Einleitung
Die Hämostase ist ein sehr wichtiger Prozess, der dazu dient, Blutungen zu stoppen und die Blutgefäße bei Verletzungen zu reparieren. Ein Gleichgewicht zwischen einem ausreichend "dünnem" Blut
Wenn das Blut
Die Kenntnis der physiologischen Grundlagen ist wichtig, um die Wirkweise der Thrombozytenaggregationshemmer
- Die Thrombozytenaggregationshemmer
werden zur Verhinderung von arteriellen Gefäßverschlüssen verwendet - Antikoagulantien
wie Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten können aufgrund des schnellen Blutstroms im arteriellen System nur bedingt wirken und werden daher zur Verhinderung der Thrombenbildung im venösen System eingesetzt
Die Hämostase gliedert sich in zwei Phasen:
1. Primäre Hämostase: Bildung eines vorläufigen Gerinnsels durch Anhaften und Zusammenklumpen von Thrombozyten
2. Sekundäre Hämostase: Bildung eines stabilen Blutgerinnsels durch die Vernetzung von Fibrin mit den aggregierten Thrombozyten
Primäre Hämostase
Nach einer Gefäßverletzung und einem resultierenden Endotheldefekt kommt es zur primären Hämostase (primäre Blutstillung):
Die primäre Blutstillung kann in vier verschiedene Abschnitte unterteilt werden:
- Thrombozytenadhäsion: Thrombozyten
binden an das subendotheliale Kollagen über Gp1a/2a (Gp = Glykoprotein) sowie über Gp1b und vWF (von Willebrand Faktor - wird u.a. vom Endothel gebildet) - Thrombozytenaktivierung: Ausbildung von Zellausläufern (Pseudopodien) und Freisetzung von ADP und Thromboxan A2 (TXA2), plättchenaktivierendem Faktor (PAF) sowie Serotonin (5-HT)
- ADP bindet an den P2Y12-Rezeptor → Dieser aktiviert die Cyclooxygenase 1
(COX1 ) → Diese führt zur vermehrten TXA2-Bildung → Die Freisetzung von TXA2 verstärkt die Vasokonstriktion und aktiviert weitere Thrombozyten (positive Rückkopplung)
- ADP bindet an den P2Y12-Rezeptor → Dieser aktiviert die Cyclooxygenase 1
- Thrombozytenaggregation: Verknüpfung der Thrombozyten
über Gp2b/3a und Fibrinogen → Bildung eines thrombozytenreichen „weißen Thrombus“ - Vaskuläre Blutstillung: Vasokonstriktion vermindert Durchblutung und fördert Thrombozytenaggregation
- Im gesunden Gefäßendothel befindet die Cyclooxygenase 2
(COX2 ), diese stellt PGH2 her, das über die Prostacyclin-Synthase zu Prostacyclin (PGI2) wird - Prostacyclin hemmt die Thrombozytenaggregation und sorgt für eine Vasodilatation, während Thromboxan A2 die Thrombozytenaggregation fördert und für eine Vasokonstriktion sorgt
- Im gesunden Gefäßendothel befindet die Cyclooxygenase 2
Sekundäre Hämostase
Das Ziel der sekundären Hämostase (sekundäre Blutstillung) ist die Bildung eines stabilen Gerinnsels. Dieses Gerinnsel besteht aus Thrombozyten
Fibrin ist unlöslich und kann, verknüpft mit anderen Fibrinmonomeren, ein Fibrinnetzwerk bilden. Fibrin wird durch aktivierte Gerinnungsfaktoren aus dem unlöslichen Fibrinogen hergestellt.
Damit es zur Bildung von Fibrin kommt, müssen verschiedene Gerinnungsfaktoren im Rahmen einer Gerinnungskaskade aktiviert werden. Die Gerinnungsfaktoren bestehen aus Eiweißen, die durch eine Spaltung aktiviert werden.
Die Gerinnungskaskade besteht aus einem intrinsischen und einem extrinsischen Weg sowie einer gemeinsamen Endstrecke, an deren Ende die Verknüpfung der Fibrinmonomere steht.
Extrinsischer Weg
Der extrinsische Weg beginnt mit einer Bindung von Faktor 7 an den Tissue Faktor (= Faktor 3/Gewebethromboplastin). Tissue Faktor ist ein Transmembranprotein, das an den glatten Muskelzellen und den subendothelialen Fibroblasten exprimiert wird. Im gesunden Gefäß wird dieser durch das Endothel verdeckt. Bei einer Verletzung kommt der im Blut
Intrinsischer Weg
Der intrinsische Weg beginnt mit der Aktivierung von Faktor 12 durch Kollagen, Kallikrein und Kininogen. Der aktivierte Faktor 12a kann nun den Faktor 11 aktivieren. Der Faktor 11a wiederum aktiviert den Faktor 9. Zusätzlich kommt es zu einer Aktivierung des Faktor 8 durch Thrombin, welches auch als
Faktor 9a und Faktor 8a bilden mit Ca2+und Phospholipiden die intrinsische Tenase.
Gemeinsame Endstrecke
Die intrinsische und extrinsische Tenase führen zu einer Aktivierung von Faktor 10. Die intrinsische Tenase ist zu 95% verantwortlich, für die Aktivierung von Thrombin, die extrinsische lediglich für 5%.
Zusätzlich kommt es zu einer Aktivierung von Faktor 5 durch Thrombin.
Faktor 10a und Faktor 5a bilden mit Ca2+ und Phospholipiden die sogenannte Prothrombinase. Diese spaltetet Prothrombin zu Thrombin. Thrombin spaltet Fibrinogen zu Fibrinmonomeren. Des Weiteren aktiviert Thrombin den Faktor 13. Faktor 13a verknüpft die Fibrinmonomere kovalent zu einem Fibrinnetzwerk aus Fibrinpolymeren.
Es kommt zur Bildung eines stabilen Thrombus aus Thrombozyten
Thrombozyten
Ein Großteil der Gerinnungskaskade findet auf der Oberfläche der Thrombozyten
Die negativ geladenen Gerinnungsfaktoren binden über das positiv geladene Ca2+ an die negativ geladenen Phospholipide der Thrombozytenmembran. Die Faktoren geraten
so in eine räumliche Nähe zueinander und können sich gegenseitig spalten und aktiveren.
Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren
Einige der Gerinnungsfaktoren werden abhängig von Vitamin K
MerkeMerkhilfe Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren
Faktoren 10,9,7,2; Proteine C & S = Vitamin-K-abhängige Gerinnungsfaktoren
Merkhilfe: Olympische Spiele 1972 in München
Hemmung der Blutgerinnung
Um ein Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Gerinnungshemmung zu erreichen, ist ein gegenregulierendes System notwendig. Die Plasmaproteine
Antithrombin wird in der Leber
Thrombomodulin sitzt auf den Endothelzellen und bindet Thrombin. Es reduziert somit die Verfügbarkeit von Thrombin im Plasma. Gleichzeitig aktiviert es Protein C und Protein S.
Protein C und Protein S werden Vitamin-K-abhängig in der Leber
Fibrinolyse
Die Fibrinolyse trägt zur Auflösung von Blutgerinnseln bei. Sie spielt somit eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Blutgerinnung und Auflösung von Blutgerinnseln (Hämostase). Durch die Fibrinolyse können die Blutgefäße frei von Blutgerinnseln gehalten und der Blutfluss aufrechterhalten werden. Die Fibrinolyse fördert die Wundheilung, indem sie den Abbau und die Entfernung von überschüssigem Fibrin ermöglicht.
Die Fibrinolyse beginnt mit der Umwandlung des Plasmaproteins Plasminogen in Plasmin, ein aktives Enzym, das Fibrin abbaut. Diese Umwandlung wird durch verschiedene Aktivatoren katalysiert. Die wichtigsten Katalysatoren sind der Gewebe-Plasminogen-Aktivator (t-PA) und der Urokinase-Typ Plasminogen-Aktivator (u-PA). t-PA wird hauptsächlich von den Endothelzellen der Blutgefäße freigesetzt, während u-PA in verschiedenen Geweben und Zellen gefunden wird.
Regulation der Fibrinolyse
Inhibitoren wie der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1 (PAI-1) und α2-Antiplasmin spielen eine Schlüsselrolle in der Kontrolle der Plasminaktivität und damit in der Regulierung der Fibrinolyse. Eine übermäßige Fibrinolyse kann zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen, während eine unzureichende Fibrinolyse zur Bildung von Thrombosen beitragen kann.
Phasen der Fibrinolyse
Initiation:
Die Freisetzung von t-PA aus den Endothelzellen wird durch verschiedene Stimuli, einschließlich Verletzungen der Blutgefäße, hervorgerufen. t-PA bindet an Fibrin im Thrombus und aktiviert Plasminogen zu Plasmin.
Amplifikation:
Plasmin spaltet Fibrin sowie weitere Plasminogenmoleküle, was zu einer verstärkten Plasminaktivität führt und den Abbau des Gerinnsels beschleunigt. Durch den Abbau des quervernetzten Fibrins entstehen lösliche Fibrinspaltprodukte, die als
Termination:
Die Aktivität von Plasmin wird durch Plasmininhibitoren wie α2-Antiplasmin begrenzt, um eine übermäßige Gerinnselauflösung und Blutungen zu verhindern.
Verknüpfung Physiologie und Pharmakologie
Thrombozytenaggregationshemmer
- Die Thrombozytenaggregationshemmer
werden zur Verhinderung von arteriellen Gefäßverschlüssen verwendet
Wirkstoff | Wirkprinzip |
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Irreversibler COX-Inhibitor
| Irreversible COX1
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ADP (P2Y12) -Rezeptor-Antagonisten
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Glykoprotein 2b/3a-Antagonisten
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Antikoagulantien
- Antikoagulantien
wie Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten können aufgrund des schnellen Blutstroms im arteriellen System nur bedingt wirken und werden daher zur Verhinderung einer Thrombenbildung im venösen System eingesetzt
Indirekte nicht orale Antikoagulantien | |
Wirkstoffgruppe | Wirkprinzip |
Unfraktioniertes Heparin |
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Niedermolekulares/Fraktioniertes Heparin
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Heparinoide
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Direkte nicht orale Antikoagulantien | |
Wirkstoffgruppe | Wirkprinzip |
Rekombinantes Hirudin
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Synthetisches L-Arginin-Derivat
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Indirekte orale Antikoagulantien | |
Wirkstoffgruppe | Wirkprinzip |
Vitamin-K-Antagonisten
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Direkte orale Antikoagulantien | |
Wirkstoffgruppe | Wirkprinzip |
Direkte orale Antikoagulantien
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Quellen
- Freissmuth et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-12353-5.
- Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012
- Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage Thieme 2002, ISBN: 3-133-68515-5
- Wehling: Klinische Pharmakologie. 2. Auflage Thieme 2011, ISBN: 978-3-131-60282-4