Geriatrische Notfälle treten im Rettungsdienst zunehmend häufiger auf. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der damit verbundenen Multimorbidität älterer Menschen ist es besonders wichtig, dass das Rettungsdienstpersonal über spezifisches Wissen zur Notfallversorgung geriatrischer Patient:innen verfügt. Altersbedingte physiologische Veränderungen beeinflussen beispielsweise die Wirkung und Verträglichkeit von Medikamenten. Zudem führt die bei geriatrischen Patient:innen häufig anzutreffendePolypharmazie – definiert als die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln – zu einem erhöhten Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Wechselwirkungen und Komplikationen. Der folgende Artikel gibt daher einen Überblick über das Fachgebiet Geriatrie sowie wichtige Aspekte für die Versorgung älterer Patient:innen im Notfall.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema „Geriatrische Notfälle im Rettungsdienst“ etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
Stichwort: Bewusstlosigkeit (unklare Lage)
Ort: Seniorenresidenz „Haus am Park“, 2. OG, Zimmer 204
Alarmzeit: 08:37 Uhr
Anrufer: Pflegekraft der Frühschicht
Anzahl der Betroffenen: 1
Zusatzinfo:
Weiblich, 85 Jahre alt
Bewohnerin bewusstlos aufgefunden
Verdacht auf Hypoglykämie
Lageeinweisung vor Ort:
BeimEintreffen des Rettungsdienstes wird das Team von einer aufgeregten Pflegekraft in das Patientenzimmer geführt. Die BewohnerinliegtregungslosimBett und wird durch eine weitere Pflegekraft betreut.
Die Lage ist wie folgt:
Die Patientin ist nichtansprechbar und reagiert ungezieltaufSchmerzreiz
Bei der Atemkontrolle wird eine regelmäßige Atemfrequenz von 17/min festgestellt
Die Bewohnerin erschien am Morgen nicht zum Frühstück, woraufhin eine Nachschau erfolgte
Die Pflegekraft berichtet, dass die Bewohnerin zuletzt beschwerdefrei am Vorabend gegen 22:00 Uhr gesehen wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde ihr das Insulinverabreicht
Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema:
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer geriatrischen Patientin oder einem geriatrischen Patienten aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung.
x
Keine lebensbedrohliche, äußere Blutung sichtbar
A
Atemwege frei
Schleimhäute trocken, insgesamt eher rosig
Patientin nicht ansprechbar
Mittelbares A-Problem
B
Inspektion:
Keine Auffälligkeiten
Thoraxexkursionen regelmäßig
Keine Hämatome oder andere Hinweise auf ein Trauma
Regelmäßige Atmung, 17/min
Palpation:
Keine Auffälligkeiten
Thorax stabil
Auskultation:
Atmung wirkt eher flach
Beidseits vesikuläres Atemgeräusch
SpO₂ 92 %
Kein B-Problem
C
Hautkolorit blass
Rekap-Zeit: 2 Sekunden
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Palpation des Pulses an der A. radialis:
Zentraler Puls:
Rhythmisch
Gut tastbar
Mäßig Bradykard, 51/min
Mittelbares C-Problem
D
GCS6
Öffnen der Augen: 1
Beste verbale Reaktion: 1
Beste motorische Reaktion: 4
Pupillenkontrolle
Isokor
Lichtreagibel
Mittelweit
BZ-Messung: 40 mg/dl
Akutes D-Problem
E
Keine weiteren Verletzungen sichtbar
Temperatur: 37,1 °C
Symptome:
Bewusstlosigkeit
Hypoglykämie
Allergien / Infektionen: Keine bekannt
Medikamente: Insulin (Basal- und Bolusinsulin), Ramipril
Patientengeschichte: Insulinpflichtiger Diabetes Typ 2, Hypertonie
Letzte Insulingabe: Letzte Insulingabe am Vorabend, letzter BZ-Wert um 22:00 Uhr mit 145 mg/dl
Ereignis: Auffinden bewusstlos im Bett
Risikofaktoren: Hohes Alter, Diabetes mellitus
Kein E-Problem
Achtung
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Fachgebiet Geriatrie
Definition
Die Geriatrie ist die medizinische Fachdisziplin, die sich mit der Gesundheitsversorgung älterer Patient:innen befasst. Sie berücksichtigt dabei insbesondere akute und chronische Erkrankungen sowie körperliche, geistige, funktionale und soziale Aspekte.
Wichtige Aufgaben der Geriatrie:
Prävention alterstypischer Erkrankungen
Rehabilitation älterer Patient:innen nach Erkrankungen oder Operationen
Begleitung und Versorgung älterer Menschen in der Situation am Lebensende (geriatrische Palliativversorgung)
Wann gilt ein:e Patient:in als geriatrisch?
Meist werden zwei Kriterien herangezogen, um Patient:innen als geriatrisch einzuordnen:
Multimorbidität ab ca. 70 Jahren: Patient:innen leiden typischerweise an mehreren chronischen Erkrankungen gleichzeitig.
Kalendarisches Alter über 80 Jahre: In diesem Alter nimmt die Vulnerabilität (altersbedingte Anfälligkeit) gegenüber Erkrankungen und Funktionsverlusten deutlich zu.
Dabei besitzt die Multimorbidität klinisch meist eine größere Bedeutung als das kalendarische Alter allein. Geriatrische Patient:innen haben außerdem ein erhöhtes Risiko für sogenannte geriatrische Syndrome, wie Immobilität, Inkontinenz, Sturzneigung, kognitive Einschränkungen oder Mangelernährung. Diese Faktoren können dazu führen, dass sich der funktionale Status älterer Menschen zunehmend verschlechtert. Dadurch verlieren sie häufig an Autonomie und können alltägliche Aufgaben und körperliche Aktivitäten nicht mehr allein bewältigen.
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Formen des Alterns
Definition
Als „Altern“ bezeichnet man den biologischen, psychischen und sozialen Prozess des Älterwerdens. Dieser Prozess begleitet den Menschen ein Leben lang und endet schließlich mit dem Tod. Jede Person altert unterschiedlich, da der Verlauf des Alterns von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Dazu zählen z.B. Umwelteinflüsse (wie UV-Strahlung), Lebensstilfaktoren (wie Rauchen oder Ernährung) sowie die genetische Veranlagung.
Den Prozess des Älterwerdens teilt man in verschiedene Formen ein:
Biologisches Altern: Körperliche Veränderungen wie Zellalterung, nachlassende Organfunktionen oder verringerte körperliche Belastbarkeit
Psychisches Altern: Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten, emotionalen Stabilität und psychischen Anpassungsfähigkeit
Soziales Altern: Veränderungen der sozialen Rollen und Beziehungen, z. B. durch Rentenbeginn, Verlust von Angehörigen oder sozialen Rückzug
Biografisches Altern:Subjektives Erleben des Alterns, geprägt durch persönliche Lebensereignisse, Erfahrungen und Einstellungen
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Demografie des Alterns
Prognosen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten deutlich zunehmen wird. Für das Jahr 2060 wird erwartet, dass rund 33 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein werden. Hauptursachen sind die steigende Lebenserwartung und der medizinische Fortschritt.
Für das Gesundheitswesen bedeutet dies:
Die Zahl der geriatrischen Patient:innen wird weiter steigen
Die Versorgung älterer Menschen wird zu einer zentralen Aufgabe aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen
Die Anforderungen an das medizinische Personal verändern sich deutlich
Besonderheiten in der Versorgung geriatrischer Patient:innen ergeben sich insbesondere durch:
Altersbedingte physiologische Veränderungen (z. B. reduzierte Organreserve, veränderte Pharmakodynamik)
Multimorbidität und Polypharmazie
Atypische klinische Präsentationen (z. B. stumme Herzinfarkte, unspezifische Symptome bei Infektionen)
Erhöhtes Risiko für funktionelle Verschlechterung und Pflegebedürftigkeit
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Altersspezifische Veränderungen
Veränderungen
Relevanz für den Rettungsdienst
Metabolisierung von Medikamenten
Verminderter Muskelanteil und erhöhter Fettanteil beeinflussen die Wirkstoffverteilung
Verlangsamte Ausscheidung durch reduzierte Leber- und Nierenfunktion
Abweichende Wirkungen: z.B. paradoxe Erregung bei Sedativa
Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Wirkstoffen
Dosisreduktion ist häufig erforderlich: altersadaptierte Dosierung beachten
Wechselwirkungen mit Dauermedikation unbedingt berücksichtigen
Besondere Vorsicht bei Notfallmedikation: erschwerte Dosisfindung
Atmungssystem
Abnahme der Elastizität des Lungengewebes
Reduzierter alveolärer Gasaustausch
Geringere Empfindlichkeit des Atemantriebs auf Hyperkapnie und Hypoxie
Herabgesetzte Husteneffizienz und Selbstreinigung
Erhöhtes Risiko für Hypoxie: frühzeitige Sauerstoffgabe ist wichtig
Aspirationsgefahr durch eingeschränkten Schutzreflex
Oxygenierung hat hohe Priorität im Notfall
Herz-Kreislauf-System
Gefäßsteifigkeit durchAtherosklerose und Zunahme von Bindegewebe
Abnahme der Sensitivität kardialer Rezeptoren
Zunahme von Hypertonie und Linksherzhypertrophie
Abgeschwächte Reaktion auf Katecholamine
Angepasste medikamentöse Therapie notwendig
Atypische Symptomatik bei kardialen Notfällen möglich
Vitalzeichen können trotz Notfall unauffällig erscheinen → erhöhte Aufmerksamkeit notwendig
Bewegungsapparat
Abnahme der Knochenmasse: erhöhtes Osteoporoserisiko
Zunahme der Fettmasse
Abnahme der Muskelmasse
Bereits leichte Stürze können zu Frakturen führen
Erhöhte Verletzungsgefahr im häuslichen Umfeld
Regulation der Körpertemperatur
Abnahme der Muskelmasse erschwert die Wärmeerzeugung
Niedrigere Körperkerntemperatur
Wärmeerhalt sicherstellen: Hypothermiegefahr bei Notfällen
Körpertemperatur regelmäßig kontrollieren
Verdauungssystem und Leber
Reduzierte Leberfunktion in Bezug auf Stoffwechsel und Entgiftung
Verminderte Speichelsekretion und intestinale Durchblutung
Veränderte Resorption von Nahrung und Medikamenten
Erhöhte Neigung zu Obstipation
Medikamentenwirkung kann schneller, verzögert oder paradox sein (z.B. bei Benzodiazepinen)
Altersadaptierte Dosierung bei Medikamenten notwendig
Ernährungsstatus und Flüssigkeitszufuhr beachten
Niere und harnableitende Organe
Sinkende glomeruläre Filtrationsrate durch Hypotrophie des Nierengewebes
Rückbildung der Beckenbodenmuskulatur
Vergrößerung der Prostata
Höheres Risiko für Harninkontinenz und Harnverhalt
Ersatz des blutbildenden Knochenmarks durch Fettgewebe
Verlangsamte Erythrozytenneubildung
Anämien und Infektionen frühzeitig erkennen
Entzündungszeichen können abgeschwächt auftreten
Nervensystem
Zentrales Nervensystem:
Volumenabnahme des Gehirns
Demyelinisierung → verlangsamte Nervenleitung
Erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke
Neurotransmitterspiegel sinken
Kognitive Funktionen:
Erkennen, Verstehen und Lernen neuer Informationen fällt zunehmend schwerer
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit nimmt ab
Emotionalität:
Emotionale Reaktionen sind häufig stärker oder instabiler
Ältere Menschen zeigen häufiger depressive oder ängstliche Symptome
Schlafverhalten:
Der Nachtschlaf ist störanfälliger und fragmentiert
Tagsüber treten vermehrt kurze Ruhephasen auf
Zentrales Nervensystem:
Demenzerkrankungen und Delirrisiko erhöht
Schmerzäußerung kann verändert sein → Gefahr unzureichender Analgesie
Symptomfreie Verläufe z.B. bei intrakraniellen Blutungen möglich
Verwirrtheit und kognitive Einschränkungen können die Anamnese erschweren → Fremdanamnese durch Angehörige oder Pflegepersonal einholen
Delir und akute Veränderungen des mentalen Status müssen erkannt und differenziert werden
Veränderte Schmerzäußerung kann zur Unterversorgung mit Analgetika führen
Schlafstörungen können zur tageszeitlichen Desorientierung beitragen
Sinnesorgane
Abnahme von Seh- und Hörvermögen
Reduzierter Geschmacks- und Geruchssinn
Deutlich sprechen, ggf. lauter und langsamer
Hilfsmittel bereitstellen (Brille, Hörgerät)
Fremdanamnese durch Angehörige einholen
Haut, Haare, Nägel
Haut wird dünner, trockener und verletzlicher
Haare werden weiß, brüchig
Nägel wachsen langsamer und verändern sich strukturell
Druckstellen, Hämatome und Hautverletzungen treten schneller auf
Pflegebedürfnisse beachten: z.B. bei Lagerung
Geschlechtsorgane
Rückbildung weiblicher Geschlechtsorgane nach Menopause
Prostatavergrößerung beim Mann
Harnverhalt, Infektionen und Inkontinenz möglich
Schamgefühl respektieren → sensibler Umgang bei Untersuchung und Pflege
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Häufige altersbedingte Erkrankungen
Ältere Menschen können prinzipiell von denselben Notfallbildern betroffen sein wie jüngere. Allerdings führen alterstypische physiologische Veränderungen – wie eine verminderte Organfunktion, eine reduzierte Immunabwehr oder veränderte Stoffwechselprozesse – zu einer erhöhten Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen und einem häufig atypischen Verlauf.
Eine besondere Herausforderung in der Versorgung geriatrischer Patient:innen stellt die sogenannte geriatrische Notfalltrias dar:
Sturz
Delir
Exsikkose
Die geriatrische Notfalltrias
Merke
Diese drei Zustände bedingen und verstärken sich gegenseitig, was zu einem selbstverstärkenden Kreislauf führen kann, der unbehandelt schnell zu einer funktionellen Dekompensation führt.
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Umgang mit älteren Menschen
Der Umgang mit älteren Patient:innen im Notfall erfordert besondere kommunikative Sensibilität und empathisches Verhalten. Zwar erfordern Notfallsituationen häufig rasches Handeln, doch gerade bei älteren Menschen ist Geduld ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sie trägt dazu bei:
Vertrauen aufzubauen
Ängste zu reduzieren
Kooperationsbereitschaft der Patient:innen zu fördern
Wichtige Grundsätze im Umgang mit älteren Patient:innen:
Fragen klar und einfach formulieren
Antworten abwarten, auch wenn sie verzögert kommen
Auf Fachbegriffe verzichten
Blickkontakt halten,
Laut und deutlich sprechen
Hilfsmittel wie Brillen oder Hörgeräte berücksichtigen
Achtung
Unternehme keine Maßnahmen gegen den ausdrücklichen Willen der Patient:innen. Die Achtung des Patientenwillens ist Ausdruck von Respekt und Wahrung der Autonomie. Auch wenn die Situation medizinisch dringlich erscheint oder ethische Konflikte entstehen, sollte der Wille der Patient:innen immer zentral berücksichtigt werden.
Einbeziehung von Angehörigen:
In vielen Fällen ist der frühzeitge Kontakt mit Angehörigen sinnvoll – insbesondere wenn Patient:innen:
Kognitiv eingeschränkt sind (z. B. durch Demenz oder Delir)
Keine vollständige Auskunft geben können
Keine Patientenverfügung mitführen
Angehörige können wichtige Informationen liefern, z. B. zu:
Vorerkrankungen
Dauermedikation
Allergien
Pflegebedarf
Besonderheiten bei geriatrischen Notfällen:
Achtung
Veränderte Krankheitspräsentation
Eine Besonderheit bei geriatrischen Patient:innen ist die teilweise veränderte Krankheitspräsentation. Viele akute Erkrankungen äußern sich nur mit unspezifischen Symptomen wie zum Beispiel Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit oder Schwindel. Auch unspezifische Symptome müssen ernst genommen werden, denn hinter ihnen kann sich eine akute Erkrankung verbergen. Deshalb sollten bestimmte Anzeichen bei geriatrischen Patient:innen besondere Beachtung finden.
Typische Anzeichen sind:
Eine plötzlich eintretende Verwirrtheit
Der Verlust von Alltagskompetenzen innerhalb weniger Tage
Eine schnelle Verschlechterung des Allgemeinzustandes
Beispiel: Akutes Koronarsyndrom
Im mittleren Alter kann sich das akute Koronarsyndrom mit Thoraxschmerzen, die möglicherweise in den linken Arm oder den Kiefer ausstrahlen, und Atemnot zeigen. Bei geriatrischen Patient:innen fehlt der Thoraxschmerz möglicherweise und sie zeigen eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Übelkeit, Synkopen oder Verwirrtheit.
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Prüfungswissen
1. Fachgebiet Geriatrie
Definition:
Medizinische Fachdisziplin zur Versorgung älterer Patient:innen
Berücksichtigung körperlicher, geistiger, funktionaler und sozialer Aspekte
Zentrale Aufgaben:
Prävention alterstypischer Erkrankungen
Rehabilitation nach akuten Ereignissen oder chronischer Verschlechterung
Palliativversorgung am Lebensende
Kriterien für geriatrische Patient:innen:
Multimorbidität (≥ 2 chronische Erkrankungen, meist ab 70 Jahren)
Kalendarisches Alter ≥ 80 Jahre (häufig mit erhöhter Vulnerabilität)
Hohes Risiko für Funktionsverluste und Einschränkungen der Selbstständigkeit
2. Formen des Alterns
Altern:
Lebenslanger biologischer, psychischer und sozialer Prozess bis zum Tod
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Quellen
S3-Leitlinie Hausärztliche Leitlinie: Multimedikation, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM)
Schmitz et al.: I care Anatomie. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41820-2
Koch, S. et al.: retten – Notfallsanitäter. Georg Thieme Verlag 2023, ISBN: 978-3-13-242121-9
Zuletzt aktualisiert am 12.05.2025
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