Die rechte Schläfe (Bild 2) zeigt ein diffuses, flächiges Erythem mit unscharfer Begrenzung sowie vereinzelt Papeln und Vesikel. Das rechte Auge zeigt sich bei mäßiger Schwellung stark gerötet und tränend.
Starke Schmerzen, reduzierter Allgemeinzustand und Fieber
Es handelt sich um eine Dermatom-bezogene Reaktivierung (= entlang eines peripheren Nervs, siehe Bild 1) einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV), die eine Primärinfektion voraussetzt und bei Immunschwäche, schwerer Grundkrankheit oder in höherem Alter auftritt.
Diagnostik
Der Goldstandard der Diagnostik ist der molekulare Nachweis der VZV-DNA durch eine Realtime-PCR. Die Diagnose erfolgt außerdem oft aufgrund des klinischen Bildes. Im Prodromalstadium wird die Erkrankung aufgrund der unspezifischen Schmerzsymptomatik oft fehldiagnostiziert.
Therapie
Die Therapie erfolgt entweder oral oder in schweren Fällen systemisch mit Virostatika (z.B. Aciclovir oder Valaciclovir), zusätzlich ist eine adäquate Analgesie nötig. Zur Austrocknung der Blasen werden lokal synthetische Gerbstoffe angewandt.
Wenn möglich Isolation zur Vermeidung einer Ausbreitung
Die wirksamste Prävention stellt die Impfung dar, die aktiv (Alter 11-15 Monate) oder als Totimpfstoff (in höherem Alter) zur Vermeidung eines Herpes Zoster verabreicht werden kann
Zusammenfassung
Herpes Zoster (HZ), auch bekannt als Gürtelrose, ist eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV), das nach einer Erstinfektion in Form von Windpocken in den sensorischen Ganglien verbleibt. Vor allem bei älteren und immunsupprimierten Personen besteht ein erhöhtes Risiko für die Reaktivierung. Typisch sind schmerzhafte, dermatombezogen begrenzte Bläschen, die in etwa 20-30 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben auftreten. Die Behandlung von Herpes Zoster zielt auf die Linderung der Symptome und die Vermeidung von Komplikationen wie der Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ab.
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Epidemiologie
Eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus wird vor allem begünstigt bei:
Immunsuppression durch Krankheit
Medikamenteneinnahme
Hohem Alter
Die Inzidenz des Herpes Zoster nimmt mit dem Alter aufgrund der Abnahme der Immunkompetenz (Immunoseneszenz) zu. Diese ist durch einen natürlichen Rückgang der zellulären Immunantwort gekennzeichnet. Die Inzidenz in Deutschland beträgt ungefähr 400.000 Fälle pro Jahr und wird voraussichtlich durch den demographischen Wandel und die Zunahme an immunsupprimierten Patient:innen weiter steigen. Ab dem 50. Lebensjahr steigt aufgrund der Immunoseneszenz das Risiko für eine Reaktivierung signifikant an, und die Erkrankungshäufigkeit erhöht sich mit jedem weiteren Lebensjahr. Die Lebenszeitprävalenz beträgt ungefähr 25-50 %, mit einer Prävalenz von 14 Infektionen pro 1000 Personenjahre ab dem 75. Lebensjahr. Auch in jüngerem Alter können Infektionen bei Immunsuppression, im Falle von Krankheiten oder Medikamenteneinnahme, vermehrt auftreten.
Info
Durch den demographischen Wandel und die Zunahme der Zahl an Patient:innen mit Immunsuppression wird die Inzidenz des Herpes Zoster in Zukunft weiter steigen.
Die Post-Zoster-Neuralgie stellt eine gefürchtete Komplikation dar und zeigt ebenfalls eine altersabhängige Häufung, wobei bei etwa 20% der Patient:innen über 60 die Beschwerden länger als ein Jahr lang bestehen.
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Risikofaktoren
Bei immunkompetenten Patient:innen ist der Verlauf in der Regel mild und die Heilung folgenlos. Unterschiedliche Risikofaktoren können eine Infektion oder auch einen komplizierten Verlauf begünstigen.
Höheres Alter (>50)
Reduzierter Allgemeinzustand
Körperlicher und emotionaler Stress
Diabetes mellitus
Geschwächtes Immunsystem (z.B. bei Infektionen der oberen Atemwege)
Immunsuppression durch Medikamente oder Erkrankungen (z.B. Malignome)
Z.n. Organtransplantation
Risikofaktoren für komplizierte Verläufe sind:
Satellitenläsionen
Multisegmentaler Befall (Befall von mehr als 3 Dermatomen)
Befall von nicht benachbarten Dermatomen
Bilateraler Befall (Überschreitung der Mittellinie)
Starke Hauteffloreszenzen
Gleichzeitig unterschiedliche Effloreszenzen
Neurologische Beteiligung (meningeale oder ZNS-Symptome)
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Ursache und Pathophysiologie
Die Herpes-Zoster-Infektion wird durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst, ein neurokutanes Virus (Manifestation der Symptome an der Haut sowie im Nervensystem). Beim Herpes Zoster handelt es sich um eine Reaktivierung des Virus nach einer in der Vergangenheit stattgefundenen Infektion im Falle eines geschwächten Immunsystems.
Die meisten Patient:innen erfahren die Erstinfektion bereits im Kindesalter, wobei sich das Virus klinisch als Windpocken präsentiert und in der Regel folgenlos abheilt. Die Viren persistieren in den sensorischen Grenzstrangganglien des Rückenmarks und verursachen so eine permanente, latente Infektion. Bei Immunsuppression durch Krankheit, Medikamenteneinnahme oder erhöhtes Alter kommt es zur Reaktivierung. Hierbei begrenzt sich die Infektion aufgrund ihrer Persistenz in den sensorischen Ganglien auf das zugehörige Dermatom, welches durch die sensorischen Nervenbahnen erreicht wird.
Info
Ein Sonderfall stellt die pränatale Infektion des Säuglings bei erkrankter Mutter dar. Dadurch, dass der Säugling noch nicht immunkompetent ist, erkrankt dieser konsekutiv.
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Klinik
Verteilung
Sehr selten kann es auch zu einem bilateralen Befall kommen, in diesem Fall geht man von einem komplizierten Verlauf aus. Vor allem im Alter kommt es vermehrt zum Befall des Kopf-Hals-Bereiches, der oft besondere Aufmerksamkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert.
Info
Grundsätzlich ist die Häufigkeit der Verteilung wie folgt: Thorakal >Trigeminal > Zervikal > Lumbal > Sakral
Hauteffloreszenzen und Symptomatik
Die Patient:innen präsentieren sich in reduziertem Allgemeinzustand und klagen oft über starke Schmerzen im betroffenen Dermatom. Dem klassischen klinischen Bild geht oft ein Prodromalstadium voraus. In diesem haben die Patient:innen Allgemeinbeschwerden und auch Schmerzen können bereits auftreten. Diese können jedoch in ihrer Intensität variieren und zunächst leicht sein. Hierbei handelt es sich um eine häufige Quelle für Fehldiagnosen. Eine Sonderform stellt hierbei der Herpes Zoster sine herpete dar, bei dem die Hauterscheinungen ausbleiben.
Achtung
Aufgrund der jeweils organspezifischen Head-Zonen (Dermatome des so genannten “übertragenen Schmerzes”) kann es zu Fehldiagnosen kommen, z.B. Cholezystitis, Herzinfarkt oder Glaukom
Bild 3: Head-Zonen
Nach dem Prodromalstadium treten innerhalb von 24 bis 72 Stunden die Hauteffloreszenzen in strahlenförmiger Ausbreitung über das Dermatom auf. Typisch für Herpes Zoster ist ein einseitiger, dermatombezogener Ausschlag, der aus erythematösen Maculae bis hin zu Papeln und später vesikulären Läsionen besteht. Diese Bläschen trocknen innerhalb von 7-10 Tagen zu Krustenaus. Atypische Manifestationen in Form von lichenoiden, verrukösen, follikulären oder granulomatösen Hautveränderungen sind möglich und korrelieren oft mit einem komplizierten Verlauf. Das gilt vor allem für die verruköse Form.
Begleitende Symptome sowohl im Prodromalstadium, als auch in der akuten Krankheitsphase sind:
Juckreiz
Parästhesien (Sensibilitätsstörung in Form von unangenehmen, aber nicht primär schmerzhaften Empfindungen)
Dysästhesien (unangenehme bis schmerzhafte Missempfindung)
Taubheitsgefühle
Schmerzen
95% der Patient:innen leiden an akuten Zoster-assoziierten Schmerzen → Erfassung der Schmerzen über die visuelle Analogskala (VAS) oder die numerische Rating-Skala (NRS). Diese dienen insbesondere auch der Verlaufskontrolle
Die Kontrolle des Zoster-assoziierten Schmerzes wirkt präventiv gegen die Post-Zoster-Neuralgie und erfolgt durch systemische Analgetika, die nach WHO-Stufenschema eingesetzt werden
Die Hautveränderungen gehen häufig mit neuralgischen Schmerzen einher, die dem befallenen Dermatom folgen. Patient:innen beschreiben den Schmerzcharakter als brennend, stechend und pulsierend. Bei etwa 10-20 % der Betroffenen entwickelt sich eine Post-Zoster-Neuralgie, insbesondere bei älteren Patient:innen. Vor allem bei der Post-Zoster-Neuralgie kann es zu attackenartig, einschießenden Schmerzen kommen.
Info
Bei Kindern stellt sich die Symptomatik inklusive der Hauteffloreszenzen ähnlich dar, allerdings haben sie weniger starke Schmerzen.
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Medikamentöse Therapie des Herpes ZosterHerpes Zoster ophthalmicus
Der Zoster ophthalmicus (Bild) macht ungefähr 10-20% der Fälle aus und macht eine stationäre Behandlung mit intravenöser Therapie notwendig. Diagnostisch wegweisend ist hier das Hutchinson-Zeichen,was sich durch papulovesikuläre Effloreszenzen an der seitlichen Nasenspitze auszeichnet.
Info
Hutchinson-Zeichen: Papulovesikel an der (seitlichen) Nasenspitze.
Beim Zoster ophthalmicus ist der Augenbereich betroffen, insbesondere der erste Trigeminusast (N. ophthalmicus, N. Nasociliaris), was in 85% der Fälle auch zu einer okulären Beteiligung führt. Die Augenbeteiligung beim Zoster ophthalmicus kann mit einer Verzögerung von bis zu vier Wochen auftreten und ist auch ohne Hutchinson-Zeichen möglich. Wegweisend sind dann Sehminderung, Augenschmerzen und Photophobie.
Die Therapie des Zoster ophthalmicus besteht aus Virostatika sowie einer adäquaten Analgesie:
Aciclovir
Auch topisch kann eine Kombinationstherapie unterstützend angewandt werden, hierzu wird AciclovirTag gennutzt sowie bei Bedarf topische Glukokortikoide
Die topische Glukokortikoidtherapie sollte so kurz wie möglich angewandt werden, da es zu einer Verdünnung oder sogar Perforation der Kornea kommen kann, weitere Komplikationen stellen Glaukome sowie Superinfektionen dar
Achtung
Bei der Anwendung topischer Glukokortikoide beim Zoster ophthalmicus kann es zu einer Verdünnung oder Perforation der Kornea kommen!
Begleitend sollte während und auch nach der Therapie eine augenärztliche Untersuchung stattfinden, insbesondere um ein Visusverlust zu vermeiden. Kommt es zum Befall des Auges, kann dies zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie:
Keratitis: Entzündung der Hornhaut, die zu Sehbeeinträchtigungen führen kann
Uveitis: Entzündung der mittleren Augenhaut, die zu bleibenden Sehstörungen oder Blindheit führen kann
Skleritis: Entzündung der Lederhaut
Okulomotorische Lähmungen
Drucksteigerung sowie Glaukom
Sehnervschäden: In schweren Fällen kann eine Beteiligung des Sehnervs (Neuritis nervi optici) zu dauerhaftem Sehverlust führen
Akute retinale Nekrose: Sie stellt einen akuten Notfall dar, da das Risiko der Erblindung hoch ist und die Nekrose auf das kontralaterale Auge übergehen kann
Die antiviraleTherapie zieht sich über 3 bis 4 Monate, um das kontralaterale Auge zu schützen. Zunächst erfolgt die intravenöse Induktionstherapie mit anschließender oraler antiviraler Therapie
Aciclovir , gefolgt von einer oralen Aciclovir-Therapie
Die zusätzliche Gabe von Prednisolon ist in einer Dosis von empfohlen
Achtung
Topische und systemische Glukokortikoide können Teil der ergänzenden antiinflammatorischen Therapie sein. Hierbei ist es wichtig, diese immer mit der antiviralen Therapie zu kombinieren, da sonst eine Infektionseskalation droht.
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Herpes Zoster oticus
Beim Zoster oticus sind die Hirnnerven VII und VIII (N. facialis, N. vestibulocochlearis) betroffen, wobei die Diagnose meist klinisch gestellt wird. Falls die virale Genese fraglich ist, sollte auch hier eine Abklärung durch eine PCR erfolgen. Klinisch charakteristisch sind Ohrenschmerzen, Hörminderung bis -verlust (Schallempfindungsschwerhörigkeit), Schwindel, periphere Facialisparese und papulovesikuläre Effloreszenzen am äußeren Gehörgang sowie in der Ohrmuschel. Von einem Ramsay-Hunt-Syndrom spricht man, wenn das Varizella-Zoster-Virus das Ganglion geniculi des Nervus facialis befällt und es somit zu einer peripheren Facialisparese kommt, die gegebenenfalls von der Beteiligung der Hirnnerven V, IX und X (N. trigeminus, N. glossopharyngeus, N. vagus) begleitet ist.
Hirnnervenbefall
Periphere Facialisparese auf der betroffenen Seite
Hörverlust, Tinnitus und Schwindel durch Beteiligung des Nervus vestibulocochlearis in Form einer Schallempfindungsschwerhörigkeit
Schmerzhafte Bläschen(papulovesikuläre Effloreszenzen) im äußeren Gehörgang und auf der Ohrmuschel
Ohrenschmerzen
Störung der Tränen- und Speichelsekretion, Geschmacksausfälle, Sensibilitätsverlust
Info
Es sind sensible, motorische und sensorische Nervenfasern betroffen.
Definition
Ramsay-Hunt-Syndrom: Herpes Zoster oticus in Kombination mit einer peripheren Facialisparese und gegebenenfalls Beteiligung weiterer Hirnnerven (V, IX und X).
