Steckbrief
InfoSteckbrief
- Energiegehalt: 4,1 kcal/g
- Allgemeine Zufuhrempfehlung: >50% der Gesamtenergie
- Hauptfunktion: wichtigste Energiequelle des Körpers
Grundlagen
Kohlenhydrate (KH) sind organische Verbindungen, die aus Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Sauerstoff
In Pflanzen und Mikroorganismen entstehen KH im Zuge der Photosynthese, während sie im menschlichen Organismus Produkte des Intermediärstoffwechsels sind. Bei mangelnder Zufuhr (z.B. Fasten) ist der Körper in der Lage, KH aus anderen Stoffen zu synthetisieren (Glukoneogenese). KH gehören daher grundsätzlich nicht zu den essenziellen Nährstoffen.
DefinitionEssenzielle Nährstoffe sind lebensnotwendige Verbindungen, die der Körper nicht selbst synthetisieren kann. Er ist daher auf die Zufuhr mit der Nahrung angewiesen.
InfoGlukoneogenese
- Definition: Neubildung von Glukose aus Nicht-Kohlenhydraten (Pyruvat) → Dient der Aufrechterhaltung eines konstanten Glukosespiegels.
- Syntheseort: Leber
, (zu geringen Anteilen auch in der Niere) - Bedeutung: einige Gewebe des Körpers (z.B. Gehirn, Erythrozyten
) haben einen absoluten Glukosebedarf. Dieser kann normalerweise durch die Ernährung und den Abbau von gespeichertem Glykogen gedeckt werden. Bei unzureichender Zufuhr ist der Organismus jedoch auf die körpereigene Synthese angewiesen.
KH werden nach der Anzahl ihrer verknüpften Grundbausteine (Monomere) in folgende Gruppen eingeteilt:
- Monosaccharide (MS): Grundbausteine der KH („Einfachzucker“)
- Disaccharide: aus 2 MS-Einheiten
- Oligosaccharide: 3-10 MS-Einheiten
- Polysaccharide: >10 MS-Einheiten
→ Der Begriff „Zucker“ bezieht sich im Allgemeinen auf Mono- und Disaccharide
AchtungDie Zufuhrempfehlungen im Kapitel Nährstoffgruppen (Makro- und Mikronährstoffe
) beziehen sich alle auf durchschnittliche Empfehlungen für gesunde Erwachsene. Wie in späteren Kapiteln noch deutlich wird, kann der individuelle Nährstoffbedarf variieren.
Biochemie
Monosaccharide
Monosaccharide sind die kleinsten Bausteine der KH. Sie können im Verdauungstrakt durch Hydrolyse nicht mehr weiter gespalten werden. Ihr Grundgerüst besteht aus:
- Mind. 3 Kohlenstoffatomen
- Mehreren Hydroxylgruppen
- Einer funktionellen Carbonylgruppe
Je nachdem, ob es sich bei der Carbonylgruppe um eine Aldehyd- (Carbonylgruppe am Kettenende) oder um eine Ketogruppe (Carbonylgruppe innerhalb der Kette) handelt, werden sie entsprechend als
Zusätzlich werden Monosaccharide nach der Anzahl ihrer Kohlenstoffatome eingeteilt. Für die menschliche Ernährung spielen v.a. Pentosen (5 C-Atome) und Hexosen (6 C-Atome) eine Rolle.
InfoNur 4 der 12 natürlich vorkommenden Hexosen können vom Körper absorbiert und damit in nennenswertem Umfang verstoffwechselt werden. Zu diesen Hexosen zählen: Glukose, Galaktose, Fruktose und Mannose.
→ Glukose ist die für den menschlichen Stoffwechsel wichtigste Hexose.
In Lösung liegen KH selten offenkettig vor. Dies ist auf eine Reaktion zurückzuführen, bei der die Carbonylgruppe mit einer Hydroxylgruppe desselben Moleküls reagiert. Dabei entsteht eine Ringstruktur. Je nachdem, wie viele Atome an der Ringbildung beteiligt sind, unterscheidet man Furanosen (5-gliedrig) und Pyranosen (6-gliedrig).
Disaccharide
Von Disacchariden spricht man, wenn 2 Monosaccharide durch eine sog. glykosidische Bindung miteinander verknüpft sind. Diese Bindung entsteht durch eine Kondensationsreaktion (unter Wasserabspaltung) zwischen den OH-Gruppen der Einfachzucker.
Polysaccharide
Der Übergang von Oligo- zu Polysacchariden ist fließend. In der Regel werden jedoch KH ab
Homoglykane:
Die für uns wichtigen Homoglykane bestehen alle aus Glukosemonomeren, weisen jedoch unterschiedliche glykosidische Bindungen auf:
- Glykogen: Glukosespeicher im menschlichen Organismus
- Stärke: Glukosespeicher in Pflanzen
- Cellulose: Gerüstsubstanz der Pflanzen
Heteroglykane:
Heteroglykane treten wie Oligosaccharide häufig in Verbindung mit anderen Substanzen wie Lipiden oder Proteinen auf. In Kombination werden sie auch als
- Glykosaminoglykane
- Glykoproteine
- Glykolipide
- Proteoglykane
Weitere Klassifizierung:
Eine weitere gebräuchliche Methode zur Klassifizierung von Polysacchariden ist die Unterscheidung zwischen Stärke und Nicht-Stärke-Polysacchariden. Stärke besteht aus Amylose (linear aufgebaut, löslich) und Amylopektin (verzweigt, unlöslich). Neben ihrer Funktion als
- Schnell verdauliche Stärke
- Langsam verdauliche Stärke
- Resistente Stärke (→ Wird im Verdauungstrakt nicht abgebaut und resorbiert)
Resistente Stärke bildet zusammen mit den Nicht-Stärke-Polysacchariden (+ Lignin) die Gruppe der Ballaststoffe
Funktionen
Wichtige Funktionen der Kohlenhydrate:
- Energiequelle & -speicher
- Wichtigste Energiequelle der menschlichen Ernährung (Gehirn, Nieren & Erythrozyten
haben einen absoluten Glukosebedarf) - Energiespeicher in Form von Glykogen (v.a. in Leber
& Muskeln)
- Wichtigste Energiequelle der menschlichen Ernährung (Gehirn, Nieren & Erythrozyten
- Bausteine verschiedener Biomoleküle: Bestandteil von Nukleinsäuren, Zellmembranen, Bindegewebssubstanz etc.
- Als
Bestandteil von Glykolipiden & Glykoproteinen u.a. wichtig für: - Signalübertragung
- Zell-Zell-Kommunikation
- Oberflächendifferenzierung (z.B. AB0-System)
Übersicht und Vorkommen
Übersicht und Vorkommen physiologisch wichtiger Kohlenhydrate:
Zucker | Vorkommen |
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Monosaccharide | |
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Disaccharide | |
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Oligosaccharide | |
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Polysaccharide | |
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Quellen
- Evidenzbasierte Leitlinie Kohlenhydratzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten, Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
- Biesalski H, Grimm P, Nowitzki-Grimm S: Taschenatlas Ernährung, Georg Thieme Verlag, 2020, ISBN: 978-3-13-242607-8
- Biesalski H et al.: Ernährungsmedizin, Georg Thieme Verlag, 2017, ISBN: 978-3-13-100295-2
- Suter, P.: Checkliste Ernährung, Georg Thieme Verlag, 2008, ISBN: 9783131526731