Ein Inhalationstrauma bezeichnet die Schädigung der Atemwege durch das Einatmen von Rauchgasen, Reizgasen, Flüssigkeiten oder Verbrennungsprodukten, die bei Bränden oder chemischen Unfällen entstehen. Dabei können je nach Art, Dauer und Intensität der Exposition unterschiedliche Schädigungsmuster auftreten.
Die Auswirkungen betreffen in der Regel mehrere Ebenen der Atemwege: Obere Atemwege, untere Atemwege und Alveolen.
Die Pathophysiologie eines Inhalationstraumas beschreibt die schädlichen Wirkungen toxischer Substanzen, Hitze oder Partikel auf die Atemwege und die Lunge. Diese Verletzungen können in drei Hauptkategorien eingeteilt werden: thermische Schäden, chemische Schäden und systemische Effekte durch toxische Gase.
Je nach Schweregrad kann ein Inhalationstrauma zu Hypoxämie, Atemwegsobstruktion, Lungenödem oder sogar zum akuten Lungenversagen (ARDS) führen. Eine frühzeitige Diagnostik und Behandlung, einschließlich Atemwegssicherung und gegebenenfalls Antidotgabe, sind entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Inhalationstrauma etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Das Szenario
Einsatzmeldung:
Stichwort: Rauchgasintoxikation
Ort: Wohnung in einem Mehrfamilienhaus
Alarmzeit: 12:30 Uhr
Anrufer:in: Patientin selbst
Anzahl der Betroffenen: 1 Person
Zusatzinfo:
Patientin, 40 Jahre alt nach Wohnungsbrand
Starke Rauchentwicklung gemeldet
Patientin ist ansprechbar, klagt über Atemnot
Kombi-Einsatz: Polizei + Feuerwehr ebenfalls auf Anfahrt
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes kniet die Patientin auf dem Gehweg vor dem Nachbarhaus und wird durch eine Einsatzkraft, der bereits eingetroffenen Feuerwehr, betreut.
Die Lage ist wie folgt:
Die Patientin wirkt unruhig, ist wach und orientiert
Sie berichtet, dass sie versucht hat, den Brand in ihrer Küche selbst zu löschen, dabei jedoch Rauch eingeatmet hat
Seitdem klagt sie über Atemnot und ein Engegefühl im Hals
Die Patientin hat ihre Wohnung eigenständig verlassen
Dieses Bild wurde mit der KI-Software DALL·E (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit einem Inhalationstrauma aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers in diesem Fall hintangestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Palpation des Pulses an der A. radialis
Rhythmisch
Gut tastbar
Tachykard, 117/Minute
Blutdruck: 110/60 mmHg
Kein C-Problem
D
Wach, orientiert, ansprechbar
GCS 15
Öffnen der Augen: 4
Beste verbale Reaktion: 5
Beste motorische Reaktion: 6
Pupillenkontrolle:
Isokor
Mittelweit
Lichtreagibel
Kein D-Problem
E
Keine Verletzungen ersichtlich
Symptome:
Atemnot, geschwollene Atemwege mit Rußspuren
Inspiratorischer Stridor
Allergien / Infektionen: keine bekannt
Medikamente:
Weder Dauermedikation noch Akutmedikation eingenommen
Patientengeschichte: keine bekannten Vorerkrankungen
Letzte Mahlzeit: Frühstück um ca. 09:00 Uhr
Ereignis: Küchenbrand in der Wohnung
Risikofaktoren: keine
Kein E-Problem
Achtung
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Definiton
Ein Inhalationstrauma bezeichnet die Schädigung der Atemwege durch das Einatmen von Rauchgasen, Reizgasen, Flüssigkeiten oder Verbrennungsprodukten, die bei Bränden oder chemischen Unfällen entstehen. Dabei können je nach Art, Dauer und Intensität der Exposition unterschiedliche Schädigungsmuster auftreten.
Die Auswirkungen betreffen in der Regel mehrere Ebenen der Atemwege:
Obere Atemwege: Thermische Schäden wie Schleimhautverbrennungen, Schwellungen oder Nekrosen, die zu einer Verengung oder Obstruktion führen können
Untere Atemwege: Chemische Reizstoffe oder Rußpartikel verursachen Entzündungen, Bronchospasmen oder Schleimhautschäden
Alveolen: Eindringende toxische Substanzen wie Kohlenmonoxid oder Zyanide können die Sauerstoffaufnahme und den Gasaustausch massiv beeinträchtigen
Je nach Schweregrad kann ein Inhalationstrauma zu Hypoxämie, Atemwegsobstruktion, Lungenödem oder sogar zum akuten Lungenversagen (ARDS) führen.
