Zusammenfassung
Das kolorektale Karzinom ist ein maligner Tumor des Kolons
Epidemiologie
- Die Häufigkeit des kolorektalen Karzinoms nimmt nach oral ab!
- Häufigkeit:
- Zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen (nach Brustkrebs) und dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern (nach Prostata- und Lungenkrebs
)
- Zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen (nach Brustkrebs) und dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern (nach Prostata- und Lungenkrebs
- Jährlich etwa 60.000 Neuerkrankungen in Deutschland
Ursachen
Exogene Ursachen | Endogene Ursachen |
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- Als protektive Faktoren gelten:
- Ballaststoffe
: ↓Schleimhautkontakt zu karzinogenen Stoffen durch ↑Transit - Sport
- ASS
(ASS -Prophylaxe nicht empfohlen!)
- Ballaststoffe
- Als iatrogene Ursachen mit erhöhtem KRK-Risiko gelten:
- Bestrahlung (nach ca. 10 Jahren)
- Cholezystektomie (↑ Gallensäure Sekretion)
- Magenteilresektion (Billroth I) & Vagotomie
- Ureterosigmoidostomie, Resektionen des Kolons
Pathophysiologie
Die Pathogenese ist beim Kolon
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Ungefähr 90% der kolorektalen Karzinome entstehen auf Boden eines Adenoms (Adenom-Karzinom-Sequenz). Bei einer FAP
Metastasierung
Metastasierung des Kolonkarzinoms

Metastasierung des Rektumkarzinoms
Das Rektumkarzinom kann je nach Lokalisation in drei Abschnitte eingeteilt werden, die sich durch die venöse Drainage der Metastasierungswege unterscheiden:
Rektumkarzinom | Hämatogene Metastasierung | Lymphogene Metastasierung |
---|---|---|
Oberes Drittel (12-16 cm) | Metastasierung primär in die Leber
| Paraaortale Lymphknoten |
Mittleres Drittel (6-<12 cm) | Metastasierung primär in die Lunge Vv. rectalis media et inferior | Paraaortale Lymphknoten + Beckenwand |
Unteres Drittel (<6 cm) | Paraaortale Lymphknoten + Beckenwand + inguinale Lymphknoten |
AchtungKolonkarzinome & Rektumkarzinome des oberen Drittels metastasieren primär in die Leber
. Rektumkarzinome des mittleren & unteren Drittels metastasieren primär in die Lunge .
Klinik
Die Symptome treten oft erst spät auf. Ein wichtiges Alarmzeichen ist Blut im Stuhl. Auch wenn Patienten bereits Hämorrhoiden
- Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Gewichtsverlust
- Bauschmerzen
- Stuhlveränderungen:
- Obstipation
- Durchfall
- Paradoxe Diarrhoe
bei Stenose im Darm → Stuhl oberhalb der Stenose wird durch Bakterien zersetzt → Stuhl verflüssigt sich trotz Stenose (paradox) und wird von den Patienten als besonders übelriechend wahrgenommen - Rektale Blutauflagerungen
- „Falsche Freunde“ (unwillkürlicher Stuhlabgang bei Blähungen)
- Obstipation
- B-Symptomatik
(Fieber (>38°C), Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust >10% in den letzten 6 Monaten) - Symptome der Anämie
- Obstruktion mit Symptomen eines Ileus
- Ggf. Ikterus
und Leberinsuffizienz bei Lebermetastasen - Ggf. Dyspnoe
und Husten bei Lungenmetastasen
Diagnostik
Auftreten neuer Symptome |
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Ausbreitungsdiagnostik |
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TippGegebenenfalls kann eine Gendiagnostik sinnvoll sein. Diese gibt Aufschluss über spezifische Therapiemöglichkeiten & das Karzinomrisiko für Verwandte.
AchtungRechtsseitige Kolonkarzinome haben im Stadium III und IV eine ungünstigere Prognose als linksseitige Karzinome. Denn rechtsseitige Tumore zeigen häufiger Mikrosatelliteninstabilität (MSI) und BRAF- Mutationen.
Therapie
Je nach Tumor-Stadium ergibt sich die Möglichkeit einer Resektion in kurativer Absicht oder einer palliativen Therapie. Eine kurative Resektion ist dann möglich, wenn keine Fernmetastasen bestehen (M0), d.h. UICC Stadium I-III und wenn resektable Metastasen im Stadium IV bestehen.
UICC-Stadien des Kolorektalen Karzinoms | ||
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Beschreibung | Therapie | |
0 | Carcinoma in Situ (bis Lamina muscularis mucosae) |
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I | Wachstum bis Muscularis propria |
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II | Wachstum über Muscularis propria aber N0 und M0 | |
III | Lymphknotenmetastasen (N1) | |
IV | Fernmetastasen (M1) |
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Kolonkarzinom
Onkologische Grundsätze der chirurgischen Therapie:
- Ausreichender Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe
- Resektion der Lymphknoten im Abflussgebiet (≥ 12 Lymphknoten)
- En-Bloc-Resektion: Der Tumor wird einschließlich der infiltrierten Nachbarstrukturen als Ganzes entfernt
- No-touch-Technik, um die Verbreitung von Tumorzellen zu vermeiden
Operative Therapie des nicht-metastasierten Kolonkarzinoms
- Karzinom im rechten Kolon
: rechtsseitige Hemikolektomie - Karzinom in der rechten Flexur und proximalem Colon
transversum: erweiterte Hemikolektomie rechts - Karzinom im mittleren Colon
transversum: Transversumresektion - Karzinom in der linken Flexur und distalen Colon
transversum: erweiterte Hemikolektomie links - Karzinom im linken Kolon
und proximalem Sigma: linksseitige Hemikolektomie - Karzinom im mittleren und distalen Sigma: Sigmaresektion
MerkeDie übrig gebliebenen Darmsegmente werden dann anastomosiert. Der Name der Anastomose richtet sich nach den verbundenen Segmenten: bspw. Ileum
an Colon transversum = Ileo-transversostomie.

Therapie des metastasierten Kolonkarzinoms
Bei Metastasen sollte eine molekulargenetische Diagnostik (Ras-Mutation, BRAF-Mutation und Mikrosatelliten) durchgeführt werden. Abhängig vom Allgemeinzustand und der Einschätzung eines interdisziplinären Tumorboards, wird dann ein Therapieplan erstellt.
Bei resektablen Metastasen der Leber
- FOLFOX: 5-FU + Folinsäure + Oxaliplatin
- FOLFOXIRI: 5-FU + Folinsäure + Oxaliplatin + Irinotecan
- XELOX: Capecitabin + Oxaliplatin
- Abhängig vom Mutationsstatus können monoklonale Antikörper therapeutisch genutzt werden:
- Bei linksseitigem Kolonkarzinom mit Ras-Wildtyp: Anti-EGFR-Therapie (Cetuximab)
- Ggf. Einsatz von VEGF-Inhibitoren
wie Bevacizumab
Bei schlechtem Allgemeinzustand: palliativmedizinische Anbindung organisieren und supportive Therapie einleiten
Rektumkarzinom
Für Rektumkarzinome des oberen Drittels wird normalerweise eine primäre Operation durchgeführt, während für Karzinome des mittleren und unteren Drittels normalerweise eine neoadjuvante (Radio-)Chemotherapie vor der Operation durchgeführt wird. Es stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung:
Tumor | OP-Verfahren | |
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Unteres Rektumdrittel | ||
Oberes Rektumdrittel |
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Mittleres Rektumdrittel |
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Tiefsitzendes Rektumkarzinom |
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Nachsorge
Regelmäßige Kontrolluntersuchung mit CEA-Bestimmung, Abdomensonografie und Koloskopie
AchtungIn den ersten zwei Jahren nach der Behandlung treten 80% der Rezidive auf!
Prophylaxe und Screening
Die primäre Prophylaxe der KRKs besteht in Lebensstilanpassung (siehe Risikofaktoren). Die sekundäre Prophylaxe besteht aus Screenings im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Vorsorgeuntersuchungen:
- Ab 50 J. bei Männern & 55 J. bei Frauen: Koloskopie
und bei unauffälligem Befund erneut in 10 Jahren (früher bei FAP/HNPCC ) - Kein Stuhltest nötig, wenn eine endoskopische Untersuchung des gesamten Kolons
erfolgt ist
- Kein Stuhltest nötig, wenn eine endoskopische Untersuchung des gesamten Kolons
- Ab 50 Jahren bei Frauen: jährliche Testung auf okkultes Blut im Stuhl und Koloskopie
bei positivem Ergebnis - Alternativen bei Ablehnung einer Koloskopie
: alle 5 Jahre Sigmoidoskopie und jährlicher Stuhltest - Bei Ablehnung der Sigmoidoskopie: jährlicher Stuhltest
Prognose
- Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt beim kolorektalen Karzinom mit UICC-Stadium-I bei 90-95%
- Bei Stadium IV sinkt die Rate auf <10% ab
- Rechtsseitige Kolonkarzinome, die sich oral der Flexura coli sinistra befinden, haben in den Stadien III und IV eine schlechtere Prognose als linksseitige Kolonkarzinome
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Quellen
- S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
- S1-Leitlinie: Eisenmangelanämie, Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)