Zusammenfassung
Blickdiagnosen in der Dermatologie bezeichnen auffällige Hautveränderungen, die anhand ihrer typischen klinischen Morphologie unmittelbar visuell erkannt und diagnostiziert werden können. Sie sind oft mit pathognomonischen Merkmalen assoziiert, ermöglichen eine schnelle Verdachtsdiagnose, sie sollten allerdings stetig hinterfragt und neu evaluiert werden, um nicht dem Fokussierungsfehler zu unterliegen.
Entzündliche Hautveränderungen
Einleitung
Entzündliche Hauterkrankungen umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die durch eine gestörte Hautbarriere und komplexe Immunreaktionen hervorgerufen werden. Sie können akute, subakute oder chronische Verläufe zeigen und beeinflussen häufig die Lebensqualität der Betroffenen. Typische klinische Bilder wie Erytheme, Schuppung, Papeln oder Plaques erfordern eine sorgfältige Diagnostik, die oft anhand von Blickdiagnosen gestellt wird, unterstützt durch spezifische Tests wie Biopsien oder Allergietests. Die Therapieansätze reichen von lokaler Pflege über medikamentöse Optionen bis hin zu systemischen Behandlungen und zielen darauf ab, Entzündung, Juckreiz und Infektionen zu reduzieren sowie die Hautbarriere zu stabilisieren. Dieses Kapitel beleuchtet die wichtigsten entzündlichen Hauterkrankungen, ihre Pathophysiologie, diagnostischen Kriterien und Behandlungsoptionen.
1. Hautbefund: Psoriasis vulgaris

Jacopo188, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte)
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Hautbefund & Symptome | Oftmals am gesamten Oberkörper(Bild 1), mit Betonung des unteren Brustkorbes und ebenfalls befallenem Bauchnabel, finden sich teils konfluierende erythrosquamöse Plaques mit einem Maximaldurchmesser von ca. 10 cm. Die Plaques sind scharf begrenzt und diffus angeordnet. Die Schuppung zeigt sich fein silbrig.
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Pathophysiologie | Polygen und multifaktoriell durch Trigger (z.B. Infektionen, Stress, Alkohol etc.) ausgelöste T-Zell-vermittelte organspezifische Autoimmunerkrankung mit proinflammatorischer Wirkung auf Keratinozyten und Blutgefäße, dadurch kommt es zu einer übermäßigen Verhornung und Erythem. |
Diagnostik | In der Regel erfolgt die Diagnostik klinisch. Außerdem sollte die Familienanamnese genauso, wie potenzielle Trigger, erfragt werden. “Kratzphänomene” finden in der Klinik zu diagnostischen Zwecken heutzutage kaum noch Anwendung.
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Therapie | Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad:
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Exkurs: Nagelpsoriasis
Safa G, Darrieux L. Dramatic response of nail psoriasis to infliximab. Case Rep Med. 2011;2011:107928. doi: 10.1155/2011/107928. Epub 2011 May 10. PMID: 21629846; PMCID: PMC3099188.
Die Nägel zeigen sich dystroph und brüchig.
Diagnose | Nagelbefall bei Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte)
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Hautbefund & Symptome | Die Nägel zeigen sich dystroph und brüchig, weitere Auffälligkeiten können Tüpfelnägel (kleine trichterförmige Einziehungen der Nagelplatte) und Ölflecken (subunguale Hyperkeratosen, die sich als gelblich-bräunliche Verfärbungen zeigen) sein. |
Therapie | Nagelbefall bei Psoriasis ist schwierig zu behandeln und erfordert oft eine systemische Therapie mit Biologika. |
AchtungBiologika wirken immunsuppressiv und benötigen immer den Ausschluss latenter Infektionen wie Tuberkulose oder Hepatitis B und C vor Therapieeinleitung, genauso wie regelmäßige Kontrollen der Leber und Nierenwerte!
2. Hautbefund: Intertrigo

Kourouma S, Gbery IP, Kaloga M, Ecra EJ, Sangaré A, Kouassi IY, Kassi K, Kouassi AK, Yoboué PY. Dépigmentation cutanée cosmétique des femmes noires: résultats d’une enquêteCAP à Abidjan (Côte d’Ivoire) [Cutaneous depigmentation in black female population for cosmetic purposes: results of a KAP survey conducted in Abidjan (Ivory Coast)]. Pan AfrMed J. 2016 Jun 23;24:159. French. doi: 10.11604/pamj.2016.24.159.8315. PMID: 27795757; PMCID: PMC5072819.
Diagnose | Intertrigo (irritative Kontaktdermatitis) |
Hautbefund & Symptome | Unterhalb der Mammae befinden sich kreisrunde, teilweise konfluierende erythematöse Maculae von durchschnittlich ca. 1,5 cm Durchmesser. Vor allem die Unterbrustfalte ist durchgehend betroffen. Die Anordnung entspricht einer Abklatschform, teils zeigt sich weißlicher Belag (Candida albicans), einzelne Herde präsentieren sich erosiv. |
Pathophysiologie | In Hautfalten (Intertrigines) entwickelt sich durch mechanische Reibung durch Risikofaktoren wie Übergewicht, zu enge Kleidung, mangelnde Körperhygiene und behindertem Schweißabfluss eine Entzündung mit Erosionen und Mazeration.
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Diagnostik | Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel klinisch, zusätzlich kann die mikroskopische Untersuchung von abgeschabten Hautprobenerfolgen. Hierbei lässt sich eine fragliche Infektion mit Hefepilzen bestätigen. |
Therapie | Die betroffenen Areale sollten mit Gaze trocken gehalten werden, Antimykotika und topische Glukokortikoide kommen bei Sekundärinfektionen zum Einsatz. Die Körperpflege, vor allem die Reinigung der betroffenen Stellen, erfolgt mit synthetischenTensiden. |
DefinitionMazeration: Aufweichen der Haut durch anhaltende Feuchtigkeit
3. Hautbefund: Dermatitis solaris

Kelly Sue DeConnick from Kansas City, MO, USA, CC BY-SA 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Dermatitis solaris (Sonnenbrand)
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Hautbefund & Symptome | Am oberen Rücken zeigt sich ein großflächiges, scharf begrenztes Erythem.
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Pathophysiologie | UV-Exposition schädigt die Epidermis, durch Entzündungsmediatoren breitet sich die Entzündung bis in die Dermis aus, es kommt zu Hyperkeratose und Hyperpigmentation. |
Diagnostik | Die Diagnostik wird zusätzlich mithilfe der Anamnese gestellt, hierbei wird auch der zeitliche Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und Beginn der Hautveränderung erfragt.
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Therapie |
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InfoHauttypen nach Fitzpatrick:
- I. Sehr helle, empfindliche Haut (oft mit Sommersprossen), helle Augen, rotblondes Haar
- II. Helle, empfindliche Haut mit blauen, grünen, grauen oder braunen Augen, blonde bis braune Haare
- III. Hell bis hellbraune Haut mit grauen oder braunen Augen, dunkelblonde bis braune Haare, selten Sommersprossen
- IV. Hellbraune, olivfarbene Haut mit dunklen Augen und Haaren
- V. Dunkelbraune bis schwarze Haut mit dunkelbraunen Augen und schwarzen Haaren
TippAufgrund der zunehmend beschädigten Ozonschicht steigt die Intensität der UV-Strahlung weltweit. Auch bei bedecktem Himmel ist es deshalb empfehlenswert, Sonnenschutz aufzutragen!
4. Polymorphe Lichtdermatose

WaltFletcher, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Polymorphe Lichtdermatose (Sonnenallergie) |
Hautbefund & Symptome | Am gesamten sichtbaren Bereich des Rumpfes zeigt sich ein polymorphes, lichenoides Exanthem mit erythematösen Papeln von ca. 5 mm Durchmesser.
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Pathophysiologie | Die Ätiologie ist bisher ungeklärt, hervorgerufen wird das Exanthem durch Licht, es heilt narbenlos ab. Es handelt sich um eine allergische Spätreaktion durch Autoantigene verursacht durch UV-Strahlen (vor allem UVB-Strahlung). Die meisten Fälle treten in der Regel nach dem ersten intensiveren Kontakt mit Sonne (Frühling, Sommer) auf, die Symptome hängen von der Sonnenintensität ab und beginnen mit einer Latenz von 3 bis 5 Tagen. |
Diagnostik | Vor allem erwachsene Frauen sind betroffen, die Inzidenz ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Diagnostik erfolgt aus Zusammenschau des klinischen Befundes und der Anamnese. |
Therapie |
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AchtungAzathioprin ist kontraindiziert bei Nieren- oder Leberfunktionsstörungen sowie vorbestehender Schädigung des Knochenmarks.
5. Erythema ab igne (Buschke-Hitzemelanose)
James Heilman, MD, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Erythema ab igne (Buschke-Hitzemelanose) |
Hautbefund & Symptome | Im Bereich des rechten Unterbauches zeigt sich ein bräunlich-livides Erythem mit netzartiger Struktur und scharfer Begrenzung. In den lividen Bereichen zeigen sich sekundär bedingte Hautablösungen. Am linken Unterbauch zeigt sich die Hautveränderung blasser und ohne Sekundäreffloreszenzen.
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Pathophysiologie | Durch übermäßige und dauerhafte Hitzeeinwirkung, zum Beispiel durch Wärmflaschen oder Heizkissen entsteht die marmorierte Hautveränderungen. Früher trat sie vor allem bei Personen auf, die dauerhaft in der Nähe von Hitze saßen oder arbeiteten. |
Diagnostik | Die Diagnose ergibt sich aus der Zusammenschau von klinischem Befund und Anamnese. Differenzialdiagnostisch ist die Unterscheidung von der Livedo reticularis, wie sie z.B. beim Lupus erythematodes auftritt, wichtig. |
Therapie | Die Hautveränderung verläuft in den meisten Fällen selbstlimitierend, kann sich allerdings über einen langen Zeitraum ziehen. Ein Verzicht auf die verursachende Wärmequelle führt zur langsamen Besserung des Hautbefundes, häufig verschwindet dieser jedoch nicht komplett. |
6. Lichen ruber planus (Knötchenflechte)
James Heilman, MD, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Lichen ruber planus (Knötchenflechte) |
Hautbefund & Symptome | An beiden Unterschenkeln finden sich polygonale, erythematöse Papeln mit scharfer Begrenzung und einem Maximaldurchmesser von ca. 1 cm. Diese konfluieren teilweise zu Plaques.
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Pathophysiologie | Die Ätiologie ist unklar, kann jedoch aufgrund einer Reaktion auf Medikamente oder durch eine Infektion mit Hepatitis B/C entstehen. Außerdem besteht eine Assoziation zu Autoimmunerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder die primär biliäre Zirrhose (bis zu 40% d.F. mit Lebererkrankungen assoziiert). Man vermutet eine zelluläre Autoimmunreaktion gegen basale Keratinozyten. Nach Heilung der Hautveränderungen tritt eine De-/ Hyperpigmentation auf. |
Diagnostik | Die Diagnostik und Differenzierung in die verschiedenen bekannten Unterformen erfolgt histopathologisch mithilfe einer Biopsie, hier zeigen sich sägezahnartige Ausfransungen, es handelt sich um eine Interface Dermatitis. Oft ist das klinische Bild zwar wegweisend, allerdings kommen differenzialdiagnostisch ebenfalls andere Erkrankungen wie z.B. kutaner Lupus erythematodes in Betracht. |
Therapie |
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Ian Furst, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Ein Schleimhautbefall tritt bei ca. 50% der Patient:innen auf und stellt eine Präkanzerose dar, deshalb sind hier engmaschige Kontrollen erforderlich.
Diagnose | Lichen ruber planus (Schleimhautbefall) Schleimhautbefall tritt bei ca. 50% der Patient:innen auf und stellt eine Präkanzerose dar, deshalb sind hier engmaschige Kontrollen erforderlich. |
Hautbefund & Symptome | An der (Mund)schleimhaut findet sich ein weißes Netz = Wickham Streifung
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Therapie | Meiden von reizender Nahrung, Nikotin und Alkohol bei Befall der Schleimhäute, sowie nutzen von Lokalanästhetika im Mundbereich zur Schmerzlinderung. |
7. Lichen sclerosus et atrophicus
Mikael Häggström, CC0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Lichen sclerosus et atrophicus
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Hautbefund & Symptome | Im Bereich der Vulva zeigt sich eine großflächige, atrophe und weiß-glänzende Makula. Es sind feine Falten sichtbar. Die Umgebung der Makula zeigt sich erythematös und gereizt. Im betroffenen Gebiet finden sich keine Haare und im Zentrum der Makula scheint die Hautveränderung narbig.
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Pathophysiologie | Zu dieser idiopathischen Dermatose kommt es überwiegend im Anogenitalbereich bei beiden biologischen Geschlechtern, hierbei sind Frauen etwas 5- bis 7-mal häufiger betroffen, bisher vermutet man eine autoimmune Genese |
Diagnostik | Die Vorstellung der Patient:innen erfolgt meist in der gynäkologischen Praxis, die Diagnose wird meist anhand des klassischen klinischen Bildes gestellt. Klinisch zeigen sich klassisch weißlich-atrophe flache Plaques oder Makulae, die ringförmig um die Genitale oder an Analeingang gelegen sind. Eine Biopsie kann erfolgen, wenn die Diagnose nicht eindeutig ist, sich eine Progression trotz Therapie zeigt oder malignitätsverdächtige Läsionen auftreten. |
Therapie | Zu Beginn und im Verlauf der Therapie sollte eine Fotodokumentation erfolgen, um Progressionen und eventuell dysplastische Veränderungen feststellen zu können. Die Therapie der Wahl besteht in der topischen Behandlung mit hochpotenten Glukokortikoiden. Das primäre Therapieziel ist hierbei nicht die Heilung, sondern die Symptomfreiheit, wobei die Hautveränderungen irreversibel sind. Der Behandlungserfolg ist besser, je früher die Therapie begonnen wird. |
8. Periorale Dermatitis
Johannes Köhler, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Periorale Dermatitis (veraltet: Stewardessen-Krankheit oder Mundrose) |
Hautbefund & Symptome | Rund um den Mund (perioral), mit Aussparung eines schmalen Saumes um die Lippen befindet sich ein leicht begrenztes Erythem mit Papeln und leichter Schuppung.
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Pathophysiologie | Die genaue Ursache ist nicht bekannt, häufige Auslöser sind übermäßiger Kosmetikagebrauch oder die Anwendung falscher Kosmetika mit dadurch entstehender Störung der Hautbarriere. Zusätzlich können Stress, chronisch trockene Haut und Glukokortikoide die Hautveränderungen triggern |
Diagnostik | Durch die klinische Untersuchung können differenzialdiagnostische Merkmale ausgeschlossen werden. Bei der perioralen Dermatitis treten in der Regel keine Komedone auf, was sie von der Acne unterscheidet. Bei der ebenfalls zu beachtenden Rosazea wiederum treten die Hautveränderungen nicht in Augen- und Mundbereich auf. |
Therapie | Es gibt keinen „Goldstandard“ der Therapie, weil der Nutzen einiger Wirkstoffe nicht ausreichend durch Studien belegt ist.
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AchtungGlukokortikoide sind kontraindiziert!
9. Urtikaria
Enochlau, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Diagnose | Urtikaria (Nesselsucht) |
Hautbefund & Symptome | Am Rumpf finden sich scharf begrenzte und sichtbar erhabene Quaddeln mit einem Durchmesser von maximal 3 cm und begleitendem Erythem.
