Zusammenfassung
Darmpolypen sind Schleimhautvorwölbungen im Kolon, die meist asymptomatisch sind und oft zufällig bei Koloskopien entdeckt werden. Sie treten häufiger bei Männern und mit zunehmendem Alter auf. Das wichtigste diagnostische Verfahren ist die Koloskopie
Epidemiologie
- Polypen treten häufiger bei Männern als bei Frauen auf.
- Das Auftreten steigt mit zunehmendem Alter:
- 60 Jahre: 30 % mit Polypen
- 70 Jahre: 40% mit Polypen
- In ca. der Hälfte der Fälle können mehrere Polypen festgestellt werden
- Meist finden sich die Polypen im Rektum und Sigmoid
Klassifikation
Histologisch
- Neoplastische Polypen
- Adenome:
- Tubuläres Adenom: Geringes Entartungsrisiko
- Villöses Adenom: Hohes Entartungsrisiko
- Tubulovillöses Adenom: Mittleres Entartungsrisiko
- Serratierte Polypen: Hohes Entartungsrisiko
- Adenome:
- Nicht-neoplastische Polypen
- Hyperplastische Polypen (häufigster Typ): variables Entartungsrisiko
- Entzündliche Polypen
- Pseudopolypen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
- Pseudopolypen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
- Hamartome
- Ggf. Syndrom-assoziiert

Jmarchn, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
AchtungDie Adenom-Karzinom-Sequenz beschreibt den Prozess, bei dem aus normaler Schleimhaut durch Hyperproliferation Adenome entstehen, die sich zu einem Carcinoma in situ und schließlich zu einem invasiven kolorektalen Karzinom entwickeln. Wichtige genetische Veränderungen betreffen die Gene APC, KRAS und TP53. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Polypektomie sind entscheidend für die Prävention.
Klinik
Polypen sind meistens asymptomatisch und werden oft als Zufallsbefund bei einer Koloskopie
Diagnostik
Wichtig zur Differenzierung der Darmpolypen von malignen Neoplasien.
- Körperliche Untersuchung: digital rektale Untersuchung (DRU
) - Koloskopie
- Es kann auch zunächst nur eine flexible Sigmoidoskopie durchgeführt werden (muss bei Vorhandensein von Polypen auf das gesamte Kolon ausgedehnt werden)
- Makroskopisch wird zwischen breitbasigen, taillierten und gestielten Polypen unterschieden
- Alternativ: Virtuelle Koloskopie
(CT-Untersuchung nach rektaler CO2–Insufflation)
Therapie
- Endoskopische Abtragung und nachfolgende Histologie
- Verfahren: Biopsiezange (<5 mm), elektrische Schlinge (>5 mm), transanale endoskopische Mikrochirurgie (= TEM)
- Regelmäßige Kontrollkoloskopien
Polyposis-Syndrome
Neben sporadisch auftretenden Polypen sind auch verschiedene Syndrome mit vermehrter Polypenbildung beschrieben. Eine große Anzahl von Polypen bedeutet auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner Polyp entartet. Bei diesen Syndromen besteht daher ein erhöhtes Risiko für kolorektale Karzinome. Man unterscheidet hereditäre und nicht-hereditäre Syndrome (z.B. hyperplastische Polypen). Zu den hereditären Polyposis-Syndromen gehören:
Syndrome | Genetik | Polypen-Anzahl | Klinik | Prognose |
---|---|---|---|---|
Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) | Autosomal-dominant | >100 | Intestinale Polypen, CHRPE (Hypertrophie des Pigmentepithels), Desmoidtumoren | Lebenszeitrisiko für kolorektales Karzinom 100% (obligate Präkanzerose) |
Sonderform der FAP: Gardner-Syndrom Intestinale Polypen, Knochentumore (wie Osteome) und Weichteiltumoren (wie Epidermoidzysten) | ||||
MUTYH-assoziierte Polyposis | Autosomal-rezessiv | >20 | Intestinale Polypen | Lebenszeitrisiko für kolorektales Karzinom >80% |
Peutz-Jeghers-Syndrom | Autosomal-dominant oder Neumutation | <20 | Intestinale Polypen, perorale Hyperpigmentierung, erhöhtes Krebsrisiko | Lebenszeitrisiko für kolorektales Karzinom 40%, Weitere Malignome: Ovarial-, Mamma- und Pankreaskarzinom |
Familiäre juvenile Polyposis | Autosomal-dominant | > 5 | Intestinale Polypen, positive Familienanamnese | Lebenszeitrisiko für kolorektales Karzinom 20-70% |
Cowden-Syndrom | Autosomal-dominant | Multipel | Intestinale Polypen, Haut-veränderungen | Erhöhtes Risiko für kolorektales Karzinom |
TippBei der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) sollten ab dem 10. Lebensjahr Vorsorgekoloskopien durchgeführt werden. Meistens wird zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr eine prophylaktische Kolektomie durchgeführt.

Samir at the English-language Wikipedia, CC BY-SA 3.0, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
Quellen
- S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe