Einleitung
Das Blutbild ist eine labormedizinische Untersuchungsmethode, bei der die Verteilung der Blutzellen und des Hämoglobins sowie die Zellmorphologie bestimmt wird.
Abhängig vom Umfang unterscheidet man:
- Kleines Blutbild
- Differenzialblutbild
Großes Blutbild: kleines Blutbild + Differenzialblutbild
Kleines Blutbild
Das kleine Blutbild umfasst folgende Parameter:
- Erythrozyten
- Erythrozyten-Indices
- Mittlere Hämoglobinmenge eines Erythrozyten (MCH)
- Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)
- Mittleres korpuskuläres Volumen (MCV)
- Erythrozytenverteilungsbreite (RDW)
- Hämatokrit
- Hämoglobinkonzentration
- Leukozytenzahl
- Thrombozytenzahl
Erythrozyten
Die Erythrozyten werden umgangssprachlich auch als rote Blutkörperchen bezeichnet. Sie enthalten den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin. Dieses bindet Sauerstoff
Die Erythrozyten haben eine bikonkave Form mit einem Durchmesser von 7,5 µm und einer Dicke von 2,5 µm. Sie enthalten keine Organellen und keinen Zellkern
Bei verschiedenen Erkrankungen kann es zu einer Veränderung der Erythrozytenform kommen. Im Folgenden geben wir euch einen Überblick über die verschiedenen Varianten.
Eine verminderte Eryhtrozytenzahl wird als Erythrozytopenie und eine erhöhte Zahl als Polyglobulie bezeichnet.
Eine Vielzahl an Erkrankungen kann zu einem Mangel an Erythrozyten führen. Dieser Zustand wird als Anämie
Eine Polyglobulie kann z.B. durch myeloproliferative Erkrankungen, wie die Polycythämia vera hervorgerufen werden.
MCH, MCHC und MCV

Anhand der Indices MCH, MCHC und MCV lassen sich die Erythrozyten weiter untersuchen. Die Indices geben wichtige Rückschlüsse auf die Ursache einer Anämie
Die Interpretation der Werte findest du hier: Anämie
MCH steht für mean corpuscular haemoglobin. Es gibt den mittleren Hämoglobingehalt eines Erythrozyten an.
MCHC steht für mean corpuscular haemoglobin concentration. Es gibt die mittlere Hämoglobinkonzentration in einem Erythrozyten an. Am rechten Beispiel lässt sich erkennen, dass sich in beiden Erythrozyten 5 Hämoglobinmoleküle befinden. Der MCH-Wert ist somit identisch. Die Konzentration der Hämoglobinmoleküle bezogen auf die Größe bzw. das Volumen des Erythrozyten und somit der MCHC-Wert ist im linken Erythrozyten größer als im rechten.
MCV steht für mean corpuscular volume. Es gibt das mittlere Volumen eines Erythrozyten an.
Erythrozytenverteilungsbreite (RDW)
Die Erythrozytenverteilungsbreite (eng. Red cell distribution width (RDW)) gibt die Größenverteilung der Erythrozyten an. Sie berechnet sich anhand der Standardabweichung des MCV-Wertes um den Mittelwert des Erythrozytenvolumens.
Wären also alle Erythrozyten gleich groß, so läge der RDW-Wert bei 0%. Der RDW-Wert kann bei einer Eisenmangelanämie
TippDas MCV hat eine sehr geringe Streubreite. Bei einer nicht erklärbaren, plötzlichen Veränderung von MCV oder der RDW sollte man an eine Patientenverwechselung denken. Dieser Parameter kann daher genutzt werden, um dem Verdacht einer Patientenverwechslung weiter nachzugehen.
Hämatokrit (Hkt)
Der Hämatokrit gibt den Anteil der Zellen am gesamten Blut
Erhöhung
Ein hoher Hämatokrit kann entweder aus einer Zunahme der zellulären Bestandteile oder aus einer Verminderung des Blutplasmas bedingt sein.
- Polyglobulie (Doping, Lungenerkrankungen, Polycythämia vera)
- Dehydratation
Erniedrigung
Ein geringer Hämatokrit kann aus einer geringen Zellzahl oder einer Volumenüberladung resultieren.
- Zytopenie (Anämie
, Niereninsuffizienz, Störung der Erythropoese ) - Volumenüberladung (Infusionen, Herzinsuffizienz
)
Hämoglobinkonzentration (Hb)
Das Hämoglobin befindet sich in den Erythrozyten und transportiert den Sauerstoff
Im deutschsprachigen Raum wird der Hämoglobinwert zur Klassifikation einer Anämie
Bei der Beurteilung des Hämoglobinwertes sollte man ähnlich wie beim Hämatokrit den Volumenstatus des Patienten beachten. So kann eine Erniedrigung auf eine echte Blutarmut zurückzuführen sein, es kann jedoch auch eine Verdünnung des Blutes aufgrund einer Volumenüberladung, z.B. im Rahmen einer Herzinsuffizienz
Erhöhung
- Exsikkose
- Lungenerkrankungen
- Polycythämia vera
Erniedrigung
- Blutungen
- Hämolyse
- Verringerte Blutbildung (Eisenmangel
, Vitamin-B-12-Mangel, Folsäure-Mangel…) - Chronische Niereninsuffizienz
Leukozyten
Die Leukozyten, auch als weiße Blutkörperchen bezeichnet, enthalten im Gegensatz zu den Erythrozyten einen Zellkern
Anhand ihrer Morphologie lassen sich die Leukozyten weiter unterteilen.
- Lymphozyten
- B-Lymphozyten
- T-Lymphozyten
- Natürliche Killerzellen
- Granulozyten
- Neutrophile Granulozyten
- Basophile Granulozyten
- Segmentkernige Granulozyten
- Eosinophile Granulozyten
- Monozyten
- Mastzellen
- Dendritische Zellen
Im Rahmen des kleinen Blutbilds wird nur die Gesamtzahl der Leukozyten bestimmt. Die einzelnen Unterformen werden im Differenzialblutbild untersucht.
Die Leukozyten werden ausgehend von Stammzellen im Knochenmark gebildet und bei Entzündungen ins Blut
Bei einer Erhöhung der Leukozytenwerte spricht man von einer Leukozytose. Bei einer Erniedrigung von einer Leukozytopenie.
Mögliche Ursachen einer Leukozytose
- Akute & chronische Infektionen (Bakterien, Pilze, Parasiten)
- Autoimmunerkrankungen (z.B. Kollagenosen)
- Leukämien
- Myeloproliferative Erkrankungen
- Zelluntergang/Organschäden (z.B. Herzinfarkt
) - Trauma
- Stress
- Medikamente (z.B. nach Glucocorticoidgabe)
- Splenektomie
- Rauchen
Mögliche Ursachen einer Leukozytopenie
- Infektionen (insb. virale Infektionen)
- Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupus)
- Vitamin-B12-Mangel
- Myelodysplasien
- Myelofibrose
- Hypersplenismus
- Medikamente (z.B. Chemotherapie)
Thrombozyten
Die Thrombozyten
Sie entstehen im Knochenmark durch Abschnürung von den Megakaryozyten. Die Thrombozyten
Eine Verminderung der Thrombozytenzahl wird als Thrombozytopenie
Mögliche Ursachen einer Thrombozytopenie
- Bildungsstörungen
- Erblich: Fanconi-Anämie
- Knochenmarkserkrankungen (z.B. Leukämie)
- Knochenmarksschädigung (z.B. Bestrahlung)
- Vitamin-B12- & Folsäuremangel
- Erblich: Fanconi-Anämie
- Verkürzte Lebensdauer
- Antikörper (z.B. Immunthrombozytopenie, Lupus erythematodes)
- Verbrauchskoagulopathie (z.B. Sepsis)
- Heparin
-induzierte-Thrombozytopenie (HIT) - Mechanische Schädigung (z.B. mechanische Herzklappe
)
- Splenomegalie
- Pseudothrombozytopenie
(Thrombozyten verklumpen im EDTA-Röhrchen)
Mögliche Ursachen einer Thrombozytose
- Myeloproliferative Erkrankungen (primäre Ursachen)
- Essentielle Thrombozythämie
- Polycythämia vera
- Chronische myeloische Leukämie
- Reaktiv (sekundäre Ursachen)
- Schwangerschaft
- Eisenmangelanämie
- Akute Infektionen
- Glucocorticoide
- Postoperativ
- Blutungen
Differenzialblutbild
Beim Differenzialblutbild werden die Leukozyten anhand ihrer Morphologie weiter unterschieden.
Das Differenzialblutbild kann entweder maschinell oder mikroskopisch erstellt werden. Mikroskopisch wird das Blut
Das Differenzialblutbild wird insbesondere bei dem Verdacht auf eine hämatoonkologische Erkrankung, angeborenen Erythrozytenstörungen (z.B. Thalassämie) angefertigt.
Im folgenden Bild stellen wir euch die Zellen des Differenzialblutbildes und die wichtigsten Ursachen für eine Erhöhung oder Erniedrigung dar. Die allgemeinen Ursachen haben wir bereits im Rahmen des kleinen Blutbildes dargestellt.
Quellen
- S1-Leitlinie Eisenmangelanämie, Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
- S2k-Leitlinie Diagnose von Thrombozytenfunktionsstörungen - Thrombozytopathien, Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e.V. (GTH)

