Zusammenfassung
Ein hypertensiver Notfall bezeichnet einen plötzlich stark ansteigenden Blutdruck, oft über 180/110 mmHg, der zu einer akuten Schädigung lebenswichtiger Organe führt und dadurch eine unmittelbare vitale Bedrohung darstellt.
Häufige Organschädigungen sind:
- ZNS: Hypertensive Enzephalopathie, Hirnblutung
, Krampfanfälle, Schlaganfall - Herz: Herzinsuffizienz
, ACS , Aortendissektion - Lunge
: Lungenödem - Niere: Akutes Nierenversagen
- Auge
: Papillenödem, retinale Blutungen
Klar abzugrenzen ist hiervon die hypertensive Entgleisung
In der präklinischen Versorgung sind eine sorgfältige Anamnese und eine umfassende körperliche Untersuchung entscheidend, um einen hypertensiven Notfall
Die Therapie besteht in erster Linie aus einer gezielten medikamentösen Blutdrucksenkung. Falls erforderlich, werden auch begleitende Symptome, wie etwa Dyspnoe
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Hypertensiver Notfall
Das Szenario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: Hypertensiver Notfall
- Ort: Privathaushalt, 1. Obergeschoss
- Alarmzeit: 04:22 Uhr
- Anrufer:in: Nachbarin
- Anzahl der Betroffenen: 1
- Zusatzinfo:
- Weiblich, 84 Jahre alt
- Klagt über starke Kopfschmerzen
und Brustschmerzen
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes sitzt die Patientin auf einem Sessel. Die Anruferin ist ebenfalls im Raum und betreut die Patientin.
Die Lage ist wie folgt:
- Die Patientin ist wach und ansprechbar
- Der Betroffene klagt über starke Kopfschmerzen
, Schwindel und Brustschmerzen - Die Symptomatik besteht seit gestern Abend
- Die Nachbarin berichtet, dass sich die Patientin sich vor ungefähr 30 Minuten telefonisch bei ihr meldete. Daraufhin hat sie den Notruf abgesetzt
- Es sind keine äußeren Verletzungen erkennbar

Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteinschätzung nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit einem hypertensiven Notfall
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Blutzuckermessung
x |
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|
A |
| Kein |
B |
| Kein |
C |
| Akutes |
D |
| Mittelbares |
E |
|
Kein |
AchtungDas hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Definition
Hypertensiver Notfall
DefinitionEin hypertensiver Notfall bezeichnet einen plötzlich stark ansteigenden Blutdruck, oft über 180/110 mmHg, der zu einer akuten Schädigung lebenswichtiger Organe führt und dadurch eine unmittelbare vitale Bedrohung darstellt.
AchtungDie absolute Höhe des Blutdrucks ist zweitrangig, sofern Hinweise auf eine akute Schädigung von Organen bestehen.
Hypertensive Entgleisung / Dringlichkeit
DefinitionEine plötzlich auftretende Blutdruckerhöhung, oft über 180/110 mmHg, ohne Hinweise auf Schädigungen von Endorganen wird als hypertensive Entgleisung
bezeichnet. Sie ist klar vom hypertensiven Notfall abzugrenzen, da keine akute Lebensgefahr besteht.
InfoDie Begriffe „hypertensive Krise
“ und „hypertensive Entgleisung “ gelten laut aktuellen Leitlinien wie dem Joint National Committee als veraltet, da sie nicht klar zwischen Notfall und Dringlichkeit unterscheiden. Heute wird zwischen einem hypertensiven Notfall und einer hypertensiven Dringlichkeit differenziert. In der Fachliteratur sind die beiden Begriffe jedoch weiter verbreitet.
Klassifikation Hypertonie
Klassifikation | Systolisch (mmHg) | Diastolisch (mmHg) |
Optimal | < 120 | < 80 |
Normal | 120 - 129 | 80 - 84 |
Hochnormal | 130 - 139 | 85 - 89 |
Hypertonie Grad 1 - mild | 140 - 159 | 90 - 99 |
Hypertonie Grad 2 - mäßig | 160 - 179 | 100 - 109 |
Hypertonie Grad 3 - schwer | > 180 | > 110 |
Ursachen
MerkeDie häufigste Ursache eines akuten Blutdruckanstiegs ist die Entgleisung einer vorbestehenden arteriellen Hypertonie
.
