Zusammenfassung
Kleidung spielt eine wesentliche Rolle in unserem Alltag. Durch sie vermitteln wir anderen Menschen etwas über uns selbst oder die Situation, in der wir uns gerade befinden. Manche Menschen sind aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen, wie einer Hemiparese nach einem Schlaganfall, darauf angewiesen, dass ihnen andere beim An- oder Ausziehen der Kleidung helfen. Damit nicht nur Pflegekräfte, sondern auch Mitarbeitende des Rettungsdienstes gezielt helfen können, erklärt dieser Artikel die wichtigsten Methoden zur Unterstützung beim An- und Auskleiden.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Beim An- und Auskleiden unterstützen etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Beschreibung des Szenarios:
- Stichwort: Krankentransport (KTW)
- Ort: Seniorenresidenz Sonnenblick, Zimmer 207
- Alarmzeit: 10:15 Uhr
- Anrufer:in: Pflegepersonal der Seniorenresidenz
- Anzahl der Betroffenen: 1
- Zusatzinfo:
- Patientin benötigt Unterstützung beim Transfer, da sie Schwierigkeiten beim Gehen hat
- Eingeschränkte Mobilität
aufgrund einer neurologischen Erkrankung
Lageeinweisung vor Ort (für KTW):
Beim Eintreffen meldet sich die Besatzung bei der Pflegekraft. Die Patientin, Frau Müller (78 Jahre), hat einen Termin zur kardiologischen Untersuchung im Stadtklinikum und ist seit einem Schlaganfall vor zwei Jahren in ihrer Mobilität
Die Patientin ist wach, orientiert und ansprechbar. Es besteht keine akute Verschlechterung des Gesundheitszustands. Laut Pflegepersonal ist kein Sauerstoff oder Monitorüberwachung erforderlich. Persönliche Unterlagen, Überweisung und Medikamentenplan liegen bereit. Die Pflegekraft hat noch nicht mit euch gerechnet, da der Transport eigentlich erst für 10:45 Uhr bestellt worden war. Sie muss Frau Müller noch beim Ankleiden unterstützen und ihr bietet eure Hilfe an.

Funktionen von Kleidung
Kleidung verrät viel über eine Person. Die Funktion der Kleidung hängt davon ab, was ein Mensch nach außen tragen möchte. Sie ist zudem immer an die jeweilige Situation, z.B. die Wetterlage, angepasst.
Beispielsweise kann die Kleidung Informationen geben über:
- Die Stimmung, z.B. schwarze Kleidung bei Trauer
- Den Beruf, z.B. berufstypische Kleidung von Pflegepersonal oder Mitarbeitenden des Rettungsdienstes
- Den Status, z.B. Markenkleidung kann den sozialen Status einer Person anzeigen
- Die Religionszugehörigkeit, z.B. das Tragen eines Kopftuchs bei muslimischen Frauen oder eines Kreuzes bei Christen
MerkeDer Wechsel von Kleidungsstücken soll den Transport in eine Klinik nicht unnötig verzögern. Jedoch ist die Wahl geeigneter Kleidung sinnvoll, um das Wohlbefinden zu steigern oder ein gesundes Maß an Körperhygiene (z.B. nach Einnässen) zu wahren.
Grundsätze beim An- und Auskleiden
Der Unterstützungsbedarf hängt von der Beweglichkeit der Patient:innen ab. Diese kann durch gesundheitliche Probleme, wie einen Schlaganfall, verringert sein.
MerkeDer Grundsatz lautet: Pflegekräfte sollten die Patient:innen so weit wie nötig unterstützen, gleichzeitig aber ihre Selbstständigkeit bestmöglich fördern.
An die Situation der Patient:innen angepasste Kleidung, z.B. mit weiten Halsausschnitten oder Oberteile, die vorne geöffnet werden können, erleichtern das An- und Auskleiden und die Unterstützung durch die Pflegekraft.
Wenn die Patient:innen Unterstützung beim An- und Auskleiden benötigen, sollten folgende Grundsätze beachtet werden:
- Berücksichtigung der Vorlieben und Wünsche der Patient:innen
- An die Bedürfnisse und die Situation angepasste Kleidung
- Druckstellen durch z.B. Knöpfe oder Reißverschlüsse sollten vermieden werden
- Hautfreundliche und an die Temperatur angepasste Kleidung nutzen
- Leichte Zugangsmöglichkeiten, z.B. bei liegenden Zugängen oder PEG
- Wahrung der Intimsphäre, z.B. weite Hosen zum Verbergen eines Beinbeutels
- An hygienische Anforderungen angepasste Kleidung nutzen, z.B. bei infektiösen Hauterkrankungen
- Patientenhemden („Flügelhemden“) nur verwenden, wenn die Patienten auf der Intensivstation liegen, noch sehr viele Zugänge und Drainagen haben oder keine saubere, geeignete eigene Wäsche zur Verfügung steht
- Patientenhemden sind keine adäquaten Kleidungsstücke und sichern nur schnell Zugangswege für diagnostische oder therapeutische Maßnahmen
- Patient:innen sollten also nach Möglichkeit immer die eigene Kleidung tragen
- Ist keine eigene Wäsche mehr vorhanden, sollten Angehörige gebeten werden, frische Wäsche vorbeizubringen
Beim An- und Auskleiden unterstützen
Prüfungswissen
Funktionen der Bekleidung:
- Kleidung als Ausdrucksmittel
- Informationen durch Kleidung:
- Stimmung: z.B. schwarze Kleidung bei Trauer
- Beruf: z.B. typische Kleidung im Pflege- und Rettungsdienst
- Status: z.B. Markenkleidung als Symbol für sozialen Status
- Religionszugehörigkeit: z.B. Kopftuch bei muslimischen Frauen
- Funktion der Kleidung: Abhängig von der gewünschten Außendarstellung und der jeweiligen Situation (z.B. Wetterlage)
Grundsätze beim An- und Auskleiden:
- Angepasste Kleidung erleichtert das An- und Auskleiden (z.B. weite Halsausschnitte, vorne zu öffnende Oberteile)
- Grundsätze bei Unterstützung:
- Vorlieben und Wünsche der Patient:innen berücksichtigen
- Kleidung an Bedürfnisse und Situation anpassen
- Druckstellen vermeiden (z.B. durch Knöpfe, Reißverschlüsse)
- Hautfreundliche, witterungsgemäße Kleidung wählen
- Leichte Zugangsmöglichkeiten für medizinische Geräte sicherstellen (z.B. PEG
, Zugänge) - Intimsphäre wahren (z.B. weite Hosen zum Verbergen eines Beinbeutels)
- Hygienische Anforderungen beachten, besonders bei infektiösen Hauterkrankungen
- Patientenhemden („Flügelhemden“) nur in Ausnahmen verwenden (z.B. Intensivstation, viele Zugänge, keine eigene Wäsche)
- Eigene Kleidung bevorzugen, Angehörige um frische Wäsche bitten, falls erforderlich
Beim An- und Auskleiden unterstützen:
- Ankleiden:
- Oberteile anziehen:
- Beginne am weniger beweglichen Arm
- Ziehe das Oberteil über beide Arme so weit wie möglich nach oben
- Zum Schluss das Oberteil über den Kopf und den Oberkörper nach unten ziehen
- Hosen anziehen:
- Hosenbeine zusammenraffen und über beide Füße so weit wie möglich nach oben ziehen
- Patient:innen Brücke machen lassen
- Die Hose weiter nach oben ziehen
- Reißverschluss sowie Knöpfe schließen
- Oberteile anziehen:
- Auskleiden
- Oberteile ausziehen:
- Oberteil über den Oberkörper so weit wie möglich nach oben ziehen
- Dann über den Kopf sowie beide Arme ausziehen → beim Auskleiden erst über den beweglicheren und dann den unbeweglicheren Arm
- Hosen ausziehen:
- Reißverschluss und Knöpfe öffnen
- Patient:innen Brücke machen lassen
- Die Hose so weit wie möglich herunterziehen und über beide Füße ausziehen
- Oberteile ausziehen:
Quellen
- Al-Abtah et al.: I care Pflege. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41828-8
- Bei der Körperpflege unterstützen. Grundlagen der Pflege für die Aus-, Fort- und Weiterbildung, Heft 37 aus 2014, Prodos Verlag