Zusammenfassung
Hämorrhoiden sind pathologische Vergrößerungen des arteriell gespeisten Corpus cavernosum recti (Plexus hämorrhoidales superior) proximal der Linea dentata. Es handelt sich um eine Pathologie, die vor allem bei älteren Menschen auftritt und eine häufige Ursache für gastrointestinale Blutungen darstellt. Sie sind nicht zu verwechseln mit den rektalen Varizen (= erweiterte Venen), die zum Beispiel durch portale Hypertension
Definition
Bezeichnung | Charakteristika |
---|---|
Hämorrhoiden | Vergrößerung des Plexus cavernosum recti (Plexus hämorrhoidalis superior oberhalb der Linea dentata) |
Hämorrhoidalleiden | Symptomatische Hämorrhoiden |
Innere Hämorrhoiden | Echte Hämorrhoiden, welche aus dem Plexus cavernosum recti (Plexus hämorrhoidalis superior) hervorgehen |
„Äußere“ Hämorrhoiden | Dabei handelt es sich um falsche Hämorrhoiden. Dort ist der Plexus hämorrhoidalis inferior unterhalb der Linea dentata betroffen. Der Begriff Analthrombose grenzt die Entitäten eindeutiger voneinander ab. |
Rektale Varizen | Erweitere Venen im Bereich des Rektums |

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Epidemiologie
Etwa 70-80% der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von einem Hämorrhoidalleiden betroffen.
Ursachen
Risikofaktoren
- Chronische Verstopfung
- Ballaststoffarme Ernährung
- Starkes Pressen beim Stuhlgang
- Schwangerschaft und Geburt
- Übergewicht
- Bindegewebsschwäche
Klinik
- Oft asymptomatisch
- Blutung (hellrot, durch die arteriovenöse Quelle)
- Pruritus (Juckreiz) und Brennen in der Analregion
- Bei Thrombose oder Fissuren: starke Schmerzen
- Schleimauflagerungen
- Bei ausgeprägten Befunden: Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, Fremdkörpergefühl
Unterschiede zwischen inneren Hämorrhoiden und Analvenenthrombosen (äußere Hämorrhoiden):
Innere Hämorrhoiden | Analvenenthrombose |
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![]() Dr. K.-H. Günther, Klinikum Main Spessart, Lohr am Main, CC BY 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons | ![]() Ole Gebbensleben, York Hilger and Henning Rohde, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons |
Gradeinteilung
Die inneren Hämorrhoiden werden in 4 verschiedene Schweregrade eingeteilt, nach denen sich auch die Therapie richtet:
Grad | Charakteristika | |
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I |
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II |
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III |
| |
IV |
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Diagnostik
- Anamnese & körperliche Untersuchung
- Perianale Inspektion & digital-rektale Untersuchung (DRU
)
- Perianale Inspektion & digital-rektale Untersuchung (DRU
- Proktoskopie, um innere Hämorrhoiden zu diagnostizieren und von Neoplasien und lokalen entzündlichen Pathologien abzugrenzen
- Ggf. Koloskopie
zur Differentialdiagnostik
AchtungBei rektalen Blutungen sollte ein kolorektales Karzinom ausgeschlossen werden, bevor Hämorrhoiden als ihre Ursache diagnostiziert werden!
Therapie
Konservative, symptomatische Therapie
- In vielen Fällen ausreichend
- Adäquate Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Ernährung, Gabe von Flohsamen, lokale Hygiene & Sitzbäder
- Bewegung
- Schmerzlindernde, topische Medikation in Form von Salben (Lidocain
) oder Zäpfchen
Interventionelle Therapie
- Sklerosierung & Infrarotkoagulation: induzieren Fibrosierung
- Gummibandligatur (Abbinden der Hämorrhoide → Nekrose und Ablösung)
Chirurgischer Eingriff:
- Hämorrhoidektomie
- Offene Hämorrhoidektomie (Milligan-Morgan Methode)
- Stapler-Hämorrhoidopexie (nach Longo)
Schema für die Therapie der inneren Hämorrhoiden
Grad | Therapie |
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I |
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II | |
III |
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IV |
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Schema der Therapie der Analvenenthrombose
- Kleinere Knoten: konservative, symptomatische Therapie
- Stuhlregulierung und Sitzbäder
- Analgetische Salben
- Bei größeren Knoten, starken Schmerzen und Versagen der konservativen Maßnahmen:
- Operative Therapie mit Stichinzision und Entfernung des Thrombus
InfoExterne Hämorrhoiden treten häufig erneut auf. Es kann nach Ausheilung ein kleiner Hautlappen (sekundäre Mariske) verbleiben.
Quellen
- S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden, Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie e.V. (DGK)
- S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe