Zusammenfassung
Die Pharmakologie des Knochenstoffwechsels beschäftigt sich mit der Wirkung von Medikamenten auf den Aufbau und den Abbau von Knochengewebe. Der Knochenstoffwechsel ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren wie Mineralstoffen (Calcium
Vitamine und Hormone
Vitamin D
- Wirkstoffe
- Cholecalciferol (Vitamin D3)
- 1,25-Dihydroxycholecalciferol (Calcitriol/aktiviertes Vitamin D3)
- Physiologie
- Cholecalciferol wird zweimal hydroxyliert
- Leber: Cholecalciferol zu 25-Hydroxycholecalciferol
- Niere: 25-Hydroxycholecalciferol zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol (= Calcitriol) durch die 1α-Hydroxylase
- Cholecalciferol wird zweimal hydroxyliert
- Wirkung
- Darm und Niere: Steigerung der Calcium
- und Phosphatresorption - Knochen: Förderung der Mineralisierung
- Darm und Niere: Steigerung der Calcium
- Indikation
- Vitamin D3 und Calcium
: - Osteoporoseprophylaxe
- Rachitisprophylaxe bei Kindern <2 Jahren
- Osteomalazie
- Sekundärer Hyperparathyreoidismus
- Calcitriol-Gabe: bei renaler Osteopathie (aufgrund einer chronischen Niereninsuffizienz kann die 1α-Hydroxylase das Vitamin D3 nicht mehr aktivieren → Direkte Substitution des bereits aktivierten Vitamin D3/Calcitriols)
- Vitamin D3 und Calcium
- Nebenwirkungen:
- Hypercalcämie
- Nierenfunktionsstörungen (durch Hypercalcämie
in Kombination mit normwertigen oder erhöhten Phosphatspiegeln → ggf. Calcitriol-Pausierung und ggf. Hinzunahme eines Phosphatbinders bei reduzierter Nierenfunktion) - Überdosierung:
- Kalzifizierung von Organen (Nephrokalzinose, Blutgefäße, etc.)
- Hypercalcämie
Calcitonin
- Physiologie und Wirkung:
- Calcitonin
wird in den C-Zellen in der Schilddrüse gebildet - Wird bei erhöhten Calcium
-Spiegeln ausgeschüttet und senkt den Calciumspiegel ⟶ Hemmt die Osteoklastenaktivität und steigert die renale Calcium - und Phosphatausscheidung
- Calcitonin
- Indikationen
- Hypercalcämie
bei Malignomen - Morbus Paget
- Osteoporose (2. Wahl)
- Hypercalcämie
- Nebenwirkungen
- Übelkeit, Erbrechen, Hitzegefühl, Hypocalcämie
- Übelkeit, Erbrechen, Hitzegefühl, Hypocalcämie
- Kontraindikationen
- Hypocalcämie
- Hypocalcämie
Parathormon-Analoga
- Wirkstoff
- Teriparatid (Parathormon
-Analoga)
- Teriparatid (Parathormon
- Wirkung:
- Niere: steigert Calciumresorption und erhöht Phosphatausscheidung
- Indikationen
- Manifeste Osteoporose mit Frakturen
- Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko bei postmenopausalen Frauen
- Langzeit-Glukokortikoid-Therapie bei Osteoporose und erhöhtem Frakturrisiko
- Applikation
- Subkutane Applikation (täglich)
- Dauer: für maximal 24 Monate (in Tierversuchen wurde ein erhöhtes Risiko für Osteosarkome gezeigt)
- Nebenwirkungen
- Übelkeit, Gliederschmerzen, ggf. Anstieg der alkalischen Phosphatase
Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERM)
- Wirkstoff:
- Raloxifen (Selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren)
- Wirkung:
- Hemmt die Osteoklasten (antiresorptiv)
- Indikation:
- Mittel der 2. Wahl bei der Osteoporose-Therapie bei postmenopausalen Frauen
- Nebenwirkungen
- Erhöhtes Risiko für Thromboembolien und Thrombosen (tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie, etc.)
- Hitzewallungen
- Ödeme
Bisphosphonate
Bisphosphonate sind eine Gruppe von Medikamenten, die insbesondere zur Therapie von Knochenerkrankungen wie Osteoporose oder malignombedingten Osteolysen eingesetzt werden. Sie wirken durch Hemmung der Osteoklasten und können so den Knochenabbau reduzieren und das Risiko von Knochenbrüchen verringern. Bisphosphonate sind seit vielen Jahren in der klinischen Praxis etabliert und gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten zur Behandlung von Osteoporose.
- Wirkstoffe
- Alendronat
- Risedronat
- Clodronat
- Zoledronat
- Wirkung:
- Bisphosphonate binden an die Oberfläche
von Knochen, insbesondere in den
Bereichen, wo der Knochenabbau
stattfindet, den sogenannten
Resorptionslakunen → Die Bindung führt
zur Hemmung der Osteoklasten
→ Verminderte Knochenresorption
- Bisphosphonate binden an die Oberfläche
- Indikationen
- 1. Wahl bei Osteoporose
- Malignome
- Osteolytische Metastasen/Hypercalcämie
- Koanalgetikum bei Knochenschmerzen
durch Knochenmetastasen - Multiples Myelom
- Osteolytische Metastasen/Hypercalcämie
- Morbus Paget
- Nebenwirkungen
- Hypocalcämie
- Ösophagitis
- Aseptische Kieferknochennekrose
- Nephrotoxisch
- Atypische Femurfrakturen
- Hypocalcämie
- Kontraindikationen
- Schwere Niereninsuffizienz (GFR <30–35 mL/min abhängig vom Präparat)
- Schwangerschaft
- Hypocalcämie
TippEinnahme der Bisphosphonate mindestens 30 min vor dem Frühstück in aufrechter Körperhaltung/im Stehen, mit stillem Wasser. Dadurch wird zum einen die Komplexbildung mit Calcium
verhindert und zum anderen das Ösophagitis -Risiko gesenkt.
Quellen
- Freissmuth et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-12353-5.
- Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012
- Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie. 15. Auflage Thieme 2002, ISBN: 3-133-68515-5
- Wehling: Klinische Pharmakologie. 2. Auflage Thieme 2011, ISBN: 978-3-131-60282-4