Sternoklavikulargelenk (Art. sternoclavicularis)
Das Sternoklavikulargelenk (Art. sternoclavicularis) ist ein Gelenk, das das Brustbein (Sternum) mit dem Schlüsselbein (Clavicula) verbindet. Es ist das einzige echte Gelenk, das den Schultergürtel mit dem Thorax
Beteiligte Strukturen:
- Sternum (Manubrium sterni)
- Clavicula (mediales Ende)
Bänder:
- Lig. sternoclaviculare anterius: begrenzt die Retraktion der Schulter
- Lig. sternoclaviculare posterius: begrenzt die Protraktion der Schulter
- Lig. interclaviculare: begrenzt das Absenken der Clavicula
- Lig. costoclaviculare: begrenzt das Anheben der Clavicula
Funktionen:
- Frontalebene: Anheben und Absenken der Clavicula (Elevation/Depression)
- Transversaleben: Vor- und Rückführen (Protraktion/Retraktion)
- Bei Armelevation: Rotation der Clavicula bis 30° um die eigene Achse
"Sobotta 1909 fig.192 - sternoclavicular joints and costosternal articulations, anterior view - no labels" at AnatomyTOOL.org by Johannes Sobotta and dream_studio3, license: Creative Commons Attribution-ShareAlike. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Akromioklavikulargelenk (Art. acromioclavicularis)
Das Akromioklavikulargelenk (Art. acromioclavicularis) ist die Verbindung zwischen dem Acromion (Schulterblatt) und der seitlichen Clavicula (Schlüsselbein). Es wird auch als laterales Schlüsselbeingelenk bezeichnet und ist mechanisch mit dem Sternoklavikulargelenk verbunden. Obwohl es die Form eines planen Gelenks hat, hat es funktionell drei Freiheitsgrade, wobei die Beweglichkeit durch die Bänder stark begrenzt ist.
Strukturen:
- Acromion der Scapula
- Clavicula (Laterales Ende)
Bänder:
- Lig. coracoclaviculare: Erstreckt sich zwischen Proc. coracoideus der Scapula und lateralem Ende der Clavicula. Es wird unterteilt in:
- Lig. trapezoideum (lateraler Teil)
- Lig. conoideum (medialer Teil)
- Lig. acromioclaviculare: Erstreckt sich zwischen Acromion der Scapula und der Clavicula, verstärkt das Art. acromioclavicularis
Funktionen:
- Stabilisierung des Schultergürtels
- Ermöglicht das Anheben (Elevation) des Arms über das Schulterniveau hinweg
Ansicht des Akromioklavikulargelenks von ventral:
Schultergelenk (Articulatio humeri)
Das Schultergelenk (Articulatio humeri) ist die Verbindung zwischen Humeruskopf mit der Gelenkpfanne der Cavitas glenoidales der Scapula. Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk mit
3 Freiheitsgraden und ermöglicht eine große Bewegungsfreiheit des Arms. Zusätzlich zu den Bändern wird es von den Muskeln der Rotatorenmanschette
Beteiligte Strukturen:
- Gelenkpfanne: Cavitas glenoidalis der Scapula
- Gelenkkopf: Caput humeri des Humerus
Bänder:
- Lig. coracoacromiale (“AC-Band“)
- Lig. coracohumerale
- Ligg. glenohumeralia
Schleimbeutel:
- Bursa subacromialis
- Bursa subdeltoidea
- Bursa subtendinea musculi subscapularis
Funktionen:
- Anteversion und Retroversion
- Innenrotation und Außenrotation
- Abduktion und Adduktion
- Elevation (= Abduktion über 90°)
"Sobotta 1909 fig.197 - shoulder joint, frontal section - no labels" at AnatomyTOOL.org by Johannes Sobotta and dream_studio3, license: Creative Commons Attribution-ShareAlike. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Sobotta 1909 fig.196 - socket of the shoulder joint - no labels" at AnatomyTOOL.org by Johannes Sobotta and dream_studio3, license: Creative Commons Attribution-ShareAlike. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
TippTipp:
Der Gelenkkopf (Caput humeri) ist etwa viermal so groß wie die Gelenkpfanne (Cavitas glenoidalis). Dies ermöglicht eine große Flexibilität der Schulter auf Kosten einer geringeren Stabilität. Bänder und Muskeln sind daher wichtige Stabilisatoren des Schultergelenks.
Klinik:
Das Schultergelenk ist das Gelenk mit dem höchsten Luxationsrisiko. Dabei treten Luxationen häufig nach kaudal/ventral auf.
Übersicht: Bänder & Gelenke des Schultergürtels
Band | Verlauf | Funktion/Besonderheit |
Art. sternoclavicularis | Besitzt Discus articularis (Faserknorpel) | Funktionelles Kugelgelenk |
Lig. sternoclavicularis ant. | Sternum- Clavicula | Begrenzt die Retroversion der Schulter |
Lig. sternoclavicularis post. | Sternum- Clavicula | Begrenzt die Anteversion der Schulter |
Lig. interclaviculare | Zwischen den beiden Extremitates sternales | Begrenzt das Absenken der Clavicula |
Lig. costoclaviculare | 1. Rippe - Clavicula | Begrenzt das Anheben der Clavicula |
Art. acromioclavicularis | Funktionelles Kugelgelenk | |
Lig. acromioclaviculare | Acromion - Clavicula | Verbindet Acromion und Clavicula |
Lig. conoideum | Proc. coracoideus - Tuberculum conoideum | Zusammengefasst zum Lig. Coracoclaviculare → verstärkt die Verbindung von Scapula und Clavicula |
Lig. trapezoideum | Proc. coracoideus - Linea trapezoidea der Clavicula | |
Lig. coracoacromiale | Proc. coracoideus - Acromion | Bildet einen Teil des Schulterdach |
Art. humeri | Kugelgelenk | |
Lig. coracohumerale | Proc. coracoideus - Tuberculum majus und minus | Stabilisiert die lange Bizepssehne, sichert abrutschen |
Lig. glenohumeralia sup. | Obere Pfanne - Collum anatomicum | Verstärkt Gelenkkapsel ventral |
Lig. glenohumeralia med. | Untere Pfanne - Tuberculum minus | Verstärkt Gelenkkapsel ventral |
Lig. glenohumeralia inf. | Partes ant. et post von unterer Pfanne zu Collum anatomicum | Dazwischen: Recessus axillaris (Spielraum für Bewegungen) |
Lig. coracoacromiale | Acromion - Proc. coracoideus | Sichert das Caput humeri nach kranial, bildet mit Acromion und Proc. coracoideus Fornix humeri, darunter Bursa subacromialis |
Ellenbogengelenk (Articulatio cubiti)
Das Ellenbogengelenk (Articulatio cubiti) ist die Verbindung zwischen dem Oberarm (Humerus
- Humeroradialgelenk (Art. humeroradialis): Kugelgelenk
- Humeroulnargelenk (Art. humeroulnaris): Schaniergelenk
- Proximales Radioulnargelenk (Art. radioulnaris proximalis): Radgelenk
Beteiligte Strukturen:
- Humerus
(Trochlea humeri und Capitulum humeri) - Ulna
(Olecranon, Incisura radialis und Incisura trochlearis) - Radius
(Fovea capitis radii und Circumferentia radialis)
Bänder:
- Lig. collaterale ulnare (Innenband)
- Lig. collaterale radiale (Außenband)
- Lig. anulare radii (Ringband)
Funktion:
- Humeroradialgelenk (Kugelgelenk): durch Bandapparat in Bewegungsgrad eingeschränkt, besitzt nur zwei Freiheitsgrade
- Flexion und Extension
- Pronation und Supination des Unterarms
- Humeroulnargelenk (Scharniergelenk)
- Flexion und Extension
- Proximale Radioulnargelenk (Radgelenk)
- Pronation und Supination
TippEselsbrücke: Pronation und Supination
Pronation, wie ein Handtuch, das man auswringt.
Supination, wie ein Suppenlöffel, den man zum Essen schwingt.
Servier - Drawing Skeletal system anterior view - no labels" at AnatomyTOOL.org by Servier Medical Art, license: Creative Commons Attribution. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
OpenStax AnatPhys fig.9.17 - Elbow Joint - English labels " at AnatomyTOOL.org by OpenStax, license: Creative Commons Attribution. Source: book 'Anatomy and Physiology', https://openstax.org/details/books/anatomy-and-physiology. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Servier - Drawing Elbow anterior view - no labels" at AnatomyTOOL.org by Servier Medical Art, license: Creative Commons Attribution. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Distales Radioulnargelenk
Das distale Radioulnargelenk (Art. radioulnaris distalis) ist die Verbindung zwischen dem distalen Ende von Radius
Beteiligte Strukturen:
- Radius
(Incisura ulnaris) - Ulna
(Circumferentia articularis ulnae)
Bänder:
- Lig. radioulnare dorsale und palmare
Funktion:
- Pro- und Supinationsbewegung
Links: Servier - Drawing Skeletal system anterior view - no labels" at AnatomyTOOL.org by Servier Medical Art, license: Creative Commons Attribution. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt. Rechts: ChristiaanPR, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Handgelenke
Proximales Handgelenk (Articulatio radiocarpalis):

Beteiligte Strukturen:
- Facies articularis carpalis des Radius
- Discus articularis ulnocarpalis (Discus gleicht Inkongruenz der distalen Ulna
aus) - Proximale Reihe der Handwurzelknochen (Os scaphoideum, Os triquetrum und Os lunatum)
Gelenktyp:
- Eigelenk (Articulatio ellipsoidea)
Funktion:
- Palmarflexion und Dorsalextension
- Radialabduktion und Ulnarabduktion
Distales Handgelenk (Articulatio mediocarpalis):
Beteiligte Strukturen:

- Proximale und distale Handwurzelknochen
Gelenktyp:
- Verzahntes Scharniergelenk
Funktion:
- Palmarflexion und Dorsalextension
Interkarpalgelenke (Articulationes intercarpales):
Beteiligte Strukturen:
- Handwurzelknochen einer Reihe
- Starke Befestigung durch Bänder
(Ligg. intercarpalia)
Gelenktyp:
- Amphiarthrosen
(echte Gelenke mit straffem Bandapparat)
Karpometakarpalgelenke (Articulationes carpometacarpales):
Beteiligte Strukturen:
- Distale Reihe der Handwurzelknochen
(Ossa trapezium, trapezoideum, capitatumund hamatum) - Basen
oder Ossa metacarpi II-V - Durch Bänder (Ligg. metacarpalia dorsalia, palmaria et interossea) sehr straff fixiert
Gelenktyp:
- Amphiarthrosen
Daumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis):
Beteiligte Strukturen:
- Os trapezium
- Os metacarpi I
Gelenktyp:
- Sattelgelenk (3 Freiheitsgrade!)
Funktion:
- Abduktion und Adduktion
- Flexion und Extension
- Innen- und Außenrotation
- Opposition (Kombination aus Flexion Adduktion und Innenrotation)
Übersicht über die Handgelenke

Ansicht der Bänder des rechten Handgelenks von palmar

Fingergelenke
Fingergrundgelenke II-V (Articulationes metacarpophalangeales (MCP))
Beteiligte Strukturen:
- Metakarpalknochen (Mittelhand)
- Proximale Phalangen (Finger)
- Ligg. collateralia, Ligg. palmaria, Ligg. metacarpalia transversa profunda
Gelenktyp:
- Funktionelles Eigelenk (anatomisch Kugelgelenk, durch Bänder eingeschränkt)
Funktion:
- Flexion und Extension
- Abduktion und Adduktion
Daumengrundgelenk (Articulatio metacarpophalangea pollicis)
Beteiligte Strukturen:
- Mittelhand (Metakarpalknochen I)
- Finger (Proximale Phalanx I)
- Ligg. collateralia, Ligg. palmaria
Gelenktyp:
- Scharniergelenk
Funktion:
- Flexion und Extension
Interphaleangalgelenke (Articulationes interphalangeales):
Die Interphalangealgelenke der Hand lassen sich in proximale Interphalangealgelenke (PIP, Fingermittelgelenke) zwischen Grund- und Mittelphalanx und distale Interphalangealgelenke (DIP, Fingerendgelenke) zwischen Mittel- und Endphalanx unterteilen.
Geltend für alle Interphaleangalgelenke:
Beteiligte Strukturen:
- Ligg. collateralia, Ligg. palmaria
Gelenktyp:
- Scharniergelenke
Funktion:
- Flexion und Extension

"Servier - Drawing Skeletal system anterior view - no labels" at AnatomyTOOL.org by Servier Medical Art, license: Creative Commons Attribution. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Ansicht der Bänder der rechten Hand von palmar

Bewegungsumfang des Fingergrundgelenks

Tabellarische Zusammenfassung
Zusammenfassung: Bänder und Gelenke des Oberarms und Ellenbogens
Band | Verlauf | Funktion/Besonderheit |
Art. cubiti | Setzt sich aus dem Art. humeroulnaris (Scharniegelenk), Art. humeroradialis (Kugelgelenk) und Art. radioulnaris proximalis (Radgelenk) zusammen | |
Lig. anulare radii | Liegt intrakapsulär und ist mit dem Lig. collaterale radiale verwachsen | Stabilisiert das Art. radioulnaris proximalis |
Lig. collaterale radiale (Außenband) | Epicondylus lateralis – Lig. anulare | Stärkt die Gelenkkapsel bei Varusstress |
Lig. collaterale ulnare (Innenband) | Epicondylus medialis – Incisura trochlearis | Stärkt die Gelenkkapsel bei Valgusstress |
Zusammenfassung: Bänder und Gelenke der Hand
Art. radiocarpalis (proximales Handgelenk, Eigelenk) | Art mediocarpalis (distales Handgelenk, verzahntes Scharniergelenk) |
|
|
|
|
Art. carpometacarpales (Amphiarthrose | Art. metacarpophalanges (MCP) (Kugelgelenk, funktionell: Eigelenk) |
|
|
Art. interphalangeales (PIP / DIP) | |
|
TippDer Daumen besitzt nur zwei Fingerglieder und damit auch nur zwei Gelenke: das Daumengrundgelenk (Articulatio metacarpophalangea pollicis, MCP I) und das Daumenendgelenk (Articulatio interphalangea policis).
Klinik:
Eine Arthrose im Daumensattelgelenk (Art. carpometacarpalis pollicis) wird Rhizarthrose genannt.