Zusammenfassung
Ein zentraler Venenkatheter (ZVK) wird typischerweise in eine große Vene wie die V. jugularis interna, die V. subclavia oder die V. femoralis
Indikationen
- Kontinuierliche Infusion von kreislauf- und herzwirksamen Medikamenten (bspw. Katecholamine
) - Infusion venenreizender und hyperosmolarer Substanzen: bspw. KCI-Lösung, Zytostatika
(Portsysteme bevorzugt), parenterale Ernährung - Peripherer Venenzugang nicht möglich: bspw. bei Hypothermie, Schock
, Verbrennungen - Dauerinfusionen: insbesondere vorteilhaft, wenn mehrere Medikamente über Perfusoren appliziert werden
- Ggf. Dialyse
oder Volumengabe: spezielle großlumige Katheter notwendig wie Shaldon- oder Demerskatheter - Weitere Vorteile: Blutgasanalyse
von zentralvenösem Blut , Bestimmung des zentralen Venendrucks (ZVK, erweitertes hämodynamisches Monitoring )
Kontraindikationen
AchtungIm Notfall bestehen keine absoluten Kontraindikationen!
- Pathologien im Punktionsbereich (Verbrennungen, Hauterkrankungen, Voroperationen, Bestrahlung, Thrombus in der zu punktierenden Vene)
- Blutungsneigung (hämorrhagische Diathese)
- Erhöhte Thromboseneigung (Thrombophilie)
- Operation im Punktionsbereich (MKG, HNO etc.)
- Vorliegen eines Lungenemphysems (z.B. bei COPD
) → Überblähung der Lunge mit erhöhtem Risiko für die Entstehung eines Pneumothorax (v.a. bei Punktion der V. subclavia) - Bekannte Allergien gegen Kathetermaterialien
TippDie „50er-Regel“ kann für die Beurteilung der Blutgerinnung verwendet werden. Eine relative Kontraindikation besteht bei Thrombozyten
<50.000/ul, Quick <50 %, aPTT >50 s, (Anti-Xa-Spiegel >0,3 IE/ml).
Lokalisationen
- V. jugularis interna
- V. subclavia
- V. femoralis
Vene | Punktionsort | Vorteile | Nachteile |
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V. jugularis interna |
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V. subclavia |
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V. femoralis |
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AchtungPatient:in sollte vor der ZVK-Anlage aufgeklärt worden sein und schriftlich eingewilligt haben!

TippZur Punktion der V. jugularis interna kann der/die Patient:in zur besseren Venenfüllung mit dem Oberkörper tief gelagert werden („Trendelenburg-Lagerung“). Bei beatmeten Patient:innen führt auch ein erhöhter PEEP
(“Positive End Expiratory Pressure“) zu einer besseren Venendarstellung (Cave: verminderter venöser Rückfluss zum Herzen). Beide Verfahren können nur dann eingesetzt werden, wenn sie von den Patient:innen hämodynamisch toleriert werden.
Material
- Fahrbarer Tisch als Ablage
- Schutzkittel, Haube und Mundschutz
- Sterile Handschuhe in passender Größe
- Hautdesinfektionsmittel
- Steriler Überzug für die Ultraschallsonde (US-Überzug)
- Sterile Kompressen
- Nahtmaterial und Nadelhalter
- 0,9 %ige Kochsalzlösung
- Bei wachem Patient:innen: Lokalanästhetikum
(5-10 ml z.B. 1% Xylocain® mit Lidocain ) - Steriles Basisset
- Abdecktuch für den Tisch
- Kleines Gefäß für Desinfektionsmittel
- Tupfer und Klemme zum Abwaschen
- Lochtuch für die Punktionsstelle
- Aufziehkanüle
- Punktionskanülen
- Spritzen
(für Lokalanästhesie und Venenpunktion) - ZVK-Set
- Punktionskanüle
- Führungsdraht mit Einfädelhilfe
- Dilatator
- Kleines Skalpell
- ZVK
- Gummiklemmen zur Fixation
Durchführung
- Indikationsstellung, Wahl eines geeigneten Zugangsweges, Ausschluss von Kontraindikationen, Patient:innenaufklärung
- Lagerung der Patient:innen (bei V. jugularis interna Oberkörpertieflage zur Verbesserung der venösen Füllung, Schutz vor Luftaspiration)
- Anziehen von Haube und Mundschutz, Durchführung einer hygienischen Händedesinfektion, Anziehen eines sterilen Kittels und von sterilen Handschuhen
- Vorbereitung der Materialien auf fahrbarem Tisch (alle Materialien sollten in der Reihenfolge ihrer Verwendung geordnet werden)
- Hautdesinfektion im Punktionsbereich mit Tupfern und Klemme, steriles Abdecken mit Lochtuch,
- Ultraschallsonde steril beziehen
- Lokalanästhesie bei wachen Patient:innen unter Ankündigung durchführen, Wirkeintritt abwarten
- Ultraschallgestützte Punktion mit einer auf die Kanüle aufgesetzten, mit NaCl gefüllten Spritze, Aspiration von dunkelrotem, venösem Blut
(hellrot: arteriell) - Seldinger-Führungsdraht über die Kanüle in die Vene vorschieben
- Punktionskanüle entfernen, Hautinzision, vorsichtige Dilatation des Stichkanals
- Katheter über Draht einführen, dabei den Draht immer fixieren
- Ggf. Lagekontrolle durch EKG
(s.u.) - Draht entfernen
- Prüfen der Durchgängigkeit aller Schenkel durch Aspiration von Blut
und Nachspülen aller Schenkel - Katheter mittels Naht fixieren, Pflaster applizieren
Lagekontrolle
- Ziel: Katheterspitze sollte herznah positioniert sein
- Bei vorliegendem Sinusrhythmus
kann eine Lagekontrolle mittels intrakardialem EKG (z.B. Alphacard®) erfolgen
→ Dazu wird über den Führungsdraht und unter laufendem EKG-Monitoring das EKG abgeleitet - Bewertung:
- Zu tiefe Lage: überhöhte P-Welle
→ Rückzug bis sich die P-Welle normalisiert - Korrekte Lage: normale P-Welle
→ ZVK kann in Position fixiert werden - Alternative: Röntgenthorax (Vorteil: gleichzeitig Ausschluss eines Pneumothorax
)
- Zu tiefe Lage: überhöhte P-Welle
- Alternative: Röntgenthorax (Vorteil: gleichzeitig Ausschluss eines Pneumothorax
)
- Weitere Kontrollen:
- BGA aus dem Katheter → Bei korrekter Lage: venöse Blutgase (↓pO2, ↑pCO2)
- Infusionsprobe: Infusion läuft frei ein (Bei arterieller Platzierung würde die Infusion aufgrund des höheren intraarteriellen Drucks nicht einlaufen)
Komplikationen
- Verletzung von benachbarten Strukturen:
- Pleurahöhle → Pneumothorax
- Arterielle Punktion → Blutung, Aneurysma spurium
- Ductus thoracicus
→ Chylothorax - Ganglion stellatum → Horner-Syndrom
- Plexus brachialis
→ Motorische oder sensible Störungen des Armes - N. vagus
- Trachea
- Ösophagus
- Pleurahöhle → Pneumothorax
- Blutung → Hämatothorax (v.a. bei Punktion der V. subclavia)
- Infektionen
- Embolie → Draht- oder Luftembolie
- Kardiale Komplikationen:
- Herzrhythmusstörungen
- Myokardperforation
- Perikardtamponade
AchtungNach einseitiger Fehlpunktion der V. subclavia darf die kontralaterale V. subclavia wegen der Gefahr eines Pneumothorax
nicht punktiert werden.
Quellen
- Prävention von Infektionen, die von Gefäßkathetern ausgehen, Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut
- Periphere und zentrale Venenkatheter, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene