Permselektivität des glomerulären Filters
Moleküle wie Wasser und Elektrolyte werden im Glomerulus
Siebkoeffizient:
Der Siebkoeffizient gibt die Filtrierbarkeit eines Stoffes an:
Ein Siebkoeffizient von 1 würde freie Filtrierbarkeit bedeuten.
Bei einem Siebkoeffizient von 0 ist der Stoff nicht filtrierbar.
Substanz | Molekulargewicht (Da) | Siebkoeffizient |
---|---|---|
Wasser | 18 | 1,0 |
Glucose | 180 | 1,0 |
Harnstoff | 60 | 1,0 |
Myoglobin | 17.000 | 0,75 |
Hämoglobin | 68.000 | 0,03 |
Serumalbumin | 69.000 | < 0,01 |
Crush Niere: Bei der Crush-Niere kommt es aufgrund einer Muskelschädigung zu einer vermehrten Freisetzung von Myoglobin
Proteinurie
führen, wodurch vermehrt negativ geladene Plasmaproteine
Glomeruläre Filtrationsrate
Die zellulären Blutbestandteile werden nicht durch den glomerulären Filter filtriert, daher ist der klinisch relevante Wert der renale Plasmafluss (RPF). Der RPF beträgt etwa 600 ml/min. Die glomeruläre Filtrationsrate ist das pro Zeiteinheit filtrierte Volumen und beträgt normalerweise 120 ml/min. Es werden ca. 20 % des renalen Plasmaflusses filtriert.
Effektiver Filtrationsdruck:
Die Filtration in den glomerulären Kapillaren ist wie in allen anderen Kapillaren ein druckpassiver Vorgang. Die treibende Kraft dieser Filtration ist der effektive Filtrationsdruck (Peff), der sich aus der Differenz zwischen dem hydrostatischen Druck in den glomerulären Kapillaren (Pkap) und dem hydrostatischen Druck in der Bowman-Kapsel
Peff = Pkap – Pbow – πonk
Der hydrostatische Druck in den glomerulären Kapillaren Pkap fördert die Filtration, da er das Ultrafiltrat abpresst. Er beträgt etwa 50 mmHg. Der hydrostatische Druck in der Bowman-Kapsel
Peff = 50 – 15 - 25 = 10 mmHg
Der hydrostatische Druck in den glomerulären Kapillaren „presst“ die Flüssigkeit in die Bowman-Kapsel
Originalabbildungen von Servier Medical Art by Servier (www.smart.servier.com), lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 3.0 Unported License. Es wurden die Beschriftungen und eine Sonde hinzugefügt. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Die Höhe der GFR hängt nicht nur vom effektiven Filtrationsdruck (Peff) ab, sondern auch von der Filtrationsfläche F und der hydraulischen Leitfähigkeit L (Durchlässigkeit für Wasser). Die Filtrationsfläche F und die hydraulische Leitfähigkeit L können zum Filtrationskoeffizienten Kf der Niere zusammengefasst werden:
GFR = Peff x Kf = Peff x F x L
Filtrationsgleichgewicht:
Der in den Kapillaren des Glomerulus
Regulation der glomerulären Filtration
Für die Nierenfunktion ist eine möglichst konstante GFR von entscheidender Bedeutung. Die GFR hängt stark vom renalen Blutfluss bzw. vom renalen Plasmafluss ab, weshalb der renale Blutfluss möglichst konstant gehalten werden sollte. Die Organdurchblutung folgt dem Ohmschen Gesetz:
- Bei gleichbleibendem Perfusionsdruck würde eine Erhöhung des Gefäßwiderstandes zu einer Abnahme der Organdurchblutung führen. Bei gleichbleibendem Perfusionsdruck würde eine Reduktion des Gefäßwiderstandes zu einer Zunahme der Organdurchblutung führen
Die Widerstände der V. afferens und V. efferens sind für den Gefäßwiderstand der Nieren ausschlaggebend. Die V. afferens und V. efferens folgen der Kirchhoffschen Regel, d.h. ihre Widerstände addieren sich zum Gesamtwiderstand. Unabhängig voneinander können beide Gefäße ihren Gefäßwiderstand erhöhen (durch Kontraktion) oder verringern (durch Relaxation), was den hydrostatischen Blutdruck in der glomerulären Kapillare beeinflusst. Je höher der hydrostatische Druck im Glomerulus
Dilatation:
Durch eine Dilatation der A. afferens gelangt mehr Blut in den Glomerulus
Konstriktion:
Durch eine Konstriktion der A. afferens gelangt weniger Blut in den Glomerulus
Autoregulation der GFR
Einleitung
Die Niere kann ihre Aufgaben nur erfüllen, wenn die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) konstant bleibt. Der Blutdruck in den Kapillaren ist ein entscheidender Faktor für die Regulation der GFR. Die Nieren verfügen über eine ausgeprägte Autoregulation, die es ihnen ermöglicht, die Durchblutung ohne äußere nervale oder hormonelle Einflüsse an die aktuellen Erfordernisse anzupassen. Die Durchblutung kann innerhalb des normalen arteriellen Blutdruckbereiches stabil gehalten werden.
InfoAutoregulation bezeichnet die Fähigkeit eines biologischen Systems oder Organs, sich selbstständig an veränderte Bedingungen anzupassen.
Durch die Autoregulation können die Nieren ihre Durchblutung konstant halten. In allen Gefäßbetten außer der Haut und den Lungen gibt es eine Autoregulation. In den Nieren und im Gehirn ist dieser Mechanismus besonders ausgeprägt.
Mechanismen der Autoregulation:
Im Wesentlichen tragen folgende Mechanismen zur Autoregulation der Nieren bei:
- Myogene Vasokonstriktion (Bayliss-Effekt
) - Prostaglandine
- Mangeldurchblutung führt zu vermehrter Bildung von gefäßerweiternden Prostaglandinen
- Prostaglandine
- Tubuloglomerulärer Feedback
Myogene Vasokonstriktion (Bayliss-Effekt ):
Innerhalb von einem Blutdruckbereich von 80-160 mmHg (= Autoregulationsbereich) kann durch die Autoregulation der Blutdruck konstant gehalten werden. Mit einem zunehmenden mittleren arteriellen Blutdruck in der Arteriola afferens kommt es zu einer zunehmenden Vasokonstriktion in der Arteriola afferens. (In der Literatur werden unterschiedliche Autoregulationsbereiche genannt).
Mechanismus:
- Eine Dehnung der Gefäßwand löst in der Arteriola afferens durch den Anstieg des transmuralen Drucks eine Vasokonstriktion aus
- Mechanosensitive Kationenkanäle werden in den Gefäßmuskelzellen aktiviert, wenn die Gefäße gedehnt werden
- Die Aktivierung der Kationenkanäle führt zu einer Membrandepolarisation und erhöht die Öffnungswahrscheinlichkeit von spannungs- gesteuerten Ca2+-Kanälen
- Die erhöhte zytosolische Ca2+-Konzentration bewirkt eine Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur
- Eine Hemmung der Ca2+ Kanäle senkt den Tonus der Gefäßmuskelzellen
- Die Aktivierung der Kationenkanäle führt zu einer Membrandepolarisation und erhöht die Öffnungswahrscheinlichkeit von spannungs- gesteuerten Ca2+-Kanälen
- Mechanosensitive Kationenkanäle werden in den Gefäßmuskelzellen aktiviert, wenn die Gefäße gedehnt werden
- Dieser Mechanismus hält den Blutfluss in das nachgeschaltete Organ auch bei Zunahme oder Abnahme des arteriellen Blutdrucks konstant
- Bei einer Zunahme des Blutdrucks würde die Organdurchblutung zunehmen ➜ durch die gegenregulatorische Vasokonstriktion durch den Bayliss-Effekt
reduziert sich der Blutfluss und die Organdurchblutung bleibt konstant - Bei einer Abnahme des Blutdrucks würde die Organdurchblutung abnehmen ➜ durch eine gegenregulatorische Vasodilatation erhöht sich der Blutfluss und die Organdurchblutung bleibt konstant
InfoBei einer Zunahme des Blutdrucks würde die Organdurchblutung zunehmen ➜ durch die gegenregulatorische Vasokonstriktion durch den Bayliss-Effekt
reduziert sich der Blutfluss und die Organdurchblutung bleibt konstant.
Tubuloglomerulärer Feedback:
Eine Erhöhung der glomerulären Filtrationsrate (1) führt zu einer erhöhten Filtration von Natriumchlorid (NaCl) (1). Ist die GFR zu hoch, wird prozentual nicht mehr so viel NaCl im proximalen Tubulus und in der Henle-Schleife wie bei einer geringeren GFR resorbiert (2). In der Folge gelangt mehr NaCl in die Macula densa (3). Mit steigender NaCl-Konzentration in der Macula densa kontrahiert sich die Arteriola afferens (4). Dadurch sinkt die GFR. Durch diesen Mechanismus wird die GFR an die tubuläre Transportkapazität angepasst.
"Shypoetess, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons: Es wurden teilweise die Beschriftungen ersetzt und teilweise hinzugefügt.
Die Übersichtsabbildung (oben links) wurde ausgeschnitten und verschoben sowie verkleinert. Es wurden teilweise Pfeile ersetzt und hinzugefügt. Es wurden die Zahlen hinzugefügt. Der untere Tubulus wurde ausgeschnitten kopiert und hinzugefügt.
Weitere Steuerungsmechanismen:
- Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS): Bei einem niedrigen Blutdruck werden das RAAS und der Sympathikus aktiviert. Über AT1 und α1-Rezeptoren wirken Angiotensin II und Noradrenalin
vasokonstriktorisch an der Arteriola afferens und Arteriola efferens. Durch die Vasokonstriktion der Arteriola afferens wird die Nierendurchblutung verringert, um das Blut in die kurzfristig lebenswichtigen Organe umzuleiten („Zentralisierung“). Durch eine geringere GFR wird weniger Salz und Flüssigkeit ausgeschieden. Durch die Vasokonstriktion der Arteriola efferens kann die GFR trotz einer verminderten renalen Perfusion bis zu einem bestimmten Blutdruck aufrechterhalten werden - NO, Acetycholin, Dopamin und Prostaglandin E2 haben eine vasodilatatorische Wirkung auf die Arteriola afferens und Arteriola efferens
- Adenosin
wird im Rahmen des tubuloglomerulären Feedbackmechanismus freigesetzt. Es übt auf die Arteriola afferens eine vasokonstriktorische Wirkung aus und führt zu einer Reduktion der GFR - Bei einem hohen Blutdruck / einem erhöhten Flüssigkeitshaushalt wird aus den Herzohren der Herzvorhöfe durch eine Dehnung vermehrt das atriale natriuretische Peptid (ANP) freigesetzt. ANP hat eine vasodilatatorische Wirkung auf die Arteriola afferens und ggf. auf die Arteriola efferens, wodurch der renale Blutfluss und damit die GFR erhöht wird. Folgend werden vermehrt Wasser- und NaCl über die Nieren ausgeschieden.
Originalabbildungen von Servier Medical Art by Servier (www.smart.servier.com), lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 3.0 Unported License. Es wurden die Beschriftungen und eine Sonde hinzugefügt. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Die Abbildung wurde zugeschnitten und dupliziert. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Bestimmung der GFR
Die GFR kann mit sogenannten Filtrationsmarkern bestimmt werden.
Originalabbildungen von Servier Medical Art by Servier (www.smart.servier.com), lizensiert unter einer Creative Commons Attribution 3.0 Unported License. Es wurden die Beschriftungen und eine Sonde hinzugefügt. Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Filtrationsmarker müssen folgende Eigenschaften aufweisen:
- Sie sind frei filtrierbar im Glomerulus
- Sie werden im Tubulus nicht resorbiert
- Sie werden im Tubulus nicht sezerniert
Kreatinin
Menge des pro Zeit filtrierten Kreatinins = Menge des pro Zeit ausgeschiedenen Kreatinins
(das Kreatinin
des filtrierten Kreatinins entspricht nahezu der des ausgeschiedenen Kreatinins. Kreatinin
Kreatinin
Die GFR kann daher wie folgt bestimmt werden:
VUrin = Harnzeitvolumen
Kreatinin
Kreatinin
Dasjenige Plasmavolumen, das also pro Zeit von einem bestimmen Stoff befreit wird, ist die renale Clearance:
Fraktionelle Ausscheidung:
Die fraktionelle Ausscheidung (FA) misst den Anteil der mit dem Urin ausgeschiedenen Menge einer bestimmten Substanz im Verhältnis zur glomerulär filtrierten Menge dieser Substanz und wird wie folgt berechnet:
VUrin = Harnzeitvolumen
CUrin = Konzentration des Stoffes im Urin
GFR = Glomeruläre Filtrationsrate
CPlasma = Konzentration des Stoffes im Plasma
FA = 1: Stoffe, die nur filtriert werden
FA = <1: Stoff wird in Summe tubulär resorbiert
FA = >1: Stoff wird in Summe tubulär sezerniert
FA = 0: Stoff wird vollständig resorbiert und nichts wird über den Urin ausgeschieden
Stoff | Fraktionelle Ausscheidung |
PAH (p-Aminohippursäure) | 5 |
Inulin/Kreatinin | 1 |
Harnstoff | 0,5 |
Kalium | 0,02 – 1,5 |
Wasser | 0,005 – 0,07 |
Natrium | 0,005 – 0,05 |
Glucose | 0 |