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Ursachen
Die Ursache eines Inhalationstraumas ist das Einatmen von Rauchgasen oder Reizgasen, die unterschiedliche Schädigungen hervorrufen können, wie thermische Verletzungen, chemische Reizungen der Atemwege oder systemische Vergiftungen durch toxische Substanzen.
Zu den häufigsten Unfallmechanismen zählen:
Wohnungsbrände:
Einatmen von Rauchgasen, Rußpartikeln, Kohlenmonoxid und Zyaniden
Industrie- oder Chemieunfälle:
Exposition gegenüber Reiz- oder Giftstoffen wie Chlorgas, Ammoniak oder Nitrose Gasen
Explosionen:
Einatmen von überhitzten Gasen und Verbrennungsprodukten
Unfälle mit Chemikalien im Haushalt:
Einatmen von Reizgasen durch falsch gemischte Reinigungsmittel (z. B. Chlorprodukte)
Fahrzeugbrände:
Inhalation von Rauchgasen und toxischen Verbrennungsprodukten (z. B. Kunststoffdämpfe)
Schweiß- und Industriearbeiten ohne ausreichenden Schutz:
Einatmen von Metalloxiden oder toxischen Dämpfen
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Pathophysiologie
Merke
Die Pathophysiologie eines Inhalationstraumas beschreibt die schädlichen Wirkungen toxischer Substanzen, Hitze oder Partikel auf die Atemwege und die Lunge. Diese Verletzungen können in drei Hauptkategorien eingeteilt werden: thermische Schäden, chemische Schäden und systemische Effekte durch toxische Gase.
Thermische Schädigung durch direkte Hitzeeinwirkung:
Schleimhautschwellung (Ödem) → Obstruktion der oberen Atemwege
Entzündungsreaktion und Nekrose des Gewebes
Gefahr eines Laryngospasmus durch Reizung der Schleimhaut
Info
Schäden durch Hitze treten vor allem in den oberen Atemwegen auf, da heiße Luft dort abgekühlt wird, während heißer Wasserdampf bis in die unteren Atemwege vordringen kann.
Chemische Schädigung:
Direkte Schädigung der Bronchialschleimhaut und der Alveolen durch chemische Reaktionen
Bildung von toxischen Verbindungen (z. B. Säuren oder Basen) → Schädigung der Zellmembran
Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Zytokinen und Prostaglandinen → verstärkte Entzündungsreaktion
Systemische Effekte durch toxische Gase:
Kohlenstoffmonoxid:
Kohlenstoffmonoxid bindet mit hoher Affinität an Hämoglobin und verdrängt Sauerstoff → Hypoxie
Zyanid:
Hemmt die mitochondriale Atmung → metabolische Azidose und Zellschädigung
Auswirkungen:
Lunge
Systemische Reaktion
Einatmung von Ruß und Partikeln führt zu mechanischen Schäden und Blockade der unteren Atemwege
Toxisches Lungenödem durch kapillare Leckage infolge der Entzündungsreaktion
Gefahr einer akuten respiratorischen Insuffizienz (ARDS)
Verlust der Surfactant-Produktion (durch Schädigung der Pneumozyten Typ II) → Kollaps der Alveolen wird begünstigt
Freisetzung von Entzündungsmediatoren kann zu einem systemischen inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS) führen
Toxische Gase beeinträchtigten den Sauerstofftransport und die Zellatmung, z. B. durch Kohlenmonoxid oder Zyanid
Achtung
Besonderheiten bei Brandrauch
Brandrauch enthält eine Vielzahl von Reiz- und Giftstoffen, deren Zusammensetzung von Brandgut und Brandverlauf abhängt. Es entstehen kombinierte Schäden durch thermische, chemische und systemische Einflüsse.
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Die herkömmliche Pulsoxymetrieist für die Erkennung einer CO-Intoxikation ungeeignet, da sie nicht zwischen HbCO und sauerstoffgesättigtem HbO₂ unterscheiden kann. Dadurch wird eine falsch hohe Sauerstoffsättigung angezeigt.
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Diagnostik
Für weitere Informationen siehe auch Verbrennung (RD) → Diagnostik
Neben der standardisierten Anamnese ist eine explizite Anamnese zu dem Hergang und den genauen Umständen des Inhalationstraumas vonnöten. Dabei sind mehrere Parameter wichtig.
Die wichtigsten Parameter sind:
Ursache des Inhalationstraumas
Dauer der Exposition
Beteiligte Substanzen
Messung von CO, bzw. präklinische Blutgasanalyse, wenn möglich
Aktuelle Anamnese
S (Symptome): Dyspnoe, Tachypnoe, Husten, Heiserkeit, Stridor, Schwellung der Atemwege, ggf. Verbrennungen im Gesicht, Rußablagerungen in Gesicht und Atemwegen
Hinweise auf drohende Atemwegsverlegung? → Rußablagerung im Gesicht und in den Atemwegen, Stridor, Schwellung
Dauer der Exposition? → Je länger, desto wahrscheinlicher ist ein schwerer Verlauf
A (Allergien, Infektionen): bekannte Allergien oder Infektionen?
M (Medikation): Dauer- und Akutmedikation?
P (Patientengeschichte): Vorerkrankungen?
L (Letzte…): letzte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme?
E (Ereignis): Brände jeglicher Art, Explosionen, Chemieunfälle
R (Risiko): Pulmonale Vorerkrankungen?
S (Schwangerschaft): mögliche Schwangerschaft bei weiblichen Patientinnen
Tipp
Nutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata, wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schemazu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf ein Inhalationstrauma abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Körperliche Untersuchung
Inspektion:
Ggf. Verbrennungen im Gesicht
Husten
Rußablagerungen in Haaren, Gesicht und Atemwegen
Ggf. Schwellung der Atemwege
Reizung der Augenbindehäute
Auskultation:
Bei einigen thermischen Unfällen werden toxische Gase und Rauch produziert. Dabei gibt es verschiedene Gefahren, die kontrolliert werden sollten:
Kohlenstoffmonoxid (CO)
Entsteht bei unvollständiger Verbrennung
Ist geruchslos und wird initial nicht wahrgenommen
Zeigt hohe Affinität zum Hämoglobin und blockiert so die innere Atmung
Muss zielgerichtet in speziellen Zentren versorgt werden
Rauch und Ruß
Durch die mechanische Einwirkung auf die Atemwege entstehen Schäden am Gewebe und den gasaustauschenden Strukturen
Es kann zu Schwellung, Entzündung und Infektionen kommen, was beispielsweise zu Atemwegsobstruktionen führen kann
Auch ein toxisches Lungenödem durch die Einwirkung auf die tiefen Atemwege ist möglich und entwickelt sich oft erst mit zeitlichem Versatz
Eine ausführliche Auskultation ist wichtig, um eine Obstruktion oder ein beginnendes Lungenödem früh zu detektieren und entsprechend früh therapieren zu können
Vitalparameter:
SpO₂-Messung zur ersten Orientierung bezüglich der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff
Achtung
Ein guter SpO₂-Wert bedeutet nicht gleich eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff!
Da die Messung des SpO₂ mittels Infrarot-Sensoren nur die erfolgreiche Bindung eines Stoffes an das Hämoglobin misst und nicht differenziert, welcher Stoff gebunden ist, kann dieser Wert nicht uneingeschränkt als positiv bewertet werden.
CO hat eine vielfach höhere Bindungsaffinität an Hämoglobin als Sauerstoff. Da es sich dabei um ein geruchloses und unsichtbares Gas handelt, das bei unvollständigen Verbrennungen entsteht, kann es passieren, dass bei einer Person mit Verbrennungen ein hoher SpO₂-Wert bei unzureichender Sauerstoffversorgung auftritt.
Messung von CO, bzw. präklinische Blutgasanalyse, wenn möglich
Messung von Herzfrequenz und Blutdruck, um Aussagen über die generelle Kreislaufsituation treffen zu können
Messung der Körpertemperatur
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Therapie
Eigenschutz beachten
Gefahrenquelle identifizieren: Besteht eine Gefahr für die Rettungskräfte? (z. B. offenes Feuer, Rauch, Chemikalien)
Umgebung sichern: Einsatzstelle nur betreten, wenn keine akute Gefahr durch Feuer, einsturzgefährdete Gebäude oder toxische Substanzen besteht
Sicherheitsabstand: Abstand zur Gefahrenzone halten, bis die Situation als sicher eingestuft wurde
Merke
An die Gefahr von erhöhter Kohlenstoffmonoxid Konzentration denken! Wenn vorhanden, CO-Warngeräte tragen.
