Ein 75-jähriger Patient, Herr M., mit langjähriger COPD (GOLD IV) wird von seiner Ehefrau in die Notaufnahme gebracht. Er klagt seit drei Tagen über zunehmende Atemnot, produktiven Husten mit gelb-grünlichem Auswurf und Müdigkeit. Er fühle sich seit dem Vortag zunehmend benommen, habe aber weiterhin fünf Liter Sauerstoff pro Minute über eine Nasenbrille verwendet.
Bei Eintreffen in der Notaufnahme ist er somnolent, spricht nur in kurzen Sätzen und atmet relativ flach. Seine Atemfrequenz beträgt 18/min, der Blutdruck 130/75 mmHg, die Herzfrequenz 90/min, und die SpO₂ liegt bei 99 %unter laufender Sauerstoffgabe von 5 L/min.
Eine kapilläre BGA wird durchgeführt.
Orientierungshilfe
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Auswertung
Akute Exazerbation einer COPD mit ausgeprägter Hyperkapnie und chronischer Kompensation
Blutgase: Der pO₂-Wert ist unter einer Sauerstoffgabe erhöht. Der pCO₂-Wert ist stark erhöht. Es liegt eine Hyperkapnie vor.
Säure-Basen-Status: Der pH-Wert von 7,275 zeigt eine Azidose an. Der erhöhte pCO₂-Wert deutet auf eine respiratorische Ursache hin. Die respiratorische Azidose ist teilweise metabolisch kompensiert. Dies lässt sich am erhöhten HCO₃⁻ und am erhöhten Base Excesserkennen. Die teilweise metabolische Kompensation spricht für eine chronische CO2-Retention.
Oxymetrie: Trotz der hohen Sauerstoffsättigung unter O2-Gabe, besteht eine schwere Hyperkapnie, was für eine Ventilationsstörung (typisch bei COPD) spricht. Der geringe Hämatokrit und der niedrige Hb-Wert weisen auf eine Anämie hin.
Elektrolyte: Die Hypernatriämie und die Hyperchlorämie deuten auf eine Dehydration oder eine exzessive Natriumzufuhr hin. Weiterhin liegen eine leichte Hypokaliämie und eine leichte Hypocalcämie vor. Diese könnten durch medikamentöse Einflüsse (z. B. Diuretika) begünstigt sein.
Metabolite: Die Hyperglykämie könnte eine Stresshyperglykämie sein. Der Laktat- und Bilirubinwert sind normal.
Beurteilung: Der Patient leidet an einer akuten Exazerbation seiner COPD mit stark erhöhter pCO₂-Retention und respiratorischer Azidose mit teilweiser metabolischer Kompensation. Die Hypernatriämie und Hypokaliämie könnten auf ungenügende Flüssigkeitszufuhr, Diuretika-Gebrauch oder andere Begleitfaktoren hindeuten.
Ohne rasches Eingreifen drohen CO₂-Narkose, Atemstillstand und weitere Organdysfunktionen.
Mögliche nächste Schritte:
Nicht-invasive Beatmung (NIV) zur Verbesserung der CO₂-Elimination und Entlastung der Atemmuskulatur
Ggf. Intubation und invasive Beatmung, wenn NIV nicht ausreicht
Sauerstoffgabe vorsichtig anpassen, Ziel-SpO₂ 88–92 % bei COPD
Systemische Glukokortikoide zur Entzündungshemmung
Antibiotika bei Verdacht auf bakterielle Infektion
Kaliumsubstitution bei anhaltender Hypokaliämie
Hydration je nach Volumenstatus, dabei Hypernatriämie beachten
Serielle BGA-Kontrollen zur Beurteilung des pCO₂-Wertes und pH-Verlaufs
EKG (Arrhythmiegefahr bei Elektrolytstörungen)
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Die Grundlagen der BGA-Auswertung kannst du hier lernen: BGA-Auswertung
Blutgase: Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Akut exazerbierte COPD
Sauerstoffsättigung bei COPD
Pneumonie
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Video
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Zuletzt aktualisiert am 06.02.2025
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