Zusammenfassung
Eine Indikation für ein Röntgen-Thorax ist die Überprüfung der Lage von Fremdmaterial im Röntgen-Thorax. Nach dem Einbringen solcher Materialien wird häufig eine radiologische Kontrolle durchgeführt, um Fehllagen oder Komplikationen zu erkennen. Zudem wird überprüft, ob das Material intakt ist oder ob Materialbrüche oder Diskonnektionen vorliegen. Die Prüfung sollte möglichst immer in zwei Ebenen erfolgen, um eine genaue Beurteilung zu ermöglichen.
MerkeHäufige Fremdmaterialien
- Zentrale Venenkatheter (ZVK
) - Magensonden
- Pleura- oder Thoraxdrainagen
- Kardiologische Implantate wie Herzschrittmacher
Komplikationen
Bei der Anlage von Fremdmaterialien können Komplikationen auftreten, die bei der Lagekontrolle stets mitbeurteilt werden sollten. Häufige Komplikationen, die im Röntgen-Thorax erkennbar sind, umfassen:
- Weichteilemphysem
: Luftansammlung im Weichgewebe, oft durch Verletzungen während des Einführens - Pneumothorax
: Ansammlung von Luft im Pleuraspalt, besonders Vorsicht geboten bei Mediastinalshift (Spannungspneumothorax ) - Fehllage, sekundäre Dislokation
oder Materialbruch: Abweichung von der korrekten Position, Verschiebung oder Bruch des eingeführten Materials - Hämatothorax: Blutansammlung im Pleuraspalt, oft durch Gefäßverletzungen während des Einführens
Normallagen
Magensonde
Magensonden werden häufig in Krankenhäusern verwendet. Sie sollten in der Projektion auf die Speiseröhre (Ösophagus) liegen. Die Spitze der Magensonde wird manchmal nicht miterfasst, sollte aber immer unterhalb des Zwerchfells (subdiaphragmal) liegen. Als Orientierungshilfe kann die oft gut abgrenzbare Magenblase
AchtungBei Patient:innen mit Magenhochzug nach Ösophagusresektion kann eine Magensondenlage mit Spitze in Projektion auf das Mediastinum ausreichend sein.

Case courtesy of Ian Bickle, Radiopaedia.org, rID: 29342
Endotrachealtubus
Der Tubus sollte im Röntgenbild entlang der Trachea verlaufen. Die Spitze des Tubus sollte sich etwa 2-7 cm oberhalb der Carina tracheae befinden (suprakarinal).

Hellerhoff, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurden Overlays und Pfeile ergänzt.
EKG -Kabel und Halskrause
Insbesondere bei Röntgenaufnahmen in der Notaufnahme liegt häufig Fremdmaterial auf dem Körper, das nicht entfernt werden kann oder darf. Dieses Material kann die Beurteilung erschweren und muss berücksichtigt werden.
Beispiel: Auf diesem Röntgenbild sind drei EKG

Case courtesy of Amanda Er, Radiopaedia.org, rID: 98083
Defibrillator
Häufig haben Patienten kardiale Implantate (Devices). In diesem Beispiel hat die Patientin (Mammaschatten) einen ICD (implantierter Kardioverter-Defibrillator (blaues Overlay) linkspektoral. Es sollte immer beschrieben werden, wie viele Sonden angeschlossen sind und wohin ihre Spitzen projizieren. Hier sind zwei Sonden angeschlossen, deren Spitzen auf den rechten Vorhof (türkises Overlay) und den rechten apexnahen Ventrikel projizieren (rotes Overlay). Daneben sind EKG

Case courtesy of Jeremy Jones, Radiopaedia.org, rID: 13629
Aorten- und Mitralklappenersatz
Das Röntgenbild zeigt die regelrechte Lage des Aortenklappenersatzes (türkiser Pfeil) und des Mitralklappenersatzes (roter Pfeil). Ventral in Projektion auf das Sternum sind postoperativ, nach einer Sternotomie, sieben Sternalcerclagen sichtbar.

Case courtesy of Roberto Schubert, Radiopaedia.org, rID: 15975
TAVI und Schrittmacher
Das Röntgenbild zeigt die regelrechte Lage der Aortenklappe nach TAVI (türkiser Pfeil, TAVI = Transkatheter-Aortenklappen-Implantation) in Projektion auf die Aortenklappe. Zusätzlich ist ein Herzschrittmacher

Case courtesy of Frank Gaillard, Radiopaedia.org, rID: 26727
Portkatheter
Das Röntgenbild zeigt die regelrechte Lage des Portsystems (grünes Overlay) rechts pektoral. Der dazugehörige Katheter (blau) verläuft via rechte V. subclavia und endet mit der Spitze in Projektion auf den cavoatrialen Übergang. Daneben ist ein thorakaler Aortenstent zu sehen (weißer Pfeil).

Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurden Overlays und Pfeile ergänzt.
Pleura- oder Thoraxdrainage
Die Thoraxdrainage (grünes Overlay) wird meist durch einen anterolateralen Interkostalraum eingeführt und sollte intrathorakal liegen. Daher ist es wichtig, auf den Verlauf und die Spitze, sowie auf die „Drainagelöcher“ zu achten.
Case courtesy of Paresh K Desai, Radiopaedia.org, rID: 10037
Osteosynthesematerial
Unfallchirurgisches Fremdmaterial sollte immer mitbeurteilt werden. Es ist besonders wichtig, auf mögliche Materialbrüche oder Zeichen der Lockerung zu achten.

Case Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurden Overlays ergänzt.
Fehllagen
Es kommt gelegentlich zu Fehllagen des eingebrachten Fremdmaterials.
Endotrachealtubus
Das Röntgenbild zeigt eine Fehllage des Tubus (rotes Overlay) im rechten Hauptbronchus. Dies führt zu einer vollständigen Verschattung des linken Hemithorax aufgrund eines Lungenkollapses bei fehlender Belüftung. Es besteht ein Mediastinalshift nach links, da die Herzsilhouette rechts nicht abgrenzbar ist und vollständig im linken Hemithorax verschwindet (Pfeile).

Case courtesy of Frank Gaillard, Radiopaedia.org, rID: 10555
Magensonde
Eine mögliche Komplikation ist die Fehllage der Magensonde in den rechten Unterlappenbronchus, wie in diesem Beispiel.

Case courtesy of Henry Knipe, Radiopaedia.org, rID: 29298
Zentraler Venenkatheter (ZVK )
Die Spitze des ZVKs bei Einlage über die V. jugularis interna sollte am cavoatrialen Übergang landen, also am Übergang der V. cava superior in das rechte Atrium.
Beispiel: Der ZVK

Hellerhoff, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Das Bild wurde zugeschnitten. Es wurde das Overlay ergänzt.
Fallbeispiel
Für praktische EKG