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Anamnese in der Anästhesie

5 Minuten Lesezeit

Allgemeine Anamnese

In der Regel füllen die Patient:innen vorab selbstständig einen Anamnesebogen aus. Dieser fragt bereits anästhesierelevante Risikofaktoren ab und kann als Ausgangspunkt für die ausführliche anästhesiologische Anamnese verwendet werden. Die relevanten Befunde werden dann im Narkoseprotokoll dokumentiert.

 Tipp

Das Narkoseprotokoll bietet dir eine kompakte Übersicht über den gesundheitlichen Zustand der Patient:innen

DatenName, Geburtsdatum, Gewicht, Größe
SymptomeAktuelle Beschwerden und Symptome, OPQRST-Schema
AllergienWelche Allergie (Antibiotika, Lokalanästhetika, Latex)? Wie war die allergische Reaktion (Hautausschlag, Atemnot etc.)? Nach welcher Dauer trat die Reaktion auf? Allergiepass vorhanden?
MedikationDauer- und Bedarfsmedikation? Antikoagulation? Analgetika?
Patientenvorgeschichte

Vorerkrankungen (s.u.)?

Voroperationen? Welche Komplikationen traten auf (schwierige Intubation, Allergie, Blutungsneigung, PONV, Atembeschwerden)? Anästhesieausweis vorhanden?

RisikofaktorenDrogen? Alkoholismus? Nikotin? Familienanamnese?
SchwangerschaftMögliche Schwangerschaft bei Patientinnen?
Kardiopulmonale BelastbarkeitWie viele Etagen werden ohne Pause gepackt? Angabe in metabolischen Äquivalenten (MET)

Metabolische Äquivalente (METs): 

Metabolische Äquivalente dienen dem Vergleich von verschiedenen körperlichen Aktivitäten und können zur Beurteilung der kardiovaskulären Belastbarkeit herangezogen werden.

  • 1 MET entspricht dem Ruheumsatz
  • ≥4 MET wird ausreichende kardiovaskuläre Belastungsfähigkeit
  • <4 MET eingeschränkte Belastungsfähigkeit → Weitere kardiovaskuläre Diagnostik bei mittlerem bis hohen kardialen Risiko (bspw. Belastungs-EKG etc.) 
     
METAnamnese
1Ruheumsatz, keine Belastung möglich
2-3Gehen in der Wohnung/Ebene (300-400m), leichte Hausarbeit
4-5Treppensteigen (2 Etagen), kurze Strecke rennen
6-10Leichte sportliche Aktivitäten (Fahrradfahren, Schwimmen, Tanzen etc.), Gartenarbeit
>10Ausdauersport (Fußball etc.)
 Tipp

Eine gute kardiovaskuläre Belastbarkeit ist ein zuverlässiger Indikator für ein gutes perioperatives Outcome. Bei Patient:innen mit guter körperlicher Belastbarkeit sind daher in der Regel keine zusätzlichen präoperativen Untersuchungen erforderlich.

Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025
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