Die Gattung Chlamydiaspp. umfasst gramnegative, obligat intrazellulär lebende Bakterien, die aufgrund ihres kleinen Genoms und ihres speziellen Lebenszyklus auf die Wirtszelle angewiesen sind.
Sie durchlaufen zwei Entwicklungsstadien: das infektiöse Elementarkörperchen (EK) und das metabolisch aktive Retikularkörperchen (RK).
Chlamydia spp. ist verantwortlich für eine Vielzahl von Infektionen beim Menschen, darunter sexuell übertragbare Krankheiten (C.trachomatis), respiratorische Infektionen (C. pneumoniae) und zoonotische Infektionen (C. psittaci). Diese Erreger können akute und chronische Krankheitsbilder verursachen, oft mit einer asymptomatischen Verlaufsform.
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch molekulare Nachweismethoden wie PCR oder serologische Tests.
Merke
Merkhilfe Chlamydia spp.
Merkhilfe zu Chlamydia spp.
In unserer Merkhilfe zu den Erregern mit atypischem Gramverhalten:
“Rick und Claus mögen Münzen aus Blei und Plastik”, steht:
Claus für die Chlamydien
Er bittet hier um ATP, da er selbst keines produzieren kann und als obligat intrazellulärer Erreger auf die ATP-Produktion in der Wirtszelle angewiesen ist
Taxonomie und Klassifikation
Taxonomie der Chlamydia spp.
Klasse: Chlamydiia
Ordnung: Chlamydiales
Familie: Chlamydiaceae
Gattung: Chlamydia
Spezies: Wichtige humanpathogene Vertreter:
Chlamydia trachomatis: Verursacht verschiedene Infektionen beim Menschen, einschließlich Trachom (eine Augenerkrankung), urogenitale Erkrankungen, darunter Urethritis und Zervizitis
Chlamydia pneumoniae: Erreger Atemwegsinfektionen
Chlamydia psittaci: Primär für Zoonosen bekannt, insbesondere Psittakose (Papageienkrankheit), Übertragung von Tier auf Mensch
Info
Abkürzung “C.”
“Chlamydia” wird im weiteren Verlauf mit “C.” abgekürzt.
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Chlamydien sind obligat intrazellulär lebende Bakterien. Da sie bestimmte Stoffwechselfunktionen verloren haben, sind sie darauf angewiesen, entsprechende Produkte von ihrer Wirtszelle zu beziehen.
Der dabei wohl wichtigste Punkt ist:
Chlamydien haben keine vollständige Fähigkeit zur ATP-Synthese → sind auf Energie der Wirtszelle angewiesen
Importieren ATP und andere Metabolite über spezielle Transporter → Sie werden daher auch als energieparasitär bezeichnet
Info
Besonderheiten: Entwicklungszyklus
Die taxonomische Einteilung der Chlamydien basiert auf genetischen Analysen sowie auf ihren spezifischen Entwicklungs- und Infektionsmechanismen.
Chlamydia-Spezies durchlaufen einen komplexen Lebenszyklus mit zwei unterschiedlichen Entwicklungsstadien:
Elementarkörperchen (EB):
Infektiöse Form, sehr klein (~0,3 µm) und kompakt
Resistent gegen äußere Umwelteinflüsse durch eine verdickte Zellwand
Metabolisch inaktiv (können sich nicht teilen) → EBs werden in die Wirtszelle aufgenommen und beginnen dort ihre Vermehrung
Retikularkörperchen (RB):
Nicht-infektiöse Form, größer (~1 µm)
Metabolisch aktiv: Verantwortlich für die Vermehrung innerhalb der Wirtszelle
Dünnere Zellwand und empfindlicher gegenüber Umwelteinflüssen → auf Vermehrung und Nährstoffaufnahme spezialisiert
Gram-Verhalten
Chlamydien zeigen gramnegative Färbung (rosa) ABER: ihre untypische Zellwandstruktur und intrazelluläre Lebensweise machen die Gram-Färbung für diagnostische Zwecke wenig relevant
Zur Diagnose von Chlamydien-Infektionen wird selten die Gram-Färbung verwendet → Andere Methoden, v.a. PCR (Polymerase-Kettenreaktion), Immunfluoreszenz oder Zellkultur sind deutlich sensitiver und spezifischer
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Epidemiologie und klinische Relevanz
Die Gattung der Chlamydien umfasst eine Reihe verschiedener Spezies, die jeweils auch verschiedene Krankheitsbilder auslösen.
Geographisch sind Chlamydien weltweit verbreitet, einige Spezies/Serotypen sind v.a. in wärmeren und tropischeren Klimazonen gehäuft.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die epidemiologische Verteilung und klinische Präsentation der wichtigsten Spezies und Serotypen der Gattung “Chlamydia spp.”. Genauere Informationen zu den einzelnen Krankheitsbildern finden sich in dem jeweils dazugehörigen Artikel.
Erreger
Krankheitsbild
Geographische Verteilung
Reservoir
Infektionsweg
Risikofaktoren
C. trachomatis →Serotypen A, B, Ba, C
Trachom (chronische Konjunktivitis)
V.a. in warmen, tropischen Klimazonen
Mensch
Schmierinfektion →Kontaminierte Hände, Tücher, etc.
Inhalation von Aerosolen aus getrocknetem Kot, Federn, Sekreten infizierter Vögel
Berufsexposition, z.B. Tierpfleger, Bauern
Vogelhalter
Info
Chlamydia als STD (Sexually transmitted disease)
Chlamydia trachomatis, Serotyp D-K, ist die häufigste sexuell übertragene Infektion weltweit.
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Zusatzwissen: Virulenzfaktoren Chlamydia spp.
Einige der wichtigsten Virulenzfaktoren der Gattung “Chlamydia spp.” sind in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst. Daneben gibt es noch weitere, die jedoch aus Gründen der Kompaktheit nicht mit in die Tabelle aufgenommen wurden.
Info
Prüfungsrelevanz
Der Inhalt der Tabelle übersteigt in der Regel das für die Prüfung relevante Wissen und dient damit eher der persönlichen Weiterbildung.
Pathogenitätsmerkmal
Virulenzfaktor
Funktionsmechanismus
Adhäsion & Endozytose
Oberflächenproteine: z.B. MOMP (Major Outer Membrane Protein)
Ermöglichen Bindung an Rezeptoren auf Wirtszell-Oberfläche
Fördern Endozytose
Zellinvasion
Elementarkörperchen
Infektiöse Form der Chlamydia spp.
Besonders widerstandsfähig
Ermöglicht Anheftung und Eindringen in Wirtszelle
Proteininjektion
Typ-III-Sekretionssystem (T3SS)
Nadelförmiger Proteinkomplex
Ähnelt strukturell Flaggellen, jedoch ohne Bewegungsfunktion
“Nadel” verbindet Chlamydienzelle mit Wirtsmembran →Injektion/Transport von Proteinen in Wirtszelle
Proteine manipulieren Zellfunktionen, um Überleben und Vermehrung von Chlamydien zu fördern
Immunevasion
Intrazelluläre Ansiedlung
Umgehung der Immunantwort durch intrazelluläres Leben und Oberflächenstrukturveränderung
Metabolische Anpassung
Transportproteine, z.B. ATP-Translokatoren, Transportproteine für Import von Aminosäuren, Lipiden, etc.
Mitnutzung der Wirtszellorganellen
Verschiedene Proteine zum Import und der Mitbenutzung von Wirtsproteinen und Zellbestandteilen ermöglichen Chlamydien intrazellulären Lebensstil
Sie sind perfekt an intrazelluläre Bedingungen angepasst
Passen auch Stoffwechsel und Zellfunktion der Wirtszelle an ihre Bedürfnisse an
Inflammation
Lipopolysaccharide (LPS)
Weitere Zellwandbestandteile
Proteine rufen Immunreaktionen und Entzündungsreaktionen hervor → Gewebeschädigung und Symptomatik
Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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