Das Thema Hygiene ist vor allem in der Pflege und im Rettungsdienst besonders wichtig. Verschiedene Maßnahmen tragen dazu bei, dass Keime reduziert werden und so eine Keimverschleppung verhindert wird. Dadurch wird die Sicherheit von Personal und Patient:innen gewährleistet und Infektionen verhindert.
Hygienische Maßnahmen sind vielfältig und reichen von der Reinigung, die groben Schmutz entfernt, über die Desinfektion, die Keime auf Oberflächen abtötet, bis hin zur Sterilisation, die eine vollständige Keimfreiheit gewährleistet. Dieser Leitfaden bietet einen Überblick über zentrale Hygienemaßnahmen, darunter Händedesinfektion, persönliche Schutzausrüstung, aseptische Techniken und spezielle Herausforderungen in der Krankenhauspflege sowie im Rettungsdienst. Genauere Informationen findet ihr außerdem in den Hygieneplänen eurer Einrichtung.
Fallbeispiel
Einsatzszenario
Ein Rettungswagen (RTW) wird zu einem Patienten mit Verdacht auf eine hochinfektiöse Erkrankung gerufen. Der 56-jährige Herr Müller hat hohes Fieber (39,5 °C), starken Husten, Atemnot.Eine kürzlich durchgeführte PCR-Testung auf Influenza A ist positiv ausgefallen. Aufgrund seiner Dyspnoe und der reduzierten Sauerstoffsättigung (SpO₂ 89 % unter Raumluft) hat die Hausärztin den Infektionstransport in eine Isolationsstation angeordnet. Herr Müller lebt mit seiner Frau zusammen, die ebenfalls erkältungstypische Symptome zeigt.
Hygienemaßnahmen vor dem Patientenkontakt:
Bewertung des Infektionsrisikos:
Die Leitstelle informiert über eine bestätigte Influenza-Infektion
Standardvorgehen für den Transport infektiöser Patienten wird eingeleitet
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) anlegen:
FFP2-/FFP3-Maske für das gesamte Team (je nach Aerosolrisiko)
Schutzkittel mit langen Ärmeln
Einmalhandschuhe
Schutzbrille oder Gesichtsvisier zum Schutz vor Tröpfchenübertragung
Hygienemaßnahmen während des Patientenkontakts
Patientenvorbereitung:
Herr Müller erhält einen Mund-Nasen-Schutz, um die Virenausbreitung zu minimieren
Husten und Niesen erfolgen in ein Einmaltuch, welches anschließend direkt entsorgt wird
Infektionskontrolle beim Transport:
Kein unnötiges Durchqueren öffentlicher Bereiche (direkter Transport zum RTW)
Oberflächenkontamination vermeiden: Alle verwendeten Gegenstände nach dem Kontakt direkt in einen separaten infektiösen Abfallbehälter entsorgen
Kommunikation mit dem Krankenhaus:
Vor Ankunft Meldung an die Isolationsstation
Transportweg ins Krankenhaus möglichst über separaten Eingang, um Kreuzkontamination zu vermeiden
Hygienemaßnahmen nach dem Transport
Desinfektion der Hände und der PSA-Ablage:
Entfernen der PSA nach festgelegter Reihenfolge (Handschuhe → Schutzkittel → Schutzbrille → Maske)
Entsorgung der PSA im infektiösen Abfallbehälter, z.B. spezieller Müllsack
Fahrzeugdesinfektion:
Wischdesinfektion aller Flächen, die mit dem Patienten oder der PSA in Kontakt gekommen sind
Desinfektion der Trage und des Transportstuhls mit Flächendesinfektionsmittel mit nachgewiesener viruzider Wirkung
Lüftung des RTW zur Aerosolreduktion
Dokumentation und Teamreflexion:
Notierung des Einsatzes mit Kennzeichnung als Infektionstransport
Selbstkontrolle auf Symptome in den folgenden Tagen
Reflexion: Wurden alle Hygienemaßnahmen korrekt eingehalten?
Achtung
Wichtig ist es, sich im Vorhinein über die nötigen Präventionsmaßnahmen gegen die jeweilige Erkrankung zu informieren. Bei manchen Krankheiten sind Vollschutzanzüge notwendig, während bei anderen Erkrankungen ein schlichter Mund-Nasen-Schutz genügt, um sich effizient zu schützen.
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Grundlagen
Hygiene umfasst Maßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos und zum Schutz der Gesundheit von Patient:innen und Personal. Dies schließt persönliche Hygiene, das Tragen von Berufskleidung, die Flächendesinfektion und die Sterilisation von verwendeten Materialien ein. Die Einhaltung von Hygienestandards ist unerlässlich, um nosokomiale Infektionen (Infektionen, die während eines Krankenhausaufenthalts erworben werden) zu verhindern. Diese können die Genesung verzögern und zu Komplikationen führen, was die Verantwortung der Pflegekräfte und der Mitarbeiter im Rettungsdienst unterstreicht.
Maßnahmen, die ergriffen werden können, sind die Reinigung, Desinfektion und Sterilisation. Sie unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit gegen Keime.
Reinigung: Verunreinigungen und Keime werden mechanisch entfernt und die Keimzahl wird um 50-80 % reduziert
Die Reinigung ist die Voraussetzung für die Desinfektion und stellt sicher, dass das Desinfektionsmittel die gesamte Oberfläche benetzen kann
Desinfektion: Abtötung der Keime meist durch chemische Verfahren und Reduktion der Keimzahl um bis zu 99,9 %
Desinfektion findet im Rettungsdienst Anwendung als z.B. Händedesinfektion, Hautdesinfektion, Raumdesinfektion, Flächendesinfektion oder Instrumentendesinfektion
Sterilisation: Abtötung der Keime durch physikalische oder chemische Verfahren und Reduktion der Keimzahl um 100 %
Sterilisierte Materialien sind keimfrei (steril)
Verfahren: z.B. Dampfsterilisation von medizinischen Instrumenten, Gassterilisation von hitzeempfindlichem Material wie Endoskopen
Merke
Hygieneplan
Im Rettungsdienst ist es verpflichtend, einen Hygieneplan zu erstellen und umzusetzen, da hier häufig wechselnde Patient:innen mit unterschiedlichen Infektionsrisiken versorgt werden. Zudem sind Rettungskräfte oft in zeitkritischen und unkontrollierten Umgebungen tätig, was eine klare Struktur und standardisierte Abläufe zur Infektionsprävention unerlässlich macht. Dies ist in § 36 Infektionsschutzgesetz (IfSG) festgelegt. Ein Hygieneplan enthält beispielsweise:
Regelungen zum Umgang mit Erregern
Verantwortlichkeiten und Risikobewertungen
Standardanweisungen für die Hygiene
Desinfektionspläne
Arbeitsschutzanweisungen
Bei der Erstellung müssen einige Gesetze, Verordnungen, Leitlinien, Standards und Regeln beachtet werden. Deshalb kann es von Vorteil sein, Personen mit dieser Aufgabe zu betrauen und diese eine Weiterbildung zum Hygienebeauftragten oder Desinfektor machen zu lassen.
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Infektionsschutzgesetz (IfSG)
Definition
Das Infektionsschutzgesetz regelt Maßnahmen zur Eindämmung ansteckender Krankheiten.
Zu den Maßnahmen zählen u.a.:
Die Meldung an das Gesundheitsamt
§6 IfSG: Meldepflicht bei Verdacht auf eine bestimmte Infektionskrankheit aufgrund spezifischer Symptome
§7 IfSG: Nachweis bestimmter Krankheitserreger
§8 IfSG: Meldepflichtige Personen
Merke
Der Rettungsdienst unterliegt der Meldepflicht, wenn Patient:innen mit Verdacht auf eine Infektionskrankheit nicht in eine ärztlich geleitete Einrichtung gebracht werden, da eine nicht erfasste Infektion das Risiko einer unkontrollierten Weiterverbreitung erhöhen kann.
§18 IfSG: Behördlich angeordnete Maßnahmen
Maßnahmen der Desinfektion und zur Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen, Krätzmilben und Kopfläusen
§23 IfSG: Prävention nosokomialer Infektionen und Vermeidung der Weiterverbreitung von Krankheitserregern → Erstellung eines Hygieneplans
§30 IfSG: Absonderung der Patient:innen
Die Dauer richtet sich nach der Inkubationszeit des jeweiligen Erregers
Isolierung: Betrifft Patient:innen, bei denen die Infektion tatsächlich nachgewiesen wurde
Quarantäne: Betrifft Patient:innen mit Verdacht auf eine Infektion, z.B. Kontaktpersonen
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Händehygiene
Tipp
Händedesinfektion ist die effektivste Maßnahme gegen die Übertragung von Krankheitserregern. Etwa 80 % der Infektionen werden über die Hände übertragen. Eine korrekte Durchführung unterbindet Infektionsketten.
Achtung
Tragen von Schmuck
Das Tragen von Schmuck ist neben dem hygienischen Aspekt auch im Sinne der Unfallverhütung meist im Umgang mit Patient:innen untersagt. Dazu zählen auch Eheringe.
Das Konzept der 5 Momente der Händehygiene
Das Konzept der "5 Moments for Hand Hygiene" wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt, um das Infektionsrisiko in Gesundheitseinrichtungen zu minimieren. Die fünf Anlässe sind spezifische Zeitpunkte, an denen eine Händedesinfektion durchgeführt werden muss, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern.
Vor Patientenkontakt: Schutz der Patient:innen vor Erregern, die durch das Pflegepersonal übertragen werden könnten
Vor einer aseptischen Tätigkeit: Sicherstellung, dass keimfreie Verfahren nicht durch die Hände des Pflegepersonals kontaminiert werden
Nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten: Schutz des Pflegepersonals und anderer Patient:innen vor möglicherweise infektiösen Flüssigkeiten
Nach Patientenkontakt: Vermeidung der Weiterverbreitung von Erregern, die während der Pflege aufgenommen wurden
Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung: Reduzierung der Erregerübertragung, auch wenn kein direkter Patientenkontakt stattfand
Weitere Indikationen:
Vor jedem Kontakt mit Lebensmitteln oder Arzneimitteln
Vor Beginn der Arbeit
Vor und nach invasiven Eingriffen
Vor und nach der Verwendung von Einmalhandschuhen
Durchführung:
Bei der Händedesinfektion muss darauf geachtet werden, dass beide Hände während der empfohlenen Einwirkzeit vollständig benetzt sind. Dafür sollten mindestens 3 ml Desinfektionsmittel verwendet werden. Die Lösung wird durch gründliches Reiben gleichmäßig verteilt, sodass alle Bereiche der Hände – Fingerkuppen, Nagelfalze, Daumen, Fingerzwischenräume, Innen- und Außenflächen sowie die Handgelenke – vollständig benetzt sind.
Guido4, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Es wurde der Titel ins Deutsche übersetzt. Beim ersten Bild wurde die obere Hand zur Entnahme des Desinfektionsmittels ergänzt.
Achtung
Das Desinfektionsmittel muss auf trockene Haut angewendet werden. Bei feuchter Haut wird das Desinfektionsmittel verdünnt und die Wirksamkeit kann vermindert sein.
Info
Hygienische vs. chirurgische Händedesinfektion
Hygienische Händedesinfektion: Ziel ist die Reduktion der transienten Hautflora (vorübergehend vorhandene Mikroorganismen), um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Sie dauert etwa 30 Sekunden, wobei das Desinfektionsmittel gründlich verteilt wird, bis die Hände trocken sind
Chirurgische Händedesinfektion: Wird vor chirurgischen Eingriffen durchgeführt, um sowohl die transiente als auch die residente Hautflora (dauerhaft vorhandene Mikroorganismen) zu reduzieren. Die Einwirkzeit beträgt in der Regel 1,5 bis 3 Minuten, und die Desinfektion umfasst auch die Unterarme bis zum Ellenbogen, um eine maximale Keimreduktion zu gewährleisten
Händewaschen vs. Händedesinfektion
Tipp
Die Händedesinfektion sollte bevorzugt angewendet werden, da sie effektiver ist als das. Händewaschen. Das Waschen der Hände ist nur bei sichtbarer Verschmutzung notwendig.
Mikrobielle Besiedlung auf einer Blutagarplatte ohne vorherige Maßnahme (Sektor A), nach dem Händewaschen (Sektor B) und nach der Desinfektion der Hände mit Alkohol (Sektor C)
Händewaschen: Entfernt sichtbaren Schmutz und reduziert die Keimzahl
Besonders wichtig nach Verschmutzungen, vor dem Essen oder nach der Benutzung der Toilette, Kontakt mit Türklinken in der Öffentlichkeit und nach dem Kontakt mit Tieren oder Menschen
Sollte nicht zu häufig durchgeführt werden, da sie die natürliche Hautbarriere schädigt und die Keimbelastung deutlich weniger reduziert als die Händedesinfektion
Im Alltag in der Regel ausreichend
Händedesinfektion: Tötet effektiv Krankheitserreger ab und ist insbesondere in medizinischen Einrichtungen unerlässlich, um Infektionen zu vermeiden
Kann mit unterschiedlichen Desinfektionslösungen zu unterschiedlichen Zwecken durchgeführt werden (z.B. wurden vermehrt besonders viruzide Desinfektionslösungen innerhalb der Corona-Pandemie genutzt)
Hautpflege
Die regelmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln kann bei vorgeschädigter Haut zu Reizungen führen. Deshalb ist eine regelmäßige Hautpflege wichtig.
Verwende rückfettende Desinfektionsmittel: Sie enthalten pflegende Substanzen, die während der Desinfektion auf die Haut abgegeben werden und so die austrocknende Wirkung des Alkohols ausgleichen
Verwende regelmäßig rückfettende Cremes, insbesondere nach der Arbeitsschicht
Achte darauf, dass die Hautpflegeprodukte keine zusätzlichen Reizstoffe oder Duftstoffe enthalten, um Allergien zu vermeiden
Pflegecreme immer nach gründlichem Händewaschen auftragen, da das Händewaschen die schützende Fettschicht der Haut entfernt
Langes Tragen von Handschuhen sollte vermieden werden
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Eigenhygiene
Die Eigenhygiene ist wichtig, um sich selbst und sein Umfeld zu schützen. Besonders im Rettungsdienst spielt sie eine große Rolle, da Einsatzkräfte regelmäßig mit potenziell infektiösen Patient:innen und kontaminierten Materialien in Kontakt kommen. Eine konsequente Hygiene hilft, das Risiko von Infektionen für Rettungskräfte und Patient:innen zu minimieren.
Dazu zählen verschiedene Maßnahmen:
Haare: Im Dienst möglichst kurz tragen und bei langen Haaren einen Zopf machen
Keinen Schmuck tragen
Fingernägel: Kurz und rund schneiden, keine künstlichen Fingernägel oder Gelnägel
Dienstkleidung: Geschlossen halten, um Kontamination der Unterkleidung oder Haut zu vermeiden
Nach jedem Dienst: Duschen und Haare waschen → Keime beseitigen bzw. Keimzahl reduzieren
Trennen von Dienstkleidung und privater Kleidung
Dienstkleidung: Nach jedem Dienst reinigen lassen → Keimverschleppung vermeiden
Dienstschuhe: Regelmäßig reinigen und desinfizieren
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Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Definition
Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) schützt Pflegekräfte und Patient:innen vor der Übertragung von Infektionen. Sie besteht aus verschiedenen Komponenten, die je nach Risikosituation eingesetzt werden, um eine Kontamination zu verhindern.
Bestandteile
Indikationen
Berufskleidung
Wird täglich nach Dienstende oder bei Bedarf gewechselt
Bereichskleidung
Wird in bestimmten Bereichen angezogen (z.B. grün im OP-Bereich) und muss beim Verlassen ausgezogen werden, wird täglich oder bei Bedarf gewechselt
Handschuhe
Kontakt mit Körperflüssigkeiten, kontaminierten Materialien oder bei der Reinigung von Geräten → Selbstschutz
Einmalschürze
Bei engem Kontakt mit Patient:innen wie z.B. beim Waschen
Schutzkittel (lange Ärmel, hinten geschlossen)
Bei besonderer Gefahr einer Kontamination bei isolierten Patient:innen
Mund-Nasen-Schutz
Schützt das Umfeld vor ausgeatmeten Tröpfchen, die potenziell Krankheitserreger wie Viren und Bakterien enthalten können
FFP-Masken
Besserer Schutz des Tragenden vor Aerosolen bei Patient:innen mit erhöhter Infektionsgefahr (z.B. Corona-Virus-Infektion oder Tuberkulose)
Schutzbrillen
Schutz der Augen vor Spritzern von Körperflüssigkeiten oder anderen kontaminierenden Substanzen
Richtiges Anlegen und Ablegen sind entscheidend, um Kontamination zu vermeiden. Achte darauf, die PSA in der richtigen Reihenfolge anzulegen, beginnend mit der Schutzkleidung (Schutzkittel), gefolgt von der Maske und zuletzt den Handschuhen. Beim Ablegen ist es wichtig, eine Kreuzkontamination zu verhindern. Erst sollten die Schutzkleidung und dann die Maske entfernt werden. Zum Schluss werden die Handschuhe ausgezogen, um die Hände nicht versehentlich zu kontaminieren. Nach Gebrauch die PSA sicher entsorgen, indem sie in dafür vorgesehene Abwurfbehälter gegeben wird! Eine Händedesinfektion sollte den Einsatz abschließen.
Tipp
Übe denAn- und Ablegeprozess regelmäßig, um sicherzustellen, dass du ihn auch unter Stressbedingungen korrekt durchführst.
Achtung
Es ist wichtig zu beachten, dass das Tragen von Einmalhandschuhen die Händedesinfektionnichtersetzt. Vor dem Anziehen und nach dem Ausziehen der Handschuhe muss immer eine gründliche Händedesinfektion durchgeführt werden.
Tipp
Doppelt hält besser
Zieh dir am besten zwei Paar Handschuhe an! Dann kann das oberste Paar Handschuhe direkt nach Ende des potenziell kontaminierenden Kontaktes ausgezogen werden. Das zweite Paar Handschuhe dient dann zum Eigenschutz, um die Schutzkleidung sicher entfernen zu können, ohne eine Keimverschleppung zu riskieren.
Einmalhandschuhe
Einmalhandschuhe sind ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und dienen dem Schutz sowohl des medizinischen Personals als auch der Patient:innen vor Kreuzkontaminationen. Sie werden aus verschiedenen Materialien wie Latex, Nitril oder Vinyl hergestellt und sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich.
Indikationen für die Anwendung von Einmalhandschuhen:
Kontakt mit Körperflüssigkeiten: Bei potenziellem Kontakt mit Blut, Urin, Speichel, Sekreten oder Exkreten, z.B. bei Blutabnahmen, Verbandwechseln oder der Pflege von Patient:innen mit offenen Wunden
Handhabung von kontaminiertem Material: Beim Umgang mit potenziell infektiösen Materialien, wie z.B. Abfallprodukten, benutzten Instrumenten oder infizierten Proben
Direkter Patient:innen: Bei invasiven Maßnahmen wie Katheterisierung oder endoskopischen Eingriffen sowie beim direkten Hautkontakt, wenn Patient:innen infektiös sind
Umgang mit Chemikalien oder Medikamenten: Insbesondere beim Arbeiten mit Zytostatika oder Desinfektionsmitteln, die die Haut schädigen können
Schutz des Personals bei Allergien oder Hauterkrankungen: Bei Vorliegen einer Latexallergie oder empfindlicher Haut ist der Einsatz von geeigneten Einmalhandschuhen (z.B. aus Nitril) sinnvoll, um Irritationen zu vermeiden
Wichtige Hinweise zur Anwendung:
Einmalhandschuhe sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt und sollten nach jedem Personenkontakt oder Eingriff umgehend entsorgt werden
Eine gründliche Händedesinfektion ist sowohl vor dem Anziehen als auch nach dem Ausziehen der Handschuhe obligatorisch, um die Keimverbreitung zu minimieren
Die Handschuhe sollten auf Unversehrtheit überprüft werden, bevor sie verwendet werden, um ein erhöhtes Infektionsrisiko durch Beschädigungen zu vermeiden
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Aseptische (keimfreie) Tätigkeiten
Definition
Aseptische Tätigkeiten umfassen alle Maßnahmen in Bereichen, die primär steril sind oder potenziell mit Krankheitserregern besiedelt sein könnten. Hierbei ist das Ziel, eine Kontamination oder die Übertragung zu vermeiden.
Liste von ausgewählten, aseptischen Tätigkeiten:
Verbandwechsel
Durchführung von Injektionen und Blutentnahmen
Legen von Kathetern, z.B. periphere Venenverweilkathetern, Blasenkathetern, zentralen Venenkathetern
Kontakt zu Wunden
Konnektion und Diskonnektion eines Beatmungssystems
Absaugung intubierter Patient:innen
Kontakt mit nicht intakter Haut oder Schleimhäuten
Wechsel zwischen kolonisierten/kontaminierten und sauberen Körperbereichen
Einmalmaterial wie Nadeln und Spritzen darf niemals wiederverwendet werden, da dies ein hohes Infektionsrisiko darstellt. Entsorge diese Materialien sofort nach der Nutzung in stichfesten Abwurfbehälter!
Info
Bei aseptischen Tätigkeiten kann es auch zu Verletzungen des Pflege-/Rettungsdienstpersonals kommen. Dabei sind Nadelstichverletzungen mit Sicherheit die häufigsten Behandlungsanlässe. Dazu findet ihr einen eigenen Artikel auf unserer Plattform.
Desinfektion der Haut der Patient:innen
Normalerweise bildet die Haut eine natürliche Barriere gegen äußere und innere Einflüsse. Wenn diese Barriere durch einen Eingriff wie das Legen eine Venenverweilkanüledurchbrochen wird, besteht ein Infektionsrisiko. Aufgrund dieser Gefahr muss vor jedem Eingriff die Haut an der entsprechenden Stelle desinfiziert werden. Mithilfe der Desinfektion werden potenziell krankheitsauslösende Keime abgetötet und die Anzahl der Keime reduziert. Dadurch wird eine Keimverschleppung verhindert.
Demnach muss eine Desinfektion der Haut z.B. vor Punktionen, Injektionen, dem Legen von Kathetern oder chirurgischen Eingriffen durchgeführt werden, um das Risiko von Wundinfektionen und der Einschleppung von Krankheitserregern in den Körper zu minimieren. Die Durchführung unterscheidet sich je nach vorzunehmender Maßnahme:
Bei Punktionen: Durchführen einer Sprühdesinfektion der entsprechenden Stelle → Beachten der Einwirkzeit und Trocknen der Stelle
Bei Kapillarblutentnahmen, z.B. für eine Blutzuckermessung: Abreiben der entsprechenden Stelle mit einem mit Hautdesinfektionsmittel getränkten sterilen Tupfer oder einem Einmal-Alkohol-Tupfer und diese Stelle trocknen lassen
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Isolationsmaßnahmen
Isolationsmaßnahmen sind essenzielle Vorkehrungen, um die Übertragung von Infektionskrankheiten in medizinischen Einrichtungen zu verhindern. Sie werden eingesetzt, um Patient:innen mit hochinfektiösen oder multiresistenten Erregern zu isolieren und somit andere Patient:innen, das Pflegepersonal und Besucher:innen zu schützen. Die Art der Isolation richtet sich nach dem Erregertyp und dem Übertragungsweg (z.B. Tröpfchen-, Kontakt- oder aerogene Übertragung).
