Zusammenfassung
Die hygienische Händedesinfektion ist die effektivste Maßnahme gegen die Übertragung von Krankheitserregern. Etwa 80 % der Infektionen werden über die Hände übertragen. Eine korrekte Durchführung unterbindet effektiv Infektionsketten. Sie bietet Schutz für Patient:innen und das medizinische Personal. Das Hauptziel ist die Vermeidung von Infektionen durch die gezielte Abtötung der transienten Hautflora sowie die Reduktion der Keimzahl der residenten Hautflora.
Indikationen
Das Konzept der 5 Momente der Händehygiene:
Das Konzept der "5 Moments for Hand Hygiene" wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt, um das Infektionsrisiko in Gesundheitseinrichtungen zu minimieren. Die fünf Momente sind spezifische Zeitpunkte, an denen eine Händedesinfektion durchgeführt werden muss, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Diese Momente umfassen:
- Vor Patientenkontakt: Schutz der Patient:innen vor Erregern, die durch das Pflegepersonal übertragen werden könnten
- Vor einer aseptischen Tätigkeit: Sicherstellung, dass keimfreie Verfahren nicht durch die Hände des Pflegepersonals kontaminiert werden
- Nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten: Schutz des Pflegepersonals und anderer Patient:innen vor möglicherweise infektiösen Flüssigkeiten
- Nach Patientenkontakt: Vermeidung der Weiterverbreitung von Erregern, die während der Pflege aufgenommen wurden
- Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung: Reduzierung der Erregerübertragung, auch wenn kein direkter Patientenkontakt stattfand
Weitere Indikationen:
- Vor jedem Kontakt mit Lebensmitteln oder Arzneimitteln
- Vor Beginn der Arbeit
- Vor und nach invasiven Eingriffen
- Vor und nach der Verwendung von Einmalhandschuhen
Kontraindikationen
- Allergie gegen das verwendete Desinfektionsmittel
InfoBei einer bekannten Allergie sollten allergikerfreundliche Desinfektionsmittel genutzt werden, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden. Solche Mittel enthalten oft keine Duftstoffe oder potenziell irritierende Konservierungsmittel, wie z. B. Parabene.
Material
- Händedesinfektionsmittel
Durchführung
- Entnehme bei der Nutzung eines Desinfektionsmittelspenders zwei bis drei Hübe des Desinfektionsmittels
- Achte darauf, dass die Hände während der Desinfektion durchgehend flächig mit Desinfektionsmittel benetzt sind
- Schritte zur Verteilung:
- Handinnenflächen aneinander reiben
- Dabei auch die Handgelenke
einbeziehen - Handfläche einer Hand über den Handrücken der anderen bewegen, Finger dabei gespreizt
- Finger beider Hände verschränken und die Innenflächen aneinander reiben
- Außenseiten der Finger einer Hand über die Innenfläche der anderen streichen
- Daumen mit der anderen Hand umschließen und kreisend reiben
- Fingerkuppen einer Hand in die Handinnenfläche der anderen drücken und reiben
- Wiederhole jeden Schritt fünfmal
- Bei den klassischen Herstellern beträgt die empfohlene Einwirkzeit mindestens 30 Sekunden, um eine optimale Desinfektion zu gewährleisten

Guido4, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons. Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Es wurde der Titel ins Deutsche übersetzt. Beim ersten Bild wurde die obere Hand zur Entnahme des Desinfektionsmittels ergänzt.
AchtungUm ein Keimreservoir zu vermeiden, sollten Schmuck und Nagellack vor der Desinfektion entfernt werden. Darüber hinaus fördern kurze und gepflegte Fingernägel die Reduktion von Keimen und erhöhen die Effektivität der Händedesinfektion.
AchtungDas Desinfektionsmittel muss auf trockene Haut angewendet werden. Bei feuchter Haut wird das Desinfektionsmittel verdünnt und die Wirksamkeit kann vermindert sein.
InfoHygienische vs. chirurgische Händedesinfektion
- Hygienische Händedesinfektion: Ziel ist die Reduktion der transienten Hautflora (vorübergehend vorhandene Mikroorganismen), um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Sie dauert etwa 30 Sekunden, wobei das Desinfektionsmittel gründlich verteilt
wird, bis die Hände trocken sind - Chirurgische Händedesinfektion
: Wird vor chirurgischen Eingriffen durchgeführt, um sowohl die transiente als auch die residente Hautflora (dauerhaft vorhandene Mikroorganismen) zu reduzieren. Die Einwirkzeit beträgt in der Regel 1,5 bis 3 Minuten, und die Desinfektion umfasst auch Unterarme bis zum Ellenbogen, um eine maximale Keimreduktion zu gewährleisten
Komplikationen
- Hautirritationen (z.B. Ekzeme)
- Kontaktallergien
Wichtige Hinweise
Hautpflege:
Die regelmäßige Anwendung von Desinfektionsmitteln kann bei vorgeschädigter Haut zu Reizungen führen. Deshalb ist eine regelmäßige Hautpflege wichtig.
- Verwende rückfettende Desinfektionsmittel: Sie enthalten pflegende Substanzen, die während der Desinfektion auf die Haut abgegeben werden und so die austrocknende Wirkung des Alkohols ausgleichen
- Verwende regelmäßig rückfettende Cremes, insbesondere nach der Arbeitsschicht
- Achte darauf, dass die Hautpflegeprodukte keine zusätzlichen Reizstoffe oder Duftstoffe enthalten, um Allergien zu vermeiden
- Pflegecreme immer nach gründlichem Händewaschen auftragen, da das Händewaschen die schützende Fettschicht der Haut entfernt
- Langes Tragen von Handschuhen sollte vermieden werden
Händewaschen vs. Händedesinfektion:
TippHändedesinfektion sollte bevorzugt angewendet werden, da sie effektiver ist als Händewaschen. Waschen der Hände ist nur bei sichtbarer Verschmutzung notwendig.
- Händewaschen: Entfernt sichtbaren Schmutz und reduziert die Keimzahl
- Besonders wichtig nach Verschmutzungen, vor dem Essen oder nach der Toilette, Kontakt mit Türklinken in der Öffentlichkeit und nach dem Kontakt mit Tieren oder Menschen
- Sollte nicht zu häufig durchgeführt werden, da sie die natürliche Hautbarriere schädigt und die Keimbelastung deutlich weniger reduziert als die Händedesinfektion
- Im Alltag in der Regel ausreichend
- Händedesinfektion: Tötet effektiv Krankheitserreger ab und ist insbesondere in medizinischen Einrichtungen unerlässlich, um Infektionen zu vermeiden

Pöllö, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
Quellen
- S2k-Leitlinie Händedesinfektion und Händehygiene, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH)
- S1-Leitlinie Anforderungen an Handschuhe zur Infektionsprophylaxe im Gesundheitswesen, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH)
- Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillinresistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und anderen medizinischen Einrichtungen, Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut