Kurzfristige Blutdruckregulation
Einleitung
Die kurzfristige Blutdruckregulation erfolgt durch schnelle Anpassungen des Herz-Kreislauf-Systems, wie z.B. durch Veränderungen der Herzfrequenz
Pressorezeptoren
- Pressorezeptoren befinden sich vorwiegend im Karotissinus und am Aortenbogen
- Sie befinden sich als freie Nervenendigungen in der Media und in der Adventitia
- Sie leiten Information über N. glossopharyngeus und N. vagus
zum Nucleus tractus solitarii in der Medulla oblongata - Die Perikaryen (Zellkerne der Nervenzellen
) liegen im Ganglion inferius des Nervus glossopharyngei
Reaktion auf Druckabfall
- Größere akute Schwankungen des Blutdrucks werden durch den Pressorezeptorreflex (Synonym: Barorezeptorreflex) gedämpft
- Ein plötzlicher Abfall des arteriellen Blutdrucks führt zur Abnahme der Impulsfrequenz der Pressorezeptoren
- Information wird über den N. glossopharyngeus und N. vagus
an das Kreislaufzentrum in der Medulla oblongata übermittelt - Die Erregung wird zur kaudalen ventrolateralen Medulla oblongata weitergeleitet
- Sympathische Efferenzen ziehen nach Umschaltung in sympathischen Ganglien im Gefäßsystemzu den Widerstandsgefäßen und zum Herzen
- Noradrenalin
wird freigesetzt und bindet an α1-Adrenorezeptoren in Gefäßmuskelzellen, was zu einer Vasokonstriktion und einem erhöhten Widerstand führt - Die Konstriktion der Kapazitätsgefäße
mobilisiert ein größeres Blutvolumen, der venöse Rückstrom wird gefördert und das Schlagvolumen erhöht - Zusätzlich zu einer Erhöhung der Sympathikus
-Aktivität erfolgt eine Hemmung der Parasympathikus -Aktivität, was zu einem raschem Blutdruckanstieg führt Noradrenalin
bindet auch an β1-Adrenorezeptoren an den Kardiomyozyten, was zu einer gesteigerten Herzfrequenz (positiv chronotrop) und einer gesteigerten Kontraktionskraft (positiv inotrop) führt
Reaktion auf Druckanstieg
- Wenn der transmurale Druck oder der arterielle Blutdruck in den herznahen Gefäßen ansteigt, dehnt sich die Gefäßwand aus
- Diese Dehnung aktiviert die Pressorezeptoren über mechanosensitive Kationenkanäle und führt zu einer Zunahme der Impulsfrequenz
- Hierdurch wird die Sympathikus
-Aktivität gehemmt und die Parasympathikus -Aktivitätaktiviert/gefördert - Als Folge sinken die Herzfrequenz
, der Tonus der Widerstandsgefäße und der totale periphere Widerstand. Weiterhin können die Kapazitätsgefäße mehr Volumen aufnehmen (Dilatation der venösen Kapazitätsgefäße ) - Das zentrale Blutvolumen und das Schlagvolumen nehmen ab, was schließlich zu einer Blutdrucksenkung führt
- Die Pressorezeptoren reagieren pulssynchron auf den Blutdruckanstieg während der Systole
und den Blutdruckabfall während der Diastole - In der langfristigen Blutdruckregulation sind die Pressorezeptoren aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit nicht geeignet
Chemosensoren
- Zentrale Chemosensoren liegen in der Medulla oblongata
- Periphere Chemosensoren befinden sich in den Glomera aortica und im Glomus caroticum
- Zentrale Chemosensoren reagieren auf den pH-Wert
und CO 2-Partialdruckänderungen - Periphere Chemosensoren reagieren auf O2- und CO
2-Partialdruck sowie pH-Wertveränderungen - Eine Aktivierung der peripheren Chemosensoren führt zu einer Stimulation der Atmung und zu einer Blutdrucksteigerung
- Die physiologische Bedeutung der peripheren Chemosensoren für die Blutdruckregulation ist gering
Volumenrezeptoren
- Kardiopulmonale Dehnungsrezeptoren befinden sich in den Vorhöfen, Hohlvenen (V. cava superior
und V. cava inferior ) und in der A. pulmonalis - Es gibt A- und B-Dehnungsrezeptoren:
- Ein erhöhtes Blutvolumen aktiviert A-Rezeptoren (Bainbridge-Reflex
) und führt zu einer Steigerung der Herzfrequenz - B-Rezeptoren (Vorhofdehnungsreflex) messen den Füllungszustand der Vorhöfe und den zentralen Venendruck
- Eine Abnahme der Aktivität der Dehnungsrezeptoren bei Volumenmangel
führt zu einer Stimulation der vaskulär-efferenten Sympathikusaktivität und ADH -Freisetzung (Gauer-Henry-Reflex )