Ein CO-Warngeräte gibt bei überschreiten eines bestimmten CO-Wertes einen lauten Alarmton von sich, um Rettungsdienstpersonal zu warnen.
Konzentration Messgerät
Maßnahmen
> 30 ppm
Raum lüften
Person in belüfteten Bereich bringen
Maximale Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich: 15 Minuten
> 60 ppm
Schnellstmögliche Rettung der Patient:innen aus Gefahrenbereich
Maximale Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich: 5 Minuten
> 200 ppm
Sofortiges Verlassen des Gefahrenbereichs
Rettung durch die Feuerwehr abwarten
Basismaßnahmen
Sauerstoffgabe per Maske (10-15 l /Minute)
Patient:innen werden mit erhöhtem Oberkörper gelagert um die Atmung zu erleichtern. Außerdem wird hochdosiert Sauerstoff über eine Maske verabreicht.
Patient:innen mit erhöhtem Oberkörper lagern
Kreislaufmonitoring:
Erheben von Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Blutdruck
Spezifische Maßnahmen
Bei Dyspnoe und / oder Stridor→Inhalation von β2-Sympathomimetikum zum Beispiel Salbutamoloder Adrenalin
Ggf. Gabe von Glukokortikoiden zum Beispiel Prednisolon
Expertenmeinung: Keine standardisierte Gabe, kann bei Inhalation von Chlorgas erwogen werden
Bei Verdacht auf toxisches Lungenödem → Nichtinvasive Beatmung (CPAP-PS)
Bei bestehender oder drohender respiratorischer Insuffizienz → endotracheale Intubation
Angepasste Volumensubstitution je nach Kreislaufsituation
Bei Mischintoxikationen mit Brandrauch können spezielle Antidote zum Beispiel Hydroxycobalamin eingesetzt werden
Merke
Endotracheale Intubation
Bei Anzeichen eines Inhalationstraumas wie Verbrennungen im Gesicht, Verrußung von Nase und / oder Rachen, verkohlten Nasenhaaren oder einem inspiratorischen Stridor als Hinweis auf eine beginnende Atemwegsverlegung, sollte die Intubationsindikation großzügig gestellt werden. Eine Verzögerung der Atemwegssicherung kann die Intubation erheblich erschweren oder sogar unmöglich machen.
Gleichzeitig ist eine präklinische Atemwegssicherung an sich ein risikobehafteter Eingriff, der sorgfältig abgewogen werden muss. Dabei sollten die beginnende Atemwegsverlegung und der respiratorische Zustand der erkrankten Person gegen die verfügbaren Ressourcen, den Transportweg, die Kompetenzen des Teams und die eigenen Fähigkeiten abgewogen werden, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
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Besondere Situationen
Schwieriges Atemwegsmanagement
Bei einem Inhalationstrauma kommt den Atemwegen eine zentrale Bedeutung zu. Hitze oder Reizstoffe können schnell zu einer starken Schwellung der oberen Atemwege führen. Da ein solches Ödem oft dynamisch entsteht, ist an die frühzeitige Atemwegssicherung zu denken. Mit zunehmender Schwellung wird die Intubation immer schwieriger,
Man sollte stets auf schwierige Intubationsbedingungen vorbereitet sein und entsprechendes Equipment griffbereit halten. Brandverletzungen im Gesichts- und Halsbereich können durch Eiweißdegeneration zu Gewebekontrakturen führen, die die Beweglichkeit von Kopf und Hals erheblich einschränken.
Merke
Scheitert die endotracheale Intubation, kann eine Notfall-Koniotomie notwendig werden.
Koniotomie:
Bei der Koniotomie wird das Ligamentum cricothyreoideum medianum durchtrennt, um einen künstlichen Atemweg zu schaffen. Dies ist eine Notfallmaßnahme („Ultima Ratio“) bei akuter Erstickungsgefahr.
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Weitere Therapie im klinischen Setting
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
Achtung
Da die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Weitere Diagnostik
Bronchoskopie:
Bei Hinweisen auf ein Inhalationstrauma und pulmonale Einschränkungen wird eine fiberoptische Bronchoskopie durchgeführt, um die Schwere des Traumas anhand des endobronchialen Befundes zu beurteilen.
Grad 0 (kein Trauma)
Keine Anzeichen von Erythem oder Ödem
Keine Kohle- oder Rußspuren
Keine Obstruktion
Grad 1 (mildes Trauma)
Vereinzelte Bereiche mit Erythem
Kohleartige Spuren in proximalen und / oder distalen Bronchien
Grad 2 (moderates Trauma)
Deutliches Erythem und Rußspuren
Bronchorrhö mit / ohne Kompromittierung der Bronchien (einzeln oder kombiniert)
Grad 3 (schweres Trauma)
Schwere Inflammation mit Verletzung der Oberflächenstrukturen
Ausgiebige Rußspuren, Bronchorrhö
Bronchiale Obstruktion (einzeln oder kombiniert).
Grad 4 (massives Trauma)
Mukosale Verschorfung, Nekrosen
Endoluminale Obliteration (einzeln oder kombiniert)
Die Gradeinteilung des Inhalationstraumas (IHT) ermöglicht eine Schwereeinschätzung und liefert wichtige Hinweise für den weiteren klinischen Verlauf.
Figure out: Walker, P.F., Buehner, M.F., Wood, L.A. et al. Diagnosis and management of inhalation injury: an updated review. Crit Care19, 351 (2015). https://doi.org/10.1186/s13054-015-1077-4
Fiberoptische Bronchoskopie eines Patienten mit Inhalationstrauma.
Röntgen:
Obwohl die Röntgenaufnahme ein wertvolles Mittel zur Verlaufsbeobachtung ist, liefert sie in den ersten 24 Stunden häufig kein radiografisches Korrelat, um die Schwere des Inhalationstraumas genau zu bestimmen.
CT-Untersuchung:
Frühzeitiges Erkennen von parenchymatösen Veränderungen
Blutgasanalyse (BGA):
Die Blutgasanalyse (BGA) ist bei einem Inhalationstrauma essenziell, da sie wertvolle Informationen über den respiratorischen Zustand und den Gasaustausch liefert.
Erkennung einer Hypoxie
Bestimmung der arteriellen Sauerstoff- und Kohlendioxidwerte (PaO₂ und PaCO₂).
Nachweis einer Kohlenmonoxidvergiftung (COHb)
Bestimmung des Methämoglobins (HbMet)
Beurteilung der Schwere des Gasaustauschdefizits
Hinweis auf mögliche pulmonale Einschränkungen wie ein toxisches Lungenödem
Atemwegsmanagement
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO):
Bei inhalatorischen Verletzungen erfolgt eine fortlaufende Überwachung und bei Bedarf die Beatmung auf der Intensivstation.
Sollte ein Inhalationstrauma vorliegen und ein hoher CO-Wert gemessen werden, kann die Behandlung in einer Überdruckkammer notwendig sein. Initial kann eine Beatmung mit Überdruck oder eine Aufsättigung mit hoch dosierten Sauerstoff über eine Maske mit Reservoir-Beutel versucht werden, aber eine manifeste CO-Intoxikation kann nur einem speziellen Zentrum mit Überdruck versorgt werden.
Info
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)
Die Wirkung von hyperbarer Sauerstofftherapie sind vielfältig. Eine Indikation muss streng geprüft werden. Ist die Therapie jedoch notwendig, muss sie schnellstmöglich eingeleitet werden.
Indikationen: CO-Intoxikationen, Dekompressionskrankheit, verschiedene Wundheilungsstörungen
Wirkung:
Verdrängung von Giftstoffen (z. B. Kohlenmonoxid) aus lebenswichtigen, sauerstoffabhängigen Proteinen und Enzymen
Ödemreduktion
Verlängerung der Sauerstoffdiffusionsstrecke im Gewebe
Förderung der Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) in sauerstoffunterversorgten Körpergeweben
Tracheotomie:
Bei schweren Gesichtsverletzungen und Verbrennungen im Mund-Rachen-Raum ist eine Tracheotomie häufig unvermeidbar. Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist die Evakuierung von Sekret aus dem Bronchialsystem, da die mukosale Zilienschädigung zu einer vermehrten Sekretansammlung in den Atemwegen führt.
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Transport
Bei einem Inhalationstrauma ist der Transport in eine geeignete Klinik entscheidend, um lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern und Patient:innen die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen:
Auswahl der Zielklinik:
Priorität hat ein Zentrum mit Intensivstation und Erfahrung in der Behandlung von Inhalationstraumata
Bei Rauchgasvergiftung oder Verbrennungen → Transport in ein Zentrum für Verbrennungsmedizin
Bei Hinweisen auf eine CO-Vergiftung → Erwägung Transport in eine Klinik mit hyperbarer Sauerstofftherapie
Wichtige Maßnahmen während des Transports:
Sicherstellung und Überwachung der Atemwege
Sauerstoffgabe mit hoher Konzentration (100 %), um Kohlenmonoxid und andere Gase aus dem Blut zu verdrängen
Überwachung von Atmung, Kreislauf und Bewusstsein
Achtung
Atemwegsödeme können sich verzögert entwickeln. Bei spontan atmenden Patient:innen ist eine besonders gründliche Überwachung der Atemwege wichtig!
Der Transport sollte so schnell wie möglich erfolgen, wobei eine frühzeitige Kommunikation mit der Zielklinik essenziell ist, um die optimale Versorgung zu gewährleisten.
Je nach Verletzungsschwere und Gesamtsituation kann ein Transport mittels Rettungshubschrauber erwogen werden. Gründe dafür sind die Notwendigkeit eines schonenden Transports oder eine lange Wegstrecke (z. B. für die Verbringung zu einer hyperbaren Sauerstofftherapie oder in ein Verbrennungszentrum).
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Prüfungswissen
Zur Zusammenfassung hier die Hard Facts, die bei der Examensvorbereitung oder im Einsatz helfen können:
Definition:
Schädigung der Atemwege durch Rauchgase, Reizgase, Flüssigkeiten oder Verbrennungsprodukte (z. B. bei Bränden oder chemischen Unfällen). Die Auswirkungen betreffen in der Regel mehrere Ebenen der Atemwege:
Obere Atemwege
Untere Atemwege
Alveolen
Ursachen:
Wohnungsbrände
Industrie- oder Chemieunfälle
Explosionen
Unfälle mit Chemikalien im Haushalt
Fahrzeugbrände
Schweiß- und Industriearbeiten ohne ausreichenden Schutz
Pathophysiologie:
Thermische Schädigung durch direkte Hitzeeinwirkung → Obstruktion der oberen Atemwege
Chemische Schädigung → Entzündungsreaktion + Schädigung der Zellmembran
Systemische Effekte durch toxische Gase:
Kohlenstoffmonoxid bindet mit hoher Affinität an Hämoglobin und verdrängt Sauerstoff → Hypoxie
Zyanid hemmt die mitochondriale Atmung → metabolische Azidose und Zellschädigung
Symptome:
Obere Atemwege: Atemwegsobstruktion, Heiserkeit, inspiratorischer Stridor, Gefahr eines Laryngospasmus.
Systemische Symptome: Hypoxie, metabolische Azidose, Zeichen einer systemischen Entzündungsreaktion (SIRS)
Diagnostik:
Anamnese:
Ursache des Inhalationstraumas?
Dauer der Exposition?
Beteiligte Substanzen?
Auskultation
Messung von CO, bzw. präklinische Blutgasanalyse, wenn möglich
SpO₂-Messung zur ersten Orientierung bezüglich der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff
Messung von Herzfrequenz und Blutdruck, um Aussagen über die generelle Kreislaufsituation treffen zu können
Messung der Körpertemperatur
Therapie:
Sauerstoffgabe
Bei Lungenödem → Nichtinvasive Beatmung (CPAP, CPAP-PS)
Ggf. Endotracheale Intubation
Dyspnoe + Stridor→ Inhalation von β2-Sympathomimetikum oder Adrenalin
Ggf. Gabe von speziellen Antidoten
Transport:
Bei Rauchgasvergiftung oder Verbrennungen → Transport in ein Zentrum für Verbrennungsmedizin
Bei Hinweisen auf eine CO-Vergiftung → Erwägung Transport in eine Klinik mit hyperbarer Sauerstofftherapie
Wichtige Maßnahmen während des Transports:
Sicherstellung und Überwachung der Atemwege
Sauerstoffgabe mit hoher Konzentration (100 %), um Kohlenmonoxid und andere Gase aus dem Blut zu verdrängen
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