamentenanamnese
- Orale Kontrazeption
- Glukokortikoide
- Anabolika
- Menstruationszyklus
und hormonelle Veränderungen - Zyklusstörungen
- Gewichtszunahme
- Hirsutismus
- Zyklusstörungen
- Frage nach mechanischer Manipulation
- Risiko der Sekundärinfektionen
- Lebensstil und Umweltfaktoren
- Kosmetika-Routine
- Psychischer oder emotionaler Stress
- Ernährung
Klinische Untersuchung
- Verteilung der Läsionen: Akne betrifft typischerweise das Gesicht, die Brust und den Rücken
TippAkne im unteren Gesichtsdrittel bei Frauen kann auf eine hormonelle Ursache hinweisen.
- Art der Läsionen: Differenzierung zwischen nicht entzündlichen (Komedonen) und entzündlichen (Papeln, Pusteln, Knoten
) Läsionen - Narbenbildung: Die Beurteilung bestehender Aknenarben ist wichtig, um die Schwere und den Verlauf der Akne besser einschätzen zu können
- Labordiagnostik: Eine Labordiagnostik ist bei Acne vulgaris in der Regel nicht erforderlich. Bei Verdacht auf eine hormonelle Pathologie (z.B. Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Hyperandrogenismus) können jedoch folgende Tests sinnvoll sein:
- Hormonstatus: Bestimmung von Testosteron
, DHEAS, LH /FSH und Prolaktin - Schilddrüsenfunktion: Um eine Schilddrüsenfunktionsstörung auszuschließen
- Androgene
: Bei Frauen mit Verdacht auf androgenbedingte Akne sollten DHEA-Sulfat und freies Testosteron gemessen werden
- Hormonstatus: Bestimmung von Testosteron
MerkeEs gibt keine spezifischen Laborparameter für die Diagnose der Acne vulgaris, eine laborchemische Untersuchung kann aber sinnvoll sein, wenn der Verdacht einer Differenzialdiagnose sich erhärtet.
Differentialdiagnosen
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO)
- Durch den krankheitsbedingten Testosteron
-Überschuss kann es zu akneiformen Hautveränderungen kommen
- Durch den krankheitsbedingten Testosteron
- Adrenogenitales Syndrom
- Acne inversa
- Rosazea
InfoBei der Rosazea treten keine Komedonen auf!
- Post-pill Akne
- Akneiforme Dermatosen
DefinitionAkneiforme Dermatosen:
Betreffen ebenfalls die Haarfollikel und können durch Medikamente, Nahrungsmittel und bakterielle Erreger ausgelöst werden. Meist beginnen sie plötzlich im Erwachsenenalter, sistieren aber auch nach Ausschaltung der Ursache, weshalb oft keine Therapie nötig ist.
- Im Gegensatz zur Acne vulgaris sind akneiforme Dermatosen in der Regel monomorph
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Schwere und Art des Befalls. Sie erfordert eine hohe Patient:innen Compliance, da sie die topischen Therapien selbst durchführen müssen. Des Weiteren sollten sie auch manuelle Manipulation unterlassen.
InfoFür den Erfolg der Therapie ist eine regelmäßige Anwendung der Therapiemodule wichtig, trotzdem kann die Behandlung sich als schwierig gestalten. Über diese Option sollten die Patient:innen aufgeklärt werden, damit ein realistischer Therapieerfolg sowohl für Behandler:in als auch für Patient:innen besteht.
Ziel der Therapie ist es:
- Die Sebumproduktion zu reduzieren
- Die Verhornung zu normalisieren
- Die bakteriellen Besiedlungen zu hemmen
- Die Entzündung zu kontrollieren.
