Energieaufnahme & Energieumwandlung
Energieaufnahme:
Die primäre Quelle der Energieaufnahme für den menschlichen Körper sind Nahrungsmittel. Diese enthalten Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette
- Kohlenhydrate und Proteine liefern etwa 4 Kalorien pro Gramm
- Fette
liefern etwa 9 Kalorien pro Gramm
Energieumwandlung:
Nach der Aufnahme werden die Nahrungsmittel im Verdauungssystem abgebaut, und die Makronährstoffe werden in kleinere Einheiten wie Glukose, Aminosäuren und Fettsäuren umgewandelt. Diese können dann in den Zellen weiter verarbeitet werden, um ATP (Adenosintriphosphat) zu produzieren, die universelle Energiequelle des Körpers. Die Energiegewinnung beim aeroben Stoffwechsel findet in den Mitochondrien („Kraftwerke der Zelle“) statt, wo der Zitratzyklus, die
Atmungskette und die oxidative Phosphorylierung ablaufen, während
die Energiegewinnung beim anaeroben Stoffwechsel im Zytoplasma
durch die Glykolyse erfolgt.
Wirkungsgrad
Der Wirkungsgrad ist ein Maß für die Effizienz, mit der Energie von einer Form in eine andere umgewandelt oder in Arbeit umgesetzt wird. Er wird definiert als das
Verhältnis der nutzbar gemachten Energie zur insgesamt aufgewendeten oder zugeführten Energie und wird üblicherweise in Prozent ausgedrückt. In biologischen Systemen bezieht sich der Wirkungsgrad auf die Effizienz, mit der der Körper Nahrung in nutzbare Energie umwandelt und für Funktionen wie Bewegung, Wachstum und Zellerneuerung verwendet. Der Wirkungsgrad dieser Prozesse beträgt nicht 100%, was bedeutet, dass ein Teil der Energie als Wärme frei wird.
Grundlegende physikalische Größen:
- Energie: In der Physik ist Energie die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen. Sie wird in Joule (J) gemessen. In Bezug auf den menschlichen Körper wird Energie oft in Kalorien (cal) oder Kilokalorien (kcal) angegeben, wobei 1 kcal gleich 4184 J ist
- Arbeit: Arbeit ist der Prozess, bei dem Energie durch eine Kraft übertragen wird, die einen Körper über eine bestimmte Strecke bewegt. Die Einheit der Arbeit ist Joule (J)
- Leistung: Leistung ist die Rate, mit der Arbeit verrichtet wird oder Energie umgesetzt wird. Die Einheit der Leistung ist Watt (W), wobei 1 W gleich 1 J/s ist
- Kraft: Kraft ist jede Interaktion, die die Bewegung eines Objekts ändern kann. Sie wird in Newton (N) gemessen, wobei 1 N die Kraft ist, die benötigt wird, um einem Objekt mit einer Masse von einem Kilogramm eine Beschleunigung von einem Meter pro Sekunde zum Quadrat zu verleihen
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch eines Organismus lässt sich in mehrere Hauptkategorien unterteilen:
Grundumsatz (Basalmetabolismus):
Die Energiemenge, die benötigt wird, um grundlegende Körperfunktionen wie Atmung, Zellerneuerung und Herzschlag
etc. im Ruhezustand aufrechtzuerhalten. Er liegt bei einem 70 Kg schweren
Mann bei 1.700 kcal pro Tag.
Organ | Prozentualer Anteil |
Muskulatur | 26 % |
Gehirn | 22 % |
Leber | 20 % |
Herz | 10 % |
Nieren | 10 % |
Restliche Organe | 12 % |
Freizeit- und Arbeitsumsatz:
Ein Mensch, der beruflich nicht körperlich aktiv ist und auch in der Freizeit auf körperliche Aktivitäten wie Sport verzichtet, verbraucht täglich etwa 9.600 kJ
(= 2.294 kcal, für Männer), das sind 30 % mehr als der Grundumsatz.
Bei geistiger und vor allem körperlicher Arbeit steigt der Energiebedarf um
2.000 bis über 10.000 kJ pro Tag.
Energiebilanz:
Die Energiebilanz beschreibt das Verhältnis zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch. Eine ausgeglichene Energiebilanz bedeutet, dass die aufgenommene Energiemenge der verbrauchten Energie entspricht, was in
der Regel das Körpergewicht konstant hält. Ein Überschuss führt zu einer Gewichtszunahme, während ein Defizit zu einem Gewichtsverlust führt.
Energieliefernde Inhaltsstoffe der Nahrung
Energieliefernde Nahrungsbestandteile sind essenziell für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen und spielen eine zentrale Rolle in der Biochemie unseres Organismus. Zu diesen Bestandteilen zählen vor allem Kohlenhydrate, Fette
Nahrungs-bestandteil | Funktion | Brennwert (pro Gramm) | Abbauweg |
Kohlenhydrate | Primäre Energiequelle | 4 kcal (ca. 17 kJ) | Glykolyse |
Fette | Langfristige Energiequelle, höchster Brennwert | 9 kcal (ca. 37 kJ) | Lipolyse, β-Oxidation |
Proteine | Aufbau/Reparatur von Geweben, sekundäre Energiequelle bei Mangel | 4 kcal (ca. 17 kJ) | Proteolyse, Gluconeogenese, Harnstoffzyklus |
MerkeEbenso werden weitere Bestandteile der Nahrung, wie zum Beispiel Alkohol, von den Zellen metabolisiert: Alkohol weist einen physiologischen Brennwert von 30 kJ/g (7,1 kcal/g) auf.
Physiologischer Brennwert:
Der physiologische Brennwert gibt an, wie viel Energie ein Organismus tatsächlich aus den Nahrungsbestandteilen gewinnen kann. Er berücksichtigt die Effizienz, mit der der menschliche Körper die in der Nahrung enthaltenen Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette
Physikalischer Brennwert:
Der physikalische Brennwert bezieht sich auf die Gesamtmenge an Energie, die freigesetzt wird, wenn ein Nahrungsbestandteil vollständig außerhalb eines Organismus verbrannt wird. Der physikalische Brennwert ist in der Regel höher als der physiologische, da der Körper nicht in der Lage ist, alle verfügbaren Nährstoffe vollständig zu verwerten. Es können nicht alle Nahrungsbestandteile im Verdauungstrakt vollständig abgebaut und absorbiert werden, sodass einige unverdauliche Bestandteile, wie Ballaststoffe, ausgeschieden werden. Zudem kommt es während des Stoffwechsels zu Energieverlusten auf biochemischer Ebene, z.B. durch Umwandlungen in Formen, die nicht vollständig zur Energiegewinnung genutzt werden können und zu Energieverlusten durch Wärmeabgabe.
Kalorimetrie
In der Physiologie wird unter Kalorimetrie die Ermittlung des Energieumsatzes (Energie pro Zeit für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen → Grundumsatz + Arbeitsumsatz) eines Organismus verstanden. Dabei wird zwischen zwei Messmethoden unterschieden: Die direkte Kalorimetrie misst die von einer Person abgegebene Wärme, während die indirekte Kalorimetrie den Energieumsatz durch die Analyse der Atemgase bestimmt. Die direkte Kalorimetrie zeichnet sich durch eine hohe Genauigkeit aus, wird aber wegen des hohen Zeit- und Kostenaufwandes in der Praxis nur selten eingesetzt.
Indirekte Kalorimetrie:
Die indirekte Kalorimetrie basiert auf der Beobachtung, dass die Verbrennung von Nährstoffen im Körper mit dem Verbrauch von Sauerstoff
Respiratorischer Quotient (RQ): Der respiratorische Quotient kann verwendet werden, um Informationen über die hauptsächlich im Stoffwechsel verwendeten Substrate zu erhalten. Er ist definiert als das Verhältnis von produziertem CO2 zu verbrauchtem O2:
Aus dem RQ-Wert kann auf die im Stoffwechsel hauptsächlich verwendeten Substrate geschlossen werden:
- RQ = 1,0 signalisiert die vollständige Oxidation von Kohlenhydraten
- RQ = 0,7 deutet auf die Oxidation von Fetten hin
- RQ ≈ 0,8 weist auf die Verwertung von Proteinen hin
Energieumsatz: Mithilfe der O2-Aufnahme und dem sogenannten kalorischen Äquivalent für Mischkost lässt sich auf den Energieumsatz innerhalb eines Tages schließen:
Energieumsatz = O2-Aufnahme/min x kalorisches Äquivalent
Das kalorische Äquivalent für Mischkost gibt an, wie viel Energie (in Kilojoule) der Körper bei der Oxidation von einem Liter Sauerstoff
Mischung aus Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen verbrennt. Dieser Wert berücksichtigt die durchschnittliche Zusammensetzung der Nahrung und die Effizienz, mit der der Körper diese Nährstoffe oxidiert. Für eine typische mitteleuropäische Mischkost beträgt das kalorische Äquivalent etwa 20 kJ pro Liter O2 (dies entspricht einem respiratorischen Quotienten von 0,82). Dieser Durchschnittswert ergibt sich aus den unterschiedlichen Energiedichten und Oxidationseffizienzen der einzelnen Makronährstoffe.
Wenn wir von einer durchschnittlichen Sauerstoffaufnahme von 300 ml/min ausgehen, beträgt diese über einen Tag (1.440 Minuten) verteilt 432 Liter O2.
Das kalorische Äquivalent für mitteleuropäische Mischkost liegt bei ca. 20 kJ pro Liter O2. Der Energieumsatz beträgt in diesem Beispiel somit:
Energieumsatz = 432 l O2 × 20 kJ/l O2 = 8.640 kJ/Tag