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Pathophysiologie | Bei einer Quaddel handelt es sich um ein dermales Ödem, das entsteht, wenn durch IgE-AK aktivierte Mastzellen Mediatoren wie Histamin, Prostaglandine und Heparin freisetzen, die eine Dilatation der Hautgefäße und gleichzeitige Permeabilitätssteigerung bewirken. Diese Reaktion kann sowohl immunologisch, infektassoziiert, autoreaktiv oder pseudoallergisch durch Medikamente (vor allem ASS) ausgelöst werden. |
Diagnostik | In Bezug auf die Effloreszenz handelt es sich in der Regel um eine Blickdiagnose, wichtiger ist es hierbei, die Ursache durch eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung zu finden. Die Unterscheidung erfolgt in:
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Therapie | Bei bekanntem Auslöser der Reaktion kann eine kausale Therapie in Form einer Hyposensibilisierung gegen das Allergen erfolgen. Ansonsten erfolgt die Therapie bei akuten Formen symptomatisch, da viele kausale Zusammenhänge noch nicht abschließend geklärt sind. Zur Symptomlinderung sind Antihistaminika der zweiten Generation (z.B. Desloratadin), in bis zu vierfacher Dosis (normalerweise 10 mg/Tag bei gesunden Erwachsenen) zugelassen. Der anti-IgE-Antikörper Omalizumab wird bei fehlendem Ansprechen subkutan in regelmäßigen Intervallen verabreicht (v.a. bei der chronisch spontanen Urtikaria), außerdem kann eine Symptomkontrolle auch mit Ciclosporin A erreicht werden. |
AchtungZu differenzieren von Urtikaria sind Angioödeme. Vor allem Histamin-vermittelte Angioödeme treten oft zusammen mit Urtikaria auf. Angioödeme liegen in der tieferen Dermis oder Subkutis, sind selten mit Juckreiz assoziiert, können aber Schmerzen verursachen. Vor allem in den Atemwegen stellen sie eine besondere Gefahr durch Obstruktion dar.
10. Allergisches Kontaktekzem
Schalice, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Allergisches Kontaktekzem (allergische Kontaktdermatitis) •häufigster Ekzemtyp, oft chronisch-rezidivierend |
Hautbefund & Symptome | Auf dem Unterarm zeigen sich disseminiert verteilte Papeln von Stecknadelkopfgröße in einem etwa kreisrund begrenzten Areal auf erythematösem Grund. Die Haut erscheint insgesamt trocken.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um eine allergische Reaktion vom Typ IV, die durch Kontaktallergene ausgelöst wird (oft Nickel, Latex und andere Naturstoffe, Formaldehyd etc.). Die Entwicklung durchläuft zwei Phasen: Bei Erstkontakt (Sensibilisierungsphase) mit dem Allergen kommt es zu einer stummen Sensibilisierung, wenn danach erneuter Kontakt (Auslösungsphase) erfolgt, kommt es nach 24-72 Stunden zu einer mainfesten Kontaktdermatitis. Die Entstehung ist abhängig von genetischer Disposition und Zustand der Hautbarriere. Man unterscheidet die Verlaufsformen akut, subakut und chronisch, die Ausprägung ist abhängig vom Grad der Sensibilisierung und der Kontaktdauer. |
Diagnostik | Ziel in der Diagnostik ist die Allergenidentifizierung, hierfür ist eine ausführliche Anamnese inklusive Berufsanamnese wichtig, außerdem die Dauer und Lokalisation der Hautveränderung. Der Nachweis einer Kontaktallergie erfolgt durch einen Epikutantest. |
Therapie | Die Therapie zielt auf die dauerhafte Genesung durch Allergenkarenz ab, wenn nötig sollen Patienten Allergiker-freundlichen Alternativen nutzen. Durch dauerhafte Allergenkarenz bilden sich die Hautveränderungen nach einiger Zeit selbst zurück, trotzdem kann unterstützend mit Hautbarriere-stärkenden Externa gepflegt werden, diese sollten vor allem ölhaltig und rückfettend sein. Medikamentös finden Glukokortikoid-haltige Salben, wenn nötig in Kombination mit Keratinolytika wie Salizylsäure oder Harnstoff, Anwendung. Es gibt keine Möglichkeit der Desensibilisierung. |
AchtungSeifen schädigen den natürlich schützenden Lipidfilm der Haut und sollten daher beim allergischen Kontaktekzem nicht angewandt werden und sind auch insgesamt aufgrund ihres alkalischen pH-Wertes von 8 bis 11 nicht zu empfehlen, lediglich zur Entfernung von Bakterien an den Händen z.B. vor dem Essen oder zum Einseifen vor chirurgischen Eingriffen sind Seifen sinnvoll.
InfoEpikutantest: Kontaktallergene werden mit Pflastern auf den Rücken aufgebracht und nach einigen Tagen werden die Stellen auf Kontaktreaktionen untersucht.
11. Atopisches Ekzem
G.steph.rocket, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Atopisches Ekzem (Neurodermitis) |
Hautbefund & Symptome | Am Unterarm zeigt sich eine ca. 6 cm messende, ekzematös-erythematöse Plaque mit scharfer Begrenzung und feiner glänzender Schuppung bei vergröberter Hautfelderung.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung: Ausgelöst durch eine polygenetische Disposition bewirken immunologische (allergische Sofortreaktion, hohes IgE), biochemische (verminderte Talgsekretion führt zu trockener Haut und gestörter Barrierefunktion) und neurovegetative Störungen (weißer Dermografismus durch veränderte Reaktivität auf ß-adrenerge Reize) den Krankheitsausbruch. |
Diagnostik | In Bezug auf die Diagnostik ist zunächst vor allem eine Familienanamnese, die klinische Untersuchung auf Atopiestigmata und das Erfragen anderer Erkrankungen des atopischen Formenkreises wichtig, darüber hinaus sollte eine Allergietestung erfolgen, genauso wie die Identifikation von Triggerfaktoren.
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Therapie |
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Atopiestigmata | •Trockene Haut, Vertiefung der Handlinien, blasses Gesicht, infraorbitale doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), Reduktion der lateralen Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen), weißer Dermografismus, Milchschorf bei Säuglingen |
Verlauf |
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Merke
- Atopischer Formenkreis = atopisches Ekzem, Rhinoconjunctivitis allergica und Asthma bronchiale
- Unter atopischem Marsch/Etagenwechsel versteht man die sequenzielle Abfolge atopischer Erkrankungen, die allerdings keiner strikten Gesetzmäßigkeit folgt, das atopische Ekzem erleichtert die Manifestation anderer Erkrankungen durch Sensibilisierung.
Info
- SCORAD = Scoring Atopic Dermatitis Index
- EASI = Eczema Area and Severity Index
- DQLI = Daily Life Quality Index (dieser spiegelt die Lebensqualität der Betroffenen wider)
InfoTherapiesäulen: Hautpflege, Patientenschulung, Pharmakologie
12. Rosazea
M. Sand, D. Sand, C. Thrandorf, V. Paech, P. Altmeyer, F. G. Bechara, CC BY 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
M. Sand, D. Sand, C. Thrandorf, V. Paech, P. Altmeyer, F. G. Bechara, CC BY 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Rosazea (mit Rhinophym) Die Erkrankung wird in drei Stadien eingeteilt: I.Flush, persistierende Erytheme und Teleangiektasien II.Papeln, Pusteln, Erythem III.Entzündliche, großflächig auftretende Knoten, diffuse Hyperplasie von Bindegewebe und Talgdrüsen |
Hautbefund & Symptome | An der Nase und den Wangen befinden sich teilweise konfluierende Papeln, Pusteln und Teleangiektasien auf stark erythematösem Grund. Die Poren zeigen sich stark erweitert, in diesem Fall kann man von einem beginnenden Rhinophym sprechen. (Auf Bild 2 lässt sich ein ausgeprägtes Rhinophym sehen.) |
Pathophysiologie | Die Ursache ist bisher unbekannt, es handelt sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung. Durch physiologische Reize wie Stress, Alkohol, Temperaturextreme oder UV-Licht erweitern sich die Gesichtsgefäße, was wiederum eine Rötung auslöst. Sekundär kommt es zur bakteriellen Entzündung der Haarfollikel und einer Talgdrüsen-Hypertrophie. |
Diagnostik | Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes gestellt. Für die Differenzierung zur Acne ist vor allem das Erkrankungsalter und das Fehlen von Komedonen relevant. |
Therapie | Die Therapie richtet sich nach dem Stadium: I. Meiden von Triggern, topische Anwendung von Metronidazol II.+ III. systemische Therapie mit Tetracyclin oder Isotretinoin
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MerkeTeleangiektasien sind mit bloßem Auge sichtbare Erweiterungen kleinster, oberflächlicher Blutgefäße von Haut und Schleimhaut!
13. Acne vulgaris
Sedef94, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Roshu Bangal, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Acne vulgaris
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Hautbefund & Symptome | Auf der Wange sowie dem Unterkiefer zeigt sich die Haut uneben bis knotig aufgrund von diversen Pusteln, Papeln und Komedonen mit erythematöser Umgebung und teilweise krustigem Belag. Die Papeln zeigen teilweise konfluierende Tendenzen und die Poren erscheinen vergrößert.
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Pathophysiologie | Die Genese der Erkrankung ist multifaktoriell: sowohl genetische Prädisposition als auch hormonelle Faktoren (Androgenanstieg mit folgender Seborrhoe und Östrogenabfall bei Frauen) führen zu follikulärer Hyperkeratose und bakterieller Besiedlung. |
Diagnostik | Die Diagnostik erfolgt in der Regel anhand des klinischen Bildes. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass 70-95% aller Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren und vor allem das männliche Geschlecht betroffen sind.
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Therapie | Die Therapie richtet sich nach Schwere des Befalls:
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AchtungIm Gegensatz zur Rosazea treten bei der Acne vulgaris Komedonen auf!
InfoAcne inversa: Bei der Acne inversa bilden sich knotige Entzündungen, Abszesse und Fisteln, die ihr Wachstum nach Innen richten (daher inversa) und sich sekundär infizieren können. Am häufigsten betroffen sind die Achseln, Leisten und Genitalregion. Risikofaktoren sind rauchen, Übergewicht, starkes Schwitzen und mechanische Reizung. Die Erkrankung kann als Ko-Morbidität (z.B. bei Morbus Crohn) auftreten und wird sowohl medikamentös mit Antibiotika und Biologika als auch operativ versorgt.
14. Sinus pilonialis
Nartoun, Public domain, https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/deed.de, via Wikimedia Commons
Jonathanlund, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Sinus pilonidalis (Haarnestgrübchen, Steißbeinfistel) |
Hautbefund & Symptome | In der Rima ani findet sich eine kleine Öffnung, die einer vergrößerten Pore ähnelt und einen Durchmesser von ca. 3 mm hat.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um eine Entzündung des subkutanen Fettgewebes durch von außen eingedrungenen Haaren, dadurch kann ein Granulom oder Abszess entstehen, der sich sekundär infiziert. |
Diagnostik | Die Diagnose wird klinisch gestellt. Man unterscheidet zwischen drei Formen:
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Therapie | Dadurch, dass es nicht zur Spontanheilung kommt, ist eine operative Therapie indiziert. Bei Vorliegen einer eitrigen Entzündung in Form eines Abszesses wird dieser vor elektiver Versorgung entlastet und das Abklingen der Entzündungszeichen abgewartet. Operativ entfernt man Fistelgänge und umliegendes Gewebe, zur besseren Darstellung färbt man die Fistelgänge mit Methylenblau ein. Perioperativ findet eine Antibiotikagabe statt. Postoperativ kann ein primärer Wundverschluss mittels Naht oder eine offene, sekundärer Wundheilung erfolgen, wobei das Rezidivrisiko bei sekundärer Wundheilung geringer ist. |
AchtungUbi pus, ibi evacua = Wo Eiter ist, dort räume aus!
Autoimmunerkrankungen
Einleitung
Autoimmunerkrankungen der Haut zeichnen sich durch fehlgeleitete Immunreaktionen aus, bei denen körpereigene Strukturen wie Haut- und Schleimhautbestandteile angegriffen werden. Diese Erkrankungen sind häufig chronisch und verlaufen schubweise, was sie zu einer besonderen Herausforderung in Diagnostik und Therapie macht. Typische Erscheinungsbilder wie Blasenbildungen, Erytheme oder entzündliche Plaques stellen oft diagnostische Schlüsselmerkmale dar. Die pathophysiologischen Grundlagen basieren meist auf Autoantikörpern gegen spezifische Zielstrukturen, die durch Immunfluoreszenz- und serologische Tests nachgewiesen werden können. Therapeutisch kommen Immunsuppressiva, Glukokortikoide und symptomatische Maßnahmen zum Einsatz. Dieses Kapitel beleuchtet relevante Autoimmunerkrankungen der Haut wie Pemphigus vulgaris, bullöses Pemphigoid und systemischen Lupus erythematodes, deren klinische Präsentation, Pathophysiologie und Therapieoptionen.
1. Hautbefund: Pemphigus vulgaris
Masjedi M, Asilian A, Shahmoradi Z, Rajabi Dehnavi P, Abtahi Naeini B. Successful treatment of pemphigus vulgaris with the extensive mucocutaneous lesions in an elderly patient. Iran Red Crescent Med J. 2014 Jun;16(6):e13967. doi: 10.5812/ircmj.13967. Epub 2014 Jun 5. PMID: 25068042; PMCID: PMC4102975.
Ramil, Ahmad & Lamfoon, Shatha & Mawardi, Hani. (2023). Dental implants for patients with oral mucosal diseases: A narrative review and clinical guidance. Dental and Medical Problems. 60. 687-696. 10.17219/dmp/142871.
Diagnose | Pemphigus vulgaris |
Hauptbefund & Symptome | Am oberen Rücken und im Brustbereich zeigen sich scharf begrenzte Crustae mit einem Maximaldurchmesser von 3 cm und Erosionen auf erythematösem Grund. Vereinzelt zeigen sich hyperpigmentierte Maculae am Rücken, die für abgeheilte Blasen sprechen.
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Pathophysiologie | Bei dieser Autoimmunerkrankung entstehen IgG-Autoantikörper und C3-Komplement (Protein des humoralen Immunsystems) gegen Desmoglein 1 und 3, dabei handelt es sich um Adhäsionsproteine in der Epidermis und den Schleimhäuten. Durch die Antikörper wird die Adhäsion der Epidermiszellen gestört und es kommt zur intraepidermalen Blasenbildung. |
Diagnostik | Die Diagnosestellung erfolgt nach Entnahme einer Biopsie histopathologisch, hierbei wird eine direkte Immunfluoreszenz durchgeführt. In dieser zeigen sich Ablagerungen von IgG und C3-Komplement. Außerdem erfolgt eine Untersuchung auf Desmoglein-Antikörper.
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Therapie |
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InfoBei einem ELISA handelt es sich um eine immunologische Untersuchung, mit der Moleküle in Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden können.
Merke
- Nikolski I: Blasen entstehen durch Schiebedruck auf gesunder Haut
- Nikolski II: bestehende Blasen lassen sich durch seitlichen Druck verschieben
2. Hautbefund: Bullöses Pemphigoid
Mehta V, Balachandran C. Localized flexural bullous pemphigoid. Indian J Dermatol. 2008;53(3):157-8. doi: 10.4103/0019-5154.43214. PMID: 19882021; PMCID: PMC2763740
Mohammad2018, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Bullöses Pemphigoid |
Hauptbefund & Symptome | In der Axilla zeigen sich unregelmäßig verteilte, pralle Blasen mit variablem Durchmesser, maximal allerdings ca. 1,5 cm.
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Pathophysiologie | Durch IgG-Autoantikörper und C3 Komplement (Teil des humoralen Immunsystems) gegen die Hemidesmosom-Proteine BP 180 und 230 der Basalmembran entstehen subepidermale Blasen.
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Diagnostik | Die Diagnostik der Erkrankung erfolgt mittels Hautbiopsie und histopathologischer Untersuchung in Kombination mit einer indirekten Immunfluoreszenz. Hierbei zeigen sich Ablagerungen von IgG und C3-Komplement entlang der Basalmembran. Außerdem sind IgG-Antikörper gegen BP 180 und 230 nachweisbar. |
Therapie | Systemische und lokale Glukokortikoid-Therapie, zusätzlich zum Einsatz kommen systemische Immunsuppressiva (MTX, Azathioprin). |
AchtungDirekte Immunfluoreszenz (DIF):
Die gesuchten Antigene sind gewebsgebunden, also in der Hautprobe enthalten, und werden dort durch zugegebene Antikörper gegen humanes IgG, IgM, IgA, Komplement C3 und Fibrinogen detektiert.
Indirekte Immunfluoreszenz (IIF):
Es werden im Serum zirkulierende Autoantikörper gesucht, detektiert werden diese mittels Substraten (wie z.B. Affenösophagus oder humane Haut), die diese Autoantikörper gut binden, im Umkehrschluss das Zielantigen also in hohem Maße exprimieren. Im Verlauf werden die gebundenen Autoantikörper mit einem antihumanen IgG- oder IgA-Antikörper markiert
MerkePemphigus vulgaris
Pemphigus vulgaris betrifft meist jüngere Patient:innen und ist durch schlaffe, intraepidermale Blasen sowie Schleimhautbefall gekennzeichnet. Ursache sind Autoantikörper gegen Desmoglein 1 und 3. Die Erkrankung erfordert oft eine i.v. Therapie und hat eine eher schlechte Prognose.
Bullöses Pemphigoid
Das Bullöse Pemphigoid betrifft überwiegend Patient:innen über 60 Jahre und ist durch pralle, subepidermale Blasen ohne Schleimhautbeteiligung gekennzeichnet. Die Autoantikörper richten sich gegen BP180 und BP230. Die Erkrankung spricht gut auf orale Glukokortikoide an und hat insgesamt eine bessere Prognose.
3. Hautbefund: Schmetterlingserythem
Doktorinternet, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Schmetterlingserythem (bei systemischem Lupus erythematodes, SLE) Die Erkrankung gehört zu den Kollagenosen und wird in vier Unterformen unterteilt:
Beim systemischen Lupus (SLE) erfolgt die Unterteilung weiter in drei Formen: mild, mittelgradig und schwergradig. |
Hauptbefund & Symptome | Auf den Wangen der Patientin zeigt sich ein symmetrisches Erythem im Sinne eines Schmetterlingserythems. Die Nase sowie die Nasolabialfalte sind ausgespart.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um eine rheumatologische Autoimmunerkrankung. T-Lymphozyten versagen in der Kontrolle von B-Lymphozyten, die wiederum proliferieren unkontrolliert und bilden autoreaktiv Antikörper gegen Zellkernbestandteile (ANAs). Die entstandenen zirkulierenden Immunkomplexe lagern sich in der Basalmembran, den Nierenglomeruli und den Gefäßen ab. |
Diagnostik | Die Diagnostik des systemischen Lupus erythematodes erfolgt anhand der Zusammenschau unterschiedlicher diagnostischer Verfahren:
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Therapie | Es gibt bisher keine kausale Therapie, daher erfolgt die Standardtherapie bei allen Patient:innen symptomatisch mittels der systemischen Gabe von Hydroxychloroquin, einem Malariamittel. In akuten Phasen und bei schwerer Erkrankung sind zusätzlich Therapien mit Glukokortikoid-Stößen und Immunsupressiva (Azathioprin, Cyclophosphoamid oder off-label: Rituximab, MTX, Mycophenolatmofetil) indiziert. Zusätzlich werden bei milden Beschwerden NSAR verabreicht.
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AchtungSchmetterlingserytheme sind zwar ein charakteristisches Symptom des systemischen Lupus erythemathodes, treten aber nur in 50 % der Fälle auf und können auch bei perioraler Dermatitis, Dermatomyositis, Ringelröteln, allergischem Kontaktekzem und Rosazea vorliegen!
AchtungANAs sind der Oberbegriff für Autoantikörper gegen Zellkernbestandteile und lassen sich weiter unterteilen. Alleinstehend sind sie unspezifisch. Per definitionem sind Kollagenosen systemische Autoimmunerkrankungen mit positiven ANAs.
InfoHydroxychloroquin bewirkt in dendritischen Zellen die Blockade von Rezeptoren, die normalerweise für die Bildung von Interferonen, die Ausbildung weiterer dendritischer Zellen und für die Präsentation von Antigenen durch T-Zellen verantwortlich sind. Durch diese Blockade werden Entzündungsprozesse minimiert.
MerkeDiagnostische Kriterien:
- S Serositis (Pleuritis, Perikarditis)
- O orale Ulzera
- A Arthritis
P Photosensitivität
- B Blutbildveränderungen (Panzytopenie)
- R renale Beteiligung
- A ANAs positiv
- I Immunologie (Anti-dsDNA, Anti-SM)
N neurologische Auffälligkeiten
- M Malar (Wangentaschen)
- D diskoide Hautveränderungen
InfoBelimumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen den B-Lymphozytenstimulator BLys, welcher dafür sorgt, dass B-Lymphozyten zu antikörperproduzierenden B-Plasmazellen heranreifen und hemmt gleichzeitig die B-Zell-Apoptose.
Pathophysiologischer Hintergrund: Bei SLE-Patienten konnten erhöhte BLyS-Serumspiegel nachgewiesen und eine Korrelation dieser Spiegel mit Immunglobulinspiegeln, Anti-dsDNA-Antikörper-Titern und mit der Krankheitsaktivität beschrieben werden.
- Indikation besteht vor allem bei unter individuell angepasster Standardtherapie weiterhin bestehendem klinisch und serologisch aktivem SLE.
- Die Anwendung sollte erwägt werden, wenn dauerhaft eine Glukokortikoiddosis oberhalb der Cushingschwelle verabreicht wird, da Belimumab Glukokortikoid-sparend wirkt.
- In Studien ließ sich eine Verbesserung mehrerer Organsysteme feststellen.
- Die Gabe erfolgt intravenös in einem Intervall von 2 bis 4 Wochen.
- Kontraindikationen sind Nieren- und ZNS-Beteiligung.
- Keine Lebendimpfungen unter Immunsuppression
- Ein Ansprechen auf die Therapie ist in der Regel nach 8 Wochen zu bemerken, falls nach 24 Wochen keine Wirkung nachweisbar ist, sollte ein Therapieabbruch erwägt werden
- Sichere Verhütung während und mindestens 4 Monate nach der Therapie
- Nebenwirkungen: Gastrointestinale Beschwerden, Augenprobleme und kardiale Beschwerden
Pilzinfektionen
Einleitung
Pilzinfektionen der Haut sind häufige dermatologische Erkrankungen, die durch unterschiedliche Pilzarten verursacht werden und je nach Erreger und Lokalisation vielfältige klinische Erscheinungsbilder zeigen. Sie reichen von oberflächlichen Infektionen, die nur die Epidermis betreffen, bis hin zu tiefen Entzündungen, die Haarfollikel oder Nägel einbeziehen. Die Erreger sind meist Dermatophyten, Hefepilze oder Schimmelpilze, wobei Umwelt- und Wirtsfaktoren wie Feuchtigkeit, Immunsuppression oder lokale Hautschäden eine entscheidende Rolle spielen.
Die Diagnostik umfasst eine gründliche Anamnese, klinische Inspektion und mikrobiologische Untersuchungen wie Nativpräparate, Pilzkulturen oder spezifische Färbemethoden. Therapeutisch kommen lokale und systemische Antimykotika zum Einsatz, deren Auswahl sich nach Erreger und Schweregrad der Erkrankung richtet. Präventive Maßnahmen, wie die Vermeidung von Risikofaktoren, spielen eine wesentliche Rolle in der Langzeitkontrolle.
Dieses Kapitel gibt einen detaillierten Überblick über typische Pilzinfektionen wie Tinea corporis, Tinea capitis, Onychomykose, Pityriasis versicolor und das seborrhoische Ekzem. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Pathophysiologie, den spezifischen diagnostischen Verfahren und den evidenzbasierten Behandlungsansätzen.
1. Hautbefund: Tinea corporis superficialis
Mohammad3021, CC0, via Wikimedia Commons
Grook Da Oger, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Tinea corporis superficialis |
Hauptbefund & Symptome | Am gesamten Rumpf befinden sich 16 kreisrunde Maculae, die teilweise konfluieren und einen Maximaldurchmesser von ca. 12 cm haben. Die Maculae sind scharf begrenzt und zeigen eine randständige Rötung sowie kleieartige Schuppung bei zentraler Abblassung. |
Pathophysiologie | Ausgelöst durch Dermatophyten (in 60-80% der Fälle Trichophyton spezies) sind ausschließlich Haut, Haare und Nägel befallen. Die Übertragung erfolgt über Tier-, Mensch- oder Erdbodenkontakt. Dermatophyten lösen variabel aggressive Entzündungen im Stratum corneum der Epidermis aus, die sich zentrifugal ausbreiten. Bei der Tinea superficialis ist nur die Epidermis betroffen, sie kann den ganzen Körper befallen. |
Diagnostik | Zur Diagnostik ist vor allem die klinische Inspektion sowie die Anamnese wichtig, hierbei sollte auch nach Haustieren gefragt werden, da diese oft Überträger sind. Die Bestätigung der Verdachtsdiagnose erfolgt durch die Mikrobiologie, hierzu erfolgt die Mikroskopie eines Nativpräparates und das folgende Anlegen einer Pilzkultur zur Erregerdifferenzierung nach Bebrütung von 4 bis 6 Wochen. Fakultativ kann zur Unterstützung der klinischen Untersuchung das Wood-Licht |
Therapie |
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InfoDie Einteilung der humanpathogenen Pilze erfolgt nach dem DHS-System in drei Gruppen:
D- Dermatophyten: Fadenpilze, die Infektionen an Haut, Haaren und Nägel hervorrufen, vor allem wichtig sind Trichophyton-Arten
H- Hefepilze: Wichtige Vertreter sind die Candidosen, viele Hefepilze sind Teil der natürlichen Darmflora
S- Schimmel: Fadenpilze, in erster Linie Aspergillus-Arten
AchtungEs handelt sich um einen Kunstfehler die Diagnose einer Tinea ohne vorherige Kultur zu stellen!
2. Hautbefund: Tinea capitis profunda
Sentamilselvi G, Janaki C, Murugusundram S. Trichomycoses. Int J Trichology. 2009 Jul;1(2):100-7. doi: 10.4103/0974-7753.58552. PMID: 20927231; PMCID: PMC2938571.
Gzzz, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Tinea capitis profunda
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Hauptbefund & Symptome | An der Schläfe im Bereich der behaarten Kopfhaut befindet sich eine ca. 5 cm messende kreisrunde erythematöse Macula
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Pathophysiologie | Insbesondere die Haarfollikel werden durch Dermatophyten angegriffen, bei der oberflächlichen Form (superficialis) ist nur das Infundibulum des Follikels betroffen, bei der tiefen Form (profunda) ist das gesamte Haar betroffen und es zeigt sich eine starke Entzündungsreaktion. |
Diagnostik | Zur Diagnostik ist vor allem die klinische Inspektion sowie die Anamnese wichtig, hierbei sollte auch nach Haustieren gefragt werden, da diese oft Überträger sind. Die Bestätigung der Verdachtsdiagnose erfolgt durch ein Kaliumhydroxid-Nativpräparat ausgerissener oder ausgekämmter Haare. Zur Differenzierung der Erreger kann das Wood-Licht |
Therapie |
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InfoIn der Mikroskopie des Kaliumhydroxid-Nativpräparat können die Hyphen der Pilze nachgewiesen werden.
TippDie abgebrochenen Haare bei einer Tinea superficialis lassen sich am besten mit dem Phänomen der „gemähten Wiese“ beschreiben!
3. Befund: Tinea unguium (Onychomykose)
Unbekannter Fotograf, Public domain, https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/deed.de, via Wikimedia Commons
Cisco93, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Tinea unguium (Onychomykose) |
Hauptbefund & Symptome | Die Nägel beider Großzehen zeigen sich gelblich-weiß verfärbt und glanzlos. Die Oberfläche der Nägel zeigt sich uneben und an der Schnittkante bröckelig zerfallend. |
Pathophysiologie | Meist ausgelöst wird Nagelpilz durch Dermatophyten in Kombination mit unterschiedlichen Risikofaktoren wie Durchblutungsstörungen, peripheren Neuropathien, zu engem Schuhwerk und Fuß-/Zehfehlstellungen. Es handelt sich um eine chronisch-progrediente Infektion. |
Diagnostik | Zusätzlich zum klinischen Erscheinungsbild wird die Diagnose durch mikrobiologische Untersuchungen bestätigt. In der Mikroskopie einer Nagelprobe in Form eines Karliumhydroxid- Nativpräparates sind Pilzhyphen sichtbar, im Anschluss angelegte Pilzkulturen zur Erregerdiagnostik benötigen eine Bebrütung von ca. 4-6 Wochen. Der empfindlichste Test zur Bestätigung ist die PAS-Reaktion, die an abgeschnittenen Nägeln durchgeführt wird. |
Therapie | Es besteht immer die Indikation für eine antimykotische Therapie, da eine Onychomykose ein Risikofaktor für die Entstehung eines Erysipels ist.
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AchtungErkrankungen der Nägel und des Nagelbettes sind sehr komplex, schwer zu behandeln und zeigen sich oft auf unterschiedliche Weise!
InfoFür die PAS-Reaktion (PAS = periodic acid-Schiff reaction) wird Periodsäure genutzt, durch die Reaktion färben sich neutrale Mucopolysaccharide pink (magenta-rot bis rosa), demnach sind Pilze PAS-positiv.
4. Hautbefund: Seborrhoisches Ekzem
Kein Trinkwasser, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Roymishali, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Seborrhoisches Ekzem
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Hauptbefund & Symptome | Im gesamten Bartareal befinden sich unscharf begrenzte bräunlich-erythematöse Plaques mit teils fettig-gelblicher Schuppung.
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Pathophysiologie | Das seborrhoische Ekzem ist multifaktoriell bedingt, die Kombination aus angeborener Veranlagung zur Hyperfunktion der Talgdrüsen (Seborrhö) und zusätzlicher Besiedlung mit dem Hefepilz Pityrosporum ovale wirkt krankheitserregend. Außerdem spielen Klimafaktoren und endogene Faktoren wie z.B. Stress eine Rolle in der Intensität der Ausprägung. |
Diagnostik | Die Diagnose wird meistens anhand des klinischen Bildes gestellt, die Betroffenen weisen an den bekannten, oft erythematösen Prädilektionsstellen gelblich-fettige Schuppen |
Therapie | In der Therapie kommen Antimykotika mit Azolderivaten (z.B. Ketokonazol) und leichte, lokale Glukokortikoide |
5. Hautbefund: Pityriasis versicolor rubra/alba
Dermapixel, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Sarahrosenau on Flickr.com, CC BY-SA 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Pityriasis versicolor rubra/alba
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Hauptbefund & Symptome | Am Rücken des Patienten befinden sich viele konfluierende erythematöse Maculae von variablem Durchmesser, die großflächig Rubra: im Winter braun Alba: im Sommer weiß durch Farbwechsel nach UV-Exposition
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Pathophysiologie | Ausgelöst wird die Infektion durch Malassezia furfur, einem Hefepilz der normalen Hautflora. Risikofaktoren für die Erkrankung sind feuchtwarmes Klima, Neigung der Patient:innen zu vermehrtem Schwitzen und die Veranlagung zur atopischen Diathese (=atopischer Marsch). |
Diagnostik | Zusätzlich zum klinischen Befund ergänzt die Untersuchung mit dem Mikroskop die Diagnostik: Ein auf die Haut geklebter Tesafilm-Streifen dient als Probe, dieser wird zur besseren Darstellung mit Methylenblau angefärbt. Die Pilzzellen stellen sich unter dem Mikroskop in Form eines „Spaghetti and Meatball“-Aspekt dar.
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Therapie | Zur Behandlung werden lokale Antimykotika in Form von z.B. Ketokonazol-Shampoos über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen angewandt.
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MerkeMalassezia furfur als Auslöser der Pityriasis rubra/ alba führt zu „Spaghetti and Meatballs“ unter dem Mikroskop!
Virale Infektionen
Einleitung
Virale Infektionen der Haut sind häufige Krankheitsbilder mit vielfältigen Erscheinungsformen. Sie reichen von akuten, selbstlimitierenden Exanthemen bis zu chronischen und rezidivierenden Manifestationen, die durch verschiedene Virusarten ausgelöst werden. Die Übertragung erfolgt meist über direkten Kontakt, Tröpfchen- oder Schmierinfektion, wobei Faktoren wie Immunsuppression oder Hautverletzungen die Infektanfälligkeit erhöhen.
Klinisch zeigt sich ein breites Spektrum, von typischen Effloreszenzen wie Bläschen, Papeln oder Warzen bis hin zu komplexen kutanen und systemischen Erkrankungen. Die Diagnosestellung basiert häufig auf dem charakteristischen klinischen Bild, unterstützt durch molekulare Nachweisverfahren wie PCR oder serologische Tests. Prävention und Therapie richten sich nach dem Erreger und reichen von Impfungen über symptomatische Maßnahmen bis hin zu antiviralen oder chirurgischen Eingriffen.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über relevante virale Infektionen wie Varizellen, Herpes zoster, Herpes labialis, Erythema exsudativum multiforme und Pityriasis rosea. Besondere Schwerpunkte liegen auf Pathophysiologie, Diagnostik und evidenzbasierten Therapieansätzen, ergänzt durch differenzialdiagnostische Hinweise und präventive Maßnahmen.
1. Hautbefund: Varizelleninfektion (Windpocken)
Camiloaranzales, Public domain, https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/deed.de, via Wikimedia Commons
Diagnose | Varizelleninfektion (Windpocken)
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Hauptbefund & Symptome | Am gesamten Integument zeigen sich unregelmäßig verteilte erythematöse Maculae, Papeln, Bläschen, Pusteln und Krusten mit scharfer Begrenzung im Sinne der „Heubner‘schen Sternenkarte“.
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Pathophysiologie | Durch das sehr ansteckende Varizella Zoster-Virus (VZV) ausgelöste Primärinfektion, die Übertragung erfolgt meist durch Kontakt mit infektiösem Sekret durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Die Inkubationszeit beträgt 8-21 Tage. |
Diagnostik | Die Diagnosestellung ergibt sich zusätzlich zu dem klassischen klinischen Bild des Exanthems aus Anamnese und Virusnachweis aus serösem Inhalt der Bläschen, anhand derer eine PCR zum direkten Virusnachweis erfolgt. Der Virusnachweis ist nicht immer zwingend erforderlich, dient aber zur Bestätigung im Falle einer unklaren Diagnose. Ebenfalls ist es möglich, einen indirekten Virusnachweis mithilfe eines ELISA durchzuführen. |
Therapie | In der Regel ist der Krankheitsverlauf mild, den besten Schutz bietet eine rechtzeitige Immunisierung durch Impfung, diese kann aktiv (Alter 11-15 Monate) oder als Totimpfstoff (in höherem Alter zur Vermeidung eines Herpes Zoster) verabreicht werden.
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InfoDie Heubner‘sche Sternkarte beschreibt bei Varizellen-Infektionen das Vorkommen vieler Effloreszenzen gleichzeitig!
MerkePrimärinfektion Varizellen:
Replikation im oberen Respirationstrakt → Transport in die Blutbahn über Lymphozyten → Dissemination in innere Organe und Haut à über sensible Hautnerven in regionäre Spinalganglien und dort Persistenz
Exkurs: Exantheme viraler Infektionen bei Kindern
Masern |
CDC, Public domain, via Wikimedia Commons. Die Pfeile zur Markierung wurden nachträglich eingefügt. |
Scharlach |
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Röteln |
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Ringelröteln (Erythema infectiosum) |
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Dreitagefieber (Exanthema subitum) |
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Varizellen (Windpocken) |
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2. Hautbefund: Herpes Zoster (Gürtelrose)
Der ursprünglich hochladende Benutzer war Fixi in der Wikipedia auf Deutsch(Originaltext: Prof. Cremer), CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Burntfingers, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Herpes Zoster (Gürtelrose)
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Hauptbefund & Symptome | Die rechte Schläfe zeigt ein diffuses, flächiges Erythem mit unscharfer Begrenzung sowie vereinzelt Papeln und Vesikeln. Das rechte Auge zeigt sich bei mäßiger Schwellung stark gerötet und tränend.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um eine Dermatom-bezogene Reaktivierung (= entlang eines peripheren Nervens) einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV), die eine Primärinfektion voraussetzt und bei Immunschwäche, schwerer Grundkrankheit oder in höherem Alter auftritt. |
Diagnostik | Der Goldstandard der Diagnostik ist der molekulare Nachweis der VZV-DNA durch eine Realtime-PCR. Die Diagnose erfolgt außerdem oft aufgrund des klinischen Bildes, im Prodromalstadium wird die Erkrankung aufgrund der unspezifischen Schmerzsymptomatik oft fehldiagnostiziert. |
Therapie | Die Therapie erfolgt entweder oral oder in schweren Fällen systemisch mit Virostatika (z.B. Aciclovir oder Valacivlovir), zusätzlich ist eine Schmerztherapie nötig. Zur Austrocknung der Blasen werden lokal synthetische Gerbstoffe angewandt.
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AchtungDie Post-Zoster-Neuralgie ist definiert als dumpfer Dauerschmerz, der über drei Monate nach Abheilung der Hautläsionen anhält. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens steigt mit dem Patientenalter und ist abhängig von der Lokalisation der Infektion.
Zur Prävention ist eine rechtzeitige antivirale Therapie sowie eine Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema indiziert.
Zur Stufentherapie der Post-Zoster-Neuralgie gehören Antidepressiva, Antikonvulsiva (v.a. Pregabalin), Schmerztherapie und in schweren Fällen auch die TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation).
Merke
- Zoster ophtalmicus: Hutchinson-Zeichen = herpetiforme Läsionen auf der Nasenspitze
- Zoster oticus: Ramsay-Hunt-Syndrom = Ohrenschmerzen, ipsilaterale Fazialisparese, Bläschen im äußeren Gehörgang
3. Hautbefund: Herpes labialis
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Herpes(PHIL_1573_lores).jpg
Diagnose | Herpes labialis
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Hauptbefund & Symptome | An der Unterlippe zeigt sich eine solitäre, kreisrunde Blase von etwas unter einem Zentimeter Durchmesser. Die unmittelbare Umgebung zeigt sich gerötet.
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Pathophysiologie | Die Infektion wird in der Regel durch Herpes simplex Typ 1 verursacht, die Übertragung erfolgt über den ansteckenden Blaseninhalt. In der Bevölkerung herrscht eine oft asymptomatische Durchseuchung von nahezu 100%. Die Viren ruhen in den Spinalganglien und werden bei temporärer Immuninsuffizienz (ausgelöst durch z.B. Stress oder Krankheit) reaktiviert. |
Diagnostik | Die Diagnose kann in den meisten Fällen aufgrund des klinischen Befundes gestellt werden, in der Anamnese sollten auslösende Faktoren wie Erkältung, weitere Krankheiten oder Stressbelastung erfragt werden. Der Nachweis der Virus-DNA erfolgt durch eine Realtime-PCR, ebenfalls kann durch die direkte Immunfluoreszenz ein direkter Antigennachweis erfolgen. |
Therapie | In der Regel ist keine Therapie notwendig und es kommt zu einer Spontanremission, allerdings dienen Cremes oder Gele mit antiviralen Wirkstoffen wie Acivlovir zur Lokaltherapie.
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InfoBei der Stomatitis aphthosa (Gingivostomatitis herpetica) handelt es sich um eine starke Ausprägung einer Primärinfektion mit Herpes simplex Typ 1. Hierbei sind vor allem die Mund- und Gingivaschleimhaut sowie die periorale Umgebung von Bläschen und Erosionen befallen. Die Patient:innen leiden unter starken Schmerzen, reduziertem Allgemeinzustand mit Fieber sowie Lymphknotenschwellungen. Aufgrund der Hautveränderungen kann die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme eingeschränkt sein. In der Regel heilt die Erkrankung ohne Therapie folgenlos aus, Mundspülungen mit Lokalanästhetika und Antiseptika wirken schmerzlindernd, in schweren Fällen kommen auch hier Virostatika zum Einsatz.
AchtungIn 10-20 % der Fälle wird die Infektion an der Lippe auch über Herpes simplex Typ 2 ausgelöst, der normalerweise Genitalherpes verursacht!
4. Hautbefund: Erythema exsudativum multiforme (EEM)
Grook Da Oger, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Erythema exsudativum multiforme (EEM) |
Hauptbefund & Symptome | Am rechten Arm sowie am gesamten Oberkörper befinden sich teilweise konfluierende kokardenförmige, leicht livide Maculae mit erythematösem Randsaum.
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Pathophysiologie | Man unterscheidet eine Minor-Variante, die in der Regel viral (v.a. Herpes simplex) bedingt ist und auf dem Boden einer T-Zell-vermittelten zellzerstörenden Reaktion auf HSV-DNA-Fragmente entsteht, von einer Major-Variante durch Arzneimittel, bei der es eine massive Schleimhautbeteiligung gibt. |
Diagnostik | Der klinische Befund führt zur Diagnose. In der Anamnese können die Frage nach Medikamenten sowie der Titernachweis von HSV oder Mykoplasmen hilfreich sein. |
Therapie | Es kommt oft zur Spontanremission, ansonsten unterstützt eine intensive Lokalbehandlung mit lokalem Glukokortikoiden die Genesung. Zur Prävention von Sekundärinfektionen werden Desinfektion sowie feuchte Umschläge genutzt. Wenn nötig, kann eine antivirale Prophylaxe erfolgen. |
5. Hautbefund: Pityriasis rosea (Röschenflechte)
Grook Da Oger, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Pityriasis rosea (Röschenflechte) |
Hauptbefund & Symptome | An der gesamten Brust zeigen sich klein-ovaläre hyperpigmentierte Herde mit fein-schuppigem Saum, sowie parasternal eine kreisförmige Plaque mit randständiger Schuppung („Primärmedallion“) von ca. 2,5 cm Durchmesser.
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Pathophysiologie | Die Ätiologie der Erkrankung ist bisher unklar, es wird eine Infektion mit humanen Herpesviren (HHV) Typ 6, 7 oder 8 vermutet, trotzdem besteht keine Ansteckungsgefahr. In 90% der Fälle beginnt die Krankheit mit einem asymptomatischen Primärherd („Primärmedallion“ oder „Mutterplatte“) am Stamm und es folgt eine zentripetale Ausbreitung innerhalb von 7-14 Tagen. |
Diagnostik | Durch das typische klinische Bild und den auffälligen Primärherd erfolgt die Diagnosestellung häufig nach der klinischen Untersuchung. Differenzialdiagnostisch ist die Psoriasis vulgaris zu beachten. Falls der Primärherd fehlt oder Hände, Füße und Gesicht mitbetroffen sind, sollte der Patient:innen auf Syphilis untersucht werden. |
Therapie |
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InfoSyphilis gilt als Chamäleon unter den STIs und kann sich in vielen verschiedenen Symptomen und Beschwerden äußern, oft tritt allerdings ein den ganzen Körper betreffender Hautausschlag auf. Dieser verschwindet allerdings häufig, bevor die Patienten Arztkontakt suchen. Aufmerksam werden sollte man ebenfalls, wenn typische Schleimhautläsionen auftreten!
AchtungMedikamente wie ACE-Hemmer, Barbiturate, Allopurinol oder Metronidazol können ähnlich aussehende Hautveränderungen verursachen!
MerkeBei Patient:innen mit heller Haut wirken die Flecken eher rosa bis bräunlich; bei Patient:innen mit dunkler Haut erscheinen die Hautveränderungen eher violett bis hyperpigmentiert.
6. Hautbefund: Molluscum contagiosum (Dellwarzen)
Dave Bray, MD, Walter Reed Army Medical Center, Public domain, via Wikimedia Commons
Dave Bray, MD, Walter Reed Army Medical Center, Public domain, via Wikimedia Commons
Diagnose | Molluscum contagiosum (Dellwarzen) |
Hauptbefund & Symptome | Am seitlichen Rumpf zeigen sich neun teils regellos, vereinzelt oder gruppiert angeordnete Papeln mit einem Durchmesser von durchschnittlich ca. 0,5 cm. Die breitbasig aufsitzenden Papeln zeigen sich leicht hyperpigmentiert mit zentraler Eindellung.
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Pathophysiologie | In der Regel sind Kinder und Jugendliche betroffen, ausgelöst wird die Infektion durch das Molluscum-contagiosum-Virus unter anderem bei Immuninsuffizienz und Atopie. Die Übertragung und Verbreitung erfolgt oft durch Kratzen und direktem Kontakt mit dem infektiösen Molluscumbrei. |
Diagnostik | Aufgrund des typischen Aussehens der Hautveränderungen und dem häufigen Auftreten im Kindesalter ergibt sich die Diagnose häufig aus der Zusammenschau der klinischen Befunde. In unklaren Fällen kann zur Sicherung der Diagnose eine Biopsie erfolgen. |
Therapie | Nach einigen Monaten ist eine Spontanheilung möglich, ansonsten wird eine invasive Therapie aus kosmetischen Gründen und zur Hemmung der Infektionen durch Kryochirurgie, Lasertherapie, Trichloressigsäure, Ausdrücken oder Kürettage der Warzen durchgeführt, der Juckreiz kann durch eine Lokaltherapie mit gelindert werden.
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7. Hautbefund: Verruca vulgaris
Mndno, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Verruca vulgaris
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Hauptbefund & Symptome | An der Großzehe befinden sich mehrere, gruppiert angeordnete hyperkeratotische Papeln weiß-gelblicher Färbung mit einem Maximaldurchmesser von ca. 0,5 cm. Die Oberfläche der Papeln zeigt sich unregelmäßig und rau. |
Pathophysiologie | Ausgelöst wird die Infektion durch Humane Papillomaviren (v.a. HPV 1,2,4 und 7), die durch Mazeration und Verletzungen in die Epidermis gelangen. Es kommt zur Hyperplasie und Hyperkeratose der Epidermis. |
Diagnostik | Die Diagnose ergibt sich aus der klinischen Untersuchung. Um Warzen auf Schleimhäuten zu diagnostizieren, werden diese mit Essigsäure (5%) betupft: handelt es sich um eine verruköse Hyperkeratose, färbt sich die betupfte Stelle weiß. |
Therapie | Die Entfernung kann durch konservative Keratinolyse erfolgen, ansonsten durch lokal zytostatische Therapie (z.B. 5-Fluoruracil-Lösung oder Salicylsäure-Salbe).
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MerkeBeide Arten von Warzen werden durch HPV ausgelöst!
- Dornwarzen lassen sich vor allem an den Fußsohlen finden, da hier hoher Druck herrscht. Dadurch wachsen die Warzen dornartig nach innen und verursachen beim Gehen Schmerzen.
- Feigwarzen treten vor allem im Anal- und Genitalbereich auf
8. Hautbefund: Condylomata acuminata (Feigwarzen)
SOA-AIDS Amsterdam, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Jmarchn, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Condylomata acuminata (Feigwarzen) |
Hauptbefund & Symptome | Im Anogenitalbereich zeigen sich exophytische, beetformig angeordnete Knötchen mit rauer Oberfläche und leichter Hyperpigmentierung.
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Pathophysiologie | Durch humane Papillomaviren (HPV; v.a. Typ 6 und 11) ausgelöste Infektion, die Erkrankung zählt zu den am häufigsten durch Geschlechtsverkehr übertragenen Infektionen. |
Diagnostik | Aufgrund des typischen Befundes ergibt sich die Diagnose oft aus Zusammenschau der Klinik und der Anamnese. Bei unklarer Diagnose kann zusätzlich eine Hautbiopsie entnommen werden. Nach der Diagnosestellung ist es wichtig, den intraanalen Befall durch Proktoskopie oder Rektoskopie auszuschließen. Nach dem Betupfen mit Essigsäure (5%) weisen die Hautveränderungen nach kurzer Zeit eine weißliche Färbung auf.
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Therapie | Die Entfernung erfolgt mittels lokal zytostatischer Therapie (z.B. 5-Fluoruracil-Lösung, Trichloressigsäure oder Salicylsäure-Salbe) oder bei starkem Befall operativ durch Kürettage, Laser- oder Elektrokoagulation. |
MerkeDie Maximalvariante, der Buschke-Löwensteintumor (Condylomata gigantea), ist ein großer, exophytisch wachsender Tumor im Anal- oder Genitalbereich. Er geht in ca. 30% der Fälle in ein Plattenepithelkarzinom über und erfordert eine chirurgische Exzision.
AchtungBei Kindern mit (rezidivierenden) anogenitalen Feigwarzen ist es wichtig, eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchzuführen, da man hier als behandelnde:r Arzt/Ärztin an die Möglichkeit des sexuellen Kindesmissbrauchs denken muss!
Bakterielle Infektionen
Einleitung
Bakterielle Infektionen der Haut stellen eine häufige und vielfältige Gruppe dermatologischer Erkrankungen dar. Sie reichen von oberflächlichen Manifestationen wie Impetigo contagiosa bis zu tiefen und potenziell lebensbedrohlichen Zuständen wie nekrotisierender Fasziitis. Ausgelöst durch bakterielle Erreger insbesondere Streptokokken oder Staphylokokken entstehen diese Infektionen oft in Folge von Hautläsionen oder Immunschwäche. Klimatische Faktoren, Komorbiditäten wie Diabetes mellitus oder Übergewicht sowie Hygiene spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die Diagnostik basiert meist auf dem klinischen Bild, unterstützt durch mikroskopische und mikrobiologische Untersuchungen wie Kultur oder PCR. Typische Befunde umfassen Erytheme, Ulzera, Blasen oder Abszesse mit begleitenden Allgemeinsymptomen wie Fieber oder Lymphadenopathie.
Therapeutisch kommen je nach Ausprägung topische oder systemische Antibiotika sowie chirurgische Maßnahmen wie Débridement oder Drainagen zum Einsatz.
Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über bakterielle Hautinfektionen, darunter Erythema migrans, Erysipel, Phlegmone, Impetigo contagiosa und Staphylococcal Scalded Skin Syndrome. Es werden pathophysiologische Mechanismen, diagnostische Verfahren und evidenzbasierte Therapieansätze detailliert beschrieben, ergänzt durch Hinweise zur Differenzialdiagnostik und Prävention.
1. Hautbefund: Erythema migrans
Photo Credit: James GathanyContent Providers(s): CDC/ James Gathany, Public domain, via Wikimedia Commons
Diagnose | Erythema migrans (Erststadium bei Lyme-Borreliose)
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Hauptbefund & Symptome | Am Oberarm zeigt sich ein ca. 8 cm messendes, solitäres und kreisrundes Erythem mit Randbetonung und Kokardenform, es stellt sich nicht erhaben dar.
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Pathophysiologie | Der Borrelia burgdorferi Komplex (gramnegative, mikroaerophile Spirochäten) wird durch Zecken übertragen, außerhalb des Wirtes sind sie nicht überlebensfähig. Die Übertragungswahrscheinlichkeit steigt mit der Dauer des Saugaktes. Die Inkubationszeit des Erythema migrans beträgt im Mittel 7 bis 10 Tage. Nach erfolgter Übertragung breiten sich die Borrelien zentrifugal aus, was die Form des Erythema migrans erklärt. Außerdem können sowohl durch hämatogene als auch lymphogene Ausbreitung andere Organe befallen werden, daher handelt es sich um eine Systemerkrankung. |
Diagnostik | Beim Erythema migrans ist es möglich, die Diagnose klinisch zu stellen, ansonsten erfolgt keine Borrellien-Serologie ohne typische Anamnese oder Klinik.
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Therapie |
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2. Hautbefund: Erythrasma (Pseudomykose)
Mohammad2018, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Dier weiße Pfeil wurde nachträglich zur Markierung hinzugefügt..
Diagnose | Erythrasma (Pseudomykose)
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Hauptbefund & Symptome | In der Achsel zeigt sich eine scharf abgrenzbare ca. 6 cm durchmessende bräunlich-rote Makula. Auf der Hautveränderung zeigen sich feine Falten (Lichenifikation) und leichte Schuppung.
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Pathophysiologie | Oft chronische, oberflächliche, bakterielle Infektion insbesondere in Achsel und Leiste, ausgelöst durch Corynebacterium minutissimum. Dieses Bakterium stellt einen normalen Bestandteil der menschlichen Hautflora dar. Verstärkt wird die Infektion sowie die Optik der Hautveränderung durch externe Faktoren wie Hitze und Feuchtigkeit, gleichzeitig aber vermehrtes Vorkommen bei Diabetes mellitus, Hyperhidrosis, Adipositas und Immunsuppression. Eine Ausbreitung auf andere Hautregionen ist möglich. |
Diagnostik | Nach der klinischen Untersuchung, die oft bereits eine wegweisende Verdachtsdiagnose gibt, kann zur Bestätigung des Verdachts das Wood-Licht eingesetzt werden: hierbei stellen sich die Hautveränderungen als leuchtend rot dar, da die Corynebakterien Porphyrin (organisch-chemischer Farbstoff) bilden. Unter dem Mikroskop zeigen sich gram-positive Erreger. |
Therapie |
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InfoWood Lampen erzeugen Licht im langwelligen UVA-Bereich (340-365 nm), sie ermöglichen die Darstellung von Pigmentveränderungen und fluoreszierenden Hautauffälligkeiten.
3. Hautbefund: Ecthyma
Grook Da Oger, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Ecthyma
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Hauptbefund & Symptome | An beiden Unterschenkeln und Füßen des Patienten zeigen sich münzgroße, wie ausgestanzt wirkende oberflächliche Ulzera livider Färbung, erosive Blasen und teils gelbliche Krusten mit umgebendem Erythem bei insgesamt trocken wirkender Haut.
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Pathophysiologie | Sekundär ausgelöst durch eine Schmierinfektion mit ß-hämolysierenden Streptokokken auf dem Boden vorbestehender Läsionen oder Verletzungen entstehen die schmerzhaften Ulzera. |
Diagnostik | Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination von klinischem Bild und Mikrobiologie, in der der ß-hämolysierende Streptokokken nachweisbar sind. Falls die eingeleitete Therapie keine Besserung zeigt, ist das Anlegen einer Kultur indiziert. |
Therapie | Systemische oder lokale antibiotische Therapie mit Penicillinen oder Makroliden. |
MerkeBei einem Ecthyma handelt es sich um eine lokale Infektion, das Erysipel ist flächig!
4. Hautbefund: Erysipel
Michel Voss, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Diagnose | Erysipel
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Hauptbefund & Symptome | Es zeigt sich ein ca. 30 cm messendes, flächiges Erythem mit scharfer Begrenzung und flammenförmigen Ausläufern sowie glänzender Oberfläche bei Schwellung des gesamten Unterschenkels.
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Pathophysiologie | Meistens ausgelöst durch ß-hämolysierende Streptokokken (S.pyogenes), seltener durch Staph. aureus oder Klebsiellen. Die Infektion erfolgt meist über kleine Hautdefekte (z.B. bei Diabetikern oder bei Interdigitalmykose) mit Ausbreitung über die Lymphgefäße. Betroffen sind vor allem die Epidermis und die Dermis. |
Diagnostik | Die Diagnose ergibt sich aus neben dem klassischen klinischen Bild zusätzlich aus körperlicher Untersuchung und Anamnese, hierbei ist das Erfragen kleiner Verletzungen im betroffenen Bereich sinnvoll.
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Therapie | Die Therapie besteht aus der systemischen Gabe von Penicillin G (bei Allergie: Makrolide) je nach Schwere der Infektion oral oder i.v. mit zusätzlichen Therapiemaßnahmen in Form von:
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5. Hautbefund: (Begrenzte) Phlegmone
HFrankDM in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | (Begrenzte) Phlegmone
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Hauptbefund & Symptome | Am rechten Fuß zeigt sich eine ca. 8 cm messende, teigig livid-erythematöse Macula mit unscharfer Begrenzung und matter Oberfläche bei insgesamt geschwollenem Fuß.
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Pathophysiologie | Die Infektion befindet sich zwischen Dermis und Subkutis. Meistens ausgelöst durch Staph.aureus bei Bagatellverletzungen, die sich als Ulzera zentral im Erythem darstellen. |
Diagnostik | Bei der Diagnosestellung ist vor allem die Abgrenzung zu anderen Weichteilinfektionen der Haut wichtig. In der Zusammenschau aus Klinik und Mikrobiologie ergibt sich die Diagnose: hierbei ist es wichtig, Abstriche vom Wundgrund unterhalb der Wundränder von unterschiedlichen Lokalisationen in der Wunde zu entnehmen.
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Therapie | Die betroffene Extremität sollte gekühlt werden und eine systemische i.v. Therapie mit Cephalosporinen (z.B. Cefazolin) erfolgen.
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MerkeIn der Regel ist in die Infektion bei einer Phlegmone schneller progredient als beim Erysipel.
Exkurs: Weichteilinfektionen der Haut
Erysipel |
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Phlegmone |
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MerkeSIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome) - Kriterien:
Mindestens zwei von vier müssen für die Diagnose eines SIRS vorliegen:
- Fieber (mind. 38 °C) oder Hypothermie ( 36 °C und weniger) durch rektale oder intravasale Messung
- Tachykardie >90/Min
- Tachypnoe (mind. 20/Min) oder Hyperventilation (<33 mmHg)
- Leukozytose (mind. 12.000/mm3), Leukopenie (< 4000/ mm3) oder mindestens 10% unreife Neutrophile im Differenzialblutbild.
Nekrotisierende Fasziitis |
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AchtungPatient:innen mit nekrotisierender Fasziitis haben trotz geringen klinischen Befundes extreme Schmerzen! Diese Auffälligkeit wird als pain out of proportion beschrieben.
Schmerz ist immer subjektiv und sollte ernst genommen werden.
InfoDie Sonderform der nekrotisierenden Fasziitis im Anogenitalbereich heißt Fournier-Gangrän.
6. Hautbefund: Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS, Lyell-Syndrom)
Gustav Riehl und Leo von Zumbusch, Licence Ouverte, via Wikimedia Commons
CNX OpenStax, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS, Lyell-Syndrom)
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Hauptbefund & Symptome | Das gesamte Integument des Säuglings löst sich und hängt teilweise schlaff vom Körper. Die tiefer liegende Haut zeigt sich erythematös-glänzend.
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Pathophysiologie | Vor allem Säuglinge, Kinder und immungeschwächte Personen sind betroffen, ausgelöst wird die Erkrankung bei einer akuten Infektion mit S. aureus durch das von den Bakterien gebildete Exfoliatin A bzw. B, das sich hämatogen ausbreitet. Die Übertragung erfolgt meist durch Schmierinfektionen oder endogen (z.B. bei Otitis media, Pharyngitis oder Konjunktivitis). |
Diagnostik | Die Diagnose wird vor allem nach klinischem Befund gestellt, zur Bestätigung ist allerdings oft eine zusätzliche Biopsie nötig. Das Anlegen einer Kultur erfolgt nach Abstrichen aus Bindehaut, Nasenrachenraum, verdächtigen Hautläsionen und potenziell ursprünglichem Infektionsherd. Da die Blasen steril sind, ist hier eine Kulturentnahme nicht sinnvoll. |
Therapie | Die Therapie erfolgt intensivstationär mit lokalen Antiseptika und Antibiotika (Fusidinsäure), systemisch wird Nafcillin (ein Penicillinase-festes Penicillin) oder Flucloxacillin nach Erregernachweis verabreicht.
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AchtungBeim SSSS sind Glukokortikoide zur Therapie absolut kontraindiziert! Differentialdiagnostisch zu beachten ist das SJS, das mit Glukokortikoiden behandelt werden kann, auch wenn die Evidenzgrundlage nicht aussagekräftig und ihr Nutzen umstritten ist.
7. Hautbefund: Impetigo contagiosa
Pp96, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Augen wurden nachträglich geschwärzt.
Evanherk at Dutch Wikipedia, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Diagnose | Impetigo contagiosa
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Hauptbefund & Symptome | Im gesamten Gesicht mit besonderer Betonung des Kinns und der Nase zeigen sich großflächig konfluierende Erosionen und honiggelbe Krusten. |
Pathophysiologie | Bei dieser Erkrankung handelt es sich um die häufigste bakterielle Erkrankung im Kindesalter. Ausgelöst werden die Hautveränderungen durch ß-hämolysierende Streptokokken bei kleinblasiger Impetigo oder Staphylokokken bei großblasiger Impetigo. |
Diagnostik | Die Diagnosestellung erfolgt aufgrund der klassischen Morphologie der honiggelben Krusten klinisch, vor allem ist es wichtig, in der Anamnese nach weiteren Fällen im Umfeld zu fragen (z.B. Kindergarten), da die Erkrankung hoch ansteckend ist. Je nach Ausprägung ist die Anlage eine Kultur inklusive Antibiogramm indiziert. |
Therapie | Die Therapie der Wahl besteht aus der topischen Anwendung von Fusidinsäure oder einer systemischen, oralen Therapie mit Cephalosporinen der 1. Generation (z.B. Cefalexin) zusätzlich zu topischen Antiseptika. |
TippStreptokokken = kleinblasige Impetigo
MerkeVon einer Impetiginisierung spricht man bei einer bakteriellen Superinfektion bestehender Hautdefekte.
8. Hautbefund: Nummuläres Ekzem
Mohammad2018, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Topaz2, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Nummuläres Ekzem
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Hauptbefund & Symptome | Am Rücken des Patienten zeigen sich paravertebral am oberen Rücken hyperpigmentiert-erythematöse Maculae, die etwas über Münzgröße aufweisen Vereinzelt zeigt sich eine weißliche Oberfläche im Sinne trockener Haut oder sekundärer Kratzexkoriationen. Am unteren Rücken zeigt sich eine ebenfalls hyperpigmentiert- erythematöse Plaque mit gut sichtbarer Begrenzung. Die Hautveränderungen zeigen sich scheibenförmig.
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Pathophysiologie |
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Therapie | Die Therapie der Wahl besteht aus der topischen Anwendung von Fusidinsäure oder einer systemischen, oralen Therapie mit Cephalosporinen der 1. Generation (z.B. Cefalexin) zusätzlich zu topischen Antiseptika. |
9. Hautbefund: Follikulitis
Da pacem Domine, CC0, https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de, via Wikimedia Commons. Der Pfeil markiert eine Kruste und wurde nachträglich eingefügt.
Lforlav, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Follikulitis |
Hauptbefund & Symptome | Es zeigen sich auf die Haarfollikel bezogene Pusteln, innerhalb derer sich das Haar befindet. Die Pusteln haben eine umgebende erythematöse Randbetonung und befinden sich insgesamt auf dem Boden eines dezenten Erythems. Zusätzlich zeigt sich eine Kruste, die vermutlich durch manuelle Manipulation entstanden ist. |
Pathophysiologie |
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Diagnostik | Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel anhand des klinischen Bildes der Pustel mit perifollikulären Entzündung. Mikrobiologische Untersuchungen erfolgen nicht routinemäßig. |
Therapie |
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10. Hautbefund: Furunkel
Original: Mahdouch at fr.wikipediaModifications:, CC BY 1.0, https://creativecommons.org/licenses/by/1.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Furunkel |
Hauptbefund & Symptome | Es zeigt sich eine subkutane Schwellung von ca. 4 cm Durchmesser unterhalb eines unscharf begrenzten Erythems mit zentraler Einschmelzung und Eiterbildung.
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Pathophysiologie |
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Diagnostik | In Erweiterung der Diagnosestellung einer Follikulitis ergibt sich der Verdacht eines Furunkels aus der Zusammenschau der Follikel-bezogenen Entzündung in Form eines Nodus bzw. einer Pustel mit nekrotischen Anteilen und blutigem Eiter. Zur Diagnostik und Erregerdifferenzierung werden beim Furunkel Kulturen angelegt. |
Therapie |
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11. Hautbefund: Karbunkel
Medicalpal, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Karbunkel |
Hauptbefund & Symptome | Im ventralen Anteil der Achsel zeigt sich ein ca. 9 cm messender subkutaner Nodus mit zentraler Kruste und punktförmiger Eiterbildung an mehreren Stellen, sowie einem begleitenden lividen Erythem. Die Haut stellt sich als gespannt dar. Von Zentral ausgehend löst sich die oberste Hautschicht bereits ab,
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Pathophysiologie |
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Diagnostik | Da es sich bei Karbunkeln um subkutan verbundene Furunkel handelt, die Eiter entleeren und narbig abheilen, erfolgt die Diagnosestellung ähnlich wie bei Furunkeln anhand des klinischen Bildes in Kombination mit dem Anlegen einer Kultur. |
Therapie |
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MerkeFollikulitis → Furunkel → Karbunkel
AchtungBei Befall der zentralen Gesichtsregion durch Follikulitiden, Furunkel oder Karbunkel besteht durch die Gefäßverbindung zu Auge und Hirnregion die Gefahr einer Orbitaphlegmone, Meningitis oder Sinus-Cavernosus-Thrombose, deshalb besteht hier die Indikation einer i.v. Antibiose!
Parasitäre Infektionen
Einleitung
Parasitäre Infektionen der Haut umfassen eine Gruppe von Erkrankungen, die durch Ektoparasiten wie Milben oder Läuse hervorgerufen werden. Diese Infektionen sind weltweit verbreitet und häufig mit intensivem Juckreiz und sekundären Hautveränderungen (Sekundäreffloreszenzen
Die Pathophysiologie basiert auf der Interaktion der Parasiten mit der Hautbarriere und der Immunreaktion des Wirts. Typische klinische Bilder wie Skabies oder Pediculosis capitis lassen sich oft anhand charakteristischer Hautbefunde diagnostizieren, unterstützt durch Anamnese, mikroskopische Verfahren und dermatoskopische Untersuchungen.
Die Therapie umfasst antiparasitäre Wirkstoffe wie Permethrin oder Ivermectin, ergänzt durch hygienische Maßnahmen zur Vermeidung von Reinfektionen und einer Behandlung aller Kontaktpersonen.
Dieses Kapitel gibt einen umfassenden Überblick über parasitäre Hautinfektionen, beschreibt ihre Pathophysiologie, Diagnostik und evidenzbasierte Therapieansätze und liefert wichtige Hinweise zur Prävention und Kontrolle von Infektionsketten.
1. Hautbefund: Skabies
MichaelBeckHGW, Copyrighted free use, via Wikimedia Commons
Diagnose | Skabies
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Hauptbefund & Symptome | Längliche erythematöse Papeln mit erhabenem Ende (oft nur dermatoskopisch sichtbar)
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Pathophysiologie | Ausgelöst durch Milben, die Übertragung erfolgt durch engen Körperkontakt. Die weiblichen Milben legen Eier und Kot in den Gängen ab, die sie zwischen Stratum corneum und granulosum graben. Weil erst eine Sensibilisierung gegen die Milbenantigene erfolgen muss, wird die Infektion oft erst nach einigen Wochen bemerkt, wenn sich starker Juckreiz einstellt. |
Diagnostik | Häufig erfolgt die Diagnosestellung anhand des klinischen Bildes mit Untersucher-abhängiger Sensitivität |
Therapie | Die Therapie kann lokal mit Permethrin (5% Erwachsene, 2,5% Kinder) erfolgen, dabei wird der Wirkstoff auf den gesamten Körper aufgetragen, wirkt 12h ein und wird danach abgeduscht.
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AchtungBei der Behandlung von Skabies-Patient:innen muss immer auch eine Mituntersuchung und –behandlung weiterer im Haushalt lebender Personen erfolgen, da es sonst auch hier zu einem Ping-Pong-Effekt kommen kann. Auch die sorgfältige Reinigung der Wohnumgebung gehört zur Therapie.
Auch nach erfolgreicher Therapie klagen manche Patient:innen weiterhin über Juckreiz in Form eines postskabiösen Ekzems, dieses kann bis zu 6 Wochen anhalten.
2. Hautbefund: Pediculosis capitis (Kopfläuse)
KostaMumcuoglu at the English Wikipedia, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Eran Finkle עברית: ערן פינקל, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Pediculosis capitis (Kopfläuse) |
Hauptbefund & Symptome | Im Nacken der Patientin zeigen sich ca. 0,5 cm regellos angeordnete Krusten
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Pathophysiologie | Läuse sind stationäre Ektoparasiten, deren einziger Wirt der Mensch ist. Mit ihren Mundwerkzeugen sind sie in der Lage zu stechen und zu beißen, um Blut des Wirtes als Nahrung aufzunehmen. Im Austausch geben sie Speichelsekrete ab, was den als Leitsymptom bekannten Juckreiz auslöst. Läuse sind durch ihre mit klauenartigen Fortsätzen versehene Beinpaare nicht dazu in der Lage zu springen, deshalb erfolgt die Übertragung durch „Haar zu Haar“-Kontakt oder bei gemeinsamer Nutzung von Kämmen und Kopfbedeckungen in kurzem zeitlichem Intervall. Ansteckungsgefahr besteht, solange die Patient:innen nicht vollständig therapiert sind. |
Diagnostik | Die Diagnose wird durch systematische Untersuchung der behaarten Kopfhaut gestellt, hierbei wird eine Haarpflegespülung und ein Läusekamm genutzt mit den einzelnen Strähnen vom Haaransatz bis zu den Spitzen fest gekämmt werden. Dies stellt nicht nur eine diagnostische, sondern auch eine therapeutische Maßnahme dar. Nach jeder Strähne sollte der Kamm auf Läuse untersucht werden. |
Therapie | Die Therapie besteht aus einem multimodalen Konzept, das einen synergistischen Effekt erzielen soll. Hierzu werden chemische, mechanische und physikalische Wirkprinzipien genutzt. Pedikulozide Substanzen (Pyrethroide) werden zur sicheren Entfernung zweimal in einem Abstand von neun bis zehn Tagen angewandt. Nasses auskämmen mit einem geeigneten Läusekamm und Haarpflegespülung an den Tagen 1, 5, 9 und 13 der Behandlung soll zunächst die erwachsenen Läuse und folgend nachgeschlüpfte Larven entfernen. Bakterielle Superinfektionen benötigen eine antibiotische Behandlung. |
InfoIn Wales und Israel gibt es laut Studien starke Resistenzen der Läuse gegen Pyrethroide, in Deutschland sind bisher nur vereinzelt
Resistenzen aufgetreten.
Medikamenteninduzierte Hautveränderungen
Einleitung
Medikamenteninduzierte Hautveränderungen gehören zu den unerwünschten Arzneimittelreaktionen und können in ihrer Schwere stark variieren – von harmlosen Exanthemen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) oder der toxisch epidermalen Nekrolyse (TEN). Diese Hautreaktionen entstehen meist durch immunologische Mechanismen, oft in Zusammenhang mit der Einnahme spezifischer Medikamente wie Antibiotika
Klinisch präsentieren sich diese Erkrankungen mit einer Vielzahl von Symptomen wie Erythemen, Blasenbildung oder großflächiger Epidermolyse. Sie können Schleimhäute mit einbeziehen und sind häufig mit Allgemeinsymptomen wie Fieber
Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Reaktion und umfasst das Absetzen des auslösenden Medikaments, symptomatische Maßnahmen wie Hautpflege und Volumenersatz sowie, je nach Schweregrad, intensivmedizinische Betreuung. Die Prognose hängt entscheidend vom frühzeitigen Therapiestart und der Schwere der Hautbeteiligung ab.
Dieses Kapitel bietet einen detaillierten Überblick über die verschiedenen medikamenteninduzierten Hautveränderungen, deren Pathophysiologie, Diagnostik und Therapieansätze. Es beleuchtet dabei auch die Differenzialdiagnosen und das Vorgehen bei lebensbedrohlichen Reaktionen wie SJS und TEN.
1. Hautbefund: Stevens-Johnson-Syndrom
Dr. Thomas Habif, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) / Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN)
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Hauptbefund & Symptome | Im gesamten Gesicht sowie am Hals sind hyperpigmentiere Maculae mit randständiger Ablösung der Haut sichtbar, diese haben einen Durchmesser von ca. 1 cm und sind teilweise konfluierend
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Pathophysiologie | Die Pathogenese ist nicht abschließend geklärt, es handelt sich um eine immunologische Intoleranz-Reaktion der Haut mit hoher Letalität (10%). Der häufigste Auslöser sind Medikamente (z.B. SSRI, NSAR |
Diagnostik | Durch die typischen Läsionen und den schnellen Progress der Hautveränderungen in Kombination mit der (Medikamenten)Anamnese lässt sich die Diagnose häufig bereits anhand der klinischen Zusammenschau stellen. In der zusätzlich durchgeführten Biopsie in Fällen mit unschlüssiger Klinik stellt sich histopathologisch nekrotisches Epithel dar.
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Therapie |
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MerkeSJS
Es handelt sich um eine immunologische Intoleranzreaktion der Haut, die stets mit einer Beteiligung der Schleimhäute einhergeht. Meist werden solche Reaktionen durch Medikamente ausgelöst. Die Therapie besteht in erster Linie im Absetzen des auslösenden Medikaments, gegebenenfalls dem Einsatz von Glukokortikoiden
sowie einer Wundversorgung, die der Verbrennungstherapie entspricht. Die Letalität liegt bei etwa 10 %. SSSS
Wird durch Staphylokokken ausgelöst. Ein Schleimhautbefall ist nicht zu erwarten. Glukokortikoide
sind absolut kontraindiziert, die Therapie erfolgt mit Flucloxacillin. Die Wundversorgung sollte analog zur Verbrennungstherapie erfolgen. Die Prognose ist gut.
Nävi, Tumore und Präkanzerosen
Einleitung
Nävi, Tumore und Präkanzerosen bilden eine vielfältige Gruppe dermatologischer Veränderungen, die von gutartigen Hautveränderungen bis hin zu bösartigen Tumoren reichen. Während Nävi wie der Nävuszellnävus oft harmlose Befunde darstellen, können Präkanzerosen wie die aktinische Keratose in invasive Karzinome übergehen. Tumore wie das Basalzellkarzinom oder das maligne Melanom stellen wichtige Entitäten dar, die eine frühzeitige Diagnostik und Behandlung erfordern, um eine Progression oder Metastasierung zu verhindern.
Die Pathophysiologie reicht von genetischen Mutationen, wie beim malignen Melanom, bis hin zu umweltbedingten Faktoren wie UV-Strahlung, die Präkanzerosen und Tumore begünstigen. Klinisch zeigen sich diese Hautveränderungen in einer Vielzahl von Erscheinungsbildern, die von scharf begrenzten Nävi bis zu exophytischen oder ulzerierenden Tumoren reichen. Die Diagnostik basiert auf klinischer Untersuchung, Dermatoskopie und histopathologischer Analyse, ergänzt durch molekulare Marker bei fortgeschrittenen Tumoren.
Therapeutisch stehen je nach Entität konservative Maßnahmen wie topische Behandlungen, chirurgische Exzision oder systemische Therapien wie Immuncheckpoint-Inhibitoren zur Verfügung. Präventive Maßnahmen wie Sonnenschutz und regelmäßige Hautkrebsscreenings sind entscheidend für die frühzeitige Erkennung und Behandlung.
Dieses Kapitel beleuchtet die wichtigsten Nävi, Tumore und Präkanzerosen, deren Pathophysiologie, Diagnostik und Therapieoptionen. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Differenzialdiagnostik, der Prävention und den neuesten Therapieansätzen für bösartige Hautveränderungen.
1. Hautbefund: Nävuszellnävus (NZN, Leberfleck, Muttermal)
Klaus D. Peter, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Diagnose | Nävuszellnävus (NZN, Leberfleck, Muttermal) |
Hauptbefund & Symptome | Im Ausschnitt der Patient:in befindet sich eine ca. 1,3 cm messende, braun pigmentierte Macula mit scharfer Begrenzung, zentral wirkt die Oberfläche rau und minimal erhaben.
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Pathophysiologie | Es handelt sich um erworbene Nävi, die in der Kindheit und im Jugendalter entstehen. In der Bevölkerung sind sie sehr weit verbreitet, jeder Erwachsene hat ca. 20-40 Stück. Je weniger pigmentiert die Haut einer Person, umso mehr Nävi entwickelt sie. Ihre Entstehung ist multifaktoriell bedingt, sowohl familiäre Veranlagung (v.a. in Bezug auf Melanome), Sonnenexposition und endogene Faktoren wie hormonelle Umstellungen bei z.B. Schwangerschaft spielen eine Rolle. Die Entwicklung folgt drei aufeinanderfolgenden Stadien:
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Diagnostik | Die Diagnostik erfolgt vor allem bei Hautkrebsscreenings, hierbei ist die Unterscheidung zu malignen Melanomen wichtig: NZN sind symmetrisch, besitzen eine regelmäßige Pigmentierung und sind scharf begrenzt, in der dermatoskopischen Untersuchung zeigt sich ein regelmäßiges Pigmentnetz. Auch die Unterscheidung zu anderen Nävi-Arten und Fibromen dient der sicheren Identifizierung von NZN. |
Therapie | Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl an Nävi und dem Vorkommen von malignen Melanomen, da ca. 30% der MM aus NZN entstehen. Prinzipiell sind unauffällige Nävi nicht behandlungsbedürftig, regelmäßige Hautkrebsscreenings und Sonnenschutz sind unabhängig von der Anzahl an Nävi jedem Patienten nahezulegen. Auffällige Nävi (z.B. schnelles Wachstum, Veränderung der Pigmentierung, Juckreiz, Blutung oder Schmerzen) werden exzidiert. |
MerkeDie Entwicklung eines NZN lässt sich mit der Abtropftheorie beschreiben: die Melanozyten tropfen von der epidermalen Junktionszone in immer tiefere Schichten der Dermis ab.
Exkurs: Unterschiede zwischen malignem Melanom und Nävuszellnävus
Malignes Melanom (MM) | Nävuszellnävus (NZN) |
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Durchführung eines Hautkrebsscreenings
Ab einem Alter von 35 Jahren bezahlen gesetzliche Krankenkassen in einem Zeitintervall von zwei Jahren ein dermatologisches Hautkrebsscreening zur effektiven Prävention und Frühentdeckung von verdächtigen Hautveränderungen, hierbei kann es sich um Melanome oder andere Tumore handeln.
Eingangs ergibt es Sinn, die Patient:innen zu fragen, ob ihnen selbst neue Hautveränderungen aufgefallen seien, sich bekannte Nävi verändert haben oder andere Symptome wie Juckreiz oder Blutungen an den Nävi aufgetreten seien.
Die Patient:innen entkleiden sich bis auf die Unterwäsche und können sich je nach Vorliebe der Patient:innen und Untersucher:innen hinlegen oder stehen bleiben.
Da viele Patient:innen Scham bei der Untersuchung empfinden, ist es wichtig ein professionelles und sicheres Umfeld zu erzeugen, dies kann unter anderem mit einer strukturierten Untersuchung mit dem Dermatoskop erfolgen. Die hier beschriebene Struktur dient als Leitfaden und kann nach eigenem Belieben modifiziert werden:
- Beginn mit der frontalen Körperseite, mit Orientierung von kranial nach kaudal: Die Untersuchung sollte die behaarte Kopfhaut und die Schleimhäute miteinbeziehen. Da Nävi an den Hand- und Fußzwischenräumen oft übersehen werden, ist es wichtig auch hier sorgfältig zu untersuchen.
- Untersuchung der Rückseite; um Nävi in den von der Unterwäsche bedeckten Stellen nicht zu übersehen, sollte man die Patient:innen punktuell darum bitten, die Unterwäsche beiseitezuschieben.
- Auch die Fußsohlen der Patient:innen sind zu untersuchen, falls die Untersuchung im Stehen erfolgt ist, können die Patient:innen sich mit Hilfe (z.B. Stuhl) im Einbein-Stand untersuchen lassen.
2. Hautbefund: Melasma
User:Elord from Wikidocs, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Melasma |
Hauptbefund & Symptome | Im Bereich der Wange zeigen sich 3 (mit rot markierte) leicht hyperpigmentierte Makulae mit minimal unscharfer Begrenzung und landkartenähnlicher Konfiguration bei weitestgehender Symmetrie. |
Pathophysiologie | Das Melasma fällt unter die Gruppe der Hyperpigmentierungen, diese können verschiedene Ursachen haben und fokal oder diffus auftreten. Vor allem das Melasma tritt oft während einer Schwangerschaft oder in Zusammenhang mit der Einnahme von oralen Kontrazeptiva auf. Durch vermehrte UV-Exposition steigt das Risiko, daher vermutet man eine Überproduktion von Melanin. Zusätzlich auslösend können autoimmune Schilddrüsenerkrankungen und photosensibilisierende Medikamente sein. Mit Ende der Schwangerschaft oder der Kontrazeption verschwinden in der Regel auch die hyperpigmentierten Maculae, bei Männern bestehen die Hautveränderungen oft dauerhaft. |
Diagnostik | Die Diagnose ergibt sich aus dem klinischen Bild in Zusammenhang mit der Anamnese, hierbei sollte dann auch die Frage der oralen Kontrazeption gestellt werden. |
Therapie | Da es sich nicht um eine malignitätsverdächtige Hautläsion handelt, besteht in der Regel keine Indikation für eine Therapie. Die Patient:innen sollten auf sorgfältigen Sonnenschutz achten. Oft wünschen Patient:innen aufgrund kosmetischer Gründe eine Therapie, diese besteht aus einer topischen Dreifach-Kombination aus Hydrochinon (wirkt depigmentierend), Tretinoin (fördert den Keratinozytenumsatz) und einem Glukokortikoid (hemmen Synthese und Sekretion von Melanin). Während der Schwangerschaft sind Azelainsäure und chemische Peelings mit Glykolsäure zur Anwendung zugelassen. |
3. Hautbefund: Nävus sebaceus
Phrontis, CC BY-SA 3.0,https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Nävus sebaceus
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Hauptbefund & Symptome | Im Bereich der behaarten Kopfhaut zeigt sich ein ca. 0,8 cm messender, rosa-farbener Nodus mit bizarrer Form. Bei überwiegender Haarlosigkeit in dem Bereich zeigt sich vereinzeltes Haarwachstum aus der Hautveränderung hinaus. In der Umgebung ist das Haarwachstum nicht beeinträchtigt.
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Pathophysiologie | Beim Nävus sebaceus handelt es sich um einen Hauttumor, der der Gruppe der Hamartome zugehörig ist. Hamartome sind gutartige Tumore, die aus versprengtem Keimepithel entstehen, es handelt sich um ungeordnetes aber differenziertes Gewebe. Dieses übermäßige Wachstum kommt durch somatische HRAS- und KRAS-Mutationen zustande, die für das RAS-Protein codieren. Das Protein hat normalerweise Regulatorfaktoren in Differenzierungs- und Wachstumsprozessen. Hamartome können überall im Körper auftreten, vor allem an Haut, Leber und Lunge. Hamartome der Haut entstehen durch eine Hyperplasie der Epidermis, histologisch lassen sich außerdem unreife Haarfollikel und zahlreiche Talg- und Schweißdrüsen finden. In den meisten Fällen treten sie sporadisch auf, in Zusammenhang mit Syndromen (z.B. Schimmelpenning-Feuerstein-Mims-Syndrom) sind sie sehr selten. |
Diagnostik | Eigentlich handelt es sich um eine Blickdiagnose, eine Biopsie kann in unklaren Fällen den Verdacht bestätigen, in 90% der Fälle ist die behaarte Kopfhaut betroffen, absteigend folgen Gesicht, retroaurikulär, Nacken, Rumpf, Genitalien. Außerdem gibt es einen klassischen, altersabhängigen, klinischen Verlauf:
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Therapie | Prophylaktische chirurgische Exzision der gesamten Hautveränderung oder auch nur Teilen, hierbei spielt auch der kosmetische Aspekt eine Rolle. Alternativ ist auch kontrolliertes zuwarten möglich. |
4. Hautbefund: Hämangiom (Blutschwämmchen)
User:Zeimusu, Public domain, via Wikimedia Commons
Diagnose | Hämangiom (Blutschwämmchen)
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Hauptbefund & Symptome | In Umgebung des Bauchnabels zeigt sich eine ca. 1,5 cm messende flächige Plaque. Diese sitzt breitbasig auf und präsentiert sich stark erythematös, die Oberfläche ist segmentiert, zeigt sich aber ansonsten glatt. |
Pathophysiologie | Bei Hämangiomen handelt es sich um einen gutartigen Tumor, der durch vaskuläre Malformationen entsteht. Je nach Größe und Lokalisation des Hämangioms kann es zu Einschränkungen, z.B. Visusverlust kommen, daher erfolgt die Therapie in solchen Fällen zeitig. |
Diagnostik | Die Diagnose erfolgt anhand des klinischen Bildes, in seltenen Fällen erfolgt zusätzlich eine Biopsie. |
Therapie | Hämangiome sind in der Regel gutartig, trotzdem ist die regelmäßige Kontrolle der Hautveränderung sinnvoll, um eine mögliche Entartung nicht zu versäumen. Aktuell liegt kein Goldstandard für die Therapie vor, hierbei erfolgt sowohl der Einsatz von lokalen Glukokortikoide als auch der Einsatz von topischen oder systemischen Betablockern (Propranolol). Auch eine Spontanheilung des Hämangioms ist möglich, daher verzichtet man, wenn möglich auf eine chirurgische Exzision. |
InfoDer genaue Wirkmechanismus von Betablockern in der Therapie von Hämangiomen ist noch nicht geklärt. Durch eine Vasokonstriktion kommt es zur schnellen Farb- und Konsistenzreduktion. Durch Reduktion von Wachstumsfaktoren (VEGF, bFGF) wird das Gefäßwachstum unterdrückt, der langfristige Effekt beruht vermutlich auf einer beschleunigten Apoptose der Endothelzellen.
5. Hautbefund: Nävus flammeus (Feuermal, Storchenbiss)
Aamartinez0626, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Dr. Wonko, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Nävus flammeus (Feuermal, Storchenbiss) |
Hauptbefund & Symptome | Am ulnarseiten Handrücken und an den Fingern drei bis fünf befinden sich hellrote Makulae, wobei die Finger weniger stark erythematös sind. Die Makulae zeigen sich teilweise konfluierend bei eher unscharfer Begrenzung. |
Pathophysiologie | Diese Hautveränderung tritt während der Embryogenese durch minimale Differenzierungsstörungen auf und ist damit bereits oft bei Geburt vorhanden oder entwickelt sich im Säuglings- bis Kleinkindalter. Die Makulae kommen durch dilatierte Kapillaren unterhalb der Epidermis zustande. Man unterscheiden zwischen medialen Nävi, die keine Assoziation zu weiteren Fehlbildungen haben und oft selbstlimitierend sind und lateralen Nävi. Diese betreffen oft den 1./2. Trigeminusast und sind mit Phakomatosen und Syndromen (z.B. Von-Hippel-Lindau-Syndrom) assoziiert und zeigen keine Rückbildungstendenz. |
Diagnostik | Die Diagnose erfolgt anhand des klinischen Bildes, in seltenen Fällen erfolgt zusätzlich eine Biopsie. |
Therapie | Die meisten Fälle sind selbstlimitierend und die Nävi verschwinden mit der Zeit, bei ausbleibender Rückbildung und kosmetischer Beeinträchtigung kann eine Lasertherapie zur Verödung der Kapillaren durchgeführt werden. |
AchtungIm Unterschied zum Hämangiom sind Nävi flammei immer streng im Hautniveau.
6. Hautbefund: Fibrom (weich)
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
User:Oliver Riesen, Public domain, via Wikimedia Commons
Diagnose | Fibrom (weich) |
Hauptbefund & Symptome | In der behaarten Achsel zeigen sich disseminiert angeordnete, erhabene, warzenartige Hautanhänge, die in Form und Pigmentierung untereinander von blassrosa bis bräunlich variieren. Die Haut zeigt sich insgesamt mit Hyperpigmentierung, vergröberter Hautfelderung und leicht zerklüftet wirkender Oberfläche.
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Pathophysiologie | Bei einem Fibrom handelt es sich um einen gutartigen Hauttumor, der durch eine vermehrte Proliferation von Fibroblasten entsteht. Diese produzieren wiederum zusätzlich vermehrt Kollagen, sodass ein Fibrom als flache, knotige oder gestielte Hautveränderung in Erscheinung tritt. Man unterscheidet zwischen hartem und weichem Fibrom. Hierbei vermutet man beim weichen Fibrom eine familiäre Komponente, wohingegen bei harten Fibromen kleine Entzündungen der Haut begünstigend wirken. |
Diagnostik | Bei einem Fibrom handelt es sich um eine klassische Blickdiagnose. Im Zweifel ist zum Ausschluss eines bösartigen Hauttumors eine histopathologische Untersuchung indiziert.
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Therapie | Fibrome bedürfen in der Regel keiner Therapie, sind aber auch nicht selbstlimitierend. Eine Entfernung kann elektiv durchgeführt werden, wenn sie Beschwerden bereiten oder die Patient:innen kosmetisch stören. Durchführen lässt sich die Entfernung mittels Schere, Skalpell, Vereisung, Laserbehandlung oder Elektrochirurgie. |
MerkeBeim Fitzpatrick-Zeichen handelt es sich um eine klinische Tastuntersuchung: Bei einem harten Fibrom zieht sich die Hautveränderung nach innen, wenn der umliegende Bereich zwischen Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt wird.
InfoVor allem an den Beinen von Patient:innen, die sich regelmäßig die Beine rasieren lassen sich harte Fibrome finden, die Hautreizung begünstigt ihr Entstehen.
7. Hautbefund: Atherom (Epidermalzyste, Grützbeutel)
Steven Fruitsmaak, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Diagnose | Atherom (Epidermalzyste, Grützbeutel)
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Hauptbefund & Symptome | Im Bereich des Nackens zeigt sich ein ungefähr 1 cm messender subkutaner Nodus mit umgebendem Erythem im Sinne einer Entzündung.
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Pathophysiologie | Eine Zyste ist per definitionem ein neu formierter abgekapselter Hohlraum, der mit einer Epithel-Kapsel ausgekleidet ist. Die Epidermalzyste ist in den tieferen Hautschichten gelegen und entwickelt sich aus verstopften Talgdrüsen. Wenn der Talg nicht abfließen kann, sammelt sich dieser und bildet die Fett-gefüllten Zysten. Oft finden sie sich bei Acne oder anderen die Talgdrüsen- und Haarfollikel-betreffenden Erkrankungen. Obwohl sie am ganzen Körper auftreten können, sind Prädilektionsstellen Gesicht, Nacken oder Rückenbereich. Die Größe kann variieren, manche erreichen die Größe eines Hühnereis. |
Diagnostik | Es handelt sich um eine Blickdiagnose in Zusammenschau mit der Anamnese. Ihre Konsistenz ist prallelastisch bis derb und es findet sich ein schwarzgrauer Punkt, der den verstopften Taldrüsenausgang markiert. |
Therapie | Aufgrund der Entzündungsgefahr ergibt die Entfernung nicht nur aus ästhetischen Gründen Sinn, zumal die Patient:innen sie oft als störend empfinden. Die Entfernung eines unauffälligen Atheroms findet unter lokaler Betäubung statt. Um sicherzugehen, dass es nicht zu einem Rezidiv kommt, ist es wichtig, die gesamte Kapsel zu entfernen. Im Falle eines entzündeten Atheroms wird zunächst eine Drainage gelegt und das Atherom antibiotisch versorgt, bevor auch hier die gesamte Kapsel exzidiert wird. Bei Entfernung großer Atherome ist es möglich, durch Fettgewebstransplantationen die Hohlräume zu füllen. |
8. Hautbefund: Leukoplakie
BodyParts3D/Anatomography, Public domain, via Wikimedia Commons
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Diagnose | Leukoplakie
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Hauptbefund & Symptome | Im Gaumen zeigt sich hinter der unteren Zahnreihe eine etwas über einen Zentimeter messende Schleimhautveränderung, weißlich-matter Färbung und scharfer Begrenzung. Die Oberfläche wirkt leicht gefältelt und minimal segmentiert.
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Pathophysiologie | Durch mechanische, chemische oder biologische Dauerreize wird eine Verdickung des Plattenepithels bewirkt, wodurch die tieferliegenden Kapillaren nicht mehr sichtbar sind und die Hautveränderung weißlich wirkt. Nach klinischem und histologischem Aspekt unterscheidet man drei Formen:
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Diagnostik | Histopathologisch zeigt sich eine Verhornungsstörung des mehrschichtigen Plattenepithels, das potenziell dysplastisch verändert sein kann. Zur Differenzierung von anderen Erkrankungen dient die Biopsie. Typisch ist, dass die Hautveränderungen sich nicht abstreifen lassen, wie es zum Beispiel bei einer oralen Candidose der Fall wäre. |
Therapie | In der Regel verschwinden die Schleimhautveränderungen beim Absetzen der Noxen nach ungefähr 2 bis 4 Wochen. Im Fall von auffälligen oder erosiven Leukoplakien ist die Kürettage oder Exzision eine angemessene Therapie. Die Exzision hat hier den Vorteil der Schnittrandkontrolle, um die komplette Entfernung sicherzustellen und gleichzeitig ermöglicht sie eine histologische Aufarbeitung. |
9. Hautbefund: Seborrhoische Keratose
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Diagnose | Seborrhoische Keratose |
Hauptbefund & Symptome | In der rechten Gesichtshälfte des Patienten, oberhalb des Nasenflügels, zeigt sich eine ca. 3 cm messende breitbasig aufsitzende bräunliche Plaque mit zerklüfteter, verruköser Oberfläche. Die Hautveränderung präsentiert sich scharf begrenzt, zweigeteilt und wirkt speckig.
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Pathophysiologie | Die genaue Ursache der seborrhoischen Keratose ist unbekannt, man vermutet eine chronische Inflammation sowie Alterungsprozesse der Haut. Es handelt sich um einen gutartigen Hauttumor, allerdings kann die Hautveränderung auch paraneoplastisch als Leser-Trélat-Syndrom auftreten, z.B. bei Lymphomen oder gastrointestinalen Tumoren. Risikofaktoren sind steigendes Lebensalter sowie hohe UV-Exposition.
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Diagnostik | Seborrhoische Keratosen treten in der Regel ab dem mittleren Alter auf und sind klassische Blickdiagnosen, auch wenn sie sich sehr unterschiedlich präsentieren können. Wenn nötig, ergänzt man die Untersuchung mit einem Dermatoskop. In der Zusammenschau mit der Lokalisation, Verlauf der Hautveränderung und dem Alter der Patient:innen ergibt sich die Diagnose. Nur bei Unsicherheit sollte eine Biopsie erfolgen. |
Therapie | Da es sich um eine gutartige Hautveränderung handelt, wird die Entfernung nur angestrebt, wenn die Patient:innen sie als optisch oder manuell störend empfinden. Die Entfernung erfolgt unter lokaler Betäubung mittels Kürettage oder unter geringer Narbenbildung mit Kryotherapie. |
AchtungWeil seborrhoische Keratosen sich im Aussehen stark unterscheiden können, ist es wichtig, sie von bösartigen Hauttumoren zu differenzieren!
MerkeObwohl die Hautveränderung den Namen seborrhoische Keratose trägt, ist keine Störung oder Veränderung der Talgdrüsen ursächlich. Vielmehr wird dadurch die speckige Oberfläche der Hautveränderungen beschrieben.
10. Hautbefund: Basalzellkarzinom (Basaliom)
M. Sand, D. Sand, C. Thrandorf, V. Paech, P. Altmeyer, F. G. Bechara, CC BY 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Bin im Garten, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Basalzellkarzinom (Basaliom)
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Hauptbefund & Symptome | Auf der Nasenspitze zeigt sich ein etwas mehr als einen Zentimeter durchmessender erythematöser Nodus mit scharfer Begrenzung und randständigen Teleangiektasien. Die Oberfläche erscheint glänzend und hart. Zentral zeigt sich eine kleine Ulzeration mit Einziehungen und Kruste.
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Pathophysiologie | Der Tumor kommt ausschließlich an behaarter Haut vor, da durch eine Mutation des Sonic-Hedgehog-Gens Haarfollikel und andere Hautanhangsgebilde nachgeahmt werden.
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Diagnostik | Beim Verdacht eines Basalioms erfolgt die Untersuchung der gesamten Haut. Vor allem unter dem Dermatoskop zeigen sich für das Basaliom typische Veränderungen, wie z.B. der perlschnurartige Randwall. Diese Auffälligkeiten helfen, potenzielle Differentialdiagnosen auszuschließen. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose erfolgt die Entnahme einer Hautbiopsie unter lokaler Betäubung, Histopathologisch lässt sich so der Verdacht bestätigen, außerdem ist die Angabe der Tumordicke sowie die Reinheit der Exzisionsränder wichtig, da bei randständigen Tumoranteilen eine Nachexzision erfolgt. Es kommt fast nie zur Metastasierung, dennoch sollte bei Verdacht darauf eine Ausbreitungsdiagnostik erfolgen. |
Therapie | Die Therapie des Tumors erfolgt durch chirurgische Exzision im Gesunden mit 4-5 mm Sicherheitsabstand.
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MerkeDie Risikoabschätzung des Basalioms erfolgt nach folgenden Kriterien: Größe, Lokalisation, histologischer Subtyp, Begrenzung, Rezidivsituation, stattgefundene Bestrahlung am Ort des Tumors.
11. Hautbefund: Aktinische Keratose
Dr. Thomas Brinkmeier, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons
Krizu, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Diagnose | Aktinische Keratose (Keratosis solaris, Feldkanzerisierung)
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Hauptbefund & Symptome | Auf dem Handrücken zeigt sich ein unscharf begrenztes, fleckiges Erythem durchzogen von hyperpigmentierten bräunlichen Hyperkeratosen. Die Hyperkeratosen zeigen sich teils krustig belegt. Die betroffene Hautstelle wirkt insgesamt atroph und rau. Die Hautveränderung präsentiert sich im Sinne einer Feldkanzerisierung.
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Pathophysiologie | Durch übermäßige UV-Exposition findet eine unkontrollierte Hyperplasie atypischer epidermaler Keratinozyten statt, diese gilt als Präkanzerose und kann sich zu einem Plattenepithelkarzinom entwickeln.
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Diagnostik | Es handelt sich um eine klassische Blickdiagnose. Bei passendem klinischem Befund in Kombination mit der Anamnese ist laut Leitlinie keine histopathologische Untersuchung indiziert, diese sollte allerdings bei Therapieresistenz erfolgen. |
Therapie | Zur Therapie finden unterschiedliche Modalitäten Anwendung, die sowohl konservativ als auch invasiv sein können.
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MerkeAufgrund der potentiell starken lokalen Entzündungsreaktion beenden viele Patient:innen die Therapie eigenständig, obwohl mehr Anwendungen nötig wären. Eine Aufklärung über die Nebenwirkung und das dünne Auftragen der topischen Therapie ist wichtig!
12. Hautbefund: Plattenepithelkarzinom
Unknown photographer/artist, Public domain, via Wikimedia Commons
Klaus D. Peter, Wiehl, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
AchtungDas Plattenepithelkarzinom wächst lange nicht sichtbar intradermal und spät destruierend, die sichtbare Hautveränderung wird oft als „Spitze des Eisbergs“ beschrieben. Das Plattenepithelkarzinom wird auch als „weißer Hautkrebs“ beschrieben. Merkhilfe: Auf einem Eisberg liegt weißer Schnee!
Diagnose | Plattenepithelkarzinom (Spinaliom, Stachelzellkarzinom)
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Hauptbefund & Symptome | An der Nasenspitze zeigt sich ein ca. 1,5 cm messender, breitbasig aufsitzender, hautfarbener Nodus mit exophytischem Wachstum, umgeben von einem randständigen Erythem. Zentral sind ein zentrales, induriertes Ulcus sowie umgebende Krusten sichtbar.
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Pathophysiologie | Durch eine Mutation im Tumorsuppressorgen p53 kommt es zur unkontrollierten Vermehrung atypischer Keratinozyten durch die mutationsbedingt entstandene Apoptoseresistenz.
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Diagnostik | Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel anhand der klinischen Untersuchung und wird mit einer Hautbiopsie bestätigt. Histopathologisch zeigt sich ein epithelialer Tumor mit Verhornungsneigung,
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Therapie | Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Exzision unter Schnittrandkontrolle.
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13. Hautbefund: Cornu cutaneum
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Diagnose | Cornu cutaneum |
Hauptbefund & Symptome | Am rechten Ohr zeigt sich eine 0,8 cm messende breitbasig aufsitzende Hyperkeratose mit starker Hyperpigmentierung und exophytisch-konischem Wachstum. Die Oberfläche erscheint rau und brüchig. In der Regel haben die Patient:innen keine Schmerzen, lediglich durch Druckbelastung (z.B. beim Liegen) können Beschwerden auftreten.
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Pathophysiologie | Beim Cornu cutaneum handelt sich um eine aus Keratin bestehende Hautwucherung, die oft einem Tierhorn ähnelt und bei Personen während der 6. und 7. Lebensdekade vorkommt. In den meisten Fällen tritt es an lichtexponierten Stellen auf und kann sowohl gut- als auch bösartig sein und auf verschiedene Diagnosen hinweisen. Mögliche Krankheitsbilder sind:
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Diagnostik | Das Cornu cutaneum ist in der Regel eine klinische Diagnose, da die Entität allerdings nicht rein klinisch geklärt werden kann, erfolgt zusätzlich eine histopathologische Untersuchung. |
Therapie | Aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsbilder, die sich durch ein Cornu cutaneum darstellen und potenziell maligne sein können, empfiehlt sich hier immer eine chirurgische Exzision und die anschließende histopathologische Untersuchung. |
MerkeWegen der optischen Ähnlichkeit kann ein Cornu cutaneum mit einer Pomadenkruste verwechselt werden, hierbei handelt es sich um eine pflegebedingte Hautverdickung durch eine okklusiv bedingte Hyperplasie der Epidermis, die bei Kindern und pflegebedürftigen Erwachsenen vor allem im Glutealbereich auftritt. Auslösend sind unzureichend entfernte fettige Externa.
Exkurs: Vergleich Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom
Basalzellkarzinom | Plattenepithelkarzinom |
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AchtungDie Risikofaktoren beider Hauttumore sind sich sehr ähnlich!
14. Hautbefund: Malignes Melanom (superfiziell spreitendes Melanom, SSM)
Klaus D. Peter, Wiehl, Germany, CC BY 3.0 DE, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en, via Wikimedia Commons
Diagnose | Malignes Melanom (superfiziell spreitendes Melanom, SSM)
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Hauptbefund & Symptome | An der rechten Wange befindet sich eine ca. 1 cm große dunkel pigmentierte Makula mit unscharfer Begrenzung und unregelmäßiger Pigmentierung. Die Makula steht in direkter Verbindung zu einem ebenfalls ca. 1 cm messenden hautfarbenen Nodus.
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Pathophysiologie | In der Entstehung spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, diese können sowohl genetisch als auch umweltbezogen sein:
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Diagnostik | Die Untersuchung auffälliger Nävi erfolgt nach der ABCDE- Regel: A - Asymmetrie B- Begrenzung C- Colour D – Durchmesser (>0,5 cm) E – Erhabenheit/ Evolution
An die Untersuchung der auffälligen Hautveränderungen schließt sich eine Inspektion des gesamten Körpers inklusive Palpation der Lymphknotenstationen an. Anhand der histopathologischen Untersuchung kann sich die Verdachtsdiagnose bestätigen. Die Bestimmung der AJCC-Klassifikation I - IV hat Relevanz für Prognose und Therapie und beinhaltet als wichtigsten prognostischen Faktor die Tumordicke nach Breslow sowie die Mitoserate bei Melanomen <1mm Dicke: I. Tumor <1 mm Dicke mit Ulzerationen/ <2 mm Dicke ohne Ulzerationen, N0, M0 II. Tumor 2-4 mm, N0, M0 III. Tumor jeder Dicke, LK-Befall, M0 IV. Fernmetastasen (M1) Neben der AJCC-Klassifikation kann die Stadieneinteilung anhand der TNM-Klassifikation erfolgen. Bei Diagnose eines malignen Melanoms erfolgt das Staging gerichtet nach den TNM-Stadien. Die initiale Ausbreitungsdiagnostik bis TNM-Stadium IIB (entsprechend Stadium II nach AJCC) beinhaltet: Lymphknoten-Sonografie und Bestimmung des Tumormarkers S100B. Bei höheren Tumorstadien erfolgen zusätzlich cMRT, Abdomen-Sonografie, Röntgen-Thorax, Skelettszintigrafie, Ganzkörperschnittbildgebung und LDH im Serum. LDH gilt als unspezifischer Metastasenmarker.
Ab einer Eindringtiefe des Tumors von 1 mm (oder einer Tumordicke von 0,75 mm in Kombination mit Ulzerationen, erhöhter Mitoserate oder einem Alter von unter 40 Jahren) erfolgt zusätzlich eine Wächterlymphknotenbiopsie (SLND: Sentinel Lymph Node Dissection). Hierbei erfolgt nach Injektion von radioaktivem Tc-99m-Kolloid in die Umgebung des Tumors eine Szintigrafie, um dessen Abflussgebiet zu bestimmen. Auf dem Boden der Szintigrafie erfolgt die intraoperative Entnahme des Lymphknotens durch Detektion der Strahlung mittels Gamma-Sonde. Bei Befall des Sentinel-Lymphknotens mit Mikrometastasen ist eine radikale Lymphadenektomie indiziert. |
Therapie | Der Goldstandard der Therapie des malignen Melanoms ist die Exzisionsbiopsie bis auf das subkutane Fettgewebe inklusive Nachexzision nach histopathologischer Untersuchung. Die chirurgische Nachexzision erfolgt mit Sicherheitsabstand, abhängig von der gemessenen Tumordicke: In situ: 0,5 cm Abstand Bis 2 mm: 1 cm Abstand >2 mm: 2 cm Abstand Bei Lymphknotenbefall erfolgt eine elektive radikale Lymphadenektomie. Je nach Tumorstadium bzw. Metastasenfund schließt sich eine adjuvante Therapie mit alpha-Interferon oder eine Immuntherapie mit dem PD-1-Rezeptor-Antikörper Pembrolizumab an. Nach Resektion von mehr als drei Metastasen, kapselübergreifendem Wachstum, R1-Resektion und Tumorknoten über 3 cm Durchmesser empfiehlt sich eine adjuvante Strahlentherapie. Immuncheckpointinhibitoren:
BRAF-Inhibitoren:
MEK-Inhibitoren:
Eine Chemotherapie steht als last-line Option bei Kontraindikationen für den Einsatz von BRAF-/MEK- und PD1-Antikörpern zur Verfügung, die Ansprechrate liegt allerdings nur bei 5-12%. |
Nachsorge | In den ersten zwei Jahren ist das Rezidivrisiko am höchsten, daher sollte ein regelmäßiges Hautscreening, Untersuchung der Lymphknoten und der Tumormarker erfolgen. |
MerkeSentinel-Lymphknoten (Sentinel: lat. Wächter): Erster Lymphknoten im Abflussgebiet einer Tumorregion, der typischerweise als Erstes Tumorzellen aufnimmt – etwa bei einem Melanom. Dieser wird entfernt, um festzustellen, ob Tumorzellen sicdh bereits systemisch ausgebreitet haben.
Juliana Casagrande Tavoloni Braga, Mariana Petaccia Macedo, Clovis Pinto, João Duprat, MariaDirlei Begnami, Giovanni Pellacani, Gisele Gargantini Rezze, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons | Superfiziell spreitendes Melanom (SSM): Relative Häufigkeit 65%, meist an sonnenexponierten Arealen, horizontale Wuchsphase dauert mit 5-7 Jahren recht lange, daher ist eine Früherkennung möglich.
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Wawjak, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons | Lentigo-maligna-Melanom (LMM): Relative Häufigkeit 10%, lange Zeit als Präkanzerose mit horizontalem Wachstum, dunkelbraun bis schwarz gescheckte Pigmentierung, atypische Melanozyten liegen entlang der dermoepithelialen Grenze (Melanoma in situ)
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Omar Bari, Philip R. Cohen, CC BY 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons | Akrolentiginöses malignes Melanom (ALM): Relative Häufigkeit 5%, horizontales, später umschrieben vertikales Wachstum, häufiger bei schwarzen Menschen und Menschen asiatischer Ethnie betroffen, wegen schwieriger Lokalisation oft späte Diagnose und deshalb schlechte Prognose
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Dr. Thomas Brinkmeier, CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons | Primär noduläres malignes Melanom (NMM): Relative Häufigkeit 15%, sofort einsetzendes vertikales Wachstum mit früher Metastasierung innerhalb von Monaten, daher weist es die schlechteste Prognose aller Melanome auf.
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Sonstige |
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InfoEs wird vermutet, dass Bob Marley an den Folgen eines akrolentiginösen Melanoms starb.
Quellen
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13.https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/dermographismus-albus-1000
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15.https://www.usz.ch/krankheit/akne-inversa/
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21.https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/scharlach/
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24.https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-044l_S2k_Kutane_Lyme_Borreliose_2024-06.pdf
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30.https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Kopflausbefall.html
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