Häufig liegt vor der Entgleisung eine unzureichende Blutdruckkontrolle vor, meist infolge mangelnder Therapietreue bei der Einnahme antihypertensiver Medikamente. Auch das plötzliche Absetzen der Medikation kann zu einem Rebound-Phänomen
Weitere Ursachen sind:
- Schwere renale Hypertonie
- Stressbedingte vegetative Überreaktionen
- Drogeneinnahme, v.a. Amphetamine
- Alkoholentzug
- (Prä-) Eklampsie
- Endokrinologische Ursachen, z.B. primärer Hyperaldosteronismus oder Phäochromozytom
- Sekundäre Hypertonie
bei seltenen hormonellen Erkrankungen
Pathophysiologie
MerkeReminder: Physiologische Grundlagen
- Der Blutdruck ist abhängig von:
- Herzzeitvolumen (= HZV):
- Das Herzzeitvolumen wird bestimmt durch das Schlagvolumen (= SV) und die Herzfrequenz
(= HF) - Berechnung: HZV = SV x HF
- Total peripherer Widerstand (= TPR):
- Widerstand, gegen den das Herz das Blut pumpen muss
- Abhängig vom Gefäßdurchmesser (v.a. der Widerstandsgefäße)
- Die Aufrechterhaltung eines konstanten systemischen Blutdrucks ist essenziell zur Sicherstellung der Durchblutung lebenswichtiger Organe
- Hierzu stehen kurzfristige und langfristige Regulationsmechanismen zur Verfügung, die eine Anpassung an wechselnde Kreislaufanforderungen ermöglichen
- Autoregulation
: Organe, wie Gehirn, Niere und Herz, besitzen die Fähigkeit ihre Durchblutung konstant zu halten, obwohl der systemische Blutdruck schwankt (normalerweise im Bereich von ca. 60–160 mmHg mittlerer arterielle Druck (MAP)) Wichtige Mechanismen der systemischen Blutdruckregulation:
- Barorezeptoren
(Pressorezeptoren ):
- Lokalisation: A. carotis communis, Aortenbogen
- Regulieren den Blutdruck kurzfristig über das vegetative Nervensystem, indem sie auf Änderungen der Gefäßdehnung reagieren und die Aktivität von Sympathikus
und Parasympathikus anpassen
- Chemorezeptoren
:
- Lokalisation: A. carotis communis, Aortenbogen
- Wirken indirekt blutdrucksteigernd, indem sie bei Sauerstoffmangel oder Azidose den Sympathikus
aktivieren, was zu einer Erhöhung von Herzfrequenz und Gefäßtonus führt - Kreislaufzentrum:
- Lokalisation: Medulla oblongata
- Empfängt Signale von Baro- und Chemorezeptoren
, verarbeitet sie und steuert den Blutdruck über eine Anpassung der Herzaktivität und des Gefäßtonus durch das vegetative Nervensystem - Niere:
- Reguliert den Blutdruck langfristig durch Kontrolle von Blutvolumen, Elektrolythaushalt und hormonellen Systemen (V.a. RAAS
(=Renin-Angiotensin-Aldosteron -System)) - Anpassung der Ausscheidung von Natrium
und Wasser → direkte Beeinflussung des Blutdrucks
Pathophysiologische Veränderungen der chronischen Hypertonie
Zur besseren Verständlichkeit der Pathophysiologie eines hypertensiven Notfalls
Mechanismus / Struktur | Veränderungen bei chronischer Hypertonie | Bedeutung für den hypertensiven Notfall |
---|---|---|
Barorezeptoren | Desensibilisierung (Rezeptoren gewöhnen sich an dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte) | Fehlende Hemmung des Sympathikus |
Gefäßwände (Arteriolen | Lumenverengung, Verlust der Compliance | Verstärkte Vasokonstriktion, erhöhter Gefäßwiderstand |
Endothel | Dysfunktion, verminderte NO-Freisetzung | Gesteigerte Neigung zu Endothelschäden, Ödembildung und Mikrothrombosierung |
Herz (v. a. linker Ventrikel | Hypertrophie, verminderte diastolische Füllung | Höhere myokardiale O₂-Belastung, Ischämierisiko, Risiko des Lungenödems |
Niere | Aktiviertes RAAS | Verstärkte Reninfreisetzung → weiterer Blutdruckanstieg → Teufelskreis |
ZNS (Autoregulation | Verschiebung des Autoregulationsbereichs nach oben (höhere RR-Werte werden toleriert) | Akuter Druckabfall bei Notfalltherapie kann zu zerebraler Hypoperfusion führen |
Augen | Mikroangiopathie, Gefäßverengung, Blutungen | Risiko für akute Sehstörungen |
Gefäßsystem allgemein | Atherosklerose | Erhöhtes Risiko für Aneurysma, Aortendissektion |
Gerinnungssystem | Prokoagulatorisches Milieu (Endothelschäden, Entzündungsfaktoren) | Risiko für Mikrothromben, DIC-ähnliche Prozesse in hypertensiven Krisen |
Sympathikusaktivität | Chronisch erhöhtes Grundniveau | Geringere Reaktionsschwelle auf Stressoren → plötzliche überschießende Blutdruckkrisen |
Zentrale pathophysiologische Mechanismen im Detail
Versagen der Autoregulation :
- Organe wie Gehirn, Herz und Niere regulieren ihre Durchblutung normalerweise unabhängig vom Blutdruck (Autoregulation
) - Bei hohen RR-Werten (meist >180–200 mmHg systolisch) wird dieser Mechanismus überfordert → Hyperperfusion, Kapillarschädigung, Ödembildung, Blutungen
Sympathikusaktivierung:
- Massiver Blutdruckanstieg → Aktivierung des Sympathikus
→ Freisetzung von Noradrenalin - Generalisiert erhöhte Vasokonstriktion und peripherer Widerstand → RR↑
InfoWarum wird der Sympathikus
aktiviert, obwohl der Blutdruck schon massiv erhöht ist? Es klingt paradox und das ist es tatsächlich. Die Erklärung dafür ist jedoch physiologisch nachvollziehbar:
- Normalerweise hemmt ein hoher Blutdruck den Sympathikus
- Erhöhter RR → Erkennung durch Barorezeptoren
→ Sympathikus ↓ und Parasympathikus ↑ → Blutdruck sinkt Physiologische Hintergründe:
- Desensibilisierung von Barorezeptoren
:
- Bei chronischer Hypertonie
oder sehr schnellem Druckanstieg reagieren sie nicht mehr adäquat - Sie „gewöhnen“ sich an den hohen Druck → verminderte Signalweiterleitung
- Pathologische Trigger übersteuern den Reflex
:
- Stress, Schmerzen, Angst, Entzug, Phäochromozytom, zerebrale Ischämie
→ direkte Aktivierung Kreislaufzentrum → Sympathikusaktivierung, unabhängig von Barorezeptoren - Zerebrale Minderperfusionsreaktion:
- Bei schwerer zerebraler Hypoperfusion (z.B. durch fehlende Autoregulation
im Gehirn) - ZNS „interpretiert“ die Mangeldurchblutung als Hypotonie → ausgeprägte sympathische Gegenregulation, obwohl der Blutdruck bereits hoch ist
AchtungDurch den weiteren Blutdruckanstieg entsteht ein pathophysiologischer Teufelskreis, der die Situation zunehmend destabilisiert.
Endothelschädigung:
- Hoher Blutdruck + Vasokonstriktion → mechanische und funktionelle Schädigung des Endothels → erhöhte Gefäßpermeabilität → Ödeme
, Aktivierung von Entzündungs- und Gerinnungssystem → Gefahr von Mikrothrombosen, Ischämien, Organversagen
Aktivierung des RAAS :
- Durch renale Minderperfusion → Reninfreisetzung, Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron
-Systems: - Angiotensin II: Starke Vasokonstriktion
- Aldosteron
: Wasser- und Natriumretention
- Verstärkung der Hypertonie
Endorganschädigung
Die beschriebenen Mechanismen können zu einer kritischen Überlastung der Organdurchblutung führen und schließlich in folgenden, akuten Endorganschäden resultieren:
- ZNS: Hypertensive Enzephalopathie, Hirnblutung
, Krampfanfälle, Schlaganfall - Herz: Herzinsuffizienz
, ACS , Aortendissektion - Lunge
: Lungenödem - Niere: Akutes Nierenversagen
- Auge
: Papillenödem, retinale Blutungen
MerkeZusammenfassung: Die kritischen Probleme bei einem hypertensiven Notfall
- Versagen der Autoregulation
- Sympathikusaktivierung
- Endothelschäden
- Schädigung von Organen: ZNS, Herz, Lunge
, Niere, Augen
Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
AchtungAlarmsignale:
- Thoraxschmerz
- Dyspnoe
- EKG-Veränderungen (V.a. ST-Streckenveränderungen)
- Bewusstseinsstörungen
- Stärkste Kopfschmerzen
Die Symptomatik eines hypertensiven Notfalls
- Thoraxschmerzen und Palpitationen
→ bei Myokardinfarkt oder thorakaler Aortendissektion - Rückenschmerzen → bei Aortendissektion
- Dyspnoe
, Tachypnoe → bei Linksherzinsuffizienz oder kardialem Lungenödem - Schwindel, Kopfschmerzen
und Bewusstseinsstörungen → bei zerebraler Beteiligung - Nasenbluten
(Epistaxis ) → als mögliches Zeichen einer hypertensiven Enzephalopathie (unspezifisch, unsensitiv)
Generalisierte Zeichen
- Übelkeit
- Unwohlsein
- Unruhe
- Schwitzen
- Hochroter Kopf
Diagnostik
MerkeIn der präklinischen Versorgung sind eine sorgfältige Anamnese und eine umfassende körperliche Untersuchung entscheidend, um einen hypertensiven Notfall
zu erkennen. Ziel ist es, Hinweise auf akute Endorganschäden frühzeitig zu identifizieren und die mögliche Ursache des Blutdruckanstiegs zu erfassen.
Anamnese
Aktuelle Anamnese:
- S (Symptome): Je nach Endorganschädigung unterschiedlich
- Alarmsignale: Thoraxschmerz. Dyspnoe
, EKG-Veränderungen (vorallem ST-Streckenveränderungen), Bewusstseinsstörungen, stärkste Kopfschmerzen
- Alarmsignale: Thoraxschmerz. Dyspnoe
- A (Allergien, Infektionen)
- M (Medikation):
- Antihypertensiva
, z.B. ACE-Hemmer , Betablocker , Kalziumantagonisten - Akutmedikation vorhanden, z.B. Nifedipin
Phiole?
- Antihypertensiva
- P (Patientengeschichte): Kardiovaskuläre Vorerkrankungen, v.a. arterielle Hypertonie
? - L (Letzte …):
- Letzte Einnahme der Dauermedikation, wenn vorhanden
- Letzte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme
- Letzte RR-Werte
- E (Ereignis): z.B. Nichteinnahme der antihypertensiven Medikation, Stressreaktion
- R (Risiko): Herzinsuffizienz
, arterielle Hypertonie , Phäochromozytom, Alkohol- und Drogenabusus - S (Schwangerschaft): Mögliche Schwangerschaft bei Patientinnen → (Prä-)Eklampsie
TippNutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schema
zu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf einen hypertensiven Notfall abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
- Evtl. hochroter Kopf
- Bei ausgeprägten kardialen Lungenödem
→ ggf. Abhusten von schaumigen, blutigen Sputum - Ggf. Nasenbluten
- Ggf. Zeichen einer kardialen Dekompensation, z.B. Unterschenkelödeme
Palpation:
- Bestimmung der Rekapillarisierungszeit
- Oft kräftig tastbarer Puls
- Bei Aortendissektion
→ Pulsdefizit oder Blutdruckdifferenz möglich - Ggf. tachykarder oder bradykarder Puls
Perkussion:
- Der Perkussionsbefund sollte physiologisch ausfallen. Ist das nicht so, muss differenzialdiagnostisch gedacht werden
Auskultation:
- Häufig unauffällig, außer bei:
- Interstitiellem Lungenödem
: - Teils nur gering ausgeprägte oder unauffällige Befunde: feuchte Rasselgeräusche
- Teils nur gering ausgeprägte oder unauffällige Befunde: feuchte Rasselgeräusche
- Alveolärem Lungenödem
: - Grobblasige Rasselgeräusche
, je nach Ursache mit unterschiedlicher Lokalisation, in schweren Fällen auch ohne Stethoskop zu hören
- Grobblasige Rasselgeräusche
- Interstitiellem Lungenödem
AchtungDer Blutdruck sollte während der Diagnostik mehrfach an beiden Oberarmen gemessen werden. Eine Blutdruckdifferenz (>20 mmHg) oder eine Differenz der Pulsqualität kann ein wichtiger Hinweis auf eine Aortendissektion
sein.
Neurologische Untersuchung :
- Standardisierte neurologische Untersuchung
mittels BE-FAST Schema, insbesondere bei Vorliegen von Hinweisen auf zerebrales Ereignis
Vitalparameter:
- Atemfrequenz
: abhängig von der Endorganschädigung, initial eher erhöht - Sauerstoffsättigung
: abhängig von der Perfusion - Herzfrequenz
: abhängig von der Endorganschädigung, initial eher erhöht → im Verlauf Bradykardie , Herzrhythmusstörungen möglich - Blutdruck: Erhöht
TippTipps für die korrekte Blutdruckmessung
: 1. Patient:in sollte mindestens 5 Minuten ruhen: körperliche oder mentale Aktivität kann den Blutdruck steigern
2. Es sollte die richtige Manschettengröße gewählt werden und eine mögliche Umfangsdifferenz beider Arme beachtet werden: eine zu kleine Manschette führt zu falsch-hohen Blutdruckwerten und eine zu große Manschette führt zu falsch-niedrigen Blutdruckwerten
3. Die Messung sollte an beiden Armen erfolgen: es wird der höhere Blutdruckwert genommen (Blutdruckdifferenzen über 10 mmHg können aufgrund einer pAVK oder einer Stenose der A. subclavia
vorliegen) 4. "Weißkittelhypertonie": einige Patient:innen sind beim Erscheinen des Rettungsdienstes aufgeregt, daher kann es zu falsch-hohen Blutdruckmessungen
kommen 5. Es sollten zwei Messungen mit zeitlichem Abstand erfolgen: die Wahrscheinlichkeit eines falsch-erhöhten Blutdruckwertes wird somit reduziert
Für Informationen zur korrekten Blutdruckmessung
siehe Nicht-invasive Blutdruckmessung .
