Zusammenfassung
Eine gelingende Kommunikation ist die Voraussetzung dafür, medizinisches Fachwissen optimal in die Praxis umsetzen zu können. Neben fachlicher Kompetenz bildet die Kommunikation mit den Kolleg:innen und den Patient:innen das Fundament einer guten Behandlung. Aus diesem Grund ist eine gute Kommunikation Bestandteil der Kernkompetenzen von medizinischem Personal.
MerkeKommunikation bildet die Brücke zwischen evidenzbasierter Medizin und erfolgreicher Zusammenarbeit!
Allgemein
Um einen sicheren Behandlungsablauf gewährleisten zu können, ist eine Reihe von Kommunikationsprozessen notwendig. Dazu zählt neben der Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patient:innen bspw. auch die Gesprächsführung im Team, sowie im interdisziplinären Rahmen.
AchtungEine klar definierte Kommunikation zwischen allen beteiligten Akteuren gehört zu den Voraussetzungen für einen optimalen Behandlungsablauf.
Ein wesentlicher Bestandteil ist das Gespräch zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Es bildet u.a. die Grundlage für Diagnostik und Therapie. Dabei ist es wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Dies ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit und letztlich einen größeren Therapieerfolg.
Gelingende Kommunikation fördert…
- Bessere Therapieerfolge
- Höhere Lebensqualität auf beiden Seiten
- Vertrauen
- Kooperative Zusammenarbeit
- Informationsaustausch
- Therapietreue
- Erfolgreiche Konsultationen
- Minderung von Folgeerkrankungen
Mit dem Wandel der Gesellschaft ändern sich auch die Anforderungen und Ziele an die Kommunikation im klinischen Alltag. Die Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen ist weniger asymmetrisch und der Fokus liegt auf einer kooperativen Zusammenarbeit. Während die Entscheidungsfindung früher Aufgabe der Ärzt:innen war, sollen Patient:innen heute aktiv in den Prozess eingebunden werden.
Durch das entgegengebrachte Vertrauen und die verbesserte Informationslage wird die aktive Beteiligung der Patient:innen gefördert und eine gemeinsame Entscheidungsfindung ermöglicht. Hierdurch kann eine höhere Adhärenz der Patient:innen erreicht werden.
Kommunikative Defizite im Gesundheitssystem
Erhebungen zu Gesprächen zwischen Ärzt:innen und Patient:innen zeigen immer wieder deutliche Defizite im Hinblick auf die Kommunikation.
Ein Kernproblem liegt vor allem im Informationsaustausch: Eine fehlerhafte Kommunikation führt dazu, dass weder Ärzt:innen noch Patient:innen ausreichende und verständliche Informationen erhalten und somit wichtige Informationen verloren gehen.
Gründe für einen mangelhaften Informationsaustausch:
- Frühe Unterbrechungen
- Mangelnde Strukturierung des Gesprächs
- Einengende Frageformen (Suggestivfragen, geschlossene Fragen)
- Falsche Menge an Informationen
- Unterschiedlicher Wissensstand
- Falscher Zeitpunkt der Informationsvermittlung
- Zeitdruck
AchtungEin präziser Informationsaustausch ist wichtig. Eine ungenaue Erhebung anamnestischer Daten kann die Diagnosestellung und Therapie verzögern bzw. deren Qualität vermindern.
Insgesamt führt ein Mangel an kommunikativer Kompetenz bspw. zu häufigeren Fehldiagnosen, überflüssigen diagnostischen Maßnahmen und zu einem gestörten Vertrauensverhältnis. Letztlich betreffen die Folgen kommunikativer Defizite sowohl Patient:innen als auch medizinisches Personal.
→ Mangelhafte Kommunikation führt zu einer schlechteren Lebensqualität von Patient:innen und medizinischem Personal
Wünsche der Patient:innen
Befragungen von Patient:innen zu deren Aufenthalten in Krankenhäusern zeigen, dass die Unzufriedenheit vor allem im kommunikativen Bereich liegt. Eine genauere Betrachtung der Sichtweise von Patient:innen hilft, konkrete Kommunikationsdefizite zu identifizieren. Letztendlich sind es die Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse der Patient:innen, die darüber entscheiden, worauf es im Gespräch ankommt.
Patient:innen wünschen sich häufig, umfassend über ihren Gesundheitszustand informiert zu werden. Es gibt jedoch auch Patient:innen, die mit wenigen Informationen über ihren Gesundheitsstatus besser umgehen können. Wichtig ist, dass Ärzt:innen Informationsbedürfnisse erkennen und erfragen. Die Informationsvermittlung sollte dann entsprechend der Bedürfnisse gestaltet werden. Gleichzeitig wird erwartet, dass Ärzt:innen Verständnis gegenüber der Erkrankung aufbringen. Patient:innen wünschen sich außerdem, dass Ärzt:innen auf deren Ängste und Zweifel eingehen und diese ernst nehmen. Auch die aktive Beteiligung an Entscheidungsfindungen spielt für viele Patient:innen eine große Rolle. Weiterhin besteht der Wunsch nach einem respektvollen Umgang und einer unterstützenden Haltung der Mediziner:innen.
Was wünschen sich in der Regel Patient:innen?
- Umfassende Informationen
- Adäquate Informationsvermittlung
- Verständnis für die Erkrankung
- Interesse für Ängste und Zweifel
- Miteinbeziehung in Entscheidungsfindungen
- Respektvolle Atmosphäre
- Unterstützende Haltung
Für Patient:innen spielt die Kommunikation mit Ärzt:innen eine wichtige Rolle. Das Gespräch hilft ihnen u.a. dabei ein Verständnis für die Erkrankung und die Notwendigkeit von Therapien zu entwickeln. Der Gesprächsverlauf hat damit einen entscheidenden Einfluss auf die Haltung der Patient:innen gegenüber ihrer Krankheitssituation, entsprechenden Therapiemaßnahmen und somit auch auf die Therapietreue.
TippEine erfolgreiche Informationsvermittlung und die aktive Beteiligung der Patient:innen am Entscheidungsprozess sind Faktoren, welche die Adhärenz von Patient:innen fördern.
InfoKommunikation und Adhärenz
Adhärenz beschreibt die Einhaltung eines gemeinsam vereinbarten Therapiekonzepts.
- Non-Adhärenz untergräbt die evidenzbasierte Medizin:
→ Etwa 30 % aller verschriebenen Rezepte werden nicht eingelöst
→ Nach einem akuten Myokardinfarkt geben nur 66 % der Patient:innen an, ihre Medikamente ordnungsgemäß einzunehmen
Mangelnde Therapietreue geht mit massiven gesundheitlichen und ökonomischen Folgen einher- Kommunikation ist das beste Mittel, um Therapietreue zu fördern

