Zusammenfassung
Auch wenn die meisten Geburten
Geburtsstillstand
DefinitionAbnehmende Wehentätigkeit bei geöffnetem Muttermund
Ursachen:
- Fötus: Lageanomalien, Nabelschnurkomplikationen
- Mutter: Pathologische Beckenform, unzureichende Zervixdilatation
Maßnahmen:
- Positionswechsel: Wechsel von der Rückenlage in den Vierfüßlerstand, um die Geburt
zu erleichtern - Oxytocin-Gabe: Kann die Wehentätigkeit fördern, sollte jedoch idealerweise durch eine geburtshilflich geschulte Fachkraft begleitet werden
- Fundusdruck (Kristeller-Handgriff): Wehensynchron und nur durch Fachpersonal durchzuführen
- Indikationen: Gefährdung des Kindes (z.B. Hypoxie), Erschöpfung der Mutter
- Risiken: Verletzungen der mütterlichen Weichteile
Dammriss
DefinitionEin Dammriss ist eine Verletzung des Gewebes zwischen Scheide und After, die während der Geburt
auftreten kann.
Ursachen:
- Schnelle Geburt
: Rasches Austreten des kindlichen Kopfes - Großer Kopfumfang
des Kindes - Ungünstige Lage des Kindes
- Hohe Spannung des Dammbereichs
Maßnahmen:
- Feuchte Kompressen auf die Wunde legen
- Blutstillung:
- Bei persistierenden Blutungen manuellen Druck von außen anwenden
- Intravenöser Zugang:
- Indikation für einen intravenösen Zugang, falls noch nicht erfolgt, um auf eine mögliche Schocksymptomatik reagieren zu können
- Eine definitive operative Versorgung ist erforderlich, um Komplikationen wie anale Inkontinenz
zu vermeiden
Peripartale Blutung
Definition
- Eine peripartale Blutung bezeichnet jeden relevanten Blutverlust, der im Zeitraum um die Geburt
auftritt, also während der Geburt (intrapartal) oder direkt nach der Geburt (postpartal ) - Schwer erkennbare Blutung: Blut
fließt in den leeren Uterus zurück und ist äußerlich oft kaum sichtbar - Leichte vaginale Blutung: Trotz minimaler äußerer Blutung können Symptome eines schweren Volumenmangels auftreten
AchtungSymptome eines schweren Volumenmangels können sein
- Blasse Hautfarbe oder Zyanose
- Bewusstseinsstörung im Sinne einer Somnolenz
- Tachykardie
- Hypotonie
- Verlängerte Rekapillarisierungszeit
(> 2 s) - Tachypnoe
Ursachen:
- Uterusatonie (häufigste Ursache) → "atonische Nachblutung"
- Überdehnung des Uterus (z. B. Mehrlingsschwangerschaft, Makrosomie)
- Plazentareste
- Traumatische Geburtsverletzungen
- Koagulopathien
Maßnahmen:
- Sofortmaßnahmen:
- Schocklage (Oberkörper flach, Beine hoch). Beckenhochlagerung oder Fritsch-Lagerung
- Intravenöse Therapie: Großlumige Zugänge, kristalloide Infusionslösungen, optional kreislaufstabilisierende Medikamente
- Schneller Transport zur chirurgischen Intervention priorisieren
- Credé-Handgriff: Uteruskompression über die Bauchdecke
- Durchführung:
- Uterus durch die Bauchdecke von außen greifen
- Vier Finger umfassen die dorsale Seite des Uterus, der Daumen die ventrale Seite
- Mit kontrolliertem Druck den Uterus komprimieren, um die Blutung zu minimieren
- Durchführung:
- Notfalls: Bimanuelle Uteruskompression (Hamilton-Handgriff)
- Faust wird durch die Vagina gegen die Vorderwand des Uterus gedrückt, gleichzeitig Gegendruck von außen mit der zweiten Hand
- Ausreichende Analgosedierung
beachten
- Medikamentöse Behandlung:
- Uterotonika (z. B. Oxytocin) zur Förderung der Uteruskontraktion
- Tranexamsäure
zur Stabilisierung der Blutgerinnung

Public Domain Dedication (CC0), Image from page 152 of "Essentials of obstetrics" (1897), Identifier: essentialsofobst00jewe, Title: Essentials of obstetrics, Year: 1897 (1890s), Authors: Jewett, Charles, 1839-1910 Jewett, Harold Flagg, 1869- joint author, Subjects: Obstetrics, Publisher: New York, Philadelphia, Lea Brothers & Co. Es wurden farbige Overlays ergänzt.
TippSchocklage
Dabei wird der Oberkörper flach gelagert, während die Beine hochgelagert werden. Durch die Schwerkraft wird im Sinne der Autotransfusion das Blutvolumen innerhalb der unteren Extremität in Richtung Torso verschoben und ein Volumenmangel vorübergehend ausgeglichen.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich das Blutvolumen über den gesamten Oberkörper verteilt. Der Druck breitet sich auch auf die Gefäße der Gebärmutter aus und kann eine Blutung verstärken. Bei akuten Kreislaufproblemen ist dies eher von untergeordneter Bedeutung.
Lageanomalien
Definition
- Fehllagen: Kind liegt nicht in der üblichen Schädellage, sondern in Querlage oder Beckenendlage
- Querlage: Das Kind liegt quer zur Längsachse der Mutter, wodurch eine vaginale Geburt
unmöglich ist - Beckenendlage: Steiß tritt zuerst in den Geburtskanal ein, was zu Komplikationen führen kann
AchtungKomplikationen bei Beckenendlage
Die Gefahr einer Steißgeburt bei Beckenendlage besteht darin, dass nach der Geburt
des kindlichen Körpers der größere kindliche Kopf im Geburtskanal hängen bleibt und die Nabelschnur abdrückt. Ab diesem Zeitpunkt ist das Kind mit Sauerstoff unterversorgt und es droht eine fetale Hypoxie. Für die Geburt des Kopfes bleiben nach der Geburt des Körpers nur etwa 3-4 Minuten Zeit, damit das Kind keinen Schaden nimmt.
Ursachen:
- Faktoren wie Uterusfehlbildungen, Mehrlingsschwangerschaften oder unzureichender Platz im Uterus
Maßnahmen:
MerkeZiel sollte es daher sein, die Schwangere so schnell wie möglich in eine geburtshilfliche Klinik zu bringen.
- Lagerung und Transport:
- Druckreduktion auf den Muttermund:
- Schocklage
- Trendelenburg-Lagerung: eine Schräglagerung mit dem Kopf nach unten und den Beinen nach oben
- Beckenhochlagerung mit Kissen oder Decken
- Linksseitenlage: Verhindert Vena-cava-Kompressionssyndrom
beim Transport im letzten Schwangerschaftsdrittel
- Druckreduktion auf den Muttermund:
- Geburt
stoppen (wenn möglich): - Tokolyse
: Medikamentöse Wehenhemmung und geeignete Lagerung zur Verzögerung der Geburt
- Tokolyse
- Vor Ort:
- Bei Beckenendlage:
- Geschultes Personal hinzuziehen
- Bei Beckenendlage:
Fred the Oyster, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons. Das Bild ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Die Farben wurden angepasst.
- Manualhilfe nach Bracht (bzw. der Bracht-Handgriff) anwenden, wenn der Steiß sichtbar ist:
- Durchführung:
- Der Körper des Kindes ist bereits größtenteils geboren worden und befindet sich außerhalb der Mutter
- Der untere Winkel des kindlichen Schulterblattes muss sichtbar sein
- Das bereits geborene Becken des Kindes wird mit beiden Händen umfasst und um die Symphyse der Mutter nach oben geführt
- Es wird eine bogenförmige Bewegung in Richtung des mütterlichen Bauches ausgeführt
- Die Mutter wird zum Pressen angeleitet
- Wichtig: Auch hier darf nicht am Kopf des Kindes gezogen werden. Der Geburtsvorgang wird lediglich durch die Führung des kindlichen Körpers unterstützt
- Durchführung:
- Bei Querlage: Geburt
nur durch Kaiserschnitt möglich
Schulterdystokie
Definition
- Eine Schulterdystokie ist eine unerwartete Komplikation bei der Geburt
eines Kindes in Schädellage - Nach der Geburt
des Kopfes bleibt die ventrale Schulter an der Symphyse der Mutter hängen, sodass sich das Kind nicht weiter absenken kann - Das Kinn des Kindes drückt dabei auf den Damm der Mutter
Ursachen:
- Mütterliche Faktoren:
- Enges Becken oder ungünstige Beckenanatomie
- Kindliche Faktoren:
- Makrosomie (überdurchschnittlich großes Kind)
- Falsche Ausrichtung der Schultern im Geburtskanal
Maßnahmen:

geraldbaeck, CC0, via Wikimedia Commons
- Positionsveränderung der Mutter:
- Wechsel der Position (von einer Seite auf die andere, in die Hocke, usw.)
- McRoberts-Manöver:
- Positionierung der Mutter: Die Gebärende wird auf den Rücken gelagert
- Beine anheben: Die Beine der Mutter werden in den Hüftgelenken maximal angewinkelt (Flexion) und nach oben gezogen, sodass die Knie in Richtung Brust zeigen
- Beckenrotation: Diese Position führt zu einer leichten Rotation des Beckens, wodurch der Winkel der Beckenöffnung vergrößert wird
- Suprapubischer Druck: Optional kann durch Druck auf den Unterbauch (suprapubischer Druck) die Schulter des Kindes weiter in den Beckenkanal geschoben werden, um ein Hängenbleiben an der Symphyse zu lösen
Modifiziertes McRoberts-Manöver:
Modifiziertes McRoberts-Manöver - Positionierung der Mutter: Rückenlage mit leicht abgesenktem Fußteil des Geburtsbetts, um eine Überstreckung der Hüftgelenke über die Horizontale hinaus zu erreichen
- Beinbeugung: Nach der Streckung werden die Beine maximal in den Hüftgelenken gebeugt (Beine Richtung Brust), um die Symphyse über die Schulter des Kindes zu heben
- Zyklus: Der Wechsel aus Strecken und Beugen wird ohne Zeitverzug dreimal hintereinander durchgeführt; falls kein Erfolg eintritt, kann der Zyklus zweimal wiederholt werden
- Gaskin-Manöver:
- Positionierung der Mutter: Die Gebärende bringt sich in den Vierfüßlerstand
- Diese Position führt zu einer Lageveränderung von Uterus und Fetus durch die Schwerkraft, was eine passive Lösung der Schultern erleichtert und den Geburtsvorgang unterstützt
Nabelschnurvorfall
Definition
- Ein Nabelschnurvorfall liegt vor, wenn die Nabelschnur vor den führenden Teil des Kindes in den Geburtskanal rutscht
- Gefahr: Die Nabelschnur wird durch das Gewicht des Kindes komprimiert, was die Durchblutung stoppt und die Versorgung des Fetus gefährdet

See page for author, Public domain, via Wikimedia Commons. Es wurden farbige Overlays ergänzt.
Ursachen:
- Fehllagen des Kindes (z.B. Beckenendlage, Querlage)
- Vorzeitiger Blasensprung bei unzureichender Fixierung des kindlichen Kopfes im Becken
- Überlange Nabelschnur oder Mehrlingsschwangerschaft
- Tiefer Sitz der Plazenta
- Hypotrophe Kinder
Maßnahmen:
- Dekompression der Nabelschnur:
- Beckenhochlagerung, um den Druck vom Geburtskanal zu nehmen
- Wenn der Kopf des Kindes auf die Nabelschnur drückt, diesen vorsichtig nach oben schieben, bis die Nabelschnur wieder pulsiert
- Planung des weiteren Vorgehens:
- Fortgeschrittener Geburtsverlauf: Geburt
an Ort und Stelle mit geschultem Personal - Früher Geburtsverlauf:
- Transport in ein Krankenhaus mit geburtshilflicher Versorgung
- Tokolyse
: Kann erwogen werden, um die Geburt zu verzögern
- Fortgeschrittener Geburtsverlauf: Geburt
- Kontrolle der Nabelschnur:
- Während des Transports Pulsation der Nabelschnur regelmäßig überprüfen, um die Versorgung des Fetus sicherzustellen
Quellen
- S3-Leitlinie Die vaginale Geburt am Termin, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG), Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e.V.
- S2k-Leitlinie Management von Dammrissen III. und IV. Grades nach vaginaler Geburt, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
- S2k-Leitlinie Peripartale Blutungen, Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
- S2k-Leitlinie Schulterdystokie, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)