Ein Hörsturz ist ein plötzlicher, meistens einseitiger Hörverlust im Bereich des Innenohrs, der ohne erkennbare Ursache auftritt. Typischerweise treten zusätzlich Tinnitus, ein Druckgefühl im betroffenen Ohr sowie gelegentlich leichter bis moderater Schwindel auf.
Die Symptomatik kann für Patient:innen beunruhigend sein, ist jedoch selten mit einer vitalen Bedrohung verbunden. Dennoch ist eine strukturierte präklinische Einschätzung erforderlich, da zentrale Ursachen wie ein Hirnstamminfarkt nicht ausgeschlossen werden dürfen. Eine zügige Zuweisung in eine geeignete Klinik, idealerweise mit HNO- und/oder neurologischer Expertise, ist erforderlich, um Folgeschäden zu minimieren.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Hörsturz etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
Stichwort: "Unklarer neurologischer Ausfall"
Ort: Arztpraxis
Alarmzeit: 09:32 Uhr
Anrufer:in: Hausärztin
Anzahl der betroffenen Personen: 1
Zusatzinfo:
Patientin, weiblich58 Jahre
Hört plötzlich links nichts mehr
Schwindel
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes steht die Arzthelferin der Praxis an der Straße und weist euch den Weg.
Die Lage ist wie folgt:
Die Patientin sitzt auf der Behandlungsliege, wach, ansprechbar und orientiert
Sie berichtet von einem plötzlichen Hörverlust auf dem linken Ohr seit etwa einer Stunde sowie einem diffusen Druckgefühl. Schwindel besteht beim schnellen Aufrichten
Keine bekannten vorbestehenden Ohrprobleme
Keine Lähmung, keine Sprachstörung
Die Hausärztin schließt eine klassische Mittelohrentzündung (Otitis media) klinisch aus und bittet um Transport in eine weiterführende Klinik zur Abklärung
Dieses Bild wurde mit der KI-Software ChatGPT (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit Hörsturz aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers in diesem Fall hinten angestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
x
Keine kritischen Blutungen
A
Atemwege frei
Schleimhäute rosig
Pat. spricht selbständig
Kein A-Problem
B
Inspektorisch:
Thoraxexkursion bds. normal
Inspektorisch unauffällig
Keine gestaute Halsvenen sichtbar
Auskultatorisch:
Vesikuläres Atemgeräusch bds. hörbar
Palpatorisch:
Keine Krepitation spürbar
Thorax insgesamt stabil
Kein B-Problem
C
Hautkolorit rosig
Recap-Zeit: < 2 Sekunden
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Patientengeschichte: bisher keine Probleme mit den Ohren oder dem Hörvermögen
Letzte Mahlzeit: Frühstück um 8 Uhr
Ereignis:
Kein Trauma, keine vergangenen Reisen
Symptomatik trat aus Ruhe auf
Risikofaktoren: keine
Mittelbares E-Problem
Achtung
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden.Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Definition
Definition
Ein Hörsturz ist ein plötzlicher, sensorineuraler Hörverlust, der typischerweise einseitig auftritt und nicht durch Schallleitungsprobleme erklärt werden kann. Kann begleitet sein von Schwindel, Druckgefühl auf dem Ohr und Ohrgeräuschen.
Die genauen Ursachen bleiben häufig unklar, was die Einordnung erschwert. Die Patient:innen berichten meist von einer abrupten Verschlechterung des Hörvermögens, häufig begleitet von Ohrgeräuschen und einem dumpfen Druckgefühl. Der Begriff „idiopathischer Hörsturz“ wird verwendet, wenn keine fassbare organische Ursache erkennbar ist.
Einteilung nach:
Schweregrad:
Leichtgradig
Mittelgradig
Hochgradig → an Taubheit grenzend
Betroffenem Frequenzbereich:
Tiefe Frequenzen
Mittlere Frequenzen
Hohe Frequenzen
Klinischer Ausprägung:
Isolierter Hörverlust
Hörverlust mit Schwindel oder Tinnitus
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Ursachen
Die Ursachen sind vielfältig und müssen klinisch geklärt werden. Insbesondere für die Vermeidung von Folgeschäden ist wichtig, dass abzuwendende Ursachen aufgedeckt werden.
Mögliche Ursachen sind:
Idiopathisch (ca. 85 %)
Durchblutungsstörungen der Cochlea (Hörschnecke) z. B. durch Mikroembolien, Vasospasmen
Bei jüngeren Patient:innen wird psychischer Stress häufig als Auslöser diskutiert, bei älteren sollten zerebrovaskuläre Ursachen bedacht werden.
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Pathophysiologie
Merke
Reminder: Physiologische Grundlagen
Parts of the figure were drawn by using pictures from Servier Medical Art. Servier Medical Art by Servier is licensed under a Creative Commons Attribution 3.0 Unported License (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/). Diese Abbildung ist ein Derivat, der oben angegebenen Quelle. Es wurden die Markierungen und Beschriftungen ergänzt.
Aufnahme von Schallwellen durch die Ohrmuschel
Über den äußeren Gehörgang Leitung zum Trommelfell, das durch die Schwingungen in Bewegung versetzt wird
Mechanische Schwingungen werden über die Gehörknöchelchen im Mittelohr (Malleus, Incus, Stapes) verstärkt und auf das ovale Fenster der Cochlea übertragen
In der Cochlea entsteht durch die Bewegung der Peri- und Endolymphe ein Wanderwellenmechanismus auf der Basilarmembran
→ Je nach Frequenz des Schalls wird ein spezifischer Bereich der Basilarmembran stimuliert: hohe Frequenzen basal, tiefe Frequenzen apikal
Die inneren Haarzellen der Corti-Organ-Struktur wandeln diese mechanischen Reize über sogenannte mechanoelektrische Transduktion in elektrische Signale um
Dabei öffnen sich spannungssensitive Ionenkanäle, Kalium und Calcium strömen ein und erzeugen Rezeptorpotenziale
Auslösung von Aktionspotenzialen im Nervus cochlearis, die über die Hörbahn (Nucleus cochlearis → obere Olive → Lemniscus lateralis → Colliculus inferior → Corpus geniculatum mediale → auditorischer Cortex) ins Gehirn weitergeleitet und dort als Hörempfindung verarbeitet werden
Der genaue pathophysiologische Mechanismus bleibt oft ungeklärt. Der Hörsturz wird dann als idiopathisch beschrieben. Es werden vaskuläre, entzündliche, immunologische und stressbedingte Mechanismen diskutiert.
Vermutlich kommt es zu einer akuten Störung der cochleären Mikrozirkulation, was zu einer Minderversorgung der sensiblen Haarzellen führt. Da diese Zellen metabolisch sehr aktiv sind, reagieren sie empfindlich auf Hypoxie.
Infolge der Hypoxie oder entzündlichen Reizung kommt es zu einer Funktionsstörung oder zum Absterben der Haarzellen, was die Weiterleitung des akustischen Reizes behindert. In manchen Fällen scheint auch eine gestörte Ionenkonzentration der Endolymphe beteiligt zu sein, was die elektrische Reizleitung der Sinneszellen beeinträchtigt.
Eine mögliche Spätfolge ist der endolympathische Hydrops. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Flüssigkeitsansammlung im Innenohr. So kann es zu Druckerhöhung mit resultierender Schädigung der Cochlea, des Hörnervs oder des Gleichgewichts kommen.
Ein zusätzlicher Erklärungsansatz betrifft die zentrale Hörbahn: nach einem peripheren Reizausfall kommt es dort zu einer Entkopplung der afferenten Aktivität, was bei manchen Patient:innen die Ausbildung eines Tinnitus oder einer Hyperakusis (=Geräuschempfindlichkeit) erklärt.
Achtung
Ein einseitiger Hörverlust kann selten ein Frühsymptom eines Schlaganfalls im vertebrobasilären Stromgebiet sein und sollte daher differenzialdiagnostischstetsberücksichtigt werden.
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Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
Plötzlicher einseitiger Hörverlust
Tinnitus (hochfrequent, rauschend oder piepend)
Druck- oder Wattegefühl im Ohr
Generalisierte Zeichen
Leichter Schwindel, Benommenheit
Angst / Panik (subjektiv bedrohliches Symptom)
Unsicherer Gang
Übelkeit oder vegetative Symptome bei Labyrinthbeteiligung
Info
Beeinträchtigungen von Sinnesorganen können Angst und Panik auslösen, weshalb eine enge, empathische Betreuung wichtig ist. Beschwerden ohne sichtbare Symptome werden häufig nicht ernst genommen – die subjektive Einschätzung der Betroffenen sollte jedoch unbedingt berücksichtigt werden.
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Diagnostik
Anamnese
Aktuelle Anamnese:
S (Symptome): einseitige Hörminderung bis hin zum Hörverlust, Druck auf dem betroffenen Ohr, teils begleitet von Schwindel und Unwohlsein
A (Allergien, Infektionen)
M (Medikation): Einnahme von Aminoglykosiden (z.B. Gentamicin) oder Schleifendiuretika (z.B. Furosemid)
P (Patientengeschichte): vaskuläres Risikoprofil, rezidivierende Ohrinfektionen
L (Letzte…)
E (Ereignis): Knalltrauma, Verletzung des Ohres
R (Risiko): vaskuläres Risikoprofil, Einnahme von ototoxischen Medikamenten
S (Schwangerschaft)
Tipp
Nutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schemazu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf einen Hörsturz abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Merke
Eine präzise Verlaufsdokumentation erleichtert die weitere Diagnostik. Wichtige Angaben sind:
Uhrzeit des Symptombeginns und mögliches auslösendes Ereignis
Verlauf der Beschwerden
Exakte Symptomatik, inklusive vegetativer Begleitsymptome (z. B. Schwindel)
Da präklinisch keine spezifischen klinischen Zeichen zur Ursachenklärung erhoben werden können, kommt der detaillierten Anamnese besondere Bedeutung zu.
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
Der Inspektionsbefund sollte physiologisch ausfallen. Ist das nicht so, muss differenzialdiagnostisch gedacht werden
Im Normallfall wird im Rettungsdienst keine Otoskopie (=Inspektion des Außenohres und des Trommelfells) durchgeführt. Sollte sie dennoch erfolgen, zeigt sich im Normalfall ein reizloses Trommelfell ohne Otorrhoe und ohne Verletzungen des Gehörgangs
Palpation, Perkussion, Auskultation:
Der Befund sollte physiologisch sein. Bei Abweichungen ist eine differenzialdiagnostische Abklärung erforderlich.
Vitalparameter:
Die Vitalparameter sollte physiologisch ausfallen. Bei Abweichungen ist eine differenzialdiagnostische Abklärung erforderlich.
Bei großer Unruhe und Angst: Tachykardie oder hypertone Kreislaufsituation
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Therapie
Merke
Primäres Ziel ist ein rascher, stressfreier Transport in eine geeignete Fachabteilung. Eine kausale Therapie ist präklinisch in der Regel nicht sinnvoll, da die Ursache nicht sicher bestimmbar ist.
Beruhigende Kommunikation
Monitoring: Basisparameter
Lagerung anpassen: z.B. Oberkörperhochlagerung bei V.a. neurologische Ursache
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Besondere Situationen
Knalltrauma:
Ein Knalltrauma entsteht durch eine sehr kurze, hochfrequente Schalldruckeinwirkung (z. B. Schuss, Feuerwerkskörper) und betrifft primär die Haarzellen der Cochlea. Es kann zu einem plötzlichen Hörverlust, Tinnitus und einem Druckgefühl im Ohr führen.
Anders als beim Hörsturz liegt hier eine eindeutig auslösende Ursache vor. Bei Verdacht auf Knalltrauma sollte die Differenzierung zum idiopathischen Hörsturz erfolgen. Die Therapie richtet sich ebenfalls nach dem Schweregrad der Hörminderung und beinhaltet in vielen Fällen eine Glukokortikoidgabe und HNO-fachärztliche Kontrolle.
Tipp
Bei Kombination von Hörsturz und Schwindel empfiehlt es sich bis zum Ausschluss eines Schlaganfalls in die Stroke Unit zu fahren!
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Weitere Therapie im klinischen Setting
Versorgung in der Notaufnahme
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
Achtung
Da die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
HNO-Status inkl. Otoskopie, Audiometrie
Zum Ausschluss von mechanischen Barrieren, wie Cerumen obturans (zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang)
Bildgebung (MRT) zum Ausschluss zentraler Ursachen oder Neurinom
Systemische Glukokortikoide (z.B. Prednisolon)
Ein idiopathischer Hörsturz reagiert oft gut auf einen sog. „Kortisonstoß“, also hoch dosierte einzelne Gaben systemischen Kortisons
Ggf. intratympanale Glukokortikoidgabe (Gabe des Glukokortikoid durch das Trommelfell für eine örtlich direkte Applikation)
Weitere Versorgung in der Klinik
Maßnahme auf der Station:
Genaue Diagnostik mittels Audiometrie oder AEP (akustisch evozierten Potenzialen)
Fortführung der Therapie mit Glukokortikoiden
Sauerstofftherapie (konventionell oder hyperbar)
Für einen erhöhten Sauerstoffpartialdruck im Ohr und dem umliegenden Gewebe kann eine hyperbare Sauerstofftherapie sinnvoll sein
Reparaturprozesse der geschädigten Haarzellen können so potenziell verbessert werden
Monitoring nach Bedarf
Auch Blutdruckschwankungen können Ohrgeräusche oder einen dumpfen Druck im Ohr provozieren
Ursachenklärung und Prävention:
Eine frühe Bildgebung (MRT oder CT) kann raumfordernde Prozesse, wie ein Akustikusneurinom, oder eine Blutung beweisen oder weitestgehend ausschließen
Sollte Stress ein möglicher Auslöser für den Hörsturz gewesen sein, können psychologische Verhaltenstherapien oder andere stressreduzierende Maßnahmen hilfreich sein
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Transport
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall. Das Zielkrankenhaus sollte über eine Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde verfügen und eine Notaufnahme vorweisen.
Bei einer komplexen Symptomkonstellation kann erwogen werden, eine Stroke Unit anzufahren. Je nach lokalen Gegebenheiten ist eine telefonische Voranmeldung oft ratsam.
Merke
Der Hörsturz ist kein vitaler Notfall, aber ein zeitkritisches HNO-Ereignis, das bei früher Therapie bessere Heilungschancen bietet.
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Prüfungswissen
Definition:
Definition
Ein Hörsturz ist ein plötzlicher, sensorineuraler Hörverlust, der typischerweise einseitig auftritt und nicht durch Schallleitungsprobleme erklärt werden kann. Kann begleitet sein von Schwindel, Druckgefühl auf dem Ohr und Ohrgeräuschen
Genaue Ursache oft unklar
Einteilung nach
Schweregrad (leicht-, mittel-, schwergradig)
Betroffenem Frequenzbereich (tief, mittel, hoch)
Klinischer Ausprägung (isoliert, mit Schwindel oder Tinnitus)
Ursachen:
Oft idiopathisch (85 %)
Durchblutungsstörungen
Stress
Raumforderungen
Schlaganfall
Info
Bei jüngeren Patient:innen wird psychischer Stress häufig als Auslöser diskutiert, bei älteren sollten zerebrovaskuläre Ursachen bedacht werden.
Pathophysiologie:
Oft unklar
Vaskuläre, entzündliche, immunologische oder stressbedingte Mechanismen oft am wahrscheinlichsten
Akute Störung der cochleären Mikrozirkulation → Minderversorgung der sensiblen Haarzellen → Hypoxie verursacht Reizleitung-Störung der Sinneszellen
Mögliche Spätfolge: endolymphathischer Hydrops → Führt zu Druckerhöhung mit anschließender Schädigung von Cochlea, Hörnerv oder Gleichgewichtsorgan
Schädigung der Hörbahn als mögliche Ursache immer bedenken
Klinischer Eindruck:
Typische Zeichen
Plötzlicher einseitiger Hörverlust
Tinnitus
Druck- oder Wattegefühl im Ohr
Generalisierte Zeichen
Schwindel, Benommenheit
Angst oder Panik
Unsicherer Gang
Übelkeit
Keine pathognomonischen körperlichen Veränderungen präklinisch erkennbar
Therapie:
Schneller Transport in geeignete Klinik
HNO-Abteilung und Notaufnahme
Bei entsprechender Befundkonstellation: Stroke Unit
Beruhigende Patientenkommunikation
Oberkörperhochlagerung
Besondere Situationen:
Knalltrauma
Durch kurze, hochfrequente Schalldruckeinwirkung (z.B. Schuss, Feuerwerk)
Plötzlicher Hörverlust, Tinnitus, Druckgefühl auf betroffenem Ohr
Zeichnet sich durch eindeutig auslösende Ursache aus
Therapie:
Glukokortikoide im klinischen Bereich
Versorgung in HNO-Fachabteilung
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