Diagnostik:
Diagnostisch kommen zur Erfassung neuro-otologische Untersuchungen wie Tonaudiogramm, Sprachaudiogramm, otoakustische Emissionen, Hirnstammaudiometrie und Vestibularisprüfung zum Einsatz.
In diesen Fällen ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Hals-Nasen-Ohren-Ärzt:innen wichtig. Eventuell bieten sich auch neurologische Untersuchungen für Verlaufskontrollen an.
Therapie:
Auch die Therapiestrategie sollte interdisziplinär festgelegt werden. Eine Kombinationstherapie aus Virostatika und Glukokortikoiden ist in Bezug auf die Wiederherstellung der Hirnnervenfunktion nach einem Herpes Zoster oticus mit einem besseren Outcome sowie einer besseren Prognose verbunden.
Antivirale Systemtherapie mit intravenösem Aciclovir , gefolgt von der oralen Einnahme von Aciclovir
Glukokortikoide werden weiterhin als die beste Behandlungsmöglichkeit bei viraler Entzündung des N. facialis angesehen, da die antiödematöse Wirkung eine Abschwellung des N. facialis bedingt und so die Kompression im Canalis nervi facialis im Felsenbein abnimmt
Bei unvollständiger Ausheilung der Hirnnervensymptomatik empfiehlt sich eine neurologische Anbindung
Eine adäquate Analgesie (Dosisbeispiel: Ibuprofen) und Antivertiginosa bei Schwindel sind indiziert (Dosisbeispiel: Betahistin bis der Schwindel nachlässt)
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Diagnostik
Die Diagnose des Herpes Zoster wird in der Regel klinisch gestellt. In unklaren Fällen kann der Nachweis von VZV-DNA mittels PCR aus Bläscheninhalt oder Krusten hilfreich sein. Eine Serologie ist meist nicht notwendig. Oft handelt es sich um eine Blickdiagnose in Zusammenschau mit der Anamnese, die dennoch laborchemisch gesichert werden kann.
Anamnese
Zeitlicher Beginn der Symptome
Vorerkrankungen
Risikofaktoren wie z.B. Immunsuppression, Alter über 50 Jahren
Emotionaler und/ oder physischer Stress
Windpockeninfektion in der Vergangenheit
Stattgefundene Impfung (wenn Patient:innen über 60 Jahre alt sind)
Schmerzcharakter: inklusive Objektivierung nach Visueller Analogskala (VAS) oder Numerischer Rating Skala (NRS)
Körperliche Untersuchung:
Typisch für den Herpes Zoster ist ein einseitiger, dermatombezogener Ausschlag, der aus erythematösen Maculae über Papeln und später vesikulären Läsionen besteht. Wegweisend für einen komplizierten Verlauf ist dabei das gleichzeitige Vorkommen von unterschiedlichen Effloreszenzen. Die Patient:innen haben oft Schmerzen oder Missempfindungen bei Berührung.
Achtung
Eine Herpes Zoster Infektion kann auch ein Indikator für eine bestehende HIV-Infektion sein, daher wird bei Patient:innen unter 50 Jahren eine HIV-Testung empfohlen.
Labordiagnostik
Die zeitnahe laborchemische Diagnosesicherungergänzt die klinische Diagnostik, welche eine Spezifität von 60-90% hat. Die laborchemische Diagnostik bietet sich vor allem an, wenn der Verlauf nicht klassisch ist und somit das Risiko eines komplizierten Verlaufs größer ist.
Nicht klassische Verläufe kennzeichnen sich durch:
Bilaterale Verteilung
Erkrankung trotz oder nach Varizellenimpfung
Fehlende Prodromalphase
Ein anderer Bereich als der Thorax ist betroffen
Diagnostikmethoden:
Realtime-PCR:
Die Untersuchung auf VZV-DNA mittels Realtime-PCR hat eine Sensitivität und Spezifität von nahezu 100%
Die Probenentnahme erfolgt aus Effloreszenzabstrichen und ist bereits im Macula-Stadium oder auch bei abheilenden Effloreszenzen möglich, lediglich bei bereits verkrusteten Läsionen ist eine Probeentnahme nicht zielführend
Bei V.a. eine systemische Infektion kann eine quantitative Realtime-PCR mittels Serum oder Plasma durchgeführt werden. Da die Menge an Viren in Serum und Plasma oft sehr gering ist, bietet sich die quantitative PCR an
Antigennachweis:
Der Antigennachweis durch fluoreszenzmarkierte Antikörper wird nicht mehr empfohlen, da Sensitivität und Spezifität gegenüber einer PCR deutlich unterlegen sind
Die Proben können nur aus Bläschen gewonnen werden
Ausnahme: Zoster sine herpete - Da keine kutanen Läsionen vorliegen, erfolgt der beste Nachweis mittels Antigennachweis (IgM und IgG)
Tzanck-Test:
Der Tzanck-Testdient in der Klinik vor allem der schnellen Diagnostik zur Differenzierung von blasenbildenden Erkrankungen. Dabei wird vom Blasengrund eine Probe entnommen, die auf einem Objektträger mit Giemsa gefärbt wird.
Mikroskopisch weisen die Erkrankungen unterschiedliche Merkmale auf:
Herpes simplex, Herpes zoster und Varizellen sind mikroskopisch durch vielkernige Riesenzellen gekennzeichnet
Beim Pemphigus vulgaris lässt sich eine Akantholyse nachweisen: Die Keratinozyten sind voneinander losgelöst, haben ungewöhnlich große Zellkerne und wenig Zytoplasma
Tipp
Beim Herpes Zoster sine herpete treten keine Hautläsionen auf, dennoch haben die Patient:innen Schmerzen. Zur Diagnostik ist hier der Antigennachweis von IgM und IgG sinnvoll.
Antikörper-Diagnostik mittels Immunoassay:
Untersuchung auf IgG, IgM und IgA-Antikörper
Im akuten Stadium ist diese Untersuchung nicht nützlich, kann aber zur Abklärung einer Zoster-ähnlichen Schmerzsymptomatik oder (Facialis-)Parese sinnvoll sein
Die Untersuchung ist nur im Verlauf und im Vergleich zu einem Ausgangsserum zu beurteilen, da auch subklinisch Erhöhungen möglich sind
Ein Einzelserum ist nur bei laborchemisch bestätigtem extrem hohen Wert aussagekräftig
Auch aus Liquor und Kammerwasser möglich
Liquorprobe:
Bei V.a. ZNS-Beteiligung
Kammerwasseruntersuchung:
Bei V.a. okuläre Beteiligung insbesondere bei Herpes Zoster im Gesicht und Zoster ophthalmicus
Hautbiopsie:
Bei atypischen Manifestationen ist eine Biopsie empfohlen
Anhand des Nativpräparats zusätzliche PCR
Info
Die Viruskultur bei VZV hat nur noch bei besonderen Fragestellungen Bedeutung, da sie eine geringe Sensitivität hat und einen hohen labordiagnostischen Aufwand bedeutet.
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Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch kommen vor allem je nach Lokalisation Herpes simplex, Herpes labialis oder Herpes genitalis in Frage. Auch andere zosteriforme dermatologische Hauterkrankungen oder Erkrankungen, die sich teilweise durch andere Effloreszenzen äußern, kommen bei atypischer Manifestation differentialdiagnostisch in Betracht (z.B. Lichen ruber). Aufgrund der Blasenbildung sind auch Dermatosen aus der Gruppe der blasenbildenden Autoimmunerkrankungen (Pemphigus vulgaris oder bullöses Pemphigoid) möglich.
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Therapie
Die Therapie des Herpes Zoster zielt darauf ab, die Virusreplikation zu hemmen, Schmerzen zu lindern und Komplikationen zu verhindern. Die frühzeitige Einleitung einer antiviralen Therapie innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Ausschlags wird empfohlen, um den Verlauf zu verkürzen und die Wahrscheinlichkeit einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN) zu verringern.
Bei Patient:innen ohne Risikofaktoren verläuft die Erkrankung in der Regel selbstlimitierend, Therapieziel ist hier die Lebensqualitätsverbesserung durch eine adäquate Analgesie, Reduktion von Dauer und Ausbreitung sowie Verhinderung der Post-Zoster-Neuralgie.
Das Therapiekonzept besteht aus folgenden Stufen:
Medikamentöse Therapie des Herpes Zoster
Antivirale Therapie
Der Goldstandard der Therapie besteht aus systemischen Virustatika in Form von Nukleosidanaloga, die Dauer, Schmerz und Hautläsionen reduzieren. In der Regel sollte sie für eine Dauer von 7 Tagen oder bis keine vesikulären Läsionen mehr auftreten, fortgeführt werden. Wenn die Vesikelbildung länger als 7 Tage anhält, sollte eine Neubewertung der Diagnose sowie eine Resistenztestung erfolgen.
Achtung
Kriterien für eine Systemtherapie:
Alter über 50 Jahre, Befall des Kopf-Hals-Bereichs, mittel- bis starke Schmerzen, Immunsuppression, prädisponierende Hauterkrankungen, Langzeit-Steroid-Therapie, hämorrhagische oder nekrotische Läsionen, viszerale oder zentralnervöse Beteiligung
Valaciclovir
Aciclovir
Bei immungeschwächten Patient:innen oder bei komplizierten und schweren Verläufen kann eine intravenöse Gabe von Aciclovir notwendig sein
Famciclovir
Brivudin
Kontraindikationen sind immunsupprimierte Patient:innen und Patient:innen, die in den letzten 5 Wochen 5-Fluorpyrimidinhaltige Medikamente eingenommen haben
Anpassung bei reduzierter Nierenfunktion von Valaciclovir, Aciclovir und Famciclovir. Es muss eine Kreatininkontrolle zu Beginn der Therapie erfolgen
Bei Niereninsuffizienz sollten Brivudin oder Aciclovir angepasst an die Nierenfunktion verabreicht werden
Bei Therapierefraktärität (10-21 Tage ohne Therapieerfolg) oder chronischem Befall: insbesondere bei verrukösem Zoster, ergibt sich die Indikation der Therapieumstellung auf ein anderes Präparat
Info
Zwar sind Aciclovir-Resistenzen bisher nicht weit verbreitet, dennoch ist die phänotypische Bestimmung der Goldstandard. Diese ist aber wenig verfügbar, die Genotypisierung ist schneller und kann während einer Langzeittherapie Aufschluss über etwaige Resistenzen geben. Die VZV-Genotypisierung erfolgt nur in bestimmten Laboren.
Tipp
Da Kinder ein geringeres Risiko haben Komplikationen zu erleiden, sollte bei fehlenden Risikofaktoren keine Systemtherapie erfolgen. Wenn Risikofaktoren vorliegen, sollte die Therapie eingeleitet werden, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt.
Analgesie
Neben der antiviralen Therapie ist die Schmerzbehandlung essenziell, um die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern und das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie zu reduzieren. Folgende Medikamentengruppen kommen zur Anwendung:
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac bei leichten bis moderaten Schmerzen. Dosisbeispiel: Ibuprofen
Opioide (z. B. Oxycodon-Naloxon, Morphin) bei stärkeren Schmerzen
Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin können bei neuralgischen Schmerzen eingesetzt werden
Antidepressiva wie Amitriptylin können ebenfalls zur Schmerzmodulation eingesetzt werden
Lokaltherapie
Die Lokaltherapie richtet sich je nach Ausprägung der Erkrankung und dient in erster Linie der Verhinderung von Sekundärinfektionen, sowie der Förderung der Heilung. Subjektiv lindert die Lokaltherapie im akuten Stadium gezielt Schmerzen.
Ihre Eigenschaften sind vor allem antiseptisch, kühlend, antiinflammatorisch und krustenlösend.
Wirkstoffe:
Polihexanidhaltige Gele
Octenidin-Lösungen
Achtung
Austrocknende Effekte sind nicht förderlich für die Heilung, weshalb auch Zink nicht Mittel der Wahl ist. Zusätzlich bedeckt Zink die Effloreszenzen so stark, dass diese für die Behandler:innen nicht mehr sichtbar sind.
Nervenblockade
Die Nervenblockade stellt eine invasive Methode der Schmerztherapie dar und wird mit Lokalanästhetika oder Steroiden durchgeführt. Durch eine epidurale oder paravertebrale Blockade können gezielt die schmerzenden Dermatome ausgeschaltet werden, am effektivsten ist hierbei die wiederholte Blockade.
Tipp
Die Kombination aus Standardtherapie und epiduraler Nervenblockade hat eine höhere Wahrscheinlichkeit der kompletten Remission und bringt ein geringeres Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie mit sich.
Achtung
Die Schmerztherapie beim Herpes Zoster und vor allem die Nervenblockade sollten durch Schmerzspezialist:innen durchgeführt werden!
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Therapie in der Schwangerschaft
Bei Schwangeren ohne Risiko eines komplizierten Verlaufs sollte keine Systemtherapie erfolgen. Bei komplizierten Verläufen überwiegt der Therapienutzen für die Mutter, daher sollte in diesen Fällen eine Systemtherapie erwogen werden.
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Hygienemaßnahmen
Es wird empfohlen, betroffene Patient:innen bis zur Verkrustung der Läsionen in Einzelzimmern zu isolieren. Danach besteht in der Regel keine Ansteckungsgefahr mehr, weil keine Ausscheidung von kontagiösen Partikeln mehr erfolgt. Eine Ansteckungsgefahr besteht dann nur durch direkten Kontakt mit den Hautläsionen. Bei kooperativen Patient:innen und vollständiger Abdeckung der Läsionen ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) dann keine Isolation mehr notwendig.
Besondere Vorsicht ist allerdings in der Umgebung von immunsupprimierten Patient:innen gegeben, hier sollte auf strikte Hygienemaßnahmen geachtet werden.
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Komplikationen
Bei frühzeitiger Behandlung, optimalerweise innerhalb der ersten 72 Stunden nach Auftreten der Hauteffloreszenzen, können Komplikationen vermieden werden. Das Risiko für Komplikationen ist trotzdem, vor allem bei Befall des Kopf-Hals-Bereichs, stark erhöht und benötigt oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Sekundäre bakterielle Infektionen der vesikulären Hautläsionen sind eine häufige Komplikation. Sie sind insbesondere durch Staphylococcus aureus oder Streptococcus pyogenes ausgelöst. Eine bakterielle Superinfektion kann zu Narbenbildung und selten zu schwereren systemischen Infektionen wie Zellulitis, Abszessen oder sogar Sepsis führen.
Bei Kindern ist das Risiko für Komplikationen grundsätzlich geringer.
Zerebrale Komplikationen
In seltenen Fällen kann eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus das zentrale Nervensystem betreffen, was zu schweren neurologischen Komplikationen führen kann:
Enzephalitis: Entzündung des Gehirns, die lebensbedrohlich sein kann
Keine Gabe von zusätzlichem Kortison (keine Studienlage hierzu)
Meningitis: Entzündung der Hirnhaut, die Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsstörungen verursachen kann
Zoster-Myelitis: Entzündung des Rückenmarks, die zu Lähmungen führen kann
Schlaganfall: Das VZV kann auch zu einer Entzündung der Hirngefäße (Vaskulitis) führen, die das Risiko für Schlaganfälle erhöht. Vor allem in den ersten vier Wochen nach der Infektion ist das Risiko erhöht
Das Risiko für einen Apoplex ist ein Jahr lang, nach Infektion, um 30% erhöht (bei Befall des N. nasociliaris beim Zoster ophthalmicus hat man ein 4,5-fach erhöhtes Risiko)
ZNS-Befall: kann auch asymptomatisch sein, vor allem bei älteren Patient:innen. Zeigt sich oft durch Verwirrtheit
Bei einem Verdacht auf akute zerebrale Komplikationen empfiehlt es sich immer, ein cMRT sowie eine MR-Angiographie der zerebralen Gefäße durchzuführen
Viszerale Komplikationen
Bei stark immungeschwächten Patient:innen, wie z. B. bei HIV-Patient:innen oder nach Organtransplantation, kann es zu einer Dissemination des Virus kommen. Dies führt zu einer Beteiligung innerer Organe. Es können Pneumonien, Hepatitiden oder Enteritiden resultieren, welche potentiell lebensbedrohlich sein können.
Viszeraler Zoster ist mit einer hohen Mortalität verbunden
Die Extremform ist die disseminierte Infektion bei immunsupprimierten Patient:innen
Beispiele:
Hepatitis: Entzündung der Leber. Anstieg der Leberenzyme möglich
Pneumonie: Selten, aber möglich. Insbesondere bei immunsupprimierten Patient:innen
Myokarditis: Entzündung des Herzmuskels. Auch eher selten
Gastrointestinale Komplikationen: z.B. Pankreatitis, Ösophagitis
Vaskuläre Komplikationen
Der Herpes Zoster ist ein unabhängiger Risikofaktor für vaskulär bedingte Erkrankungen wie Myokardinfarkte, Schlaganfälle und TIA (transitorische ischämische Attacke).
Besondere Aufmerksamkeit muss darauf gerichtet werden, dass Patient:innen mit Vaskulopathien durch Herpes Zoster sowohl fokale Defizite, wie Hemiparesen, als auch unspezifische Symptome, wie Verwirrtheit, kognitive Defizite oder Krampfanfälle aufweisen können
Empfohlen wird eine cMRT, sowie eine intensivstationäre Betreuung für mindestens die ersten 24 Stunden
Bei Vaskulopathie begleitend zur antiviralen Therapie, sollte Prednisolonverabreicht werden
Nach der Therapie sollte eine Rehabilitation erfolgen
Motorische Ausfälle
In einigen Fällen kann Herpes Zoster motorische Nerven betreffen, was zu Muskelschwäche oder Lähmungen im betroffenen Dermatom führt. Dies tritt häufiger bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus auf, kann aber auch andere motorische Nerven betreffen.
Narbenbildung und Pigmentveränderungen
Nach Abheilung der Hautläsionen können Narben und dauerhafte Pigmentveränderungen (Hyper- oder Hypopigmentierung) zurückbleiben. Dies kann kosmetisch belastend sein, insbesondere bei großflächiger Beteiligung.
Achtung
Komplikationen Herpes Zoster
Bei immunkompetenten Patient:innen heilt eine Herpes Zoster Infektion bei adäquater Therapie in der Regel folgenlos aus. Durch eine angemessene Analgesie nach dem WHO-Stufenschema kann auch das Auftreten von einer Post-Zoster-Neuralgie verringert werden.
Vor allem bei Immunsuppression kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, die alle Organsysteme betreffen können und eine intensivmedizinische Betreuung erfordern.
Auch mit einer anschließenden Rehabilitation besteht die Möglichkeit von Residuen.
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Post-Zoster-Neuralgie
Die häufigste und gefürchtetste Komplikation des Herpes Zoster ist die Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Sie tritt bei etwa 10-20 % der Patient:innen auf. Insbesondere bei älteren Menschen mit einer Steigerung des Risikos ab dem 50. Lebensjahr.
Risikofaktoren
Weibliches Geschlecht
Alter >50 Jahre
Anzahl Läsionen >50
Kraniale, sakrale oder hämorrhagische Läsionen
Zoster ophthalmicus und Keratitis erhöhen das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie
Prodromaler Schmerz
Fehlende adäquate Analgesie
PZN ist gekennzeichnet durch anhaltende, starke neuropathische Schmerzen im betroffenen Dermatom, die länger als drei Monate nach Abheilen des Hautausschlags bestehen bleiben können. Durch Schäden peripherer neuronaler Strukturen und einer konsekutiven zentralen Veränderung im Rückenmark kommt es zu dieser chronischen Schmerzerkrankung mit Schmerzsensibilisierung. Die unterschiedlichen Schmerzformen treten oft in Kombination auf und sind schwer zu behandeln:
Brennend, stechend
Attackenartig
Dynamische Berührungsallodynien: Eine Form der Berührungsallodynie, bei der leichteste, normalerweise nicht schmerzhafte Reize wie sanftes Streichen über die Haut als schmerzhaft empfunden werden. Typisch bei neuropathischen Schmerzen, z. B. nach Nervenläsionen. Ursache ist eine Fehlverarbeitung sensorischer Reize im zentralen Nervensystem
Parästhesien
Die Schmerzen sind sowohl nozizeptiv, in Form von Wundschmerzen, als auch neuropathisch durch axonale Ausbreitung und Schäden des somatosensorischen Nervensystems.
Info
Das Risiko eine PZN zu entwickeln steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Eine angemessene Analgesie, auch während der akuten Infektion, kann das Risiko einer PZN reduzieren.
Therapie
Die Therapie der neuropathischen Schmerzen umfasst ähnliche Maßnahmen wie bei den akuten nozizeptiven Schmerzen:
Antikonvulsiva: Pregabalin, Gabapentin
Pregabalin
Antikonvulsiva benötigen mehr Zeit zum Anfluten, daher soll die Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema bis zum ausreichenden Wirkeintritt weitergeführt werden und danach die Schmerzmedikation abgesetzt werden
Ein Ausschleichen der Medikation verhindert Entzugskrampfanfälle
Cave: Kontraindikationen für Amitriptylin AV-Block I.-III. Grades, in der Voruntersuchung ist ein EKG notwendig
Weitere Kontraindikationen: Engwinkelglaukom, Prostatahyperplasie, Herzinsuffizienz, Hypotension, Pylorusstenose, Miktionsstörung
Dosierung unterhalb der antidepressiv wirksamen Dosis
Opioide nach WHO-Stufenschema, initial schwach wirksame Opioide: Oxycodon-Naloxon, Tramadol
Topische Lidocain-Pflaster 5% oder Capsaicin-Pflaster 8% tragen bei manchen Patient:innen zur Schmerzlinderung bei
Die lokale Applikation bewirkt eine Degradation und einen reversiblen Funktionsverlust der nozizeptiven Nervenendigungen der Haut
Nebenwirkungen sind heftiges Brennen, das eine Aufklärung der Patient:innen im Voraus erfordert
Tipp
Die Therapie der PZN beginnt initial mit schwach wirksamen Opioiden entsprechend Stufe 2 des WHO-Stufenschemas und kann bei Bedarf gesteigert werden.
Ein Absetzen der Opioide vor Wirkungseintritt der Antikonvulsiva kann zu einer erneuten Schmerzzunahme führen, da die Antikonvulsiva eine längere Anflutzeit haben.
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Prognose
Bei frühzeitiger antiviraler Therapie innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome ist in der Regel mit einem guten Outcome bei verkürztem Krankheitsverlauf zu rechnen. Zusätzlich wird dadurch das Risiko einer PZN reduziert. Auch die Analgesie spielt eine zentrale Rolle in der Akuttherapie und der Prävention von Komplikationen.
Bei den Sonderformen Zoster oticus und Zoster ophthalmicus kommt es öfter zu Komplikationen und der Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Patient:innen mit einer Immunsuppression sind durch eine Herpes-Zoster-Infektion besonders gefährdet, lebensbedrohliche Komplikationen, wie einen disseminierten Organbefall, zu erleiden.
Durch eine konsequente Impfung kann die Inzidenz von Herpes Zoster und seinen Komplikationen effektiv gesenkt werden.
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Prävention
Die Impfung gegen Herpes Zoster wird von der STIKO (Ständige Impfkommission) für Personen ab 60 Jahren sowie für immungeschwächte Personen ab 50 Jahren empfohlen. Bei dem attenuierten Lebendimpfstoff handelt es sich allerdings wegen eingeschränkter Wirksamkeit und Wirkdauer nicht um eine Standardimpfung.
Seit 2018 gibt es einen Totimpfstoff, welcher in zweifacher Gabe im Abstand von zwei Monaten verabreicht wird. Die zelluläre und humorale Abwehr werden hierdurch gesteigert. Er ist für Patient:innen über 50 Jahren zugelassen und ab dem 60. Lebensjahr als Standardimpfung erhältlich.
Eine Herpes-Zoster-Infektion ist auch durch Impfviren möglich.
Info
Die Impfung bietet eine wirksame Prävention für Patient:innen ab dem 50. bzw. 60. Lebensjahr, sie kann den Herpes Zoster und seine Komplikationen effektiv verhindern.
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