Kopfplatzwunde, Gesichtstrauma, Frakturen des Gesichtschädels
31 Minuten Lesezeit
Zusammenfassung
Gesichts- und Kopfverletzungen sind präklinisch relevant, da sie häufig mit starken Blutungen, auffälligen äußerlichen Verletzungen und hoher psychischer Belastung einhergehen. Typische Verletzungen sind:
Kopfplatzwunden: Riss-Quetsch-Wunden der stark durchbluteten Kopfhaut, meist infolge stumpfer Gewalteinwirkung oder Sturz
Skalpierungsverletzungen: Partielle oder vollständige Ablösung der behaarten Kopfhaut durch Scher- oder Zugkräfte (z. B. durch rotierende Maschinenteile)
Gesichtsfrakturen: Brüche von Jochbein, Nasenbein, Orbitaboden oder Mandibula; häufig begleitet von Deformitäten, Weichteilschwellungen, Blutungen und neurologischen Ausfällen (z. B. Sensibilitätsstörungen)
Fremdkörperverletzungen: Penetrierende Traumen durch Glas, Metall oder Holz (z. B. nach Verkehrsunfällen)
Die präklinische Versorgung erfordert eine rasche Blutstillung. Bei Frakturen steht zusätzlich das Erkennen und Beheben möglicher Atemwegskomplikationen (z.B. bei Kieferfrakturen oder bei Kompression durch Orbitabodenverletzungen) im Vordergrund.
Analgesie,psychologische Erstbetreuung sowie ein aufmerksames Monitoring von Vigilanz, Atmung und Kreislauf sind essenziell. Aufgrund der sichtbaren LokalisationvonVerletzungen und möglicher entstellender Folgen ist eine einfühlsame Kommunikation mit der erkrankten Person besonders wichtig.
Info
Dieser Artikel bezieht sich auf Gesichtstraumata und Weichteilverletzungen am Kopf. Intrakranielle Verletzungen sowie pathophysiologische und therapeutische Aspekte eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) werden nicht im Detail behandelt.
Weiterführende Informationen zum Schädel-Hirn-Trauma finden sich im eigenständigen Artikel: Schädel-Hirn-Trauma (RD).
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Gesichts- und Kopfverletzungen etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
Stichwort: Gesichtsverletzung
Ort: Innenstadt, vor einer Kneipe
Alarmzeit: 23:48 Uhr
Anrufer:in: Polizeibeamtin
Anzahl der Betroffenen: 1
Zusatzinfo:
Männlich, 30 Jahre alt
Zustand nach Schlägerei, mehrere Schläge ins Gesicht
Polizei ist bereits vor Ort
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes wird ein etwa 30-jähriger, alkoholisierterPatient von zwei Polizeikräften sitzend auf einer Bank betreut.
Die Lage ist wie folgt:
Der Patient ist ansprechbar,aber desorientiert und agitiert
An der linkenWange ist eine starke Weichteilschwellung und ein Hämatom sichtbar
Über dem Jochbein ist eine Krepitation, sowie dezenteStufenbildung tastbar
Er zeigt eine leichte, aber kontinuierliche Blutung aus der linkenNasenhälfte
Laut Polizei wurde dem Patienten mehrfachinsGesichtgeschlagen. Seitdem klagt er über starkeSchmerzen
Ersteinschätzung nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit einer Gesichtsverletzung aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Anlage eines 12-Kanal-EKG in diesem Fall hinten angestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
x
Keine kritischen Blutungen
A
Atemwege frei
Schleimhäute rosig
Patient spricht selbstständig
Kein A-Problem
B
Inspektorisch:
Thoraxexkursion beidseits physiologisch
Keine Halsvenenstauung sichtbar
Auskultatorisch:
Beidseits vesikuläres Atemgeräusch
Palpatorisch:
Thorax insgesamt stabil
Keine Krepitation spürbar (Thorax)
SpO2: 96 %
Atemfrequenz: 20/min
Kein B-Problem
C
Hautkolorit rosig
Rekap-Zeit: 2 Sekunden
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Weichteilschwellung und Hämatom an der linkenWange
Über dem Jochbein ist eine Krepitation, sowie dezenteStufenbildung tastbar
Nasenbluten
Temperatur: 35,4 °C
Symptome:
Gesichtsverletzung
Schmerzen
Allergien / Infektionen: Keine bekannt
Medikamente: Keine Dauer- oder Akutmedikation
Patientengeschichte: Keine Vorerkrankungen
Letzte Mahlzeit: Abendessen, um ca. 19:00 Uhr
Ereignis: Körperliche Auseinandersetzung - mehrere Schläge ins Gesicht
Risikofaktoren: Alkoholisiert
Akutes E-Problem
Achtung
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten mit einer Gesichts- und/oder Kopfverletzung. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Definition
Definition
Unter einem Gesichtstrauma und Weichteilverletzungen des Kopfes versteht man durch äußere Gewalteinwirkung verursachte Schädigungen im Bereich der Gesichtsregion sowie der Weichteilstrukturen der Kopfhaut. Dazu zählen:
Prellungen
Riss-Quetsch-Verletzungen
Verletzungen von Haut, subkutanem Gewebe, Muskulatur und peripheren sensiblen Nerven
Häufig treten diese Verletzungen in Kombination mit Frakturen des Gesichtsschädels (z. B. Jochbein, Orbitaboden, Maxilla) auf. Aufgrund der starken Gefäßversorgung des Gesichts sind diese Läsionen oft mit intensiven Blutungen verbunden und können sowohl funktionelle (z. B. Kauen, Atmen, Sprechen) als auch ästhetische Einschränkungen verursachen. In schweren Fällen kann es zur Atemwegskomplikation oder zu Begleitverletzungen von Schädel oder Gehirn kommen.
Klassifikationen von Gesichts- und Kopfverletzungen
Weichteile der Kopfhaut: Stirnhaut, behaarter Schädel, Schläfenregion
Nach Schweregrad (modifiziert nach AO/MKG-Klassifikation):
Grad I (leicht): oberflächliche Weichteilverletzungen ohne Knochenbeteiligung, keine Funktionseinschränkung
Grad II (mittel): tiefergehende Weichteilschäden, einfache Frakturen ohne Dislokation, mögliche Sensibilitätsstörung
Grad III (schwer): komplexe Weichteil- und Knochenverletzungen, dislozierte Frakturen, Orbitabeteiligung, Atemwegsgefährdung
Nach Traumamechanismus:
Stumpfes Trauma, z.B. Schlag, Sturzgeschehen
Penetrierendes Trauma, z.B. Stichverletzung
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Ursachen
Gesichts- und Kopfverletzungen entstehen durch direkteäußereGewalteinwirkung und sind häufig die FolgevonUnfällen, Stürzen oder Gewalt. Die Ursachensindvielfältig und unterscheiden sich je nach Alter, Lebensumständen und Umgebung.
Art des Unfalls
Beispielszenario
Verkehrsunfälle
Autounfälle mit Aufprall auf Lenkrad, Airbag oder Armaturenbrett
Zweiradunfälle
Unfall mit Fußgänger
Sturzereignisse
Ebenerdiger Sturz (häufig bei älteren oder intoxikierten Personen)
Sturz von der Treppe, von Leitern oder aus Höhe
Arbeitsunfälle auf Baustellen oder Gerüsten
KörperlicheGewalt
Faustschläge, Tritte, Schläge mit Gegenständen (z.B. Flaschen, Eisenstangen)
Häufige Ursache für Jochbein-, Nasenbein- und Unterkieferfrakturen
Häufig kombiniert mit stumpfen Weichteilverletzungen (Hämatome, Platzwunden)
Unfälle mit Schlägern, Bällen, Ellbogen oder Stürzen auf harten Untergrund
Arbeitsunfälle
Verletzungen durch Maschinen
Anprall- oder Quetschverletzungen im Bau- oder Handwerksbereich
Splitter- oder Penetrationsverletzungen (z.B. Metallteile, Nägel)
Verletzungen durch Tiere
Hundebisse im Gesichtsbereich (besonders bei Kindern)
Verletzungen durch Pferdetritte oder Hufe
Explosions- und Verbrennungsverletzungen
Druckwellen mit Weichteilverletzungen, Rupturen, Fremdkörperpenetration
Oft in Kombination mit inhalativen Verletzungen oder Augenbeteiligung
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Pathophysiologie
Merke
Reminder: Anatomische und physiologische Grundlagen
Das Gesicht ist nicht nur funktionell, sondern auch ästhetisch hochrelevant und komplex aufgebaut. Zahlreiche sensibleStrukturen verlaufen oberflächennah → das macht das Gesicht sowohl verletzungsanfällig als auch funktionellbesondersbedeutsam.
Wichtige Knochenstrukturen:
Os nasale (Nasenbein): häufig bei stumpfen Traumata betroffen
Os zygomaticum (Jochbein): bildet den lateralen Rand der Orbita, stabilisiert das Mittelgesicht
Os frontale (Stirnbein): bildet den oberen Teil der Orbita und die Stirnregion
Os temporale (Schläfenbein): bildet u. a. den Gehörgang, Teil der Schädelbasis
Os parietale (Scheitelbein): bildet den oberen seitlichen Teil des Schädeldachs, kann bei stumpfer Gewalt betroffen sein
Os ethmoidale(Siebbein): bildet Anteile der Nasenhöhle und der medialen Orbitawand
Os sphenoidale(Keilbein): zentraler Schädelknochen, beteiligt an der Orbita und der Schädelbasis
Maxilla (Oberkiefer): zentraler Bestandteil des Mittelgesichts, enthält Sinus maxillaris (Kieferhöhle)
Mandibula (Unterkiefer): beweglich, wichtig für Sprache und Nahrungsaufnahme
Orbita (Augenhöhle): enthält das Auge, empfindlich gegenüber Frakturen
Wichtige Nerven:
N. infraorbitalis (Ast des N. maxillaris): sensible Versorgung von Unterlid, Wange, Oberlippe
N. mentalis (Ast des N. mandibularis): sensible Versorgung von Kinn und Unterlippe
N. facialis (VII): mimische Muskulatur, kann bei tieferen Weichteilverletzungen geschädigt werden
N. trigeminus (V): sensibler Hauptnerv des Gesichts in drei Ästen (V1–V3)
Wichtige Gefäße:
A. facialis: zieht über den Unterkieferwinkel nach vorn, relevante Blutungsquelle
A. temporalis superficialis: gut tastbar, blutet stark bei Schläfenverletzungen
V. facialis: oberflächliches venöses Abflusssystem, klinisch relevant wegen offener Venenverbindungen zur Schädelhöhle → Infektionsgefahr
Ein Gesichtstrauma entsteht durch mechanische Gewalteinwirkung (stumpf, penetrierend), die zu einer Schädigung von Weichteilen, Nerven, Gefäßen und / oder Knochen führt. Aufgrund der dichten Gefäßversorgung kommt es bereits bei kleinen Verletzungen zu starken Blutungen. Oberflächliche Nerven können geschädigt werden, was zu Hypästhesien oder Paresen führt.
Frakturen und / oder Verletzungen führen je nach Schweregrad und Lokalisation zu folgenden Befunden:
Dislokation von Knochenfragmenten (z.B. bei Jochbein- oder Unterkieferfrakturen)
Einblutungen in Weichteile oder die Orbita
Verlegung der Atemwege durch Schwellung, Hämatome oder Gewebeverlagerung
Aspiration von Blut oder Zahnfragmenten
Funktionseinschränkungen bei Mimik, Kauen oder Sprechen
Infektionsrisiko bei offenen Verletzungen und venösen Kurzschlussverbindungen zum Schädelinneren
Verletzung des Auges oder Sehnervs bei Orbitabeteiligung
Neurologische Ausfälle bei intrakraniellen Blutungen
Achtung
Insbesondere bei mittelgesichtsnahen Traumen besteht die Gefahr einer begleitenden Schädelbasisfraktur, die zu Liquorrhoe (Liquoraustritt aus Nase oder Ohr), Meningitis (Hirnhautentzündung) oder neurologischen Ausfällen führen kann.
Merke
Zusammenfassung: Die kritischen Probleme bei Gesichts- und Kopfverletzungen
Schädigung von Weichteilen, Gefäßen und/oder Knochen
Folgeschäden durch Frakturen und/oder Verletzungen im Gesichtsbereich, wie:
Einblutungen
Verlegung der Atemwege
Aspiration von Blut
Infektionsrisiko
Neurologische Ausfälle
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Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
Lokal begrenzter Schmerz oder Schwellung als Hinweis auf eine mögliche Fraktur oder Weichteilverletzung
Blutungen, häufig Nasenbluten oder Kopfplatzwunden
Offene Wunden, ggf. mit Verdacht auf offene Fraktur
Auffälligkeiten des Kiefers:
Kiefersperre (Mund kann nicht geschlossen werden)
Kieferklemme (Mund kann nicht geöffnet werden)
Fehlbiss (Unterkiefer schiebt sich vor Oberkiefer)
Sensibilitätsstörungen (Hypästhesie, Anästhesie) in bestimmten Gesichtsarealen als möglicher Hinweis auf eine Läsion eines Trigeminusasts (N. ophthalmicus, maxillaris oder mandibularis)
Tastbare Stufenbildungen über knöchernen Strukturen als Frakturzeichen
Hinweise auf Schädelbasisfraktur:
Brillen- oder Monokelhämatom
Blut- oder Liquoraustritt aus Nase oder Ohr
Battle’s Sign: Hämatom hinter dem Ohr
Visuelle Einschränkungen, als Verdacht auf Orbitabeteiligung oder Nervenläsion, wie:
Doppelbilder (Diplopie)
Verminderte Sehschärfe
Eingeschränkte Augenbeweglichkeit
Zahnstatus prüfen: Zahnverlust? Lockerungen?
Generalisierte Zeichen
Schwindel
Übelkeit
Erbrechen
Blässe
Tachypnoe
Achtung
„Red Flags“
Retrobulbäres Hämatom
Atemwegsverlegung
Relevante Begleitverletzungen
Neurologische Ausfälle
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Diagnostik
Merke
Spezielle Anamnese
Die gründliche Unfallanamnese ist essenziell, um den Unfallmechanismus und mögliche Verletzungsmuster einordnen zu können. Trotz oft eindrücklicher Gesichtsverletzungen dürfen potenziell lebensbedrohliche Begleitverletzungen (z.B. Schädel-Hirn-Trauma, HWS-Trauma, intrathorakale oder abdominelle Verletzungen) nicht übersehen werden.
Merke: Nicht vom blutigen Gesicht ablenken lassen! Bei jedem Trauma ist eine systematische Untersuchung nach dem xABCDE-Schema durchzuführen und gezielt nach Begleitverletzungen (mittels STU) zu suchen.
Aktuelle Anamnese:
S (Symptome): Sensibilitätsstörungen, Schmerz, Schwellung, Hämatome, Blutungen, visuelle Einschränkungen, ggf. Zahnverlust, ggf. Sensibilitätsstörungen im Gesicht, ggf. neurologische Ausfälle
Fremdkörperverletzung im Gesicht? → Sichtbarer Fremdkörper, Blutung
Fraktur des Gesichtsschädels? → Krepitation, Kieferklemme, Kiefersperre, Fehlbiss, auf Zeichen von Schädelbasisfraktur achten
P (Patientengeschichte): Gerinnungsstörung? Osteoporose?
L (Letzte…): Letzte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme? (relevant für mögliche Narkoseeinleitung), Einnahme der Medikation?
E (Ereignis): Stumpfe oder spitze Gewalteinwirkung?
R (Risiko): Antikoagulation, Osteoporose
S (Schwangerschaft): Bei schwerem Trauma → schwangerschaftsspezifische Komplikationen beachten
Tipp
Nutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schemazu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei einer Gesichts- und/oder Kopfverletzung abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Gesichts- oder Kopfverletzungen → sichtbare Wunden oder Hämatome, Blutungen
Auffälligkeiten des Kiefers:
Kiefersperre (Mund kann nicht geschlossen werden)
Kieferklemme (Mund kann nicht geöffnet werden)
Fehlbiss (Unterkiefer schiebt sich vor Oberkiefer)
Ggf. Hinweise auf Schädelbasisfraktur:
Brillen- oder Monokelhämatom
Blut- oder Liquoraustritt aus Nase oder Ohr
Battle’s Sign: Hämatom hinter dem Ohr
Achtung
Besonderer Fokus auf Atemwege
Nach TraumataimGesichtsbereich besteht ein hohesRisiko für eine Atemwegsverlegung.
Ursachen können sein:
Prothesen, frakturierte Zähne oder Fremdkörper, die in den Atemweg gelangen
Zurückfallende Zunge bei Bewusstlosigkeit mit Verlegung des Hypopharynx
Starke Blutungen aus Mund, Rachen oder Gesicht, die selbst den Atemweg blockieren
Verdeckte Einblutungen in die Mund- und Halsweichteile mit sekundärer Schwellung
Direkte Weichteilverletzungen des Larynx oder der Halsregion mit begleitender Obstruktion
Bei bestimmten Frakturmuster besteht zudem ein erhöhtes Risiko:
Beidseitige paramediane Mandibulafraktur:Dislokation des Kinnsegments mitsamt Zungenmuskulatur nach dorsal kann zur Verlegung führen
Schwere Mittelgesichtsfrakturen (z. B. Le Fort II/III): Der Oberkieferkomplex kann nach posteriokaudal in Richtung Rachenraum verschoben werden und den Atemweg behindern
Palpation:
Schmerzhafte Druckdolenz im Gesicht → Hinweis auf Gesichtsfrakturen
Tastbare Stufenbildungen über knöchernen Strukturen als Frakturzeichen
Perkussion:
Da dieser Artikel sich auf die Versorgung von äußerlich sichtbaren Wunden beschränkt, ist eine Perkussion in den meisten Fällen nicht wegweisend. Das Erheben eines physiologischen Perkussionsbefundes wird hier nicht weiter ausgeführt.
Auskultation:
Der Auskultationsbefund sollte physiologisch ausfallen. Ist das nicht so, muss differenzialdiagnostisch gedacht werden
Vitalparameter:
Herzfrequenz:
Tachykardie möglich (Schmerzbedingt)
Blutdruck:
Normal bis leicht erhöht
Atmung:
Tachypnoe durch Schmerz, Angst oder Schock
Tipp
Woran kann man erkennen, dass Liquor austritt?
Zur Erkennung einer Liquorrhoe und damit einhergehender Schädelbasisfrakturen existieren adäquate Methoden in der Präklinik:
Blutzuckermessung: im Rahmen der Blutzuckermessung erfolgt die Analyse des Blutzuckers in der Peripherie sowie an der Nase oder am Ohr. Liegen die Blutzuckerwerte des BlutesausOhr und Nase über denen aus der Peripherie, wird von einer BeimischungdesLiquors ausgegangen
Kompressen-Test: Beim sogenannten Kompressen-Test wird ein Bluttropfen, der aus dem Ohr oder der Nase austritt, auf eine weiße Kompresse getropft → Es besteht der Verdacht auf eine Liquorbeimischung, wenn sich nach kurzer Zeit eine helle, ringförmige Flüssigkeit um den Blutkern herum absetzt. Dieses „Halo-Zeichen“ entsteht, weil sich der Liquor vom schwereren Blut trennt und nach außen diffundiert
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Therapie
Merke
Die wichtigsten Maßnahmen bei Gesichts- und Kopfverletzungen sind die effektive Blutstillung sowie die Sicherung der Vitalfunktionen, insbesondere der Atemwege!
Da Verletzungen im Gesichtsbereich häufig mit starken Blutungen einhergehen, ist eine schnelle und gezielte Blutstillung essenziell, um einen kritischen Blutverlust zu verhindern. Gleichzeitig besteht durch Blut, Schwellung oder Bewegungseinschränkung im Mund-Nasen-Rachen-Raum ein erhebliches Risiko für eine Atemwegsverlegung, weshalb die kontinuierliche Kontrolle und ggf.Sicherung der Atemwege oberste Priorität hat.
Grundprinzipien der Versorgung
Blutstillung: Blutungen im Gesichts- und Kopfbereich sind häufig stark und müssen durch gezielte manuelle Kompression und anschließendem sterilen (Druck-)Verband kontrolliert werden → Bei persistierenden Blutungen oder wenn aufgrund der Lokalisation kein Druckverband angelegt werden kann, sollen gezielt Hämostyptika eingesetzt werden
Wundversorgung: Kleinere Wunden im Gesichts- oder Kopfbereich werden mit sterilenKompressenabgedeckt, ggf. zusätzlich mit Fixierung durch Pflaster oder einem leichten Verband → Präklinisch erfolgt keineSpülung oder Säuberung von Wunden
Kühlung: Weichteilverletzungen und Frakturen des Gesichts gehen meist mit Schwellungen einher → Eine frühzeitige, dosierte Kühlung mit Coolpacks kann Schwellung und Schmerzen reduzieren
Analgesie: Starke Schmerzen, z.B. bei Kiefer-, Nasen- oder Orbitafrakturen, sollen mit geeigneten Analgetika behandelt werden → Hierzu stehen je nach lokalen Vorgaben beispielsweise Esketamin oder Opioide zur Verfügung
Augenbeteiligung beachten: Verletzungen des Gesichts gehen mit einem Risiko für Augenbeteiligung einher → Bei penetrierenden Augenverletzungen: beidseitige, sterile Augenabdeckung → Bei Visusveränderung, Doppelbildern oder eingeschränkter Okulomotorik ist eine sofortige augenärztliche Beurteilung erforderlich
Atemwegsmanagement
Bei Gesichtsverletzungen droht eine Atemwegsverlegung durch Zähne, Prothesen, Fremdkörper,Blut oder Schwellungen. Besonders kritisch sind Kinn-, Unterkiefer- oder Mittelgesichtsfrakturen, da sie zu einer Verlagerung der Zungenmuskulatur oder des Oberkieferkomplexes führen können. Eine rasche Beurteilung und Therapie ist daher essenziell.
Atemwegsverlegung:
Bei einer Atemwegsverlegung sollen folgende Schritte zügig und strukturiert erfolgen:
Inspektion des Mund-Rachen-Raums und ggf. manuelles Ausräumen sichtbarer Fremdkörper
Absaugen von Blut, Sekret oder Erbrochenem zur Freihaltung der oberen Atemwege
Entfernung gelockerter Zähne, Prothesen oder anderer fester Fremdkörper mit einer Magill-Zange
Anwendung des Esmarch-Handgriffs zur Verbesserung der Atemwegsoffenheit, insbesondere bei bewusstlosen Personen
Einlage von Atemwegshilfen, z.B. Guedel- oder Wendl-Tubus, bei nicht ausreichender Spontanatmung und erhaltenem Atemantrieb
Hochdosierte Sauerstoffgabe über Maske mit Reservoir
Tipp
Anwendung Esmarch-Handgriff
Der Esmarch-Handgriff findet Anwendung beim Offenhaltender Atemwege, mit dem Ziel, das Zurückfallen der Zunge zu verhindern.
Dabei positioniert sich eine helfende Person am Kopf. Im nächsten Schritt werden beide Hände seitlich an den Kopf geführt, wobei sich die FingerimBereichdesKieferwinkels positionieren und die Daumen auf dem vorderenTeildesUnterkiefers ruhen. Bei der Überstreckung des Kopfes ist zu unterscheiden, ob ein Trauma vorliegt. Liegt vor allem ein Wirbelsäulentrauma vor, ist der „modifizierte Esmarch-Handgriff“ zu empfehlen, bei dem auf das ÜberstreckendesKopfesverzichtet wird. Zur Öffnung der Atemwege wird der Unterkiefer durch die Finger nach oben und mit den Daumen nach vorne geschoben.
Bei dislozierten Unterkiefersegmenten oder instabilen Mittelgesichtsfrakturen kann es notwendig sein, die betroffenen Strukturen manuell nach vorne (anterior) zu ziehen, um den verlegten Atemweg freizugeben. Eine iatrogene Verletzung durch dieses Manöver ist in der akuten Notfallsituation selten.
Tipp
Zungenverlagerung bei Kinnmittelstückfraktur
Bei Frakturen des Kinnmittelstücks ist der Esmarch-Handgriff wirkungslos, da die Zunge nicht mehr über den vorderen Unterkiefer stabilisiert wird.
→ Die Zunge muss direkt, z.B. mit einer Magill-Zange, nach vorne gezogen werden, um eine Atemwegsverlegung zu verhindern.
Merke
Wendl-Tuben dürfen bei Verdacht auf eine Schädelbasisfraktur nicht verwendet werden! Es besteht die erhebliche Gefahr, dass der Tubus durch eine Frakturlinie in den Schädelinnenraum vorgeschoben wird.
Sicherung der Atemwege:
Primär endotrachealeIntubation unter Nutzung von Videolaryngoskopie anstreben
Bei schwerer Gesichtsverletzung mit Unmöglichkeit zur Intubation muss eine chirurgische Atemwegssicherung erfolgen
Info
„Cannot-intubate“-Situation
Die Atemwegssicherung kann bei schweren Gesichtsverletzungen erheblicherschwertoderunmöglich sein. Entsprechend muss frühzeitigmit einem schwierigenAtemweggerechnet werden und Alternativenvorbereitetundbesprochen werden.
Die Unmöglichkeit der Intubation, eine sogenannte „Cannot-intubate“-Situation, kann in folgenden Fällen auftreten:
Komplexe Gesichtstraumata, z. B. Le-Fort-Frakturen oder Unterkieferfrakturen
Starke Blutungen aus dem Nasen-Rachen-Raum, die die Sicht massiv einschränken
Kieferklemme mit kaum oder nicht möglicher Mundöffnung
Makroglossie (vergrößerte Zunge), die den Atemweg mechanisch blockiert
Ausgeprägte Schleimhautschwellungen im Mund-Rachen-Bereich
Weitere Maßnahmen
Kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter
Ggf. Immobilisation
Kommunikation zwischen Rettungsdienst und der aufnehmenden Klinik, um eine optimale Weiterbehandlung zu gewährleisten
Lagerung:
Es ist immer wichtig, die Lagerung adäquat anzupassen. In diesem Fall empfiehlt sich die Oberkörperhochlagerung.
Tipp
Lagerung situationsgerecht anpassen
Verdacht auf Begleitverletzungen der Wirbelsäule → Achsengerechte Lagerung und Immobilisation
Isolierte Verletzung an Gesicht oder Kopf → Sitzender Transport oder Oberkörperhochlagerung
Flachlagerung → Nur bei gesichertem Atemweg und instabiler Kreislaufsituation
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Spezielle Verletzungsformen
Spezielle Verletzungsformen im Gesichts- und Kopfbereich erfordern eine differenzierte Betrachtung, da sie in ihrer Art, Schwere und klinischen Relevanz stark variieren können. Zu den häufigsten Verletzungsmustern zählen Fremdkörperverletzungen im Gesichtsbereich,Frakturen des Gesichtsschädels sowie oberflächliche oder kombinierte Weichteilverletzungen der Kopfhaut. Im Folgenden werden diese Verletzungsarten strukturiert und praxisnah dargestellt, um eine fundierte Einschätzung und zielgerichtete Versorgung im Rettungsdienst zu ermöglichen.
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Fremdkörperverletzungen im Gesichtsbereich
Klinische Hinweise
Schmerz und Schwellung je nach Lokalisation und Eindringtiefe
Eingeschränkte Mundöffnung, Kieferbeweglichkeit oder okuläre Funktion, wenn Strukturen wie Kiefergelenk, Orbitaboden oder Nerven betroffen sind
Sensibilitätsstörungen oder motorische Ausfälle durch Nervenverletzungen
Fremdkörper sichtbar oder tastbar, evtl. mit Einklemmung in Weichteilen oder Knochen
Achtung
Achtung: Starke Blutungen möglich
Blutungen im Bereich von Gesicht sind häufigstark ausgeprägt, da diese Regionen reich an Blutgefäßen und Gefäßplexus sind. Selbst oberflächliche Verletzungen können daher zu erheblichen Blutverlusten führen.
Therapie
Bei Fremdkörperverletzungen in der Gesichtsregion gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen, da Manipulationen unter unkontrollierten Bedingungen erheblicheKomplikationenverursachen können. FolgendeGrundregeln sollen unbedingtbeachtet werden:
Sorgfältige Anamnese: erfragen Sie den genauen Unfallhergang und die vermutete Verletzungsmechanik, um Rückschlüsse auf die Tiefe, Richtung und mögliche Begleitverletzungen ziehen zu können
Beruhigung der erkrankten Person: um unkontrollierte Bewegungen oder den Versuch einer Selbstentfernung zu verhindern, ist eine ruhige, klare Kommunikation essenziell
Fremdkörper belassen: eine Entfernung im präklinischen Umfeld ist absolut kontraindiziert, da dadurch Kompressionseffekte auf verletzte Gefäße aufgehoben und lebensbedrohliche Blutungen ausgelöst werden können
Polsterung und Fixierung: herausragende Fremdkörper sollten sorgfältig gepolstert und stabilisiert werden, um Bewegungen im Wundgebiet zu minimieren und weitere Gewebeschäden zu vermeiden
Augenbeteiligung: bei penetrierenden Augenverletzungen sollte immer eine beidseitige sterile Augenabdeckung erfolgen, um reflektorische Mitbewegungen des verletzten Auges zu verhindern
Zielklinik beachten: Gesichtsverletzungen, insbesondere mit Fremdkörperbeteiligung oder Nervenläsionen, gehören in eine Klinik mit Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischer (MKG) bzw. Hals-Nasen-Ohrenärtzliche (HNO) Fachabteilung. Besteht der Verdacht auf eine Beteiligung der Augen, speziell bei eingeschränkter Okulomotorik, Doppelbildern oder Visusveränderungen, ist eine sofortige Vorstellung in einer augenärztlichen Fachabteilung erforderlich, um eine drohende Schädigung des Auges oder seiner Bewegungsstrukturen auszuschließen
Info
Versorgung von Fremdkörperverletzungen
Eintrittsstelle abdecken:
Die Eintrittsstelle des Fremdkörpers wird zunächst mit einer sterilen Kompresse abgedeckt, um das Wundareal zu schützen und die Kontaminationsgefahr zu minimieren
Tipp: Es empfiehlt sich, eine Seite der Kompresse einzuschneiden, um sie leichter um den Fremdkörper herumlegen zu können, ohne diesen zu bewegen
Stabilisierung des Fremdkörpers:
Zur seitlichenStabilisierung werden zwei aufgerollte Mullbinden oder Verbandpäckchen links und rechts direkt neben dem Fremdkörper platziert
Diese Maßnahme schränkt die Beweglichkeit des Fremdkörpers ein
Fixierung mit Verbandmaterial:
Anschließend wird der gesamte Bereich mit Verbandmaterial umwickelt, sodass alles sicher fixiert wird
Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Fremdkörper selbst nicht bewegt wird
Tipp
Bei der gezeigten Darstellung handelt es sich um ein Beispiel am Arm. Bei Fremdkörperverletzungen im Gesichtsbereich erfolgt die Versorgung prinzipiell identisch.Je nach Größe und Lokalisation des Fremdkörpers muss die Stabilisierung und Fixierung jedoch individuell angepasst werden:
→ So kann es erforderlich sein, statt Mullbinden kleinere Polstermaterialien wie Kompressen zur Stabilisierung zu verwenden, um anatomischen Gegebenheiten gerecht zu werden.
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Frakturen des Gesichtsschädels
Typische Frakturen des Gesichtsschädels
Der Gesichtsschädel setzt sich aus über 20 Einzelknochen zusammen, die bei erheblicher äußerer Gewalteinwirkung frakturieren können.
⅔ aller Gesichtsschädelfrakturen betreffendenUnterkiefer
¼ entfällt auf das Mittelgesicht, einschließlich Oberkiefer,Jochbein und knöcherner Augenhöhle (Orbita)
Seltener sind Frakturen des Stirnbeins oder der vorderenSchädelbasis
Zu den häufigsten Frakturtypen zählen:
Nasenbeinfraktur: typischerweise nach direktem Schlag oder Sturz auf die Nase
Orbitabodenfraktur („Blow-out-Fraktur“): entsteht meist durch stumpfe Gewalteinwirkung auf das Auge, z.B. durch Faust oder Ball
Jochbein- bzw. Jochbogenfraktur: Folge seitlicher Gewalteinwirkung, etwa durch Schlag oder Sturz
Unterkieferfraktur: tritt meist bei Krafteinwirkung von schräg unten oder seitlich auf den Unterkiefer auf
Mittelgesichtsfrakturen: häufig bei frontaler, flächiger Krafteinwirkung, etwa bei einem Aufprall des Gesichts auf das Lenkrad im Rahmen eines Verkehrsunfalls
Tipp
Diese Frakturmuster geben wichtigeHinweiseauf die Unfallmechanik und haben direkteAuswirkungen auf das Vorgehen bei Diagnostik und Versorgung.
Bruchlinien bei Mittelgesichtsfrakturen in der Einteilung nach Le Fort
Info
Die jeweiligen Frakturen desGesichtsschädelsweisen charakteristische klinische Hinweise auf, die eine ersteDifferenzierung bereits am Notfallort ermöglichen. Im Folgenden werden die häufigsten Frakturtypen und ihre typischen klinischen Merkmale und spezielle Therapieoptionen dargestellt, wobei eine genaue Diagnostik und Bildgebung zur Bestätigung erforderlich bleibt.
Nasenbeinfraktur:
Klinische Hinweise:
Deutliche Schwellung über dem Nasenrücken
Hämatome oder Einblutungen im Nasenbereich
Epistaxis (Nasenbluten), meist infolge der Schleimhautläsion
In seltenen Fällen: Rhinoliquorrhö (Austritt von Liquor aus Nase)
Druckschmerzhaftigkeit im Bereich des Nasenbeins
Sichere Frakturzeichen wie:
Abnorme Beweglichkeit der Nase
Achsabweichung (Dislokation)
Tastbare Stufenbildung entlang der Nasenkontur
Krepitation durch Reiben der Frakturenden
Reduziertes Riechvermögen, bedingt durch Schädigung der Riechfasern oder begleitende Schleimhautschwellung
Spezielle Therapie:
Kühlung und Analgesie
Keine Reposition vor Ort
Merke
Transport in Klinik mit HNO-Abteilung oder chirurgischeKlinik.
Orbitabodenfraktur:
Klinische Hinweise:
Ausgeprägte Schmerzen im Bereich der Augenhöhle, insbesondere bei Augenbewegungen
Schwellung des Auges und der Augenlider, häufig begleitet von Hämatomen
Enophthalmus: das betroffene Auge erscheint eingesunken durch Verlagerung orbitaler Strukturen in die Kieferhöhle
Monokelhämatom
Diplopie (Doppelbilder), vor allem bei Blick nach oben oder unten, infolge Muskelfixierung im Bruchspalt
Eingeschränkte Bulbusbeweglichkeit, meist durch Einklemmung des M. rectus inferior oder periorbitaler Weichteile
Sensibilitätsstörung im Bereich der Wange und des seitlichen Nasenflügels
Spezielle Therapie:
Augenbeweglichkeit und Visus überprüfen
Beidseitiger Augenverband bei penetrierender Verletzung
Kühlung, Analgesie
Husten, Niesen weitestgehend vermeiden
Auf Zeichen einer Einklemmung achten: Diplopie, Enophthalmus, Monokelhämatom
Merke
Besteht der Verdacht auf eine Beteiligung der Augen, insbesondere bei eingeschränkter Okulomotorik, Doppelbildern oder Visusveränderungen →sofortige Vorstellung in einer augenärztlichen Fachabteilung.
Jochbein- bzw. Jochbeinbogenfraktur
Klinische Hinweise:
Starke Schmerzen über dem Jochbein, verstärkt bei Kauen oder Druck auf die Wange
Deutliche Schwellung und Hämatombildung im Jochbeinbereich und der lateralen Augenregion
Abflachung der Wangenkontur auf der betroffenen Seite durch Einsinken des Jochbogens
Monokelhämatom, gelegentlich auch mit Ausbreitung in den Unterlidbereich
Eingeschränkte Mundöffnung durch Beteiligung des M. temporalis oder des Arcus zygomaticus
Diplopie (Doppelbilder) bei Beteiligung der lateralen Orbitastrukturen
Sensibilitätsstörung im Bereich der Wange und des Oberkiefers
Stufenbildung oder Krepitation tastbar entlang des Jochbogens bei ausgeprägter Fraktur
Spezielle Therapie:
Lagerung mit erhöhtem Oberkörper, um Schwellung zu vermindern
Kühlung der betroffenen Gesichtshälfte
Analgesie
Merke
Besteht der Verdacht auf eine Beteiligung der Augen, insbesondere bei eingeschränkter Okulomotorik, Doppelbildern oder Visusveränderungen →sofortige Vorstellung in einer augenärztlichen Fachabteilung.
Unterkieferfraktur
Klinische Hinweise:
Lokalisierter Schmerz im Unterkiefer: verstärkt beim Kauen, Sprechen oder Öffnen des Mundes
Schwellung und Hämatome im Bereich des Kieferwinkels oder des Kinns → drohendeAtemwegsverlegung
Stufenbildung oder Krepitation entlang des Unterkiefers bei Palpation
Fehlbiss (Okklusionsstörung): Die Zähne greifen nicht mehr korrekt ineinander
Abnorme Beweglichkeit einzelner Kieferanteile bei beidseitiger Fraktur
Gefühlsstörung der Unterlippe und des Kinns
Zahnlockerung oder Zahnverlust im Bereich der Frakturlinie
Kieferklemme oder -sperre bei Beteiligung des Kiefergelenks oder der Muskulatur
Blutung aus der Mundhöhle
Spezielle Therapie:
Zahnstatus erheben, bei Verletzungen: vorsichtige Spülung, keine Manipulation
Kinn mit weichem Verband fixieren
Ggf. Atemwegssicherung bei starker Blutung, Erbrechen, Schwellung
Analgesie
Ggf. Absaugung
Mittelgesichtsfrakturen
Klinische Hinweise:
Blutungen aus Mund, Nase oder Ohr, je nach Frakturlokalisation
Starke Schmerzen, besonders bei Bewegung des Kiefers oder bei Druck
Sensibilitätsstörungen, ausgelöst durch Verletzungen sensibler Nerven
Deutliche Hämatome und Weichteilschwellungen im Gesichtsbereich
Unphysiologische Beweglichkeit einzelner Gesichtspartien (z.B. instabiler Oberkiefer bei Le-Fort-Frakturen)
Asymmetrisches Gesicht durch Knochenverschiebungen, insbesondere bei dislozierten Frakturen
Fehlbiss bzw.Okklusionsstörung, oft mit vorgeschobenem oder verschobenem Unterkiefer
Krepitationen beim Abtasten durch Reibung der Knochenfragmente
Kiefersperre (Unfähigkeit, den Mund zu schließen)
Kieferklemme (Unfähigkeit, den Mund zu öffnen)
Spezielle Therapie:
Frühzeitig Absaugung und ggf. Atemwegssicherung
Kühlung und Analgesie
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Kopfverletzungen
Platzwunden und Skalpierungsverletzungen im Kopfbereich zählen zu den häufigsten Verletzungen im Rahmen von Stürzen, Verkehrsunfällen oder Arbeitsunfällen. Aufgrund der gutenDurchblutungderKopfhaut können bereits relativ kleine Läsionen zu erheblichenBlutungen führen. Insbesondere Skalpierungsverletzungen bergen ein hohesRisiko für Blutverlust, Infektion und Schockgeschehen.
Kopfplatzwunden
Klinische Hinweise:
Sichtbare, klaffende Wunde am Kopf, häufig an Stirn, Scheitel oder Hinterkopf
Starke Blutung aufgrund der guten Durchblutung der Kopfhaut
Schwellung, Hämatom oder tastbare Dellen
Achtung
Red Flags:
Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinsstörung
Übelkeit, Erbrechen, Amnesie
Pupillendifferenzen, Krampfanfälle
Austritt von Liquor aus Nase oder Ohr (Hinweis auf Schädelbasisfraktur)
Sichtbare Schädeldeformität
Spezielle Therapie:
Wundversorgung → Kopfverband
Begleitverletzungen versorgen
Info
Anlage eines Kopfverbandes
Kompresse auflegen:
Legen Sie eine sterile Mullkompresse direkt auf die Wunde, um die Blutung zu stillen und die Wundfläche abzudecken. Achten Sie darauf, dass die Kompresse die Wunde vollständig bedeckt
Erste Fixierung:
Nehmen Sie ein Verbandpäckchen oder eine Mullbinde und beginnen Sie mit einem waagerechten Verlauf um die Stirn. Diese erste Umwicklung fixiert die Kompresse
Schrägzug unter das Kinn:
Führen Sie die Binde nun schräg über die Kopfseite und hinter das Ohr nach unten. Leiten Sie sie von dort aus unter dem Kinn entlang zur gegenüberliegenden Seite. So verhindern Sie ein Verrutschen des Verbands
Wiederholung zur Stabilisierung:
Wickeln Sie die Binde weiter vom Nacken über den Hinterkopf zur Stirn. Wiederholen Sie diesen Ablauf mehrfach, bis der gesamte Bereich gut abgedeckt und stabilisiert ist. Die Binde sollte gleichmäßig sitzen und keine Druckstellen verursachen
Verband fixieren:
Fixieren Sie das Ende des Verbandes sicher, z.B. durch Einklemmen, Verknoten oder mit einem Pflaster. Kontrollieren Sie abschließend, ob der Verband fest sitzt
Skalpierungsverletzungen
Defintion
Eine Skalpierungsverletzung ist eine teilweise oder vollständige Ablösung der Kopfhaut vom darunterliegenden Periost (Knochenhaut) des Schädels. Sie entsteht meist durch Scherkräfte, z.B. durch Haare, die sich in rotierenden Maschinen oder Fahrzeugteilen verfangen.
Klinische Hinweise:
Starke Blutung: bereits kleine Läsionen der Kopfhaut können aufgrund der dichten Gefäßversorgung zu massiven Blutungen führen
Sichtbare Ablösung von Kopfhautarealen: teilweise oder vollständige Abhebung der Kopfhaut vom Schädelknochen sichtbar, oft mit freiliegendem Periost oder Knochen
Schmerzen
Ggf. Hypvolämiezeichen
Spezielle Therapie:
Blutstillung
Falls Kopfhautvollständigabgelöst → Versorgung wie Amputat
Analgesie
Tipp
OffeneKopfhautwunden weisen eine hoheKeimlast auf. Aseptisches Arbeiten und eine sterile Abdeckung sind unerlässlich, um Infektionenzuverhindern und die chirurgische Versorgung nicht zu gefährden.
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Besondere Situationen
Zahnverlust:
Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Für den Transport ausgeschlagener Zähne wird die Verwendung spezieller Zahnrettungsboxen empfohlen. Diese gewährleisten ein physiologisch optimiertes Milieu, das dem der Zahnalveole entspricht. Steht keine solche Box zur Verfügung, kann der Zahn alternativ in einer feuchten, sterilen Kompresse gelagert werden.
Info
Die Aufbewahrung in Milch wird kontrovers diskutiert: zwar bietet Milch ein weitgehend physiologisches Milieu, sie stellt jedoch auch einen idealen Nährboden für Mikroorganismen dar. Dies kann das Reimplantationspotenzial negativ beeinflussen.
Bei Patient:innen mit Frakturen im Gesichtsbereich und Zahnverletzungen sollen in eine Klinik mit einer Fachabteilung für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) transportiert werden. Hier können sowohl knöcherne Gesichtsfrakturen als auch Zahn- und Weichteilverletzungen versorgt werden.
Tipp
Priorisierung:
Sollte ein zeitnaher Transport in eine Klinik mit einer Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) aufgrund geografischer Gegebenheiten oder logistischer Einschränkungen nicht primär möglich sein, erfolgt die Priorisierung der Zielklinik nach Dringlichkeit der Befunde:
Frakturen des Gesichtsschädels haben in der Regel die höhere Priorität, besonders wenn die Fraktur mit funktionellenBeeinträchtigungen (z.B. Atemwegskomplikationen, eingeschränkte Mundöffnung) oder starker Blutung einhergeht
Zahnverletzungen (z.B. ausgeschlagener Zahn) sollten zeitnah, idealerweise innerhalb von 1–2 Stunden, mitbehandelt werden, um die Chance auf Reimplantation zu wahren
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Weitere Therapie im klinischen Setting
Versorgung in der Notaufnahme
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
Achtung
Da die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Versorgung im Schockraum:
Info
Anmeldekriterien für eine Schockraum-Alarmierung
Ob die Klinik zur Vorbereitung des Schockraums kontaktiert werden muss, hat mich vielen Faktoren zu tun. Eine Schockraumaktivierung sollte im folgenden Fall bei folgenden Befunden oder präklinischen Maßnahmen unmittelbar erfolgen:
Schweres Trauma als Ursache
Drohende Atemwegsverlegung
Hämodynamisch instabile Patient:innen
SchwerwiegendeBegleitverletzungen, z.B. instabiler Thorax
Penetrierende Verletzungen im Bereich von Rumpf, Kopf oder Hals
Neurologische Ausfälle nach Gesichts- oder Kopfverletzung
Wird ein:e Patient:in vom Rettungsteam als kritisch eingestuft, kann eine Schockraumalarmierung auch dann erfolgen, wenn die formalen Kriterien nicht erfüllt sind.
Radiologische Kontrollen:
Nach der Übergabe an die zentrale Notaufnahme oder den Schockraum erfolgt eine strukturierte klinische und radiologischeErstdiagnostik, um das Ausmaß der Gesichts- oder Kopfverletzung zuerfassen und begleitendeKomplikationen (z.B. Frakturen, Gefäßverletzungen) frühzeitigzuerkennen. Die Wahl der Bildgebung richtet sich nach Verletzungsmuster, klinischer Stabilität und Begleitumständen.
Ziele:
Erfassung knöcherner Frakturen im Gesichts- und Schädelbereich (z.B. Orbitaboden, Jochbein, Unterkiefer)
Ausschluss oder Nachweis von Luft- oder Blutansammlungen (z.B. Pneumatozephalus, Hämatome)
Feststellung von Fremdkörpern, deren Lokalisation, Material und eventuelle Gefäßnähe
Erkennung zusätzlicher Verletzungen im Rahmen eines schweren Traumas
Dokumentation des Befundes zur Therapieplanung und forensischen Sicherung
Typische Bildgebungsverfahren in der Akutphase:
Röntgen: Standarduntersuchung zur Darstellung von Frakturen
CT (ggf. Trauma-CT): Bei Hochrasanztrauma oder unklarer Begleitverletzung
CT-Angiographie: Bei klinischem Verdacht auf gestörte Perfusion oder Gefäßbeteiligung
Tetanusprophylaxe, wenn Impfschutz unklar oder verletzt durch kontaminiertes Material
Weitere Versorgung in der Klinik
Operative Versorgung:
Gesichts- und Kopfverletzungen erfordern eine rasche und präzise operative Versorgung, da sie funktionell, ästhetisch und psychisch besonders relevant sind. Ziel ist die Blutstillung,Infektionsprophylaxe und Wiederherstellung von Funktion und Form. Die Wahl des operativen Verfahrens richtet sich nach Art,Lokalisation und Ausmaß der Verletzung sowie nach dem Allgemeinzustand der Patient:innen.
Gesichtsfrakturen:
Reposition dislozierter Fragmente
Osteosynthese mittels Miniplatten, Schrauben oder Draht
Zugang über Hautschnitte oder transorale/transkonjunktivale Wege
Bei Orbitabodenfrakturen ggf. Implantate zum Schutz des Augapfels
Ggf. mikrochirurgische Versorgung bei tiefen Läsionen
Skalpierungsverletzungen:
Die operative Versorgung hängt davon ab, ob die Kopfhaut vollständig oder teilweise abgetrennt wurde:
Replantation der Kopfhaut bei rechtzeitigem Eintreffen und erhaltener Durchblutung → mikrochirurgische Anastomosen von Arterien und Venen
Bei irreversibler Schädigung: plastische Deckung mittels Lappenplastiken oder Hauttransplantation
Nachsorge auf Station:
Merke
Die stationäre Nachsorge bei Gesichts- und Kopfverletzungen zielt auf eine sichereWundheilung, die VermeidungfunktionellerEinschränkungen und die psychosozialeStabilisierung der Patient:innen ab.
Nach der Versorgung erfolgt die engmaschige Überwachungauf der Station. Dabei stehen insbesondere folgende Maßnahmen im Vordergrund:
Infektionsprophylaxe bei offenen Verletzungen, insbesondere bei Fremdkörper- oder Skalpierungsverletzungen
Kontrolle von Naht- oder Replantatstellen auf Zeichen von Durchblutungsstörung oder Nekrose
Beobachtung der Schwellung bei Gesichtsfrakturen zur frühzeitigen Erkennung drohender Atemwegsprobleme oder Nervenkompressionen
Schmerztherapie
Flüssigkeits- und Kreislaufmanagement
Frühzeitige physiotherapeutische Mobilisation zur Vermeidung von Bewegungseinschränkungen (z. B. Kiefergelenk bei Kieferfrakturen)
Psychologische Betreuung, insbesondere bei entstellenden Verletzungen oder traumatischen Erlebnissen
Aufklärung über den weiteren Verlauf, inklusive ggf. operativer Rekonstruktion und kosmetischer Korrekturen
Ein interdisziplinäresTeam aus Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie (MKG), Anästhesie, Pflege, Psychologie und ggf. Sozialdienst begleitetdieNachsorge ganzheitlich. Ziel ist es, sowohl die körperliche als auch die seelischeIntegrität der Patient:innen langfristig zu sichern.
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Transport
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall und richtet sich nach der Schwere und Art der Verletzung, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.
Kopfplatzwunden oder Skalpierungsverletzungen können in der Regel in eine chirurgischeFachabteilung transportiert werden, sofern keine zusätzlichen Verletzungen eine spezialisierte Versorgung erforderlich machen
Patient:innen mit Frakturenim Gesichtsbereich sollten grundsätzlich in eine Klinik mit einer Fachabteilung für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) transportiert werden
Besteht der Verdacht auf eine Beteiligung der Augen, insbesondere bei eingeschränkter Okulomotorik, Doppelbildern oder Visusveränderungen, ist eine sofortige Vorstellung in einer augenärztlichen Fachabteilung erforderlich
Bei isolierten Zahnverletzungen ohne Begleitverletzungen kannderTransportineine zahnärztliche Notfallambulanz oder in die nächstgelegene Klinik mit zahnmedizinischem Notdienst erfolgen
Es sollte auf freie Atemwege geachtet werden und eine ständige Überwachung der Vitalparameter erfolgen. Bei instabiler Kreislaufsituation sollte der Transport unter kontinuierlicher Kreislaufüberwachung und gegebenenfalls medikamentöser Unterstützung erfolgen.
Erfolgt der TransportunterBeatmung, müssen die Beatmungseinstellungen gründlich überwacht und auf den jeweiligen Patient:innenzustand angepasst werden.
Merke
Zusammenfassung Transport
Zielkrankenhaus abhängig von der Verletzung
Kopfplatzwunden, Skalpierungsverletzungen → Klinik mit chirurgischer Fachabteilung
Frakturen im Gesichtsbereich → Fachabteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG)
Beteiligung der Augen → Vorstellung in einer augenärztlichen Fachabteilung
Auf freie Atemwege achten und Vitalparameter überwachen
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Prüfungswissen
Definition:
Definition
Unter einem Gesichtstrauma und Weichteilverletzungen des Kopfes versteht man durch äußere Gewalteinwirkung verursachte Schädigungen im Bereich der Gesichtsregion sowie der Weichteilstrukturen der Kopfhaut. Dazu zählen:
Prellungen
Riss-Quetsch-Verletzungen
Verletzungen von Haut, subkutanem Gewebe, Muskulatur und peripheren sensiblen Nerven
Häufig treten diese Verletzungen in Kombination mit Frakturen des Gesichtsschädels (z. B. Jochbein, Orbitaboden, Maxilla) auf. Aufgrund der starken Gefäßversorgung des Gesichts sind diese Läsionen oft mit intensiven Blutungen verbunden und können sowohl funktionelle (z. B. Kauen, Atmen, Sprechen) als auch ästhetische Einschränkungen verursachen. In schweren Fällen kann es zur Atemwegskomplikation oder zu Begleitverletzungen von Schädel oder Gehirn kommen.
Ursachen:
Verkehrsunfälle
Sturzereignisse
Körperliche Gewalt
Sportverletzungen
Arbeitsunfälle
Verletzungen durch Tiere
Explosions- und Verbrennungsverletzungen
Pathophysiologie:
Schädigung von Weichteilen, Gefäßen und/oder Knochen
Folgeschäden durch Frakturen und/oder Verletzungen im Gesichtsbereich, wie:
Einblutungen
Verlegung der Atemwege
Aspiration von Blut
Infektionsrisiko
Neurologische Ausfälle
Symptome:
Lokal begrenzter Schmerz oder Schwellung als Hinweis auf eine mögliche Fraktur oder Weichteilverletzung
Blutungen, häufig Nasenbluten oder Kopfplatzwunden
Offene Wunden, ggf. mit Verdacht auf offene Fraktur
Auffälligkeiten des Kiefers:
Kiefersperre (Mund kann nicht geschlossen werden)
Kieferklemme (Mund kann nicht geöffnet werden)
Fehlbiss (Unterkiefer schiebt sich vor Oberkiefer)
Sensibilitätsstörungen (Hypästhesie, Anästhesie) in bestimmten Gesichtsarealen als möglicher Hinweis auf eine Läsion eines Trigeminusasts (N. ophthalmicus, maxillaris oder mandibularis)
Tastbare Stufenbildungen über knöchernen Strukturen als Frakturzeichen
Hinweise auf Schädelbasisfraktur:
Brillen- oder Monokelhämatom
Blut- oder Liquoraustritt aus Nase oder Ohr
Battle’s Sign: Hämatom hinter dem Ohr
Visuelle Einschränkungen, als Verdacht auf Orbitabeteiligung oder Nervenläsion, wie:
Doppelbilder (Diplopie)
Verminderte Sehschärfe
Eingeschränkte Augenbeweglichkeit
Zahnstatus prüfen: Zahnverlust? Lockerungen?
Achtung
„Red Flags“
Retrobulbäres Hämatom
Atemwegsverlegung
Relevante Begleitverletzungen
Neurologische Ausfälle
Diagnostik:
Gründliche Unfallanamnese
Aktiv nach Begleitverletzungen suchen
Ausführliche Inspektion
Besonderer Fokus auf Atemwege bei Gesichtsschädelverletzungen
Spezielle klinische Hinweise der einzelnen Verletzungen beachten
Therapie:
Merke
Die wichtigsten Maßnahmen bei Gesichts- und Kopfverletzungen sind die effektive Blutstillung sowie die Sicherung der Vitalfunktionen, insbesondere der Atemwege.
Da Verletzungen im Gesichtsbereich häufig mit starken Blutungen einhergehen, ist eine schnelle und gezielte Blutstillung essenziell, um einen kritischen Blutverlust zu verhindern. Gleichzeitig besteht durch Blut, Schwellung oder Bewegungseinschränkung im Mund-Nasen-Rachen-Raum ein erhebliches Risiko für eine Atemwegsverlegung, weshalb die kontinuierliche Kontrolle und ggf. Sicherung der Atemwege oberste Priorität hat.
Spezielle Therapie der einzelnen Verletzungen beachten
Besondere Situationen:
Zahnverletzungen
Versorgung ausgebrochener Zähne:
Ideal → Zahnrettungsbox
Alternativ → in feuchten Kompressen aufbewahren
Keinesfalls trocken lagern!
Weitere Therapie im klinischen Setting:
Radiologische Kontrollen
Wundversorgung
Bei Bedarf → Operative Versorgung
Nachsorge auf Station mit Fokus auf:
Infektionsprophylaxe
Kontrolle von Naht- oder Replantatstellen
Beobachtung der Schwellung
Schmerztherapie
Flüssigkeits- und Kreislaufmanagement
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