Zusammenfassung
Ein Glaukomanfall ist ein akuter Notfall des Auges, bei dem der Augeninnendruck massiv erhöht ist. Typische Symptome sind starke Schmerzen einseitig im Auge
Das xABCDE-Schema hilft bei der Erstbeurteilung, auch wenn das Problem lokalisiert ist. Zusätzlich muss der Allgemeinzustand beurteilt werden, da ein Glaukomanfall auch schwerwiegende systemische Folgen wie Kreislaufdysregulation oder Herzrhythmusstörungen haben kann, die behandelt werden müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Augenklinik und eine klare Kommunikation mit der betroffenen Person sind entscheidend, um die beste Versorgung zu gewährleisten.
MerkeEin erhöhter Augendruck kann innerhalb weniger Stunden zur Erblindung führen – schnelles Handeln rettet das Augenlicht! Auch vermeintlich „einfache“ Augenschmerzen können gefährlich sein.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Krankheitsbild Glaukomanfall etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er
Das Szenario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: Augenbeschwerden, akuter Schmerz
- Ort: Privatwohnung, 3. Stock ohne Aufzug
- Alarmzeit: 18:20 Uhr
- Anrufer: Ehefrau des Patienten
- Anzahl der Betroffenen: 1
- Zusatzinfo:
- Starke Schmerzen am rechten Auge
seit heute Mittag - Sehstörungen und Übelkeit
- Unruhig
- Hat bereits mehrere Schmerzmittel ohne Wirkung eingenommen
- Starke Schmerzen am rechten Auge
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes steht die Ehefrau vor
Die Lage ist wie folgt:
- Der Patient, männlich, 72 Jahre, sitzt am Wohnzimmertisch
- Er
hält sich die rechte Gesichtshälfte und klagt über extreme Schmerzen im rechten Auge - Er
wirkt blass und schweißig, die Ehefrau ist besorgt - Der Patient berichtet, dass die Beschwerden plötzlich aufgetreten sind und dass er
seitdem kaum noch das rechte Auge öffnen kann - Die Lichtempfindlichkeit ist stark erhöht, und jede Bewegung des Auges verstärkt die Schmerzen erheblich

Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit Glaukomanfall aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers in diesem Fall hintangestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
x |
| |
A |
|
Kein |
B |
|
Kein |
C |
| Kein |
D |
| Kein |
E |
| Akutes |
AchtungDas hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Definition
Ein akuter Glaukomanfall ist eine akut auftretende Erhöhung des Augeninnendrucks, die zu einer plötzlichen Verschlechterung der Sehkraft führt. Der Druckanstieg entsteht durch eine Abflussstörung des Kammerwassers, wodurch der Sehnerv geschädigt werden kann. Ursachen hierfür können unterschiedlich sein (meist aufgrund eines Winkelblocks: Winkelblockglaukom, Engwinkelglaukom)
AchtungOhne schnelle Therapie kann dies zur Erblindung führen. Schnelles Handeln stellt hier den Unterschied zwischen Erhalt und Verlust der Sehkraft dar.
Ursachen
Auslöser:
- Dunkelheit: Mydriasis (Weitstellung der Pupille
) verengt den Kammerwinkel und kann zu einer Abflussstörung des Kammerwassers beitragen - Stress: Emotionale Belastungen können durch erhöhten Sympathikotonus eine Mydriasis (Weitstellung der Pupille
) begünstigen - Spontan: In einigen Fällen tritt der Anfall ohne erkennbare äußere Trigger auf
- Medikamente:
- Anticholinergika
(z.B. Atropin , Scopolamin, Ipratropiumbromid ) oder Wirkstoffe mit anticholinerger Wirkung (z.B. trizyklisches Antidepressivum oder Antihistaminika der 1. Generation): Blockieren den Parasympathikus , was zu Mydriasis führt - Sympathomimetika: Stimulieren den Sympathikus
direkt und verstärken die Pupillenerweiterung
- Anticholinergika
Risikofaktoren:
- Hohes Lebensalter: Altersbedingte Veränderungen im Kammerwinkel und der Linse
- Hypotonie und Durchblutungsstörungen: Reduzierte Durchblutung des Sehnervenkopfes begünstigt Glaukomerkrankungen
- Familiäre Belastung: Genetische Veranlagung erhöht das Risiko
- Diabetes
mellitus: Kann zu strukturellen Schäden im Auge führen, z.B. Neovaskularisationen, neu gebildete Gefäße blockieren den Kammerwinkel - Langfristige Glukokortikoidtherapie: Kann zu einer Erhöhung des intraokulären Drucks und einer Trabekelwerkschädigung führen
- Anatomische Prädisposition:
- Menschen mit einem engen Kammerwinkel haben ein erhöhtes Risiko, einen Glaukomanfall zu erleiden
- Hintere Synechien (Verklebung von Iris und Linse): Erhöht den Pupillarwiderstand und damit den Druck in der Hinterkammer
InfoVerklebung von Iris und Linse
Hintere Synechien entstehen durch Entzündungen (z. B. bei Uveitis, Infektionen oder nach Trauma), postoperative Reaktionen, bestimmte Augenkrankheiten oder andere Prozesse, die zu Verklebungen der Iris mit der Linse führen.
1. Entzündung: Es werden entzündliche Mediatoren und Fibrin freigesetzt
2. Exsudation: Fibrin und Eiweiße aus dem entzündeten Gewebe lagern sich ab
3. Verklebung: Die Iris haftet an der Linse, da das Fibrin als„Klebstoff“ wirkt
4. Fixierung: Wenn die Verklebung nicht behandelt wird, kann sie vernarben und dauerhaft werden
Pathophysiologie
MerkeReminder: Physiologische Grundlagen
- Der normale Augeninnendruck (Intraokularer Druck = IOD
) liegt zwischen 10 und 21 mmHg. Der Druck wird durch die Balance zwischen der Produktion und dem Abfluss des Kammerwassers bestimmt - Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper des Auges gebildet und fließt über den Kammerwinkel, insbesondere durch das Trabekelmaschenwerk und den Schlemm-Kanal, in das venöse System ab
. Ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss sorgt für einen stabilen Augeninnendruck - Der Kammerwinkel befindet sich zwischen der Hornhaut und der Iris und ist der Hauptabflussweg für das Kammerwasser
- Der Ziliarmuskel reguliert die Weite der Pupille
und beeinflusst auch den Abfluss des Kammerwassers durch den Kammerwinkel. Die Pupille reagiert auf Licht und Dunkelheit durch Verengung oder Weitstellung, was durch den Ziliarmuskel gesteuert wird
Talos, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen ersetzt und teilweise die Beschriftungen ergänzt.
- Abflussbehinderung des Kammerwassers
- Der Abfluss des Kammerwassers im Kammerwinkel ist behindert, was zu einem raschen Anstieg des Augeninnendrucks führt
- Druckerhöhung und ihre Folgen
- Kompression des Sehnervenkopfes: Der erhöhte Druck schädigt die empfindlichen Strukturen des Sehnervs
- Beeinträchtigte Blutversorgung: Der Druck reduziert die Perfusion der Netzhaut und anderer intraokularer Strukturen
- Irreversible Schäden
- Ohne rasche Intervention kommt es zu irreversiblen Schäden an:
- Sehnerv (Optikusatrophie)
- Retina
(durch ischämische Schäden)
- Dies kann innerhalb weniger Stunden zur Erblindung führen
- Ohne rasche Intervention kommt es zu irreversiblen Schäden an:

Klinischer Eindruck
InfoInnerhalb weniger Stunden ist die Sehkraft der betroffenen Person gefährdet, irreversibel geschädigt zu werden. Um dem zuvorzukommen, ist eine richtige Einschätzung der Situation notwendig. Dafür sind die genaue Kenntnis von typischen sowie generalisierten Zeichen eines Glaukomanfalls wichtig.
Typische Zeichen
- Einseitiger Augenschmerz
- Gerötetes Auge
- Harte Bulbuskonsistenz
- Sehverschlechterung, Gesichtsfeldeinschränkung
- Pupille
weit und lichtstarr - Starke Abwehrreaktion auf Licht
- Vermeidet das Öffnen des betroffenen Auges
Generalisierte Zeichen
- Übelkeit, Erbrechen
- Vegetative Symptome (Blässe, Schwitzen)
- Desorientierung
- Kommunikation kann durch die Schmerzen stark beeinträchtigt sein
Diagnostik
Aktuelle Anamnese
- S (Symptome): Plötzliche, starke einseitige Augenschmerzen, oft mit Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen
- A (Allergien)
- M (Medikation): Einnahme von Anticholinergika
, Antidepressiva , Antihistaminika oder längeren Therapie mit Glukokortikoiden - P
(Patientengeschichte): Vorerkrankungen wie Glaukom, Hyperopie (Weitsichtigkeit), familiäre Glaukomanamnese - L (Letzte…): Letzte Mahlzeit (wichtig für operative Eingriffe oder Sedierung), letzte augenärztliche Untersuchung
- E (Ereignis): Dunkelheit oder Stress
- R (Risiko): Hohes Alter, Weitsichtigkeit, familiäre Belastung, Steroidanwendung
- S (Schwangerschaft): Relevanz für die Therapie, da bestimmte Medikamente zur Senkung des Augeninnendrucks kontraindiziert sind
TippNutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schema
zu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf einen Glaukomanfall abgefragt werden sollten.
Klinische Untersuchung
Inspektion:
- Gerötetes Auge
- Geweitete Pupille
- Sichtbare Schwellung
- Verstärkte Gefäßzeichnung im Bereich der Bindehaut

Trobe, J., CC BY 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons.
Palpation:
Härtere Konsistenz des Augapfels bei geschlossenen Lidern im Vergleich zur Gegenseite (außer bei beidseitigem Glaukomanfall)
Achtung
Es kann bei der Palpation zu einer Schmerzexazerbation kommen, welche mit einer reduzierten Compliance einhergehen kann. Eine gute Kommunikation, Vorsicht bei der Durchführung und die explizite Einwilligung sind hier wichtig.
Vitalparameter:
- Blutdruck erhöht
- Herzfrequenz
erhöht - Vegetative Reaktionen (Blässe und kalter Schweiß)
Therapie
Sofortmaßnahmen
Analgesie:
- Schmerztherapie nach Schema, z.B. Fentanyl
in niedriger Dosierung - Eine gute Analgesie ist essentiell, um die vegetativen Begleitsymptome zu kontrollieren
- Stresslevel des Patienten wird durch die Analgesie ebenfalls gesenkt und damit der Sympathikotonus
Sedierung:
- Leichte Sedierung bei starker Unruhe, z.B. Midazolam
niedrig dosiert - Sedierung hilft nicht nur bei der Unruhe, sondern reduziert auch indirekt den Augeninnendruck durch Senkung des systemischen Blutdrucks
Lagerung:
- Oberkörperhoch, um den Abfluss des Kammerwassers zu erleichtern und den venösen Rückfluss zu verbessern
- Hilft, den Druck auf die Augenvenen zu verringern und den Augeninnendruck zu senken
Weitere Maßnahmen
- Sauerstoffgabe
bei Bedarf - Beruhigende Ansprache
- Helle Lichteinstrahlung ins Auge
vermeiden - Sofortiges Absetzen von Medikamenten mit pupillenerweiternder Wirkung
MerkeWichtig ist es, dem betroffenen Menschen ein gutes und sicheres Gefühl zu geben, um dessen Angst zu reduzieren und den Zustand zu stabilisieren.
Besondere Situationen
Starke Unruhe oder Angst:
- Erhöhter Blutdruck → Kann zu weiterem Anstieg des Augeninnendrucks führen
- Vorsichtige Sedierung notwendig
- Engmaschige Überwachung der Vitalparameter wichtig, um eine Verschlechterung frühzeitig zu erkennen
Übelkeit und Erbrechen:
- Gefahr der Aspiration – Lagerung und Antiemetika
erwägen - Antiemetika
wie Ondansetron können hilfreich sein, um das Erbrechen zu kontrollieren
TippBei starkem Erbrechen sollte eine Seitenlage in Betracht gezogen werden, um das Risiko einer Aspiration zu minimieren.
Weitere Therapie im klinischen Setting
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potentiell einstellen muss.
AchtungDa die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als
Fachpersonal!
Versorgung in einer Fachambulanz
Die Wahl des Krankenhauses ist in diesem Fall essentiell. Es muss ein Krankenhaus mit augenärztlichem Hintergrund, im besten Fall mit einer augenärztlichen Notaufnahme, angefahren werden.
Medikamentöse Therapie
- Die Gabe von drucksenkenden Medikamenten wie Acetazolamid oder osmotisch wirksamen Substanzen (z.B. Mannitol) ist meist das Mittel der Wahl
- Auch eine topische Behandlung mit Prostaglandin-Analoga ist denkbar
- Zusätzlich erfolgt häufig die Gabe von topischen Betablockern als
Augentropfen, um die Produktion des Kammerwassers zu reduzieren
AchtungKeine lokalen Augentropfen ohne augenärztliche Anweisung verabreichen – Gefahr der Verschlechterung des Zustands!
Falsch verabreichte Tropfen können die Symptome verschlimmern und den Augendruck weiter erhöhen. Es ist wichtig, dass nur speziell dafür vorgesehene Medikamente gegeben werden, um das Risiko einer Verschlechterung zu minimieren.
InfoWeitere medikamentöse Therapie beim akuten Glaukomanfall
Die Therapie zielt darauf ab
, den Augeninnendruck schnell zu senken über verschiedene Applikationswege, die klinisch eingesetzt werden können: Prostaglandine (z. B. Latanoprost): Topisch (Augentropfen)
Sie verbessern den Abfluss des Kammerwassers über den uveoskleralen Weg, indem der Ziliarmuskel entspannt und das Gewebe durchlässiger wirdBetablocker
(z. B. Timolol): Topisch (Augentropfen)
Sie hemmen die Kammerwasserproduktion im ZiliarkörperAlpha-2-Agonisten (z. B. Brimonidin): Topisch (Augentropfen)
Reduzieren die Kammerwasserproduktion und fördern den AbflussCarboanhydrasehemmer (z. B. Acetazolamid): Oral oder intravenös
Hemmen das Enzym Carboanhydrase und reduzieren so die KammerwasserproduktionOsmotische Diuretika
(z. B. Mannitol): Intravenös
Ziehen Flüssigkeit aus dem Augeins Blut und senken so schnell den Augeninnendruck Cholinergika (z. B. Pilocarpin): Topisch (Augentropfen)
Verengen die Pupille(Miosis) und öffnen dadurch den Kammerwinkel, um den Abfluss zu verbessern
Operative Therapie
- Eine operative Druckentlastung (z.B. mittels Laseriridotomie) kann notwendig sein
- Indikationsstellung hängt vom Ansprechen auf die medikamentöse Therapie und vom Gesundheitszustand ab
- In schweren Fällen kann auch eine stationäre Aufnahme auf der Intensivstation notwendig sein, um den Verlauf engmaschig zu überwachen
Weitere Maßnahmen
- Eine Ultraschalluntersuchung des Auges kann notwendig sein, um die Situation genauer beurteilen zu können
Transport
Das Zielkrankenhaus sollte eine Augenklinik oder Notaufnahme mit augenärztlicher Versorgung sein. Die Wahl des Krankenhauses sollte im Vorfeld abgeklärt werden, um sicherzustellen, dass eine augenärztliche Behandlung sofort möglich ist. Auch wenn eine längere Fahrt zu einem solchen Krankenhaus notwendig wäre, sollte möglichst keine Verzögerung der augenärztlichen Versorgung stattfinden durch z.B. Erstversorgung in einem Krankenhaus ohne augenärztliche Abteilung.
Besonderheiten beim Transport:
- Ruhige Fahrt
- Vermeidung von Erschütterungen
- Oberkörperhochlagerung beibehalten
- Gabe von Schmerzmitteln erwägen
AchtungEine regelmäßige Re-Evaluation sollte während des Transports erfolgen, um eine Verschlechterung frühzeitig zu erkennen. Auch die Gabe von Schmerzmitteln während der Fahrt sollte erwogen werden, falls die Schmerzen zunehmen.
Prüfungswissen
Zur Zusammenfassung hier die Hard Facts, die bei der Examensvorbereitung oder im Einsatz helfen können:
Definition und Notwendigkeit schnellen Handelns:
- Akut auftretende Erhöhung des Augeninnendrucks
- Führt unbehandelt zur Erblindung
- Schnelles Handeln ist hier unerlässlich
Symptome:
- Starke, einseitige Augenschmerzen
- Sehverschlechterung
- Übelkeit, Erbrechen
- Vegetative Symptome (Blässe, Schwitzen)
- Weit und lichtstarr reagierende Pupille
- Starker Schmerz
- Starke Lichtempfindlichkeit
Pathophysiologie:
- Entsteht durch eine Abflussbehinderung des Kammerwassers
- Führt zu einem raschen Anstieg des Augeninnendrucks
- Es kommt zur Kompression von Strukturen im Auge
, insbesondere des Sehnervenkopfes - Kann innerhalb kurzer Zeit irreversible Schäden verursachen
Klinischer Eindruck:
- Typische Zeichen:
- Einseitiger Augenschmerz
- Gerötetes Auge
- Harte Bulbuskonsistenz
- Pupille
weit und lichtstarr
- Generalisierte Zeichen:
- Übelkeit, Erbrechen
- Vegetative Symptome
Diagnostik:
- Anamnese:
- Plötzlicher Symptombeginn
- Bekannte Augenprobleme
- Auslösefaktoren (z.B. Dunkelheit)
- Klinische Untersuchung:
- Inspektion des Auges (Rötung, Pupillenstatus)
- Palpation des Augapfels (harter Bulbus)
Therapie:
- Präklinische Maßnahmen:
- Analgesie (z.B. Fentanyl
) - Sedierung (z.B. Midazolam
) - Oberkörperhochlagerung
- Eine gute Schmerztherapie und Sedierung sind entscheidend, um den Stresslevel und damit auch den Augeninnendruck zu senken
- Analgesie (z.B. Fentanyl
- Weitere Maßnahmen:
- Sauerstoffgabe
bei Bedarf - Beruhigende Ansprache zur Reduktion der Angst und damit auch der vegetativen Symptome
- Sauerstoffgabe
Besondere Situationen:
- Starke Unruhe oder Angst:
- Kann den Augeninnendruck weiter erhöhen
→ Sedierung erwägen
- Kann den Augeninnendruck weiter erhöhen
- Übelkeit und Erbrechen:
- Risiko der Aspiration
→ Lagerung beachten
→ Ggf. Antiemetikaverabreichen
- Risiko der Aspiration
- Therapie im klinischen Setting:
- Gabe von drucksenkenden Medikamenten (z.B. Acetazolamid, Mannitol)
- Augentropfen (z.B. Betablocker
) zur Reduktion der Kammerwasserproduktion - Beim Versagen der medikamentösen Therapie operative Maßnahmen wie Laseriridotomie
Transport:
- Zielkrankenhaus: Augenklinik oder Notaufnahme mit augenärztlicher Versorgung.
- Transportbesonderheiten:
- Ruhige Fahrt
- Oberkörperhochlagerung
- Regelmäßige Überwachung des Gesundheitszustands
MerkeMedikamente
- Präklinisch: Analgetika (z.B. Fentanyl
), Sedativa (z.B. Midazolam ) - Klinisch: Acetazolamid zur Senkung des Augeninnendrucks, Mannitol als
osmotisch wirksames Diuretikum, Betablocker -Augentropfen zur Verringerung der Kammerwasserproduktion
TippBei Patient:innen mit plötzlichen einseitigen Augenschmerzen immer auch an einen Glaukomanfall denken!
Insbesondere ältere Patient:innen oder solche mit bekannter Augenproblematik haben ein erhöhtes Risiko.
Quellen
- Schuster AK, Erb C, Hoffmann EM, Dietlein T, Pfeiffer N: The diagnosis and treatment of glaucoma. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 225–34. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0225
- S2e-Leitlinie Bewertung von Risikofaktoren des Offenwinkelglaukoms, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA)