Bei der chronischen Obstipationhandelt es sich um ein häufiges Krankheitsbild, das durch eine verminderte Stuhlfrequenz (<3x/Woche) gekennzeichnet ist. Meist ist die Defäkation durch weitere Faktoren erschwert (z.B. harte Stuhlkonsistenz). Insgesamt kann die Erkrankung zu einem hohen Leidensdruck führen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken.
Die Ursachen der chronischen Obstipation sind vielfältig, wobei man grob zwischen primären funktionellen Formenund sekundären Formen unterscheidet. Die sekundäreObstipation ist meist durch exogene Einflüsse (Ernährungsfaktoren, Medikamente etc.), systemische Erkrankungen oder anatomische Veränderungen bedingt. Die häufigste funktionelle Form wird als „Normal-Transit-Constipation“ bezeichnet. Diese geht mit einer normalen Darmpassagezeit einher, wobei die Ursachen unklar sind. Weitere funktionelle Formen umfassen die Obstipation bei Beckenbodendyssynergie und die Obstipation bei Neuropathie des enterischen Nervensystems (Slow-Transit-Constipation).
Im Vordergrund der Diagnostik steht eine ausführliche Anamnese (Lebensgewohnheiten, Medikamenteneinnahme etc.) und körperliche Untersuchung. Abhängig von der Verdachtsdiagnose sind ggf. weitere Untersuchungen (z.B. Laboranalysen oder Ultraschall) notwendig.
Die therapeutischen Maßnahmen umfassen neben einer gezielten Behandlung der Grunderkrankung (sofern bekannt), die Durchführung einer Stufentherapie. Diese setzt sich aus allgemeinen Maßnahmen und ggf. erforderlichen medikamentösen Interventionen zusammen.
Chronische Obstipation - Stufentherapie
Ernährungsempfehlungen
Allgemeinmaßnahmen
Ausreichende Ballaststoffzufuhr: Ballaststoffe können zur Steigerung der Stuhlfrequenz beitragen (siehe Artikel Ballaststoffe)
Anzustreben ist eine Ballaststoffzufuhr von 30 g/Tag.
Ausreichende Trinkmenge: 1,5-2 l/Tag
Eine darüber hinausgehende Flüssigkeitszufuhr zeigt keinen therapeutischen Nutzen und wird zur Behandlung der Obstipation daher nicht empfohlen
Neben den Allgemeinmaßnahmen gilt die Therapie mit Ballaststoffpräparaten (z.B. Flohsamenschalen oder Weizenkleie) als geeignete Erststrategie bei der Behandlung chronischer Obstipation.
Bei Auftreten unerwünschter Begleitsymptome empfiehlt es sich, die Ballaststoffzufuhr versuchsweise zu reduzieren und zunächst andere Therapiemaßnahmen zu bevorzugen
Der tägliche Verzehrvon 2 Portionen (300 g) ballaststoffreichem Obst kann dazu beitragen, Symptome zu lindern und die Dauer der Obstipation zu verringern. Dabei sollten v.a. Obstsorten mit nachgewiesener Wirkung empfohlen werden (z.B. Mango, Kiwi oder Pflaumen).
Komplementäre Verfahren
Probiotika:
Bei chronischer funktionellerObstipation kann ein probatorischer Einsatz von Probiotika sinnvoll sein
Bei Patient:innen mit funktionellerObstipation zeigen Probiotika u.a. positive Effekte auf die Stuhlfrequenz, Stuhlkonsistenz und Kolontransitzeit
Probiotika können auch bei Kindern und Schwangeren eingesetzt werden
Der therapeutische Erfolg sollte nach 4-6 Wochen überprüft werden
Definition
Als Probiotika bezeichnet man lebende Mikroorganismen, die bei Verabreichung in ausreichender Menge potenziell positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Wirts haben.
Info
Mikrobiom bei Obstipation
Das Darmmikrobiom von Patient:innen mit chronischer Obstipation weist im Vergleich zu dem von gesunden Personen häufig signifikante Unterschiede auf:
Diversität↓: die Vielfalt der Mikroorganismen ist häufig reduziert
Veränderte Zusammensetzung:
Bacteroidetes↓
Firmicutes, Proteobacteria & Actinobacteria↑
Domination von Methanbildnern
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Quellen
S2k-Leitlinie chronische Obstipation, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM)
Häuser W et al.: Funktionelle Darmbeschwerden bei Erwachsenen, Deutsches Ärzteblatt 109(5): 83-94, 2012, DOI: 10.3238/arztebl.2012.0083
Herold G et al.: Innere Medizin, Eigenverlag, 2015, ISBN: 978-3-981-46605-8.