Die Arteriosklerose beschreibt eine Verhärtung der Arterienwand unabhängig von der Genese. Die häufigste Ursache ist die Atherosklerose. Bei dieser kommt es zu einer Erkrankung der Intima mit einer Ablagerung lipidhaltiger Plaques. Hieraus resultiert eine Verengung der Gefäße und somit gegebenenfalls eine Ischämie der nachgeschalteten Versorgungsgebiete. Es resultieren Krankheitsbilder wie eine koronare Herzerkrankung, eine pAVK, ein ischämischer Schlaganfall oder ein Aortenaneurysma. Eine weitere Ursache, kann die Mönckeberg-Mediasklerose sein. Bei dieser kommt es zu einer Ablagerung von Calciumsalzen in der Tunica media mittelgroßer Arterien, insbesondere der Extremitäten. Sie ist mit Diabetes mellitus und chronischer Niereninsuffizienz assoziiert. Sie führt zu keiner pAVK, kann jedoch zu ähnlichen Symptomen führen. Sie tritt gehäuft mit der diabetischen Neuropathie auf.
Pathophysiologie
1. Chronische Endothelbelastung:
1.1. Hämodynamische Belastung:
Es kommt insbesondere lokal an Stellen mit ungeordneten bzw. besonderen Strömungsverhältnissen, wie z.B. an Gefäßgabelungen, zu einer Belastung des Endothels
Durch eine arterielle Hypertonie wird das gesamte Gefäßsystem belastet
1.2. Biochemisch-toxische Belastung:
Dyslipidämie mit erhöhten LDL-Konzentrationen
LDL innerhalb der Intima locken Makrophagen in die geschädigte Gefäßwand
Oxidiertes LDL wird von den Monozyten/Makrophagen mittels des Scavanger-Rezeptors phagozytiert. Aufgrund fehlender Feedbackmechanismen kommt es zu einer exzessiven LDL-Phagozytose und zu einer Transformation der Makrophagen zu sogenannten Schaumzellen. Diese werden zusammen mit extrazellulären Lipidablagerungen ab einem gewissen Stadium als Fatty Streaks makroskopisch sichtbar
Im Verlauf nekrotisieren die Schaumzellen und geben die phagozytierten Lipide frei
Es resultiert eine Schädigung der Gefäße durch die direkte Zytotoxizität der oxidierten Lipoproteine und die chronische Entzündungs- und Immunreaktion. Wachstumsfaktoren und proinflammatorischen Zytokine werden freigesetzt. Weiterhin werden weitere Monozyten und Leukozyten rekrutiert und es kommt zu einem Teufelskreis
Interleukine stimulieren die Einwanderung von Myofibroblasten aus der Media
Die Myofibroblasten werden zu Fibrozyten und bilden eine atheromatöse Kappe
Im Verlauf fällt Calcium aus, das zu einer Verhärtung der Gefäßwand führt
Neben der erhöhten LDL-Konzentration spielen auch verminderte HDL-Werte und erhöhte Werte von Lipoprotein (a) (= Lp(a)) eine Rolle in der Pathogenese der Atherosklerose
Homocysteinämie: erhöhte Homocystin-Konzentrationen bewirken eine Dysregulation des Lipidstoffwechsels, da sie die Apoptose fördern
Vorbestehende chronisch-entzündliche Erkrankungen wie z.B. rheumatoide Arthritis oder (aktuell noch nicht gänzlich erforscht) Infektionen
Exogene Toxine: insbesondere das Rauchen führt aufgrund einer Erhöhung freier Radikale und somit des oxidativen Stresses zu einer Atherosklerose
2. Chronische endotheliale Dysfunktion:
Aufgrund einer Insuffizienz der endothelialen NO-Synthase (= eNOS) und aufgrund des oxidativen Stresses (NO reagiert mit Sauerstoffsuperoxid zu Peroxinitrit) resultiert ein NO-Mangel
Aufgrund des NO-Mangels kommt es zu einer Störung der Funktionen des Gefäßendothels und somit der Thrombozytenaggregation und –adhäsion, der Monozyten- und Leukozytenadhäsion und der Regulierung der Gefäßpermeabilität und der Gefäßweite
Originalabbildungen von Servier Medical Art by Servier (https://smart.servier.com/), lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 3.0 Unported License: in der Abbildung e) wurde ein Teil der Abbildung entfernt.
3. Komplikationen:
Chronische Stenosierung: aufgrund des zunehmenden Wachstums der Plaques kommt es zu einer Verminderung des Gefäßdurchmessers
Akute Verschlüsse: akute Ruptur/Ulceration des Plaques führt zu einer Freilegung des nekrotischen Kerns und zu einer lokalen Thrombose oder einer Embolie
Info
Die instabilen Plaques liegen meistens bei einem Stenosegrad von unter 50 % vor. Sie weisen jedoch ein größeres Risiko für eine Ulceration oder Ruptur auf und führen daher häufiger zu akuten Gefäßverschlüssen wie z.B. im Rahmen eines ST-Strecken-Hebungsinfarktes (= STEMI). Die stabilen Plaques, bei denen der Stenosegrad des Gefäßes meistens über 50 % beträgt, weisen ein geringes Rupturrisiko auf. Dennoch können auch sie, z.B. bei einer hochgradigen Stenose zu einer koronaren Herzerkrankung (= KHK) und einer kardialen Ischämie führen.
Kalzifikation: Störung der Hämodynamik aufgrund einer Versteifung der Arterie
Aneurysma: durch eine Atrophie der Media und einem Verlust elastischer Fasern kann es zu einer Wandschwäche mit der Ausbildung eines Aneurysmas kommen
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Kardiovaskuläre Risikofaktoren
Kardiovaskuläre Risikofaktoren:
Dyslipidämie: insbesondere Hypercholesterinämie (vor allem Erhöhung von LDL) und Erhöhung von Lipoprotein (a)
Während sich die LDL-Spiegel durch eine Lebensstiländerung beeinflussen lassen, sind die Lipoprotein-a-Spiegel überwiegend genetisch bedingt und nahezu nicht durch Lebensstiländerungen beeinflussbar
Arterielle Hypertonie
Diabetes mellitus
Adipositas
Bewegungsmangel
Ungesunde Ernährung
Nikotinabusus
Weitere Risikofaktoren:
Genetische Vorbelastung: positive Familienanamnese (Verwandte/r ersten Grades mit atherosklerosebedingtem Ereigniss bei Männern vor dem 55. und bei Frauen vor dem 65. Lebensjahr)
Männliches Geschlecht
Hohes Lebensalter
Chronische Entzündungen (bereits geringe CRP-Erhöhung gilt als Risikofaktor): z.B. rheumatoide Arthritis
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Erkrankungen
Durch die Manifestation der Atherosklerose an den Gefäßen und der resultierenden Gefäßverengung oder den resultierenden akuten Gefäßverschlüssen aufgrund einer Plaqueruptur kann es zu Organschäden kommen. Da jedes Gefäß betroffen sein kann, kann die Atherosklerose jedes Organ schädigen.
Zu den atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen (= ASCVD) zählen unter anderem:
Koronare Herzkrankheit (inklusive Herzinfarkt und ischämischer Kardiomyopathie)
Die Symptome sind abhängig von der resultierenden Erkrankung. Es können belastungsabhängige Schmerzen (z.B. pectanginöse Beschwerden bei einer KHK oder Beinschmerzen bei einer pAVK), progrediente Funktionsstörungen (z.B. zunehmende Niereninsuffizienz oder Sensibilitätsstörungen) vorliegen. Bei einem akuten Gefäßverschluss können bei einem akuten Myokardinfarkt z.B. starke Brustschmerzen oder bei einem ischämischen Schlaganfall z.B. eine Hemiparese vorliegen.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Diagnostik
Zur Primärprävention (Verhinderung des Eintretens kardiovaskulärer Ereignisse) und zur Sekundärprävention (Verhinderung eines Progresses einer bereits bestehenden Erkrankung) kann eine Diagnostik zur Identifikation von Patient:innen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko oder zur Detektion von Folgeschäden durch die Atherosklerose erfolgen.
Kardiovaskuläres Risikoscreening Indikationen:
Einmaliges Screening auf Dyslipidämien bei allen Patienten (am besten bereits im Kindesalter) ➜ Patient:innen mit familiärer Hypercholesterinämie profitieren von einem frühen Therapiebeginn
Altersabhängiges Screening:Frauen ab dem 60. Lebensjahr und Männer ab dem 55. Lebensjahr (bei besonderen Risikofaktoren ggf. auch früher)
Bei vorhandenen Risikofaktoren (z.B. arterieller Hypertonie oder Diabetes mellitus) regelmäßiges Screening
Bei vorhandenen Symptomen oder anderen Hinweisen, die im Zusammenhang mit einer atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankung stehen können
Durchführung des Risikoscreenings:
Anamnese und körperliche Untersuchung: Frage nach Symptomen, Risikoverhalten (z.B. Nikotin oder Alkoholkonsum und Ernährung), Suche nach Hinweisen für eine atherosklerotisch bedingte kardiovaskuläre Erkrankung
Labor: Lipide (insbesondere Gesamtcholesterin, LDL, HDL und gegebenenfalls bei Verdacht Lipoprotein (a)), ggf. high-sensitive CRP
Einordnung des kardiovaskulären Risikos anhand verschiedener Scores:
Patienten, die an einer manifesten kardiovaskulären Erkrankung (z.B. Zustand nach einem akuten Myokardinfarkt), einem Diabetes mellitus, einer chronischen Niereninsuffizienz oder einer familiären Hypercholesterinämie leiden, weisen in der Regel ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko auf. Die Risikoscores können in diesem Fall auch zur Verlaufseinschätzung verwendet werden
Risikoscores berücksichtigen verschiedene Faktoren wie z.B. Alter, Geschlecht, Blutfettwerte, Raucherstatus, Blutdruck oder vorhandene kardiovaskuläre Erkrankungen
arriba Rechner für kardiovaskuläre Prävention: von der deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (= DEGAM) zur Nutzung im hausärztlichen Bereich empfohlen (siehe https://arriba-hausarzt.de/module/kardiovaskuläre-prävention)
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Therapie
Die Therapie hat das Ziel einer Verhinderung der Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen (= Primärprävention). Bei bereits bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen soll durch die Therapie ein Progress dieser verhindert werden (= Sekundärprävention). Die Therapie basiert auf der frühzeitigen Detektion und Therapie von Risikofaktoren.
Bei allen Patient:innen sollte zur Primär- und Sekundärprävention eine Lebensstilveränderung erfolgen. Bei einer unzureichenden Wirkung dieser oder einem hohen kardiovaskulären Risiko sollte zusätzlich eine medikamentöse Therapie erfolgen. Diese beläuft sich auf eine Lipidsenkung (z.B. durch Statine ➜ Reduktion der Cholesterinwerte und Plaquestabilisierung (aufgrund der plaquestabilisierenden Wirkung je nach Erkrankung auch unabhängig von den Bluttfettwerten)) und auf eine medikamentöse Therapie abhängig von den vorliegenden Risikofaktoren (z.B. antihypertensive Therapie bei einer arteriellen Hypertonie oder antidiabetische Therapie bei einem Diabetes mellitus). Weiterhin sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen erfolgen, um zu evaluieren, ob die Zielwerte erreicht wurden, eine Anpassung der Therapie notwendig ist und um mögliche Komplikation frühzeitig zu entdecken und zu behandeln.
Tipp
Die Grundlage der kardiovaskulären Prävention stellt die Lebensstilveränderung bei allen Patient:innen mit einem kardiovaskulären Risiko dar. In einigen Fällen profitieren auch einige Patient:innen, die keine Symptome haben von einer medikamentösen Therapie. In diesen Fällen ist eine besonders ausführliche Aufklärung und eine ausführliche Kommunikation mit den Patient:innen zur Sicherung der Compliance notwendig. Neben der medikamentösen Therapie bestehen insbesondere im Bereich der Anpassung des Lebensstils bei vielen Patient:innen Unklarheiten, die zu einer Incompliance führen können.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Lebensstilveränderung
Die Lebensstilveränderung zur Förderung der Gesundheit besteht aus mehreren Bausteinen. Folgende Maßnahmen tragen zu einer kardiovaskulären Prävention bei:
Nikotinkarenz
Gesunde Ernährung
BMI zwischen 20 und 25 Kg/m2 und Taillenumfang bei Frauen unter 80 cm und bei Männern unter 94 cm
Regelmäßige körperliche Aktivität
Folgend sind die wichtigsten Ziele und Maßnahmen zur kardiovaskulären Prävention dargestellt:
Rauchen
Ziel: Reduktion des Nikotinkonsums/komplette Karenz
Maßnahmen: z.B. Rauchentwöhnungsprogramme
Ungesunde Ernährung
Ziel:
Reduktion von Transfetten und gesättigten Fettsäuren ➜ stattdessen sollten ungesättigte Fettsäuren konsumiert werden
Reduktion des Kochsalzkonsums (NaCl <5 Gramm pro Tag)
Reduktion des Alkoholkonsums auf unter 10 Gramm pro Tag bei Frauen und unter 20 Gramm pro Tag bei Männern
Aktuell gibt es keine klare Evidenz für die Wirksamkeit einer Reduktion der Cholesterinzufuhr
Maßnahmen: traditionelle mediterrane Ernährung
Vermeidung industriell gefertigter Produkte
200 Gramm Obst und 200 Gramm Gemüse pro Tag
Zweimal Fisch pro Woche
30 Gramm Nüsse täglich
Bevorzugung von Vollkornprodukten gegenüber Weißmehl
Verzicht auf Süßgetränke (Softdrinks) und alkoholische Getränke
Übergewicht
Ziel:
BMI zwischen 20 und 25 Kg/m2
Insbesondere Vermeidung einer abdominellen Adipositas: Taillenumfang bei Frauen unter 80 cm und bei Männern unter 94 cm
Maßnahmen: bedarfsgerechte Kalorienzufuhr
Berechnung des individuellen Energiebedarfs:
Grundumsatz (Harris-Benedict-Formel) =
Männer: 66 + (13,7 x Körpergewicht in Kg) + (5 x Körpergröße in cm) – (6,8 x Alter in Jahren)
Frauen: 655,1 + (9,6 x Körpergewicht in Kg) + (1,8 x Körpergröße in cm) – (4,7 x Alter in Jahren)
Physical Activity Level (= PAL-Wert) =
Sitzend: wenig oder keine Bewegung = 1,2
Leicht aktiv: leichte körperliche Aktivität/1-3 Tage pro Woche Sport = 1,375
Mäßig aktiv: moderate körperliche Aktivität/3-5 Tage pro Woche Sport = 1,55
Sehr aktiv: starke körperliche Aktivität/6-7 Tage pro Woche Sport = 1,725
Sehr stark aktiv: sehr starke körperliche Aktivität/2-mal täglich Sport = 1,9
Täglicher Kalorienbedarf = Grundumsatz x PAL-Wert
Erstellung eines Ernährungsplans (ggf. niedrigkalorisch mit Kaloriendefizit)
Unzureichende körperliche Aktivität
Ziel:
Regelmäßige körperliche Aktivität
Je nach individuellem Leistungsniveau möglichst viel
Maßnahmen:
Steigerung der Alltagsaktivität (z.B. Treppensteigen statt Fahrstuhl fahren)
Moderate körperliche Aktivität über mindestens 30 Minuten fünf mal pro Woche (z.B. Radfahren/Schwimmen ➜ gelenkschonend; Walken; Wandern; Gartenarbeit)
Zusätzlich muskuläres Training: submaximales Kräftigungstraining ca. 20 Minuten 2 mal pro Woche
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Medikamentöse Therapie
Bei einer unzureichenden Wirkung der Lebensstilveränderung, einem hohen kardiovaskulären Risiko oder besonderen Indikationen können verschiedene Medikamente zur Primär- oder Sekundärprävention eingesetzt werden:
Lipidsenkung: Da LDL der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor für eine Atherosklerose ist, kommt der Reduktion von LDL, z.B. mit Statinen, eine wichtige Bedeutung zu. Es gibt eine gute Evidenzlage für die Wirksamkeit und Effektivität der LDL-Reduktion und gut verträgliche Medikamente
Antihypertensive Therapie: in Bezug auf die kardiovaskuläre Prävention sollten nach Möglichkeit normwertige Blutdruckwerte angestrebt werden (siehe arterielle Hypertonie)
Antidiabetische Therapie: bei einem vorhandenen Diabetes mellitus sollten HbA1c-Werte von unter 7,5 % angestrebt werden
Thrombozytenaggregationshemmung: eine Thrombozytenaggregationshemmung erfolgt meistens zur Sekundärprophylaxe bei einer bereits bestehenden kardiovaskulären Erkrankung. Das Medikament der ersten Wahl ist Acetylsalicylsäure (= ASS). In bestimmten Fällen, wie z.B. bei einem Z.n. Stentimplantation oder bereits vorliegender Antikoagulation kommen auch andere Thrombozytenaggregationshemmer zum Einsatz (siehe akutes Koronarsyndrom). Die Thrombozytenaggregationshemmung ist z.B. bei einer koronaren Herzerkrankung, nach einem Herzinfarkt, nach einem ischämischen Schlaganfall oder bei einer pAVK indiziert
Tipp
Die Lebensstilveränderung spielt nicht nur in der Therapie und Prävention im Rahmen der Atherosklerose eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Therapie und Prävention der Risikofaktoren wie z.B. der Hyperlipidämie, der arteriellen Hypertonie oder des Diabetes mellitus. Ein gesunder Lebensstil kann somit allen Personen empfohlen werden, unabhängig vom Gesundheitszustand.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Lipidsenkende Therapie
Die lipidsenkende Therapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil in der Prävention und Therapie der Atherosklerose. Den Grundstein bildet die Lebensstilveränderung. Reicht diese nicht aus, ist diese nicht möglich oder liegt ein hohes kardiovaskuläres Risiko vor, kann eine medikamentöse lipidsenkende Therapie eingeleitet werden. Das kardiovaskuläre Risiko und somit die Indikation für eine medikamentöse lipidsenkende Therapie kann anhand der zuvor dargestellten Scores abgeschätzt werden.
Intensität:
Die Intensität der medikamentösen Therapie orientiert sich an Zielwerten für das LDL-Cholesterin. Orientierend lässt sich sagen, je niedriger das LDL-Cholesterin ist, desto besser. Bei Patienten mit einem extrem hohen, sehr hohen oder hohen kardiovaskulären Risiko sollte der LDL-Wert um mindestens 50 % und unter 55 mg/dl (extrem hoch), unter 55 mg/dl (sehr hoch) oder unter 70 mg/dl (hoch) gesenkt werden. Die Minderung des LDL-Wertes um knapp 40 mg/dl kann das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse um etwa 22 % senken.
Therapieschema und Wirkstoffe:
Die medikamentöse Therapie sollte mit einem Statin begonnen werden. Dieses sollte ausdosiert werden bis der Zielwert erreicht ist. Es gibt Statine mit unterschiedlichen Wirkstärken. So senkt zum Beispiel Rosuvastatin den LDL-Wert effektiver als Simvastatin. Wenn ein Statin maximal ausdosiert wurde und der Zielwert noch nicht erreicht ist, kann ein Wechsel zu einem potenteren Statin erwogen werden. Ist der Zielwert trotz potentem Statin und hoher Dosierung nicht erreicht, sollte zusätzlich Ezetimib verschrieben werden. Zuletzt kann die Therapie mit einem PCSK9-Hemmer ergänzt werden.
Durch verschiedene Kombinationen der Lipidsenker lassen sich unterschiedlich starke Effekte erzielen:
Durch eine niedrigintensive Statintherapie kann eine Reduktion des LDL-Wertes um durchschnittlich 30 % erreicht werden. Ein hochintensive Statintherapie führt durchschnittlich zu einer Senkung von 50 %. Durch die Kombination von einem Statin, Ezetimib und einem PCSK9-Hemmer kann sogar eine LDL-Wert-Reduktion von durchschnittlich 85 % erreicht werden.
Nebenwirkungen:
Wichtige Nebenwirkungen der Statine sind die Statin-assoziierte Myopathie, bei der es zu Muskelschmerzen und im schlimmsten Fall zu einer Rhabdomyolyse kommen kann. Weiterhin sollte man bei Statinen beachten, dass diese sehr viele CYP-Interaktionen haben, da sie über CYP3A4 abgebaut werden. Rosuvastatin hat verhältnismäßig wenige CYP-Interaktionen. Ezetimib kann lebertoxisch sein und zu muskulären Beschwerden führen. PCSK9-Hemmer sind relativ teuer und müssen regelmäßig subkutan appliziert werden.
Tipp
Tipps Statintherapie
1. Vor dem Beginn einer Statintherapie sollte man die Blutfettwerte, sowie die Leberwerte und die CK überprüfen. Weiterhin sollte an eine Blutdruckmessung, eine Abnahme von HbA1c und ggf. eine Verordnung von ASS z.B. bei einer KHK gedacht werden.
2. Bei Therapiebeginn sollten die Statine langsam aufdosiert werden.
3. Bei einem relevanten Anstieg der ALT sollte die Dosis reduziert oder ggf. die Therapie abgebrochen werden. Bei einem Anstieg der CK um das 10-fache sollte die Therapie ebenfalls abgebrochen werden. Bei einer 4-fachen Erhöhung sollte das Statin für mehrere Wochen pausiert werden, anschließend kann der Wechsel auf ein anderes Statin erwogen werden.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Video
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Quellen
S3-Leitlinie Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK, Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften