Patient:innen mit Nierenerkrankungen bilden eine heterogene Gruppevon Menschen mit differierendenStoffwechselstörungen und Nährstoffbedürfnissen. Dementsprechend müssen bei der Therapie unterschiedliche Ernährungsempfehlungen berücksichtigt werden.
Chronische Nierenerkrankung
Als chronische Nierenerkrankungbezeichnet man eine dauerhafte und progredienteFunktionsstörung der Nieren. Sie wird in Abhängigkeit von der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und dem Ausmaß der bestehenden Albuminurie in 5 Stadien eingeteilt.
Die eingeschränkte Nierenleistung führt unter anderem zu Störungen des Wasser-, Elektrolyt- & Säure-Basen-Haushaltes, zur Ansammlung harnpflichtiger Substanzen,zu Störungen der Hormonproduktion und schließlich zu schwerwiegenden Komplikationen. Im späteren Verlauf der Erkrankung kann es zu einem terminalen Nierenversagen kommen, welches eine Dialyse oder eine Nierentransplantation erforderlich macht.
Die diabetische Nephropathieist in Deutschland die häufigste Ursache für die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung.
Die Therapie erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache und zielt in erster Linie darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Neben medikamentösen Maßnahmen gilt auch die Ernährungstherapie als ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Insgesamt soll eine angepasste Ernährung dazu beitragen, die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern.
Ernährungstherapie
Für Patient:innen mit chronischer Nierenerkrankung wird eine ausgewogene und vollwertige Mischkost grundsätzlich als empfehlenswert erachtet. Neben den allgemeinen Empfehlungen der DGE sind jedoch spezifische Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die Ernährung sollte immer individuell angepasst werden (z.B. in Abhängigkeit von bestehenden Begleiterkrankungen und dem Stadium der Nierenfunktionsstörung).
Im Hinblick auf die Ernährungstherapie wird zunächst zwischen der Prädialyse- und der Dialysephase unterschieden. Während in der Prädialysephase die Verzögerung der Krankheitsprogression im Vordergrund steht, geht es in der Dialysephase vor allem um die Vermeidung von Mangelernährungund die Reduktion des kardiovaskulären Risikos.
Ziele der Ernährungstherapie
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Erwachsene mit chronischer Nierenerkrankung und Progressionsrisiko sollten hohe Proteinmengen (>1,3 g/kg KG/Tag) vermeiden
Bei Erwachsenen mit chronischer Nierenerkrankung und einem erhöhten Risiko für Nierenversagen kann die Verordnung einer eiweißarmen Diät (0,3–0,4 g/kg Körpergewicht pro Tag) in Erwägung gezogen werden, vorausgesetzt, sie wird durch essenzielle Aminosäuren ergänzt und unter ärztlicher Überwachung durchgeführt
Bei metabolisch instabilen Personen und Kindern wird eine Eiweißrestriktion nicht empfohlen
Bei älteren Personen mit Grunderkrankungen (z.B. Sarkopenie) sind ggf. höhere Proteinziele anzustreben
Info
Eiweißarme Diät bei Nierenerkrankungen
Der Nutzen einer eiweißarmen Diät bei Patient:innen mit Nierenerkrankung wird schon seit längerer Zeit kontrovers diskutiert. Der erwartete positive Effekt beruhte zunächst auf tierexperimentellen Befunden, bei denen unter einer eiweißreduzierten Diät seltener glomeruläre Vernarbungen auftraten. Neuere Studien zeigen allerdings kontroverse Ergebnisse. Im Rahmen der Eiweißrestriktion steigt auch dasRisiko einerMangelernährung, wodurch Patient:innen einem wesentlich höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt sind. Ein Großteil der Expert:innen rät mittlerweile dazu, den Fokus eher auf den Erhalt der Muskelmasse zu legen. Dazu sind ca. 0,8 g Protein pro kg KG/Tag erforderlich. Auch in den neuesten KDIGO-Ernährungsrichtlinien wird eine eiweißreduzierte Kost nur noch in bestimmten Fällen und für metabolisch stabile Patient:innen empfohlen.
Natrium:
Allgemeine Empfehlung: Natriumzufuhr <2 g/Tag (≙ etwa 5 g Kochsalz) → Empfehlung gilt auch für die Allgemeinbevölkerung, wobei die durchschnittliche Zufuhr deutlich höher liegt!
Die Empfehlungen zur Natrium- bzw. Kochsalzzufuhr sollten von Beginn an und im Verlauf jedes Stadiums einer chronischen Nierenerkrankung berücksichtigt werden
Eine kochsalzarme Diät kann u.a. dazu beitragen, die Blutdruckregulation zu unterstützen
Beispiele für Lebensmittel mit hohem Natriumgehalt: einige Gewürze (z.B. Sojasauce, Gewürzsalz oder Teriyaki-Sauce), verarbeitete Fleischprodukte (Speck, Wurstwaren…), gesalzene Snacks (z.B. Chips), Fertiggerichte
Tipp: beim Kochen Salz einsparen und stattdessen mit Kräutern würzen
Kalium:
Individuelle Herangehensweise empfohlen → In den Stadien 1-4 wird eine Kaliumrestriktion in der Regel nicht empfohlen (Ausnahmen bilden z.B. Patient:innen mit hohem Risiko für Hyperkaliämie oder erhöhten Kaliumwerten)
Ist eine Kaliumrestriktion indiziert, sollten besonders kaliumreiche Lebensmittel vermieden werden
Beispiele für Lebensmittel mit hohem Kaliumgehalt: Bananen, Trockenobst, Tomatenkonzentrat, Milch, Fleisch (siehe Empfehlungen Dialysephase)
Tipp
Kaliumarme Ernährung: Differenzierte Betrachtung von Obst und Gemüse
Viele Obst und Gemüsesorten sind kaliumreich. Aus diesem Grund wurde in der Vergangenheit häufig dazu geraten, den Verzehr von Obst und Gemüse allgemein einzuschränken. Daraus resultiert jedoch z.B. auch eine geringere Vitamin- und Ballaststoffzufuhr. Aus diesem Grund ist es ratsam, zwischen verschiedenen Obst- und Gemüsesorten zu differenzieren und kaliumärmere Sorten zu bevorzugen.Außerdem ist zu berücksichtigen, dass verarbeitete Lebensmittel und tierische Produkte vergleichsweise mehr absorbierbares Kaliumenthalten.
Phosphat:
Begrenzung der Phosphatzufuhr auf 800-1000 mg/Tag (ggf. zusätzlicher Einsatz von Phosphatbindern) → Erhöhte Phosphatwerte treten meist erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf. Ziel der Ernährungstherapie sollte es dennoch sein, die Phosphatbelastung bereits in frühen Stadien gering zu halten.
Hohe Phosphatwerte sind mit erhöhter Mortalität,Störungen des Mineral- & Knochenstoffwechsels (insb. renale Osteopathie)und Gefäßschädigungen (endotheliale Dysfunktion, Kalzifikationen)assoziiert
Eine phosphatreiche Ernährung fördert die Ausschüttung des Botenstoffs FGF-23, der wiederum die renale Phosphatausscheidung steigert. Der FGF-23-Spiegel steigt bereits im frühen Stadium einer chronischen Nierenerkrankung, noch bevor eine Phosphatretention nachweisbar ist. Ein erhöhter FGF-23-Spiegel gilt als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Beispiele für phosphathaltige Lebensmittel:
Verarbeitete Produkte mit zugesetztem Phosphat: Softdrinks, Fertiggerichte & Konserven, verarbeitete Wurst- & Fleischprodukte → Enthalten häufig phosphathaltige Zusätze (z.B. Orthophosphorsäure E338), die u.a. als Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker dienen. Verarbeitete Produkte weisen daher oft einen deutlich höheren Phosphatgehaltaufals frischeLebensmittel.
Lebensmittel mit natürlichem Phosphatgehalt: Fleisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte…
Info
Phosphathaltige Zusatzstoffe
Bei der Einschränkung der Phosphatzufuhr spielt vor allem die Quelle eine entscheidende Rolle. In natürlichen Lebensmitteln liegt Phosphat in Form organischer Verbindungen vor, wodurch das enthaltene Phosphat nur teilweise resorbiert wird. Darüber hinaus birgt der Verzicht auf entsprechende Lebensmittel u.a. die Gefahr einer Eiweißunterernährung. Eine wesentliche Einschränkung der natürlichen Phosphatzufuhr ist daher nicht erforderlich.
Im Gegensatz dazu wird freies Phosphat in Form von Zusatzstoffen deutlich effizienter aufgenommenund hat somit einen entscheidenden Einfluss auf den Phosphatspiegel. Phosphatreiche Produkte pflanzlichen Ursprungs enthalten dagegen oft hohe Mengen an Phytinsäure, was die Bioverfügbarkeit des enthaltenen Phosphats deutlich verringert.
Unabhängig von der Phosphatquelle sollte die Gesamtzufuhr bei Patient:innen mit fortgeschrittener Nierenerkrankung dennoch 1000 mg/Tag nicht überschreiten.
Zudem weisen neuere Studien darauf hin, dass erhöhte Phosphatspiegel nicht nur für Menschen mit Nierenerkrankungen relevant sind. Bereits leicht erhöhte Serumphosphatwerte bei jungen, gesunden Männern stehen mit einem erhöhten Risiko für Koronarverkalkungen in Verbindung. In diesem Zusammenhang ist es daher wichtig, das allgemeine Bewusstsein für die Rolle von Phosphatzusätzen als möglichen Risikofaktor zu schärfen.
Trinkmenge:
Allgemein sollten Patient:innen in der Prädialysephase auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 1,5-2 l/Tag) achten und einen Flüssigkeitsmangel vermeiden
Eine Flüssigkeitsrestriktion wird in den Stadien 1-5 in der Regel nicht empfohlen. Eine Ausnahme bilden z.B. Patient:innen mit Herzschwäche. Hier muss die Trinkmenge ggf. schon früher angepasst werden.
Tipp
Durch tägliches Wiegen kann frühzeitig festgestellt werden, ob sich Wassereinlagerungen bilden
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Dialysephase
Allgemeine Ernährungsempfehlungen
Energiebedarf:
In der Dialysephase ist der Energiebedarf in der Regel leicht erhöht
Allgemeine Empfehlung: 30-40 kcal/kg KG/Tag mit Anpassung an das individuelle Aktivitätslevel (bei über 60-Jährigen ist der Bedarf etwas geringer)
Achtung
Peritonealdialyse: Kalorienzufuhr und Diabetesmanagement
Die bei der Peritonealdialyseverwendete Dialyseflüssigkeitenthält Zucker, wodurch Patient:innen zusätzliche Kalorien aufnehmen (ca. 600-800 kcal pro Dialysat). Dies sollte bei der Planung des täglichen Energiebedarfs berücksichtigt werden. Für Patient:innen mit Diabetes kann es außerdem notwendig sein, die Insulindosis entsprechend der aufgenommenen Zuckermenge anzupassen.
Proteinzufuhr:
Im Rahmen der Dialyse kommt es zu einem Eiweißverlust → Erhöhte Zufuhr empfohlen:
Hämodialyse: 1-1,2 g/kg KG/Tag
Peritonealdialyse: 1,2-1,5 g/kg KG/Tag
Bevorzugung hochwertiger Eiweißquellen
Da eiweißreiche Lebensmittel oft auch einen hohen Phosphatgehalt aufweisen, sollte die Auswahl idealerweise nach dem Phosphor-Eiweiß-Quotienten (mg Phosphor/g Eiweiß) erfolgen → Optimalsind Werte <16
Geeignete Proteinquellen sind z.B. Milchprodukte (Speisequark, Brie…), frisches Fleisch, Fisch oder Eier
Milchprodukte können täglich, Fisch 1-2 x pro Woche und Fleisch ca. 300(-600) g pro Woche verzehrt werden
Natrium:
Allgemeine Empfehlung: Natriumzufuhr <2 g/Tag (≙ etwa 5 g Kochsalz) → Empfehlung gilt auch für die Allgemeinbevölkerung, wobei die durchschnittliche Zufuhr deutlich höher liegt!
Die Empfehlungen zur Natrium- bzw. Kochsalzzufuhr sollten von Beginn an und im Verlauf jedes Stadiums einer chronischen Nierenerkrankung berücksichtigt werden
Eine kochsalzarme Diät kann u.a. dazu beitragen, die Blutdruckregulation zu unterstützen
Beispiele für Lebensmittel mit hohem Natriumgehalt: einige Gewürze (z.B. Sojasauce, Gewürzsalz oder Teriyaki-Sauce), verarbeitete Fleischprodukte (Speck, Wurstwaren…), gesalzene Snacks (z.B. Chips), Fertiggerichte
Tipp: beim Kochen Salz einsparen und stattdessen mit Kräutern würzen
Kalium:
In der Dialysephase spielt die Kaliumzufuhr eine entscheidende Rolle. Sowohl Hyper- als auch Hypokaliämie können insbesondere zu schweren Herzrhythmusstörungen führen → Strenge Überwachung der Kaliumspiegel erforderlich!
Im Falle erhöhter Kaliumwerte sollte eine professionelle Ernährungsberatung erfolgen (ggf. ist zusätzlich eine medikamentöse Therapie notwendig)
Die Zufuhrempfehlungen sollten immer individuell an die Laborwerte angepasst werden
Tipp: da Kalium wasserlöslich ist, kann der Kaliumgehalt von Lebensmitteln durch bestimmte Zubereitungsmethoden verringert werden:
Auslaugen: Gemüse vor dem Kochen zerkleinern und in Wasser einweichen (am besten über Nacht); Wasser anschließend verwerfen und Gemüse gründlich waschen; das Wasser während des Kochvorgangs wechseln
Tiefkühlwaren ohne Abtauwasser verwenden
Bei Obst oder Gemüse aus Konserven das Wasser abgießen
Empfehlungen für eine phosphatarme Ernährung (siehe Prädialysephase)
Die Einhaltung empfohlener Höchstmengen ist in der Dialysephase schwer umsetzbar (mit dem erhöhten Proteinbedarf steigt in der Regel auch die Phosphatzufuhr) → In den meisten Fällen ist der zusätzliche Einsatz von Phosphatbindern notwendig
Vitamine:
Bei der Dialysebehandlung kommt es zu einem Verlust von wasserlöslichen Vitaminen → In der Regel wird daher ein geeignetes Vitaminpräparat verordnet
Flüssigkeitszufuhr:
Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr → Individuelle Festlegung (abhängig von Behandlungsart & Restnierenfunktion)
Übliche Empfehlung: 500-800 ml/Tag + Restdiurese (→ Zwischen den Dialysebehandlungen sollte die tägliche Gewichtszunahme 500-1500 g nicht überschreiten)
Im dialysepflichtigen Stadium sind Patient:innen nicht mehr in der Lage, Wasser in ausreichender Menge auszuscheiden → Ziel der Flüssigkeitsrestriktion ist die Vermeidung einer Überwässerung und der damit einhergehenden Komplikationen (Lungenödem, Bluthochdruck…)
Tipps zur Einhaltung der Flüssigkeitsrestriktion:
Bevorzugung zuckerarmer Getränke (gesüßte Getränke steigern das Durstgefühl) →Obstsäfte eignen sich auch aufgrund des hohen Kaliumanteils nicht als Durstlöscher!
Einschränkung der Salzzufuhr: salzreiche Ernährung steigert das Durstgefühl
Zuckerfreie Bonbons, Eiswürfel oder Zitronenscheiben lutschen
Langsam und in kleinen Schlucken trinken; kleine Gläser verwenden
Medikamente zusammen mit den Mahlzeiten einnehmen, um zusätzliche Trinkmengen zu vermeiden
Lebensmittel als zusätzliche Flüssigkeitsquellen berücksichtigen
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Mangelernährung
BeiPatient:innen mit chronischer Nierenerkrankung spielt Mangelernährung eine zentrale Rolle. Schätzungen zufolge sind 40-70% der Dialysepatient:innen mangelernährt, was mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden ist.
Verminderter Appetit, Störungen des Geruchsempfindens
Empfehlungen:
Patient:innen sollten regelmäßig (ca. alle 3-6 Monate, ab Stadium 4 monatlich) auf das Vorliegen einer Mangelernährung untersucht werden
Regelmäßige Auswertung von Ernährungstagebüchern (neben der Energie- & Eiweißzufuhr ist so u.a. auch eine Einschätzung der Kalium-, Phosphat- & Natriumzufuhr möglich)
Starke Hinweise für eine Mangelernährung:
Stadium 1–3a: Eiweißzufuhr <0,6 g/kg KG/Tag
Stadium 3b–5: Eiweißzufuhr <0,8 g/kg KG/Tag
Alle Stadien: Energiezufuhr <25 kcal/kg KG/Tag
Wenn trotz regelmäßiger Kontrollen eine Mangelernährung festgestellt wird und keine anderen Ursachen (z.B. unzureichende Dialysedosis, akuter Infekt, Malignom…) vorliegen, stehen grundsätzlich 4 Therapiemöglichkeiten zur Auswahl:
Zusätzliche Steigerung der täglichen Kalorienzufuhr
Orale (enterale) Zusatznahrung
Nahrungszufuhr über perkutane endoskopische Sonde (PEG/PEJ)
Intradialytische parenterale Ernährung
Achtung
Die intradialytische parenterale Ernährungkonnte in bisherigen Studien bei Dialysepatient:innen keinen signifikanten Nutzen zeigen und sollte daher nur in absoluten Ausnahmefällen erwogen werden.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Ernährung nach Nierentransplantation
Nach einer Nierentransplantation zielen die Ernährungsempfehlungen v.a. darauf ab, das Immunsystem zu unterstützen, das Risiko für Infektionen zu minimieren und den allgemeinen Gesundheitszustand zu fördern.
Allgemeine Empfehlungen
Kontrolle des Körpergewichts:
Verschiedene Faktoren (z.B. Medikamente und Rückkehr des Appetits) führen dazu, dass das Körpergewicht nach einer Transplantation tendenziell steigt
Vereinbarung eines individuellen Gewichtziels
Vorbeugung einer übermäßigen Gewichtszunahme durch ausgewogene Ernährung und kontrollierte Kalorienzufuhr
Vermeidung von Infektionen:
Das Immunsystem wird durch die Einnahme von Immunsuppressivaeingeschränkt (v.a. in den ersten 6 Monaten nach der Transplantation)
Vorsichtsmaßnahmen:
Mindesthaltbarkeitsdatum beachten (abgelaufene Lebensmittel sollten sicherheitshalber nicht verzehrt werden)
Rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen oder schälen (auch abgepackte Fertigsalate sollten gewaschen werden)
Kühlkette möglichst nicht unterbrechen (für den Transport eignen sich z.B. Kühltaschen)
Rohes Fleisch, Fisch und Eier sollten sorgfältig durchgegart werden
Vermeidung von Rohmilch und daraus hergestellten Produkten
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Nieren- und Harnsteine
AlsUrolithiasis (Harnsteinleiden) bezeichnet man das Auftreten von Konkrementen in den ableitenden Harnwegen (Ureteren, Harnblase, Urethra) und/oder in den Hohlsystemen der Niere (Nephrolithiasis). Harnsteine entstehen durch kristalline Ablagerungen von Harnbestandteilen. In Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung unterscheidet man Calciumoxalat-, Urat-, Magnesiumammoniumphosphat-, Calciumphosphat-, Zystin- und Xanthinsteine. Calciumoxalatsteine machen mit ca. 75% den größten Anteil der Harnsteine aus.
Neben Ernährungsgewohnheiten zählen u.a. auch pathologisch veränderte Stoffwechselvorgänge (z.B. Hyperparathyreoidismus), anatomische Besonderheiten (Hufeisenniere, ektope Harnleiter…) und Störungen der Nierenfunktion zu den möglichen Ursachen.
Beschwerden treten i.d.R. erst dann auf, wenn der Stein in den Harnleiter gelangt. Typische Symptome sind z.B. kolikartige Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Makrohämaturie. Tritt bei einem Steinleiden zusätzlich Fieber auf, handelt es sich um eine Notfallsituation (Gefahr einer Urosepsis!).
Neben der symptomatischen Therapie spielt v.a. auch die Rezidivprophylaxe eine wichtige Rolle (Rezidivrisiko beträgt ca. 60%). Hierbei sind v.a. eine gesteigerteFlüssigkeitszufuhr und die Anpassung der Ernährungsgewohnheiten von Bedeutung. Ist ein spontaner Steinabgang nicht möglich oder aufgrund der Größe oder Lage des Steins nicht zu erwarten, ist eine interventionelle Steintherapie erforderlich.
Allgemeine Rezidivprophylaxe
Folgende Empfehlungen beziehen sich auf die allgemeine Harnsteinmetaphylaxe und gelten grundsätzlich für alle Patient:innen mit Harnsteinleiden:
Flüssigkeitszufuhr
Ausreichende Harndilution als wichtigste rezidivprophylaktische Maßnahme: Trinkmenge↑ → Verbesserte Dilution → Konzentration lithogener Substanzen im Urin↓
Empfohlene Trinkmenge: 2,5-3 l/Tag (→ Anpassung der Flüssigkeitsmenge bei Dialysepatient:innen und Patient:innen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko!)
Trinkmenge gleichmäßig über 24 Std verteilen àVermeidung von Konzentrationsspitzen der lithogenen Substanzen
Zuckerhaltige Softdrinks erhöhen das Steinbildungsrisiko und sind daher nicht geeignet
Ausgewogene Ernährung
Empfehlung einer ausgewogenen und ballaststoffreichen Ernährung mit hohem Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln
Die Empfehlungen zur allgemeinen Harnsteinmetaphylaxe gelten unabhängig von der Steinart als Basistherapie. Diese sollte in Abhängigkeit des individuellen Risikoprofils ggf. durch eine steinartspezifische, ernährungsmedizinische und medikamentöse Therapie ergänzt werden.
Calciumoxalatsteine:
Patient:innen mit einer Hyperoxalurie von >0,5 mmol/Tag sollten oxalatreiche Lebensmittel vermeiden
In Einzelfällen kann eine Magnesium- oder Calciumsubstitution sinnvoll sein, um das Nahrungsoxalat im Darm zu binden und so die enteraleAbsorptionzu begrenzen (Empfehlung gilt nur für Erwachsene)
Info
Calcium und Nierensteine
Bei Calciumoxalatsteinen ist es sinnvoll, auf oxalatreiche Nahrungsmittel zuverzichten. Eine Einschränkung calciumhaltiger Lebensmittel ist dagegen nicht zu empfehlen. Studien haben gezeigt, dass eine reduzierte Calciumaufnahmedas Risiko für Nierensteine sogar erhöht. Bei verminderter Calciumzufuhr steigt die Oxalatkonzentration im Urin. Das Steinbildungsrisiko ist bei einer Zufuhr von 1000-1200 mg/Tag am geringsten.
Harnsäuresteine:
Purinarme Kost: als Proteinquelle sollten pflanzliche Lebensmittel und Milchprodukte gegenüber Fleisch und Fisch bevorzugt werden (siehe auch Ernährung bei Gicht)
Achtung: auch Hülsenfrüchte und Sojaprodukte enthalten relativ große Mengen an Purinen
Zystinsteine:
Die Trinkmenge sollte zu einem Urinvolumen von mind. 3,5 l/Tag führen (≙ etwa einer Trinkmenge von 4,5-5 l)
Die Trinkprophylaxe soll auch von Kindern durchgeführt werden. Wird eine ausreichende Trinkmenge (insbesondere im Kleinkindalter) nicht erreicht, sollte die Anlage einer PEG-Sonde in Betracht gezogen werden.
Harnsäure-, Zystin- & Calciumoxalatsteine – Alkalisierung des Urins:
Harnsäure-, Zystin- und Calciumoxalatsteine bilden sich bevorzugt in saurem Milieu. Die Alkalisierung des Urins gilt daher als effektive Präventionsmaßnahme. Neben dem ggf. notwendigen Einsatz von Medikamenten können auch Ernährungsfaktoren zur Alkalisierung des Harns beitragen. Geeignete Maßnahmen:
Basische Lebensmittel
Einige Lebensmittel wirken basenbildend und können so den pH-Wertdes Urins erhöhen
Pflanzenbetonte Kost (Obst und Gemüse sind die Hauptquellen basenbildender Substanzen) - Besonders geeignet sind z.B.: Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Brokkoli, Kohlrabi oder Bananen (einige pflanzliche Produkte wie z.B. Hülsenfrüchte können das Steinbildungsrisiko durch ihren vergleichsweise hohen Purinanteil erhöhen → Differenzierte Betrachtung empfohlen)
Alkalisierende Getränke
Mineralwasser mit hohem Hydrogencarbonatgehalt (≥1.500 mg/l HCO3-)
Calciumphosphatsteine bilden sich bevorzugt in alkalischem Milieu → Mineralwasser mit niedrigem Hydrogencarbonatgehalt bevorzugen; Zitrussäfte nur in geringen Mengen!
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.