12-Kanal-EKG :
Ein 12-Kanal-EKG
- Ausschluss bzw. Erkennung eines akuten Koronarsyndrom (ACS
) - Hinweise auf eine Linksherzbelastung / Hypertrophie
- Ausschluss von Herzrhythmusstörungen
TippEin unauffälliges EKG schließt einen hypertensiven Notfall
nicht aus, kann aber helfen, die zugrunde liegende Organschädigung einzukreisen.
Therapie
MerkeDie Therapie besteht in erster Linie in der gezielten medikamentösen Blutdrucksenkung sowie, falls erforderlich, in der Behandlung begleitender Symptome, wie etwa Dyspnoe
. Ziel der notfallmäßigen Therapie ist eine kontrollierte Blutdruckreduktion, nicht die sofortige Normalisierung des Blutdrucks.
Allgemeine Maßnahmen
- Anlage eines peripher venösen Zugangs
- Sauerstoffgabe
, Ziel SpO2: 92–96 % - Oberkörperhochlagerung
- Monitoring (RR, SpO2, EKG)
Spezifische Maßnahmen nach Krankheitsbild
MerkeBeachtet die lokalen Gegebenheiten!
Verdachtsdiagnose | Zielwerte | Therapie |
---|---|---|
Akutes Aortensyndrom |
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ACS |
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Akutes hypertensives Lungenödem |
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(Prä-) Eklampsie |
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Hypertensive Enzephalopathie |
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Schlaganfall |
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TippNach der Gabe von Medikamenten sollte der Blutdruck nach 3–5 Minuten erneut kontrolliert werden. Bei ausbleibender Wirkung sollte eine Dosisanpassung erfolgen oder eine Therapieeskalation in Erwägung gezogen werden.
InfoDie sublinguale Anwendung von Glyceroltrinitrat
im Rahmen eines hypertensiven Notfalls ohne eine kardiale Symptomatik oder ohne ein kardiales Lungenödem erfolgt außerhalb der zugelassenen Indikation (Off-Label-Use).
AchtungBei Vorliegen einer akuten Linksherzinsuffizienz
oder Aortendissektion als Endorganschaden muss der Blutdruck rasch und gezielt gesenkt werden.
MerkeBei einer hypertensiven Enzephalopathie sowie bei Retino- oder Nephropathie kann eine zu schnelle Blutdrucksenkung zu irreversiblen ischämischen Komplikationen führen. Daher sollte der Blutdruck langsam und kontrolliert über 60 bis 90 Minuten um etwa 15–25 % des Ausgangswerts gesenkt werden.
Weitere Maßnahmen
Darüber hinaus ist eine kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter entscheidend, um auf Veränderungen des Zustands der Patient:innen schnell reagieren zu können. Die Kommunikation zwischen Rettungsdienst und der aufnehmenden Klinik ist ebenfalls von großer Bedeutung, um eine optimale Weiterbehandlung zu gewährleisten.
- Ggf. supportive Maßnahmen:
- Blutstillung bei Nasenbluten
- Antiemetische Therapie
- Blutstillung bei Nasenbluten
Lagerung:
Es ist ebenfalls immer wichtig, die Lagerung adäquat anzupassen. In diesem Fall empfiehlt sich die Oberkörperhochlagerung.
TippLagerung situationsgerecht anpassen
- Hypertensiver Notfall
+ Nasenbluten → Oberkörperhochlagerung, Kopf leicht nach vorne geneigt - Verdacht auf Schlaganfall
→ Oberkörperhochlagerung und Kopf in Mittelposition
Besondere Situationen
InfoZu den besonderen Situationen im Rahmen eines hypertensiven Notfalls
zählen sämtliche möglichen Endorganschädigungen wie ein akutes Koronarsyndrom (ACS ), eine Aortendissektion oder ein akutes Lungenödem. Das konkrete therapeutische Vorgehen in diesen Fällen richtet sich nach der zugrunde liegenden Organmanifestation und ist jeweils in den entsprechenden Fachartikeln ausführlich beschrieben.
Hypertensive Entgleisung / Dringlichkeit
Auch wenn keine akute Notfallsituation im engeren Sinne vorliegt, wird der Rettungsdienst häufig zu hypertensiven Entgleisungen
Allgemeine Einschätzung:
- Keine akuten Symptome einer Endorganschädigung (z.B. neurologisch, kardial, renal, pulmonal)
- Patient:in ist kreislaufstabil und orientiert
- Kein Hinweis auf hypertensiven Notfall
→ keine zwingende Notaufnahmeindikation
AchtungBefunde für zwingenden Transport durch den Rettungsdienst:
- Junge Patient:innen unter 40 Jahren mit arterieller Hypertonie
Grad 2 (Blutdruck 160-179/100-109) oder höher, um eine sekundäre Ursache auszuschließen - Patient:innen mit therapieresistenter Hypertonie
, also unzureichender Blutdruckkontrolle trotz Einnahme von mindestens drei antihypertensiven Medikamenten (einschließlich Diuretikum) - Patient:innen mit plötzlich einsetzender Hypertonie
, bei zuvor normalen Blutdruckwerten - Patient:innen mit hypertoniebedingten Organschäden
- Weitere klinische Konstellationen, in denen nach Einschätzung des Teams eine spezialisierte Evaluation sinnvoll erscheint
Therapieoption in der Präklinik:
- Orale antihypertensive Therapie möglich:
- Ggf. Aufforderung zur Einnahme der noch nicht eingenommenen Bedarfsmedikation → keine eigene Medikation oder Dosierung empfehlen!
- Nach Rücksprache mit einem Arzt (Tele-NA, Hausarzt oder Bereitschaftsarzt) kann vor Ort, durch den Rettungsdienst, die orale antihypertensive Therapie erfolgen
- Nur bei stabilen, kooperativen Patient:innen
- Medikamentengabe nur bei sicherer Einnahmehistorie und bekannter Verträglichkeit
Abstimmung und Nachsorge:
- Ggf. telefonische Rücksprache mit dem Hausarzt oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117)
- Vereinbarung einer kurzfristigen ärztlichen Kontrolle (innerhalb von 24–48 h)
- Aufklärung der erkrankten Person über Warnzeichen (z.B. Brustschmerz, Atemnot, neurologische Symptome)
MerkePraktisches Vorgehen bei hypertensiver Entgleisung
/ Dringlichkeit
- Keine überstürzte RR-Senkung!
- Ziel ist eine langsame, kontrollierte Blutdruckreduktion
- Keine intravenöse Medikation ohne klare Indikation oder Vorliegen eines hypertensiven Notfalls
AchtungDie Entscheidung, die Patientin oder den Patienten ambulant zu behandeln bzw. vor Ort zu belassen, erfolgt in Eigenverantwortung und auf eigenes Risiko. Dabei sind stets die lokalen Vorgaben und rettungsdienstlichen Handlungsempfehlungen zu beachten. Eine sorgfältige Abwägung des klinischen Zustands, der Begleitumstände sowie der Nachsorgemöglichkeiten ist unerlässlich.
Weitere Therapie im klinischen Setting
Versorgung in der Notaufnahme
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
AchtungDa die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Versorgung im Schockraum :
InfoAnmeldekriterien für eine Schockraum
-Alarmierung Ob die Klinik zur Vorbereitung des Schockraums
kontaktiert werden muss, hat mit vielen Faktoren zu tun. Die Alarmierung eines Schockraums
hängt ab von:
- Der Art der Verletzung, falls vorhanden
- Den bereits getroffenen Maßnahmen
- Dem vorliegenden Unfallmechanismus
- Verschiedenen möglichen Befunden (z.B. Schockindex
> 0,9, positiver eFAST, etc.)
Aufgrund der Schädigung lebenswichtiger Organe bei einem hypertensiven Notfall, kann eine Schockraum
Labordiagnostik:
- Blutbild
: - Kontrolle der Elektrolyte
- Myokardiale Nekrosemarker erheben:
- CK
(Kreatinkinase ) - CK
-MB (muscle brain type CK ) - Troponin T
- CK
- Nierenstatus
- Gerinnungsstatus
- Blutgasanalyse
(BGA ) - Urinanalyse
- Evtl. Schwangerschaftstest
Mögliche diagnostische Untersuchungen:
- Kraniales CT
(cCT): - Bei bewusstseinsgestörten Patient:innen und bei Verdacht auf einen zerebralen Endorganschaden sollte unverzüglich eine cCT-Untersuchung zur weiteren Abklärung durchgeführt werden
- CT
oder MRT: - Bei klinischem Verdacht auf eine thorakale oder abdominelle Aortendissektion
ist eine schnelle CT -Angiografie des Thorax bzw. Abdomens erforderlich. Alternativ kann, je nach Verfügbarkeit und Stabilität der erkrankten Person, auch eine MRT durchgeführt werden
- Bei klinischem Verdacht auf eine thorakale oder abdominelle Aortendissektion
- Echokardiografie
: - Bei kardialer Symptomatik, Verdacht auf eine Linksherzinsuffizienz
oder mögliche Aortendissektion ist eine Echokardiografie unerlässlich, um kardiale Ursachen und Funktion rasch zu beurteilen
- Bei kardialer Symptomatik, Verdacht auf eine Linksherzinsuffizienz
- Röntgen-Thorax
: - Bestehen Hinweise auf ein Lungenödem
oder eine kardiale Dekompensation , sollte eine Thoraxaufnahme durchgeführt werden, um Stauungszeichen und Flüssigkeit sichtbar zu machen
- Bestehen Hinweise auf ein Lungenödem
- Abdomensonografie:
- Bei Hinweisen auf renovaskuläre Hypertonie
oder klinischem Verdacht auf eine abdominelle Aortendissektion ist eine Sonografie des Abdomens ein schnell verfügbares und nicht-invasives Verfahren
- Bei Hinweisen auf renovaskuläre Hypertonie
- Funduskopie (Augenhintergrundspiegelung):
- Im Rahmen eines hypertensiven Notfalls
sollte der Augenhintergrund inspiziert werden, um Papillenödeme oder Einblutungen als Zeichen einer hypertensiven Enzephalopathie frühzeitig zu erkennen
- Im Rahmen eines hypertensiven Notfalls
- 12-Kanal-EKG
: - Es kann wichtige Hinweise auf eine myokardiale Ischämie oder eine Aortendissektion
liefern
- Es kann wichtige Hinweise auf eine myokardiale Ischämie oder eine Aortendissektion
Weitere Versorgung in der Klinik
Herzkatheteruntersuchung :
Zeigen sich im EKG
Lysetherapie / Interventionelle Thrombektomie:
Bei einem akuten ischämischen Schlaganfall kann eine Lysetherapie oder eine mechanische Thrombektomie
Hämodialyse / Hämofiltration :
Bei einem akuten Nierenversagen sollte frühzeitig die Möglichkeit einer extrakorporalen Nierenersatztherapie (z.B. Hämodialyse
Operative Versorgung:
- Bei akuter Aortendissektion
ist eine unverzügliche chirurgische Intervention erforderlich. Die Indikationsstellung erfolgt in Absprache mit einer Herz-Thorax - oder Gefäßchirurgie - Liegt eine intrazerebrale Blutung
(ICB ) mit Zeichen einer Hirndrucksteigerung oder Einklemmung vor, muss sofort eine neurochirurgische Beurteilung erfolgen → eine operative Entlastung kann indiziert sein
Maßnahmen auf der Station
- Patient:innen mit einem hypertensiven Notfall
müssen ab dem Zeitpunkt der Aufnahme engmaschig überwacht werden. Abhängig von der klinischen Symptomatik und der zugrunde liegenden Ursache kann eine Verlegung auf eine Intensivstation erforderlich sein - Nach erfolgreicher Blutdrucksenkung und Behandlung eventueller Endorganschäden sollte die weitere Therapie, Blutdruckeinstellung und Überwachung individuell an den klinischen Zustand der erkrankten Person angepasst werden
Prävention und Nachsorge
- Optimierung der antihypertensiven Medikation (ggf. Umstellung oder Kombinationstherapie)
- Förderung der Medikamentenadhärenz (Aufklärung, vereinfachte Einnahmeregime)
- Regelmäßige Blutdruckselbstmessung und Schulung der Patient:innen
- Lebensstilberatung:
- Gewichtsreduktion
- Salz- und Alkoholkarenz
- Rauchstopp
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Engmaschige hausärztliche oder fachärztliche Nachsorge
Transport
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall. Das Zielkrankenhaus sollte mindestens über eine internistische Abteilung mit der Möglichkeit der intensivmedizinischen Überwachung verfügen und eine Notaufnahme mit einem Schockraum vorweisen.
Je nach Art der vorliegenden Endorganschädigung muss das Krankenhaus über folgende Fachabteilungen verfügen:
- Akutes Aortensyndrom → Herz- und Thoraxchirurgie, ggf. Gefäßchirurgie
- ACS
→ Möglichkeit der Herzkatheteruntersuchung durch die Kardiologie - (Prä-) Eklampsie → Geburtshilfliche Fachabteilung (Gynäkologie und Geburtshilfe)
- Hypertensive Enzephalopathie / Schlaganfall → Neurologie mit Stroke Unit, ggf. Möglichkeit der Thrombektomie
MerkeZusammenfassung Transport
- Zielkrankenhaus: Internistische Abteilung + Möglichkeit zur intensivmedizinischen Überwachung
- Spezielle Fachabteilung je nach Endorganschädigung beachten
- Überwachung der Vitalparameter und angepasste Lagerung
Prüfungswissen
Definition:
DefinitionHypertensiver Notfall
Ein hypertensiver Notfall bezeichnet einen plötzlich stark ansteigenden Blutdruck, oft über 180/110 mmHg, der zu einer akuten Schädigung lebenswichtiger Organe führt und dadurch eine unmittelbare vitale Bedrohung darstellt.
DefinitionHypertensive Entgleisung
/ Dringlichkeit Eine plötzlich auftretende Blutdruckerhöhung, oft über 180/110 mmHg, ohne Hinweise auf Schädigungen von Endorganen wird als hypertensive Entgleisung
bezeichnet. Sie ist klar vom hypertensiven Notfall abzugrenzen, da keine akute Lebensgefahr besteht.
Ursachen:
- Häufigste Ursache: Entgleisung bestehender arterieller Hypertonie
- Weitere Ursachen sind:
- Schwere renale Hypertonie
- Stressbedingte vegetative Überreaktionen
- Drogeneinnahme, v.a. Amphetamine
- Alkoholentzug
- (Prä-) Eklampsie
- Endokrinologische Ursachen, z.B. primärer Hyperaldosteronismus oder Phäochromozytom
- Sekundäre Hypertonie
bei seltenen hormonellen Erkrankungen
- Schwere renale Hypertonie
Pathophysiologie:
- Strukturelle Veränderungen aufgrund chronischer arterieller Hypertonie
- Versagen der Autoregulation
- Sympathikusaktivierung
- RAAS
-Aktivierung - Endothelschädigung
→ Endorganschädigung, z.B. ACS
Klinischer Eindruck:
- Je nach Ausmaß und Lokalisation variable Symptomatik
AchtungAlarmsignale:
- Thoraxschmerz
- Dyspnoe
- EKG-Veränderungen (va. ST-Streckenveränderungen)
- Bewusstseinsstörungen
- Stärkste Kopfschmerzen
Diagnostik:
- Hinweise auf Endorganschädigung frühzeitig erkennen
- Gezielte Anamnese, um Ursache des Blutdruckanstiegs zu identifizieren
- Körperliche Untersuchung
- 12-Kanal-EKG
- Neurologische Untersuchung
Therapie:
MerkeDie Therapie besteht in erster Linie in der gezielten medikamentösen Blutdrucksenkung sowie, falls erforderlich, in der Behandlung begleitender Symptome, wie etwa Dyspnoe
. Ziel der notfallmäßigen Therapie ist eine kontrollierte Blutdruckreduktion, nicht die sofortige Normalisierung des Blutdrucks.
- Mittel der 1. Wahl → Urapidil
- Bei kardialer Symptomatik oder Lungenödem
→ Glyceroltrinitrat - RR-Zielwerte beachten
Besondere Situationen:
- Spezialisierte Therapie abhängig von der vorliegenden Endorganschädigung, z.B. ACS
- Hypertensive Entgleisung
/ Dringlichkeit → keine akute Notfallsituation - Ggf. ambulante Behandlung
- Kritische Befunde/Konstellationen für zwingenden Transport beachten
Weitere Therapie im klinischen Setting:
- Labordiagnostik
- Weitere Therapie, abhängig von der Endorganschädigung, beispielsweise:
- ACS
→ Herzkatheteruntersuchung - Nierenversagen → Hämodialyse
- ACS
- Kreislaufüberwachung und Normalisierung des Blutdrucks
- Prävention und Nachsorge
Transport:
Je nach Art der vorliegenden Endorganschädigung muss das Krankenhaus über folgende Fachabteilungen verfügen:
- Akutes Aortensyndrom → Herz- und Thoraxchirurgie, ggf. Gefäßchirurgie
- ACS
→ Möglichkeit der Herzkatheteruntersuchung durch die Kardiologie - (Prä-) Eklampsie → Geburtshilfliche Fachabteilung (Gynäkologie und Geburtshilfe)
- Hypertensive Enzephalopathie / Schlaganfall → Neurologie mit Stroke Unit, ggf. Möglichkeit der Thrombektomie
Quellen
S3-Leitlinie Nationale Versorgungs Leitlinie Hypertonie, NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF
S2k-Leitlinie Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft (HES): Diagnostik und Therapie, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
Handlungsempfehlungen bei hypertensivem Notfall – Von der Leitlinie in die rettungsdienstliche Praxis, retten! 2022; 11(01): 26 - 35
Hypertensiver Notfall, Referenz Notfallmedizin, 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.
Ambulante Versorgung im Rettungsdienst – Möglichkeiten und Grenzen, Notfallmedizin up2date 2021; 16(02): 151 - 172