Zusammenfassung
Die elektrische Kardioversion
TippBei instabilen tachykarden Herzrhythmusstörungen
(z. B. mit Schockzeichen, Hypotonie (RR<90 mmHg), Zeichen einer Herzinsuffizienz , Synkopen oder Angina pectoris ) ist eine sofortige elektrische Kardioversion indiziert. Merkspruch: Je instabiler, desto Strom!

„Cardioversion.svg” von Jmarchn, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commonsergänzt. Das Bild ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Es wurden deutsche Übersetzungen ergänzt.
Indikationen
- Vorhofflimmern
/Vorhofflattern – elektiv - Antikoagulation
über 4 Wochen oder nach transösophageales Echo (TEE ) zum Ausschluss von intrakardialen Thromben erforderlich
- Antikoagulation
- Instabile Tachykardien
: - Instabilitätszeichen: Schockzeichen, Hypotonie (RR<90 mmHg), Zeichen einer Herzinsuffizienz
, Synkopen oder Angina pectoris - Vorgehen: Bis zu 3 synchronisierte Versuche der elektrischen Kardioversion
- Bei Versagen: Amiodaron
, dann erneute elektrische Kardioversion
- Instabilitätszeichen: Schockzeichen, Hypotonie (RR<90 mmHg), Zeichen einer Herzinsuffizienz
- Stabile Tachykardien
nach frustraner medikamentöser Kardioversion
Kontraindikationen (Auswahl)
Im Notfall bestehen keine absoluten Kontraindikationen.
- Digoxin-Überdosierungen, da hierdurch potenziell lebensbedrohliche Arrhythmien ausgelöst werden können
- Vorliegen eines intrakardialen Vorhof- oder Ventrikelthrombus (Risiko für Embolien, vorherige Antikoagulation
notwendig oder TEE -Ausschluss notwendig) - Unzureichende Sedierung
- Fehlendes Einverständnis der Person
Aufklärung
- In akuten Notfällen genügt eine mündliche Aufklärung
- Dringlichkeit der Maßnahme aufgrund akuter hämodynamischer Instabilität
- Mögliche Risiken und Nutzen
- Bei elektiver Kardioversion
ist eine schriftliche Einwilligung erforderlich - Zweck und Ziel der Behandlung
- Alternative Therapieoptionen, insbesondere medikamentöse Frequenz- oder Rhythmuskontrolle
- Mögliche Risiken, darunter Thromboembolien, Arrhythmien, Hautverbrennungen oder Bradykardien
- Ablauf der Sedierung
Material
- Defibrillator mit Synchronisationsmodus
- Haft-Elektroden oder Hand-Paddles mit Kontaktgel
- Monitorüberwachung (Blutdruck, EKG
und SpO2) - Mindestens einen sicheren intravenösen Zugang
- Injektionsanästhetika
(z. B. Propofol , Ketamin , etc.) - Notfall-Equipment (Sauerstoff
, Notfallmedikamente, Beatmungsbeutel und Absaugung)
Durchführung
Vorbereitung
- Vorstellung des Teams und der Funktionen
- Optimal: Eine Person für die Sedierung und Überwachung der Hämodynamik
und eine Person für die eigentliche Kardioversion
- Optimal: Eine Person für die Sedierung und Überwachung der Hämodynamik
- Erklärung der geplanten Maßnahme und Einholung des Einverständnisses
- Hygienische Händedesinfektion
- Person liegend positionieren und Oberkörper entkleiden
- Vorbereitung aller benötigten Materialien
- Anschließen der Person an kontinuierliches Monitoring (EKG
, Sauerstoffsättigung ) - Sicherstellen eines funktionierenden großlumigen intravenösen Zugangs
- Ableitung eines aktuellen 12-Kanal-EKGs
→ Kontrolle des Monitorbefunds auf einen kardiovertierbaren Rhythmus
Durchführung der elektrischen Kardioversion
- Anbringen der Defibrillations-Patches am nackten Oberkörper
- Anterior-lateral oder anterior-posterior
TippBei einem implantierten Schrittmacher
sollten die Defibrillations-Patches mindestens 8 cm vom Gerät entfernt angebracht werden, um eine Beschädigung zu vermeiden. In diesen Fällen ist die anterior-posterior-Platzierung in der Regel vorteilhafter.
- Defibrillator:
- Defibrillator einschalten
- R-Zacken-Synchronisation aktivieren (Taste heißt oft „SYNC“)
- Energiemenge: Initial ca. 100-120 Joule biphasisch (Steigerung bei weiteren Versuchen)
- Bei Kindern: Initial 0,5–1 Joule/kgKG, max. 2 Joule/kgKG
- Analgosedierung
: - Sauerstoffgabe
(Präoxygenierung zur Vermeidung einer Hypoxie) - Einleiten der Sedierung (z.B. mit Fentanyl
und Propofol oder Ketamin und Midazolam → Dosisanpassung bei instabilen Patienten, um eine medikamentös bedingte Kreislaufdepression zu vermeiden) - Überprüfung der Sedierungstiefe
- Sauerstoffgabe
- Sicherheitscheck:
- Vergewissern, dass keine Person den Patienten oder die Patientin berührt
- Lautes Kommando: „Achtung Kardioversion
– weg vom Patienten!“
- Synchronisierte Schockabgabe
TippHalte die Schocktaste, solange gedrückt, bis der Schock
EKG -getriggert abgegeben wurde. Sofern der erste Schock nicht erfolgreich war, kann eine erneute Schockabgabe mit höherer Energie durchgeführt. werden
Nachsorge:
- Weiterführung des Monitorings und körperliche Untersuchung
- Bei frustraner Kardioversion
: Ggf. erneuter Versuch mit höherer Energie (z. B. 50 Joule höher) - Nach drei frustranen Kardioversionen: Ggf. Amiodaron
zur Rhythmuskontrolle vor erneutem Versuch - Bei fehlendem Puls
: Reanimation starten
- Bei frustraner Kardioversion
AchtungBei hohen Herzfrequenzen
oder polymorph deformierten QRS-Komplexen kann der Defibrillator die R-Zacken möglicherweise nicht zuverlässig erkennen. Bei einer instabilen ventrikulären Tachykardie (VT ) und fehlender Synchronisationsmöglichkeit ist daher eine unsynchronisierte Defibrillation erforderlich.

Komplikationen
- Thromboembolien (z. B. Schlaganfall
bei gelöstem Vorhofthrombus) - Auslösung von Arrhythmien (Bradykardie
, ventrikuläre Tachykardien , Kammerflimmern ) - Hypotonie, insbesondere bei schlechter linksventrikulärer Pumpfunktion
- Verbrennungen
an der Haut durch Elektroden
Quellen
- Soar et al.: Erweiterte lebensrettende Maßnahmen für Erwachsene – Leitlinien des European Resuscitation Council 2021 aus: Notfall + Rettungsmedizin. Band: 24, Nummer: 4, 2021, doi: 10.1007/s10049-021-00893-x p.406-446.
- Klein HH, Trappe HJ: Cardioversion in non-valvular atrial fibrillation. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 856–62.DOI: 10.3238/arztebl.2015.0856
- Lewalter, Thorsten & Jilek, Clemens. (2017). Elektrische Kardioversion – Schritt für Schritt. Kardiologie up2date. 13. 122-125. DOI: 10.1055/s-0043-111858.