Zusammenfassung
Die gastroduodenale Ulkuskrankheit ist eine häufige Erkrankung, bei der Geschwüre
Definition
Erosion

Ulcus

Epidemiologie
- Ulcus
duodeni etwa 3 mal häufiger als das Ulcus ventriculi - Geschlechterverteilung: Ulcus
ventriculi tritt bei beiden Geschlechtern gleich häufig auf, Ulcus duodeni bei Männern häufiger als bei Frauen (3:1)
Ursachen
Gastroduodenale Ulzera entstehen in der Regel durch ein Ungleichgewicht zwischen protektiven und schleimhautschädigenden Faktoren:
Protektive Faktoren | Schleimhautschädigende Faktoren |
---|---|
|
|
Spezifische Typen von Ulzera:
- Cushing-Ulkus
: Entstehen durch erhöhten intrakranialen Druck - Curling-Ulkus
: Entsteht nach schweren Verbrennungen - Cameron-Ulkus
: Bei einer Hiatushernie kann durch die Kompression der Magenwand durch das Zwerchfell ein sog. Cameron-Ulkus entstehen - Ulkus
-Dieulafoy: fehlangelegte, submukös verlaufende Arterie (Angiodysplasie) führt zu einer Schleimhautläsion mit GI-Blutung
Pathophysiologie
Pathophysiologie H. pylori-Infektion
- Urease führt zu Bildung von Ammoniak
→ neutralisiert Magensäure - Durch Flagellen kann H. pylori die Schleimschicht durchdringen
- Adhäsion an Magenzellen
- Ausschüttung von Virulenzfaktoren (VacA und CagA)
- Entzündung und Zellschädigung
→ Langandauernder Entzündungsreiz → Entartung (Magenkarzinom, MALT-Lymphom) - Ulkusbildung
NSAR -induzierte Ulkuskrankheit
- NSAR
inhibieren das Enzym COX1 → weniger Prostaglandine → weniger schützender Magenschleim und Bikarbonat→ Ulkusrisiko um etwa Faktor 5 erhöht! - Die Kombination von NSAR
und Glukokortikoiden erhöht das Ulkusrisiko um etwa Faktor 10!
Zollinger-Ellison-Syndrom
- Das Zollinger-Ellison Syndrom beschreibt eine erhöhte Gastrin-Ausschüttung durch ein Gastrinom
des Pankreas (oder des Duodenums) - Gastrin stimuliert die Freisetzung von HCl
durch Parietalzellen - Die erhöhte Magensäuresekretion begünstigt schließlich die Entstehung eines Ulkus
. Die Kombination aus Gastrinom , erhöhter Gastrinkonzentration und Ulkuskrankheit bildet das Zollinger-Ellison-Syndrom
- Die erhöhte Magensäuresekretion begünstigt schließlich die Entstehung eines Ulkus
- Gastrin stimuliert die Freisetzung von HCl
InfoDas Zollinger-Ellison-Syndrom ist selten, sollte aber vor allem bei therapieresistenten oder rezidivierenden Ulzera als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Zudem sind die Ulzera oft an untypischen Stellen lokalisiert. Zusätzlich können Durchfälle auftreten, die durch die Hypergastrinämie verursacht werden. Die Diagnose erfolgt durch bildgebende Verfahren (ÖGD
, Endosonographie , CT -Abdomen und/oder Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie) sowie Laboruntersuchungen (Sekretintest (positiv), ↑Gastrinspiegel im Blut). Nach Diagnosestellung sollte ein MEN1-Syndrom (multiple endokrine Neoplasie) ausgeschlossen werden, da Gastrinome mit anderen endokrinen Neoplasien assoziiert sein können.
Klinik
- Oberbauchschmerzen
- Übelkeit & Erbrechen, Völlegefühl
- Ggf. Blutungszeichen (okkult/Teerstuhl
/Hämatemesis bis zum hämorrhagischen Schock ) ggf. mit Eisenmangelanämie – häufiger bei Stress Ulzera oder NSAR - Ulzera
Ulcus
Ulcus | Ulcus |
---|---|
Schmerzen epigastrisch/linkes Hypochondrium
| Schmerzen epigastrisch/rechtes Hypochondrium
|
Diagnostik
- Ösophagogastroduodenoskopie
(ÖGD ) mit Biopsien - Biopsie: mind. 8 Biopsien zur Abgrenzung eines Ulcus
ventriculi vom Magenkarzinom ; nicht notwendig beim Ulcus duodeni - Mehrere blutende Magenulzera lassen eine NSAR
-induzierte Ulkuskrankheit vermuten - Lokalisation des Ulcus
duodeni: hauptsächlich im Bulbus duodeni
- Biopsie: mind. 8 Biopsien zur Abgrenzung eines Ulcus
- H. pylori Diagnostik
: Histopathologie, Urease-Schnelltest - Falls nicht NSAR
-assoziiert und H. pylori-Diagnostik negativ, sollten seltenere Ursachen abgeklärt werden: - Zollinger-Ellison-Syndrom/Gastrinom
: Gastrin-Bestimmung - Primärer Hyperparathyreoidismus: Laboranalyse von Serumcalcium und Parathormon
- Zollinger-Ellison-Syndrom/Gastrinom
AchtungUm ein Magenkarzinom
sicher ausschließen zu können, muss jeder Patient mit einem Magenulkus bis zur kompletten Ausheilung durch ÖGD und histopathologische Untersuchung nachuntersucht werden, bis das Ulkus vollständig abgeheilt ist.
- Bei oberer gastrointestinaler Blutung
: Endoskopie und Einteilung des endoskopischen Blutungsbefunds nach der Forrest-Klassifikation
Forrest | Beschreibung | Rezidivrisiko | ||
---|---|---|---|---|
I | Aktive Blutung | Ia: Spritzende arterielle Blutung | >85% | |
Ib: Sickerblutung | 25-55% | |||
II | Inaktive Blutung | IIa: Läsion mit sichtbarem Gefäßstumpf | 20-50% | |
IIb: Koagelbedeckte Läsion | 20-40% | |||
IIc: Hämatinbelegte Läsion | 5-10% | |||
III | Läsion ohne Blutungszeichen | 5% |
Therapie
- Medikamentöse Therapie
- Wenn H. pylori positiv: H. pylori Eradikationstherapie
(Bismut-Quadrupeltherapie: Bismut + PPI + Metronidazol + Tetracyclin ) - Wenn H. pylori negativ: NSAR
-Karenz, Rauchen, Alkohol und Stress reduzieren, PPIs zur symptomatischen Therapie
- Wenn H. pylori positiv: H. pylori Eradikationstherapie
- Chirurgischer Eingriff (selten notwendig)
- Bei lebensgefährlicher endoskopisch nicht kontrollierbarer Ulkusblutung
- Ultima ratio bei ausbleibender Besserung der Symptomatik durch medikamentöse Therapie
- Zollinger-Ellison-Syndrom: kurative Resektion des Gastrinoms (Alternativ: medikamentöse Therapie mit Somatostatin-Analoga und PPIs
)
Komplikationen
Die akuten Komplikationen der Ulkuskrankheit sind:
- Obere gastrointestinale Blutung
- Hohlorganperforation
- Bei chronischer Ulkuskrankheit
- Magenausgangsstenose
- Magenkarzinom
Hohlorganperforation
Allgemein
Die Hohlorganperforation des Magen
Klinik und körperliche Untersuchung
- Akut einsetzende, starke Oberbauschmerzen (stechend) und im Verlauf diffuse Bauchschmerzen
- Ggf. Sepsis-Zeichen; Schockzustand
(Fieber, Tachykardie , Tachypnoe, Hypotension) - Übelkeit und Erbrechen
- Peritonitis-Zeichen: harte Bauchdecke & Abwehrspannung, spärliche/keine Darmgeräusche, rektale Untersuchung schmerzhaft
Diagnostik
- Röntgen (Abdomen): Pneumoperitoneum
- Aufnahme im Stehen: subphrenische Luftsichel
- Aufnahme im Liegen auf der linken Seite: freie Luft
zwischen Leber und rechter Bauchwand + Zwerchfell - Mehr Informationen zur praktischen Befundung siehe
Röntgen-Abdomenübersicht
TippPostoperativ dauert die Resorption
der Luft im Peritoneum ca. 3 Tage.

Hellerhoff, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Therapie
- Sofortmaßnahmen
- Mindestens zwei großvolumige venöse Zugänge legen
- Volumensubstitution mit kristalloiden Infusionslösungen bspw. mit isotonischen Elektrolytlösungen
- Magensonde
legen: zur Aspiration des Mageninhalts und prophylaktisch zum Schutz vor Aspirationspneumonie - Protonenpumpeninhibitoren
(PPIs ) i.v. als Bolus bei nicht variköser oberer GI-Blutung - Gabe von Breitspektrum-Antibiotika
- Schmerzmittelgabe (z.B. Pethidin) i.v.
- Notfall-OP: Ulkusübernähung
Lernkarte zum Download
TippUnsere Lernkarten-Sammlung wächst täglich – mit dem Gönnjamin- oder Premium-Abo gibt es Zugriff auf alle Artikel mit Lernkarten inklusive Download. Jetzt im Shop freischalten und noch effizienter lernen
🚀
Quellen
- S2k-Leitlinie: Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)