Nicht alle Bakteriengattungen lassen sich einer Gram-Gruppe zuordnen. Aufgrund struktureller oder morphologischer Besonderheiten reagieren sie in der Gram-Färbung nicht klassisch positiv oder negativ, oder aber lassen sich unter dem Lichtmikroskop nur unzureichend darstellen. Sie werden als “gram-variabel”, bzw. “gram-labil” klassifiziert. Im folgenden Artikel werden sie als “Bakterien mit atypischem Gramverhalten” zusammengefasst.
Strukturelle Übersicht zu den Bakterien mit atypischem Gramverhalten
Zu Bakterien mit atypischem Gramverhalten gehören die folgenden Gattungen:
Spirochäten
Borrelia
Leptospira
Treponema
Rickettsien
Chlamydien
Mycobakterien
Mycoplasmen
Im folgenden Artikel werden alle der oben genannten Erreger einmal mit ihren wichtigsten Eigenschaften beschrieben. Genauere Informationen zu den einzelnen Erregern finden sich in den jeweils dazugehörigen Artikeln (im Ordner: Erreger mit atypischem Gramverhalten).
Merkspruch zu Bakterien mit atypischem Gramverhalten
Merke
Merkspruch
Mit dem folgenden Merkspruch kann das Erinnern der Erregergattungen leichter fallen:
„Borris schlürft leidenschaftlich Tee, Rick und Claus (mögen) Münzen aus Blei und Plastik.“
Die Merkhilfe kann thematisch in zwei Teile gegliedert werden. Der erste Teil bezieht sich auf die Spirochäten, als Untergruppe der Erreger mit atypischem Gramverhalten, und der zweite Teil umfasst die weiteren Erreger mit atypischem Gramverhalten.
Merkhilfe zu Spirochäten
„Borris schlürft leidenschaftlich Tee…" repräsentiert die Klasse der Spirochäten undkann mit folgenden Erregern assoziiert werden:
Borris: repräsentiert die Gattung der Borrelia
Schlürft: repräsentiert die Familie der Spirochäten
Leidenschaftlich: repräsentiert die Gattung der Leptospira
Tee: repräsentiert die Gattung der Treponema
Merkhilfe zu den atypischen Gramerregern
“…Rick und Claus (mögen) Münzen aus Blei und Plastik.” repräsentiert die weiteren Erreger:
Rick: repräsentiert die Gattung der Rickettsia
Claus: repräsentiert die Gattung der Chlamydia
Münzen: repräsentiert die Vorsilbe “Myco-”
Blei: repräsentiert die Gattung der Mycobakterien
Plastik: repräsentiert die Gattung der Mycoplasmen
Überblick Spirochäten
Zusammenfassung
Spirochäten (Spirochaetales) bilden eine Gruppe gramnegativer Bakterien, die sich durch ihre einzigartige Morphologie und Motilität auszeichnen.
Ihre charakteristischen Merkmale sind die schrauben- bzw. korkenzieherartig gewundene Form, sowie die ungewöhnliche Länge von 5-250 µm bei einem schmalen Durchmesser von 0,1-0,6 µm, welcher sie unter dem Standard Lichtmikroskop oft schwer darstellbar macht.
Zu den relevantesten humanpathogenen Spezies gehören die Gattungen “Borrelia spp.”,“Leptospira spp.” und "Treponema spp.". Ihre jeweils häufigsten Krankheitsbilder sind die Lyme-Borreliose, die Leptospirose, sowie Syphilis.
Taxonomie und Klassifikation
Strukturelle Übersicht der Spirochäten
Die Spirochäten umfassen mehrere Gattungen, wovon drei für den Menschen pathologisch sind:
Borrelia
Leptospira
Treponema
Merke
Merkhilfe zu den Spirochäten
“Borris sammelt leidenschaftlich Teebeutel.”
Borris mit Bart: Borrelien
Sammelt: Spirochäten
Leidenschaftlich: Leptospira
Teebeutel: Treponema
Eigenschaften
Morphoplogie
Form: schraubförmig, spiralig
Zellwand: dünne Peptidoglykanschicht
Außerhalb der Zellwand entspringen Endoflagellen von beiden Zellpolen in Richtung der Zellmitte,werden von äußerer Hüllmembran umgeben
Keine Kapsel, keine Sporenbildung
Charakteristik
Beweglichkeit: alle Spirochäten zeichnen sich durch ihre korkenzieherartig-roatatorische Bewegung aus
Zellinvasion: alle Spirochäten leben extrazellulär
Gramfärbung: alle Spirochäten sind gramnegativ, jedoch wegen ihres geringen Durchmessers unter dem Lichtmikroskop schwer darstellbar → alternative Färbemethoden zur Diagnostik
Sauerstoffbedarf: Erregerabhängig
Pathogenität und klinische Relevanz
Siehe Erregerabschnitte
Info
Weitere Informationen zu der Klasse “Spirochaetales”
Aufgrund des großen Umfangs wurde die Klasse der Spirochäten in einen eigenen Artikel ausgelagert. In den folgenden Artikeln werden die dazugehörigen Gattungen kurz und zusammengefasst beschrieben.
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Kurzfassung Borrelia spp.
Zusammenfassung
Merkhilfe Borrelia spp.
Borrelia spp. sind gramnegative, spiral-/schraubenförmige Bakterien und gehören zur Klasse der Spirochäten.
Sie leben obligat mikroaerophil und werden primär durch Vektoren wie Zecken oder Läuse auf den Mensch übertragen.
Zu den medizinisch wichtigsten Arten gehören Borrelia burgdorferi, der Erreger der Lyme Borreliose, Borrelia duttoniund Borrelia hermsii als Erreger des Zeckenrückfallfiebers, sowie Borrelia recurrentis, als Auslöser des Läuserückfallfiebers. Charakteristisch für Borrelia spp. ist ihre Fähigkeit, im menschlichen Körper zu persistieren und das Immunsystem zu umgehen, was zu chronischen Infektionen führen kann.
Die Diagnose erfolgt durch Klinik, Serologie und PCR.
Info
Abkürzung B.
Der Begriff “Borrelia” wird im weiteren Verlauf mit “B.” abgekürzt.
Info
Weitere Erklärungen
Genauere Informationen zum Erreger, sowie eine ausführlichere Erklärung der Merkhilfe finden sich im Artikel “Spirochäten”.
Endoflagellen und rotationsartige Fortbewegung: ermöglichen Eindringen in intaktes Gewebe, sowie in schwer erreichbare Nischen
Antigenvariation: erschwert dem Immunsystem die Detektion und Eliminerung der Erreger
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Infektionsweg
Therapie
B. hermsii
Zeckenrückfallfieber
Übertragung durch Lederzecken
Tetracyclin
Doxycyclin
Erythromycin
B. burgdorferi
Lyme Borreliose
Übertragung durch Schildzecken
Meist nach 24-48 h Kontakt
Im frühen Stadium:
Doxycyclin
Amoxicillin
Im disseminierten Stadium:
Doxycyclin in höherer Dosis
Ceftriaxon
B. recurrentis
B. duttoni
Läuserückfallfieber
Übertragung durch Kopf- und Kleiderläuse
Standard: Doxycyclin
Ggf. Erythromycin
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Kurzfassung Leptospira spp.
Zusammenfassung
Merkhilfe Leptospira spp.
Leptospira spp. sind dünne, gramnegative Bakterien, die zur Klasse der Spirochäten gehören. Sie leben obligat aerob und finden sich in aquatischen Umgebungen sowie im Urin infizierter Tiere.
Die Übertragung auf den Mensch erfolgt häufig durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder infizierten Tieren.
Zu den medizinischen relevanten Spezies zählt Leptospira interrogans, Erreger der Leptospirose, einr potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung, die von grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schwerem Organversagen reichen kann (Weil-Syndrom).
Info
Abkürzung “L.”
“Leptospira” wird im weiteren mit “L.” abgekürzt.
Info
Weitere Erklärungen
Genauere Informationen zum Erreger, sowie eine ausführlichere Erklärung der Merkhilfe finden sich im Artikel “Spirochäten”.
Saprophytische Spezies: Leptospira biflexa (leben frei in der Umwelt, nicht pathogen)
Weitere Charakteristika
Sauerstoffbedarf: aerob
Pathogenität:
Endoflagellen und rotationsartige Fortbewegung: ermöglich das Eindringen in intaktes Gewebe, sowie in schwer erreichbare Nischen
Gewebeinvasion: durch enzymatischen Abbau der extrazellulären Matrix
Antigenvariation: erschwert dem Immunsystem die Detektion und Eliminierung der Erreger
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Reservoir
Infektionsweg
Therapie
L. interrogans
Leptospirose
Nagetiere
Wild-, Nutztiere
Teilsweise Haustiere, v.a. Hunde
Über mit Tierurin kontaminiertes Material, V.a. Wasser, Schlamm
Selten Mensch-zu Mensch (über Flüssigkeiten)
Frühphase, leichte Krankheitsverläufe:
Doxycyclin
Schwere Leptospirose:
Ceftriaxon
Penicillin G
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Kurzfassung Treponema spp.
Zusammenfassung
Merkhilfe Treponema spp.
Die Gattung “Treponema spp.” umfasst dünne, spiralig geformte Bakterien, die der Ordnung der Spirochäten zugehören.
Sie sind gramnegativ und wachsen in mikroaerophilen oder anaeroben Umgebungen. Weiterhin kennezeichnend sind ihre langsame Teilungsrate, sowie ihre Fähigkeit zur Persistenz im Wirt.
Zu den klinisch wichtigsten Vertretern zählt Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis, sowie weitere Arten, die für nicht-venerische Teponematosen (z.B. Pinta) verantwortlich sind.
Die Übertragung erfolgt überwiegend durch direkten Kontakt, meist sexuell oder durch Hautkontakt.
Info
Abkürzung “T.”
“Treponema” wird im weiteren mit “T.” abgekürzt.
Info
Weitere Erklärungen
Genauere Informationen zum Erreger, sowie eine ausführlichere Erklärung der Merkhilfe finden sich im Artikel “Spirochäten”.
Endoflagellen und rotationsartige Fortbewegung: ermöglich das Eindringen in intaktes Gewebe, sowie in schwer erreichbare Nischen
Gewebeinvasion: durch enzymatischen Abbau der extrazellulären Matrix
Immunevasion: durch fehlendes LPS auf der Zelloberfläche, sowie wenig Oberflächenantigene →Immunsystem kann Erreger nicht gut identifzieren, Reaktion und Eliminierung daher langsam
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Infektionsweg
Therapie
T. pallidum subsp. pallidum
Syphilis
Sexuell
Kongenital, transplazentar
Selten durch Blut / kotaminierte Gegenstände
Erste Wahl:
Benzathinpenicillin G
Bei Penicillin-Allergie:
Doxycyclin
Erythromycin
T. pallidum subsp. endemicum
Endemische Syphilis / Bejel
Enger Kontakt innerhalb Gemeinschaften
Über infizierte Gegenstände
1mal-Gabe von Azithromycin
Alternativ: Penicillin, Doxycyclin
Info
Differentialnamen Syphilis
Syphilis wird auch bezeichnet als:
Lues (venerea)
Harter Schanker
Morbus Schaudinn
Schaudinn-Krankheit
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Kurzfassung Rickettsien
Zusammenfassung
Merkhilfe zu “Rickettsia spp.”
Rickettsia spp. sind weltweit verbreitete, pleomorphe, gramnegative Bakterien, mit obligat intrazellulärem Lebensstil. Da sie wichtige Stoffwechselwege verloren haben, sind sie auf die Versorgung durch die Wirtszelle angewiesen. Diese Eigenschaft macht ihre Kultivierung im Labor schwierig.
Sie sind vor allem als Erreger von Zoonosen bekannt und werden durch Arthropoden (z. B. Zecken, Läuse, Milben, Flöhe) auf den Menschen übertragen. Durch sie ausgelöste Infektionen (Rickettsiosen) reichen von milden fieberhaften Erkrankungen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Typische Krankheitsbilder umfassen das Rocky-Mountain-Fleckfieber, den epidemischen und murinen Typhus sowie das Tsutsugamushi-Fieber.
Rickettsien infizieren hauptsächlich Endothelzellen und verursachen vaskuläre Entzündungen, welche für viele der klinischen Symptome, wie Fieber, Hautausschläge und in schweren Fällen Multiorganversagen, verantwortlich sind.
Zeckenbissfieber-Gruppe (Spotted Fever Group, SFG): zahlreiche Spezies, darunter:
R.rickettsii
Morphologie
Form: kokkoid oder kurz-stäbchenförmig
Zellwand: sehr dünne Peptidoglykanschicht, äußere Membran mit wenig Lipopolysaccharid
Keine Kapsel, keine Sporen
Zellwandaufbau Vergleich: gramnegative Erreger vs. Rickettsien
Eigenschaften
Beweglichkeit: keine aktive Beweglichkeit wegen fehlender Geiseln; intrazelluläre Bewegung entlang Zytoskelett der Wirtszelle
Zellinvasion: obligat intrazellulär
Gramfärbung: gramnegativ, aber schwaches Gramverhalten wegen dünner Peptidoglykanschicht
Sauerstoffbedarf: obligat aerob
Pathogenität
Die Pathogenität der Rickettsien ergibt sich aus einer Kombination der folgenden Eigenschaften:
Fähigkeit zur Zellinvasion und intrazelluläre Vermehrung
Schädigung des Wirtsgewebes
→ Im Mittelpunkt: enge Interaktion mit Endothelzellen, führt zu Vaskulitis und daraus resultierenden systemischen Auswirkungen
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Infektionsweg
Therapie
R. prowazekii (TG)
Epidemisches Fleckfieber
Vektor: Kleiderlaus
Übertragung durch Kot infizierter Kleiderläuse
Doxycyclin
R. typhii (TG)
Endemisches (murines) Fleckfieber
Vektor: Flöhe
Übertragung durch Biss/Kot
R. rickettsii
Rocky-Mountain-Fleckfieber
Vektor: Zecke
Übertragung durch Biss/Kot
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Kurzfassung Chlamydien
Zusammenfassung
Merkhilfe Chlamydia spp.
Die Gattung Chlamydiaspp. umfasst gramnegative, obligat intrazellulär lebende Bakterien, die aufgrund ihres kleinen Genoms und ihres speziellen Lebenszyklus auf die Wirtszelle angewiesen sind.
Sie durchlaufen zwei Entwicklungsstadien: das infektiöse Elementarkörperchen (EK) und das metabolisch aktive Retikularkörperchen (RK).
Chlamydia spp. ist verantwortlich für eine Vielzahl von Infektionen beim Menschen, darunter sexuell übertragbare Krankheiten (C.trachomatis), respiratorische Infektionen (C. pneumoniae) und zoonotische Infektionen (C. psittaci). Diese Erreger können akute und chronische Krankheitsbilder verursachen, oft mit einer asymptomatischen Verlaufsform.