Die folgenden Informationen verdeutlichen wichtige Punkte, die bei der Pflege isolierter Patient:innen zu beachten sind:
Einzelzimmerisolation: Isolierte Patient:innen werden in Einzelzimmern untergebracht, die mit einer eigenen Nasszelle oder einem eigenen Toilettenstuhl ausgestattet sind
Kohortenisolation: Mehrere Patient:innen mit derselben Infektion können in einem Raum isoliert werden
Kennzeichnung: Ein deutlich sichtbares Hinweisschild weist auf besondere Hygienemaßnahmen hin
Verlassen des Zimmers: Das Isolationszimmer dürfen von den isolierten Personen nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen verlassen werden
Pflege- und Desinfektionsmaßnahmen
Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Pflegepersonal trägt Schutzkittel und Handschuhe, bei Tröpfchenübertragung zusätzlich Mund-Nasen-Schutz. Bei aerogener Übertragung wird FFP2- oder FFP3-Maske getragen
Pflegeutensilien: Diese bleiben im Zimmer und werden täglich wischdesinfiziert. Einwegmaterialien für den Tagesbedarf werden direkt im Zimmer gelagert
Reihenfolge der Pflege: Isolationszimmer werden immer als Letztes bei der Pflege und Reinigung versorgt, um eine Keimübertragung auf andere Zimmer zu vermeiden
Tägliche Desinfektion: Häufig berührte Flächen wie Telefonen, Nachttischen, Türgriffen und Nasszellen werden täglich wischdesinfiziert
Operationsplanung: Isolierte Patient:innen werden am Ende des OP-Programms operiert oder zuletzt für Funktionsuntersuchungen eingeplant
Schulung und Beratung: Pflegekräfte und Angehörige werden über die notwendigen Hygienemaßnahmen und den richtigen Umgang mit der Schutzausrüstung informiert und geschult
Abfall- und Wäscheentsorgung: Wäsche und Abfälle werden direkt im Zimmer gesammelt und täglich entsorgt
Abschlussdesinfektion: Nach der Isolation wird das Zimmer gründlich desinfiziert
Info
Umkehrisolation (oder Schutzisolation): Umkehrisolation schützt immungeschwächte Patient:innen (z.B. nach Chemotherapie oder Organtransplantation) vor Keimen aus der Umgebung. Strikte Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Schutzkleidung, Desinfektion der Hände vor Betreten des Zimmers und das Vermeiden von möglichen Keimquellen wie frischen Blumen sind erforderlich.
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Multiresistente Erreger (MRE)
Multiresistente Erreger (MRE) stellen eine erhebliche Herausforderung in der modernen Gesundheitsversorgung dar. Diese Erreger sind unempfindlich gegenüber den üblichen Antibiotika, was die Behandlung von Infektionen erschwert und die Sterblichkeit sowie Komplikationsrate bei betroffenen Patient:innen erhöht.
Ein Bakterium, das eine Resistenz gegen viele Beta-Lactam-Antibiotika entwickelt hat, einschließlich Methicillin, Penicillin und Oxacillin.
Nosokomiale Infektionen: MRSA ist ein bedeutender Erreger der nosokomialen Infektionen (= Infektionen, die im Krankenhausumfeld entstehen)
Screening auf MRSA:
Abstriche der Nasenvorhöfe, des Rachens und gegebenenfalls anderer Körperstellen wie Wunden
Mikrobiologische Untersuchung der Abstriche zur Identifizierung von MRSA-Trägern
Sanierung von MRSA-Träger:innen:
Spezielle Dekontaminationsbehandlung mit antiseptischen Nasensalben (z.B. Mupirocin) und antiseptischen Waschlösungen (z.B. Chlorhexidin)
Nase: Antibiotische Nasensalbe 5 Tage in der Nase auftragen
Rachen: Mit Mundspüllösung 5 Tage gurgeln
Haut: Körper und Haare für 5 Tage mit antibakterieller Waschlotion reinigen. Bettwäsche täglich wechseln und die Matratze gründlich desinfizieren. Alle Pflegeutensilien regelmäßig desinfizieren. Zähne mit einer Einmalzahnbürste putzen, Einmalrasierer verwenden und Kamm sowie Bürste nach jedem Gebrauch desinfizieren
3 Tage nach Abschluss der Sanierung Abstriche an 3 verschiedenen Tagen → Bei negativem Befund Aufhebung der Isolation
Während der Sanierung unbedingt Einzelzimmerunterbringung, um erneute Ansteckung durch Zimmernachbarn zu vermeiden
Isolationsmaßnahmen:
Patient:innen mit MRSA müssen isoliert werden, entweder in einem Einzelzimmer (insbesondere bei der Sanierung) oder in Kohortenisolierung mit anderen MRSA-positiven Patient:innen
Pflegepersonal und Besuchspersonen müssen Schutzkleidung wie Handschuhe, Kittel und Mund-Nasen-Schutz tragen
Therapie:
Antibiotische Behandlung richtet sich nach der Resistenzlage des Erregers
Häufig verwendete Antibiotika: Glykopeptid-Antibiotika wie Vancomycin oder Teicoplanin
In bestimmten Fällen kommen moderne Antibiotika wie Linezolid oder Daptomycin zum Einsatz
Behandlung erfolgt unter Berücksichtigung der Infektionslokalisation, des klinischen Zustands der Patient:innen und der mikrobiologischen Ergebnisse
Vancomycinresistente Enterokokken (VRE)
Definition
Ein Darmbakterium mit zahlreichen intrinsischen Resistenzen der Enterokokken, z.B. gegen Cephalosporine und zusätzlich eine erworbene Resistenz gegen Glykopeptidantibiotika.
Screening auf VRE: Aufnahmescreening bei Patient:innen mit erhöhtem Risiko empfohlen, in manchen Einrichtungen sogar verpflichtend
Durchführung eines Analabstrichs
Mikrobiologische Untersuchung der Abstriche zur Identifizierung von VRE-Träger:innen
Isolationsmaßnahmen:
Patient:innen werden in Einzelzimmern isoliert
Personal und Besuchspersonen müssen Schutzkleidung, wie Handschuhe, Kittel und Mund-Nasen-Schutz tragen
Intensivierte Flächendesinfektion, z.B. mind. 1x täglich Desinfektion der Kontaktflächen
Therapie:
Gestaltet sich schwierig, da VRE multiple Resistenzen aufweisen
Reserveantibiotika, wie Linezolid oder Tigecyclin können zum Einsatz kommen
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Infektionstransporte
Definition
Ein Infektionstransport dient dem sicheren Transport von Patient:innen mit nachgewiesenen oder vermuteten Infektionskrankheiten unter Einhaltung spezieller Hygienemaßnahmen.
Vorbereitung:
Zur Vorbereitung des Transportes gehört die Einstufung der Patient:innen und die Vorbereitung des Fahrzeugs:
Einstufung der Patient:innen: Die Einstufung hängt vom Zustand der Patient:innen ab und wird durch Notfallsanitäter:innen oder das ärztliche Personal durchgeführt
Entscheidend für die Einstufung sind die 5 Infektionskategorien der S1-Leitlinie „Hygienemaßnahmen beim Patiententransport“
Vorbereitung des Fahrzeugs:
Alle Materialien aus dem Fahrzeug räumen, die nicht benötigt werden
Ist genügend Schutzausrüstung vorhanden?
Kategorie
Definition
Maßnahmen
Beispiel
A
Kein Verdacht auf eine Infektionskrankheit
Standardhygienemaßnahmen
B
Nachgewiesene Infektionskrankheit, die bei üblichen Kontakten nicht übertragbar ist
Standardhygienemaßnahmen
Geschlossene Tuberkulose
C1
Gesicherte Diagnose oder begründeter Verdacht auf eine Infektionskrankheit
Information an das transportierende Team
Nicht benötigte Materialien beim Fahrer verstauen
Fahrerabteil muss geschlossen halten werden, z.B. Zwischenfenster geschlossen lassen
Fahrer öffnet und schließt nur die Türen → kein Patientenkontakt
Schutzkleidung entsprechend der Risikobewertung
Kontaminierte Flächen müssen sofort desinfiziert werden
Einmalmaterial auch bei Verdacht auf Kontamination entsorgen
Offene Tuberkulose
C2
Verdacht auf eine übertragene Infektionskrankheit mit besonders gefährlichen Erregern
Information und Genehmigung des zuständigen Gesundheitsamtes
Besteht eine Gefährdung für Personal oder Bevölkerung?
Nutzung eines Spezialfahrzeugs
Transport mit Polizei-Sicherung
Maßnahmen wie bei C1
Ggf. Dekontamination vor Ablegen der Schutzkleidung
Patient:innen: evtl. Schutzanzug und Mund-Nasen-Schutz ohne Ausatemventil
Ebola
D
Besonders stark infektionsgefährdete Patient:innen
Reinigung und Desinfektion des Fahrzeugs vor Transportbeginn
Tragen von Schutzkleidung
Verwendung von Einmalmaterialien
Ausgedehnte Verbrennungen
Durchführung:
Das Tragen von Schutzkleidung kann auf die Umgebung befremdlich wirken oder zu Stigmatisierung der Patient:innen führen. Beispielsweise könnte das Tragen von Vollschutzanzügen in Wohngebieten, Nachbar:innen oder Passant:innen beunruhigen und zu unnötigen Ängsten führen. Für die Patient:innen selbst kann es zudem belastend sein, wenn sie durch die Schutzmaßnahmen als potenziell gefährlich wahrgenommen werden. Deshalb gilt der Grundsatz: Nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Das Personal muss sich jedoch zwingend an den Hygieneplan halten.
Merke
Wichtige Punkte zur Durchführung:
Aufklärung der Patient:innen über die Schutzmaßnahmen
Gleichbehandlung aller Patient:innen
Gefahr einer Übertragung durch Tröpfcheninfektion: Patient:innen sollten sich die Hände desinfizieren und einen Mund-Nasen-Schutz tragen, das Personal eine FFP-Maske
Patient:innen sollten so wenig Kontakt wie möglich mit Gegenständen oder Flächen im Fahrzeug haben
Entsorgung von Ausscheidungen in luftdicht verschlossenen Plastikbeuteln
Sofortige Entfernung von oberflächlichen Verschmutzungen während der Fahrt
Möglichst keine Klimaanlage oder Heizung nutzen → Verwirbelung der Keime vermeiden
Ab Kategorie C: Zieleinrichtung informieren
Achtung
Bevor Patient:innen mit Infektionskrankheiten behandelt werden, muss die Schutzkleidung angelegt werden. Eigenschutz geht immer vor!
Nachbereitung:
Sobald die Patient:innen in der Zieleinrichtung angekommen sind, beginnt die Reinigung und Desinfektion des Fahrzeugs gemäß Hygieneplan.
Weitere wichtige Punkte:
Schutzkleidung und anderen Müll fachgerecht entsorgen (z.B. spezielle Behälter für Infektionsabfall an Kliniken nutzen)
Personal führt entsprechende Körperhygiene durch (z.B. duschen) und zieht normale Dienstkleidung an
Achtung
Transport von Patient:innen mit Parasitenbefall
Liegt bei Patient:innen eine Infestation (Besiedlung eines Organismus mit einem Parasiten) mit Krätze, Läusen, Flöhen oder Bettwanzen vor, werden Rettungsmittel mindestens für 12 Stunden außer Dienst gestellt. Dieser Zeitraum ist für eine vollständige Schädlingsbekämpfung durch Fachpersonal für Schädlingsbekämpfung erforderlich, da Parasiten desinfektionsmittelresistent sind. Das Personal muss sich einer Dekontamination unterziehen, falls ein direkter Kontakt mit betroffenen Patient:innen oder kontaminierten Flächen bestand.
Falls erst nach dem Transport festgestellt wird, dass eine Infektionskrankheit vorliegt, sind umgehend Maßnahmen zur Minimierung weiterer Risiken einzuleiten. Dies betrifft sowohl das betroffene Personal als auch andere Patient:innen, die möglicherweise Kontakt hatten. Eine schnelle Identifikation und Information relevanter Stellen sind essenziell, um weitere Übertragungen zu verhindern.
Merke
To Do
Meldung an die Leitstelle
Ggf. Postexpositionsprophylaxe
Dokumentation
Betroffenes Personal und Fahrzeug: Außer Dienst stellen und Reinigungs-/Desinfektionsmaßnahmen durchführen
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Reinigung und Desinfektion des Fahrzeugs
Um nosokomiale Infektionen zu vermeiden, müssen auch die Flächen im Fahrzeug einer regelmäßigen Reinigung und Desinfektion unterzogen werden. Da Rettungsfahrzeuge häufig Patient:innen mit unterschiedlichen Infektionsrisiken transportieren, ist eine konsequente Flächendesinfektion essenziell, um Kreuzkontaminationen und die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Die Oberflächen werden deshalb einer Gefahrenbewertung unterzogen und in kontaminierte und verunreinigte Flächen unterteilt.
Kontaminierte Flächen, wie z.B. Schubladengriffe: Hier ist ein direkter Kontakt mit Personal und Patient:innen zu verzeichnen → Im Rahmen der Einsatznachbereitung müssen diese Flächen einer Wischdesinfektion unterzogen werden
Verunreinigte Flächen, wie z.B. der Boden des Fahrzeugs: Hier liegen häufig Verunreinigungen in Form von z.B. Blut oder Sekreten vor → Sofortige Wischdesinfektion durchführen
Das Fahrzeug muss nach jedem Einsatz wischdesinfiziert werden, um eine Keimverschleppung zu verhindern und das Infektionsrisiko für nachfolgende Patient:innen sowie das Personal zu minimieren. Dazu gehören Arbeitsflächen, die Trage und der Fußboden. Im Hygieneplan ist nachzulesen, was mit welchem Desinfektionsmittel zu desinfizieren ist und wie lange die Einwirkzeit sein muss.
Merke
Manchmal haben Patient:innen hochgradig ansteckende Infektionskrankheiten. Nach dem Transport mit diesen Patient:innen ist eine Innenraumdesinfektion indiziert, welche heutzutage häufig durch eine Verneblung von Wasserstoffperoxid durchgeführt wird.
Aufbereitung des Fahrzeugs:
Das Fahrzeug sollte nicht nur nach jedem Einsatz desinfiziert und gereinigt werden. Mindestens einmal wöchentlich sollte auch eine Gesamtreinigung des Fahrzeugs durchgeführt werden. Bei der Gesamtreinigung werden zusätzlich zu den Arbeitsflächen, der Trage und dem Fußboden alle Innenflächen, die medizinischen Geräte und das Inventar gereinigt.
Bei der Reinigung des Inventars kann dann direkt geprüft werden, ob:
Dinge ersetzt werden müssen, nachdem sie gebraucht wurden, damit das Material wieder vollständig ist → Sollte auch nach jedem Einsatz erfolgen
Verpackungen von sterilen Artikeln beschädigt sind und ausgetauscht werden müssen
Artikel abgelaufen sind
Die Lagertemperatur stimmt
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Abfallentsorgung
Im Einsatz fallen jederzeit unterschiedliche Abfälle an, die eine korrekte und sichere Entsorgung erfordern.
Es findet eine Unterteilung in vier Kategorien statt:
Kategorie
Merkmale
Gefährliche Abfälle (infektiöser Abfall)
Abfall mit besonderen Anforderungen, der drei Voraussetzungen erfüllt
Er stammt von Patient:innen mit einer Infektionskrankheit
Er ist kontaminiert
Es liegt eine Übertragungswahrscheinlichkeit vor
Muss gemäß hygienischer und gesetzlicher Vorgaben in speziellen Behältnissen gesammelt und entsorgt werden:
Am Ort des Anfallens
Behältnisse: reißfest, feuchtigkeitsbeständig und dicht
Kennzeichnung mit Biohazard-Symbol
Kontamination der Außenseite vermeiden
Gebrauchte spitze und scharfe medizinische Instrumente
Unmittelbar nach Gebrauch in Kanülenabwurfbehälter entsorgen
Eigenschaften des Abwurfbehälters:
Fest verschließbar
Gibt den Inhalt bei z.B. Fall nicht frei
Durchdringfest
Eindeutig als Abwurfbehälter erkennbar
Gefüllte Kanülenabwurfbehälter können verschlossen über den normalen Hausmüll entsorgt werden, sofern keine anderslautenden kommunalen oder gesetzlichen Regelungen bestehen
Haushaltsabfälle
Ähnliche Zusammensetzung wie der Abfall eines Mehrfamilienhauses, z.B. Verpackungsmaterial, Bioabfälle
Entsorgung über die Abfalltonnen des örtlichen Entsorgungsunternehmens
Sonstige Abfälle aus der Patientenversorgung
Abfälle, die keiner der anderen Kategorien zugeordnet werden können, aber an deren Entsorgung spezielle Anforderungen gestellt werden:
Mit Blut, Sekreten oder Exkreten behaftete Abfälle, z.B. Wundverbände: Entsorgung in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnissen
Körperteile und Organe, inkl. Blutbeutel und -konserven: Getrennte Entsorgung vom restlichen Abfall und gesonderte Beseitigung (zugelassene Verbrennungsanlage)
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Prüfungswissen
Grundlagen:
Hygiene: Gesamtheit aller Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionserkrankungen und Bekämpfung pathogener Erreger
Infektionsprophylaxe: Umfasst Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Ansteckung und Erkrankung
Hygienemaßnahmen:
Reinigung: Mechanische Entfernung von Verunreinigungen und Keimen (Keimzahlreduktion um 50–80%) → Voraussetzung für Desinfektion
Desinfektion: Abtötung von Keimen (Reduktion um bis zu 99,9%), z.B. Hände-, Haut-, Raum- und Flächendesinfektion
Sterilisation: Vollständige Abtötung von Keimen (100%), z.B. durch Dampf- oder Gassterilisation
Hygieneplan im Rettungsdienst (§36 IfSG)
Verpflichtend zur Infektionsprävention, besonders wegen wechselnder Patient:innen und unkontrollierter Umgebungen
Enthält u.a.:
Regelungen zum Umgang mit Erregern
Verantwortlichkeiten und Risikobewertungen
Standardhygieneanweisungen und Desinfektionspläne
Arbeitsschutzanweisungen
Erstellung sollte von geschultem Personal (Hygienebeauftragte/Desinfektor:innen) übernommen werden
Infektionsschutzgesetz (IfSG):
Regelt Maßnahmen zur Eindämmung ansteckender Krankheiten
Meldepflicht an das Gesundheitsamt:
§6 IfSG: Verdacht auf Infektionskrankheit
§7 IfSG: Nachweis bestimmter Krankheitserreger
§8 IfSG: Meldepflichtige Personen
Rettungsdienst muss melden, wenn Patient:innen nicht in eine ärztlich geleitete Einrichtung gebracht werden (zur Verhinderung unkontrollierter Verbreitung)
Behördliche Maßnahmen:
§18 IfSG: Desinfektion und Bekämpfung von Gesundheitsschädlingen (z.B. Krätzmilben, Kopfläuse)
Prävention nosokomialer Infektionen:
§23 IfSG: Erstellung eines Hygieneplans
Absonderung von Patient:innen:
§30 IfSG: Abhängig von der Inkubationszeit
Isolierung bei nachgewiesener Infektion
Quarantäne bei Infektionsverdacht (z.B. Kontaktpersonen)
Händehygiene
Eigenhygiene
5 Momente der Händedesinfektion
Vor Patient:innenkontakt: Schutz der Patient:innen vor übertragbaren Erregern
Vor aseptischer Tätigkeit: Vermeidung von Kontamination bei sterilen Eingriffen
Nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten: Schutz vor infektiösen Flüssigkeiten
Nach Patient:innenkontakt: Verhinderung der Weiterverbreitung von Erregern
Nach Kontakt mit der Patient:innenumgebung: Reduktion der Erregerübertragung
Weitere Indikationen für Händehygiene
Vor Kontakt mit Lebensmitteln/Arzneimitteln
Vor Arbeitsbeginn, invasiven Eingriffen, Verwendung von Handschuhen
Durchführung der Händedesinfektion
Mindestens 3 ml Desinfektionsmittel, Einwirkzeit beachten
Fahrzeug nach jedem Einsatz wischdesinfizieren (Arbeitsflächen, Trage, Fußboden)
Innenraumdesinfektion (z.B. mit Wasserstoffperoxid-Verneblung) bei hochgradig ansteckenden Infektionskrankheiten
Aufbereitung des Fahrzeugs
Wöchentliche Gesamtreinigung aller Innenflächen, medizinischen Geräte und Inventar
Überprüfung des Inventars:
Materialbestand auffüllen nach jedem Einsatz
Beschädigte sterile Verpackungen austauschen
Abgelaufene Artikel entfernen
Lagertemperatur der Materialien kontrollieren
Abfallentsorgung:
Kategorie
Merkmale
Gefährliche Abfälle (infektiöser Abfall)
Abfall mit besonderen Anforderungen, der drei Voraussetzungen erfüllt
Er stammt von Patient:innen mit einer Infektionskrankheit
Er ist kontaminiert
Es liegt eine Übertragungswahrscheinlichkeit vor
Muss gemäß hygienischer und gesetzlicher Vorgaben in speziellen Behältnissen gesammelt und entsorgt werden:
Am Ort des Anfallens
Behältnisse: reißfest, feuchtigkeitsbeständig und dicht
Kennzeichnung mit Biohazard-Symbol
Kontamination der Außenseite vermeiden
Gebrauchte spitze und scharfe medizinische Instrumente
Unmittelbar nach Gebrauch in Kanülenabwurfbehälter entsorgen
Eigenschaften des Abwurfbehälters:
Fest verschließbar
Gibt den Inhalt bei z.B. Fall nicht frei
Durchdringfest
Eindeutig als Abwurfbehälter erkennbar
Gefüllte Kanülenabwurfbehälter können verschlossen über den normalen Hausmüll entsorgt werden, sofern keine anderslautenden kommunalen oder gesetzlichen Regelungen bestehen
Haushaltsabfälle
Ähnliche Zusammensetzung wie der Abfall eines Mehrfamilienhauses, z.B. Verpackungsmaterial, Bioabfälle
Entsorgung über die Abfalltonnen des örtlichen Entsorgungsunternehmens
Sonstige Abfälle aus der Patientenversorgung
Abfälle, die keiner der anderen Kategorien zugeordnet werden können, aber an deren Entsorgung spezielle Anforderungen gestellt werden:
Mit Blut, Sekreten oder Exkreten behaftete Abfälle, z.B. Wundverbände: Entsorgung in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnissen
Körperteile und Organe, inkl. Blutbeutel und -konserven: Getrennte Entsorgung vom restlichen Abfall und gesonderte Beseitigung (zugelassene Verbrennungsanlage)
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