Zusammenfassung
Das Anreichen von Essen, Trinken und Medikamenten kann dann vonnöten sein, wenn die Patient:innen dies nicht mehr selbstständig können. Pflegekräfte müssen auf viele Aspekte achten, damit das Anreichen ohne Probleme vonstattengeht. Die Mahlzeiten sollten für die Patient:innen eine Steigerung des physischen und psychischen Wohlbefindens bewirken. Für Pflegekräfte ist das eine alltägliche Aufgabe, aber im Rettungsdienst muss dies nicht so häufig gemacht werden. Nicht nur Pflegekräfte müssen wissen, was zu tun ist, wenn Essen, Trinken oder Medikamente angereicht werden müssen, sondern auch das Personal im Rettungsdienst sollte darauf vorbereitet sein.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Essen, Trinken und Medikamente anreichen etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: Bewusstseinsveränderung während der Mahlzeit
- Ort: Pflegeheim „Sonnenschein“, Speisesaal
- Alarmzeit: 12:15 Uhr
- Anrufer:in: Pflegekraft des Pflegeheims
- Anzahl der Betroffenen: 1
- Zusatzinfo:
- 78-jähriger männlicher Patient
- Patient mit Schluckstörungen nach Schlaganfall
- Bekannte Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten (Marcumar)
- Plötzlich auffällige Reaktion während des Essens
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes wartet bereits eine Pflegekraft auf euch, die euch zum betroffenen Bewohner im Speisesaal führt.
- Ankunft um 12:20 Uhr
- Patient sitzt aufrecht in seinem Rollstuhl, reagiert verzögert und scheint Nahrung im Mund nicht richtig schlucken zu können
- Angehörige sind nicht anwesend, aber die zuständige Pflegekraft berichtet über bestehende gesundheitliche Probleme (u. a. Dysphagie und Vorhofflimmern)

Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von Patient:innen in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei Patient:innen mit Problemen beim Essen, Trinken und Einnehmen der Medikamente aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch wurde z.B. die Messung des Blutzuckers
x |
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A |
| Akutes A-Problem |
B |
| Akutes B-Problem |
C |
| Mittelbares C-Problem |
D |
| Mittelbares D-Problem |
E |
| Akutes E-Problem |
Weiteres Vorgehen
- Sicherstellen, dass der Patient keine Aspiration erleidet
- Absaugung von Speiseresten im Mundraum, falls nötig
- Abklärung der Medikamenteneinnahme vor der Mahlzeit
- Notwendigkeit einer klinischen Vorstellung prüfen (z.B. Röntgen Thorax
bei V.a. Aspiration) - Pflegepersonal über weiteres Vorgehen informieren und Aspirationsprophylaxe
besprechen
AchtungDas hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Grundlagen
Das Anreichen von Essen und Trinken ist für manche Patient:innen ein essenzieller Bestandteil des Tages, insbesondere wenn sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr in der Lage sind, sich selbst mit ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu versorgen. Auch wenn Pflegekräfte in der Praxis oft wenig Zeit dafür haben, sollten sie sich diese Zeit nehmen. Denn meist ist das Essen für die Patient:innen etwas Besonderes, da es nicht nur der Nahrungsaufnahme dient, sondern auch eine emotionale und soziale Bedeutung hat. Es gibt dem Tag Struktur. Die Patient:innen wissen, dass zu den Mahlzeiten immer jemand da ist, sodass in diesem Zeitraum soziale Interaktion stattfinden kann. Weitere positive Einflüsse von Essen und Trinken können ein gesteigertes psychisches Wohlbefinden, Gefühl von Geborgenheit ebenso wie Genuss und Freude sein. Vor allem, wenn das Essen den Patient:innen schmeckt und aus frischen, hochwertigen Zutaten besteht, die auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Außerdem sind gesättigte Patient:innen mehrheitlich zufriedener und fühlen sich wohler. Des Weiteren kann mit der regelmäßigen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verhindert werden, dass Mangelerscheinungen entstehen.
InfoAuch in rettungsdienstlichen Einsätzen kann das Anreichen von Mahlzeiten notwendig sein. Ein Beispiel dafür ist eine Hypoglykämie mit erhaltenen Schutzreflexen, sodass die wenig invasive Maßnahme eine orale Glukosezufuhr darstellt.
Allgemein sollten einige Aspekte beachtet werden, wenn Patient:innen auf die Unterstützung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme angewiesen sind:
- Man sollte mit den Patient:innen altersgerecht sprechen: z.B. Erwachsene und ältere Menschen werden nicht gefüttert, sondern das Essen wird angereicht
- Eigenständigkeit fördern: Patient:innen sollten so viel wie möglich selbstständig machen und es sollte nur dort unterstützt werden, wo es notwendig ist
→ Eigenständigkeit kann auch mit speziellen Hilfsmitteln, wie griffverstärktem Besteck, gefördert werden - Unabhängigkeit respektieren: Es sollte respektiert werden, wenn Patient:innen nicht essen möchten oder schon satt sind
- Überprüfen von Zahnstatus und Zahnprothese: Patient:innen sollte empfohlen werden, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen, denn schlecht sitzende Prothesen oder ein schlechter Zahnstatus können mangelnden Appetit zur Folge haben
- Gewohnheiten bewahren: Trinken Patient:innen z.B. nach dem Essen einen Kaffee, dann sollten solche Gewohnheiten möglichst beibehalten werden, weil gewohnte Abläufe ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung
vermitteln - Stress vermeiden: Patient:innen sollten sich nicht gehetzt fühlen und die Mahlzeiten mit ausreichend Zeit und Ruhe einnehmen können
- Sauberkeit beherzigen: Bei der Vorbereitung der Mahlzeiten sollten Pflegekräfte auf saubere Hände und eine saubere Arbeitsfläche achten → Hände- und Flächendesinfektion durchführen und Einwirkzeiten beachten
Insgesamt sollte auf eine ausgewogene und vollwertige Ernährung geachtet werden. Dennoch ist es bei manchen Erkrankungen wichtig, bestimmte Lebensmittel zu reduzieren oder sogar ganz wegzulassen. Es ist Aufgabe der Pflegekräfte, darauf zu achten. Patient:innen sollten abgesehen von nötigen diätetischen oder krankheitsbedingten Einschränkungen möglichst das Essen und Trinken können, was ihnen schmeckt. Denn nur so behalten sie den Spaß am Essen und nehmen ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich.
Unterstützungsbedarf erkennen
Zuallererst muss herausgefunden werden, welche Lebensmittel und Getränke die Patient:innen vertragen und welche sie aus medizinischen oder diätetischen Gründen vermeiden müssen. Dafür sollte die Pflegekraft folgende Fragen zur Orientierung
- Was möchten die Patient:innen essen bzw. worauf haben sie Appetit?
- Gibt es gesundheitliche Einschränkungen, wie z. B. Diabetes
, Nierenerkrankungen oder Schluckstörungen, die Einfluss auf die Auswahl des Essens sowie die Flüssigkeitsmenge haben? - Gibt es kulturelle/religiöse Vorlieben/Vorgaben, die beachtet werden müssen?
- Bestehen Unverträglichkeiten, Empfindlichkeiten, Allergien oder Kontraindikationen?
- Muss eine diätetische Kost eingehalten werden?
Vorbereitung der Patient:innen auf die Mahlzeiten
Die Vorbereitung der Patient:innen ist besonders wichtig, damit das Essen und Trinken ohne Komplikationen ablaufen kann, insbesondere ohne das Risiko einer Aspiration. Eine Aspiration kann zu schweren Atemwegsproblemen, Infektionen, wie einer Aspirationspneumonie
Bei der Vorbereitung ist Folgendes zu beachten:
- Die Mahlzeit richten: Dies wird üblicherweise von einer Pflegekraft übernommen, wenn die Patient:innen dazu nicht selbstständig in der Lage sind
- Auch bei der Übernahme durch die Pflegekraft gilt: Die Patient:innen müssen mitentscheiden können, was sie essen und trinken wollen. Beispielsweise sollten sie gefragt werden, ob sie eine warme oder kalte Mahlzeit bevorzugen oder ob sie lieber mit einem Löffel oder einer Gabel essen möchten. Das bedeutet, dass das Essen nicht "mal eben vor dem Zimmer fertig gemacht wird"
- In Kliniken sollten während der Mahlzeiten keine Untersuchungen oder Visiten stattfinden
- Die richtige Position für die Nahrungsaufnahme: Können die Patient:innen die Position nicht selbstständig verändern, werden sie dabei unterstützt
- Am Tisch: Sind nur geringe Einschränkungen vorhanden, sollten die Patient:innen die Mahlzeiten am Tisch einnehmen
- An der Bettkante: Verhindern gesundheitliche Einschränkungen das Verlassen des Bettes, können Patient:innen die Mahlzeiten auch an der Bettkante einnehmen
- Sitzend im Bett: Bei der sitzenden Position im Bett sollte folgendes beachtet werden:
- Das Kopfteil muss um mind. 70° angehoben werden, damit eine aufrechte Sitzposition möglich ist
- Es sollte eine bequeme und sichere Position unterstützt werden, indem das Fußteil abgesenkt oder ein Kissen unter die Knie gelegt wird
- Liegend im Bett: Diese Positionierung wird gewählt, wenn die Patient:innen nur mit flachem Oberkörper liegen dürfen, z.B. nach einer Wirbelsäulenoperation. Dabei muss eine für die Patient:innen angenehme und wenig einschränkende Position gefunden werden
- Position auf der linken Seite: Wird von den Patient:innen meist als angenehmer empfunden, da der Magenkorpus auf der linkslateralen Seite liegt und die Nahrung somit Platz in der großen Kurvatur des Magens findet. Weiterhin tritt so weniger Übelkeit auf, da die Nahrung nicht so auf den unteren Ösophagussphinkter drückt
- Im Liegen ist die Aspirationsgefahr besonders groß und muss unbedingt beachtet werden
AchtungNiemals sollten Patient:innen die Mahlzeiten auf dem Rücken liegend einnehmen. In dieser Position ist die Aspirationsgefahr zu hoch.
Essen anreichen
Benötigen Patient:innen Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, dient diese Zeit auch der Kommunikation. Pflegekräfte können Gespräche über vertraute Themen anregen oder den Patient:innen Fragen zu ihrem Befinden und Essensvorlieben stellen, um eine angenehme und unterstützende Atmosphäre zu schaffen. Denn Pflegekräfte sollten nur so viel unterstützen, wie nötig. Das bedeutet, die Patient:innen sollten immer die Dinge selbstständig tun, die sie noch tun können.
Eine an die Patient:innen angepasste Geschwindigkeit ist wichtig, um eine Aspiration zu verhindern und den Patient:innen ein Gefühl der Kontrolle bei der Nahrungsaufnahme zu vermitteln. Außerdem sollten immer alle nötigen Hilfsmittel, wie Brille oder Zahnprothesen, funktionsfähig sein, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Um die Nahrungsaufnahme so natürlich wie möglich zu gestalten, sollten einige Grundsätze eingehalten werden:
- Den Patient:innen sollte vor und nach der Mahlzeit angeboten werden, den Mund auszuspülen und Hände zu waschen
- Die Mahlzeiten sollten nicht hektisch eingenommen werden: Genug Zeit einplanen und für eine angenehme und ruhige Atmosphäre sorgen
- Die Patient:innen bei der Einnahme einer aufrechten Sitzposition unterstützen, der Kopf sollte leicht nach vorne gebeugt sein
- Patient:innen bei der Vorbereitung der Speisen einbeziehen
- Das Besteck sollte von vorne unten an den Mund herangeführt werden, und es sollte das gewöhnlich verwendete Besteck genutzt werden
- Lebensmittel sollten mit der Gabel angereicht werden, auch wenn sie sonst mit der Hand gegessen werden
- Die Patient:innen sollten den Mund immer vollständig entleeren, bevor Essen nachgereicht wird
- Es sollten ausreichend Pausen während der Mahlzeit eingelegt werden, vor allem, wenn die Patient:innen ermüden
- Der Mund sollte immer mit einer Serviette abgewischt werden
- Nach der Mahlzeit: Patient:innen nach dem Befinden fragen, eventuell den Raum lüften, um starke Essensgerüche zu vermeiden, und die Möglichkeit geben, den Mund abzuwischen und auszuspülen sowie gegebenenfalls die Prothesen/Zähne zu reinigen
Patient:innen sollten noch ca. 30 Minuten mit erhöhtem Oberkörper sitzen, um die Aspirationsgefahr zu minimieren
Info
Wusstest du?
- Bei einer Sehbeeinträchtigung kann kontrastreiches Geschirr bei der Orientierung
hilfreich sein - Am angenehmsten ist es, wenn die Person, welche das Essen anreicht, etwas niedriger sitzt als die Person, die das Essen empfängt
- Aufgrund der Aspirationsgefahr sollten unterschiedliche Konsistenzen nicht vermischt werden
- Bei einer Sehbeeinträchtigung kann kontrastreiches Geschirr bei der Orientierung
Trinken anreichen
Aufgrund der Konsistenz kann das Anreichen von Getränken eine große Herausforderung werden. Denn manche Patient:innen neigen dazu, sich häufig zu verschlucken oder sind nicht in der Lage, gut zu schlucken, beispielsweise aufgrund von neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen, Parkinson oder ALS sowie altersbedingten Schluckstörungen (Dysphagie).
In vielen Einrichtungen ist die Verwendung von Schnabelbechern bei Patient:innen, die Schwierigkeiten mit dem Schlucken haben, die Regel. Dennoch begünstigt dies ein unphysiologisches Trinkverhalten. Damit Patient:innen aus dem Schnabelbecher trinken können, müssen sie den Kopf nach hinten überstrecken. Es besteht dann ein zusätzlich erhöhtes Risiko einer Aspiration, da der Kehldeckel geöffnet wird, wenn man den Kopf nach hinten überstreckt. So kann die Flüssigkeit leichter in die Luftröhre gelangen. Deshalb sollten keine Schnabelbecher verwendet werden, außer die Patient:innen verlangen ihn, beispielsweise weil sie sich damit sicherer fühlen oder aufgrund motorischer Einschränkungen Schwierigkeiten haben, aus einem normalen Becher zu trinken.
Wenn Hilfsmittel benötigt werden, da Patient:innen nicht aus einem Glas oder einer Tasse trinken können, sollte vorzugsweise ein Strohhalm verwendet werden. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, sehr flüssige Speisen und Getränke anzudicken, um einer Aspiration vorzubeugen. Allerdings verändern Andickungsmittel nicht nur die Konsistenz, sondern auch den Geschmack, was für die Patient:innen unangenehm sein könnte. Alternativ können Getränke in kleinen Schlucken verabreicht oder spezielle Becher mit kontrolliertem Flüssigkeitsfluss verwendet werden, um die Notwendigkeit des Andickens zu reduzieren.
Medikamente bei der Nahrungsaufnahme verabreichen
Meistens werden Medikamente zusammen mit dem Essen verabreicht, da dies die Verträglichkeit verbessern und Magenreizungen verhindern kann. Dabei muss aber beachtet werden, welche Medikamente wie eingenommen werden dürfen. Es gibt Medikamente, die müssen vor oder nach dem Essen eingenommen werden, und einige Medikamente vertragen sich nicht mit bestimmten Lebensmitteln.
AchtungMedikamente nur nach Information geben
Wenn Patient:innen ihre Medikamente nicht selbstständig einnehmen können, müssen Pflegekräfte die Patient:innen immer darüber informieren, dass die Gabe der Medikamente erfolgt. Denn im juristischen Sinne gilt die Medikamentengabe ohne vorherige Information der Patient:innen als Körperverletzung gemäß § 223 StGB (Körperverletzung) und kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Außerdem kann es zum Vertrauensverlust führen, vor allem bei kognitiv eingeschränkten Patient:innen. Was allerdings auch passieren kann, ist, dass sich die Patient:innen verschlucken, da sie mit den Medikamenten in der ansonsten weichen Konsistenz des Essens nicht rechnen.
Beim Verabreichen von Medikamenten während des Essens sollten daher folgende Dinge beachtet werden:
- Offener Umgang: Patient:innen müssen vorab gefragt werden, ob sie die Medikamente nehmen möchten
- Große Tabletten teilen: Wenn Schwierigkeiten beim Schlucken vorliegen, sollten große Tabletten geteilt werden. Dafür muss geklärt werden müssen, ob die Tabletten geteilt werden dürfen
- Haltung beim Schlucken der Tabletten: Wenn Schwierigkeiten beim Schlucken vorliegen, kann es helfen, den Kopf in Richtung Brust zu neigen und so die Tabletten zu schlucken. Diese Haltung erleichtert den Schluckvorgang, da der Rachen weiter geöffnet bleibt und das Risiko einer Aspiration verringert wird
Prüfungswissen
Grundlagen:
- Essen und Trinken sind essenziell für Patient:innen, die sich nicht selbst versorgen können
- Pflegekräfte sollten sich Zeit nehmen
- In Kliniken sollten während der Mahlzeiten keine Untersuchungen oder Visiten stattfinden
- Grundsätze beim Anreichen von Nahrung:
- Altersgerechte Kommunikation
- Eigenständigkeit fördern
- Unabhängigkeit respektieren
- Zahnstatus und Prothesen prüfen
- Stress vermeiden: Zeit für Mahlzeiten einplanen
- Sauberkeit beachten: Hände und Arbeitsflächen desinfizieren
Unterstützungsbedarf erkennen:
- Wichtige Fragen zur Orientierung
: - Appetit und Vorlieben
- Gesundheitliche Einschränkungen: Krankheiten wie Diabetes
, Nierenerkrankungen oder Schluckstörungen beachten - Kulturelle/religiöse Vorgaben berücksichtigen
- Unverträglichkeiten, Allergien oder Kontraindikationen abklären
- Diätetische Kost ermitteln
- Erkrankungen mit speziellen Ernährungsanforderungen identifizieren
Vorbereitung der Patient:innen:
- Vorbereitung essenziell: Verhindert Komplikationen, insbesondere das Risiko einer Aspiration, die zu Atemwegsproblemen oder Erstickungsgefahr führen kann
- Mahlzeit richten
- Richtige Positionierung für die Nahrungsaufnahme:
- Am Tisch (bei geringen Einschränkungen): Bequemer Stuhl mit Armlehnen, Beine in 90°-Winkel, Rücken an Lehne
- An der Bettkante (bei gesundheitlichen Einschränkungen): Stabile Rumpfmuskulatur erforderlich
- Sitzend im Bett (wenn kein Sitzen am Tisch möglich): Kopfteil auf mind. 70° anheben
- Liegend im Bett (z.B. nach Operationen): Linksseitige Lage meist angenehmer, da Übelkeit reduziert und Magen besser entleert wird
AchtungKeine Nahrungsaufnahme im Liegen auf dem Rücken, da hohe Aspirationsgefahr besteht.
Essen anreichen:
- Nahrungsaufnahme als Kommunikationszeit
- Angenehme Atmosphäre herstellen
- Patient:innen sollten so viel wie möglich selbstständig erledigen
- Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme
- Auf Zeichen wie ein Handzeichen oder verbalen Hinweis („fertig“) achten, um Aspiration zu vermeiden
- Notwendige Hilfsmittel (Brille, Zahnprothesen) sollten funktionstüchtig sein
- Grundsätze für eine natürliche und sichere Nahrungsaufnahme
- Hygiene: Mund ausspülen, Hände waschen vor/nach der Mahlzeit
- Ruhige Atmosphäre: insb. genug Zeit
- Zimmer lüften vor und nach dem Essen, um Gerüche zu vermeiden
- Aufrechte Sitzposition: Kopf leicht nach vorne geneigt
- Besteck von unten nach vorne an den Mund führen, Gabel für alle Lebensmittel nutzen
- Keine Mischkonsistenzen wegen Aspirationsgefahr
- Genügend Pausen einlegen, besonders bei ermüdenden Patient:innen
- Nach dem Essen: Befinden erfragen, Raum lüften, Mund-/Prothesenhygiene ermöglichen
Trinken anreichen:
- Herausforderung beim Anreichen von Getränken: Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Schlaganfall
, Parkinson, ALS) oder Dysphagie neigen zum Verschlucken - Problematik von Schnabelbechern
- Fördern unphysiologisches Trinkverhalten, da der Kopf nach hinten überstreckt werden muss
- Erhöhtes Aspirationsrisiko, da der Kehldeckel geöffnet wird und Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen kann
- Verwendung nur auf Wunsch der Patient:innen, z.B. bei motorischen Einschränkungen
- Alternative Hilfsmittel und Maßnahmen
- Strohhalm statt Schnabelbecher nutzen
- Andickung von Flüssigkeiten kann helfen, aber verändert Geschmack und Konsistenz
- Alternativen zur Andickung: Getränke in kleinen Schlucken verabreichen oder spezielle Becher mit kontrolliertem Flüssigkeitsfluss nutzen
Medikamente bei der Nahrungsaufnahme verabreichen:
- Medikamentengabe mit Essen
- Verbessert die Verträglichkeit und verhindert Magenreizungen
- Manche Medikamente müssen jedoch vor oder nach dem Essen eingenommen werden
- Wechselwirkungen mit bestimmten Lebensmitteln beachten
- Rechtliche und ethische Aspekte
- Medikamente nur nach vorheriger Information der Patient:innen verabreichen
- Ohne Zustimmung gilt es als Körperverletzung (§ 223 StGB) und kann strafrechtliche Konsequenzen haben
- Vertrauensverlust vermeiden, insbesondere bei kognitiv eingeschränkten Patient:innen
- Sicherheitsmaßnahmen beim Verabreichen von Medikamenten:
- Patient:innen vorab fragen, ob sie die Medikamente nehmen möchten
- Große Tabletten teilen, falls erlaubt, um das Schlucken zu erleichtern
- Richtige Haltung beim Schlucken: Kopf zur Brust neigen, um den Rachen weiter zu öffnen und Aspirationsrisiko zu reduzieren
Quellen
- Al-Abtah et al.: I care Pflege. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41828-8
- AOK Pflegetipps: Ernährung in der Pflege.
- Garay, S. et al. (2022): Essen und Trinken. Stiftung ZQP.