Genom: kompakt, zirkulär, zusätzlich häufig Plasmid
Beweglichkeit: Unbeweglich aufgrund fehlender Geiseln
Zellinvasion: obligat intrazellulär
Gramfärbung: gramnegativ, Gramfärbung für diagnostische Zwecke wenig relevant
Sauerstoffbedarf: obligat aerob
Pathogenität
Lipopolysaccharide (LPS) auf äußerer Membran: wirken als Endotoxine proinflamatorisch
Elementarkörperchen und intrazelluläre Ansiedelung: führt zu Umgehung der Immunantwort
Info
Besonderheiten: Entwicklungszyklus
Chlamydia-Spezies durchlaufen einen komplexen Lebenszyklus mit zwei unterschiedlichen Entwicklungsstadien:
Elementarkörperchen (EB):
Infektiöse Form
Metabolisch inaktiv (können sich nicht teilen) → EBs werden in die Wirtszelle aufgenommen und beginnen dort ihre Vermehrung
Retikularkörperchen (RB):
Nicht-infektiöse Form
Metabolisch aktiv: Verantwortlich für die Vermehrung innerhalb der Wirtszelle
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Reservoir
Infektionsweg
Therapie
C. trachomatis →Serotypen A, B, Ba, C
Trachom (chronische Konjunktivits)
Mensch
Schmierinfektion
1mal-Gabe von Azithromycin
Alternativ: Doxycyclin
C. trachomatis →Serotypen D-K
Urogenitale Infektionen
Neugeborenen Konjunktivitis
Atypische Pneumonie bei Neugeborenen
Sexuell
Perinatal
C. trachomatis →Serotypen L1, L2, L3
Lymphogranuloma venerum
C. pneumoniae
Atypische Pneumonie
Pharyngitis
Bronchitis
Tröpfcheninfektion
Doxycyclin
C. psittaci
Psittakose / Ornithose →Atpyische Pneumonie
Vogel
Inhalation von Aerosolen aus infiziertem Material
Info
Chlamydia als STD (Sexually transmitted disease)
Chlaymdia trachomatis, Serotyp D-K, ist die häufigste sexuell übertragene Infektion weltweit.
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Kurzfassung Mykobakterien
Zusammenfassung
Merkhilfe zu “Mycobakteria spp.”
Mykobakterien sind grampositive, säurefeste Bakterien, die aufgrund ihrer komplexen Zellwand, die reich an Mykolsäuren ist, besondere Resistenz gegen chemische und physikalische Einflüsse aufweisen.
Sie umfassen über 150 bekannte Arten, darunter bedeutende pathogene Vertreter wie Mycobacterium tuberculosis (Erreger der Tuberkulose) und Mycobacterium leprae (Erreger der Lepra).
Einige fakultativ pathogene Mykobakterien werden unter NTM (=nichttuberkulöse Mykobakterien), beziehungsweise MOTT (Mycobacteria other than tuberculosis) zusammengefasst und sind häufig ubiquitäre Umweltkeime, die opportunistische Infektionen bei immunsupprimierten Personen verursachen können. Sie erzeugen keine Tuberkulose und kein Lepra.
Mykobakterien zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, innerhalb von Makrophagenzu überleben und sich zu vermehren, was eine effektive Immunabwehr behindert. Des Weiteren leben sie obligat aerob und wachsen langsam, was Diagnostik und Therapie erschwert.
Die Therapie mykobakterieller Infektionen ist aufgrund ihrer internen Resistenzmechanismen oft langwierig und erfordert spezifische Antibiotikakombinationen.
Info
Abkürzung “Mb.”
“Mycobacterium” wird im weiteren mit “Mb.” abgekürzt. Dies dient der Unterscheidung von “Mp.” für “Mycoplasma”, da es einige namensgleiche Erreger, z.B. Mycoplasma bovis und Mycobacterium bovis, in beiden Gattungen gibt (siehe nachfolgender Abschnitt).
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Kurzfassung Mycoplasmen
Zusammenfassung
Merkhilfe zu Mycoplasma spp.
Mycoplasma spp. ist eine Gruppe minimalistisch ausgestatteter, zellwandloser Bakterien der Klasse Mollicutes. Sie gehören zu den kleinsten selbstreplizierenden Organismen.
Mykoplasmen sind fakultativ oder strikt parasitär und leben extrazellulär, interagieren jedoch durch Toxinfreisetzung stark mit den umliegenden Wirtszellen. Sie besiedeln eine Vielzahl von Wirten, einschließlich Menschen, Tiere und Pflanzen. Zu den typischen, durch sie verursachten Erkrankungen, gehören die atypische Pneumonien (Mp. pneumoniae), urogenitale Infektionen (Mp. genitalium, Mp. hominis) und chronische Entzündungen. Pathogenitätsfaktoren umfassen Adhäsine, Toxine wie das CARDS-Toxin, sowie die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies.
Als zelluläre Besonderheiten weisen sie ein kleines Genom auf und sind dadurch von großem Interesse für die synthetische Biologie. Das Fehlen einer Zellwand macht sie resistent gegenüber Antibiotika der Beta-Lactam-Klasse. Die anitbiotische Behandlung erfolgt mit Makrolid-Antibiotika, Tetracyclinen oder Fluorchinolonen.
Info
Abkürzung “Mp.”
“Mycoplasma” wird im weiteren mit “Mp.” abgekürzt. Dies dient der Unterscheidung von “Mb.” für “Mycobaterium”, da es einige namensgleiche Erreger, z.B. Mycoplasma bovis und Mycobacterium bovis, in beiden Gattungen gibt (siehe vorheriger Abschnitt).
Zellschädigung durch Phospholipasen: Membranschädigung
Inflammation durch Oxidativen Stress und Lipoproteine
Klinische Relevanz
Erreger
Krankheitsbild
Reservoir
Infektionsweg
Therapie
Mp. pneumoniae
Atypische Pneumonie
Mensch (Atemwege)
Tröpfcheninfektion
Erste Wahl: Azithromycin (CAVE: zunehmende Resistenzen)
Alternativ: Doxycyclin, Fluorchinolone
Mp. genitalium
Urethritis
Beckenentzündung
Mensch (Genitaltrakt)
Sexuell
Azithromycin
Ggf. Fluorchinolone
Mp. hominis
Opportunistische Infektionen
Physiologische Keimflora
Sexuell, perinatal
1mal-Gabe Doxycyclin
Alterantiv: 1mal-Gabe Azithromycin
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28265270/, Abgerufen 28.12.2024 Tracy K., Baumgarth N. (Feb 2017): "Borrelia burgdorferi Manipulates Innate and Adaptive Immunity to Establish Persistence in Rodent Reservoir Hosts.", DOI: 10.3389
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27525653/, Abgerufen 28.12.2024 Bentemps-Gallo S., Lawrence K., Gherardinin F (Aug. 2016): "Two Different Virulence-Related Regulators Pathways in Borrelia burgdorferi", DOI: 10.1371
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8001052/, Abgerufen 28.12.2024 Anderson C., Brissette C., (März 2021): "The Brilliance of Borrelia: Mechanisms of Host Immune Evasion by Lyme Disease-Causing Spirochaetes", DOI: 10.3390
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24119770/ Abgerufen 04.12.2024 Paper: Non-human sources of Mycobacterium tuberculosis, Ramzi Ghodbane, Michel Drancourt, DOI: 10.1016
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9621200/ Abgerufen 04.12.2024 Paper: Mycobacterium tuberculosis infection as a zoonotic disease: transmission between humans and elephants, K. Michalak et al, DOI: 10.3021
https://journals.asm.org/doi/10.1128/iai.72.10.5676-5686.2004, Aberufen 05.12.2024 Paper: Die glykanreiche Außenschicht der Zellwand von Mycobcaterium tuberculosis fungiert als antiphagozytische Kapsel und begrenzt die Assoziation des Bakterium mit Makrophagen, Richard W. Stokes et al., DOI: 10.1128
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36162031/ Paper: Diagnostik und Therapie von Mycobacterium-marinum-Infektionen: Ergebnisse einer retrospektiven monozentrischen Studie, K. Strobel et al, DOI: 10.1111, Abgerufen 06.12.2024
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7565387/, Abgerufen 22.12.2024 Benedetti F., Curreli S., Zella D., Sept. 2020: Interaktion zwischen Mykoplasmen und Wirt: Entzündungsmechanismen und ihre Verbindung zur zellulären Transformation, DOI: 10.3390