Gastroenteritis | - Art der Diarrhoe
- Akut (< 2 Wochen)
- Wässrige Konsistenz
- Häufig Übelkeit und Erbrechen
- Krampfartige abdominelle Schmerzen
- Verschlechterung des Allgemeinzustands (AZ ↓), ggf. Fieber
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Oft Kontakt mit infizierten Personen
- Labor:
- Entzündungsparameter erhöht (CRP, Leukozyten)
- Procalcitonin (PCT) bei bakteriellen Infektionen häufig erhöht
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Mesenterial-ischämie | - Art der Diarrhoe
- Akuter Beginn (< 2 Wochen)
- Anfangs oft Hämatochezie (Blutauflagerungen)
- Im Verlauf typischerweise hämorrhagische Diarrhoe
- Starke abdominelle Schmerzen, typischer Verlauf:
- Initial: Krampfartige, diffuse Schmerzen
- Verlauf: Intermittierende Schmerzreduktion („fauler Frieden“)
- Spätstadium: Peritonitis, stärkste Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Ältere Patient:innen (> 60 Jahre)
- Bekannte kardiovaskuläre Vorerkrankungen (Atherosklerose, pAVK, KHK, Vorhofflimmern, Z.n. Gefäßoperationen)
- Körperliche Untersuchung:
- Initial: Abdomen häufig noch weich, Darmgeräusche vorhanden
- Verlauf: verminderte oder fehlende Darmgeräusche
- Spätstadium: Peritonitiszeichen, harte Bauchdecke (Abwehrspannung)
- Labor:
- Entzündungsparameter erhöht (Leukozytose, CRP)
- CK, D-Dimere erhöht (Hinweis auf Gewebsuntergang)
- Blutgasanalyse: Laktat↑ (Ischämie), metabolische Azidose
- Bildgebung:
- CTA (CT-Angiografie): Diagnosesicherung durch Nachweis des Gefäßverschlusses
| - Cave: hypovolämer Schock, Darmperoration
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Morbus Crohn | - Art der Diarrhoe:
- Akut oder chronisch
- Meist normale Stuhlfrequenz (Obstipation möglich)
- Selten blutig, eher wässrig
- Tenesmen möglich
- Krampfartige abdominelle Schmerzen, typischerweise im rechten Unterbauch
- Reduzierter Ernährungszustand, Gewichtsverlust
- Ggf. leichtes Fieber
- Anale Manifestationen häufig: Fisteln, Abszesse, Analfissuren
| - Anamnese/Risikofaktoren:
- Positive Familienanamnese
- Gewichtsverlust, bei Kindern Wachstumsstörung
- Rauchen (Risikofaktor für schwereren Verlauf)
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: Hautmanifestationen möglich (z.B. Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum)
- Auskultation: Hyperaktive Darmgeräusche („gurgelnd“, „blubbernd“)
- Palpation: Druckschmerz im rechten Unterbauch
- Labor:
- Entzündungsparameter erhöht (CRP, BSG)
- Ggf. Anämie, Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel (durch terminalen Ileumbefall)
- Stuhluntersuchung: Entzündungsmarker (z.B. Calprotectin, Lactoferrin)
- Bildgebung:
- Sonografie: Ödematöse Darmwandverdickung
- Röntgen mit Kontrastmittel: „Fahrradschlauchphänomen“
- MRT: Befallsausdehnung, Fistelbildung
- Koloskopie:
- Diskontinuierlicher Befall des GI-Traktes („Skip lesions“)
- Typisch: Pflastersteinrelief, Pinpoint-Läsionen
- Häufig: Terminales Ileum, Kolon
- Histologie: Transmuraler Entzündungsbefall
| - Weitere extraintestinale Manifestation möglich:
- Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum
- Gelenke: enteropathische Spondyloarthritis
- Leber / Galle: Primär sklerosierende Cholangitis (seltener als bei Colitis ulcerosa)
- Cave: Ileus, Perforation, Fisteln
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Colitis ulcerosa (Schub) | - Art der Diarrhoe:
- Akut
- Stark erhöhte Stuhlfrequenz
- Blutig-schleimig
- Krampfartige abdominelle Schmerzen, typischerweise im linken Unterbauch
- Meist normaler Ernährungszustand (außer bei schwerem Verlauf)
- Ggf. leichtes Fieber
| - Anamnese/Risikofaktoren:
- Positive Familienanamnese
- Gewichtsverlust, bei Kindern Wachstumsstörung
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: Hautmanifestationen möglich (z.B. Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum)
- Auskultation: Hyperaktive Darmgeräusche („gurgelnd“, „blubbernd“)
- Palpation: Druckschmerz im linken Unterbauch
- Labor:
- Entzündungsparameter erhöht
- Ggf. Anämie (insb. bei chronischem Blutverlust)
- pANCA positiv (in ca. 70 % der Fälle, aber nicht spezifisch)
- Stuhluntersuchung: Entzündungsmarker wie Calprotectin, Lactoferrin erhöht
- Bildgebung:
- Sonografie: Ödematöse Darmwandverdickung des Kolons
- Koloskopie
- Kontinuierlicher Befall, von Rektum nach oral,
- Meist nur Kolon
- Histologie; Mukosa- und Submukosabefall, Typisch: Kryptenabszesse, Entzündungsinfiltrate
| - Weitere extraintestinale Manifestation:
- Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum
- Gelenke: enteropathische Spondyloarthritis
- Leber / Galle: Primär sklerosierende Cholangitis (seltener als bei Colitis ulcerosa)
- Cave: Ileus, Perforation, toxisches Megakolon
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Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) | - Art der Diarrhoe:
- Starke abdominelle Schmerzen
- Meteorismus
- Periphere Ödeme (durch Nierenschädigung)
- Petechien (Zeichen der Thrombozytopenie)
- Ikterus (durch Hämolyse bedingt)
- Blässe (Zeichen der Anämie)
- Ggf. neurologische Symptome (z.B. Somnolenz, Krampfanfälle)
| - Anamnese/Risikofaktoren:
- Vorangegangene gastrointestinale Infektion (v.a. durch EHEC, Serotyp O157:H7)
- Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln (z. B. nicht ausreichend erhitztes Rindfleisch, ungewaschenes Gemüse)
- Kontakt zu infizierten Personen (Fäkal-orale Übertragung)
- Seltener atypisches HUS (aHUS): genetisch bedingte Komplementdysregulation
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: Blässe, Petechien, periphere Ödeme, Ikterus
- Labor:
- Nierenparameter erhöht: Harnstoff, Kreatinin
- Anämie (hämolytisch bedingt)
- Hämolysezeichen: LDH↑, Haptoglobin↓, fragmentierte Erythrozyten (Schistozyten im Blutausstrich)
- Thrombozytopenie
- Urinbefunde: Hämaturie, Proteinurie
- BGA: metabolische Azidose, Hyperkaliämie, Hyponatriämie
- Bildgebung:
- Sonografie: Hepatosplenomegalie möglich
| - Tritt vor allem bei Kindern auf, kann aber auch Erwachsene betreffen
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Reizdarm-syndrom | - Art der Diarrhoe
- Chronisch
- Häufig wässrig, ggf. schleimige Auflagerung
- Im Wechsel mit Obstipation
- Blähungen
- Abdominelle Schmerzen: Unterbauch
- Extrainstestinale Symptome: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
| - Anamnese/Risikofaktoren:
- Stress, psychosoziale Belastungen, bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Untersuchung, Labor und Bildgebung unauffällig (Ausschlussdiagnose)
- Klinische Diagnose nach ROME-IV-Kriterien
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Lactose-intoleranz | - Art der Diarrhoe:
- Akut (episodisch, nach Laktoseexposition)
- Blähungen, Flatulenzen
- Krampfartige abdominelle Schmerzen, meist im Unterbauch
- Ggf. Übelkeit, Erbrechen
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Beschwerden ca. 10–30 Minuten nach Konsum laktosehaltiger Produkte
- Körperliche Untersuchung:
- Auskultation: rege Darmgeräusche
- H₂-Laktose-Atemtest (Standarddiagnostik)
- Laktase-Biopsie-Schnelltest (selten, invasiv)
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Zöliakie | - Art der Diarrhoe:
- Chronisch
- Steatorrhoe (fettreiche, übelriechende Diarrhoe)
- Malassimilationssyndrom:
- Meteorismus
- Übelkeit, Erbrechen
- Gewichtsverlust, Muskelatrophie, Gedeihstörung (v.a. bei Kindern)
- Extraintestinale Symptome:
- Neuropathien, Ataxie
- Konzentrationsschwäche
- Dermatitis herpetiformis Duhring
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Besserung der Symptomatik bei glutenfreier Ernährung
- Positive Familienanamnese möglich (genetische Prädisposition)
- Körperliche Untersuchung:
- Ggf. Dermatitis herpetiformis, schlechter Ernährungszustand
- Labor:
- Tissue-Transglutaminase-Antikörper (tTG-IgA) – wichtigster Screeningmarker
- Ggf. Leberwerte (Transaminasen) erhöht
- Mangel fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K)
- Eisenmangel, Vitamin-B12- und Folsäuremangel → Anämie
- Bildgebung:
- Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD):
- Schleimhautatrophie, „Scalloping“ der Falten im Duodenum
- Duodenalbiopsie: Zottenatrophie, kryptenhyperplastische Veränderungen (Goldstandard zur Diagnosesicherung)
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Kolorektales Karzinom | - Art der Diarrhoe:
- Chronisch
- Flüssige Stühle möglich, auch paradoxe Diarrhoe
- Hämatochezie (sichtbares Blut), häufig auch okkultes Blut (nur im Test nachweisbar)
- Obstipation möglich
- Ileus-Symptomatik bei fortgeschrittenem Tumor
- „Falsche Freunde“: Stuhlabgang bei Flatulenzen
- Abdominelle Schmerzen (meist dumpf, lokalisiert je nach Tumorsitz)
- B-Symptomatik (Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Fieber)
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Familienanamnese (z.B. familiäre adenomatöse Polyposis, Lynch-Syndrom)
- Zunehmendes Alter (> 50 Jahre)
- Fehlende Vorsorgeuntersuchungen (z.B. Koloskopie)
- Körperliche Untersuchung:
- DRU (digitale rektale Untersuchung): ggf. rektales Karzinom tastbar
- Labor:
- Chronische Blutungsanämie (hypochrom-mikrozytär) möglich
- Tumormarker CEA (nicht diagnostisch, aber für Therapiemonitoring relevant)
- Bildgebung:
- Koloskopie (Goldstandard): Tumornachweis, Biopsie
- Abdomensonographie: Lebermetastasen-Screening
- Röntgen-Thorax: Ausschluss von Lungenmetastasen
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Divertikulitis | - Art der Diarrhoe
- Chronisch-rezidivierend (typischerweise Phasen mit Obstipation im Wechsel)
- Hämatochezie möglich (selten), ggf. okkulte Blutungen
- Linksseitiger progredienter Unterbauchschmerz
- Fieber (> 38 °C)
- Blähungen, Völlegefühl
- Übelkeit, selten Erbrechen
- Lokale Abwehrspannung / lokaler Peritonismus (bei unkomplizierter Entzündung)
- Generalisierte Abwehrspannung oder akutes Abdomen bei Perforation
| - Anamnese / Risikofaktoren:
- Alter (insbesondere bei Personen >60 Jahren)
- Ballaststoffarme Ernährung
- Bewegungsmangel, Adipositas
- Rauchen
- NSAR, Glukokortikoide und Immunsuppressiva steigern das Risiko für komplizierte Verläufe
- Positive Familienanamnese
- Körperliche Untersuchung:
- Palpation:
- Druckschmerz im linken Unterbauch
- Abwehrspannung und Loslassschmerz bei peritonealer Reizung
- Generalisierte Abwehrspannung bei Perforation
- Labor:
- Entzündungsparameter erhöht (CRP, Leukozyten)
- Bildgebung:
- Abdomensonografie:
- Divertikel, echoarme Wandverdickung, Kokardenphänomen
- Entzündliche Reaktion im umgebenden Fettgewebe
- CT-Abdomen mit Kontrastmittel:
- Wandverdickung des Kolons
- Perikolische Infiltration / Fettgewebsimbibierung
- Abszesse, Perforation, freie Luft darstellbar
- Endoskopie:
- Nicht in der akuten Phase empfohlen (wegen Perforationsgefahr)
- Nach Abklingen der Entzündung zur Beurteilung der Divertikulose möglich
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