Wichtig zu beachten:
- Die Reinigungsmittel sollen den physiologischen Haut-pH nicht beeinträchtigen, außerdem sollten hydrophile Formulierungen verwendet werden
- Tägliche Reinigung mit nonkomedogenen Produkten, die die Hautoberflächenlipide reduzieren und die bakterielle Besiedlung vermindern. Unter Umständen kann hier auch eine günstige Beeinflussung der Entzündungsreaktion erreicht werden
- Anwendung von Glykolsäure oder Salicylsäure zur Keratinolyse
- Manuelle Aknetherapie durch eine Kosmetikerin oder einen Kosmetiker einmal im Monat
MerkeDer physiologische pH der Haut beträgt 5,5.
Therapiemodule:
Man unterscheidet zwischen der topischen und systemischen Therapie. Topika finden Anwendung bei mildem Befall oder zur unterstützenden Behandlung, ergänzend zur Systemtherapie. Die Systemtherapie sollte bei mittelstarkem bis starkem Befall zum Einsatz kommen.
AchtungNach Erreichen der klinischen Besserung sollte die Behandlung nicht abrupt beendet werden. Eine Erhaltungstherapie, meist mit topischen Retinoiden, ist notwendig, um ein Rezidiv zu verhindern.
Topische Therapie
InfoDie topischen Therapien können auch in Kombination miteinander angewendet werden.
Antikomedogen und keratolytisch:
- Tretinoin, Isotretinoin, Adapalen, Azelainsäure, Salizylsäure
- Nebenwirkungen: Isotretinoin hat neben seiner teratogenen Wirkung weitere mögliche Nebenwirkungen wie Cheilitis, Xerosis cutis, Hyperlipidämie
und erhöhte Leberwerte, die ein regelmäßiges Monitoring erfordern
Antimikrobiell:
- Benzylperoxid (BPO), Azelainsäure, Zink, Desinfektion, topische Antibiotika
(Erythromycin, Clindamycin , Tetrazyklin ) - Die häufigsten Nebenwirkungen von BPO sind Hautirritationen wie Trockenheit, Rötung und Schuppung
- Orale Antibiotika
können gastrointestinale Beschwerden verursachen - Vor allem Minocyclin ist mit seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Lupus-ähnlichen Syndromen assoziiert
- Resistenzen bei P. acnes und S. aureus sind möglich
- Die Dauer der Monotherapie beträgt 4–6 Wochen
- Auch eine kombinierte Anwendung mit anderen Topika ist möglich, um z.B. sowohl die antikomedogenen als auch die antimikrobiellen Therapienasätze zu nutzen. Dann kann die Therapiedauer auf 6–8 Wochen verlängert werden
- In Studien hat die Kombination ihre Überlegenheit in Bezug auf Wirksamkeit und Reduktion entzündlicher Läsionen gezeigt
- Insgesamt gute Verträglichkeit
InfoSebosuppressive Topika sind in ihrer Wirkung derzeit nicht belegt.
Antiinflammatorisch:
- Benzylperoxid, Azelainsäure, topische Antibiotika
, Retinoide (v.a. Isotretinoin), Adapalen - Viele der Wirkstoffe, die auch antikomedogen oder antimikrobiell sind, wirken auch antiinflammatorisch
Systemische Therapie
Antibiotika
- Z.B. Tetrazykline
(Tetrazyclinhydrochlorid, Doxyzyclin, Minozyclin), Clindamycin , Trimethoprim/Sulfamethoxazol - Bei mittelstarkem bis starkem oder großflächigem Befall: Minocylcin, Doxycyclin, Erythromycin
Retinoide
- Z.B. Isotretinoin
- Wirken Sebosuppressiv, antikomedogen, indirekt antimikrobiell, antiinflammatorisch
- Retinoide
haben eine starke teratogene Wirkung, erfordern deshalb eine sichere Kontrazeption während - Die Nebenwirkungen sind aufklärungsbedürftig und erfordern das schriftliche Einverständnis der Patient:innen
Antiandrogene
- Z.B. Cyproteronactat, Chlormadinonacetat, Dienogest
InfoBei Frauen kann zusätzlich zur spezifischen Aknetherapie eine antiandrogene Therapie mit oraler Kontrazeption die Hauteffloreszenzen durch Hemmung der Androgene
lindern. Die Indikation sollte nicht leichtfertig gestellt werden, da die Nebenwirkungen der oralen Kontrazeption schwerwiegend sein können.
Therapie nach Schweregrad
Acne comedonica
Bei leichter Akne besteht die Therapie in der Regel aus topischen Präparaten:
Topische Retinoide
- Z.B. Adapalen, Tretinoin, Isotretinoin
- Diese fördern die Abschuppung und reduzieren die Bildung von Mikrokomedonen
- Sie sind die Mittel der Wahl bei komedonaler Akne
- Dosierungsbeispiel: Adapalen-Gel
Benzoylperoxid (BPO)
- Es wirkt antibakteriell und entzündungshemmend
- Dosierungsbeispiel: BPO
(im Wechsel mit Retinoiden)
Topische Antibiotika
- Aufgrund der Resistenzentwicklung wird die Monotherapie mit topischen Antibiotika
nicht empfohlen - Sie sollten nur in Kombination mit BPO oder Retinoiden angewendet werden
- Dosierungsbeispiel: Clindamycin
- Dosierungsbeispiel: Clindamycin
Acne papulopustulosa
Bei moderater Akne werden oft topische und systemische Therapien kombiniert:
MerkeTopische Retinoide
und Benzoylperoxid bleiben die Basistherapie.
Orale Antibiotika :
- Bei entzündlicher Akne sind orale Antibiotika
indiziert, in der Regel über einen Zeitraum von 3 Monaten - Doxycyclin
- Minocyclin
- Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, Hautreizungen mit Juckreiz
- Minocylcin kann Lupus-ähnliche Beschwerden auslösen, allerdings tritt diese Nebenwirkung sehr selten auf
- Doxycyclin
Antiandrogene Therapie:
- Bei Frauen kann die kombinierte orale Kontrazeption (Antiandrogene) eine wichtige Rolle spielen
- Präparate, die Gestagene
wie Dienogest oder Cyproteronacetat enthalten, sind besonders wirksam - Dosierungsbeispiel: Orale Kontrazeptiva z.B. Cyproteronacetat
- Dosierungsbeispiel: Orale Kontrazeptiva z.B. Cyproteronacetat
Acne conglobata
Bei schwerer Akne oder bei Therapieversagen auf vorherige Maßnahmen ist die systemische Therapie mit Isotretinoin indiziert:
Retinoide
- Isotretinoin:
- Es wirkt auf alle pathogenetischen Mechanismen der Akne und ist besonders bei schwerer nodulärer Akne indiziert
AchtungWegen der teratogenen Wirkung ist eine sichere Verhütung erforderlich, die auch einen Monat nach der Therapie weiter aufrechterhalten werden muss.
- Dosierungsbeispiel: Isoretinoin
- Wichtig ist eine regelmäßige Überwachung der Leberwerte und Lipide
während der Therapie
Exkurs: Retinoide
Retinoide
- Sie haben regulierende Wirkung auf Zellwachstum, Zelldifferenzierung und Zellapoptose
- Topische Retinoide
sind z.B. Adapalen, Tretinoin und Isotretinoin - Sie können als Cremes oder Gele angewendet werden, systemisch werden Retinoide
als Tabletten verabreicht
Indikationen
- Meist Hauterkrankungen, vor allem Fälle von Psoriasis, Acne und Ichtyose
- Krebserkrankungen
Kontraindikationen
- Schwere Lebererkrankungen oder Niereninsuffizienz
- Schwangerschaft oder Stillzeit
- Gleichzeitige Behandlung mit Tetrazyklinen
- Ekzeme
- Rosazea
AchtungRetinoide
dürfen nie zusammen mit Tetrazyklinen verabreicht werden. Beide Substanzklassen können den Hirndruck erhöhen. Die gleichzeitige Einnahme steigert somit das Risiko eines pseudotumor cerebri (idiopathische intrakranielle Hypertension). Dies wäre ein medizinischer Kunstfehler.
Häufig auftretende Nebenwirkungen
- Trockene Haut
- Xerostomie
- Cheilitis
- Pruritus
- Anstieg der Triglyzeride
- Glukose
oder Leberwerte im Labor - Stimmungsschwankungen
MerkeRetinoide
wirken teratogen, deshalb muss vor allem bei der oralen Einnahme immer eine sichere Kontrazeption gewährleistet sein, die auch nach Beendigung der Therapie temporär weitergeführt werden muss. Bei topischer Anwendung sollte aus Sicherheitsgründen ebenfalls sicher verhütet werden.
- Aufgrund des Nebenwirkungsspektrums ist eine regelmäßige Kontrolle der Leber
- und Nierenwerte indiziert
AchtungTeratogenität unter Retinoiden
Retinoide
haben ein hohes teratogenes Potenzial und können Schädigung von Leber und Niere hervorrufen. Patient:innen müssen neben dem regelmäßigen Monitoring der Organfunktion, über die Notwendigkeit einer sicheren Kontrazeption aufgeklärt werden. Diese muss auch nach Beendigung der Therapie für einen bestimmten Zeitraum weitergeführt werden. Je nach Präparat bestehen auch hier große Unterschiede:
- Acitretin (Einsatz unter anderem bei Psoriasis, Ichtyosis oder Lichen ruber planus) → 3 Jahre nach Beendigung der Therapie keine Schwangerschaft
- Isotretinoin (Einsatz unter anderem auch bei Acne vulgaris) → Einen Monat nach Beendigung der Therapie keine Schwangerschaft
Die sichere Kontrazeption gilt sowohl für männliche als auch für weibliche Patient:innen. Sowohl bei systemischer als auch bei topischer Therapie muss hierauf geachtet werden. Zwar haben Studien gezeigt, dass die Aufnahme der Wirkstoffmenge bei äußerer Anwendung sehr gering ist, trotzdem bleibt die Empfehlung bestehen.
Prognose
Acne vulgaris erfordert eine individuell angepasste Therapie, die sich nach Schweregrad und Hauttyp richtet. Ein frühzeitiger Therapiebeginn und eine konsequente Durchführung unter Mitarbeit der Patient:innen sind entscheidend für einen prognostisch guten Verlauf. Insbesondere durch die Stigmatisierung und der Befall von sichtbaren Hautarealen sind viele Patient:innen psychisch belastet. Auch diese Belastung sollte in der Behandlung thematisiert und regelmäßig evaluiert werden. Unter Umständen lohnt sich hier auch eine psychotherapeutische Mitbehandlung.
Prognoseverlauf
- Spontanverlauf
- Nach der Pubertät bilden sich in vielen Fällen die Akne zurück
- Persistierende Akne
- In 10-20%, besonders bei Frauen, bleibt die Akne bis ins Erwachsenenalter bestehen (Acne tarda)
- Verlauf ohne Therapie
- Eine Akne ohne Therapie kann zu langanhaltenden Entzündungen, Narbenbildungen, postinflammatorischer Hyperpigmentierung
und psychischer Belastung führen
- Eine Akne ohne Therapie kann zu langanhaltenden Entzündungen, Narbenbildungen, postinflammatorischer Hyperpigmentierung
Quellen
- S2k-Leitlinie Therapie der Akne, Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG)
- Acne vulgaris. In: MSD Manual – Professionelle Ausgabe für medizinisches Fachpersonal. Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-der-haut/akne-und-verwandte-erkrankungen/acne-vulgaris
- SpringerMedizin.de. Themenseite: Acne vulgaris. Verfügbar unter: https://www.springermedizin.de/acne-vulgaris/12084848-themenseite/18121634