Einleitung
Ein linksventrikuläres Unterstützungssystem
Indikationen
Ein LVAD
- Terminale Herzinsuffizienz (NYHA IV) mit unzureichendem Ansprechen auf konservative Therapie
- Brücke zur Herztransplantation
(Bridge to Transplant) bei Patient:innen auf der Warteliste - Permanente Therapie (Destination Therapy) bei Patient:innen, die nicht für eine Transplantation infrage kommen
- Erholungsstrategie (Bridge to Recovery) bei potenziell reversibler Myokarderkrankung (z.B. Myokarditis)
Typische klinische Zeichen einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz:
- Kardiogener Schock
- Therapierefraktäre pulmonale Stauung
- Sich verschlechternde Nieren- und Leberfunktion aufgrund reduzierter Herzleistung
- Wiederholte Krankenhausaufenthalte wegen dekompensierter Herzinsuffizienz
Vorraussetzungen für die Implantation :
- Dauerhafte schwere Herzinsuffizienz-Symptomatik trotz einer optimalen Herzinsuffizienzmedikation
und Device-Therapie - Ausreichend gute rechtsventrikuläre Funktion und keine schwere Trikuspidalklappeninsuffizienz (der LVAD
unterstützt nur den linken Ventrikel ) - Keine Kontraindikationen: z.B. Infektionen, keine Kontraindikationen für eine Antikoagulation, schwere Niereninsuffizienz, ventrikuläre Arrhythmien
- Stabile psychosoziale Verhältnisse und gute Compliance → Verständnis für die Technologie und Zusammenleben mit einer Betreuungsperson → Der LVAD
muss selbstständig Zuhause regelmäßig geladen werden - 1 Kriterium:
- LVEF <25% und körperliche Belastbarkeit unzureichend für einen Belastbarkeitstest oder relative VO2max <12 ml/kgKG/min
- >3 Krankenhausaufenthalte in den letzten 12 Monaten ohne eindeutige Auslöser
- Abhängigkeit von Inotropika oder vorübergehend erforderliche mechanische Kreislaufunterstützung
- Progredientes Endorganversagen (z.B. Verschlechterung der Leber
- oder Nierenfunktion, pulmonale Hypertonie ) aufgrund einer Minderperfusion (PCWP ≥20 mmHg und systolischer Blutdruck ≤90 mmHg oder Herzindex ≤2 L/min/m2)
TippDie Indikation für einen LVAD
wird in der Regel interdisziplinär in erfahrenen Transplantationszentren gestellt. Bei einem LVAD ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, im klinischen und ambulanten Setting notwendig. Diese besteht in der Regel aus einem Team aus Kardiolog:innen, Herzchirurg:innen, Psycholog:innen, Techniker:innen und Physiotherapeut:innen.
Aufbau und Funktionsweise
Das LVAD
- Pumpeneinheit: Wird typischerweise intrathorakal oder intraperitoneal
implantiert - Energiequelle und Steuerungseinheit: Externe Akkus und Controller, die über ein transkutan verlaufendes Kabel (Drive Line) verbunden sind
- Outflow-Graft: Verbindung zwischen der Pumpe und der Aorta
- Inflow-Kanüle: Verbindung zur linken Herzkammer

BruceBlaus, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Left ventricular assist device hannover, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Left_ventricular_assist_device_hannover.PNG, 7asmin, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons. Diese Abbildung ist ein Derivat des genannten Bildes. Es wurden die Markierungen und die Beschriftungen ergänzt.
Arten von LVADs
- Axialpumpen (z. B. HeartMate II) – kontinuierlicher Fluss
- Zentrifugalpumpen (z. B. HeartMate III, HeartWare HVAD) – pulsatiler oder kontinuierlicher Fluss
TippDer HeartMate III kann einen künstlichen Pulsschlag erzeugen. Hierdurch soll das Risiko für Thrombosen im Gerät und Blutungskomplikationen im Magen-Darm-Trakt reduziert werden.
Implantation und perioperative Versorgung
Die Implantation
- Antikoagulation
: Postoperativ ist eine Antikoagulation mit Heparin und später mit Vitamin-K-Antagonisten (INR 2,0-3,0) sowie eine Thrombozytenaggregationshemmung mit ASS 100 mg/Tag erforderlich - Infektionsprophylaxe: Besonders wichtig wegen der transkutanen Driveline
- Kreislaufmonitoring: Optimierung der Nachlast, um den Pumpenfluss sicherzustellen
AchtungZur Prävention von Thromboembolien muss bei einem LVAD
auf eine kontinuierliche und ausreichende gerinnungshemmende Therapie geachtet werden. Diese sollte mit Vitamin-K-Antagonisten und einem Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. ASS 100 mg/Tag) erfolgen. DOAKs sind in dieser Indikation nicht zugelassen. Die Gerinnungshemmung sollte nur in Absprache mit der Herzchirurgie umgestellt werden. Der Ziel-INR-Bereich kann je nach Klinik variieren und sollte mit der Herzchirurgie abgesprochen werden.

Left ventricular assist device - 56jm - Roe - 001, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Left_ventricular_assist_device_-_56jm_-_Roe_-_001.jpg, Hellerhoff, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons. Diese Abbildung ist ein Derivat des genannten Bildes. Es wurden die Markierungen und die Beschriftungen ergänzt.
Management und Nachsorge
Nach der Implantation sind regelmäßige Kontrollen erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden:
- Echokardiographische Kontrollen: Beurteilung der Funktion des LVADs
und der nativen Herzfunktion - Gerinnungsmanagement: Regelmäßige INR-Kontrollen zur Vermeidung von Thrombosen
- Infektionsprophylaxe: Kontrolle der Driveline-Eintrittstelle auf Zeichen einer Infektion
- Lebensstil- und Patient:innenschulung: Umgang mit dem LVAD
, Batteriemanagement, Infektionsrisiko, Medikamenteneinnahme (INR-Kontrollen)
Komplikationen und Herausforderungen
Mechanische und hämodynamische Komplikationen
- Thrombosen und Embolien: Bildung von Pumpenthromben kann zu Schlaganfällen oder LVAD
-Dysfunktion führen - Pumpenversagen: Technisches Versagen oder Verschleiß der Pumpe
- Hämolyse
: Mechanische Zerstörung der Erythrozyten durch hohe Scherkräfte - Rechtsherzversagen: Da das LVAD
nur die linke Kammer entlastet, kann die rechte Kammer insuffizient werden
Infektionen
- Driveline-Infektionen: Häufigste Infektion, die zu einer Sepsis führen kann und eine LVAD
-Explantation notwendig machen kann - Infektionen: Endokarditis
, Mediastinitis
Blutungen
- GI-Blutungen
: Erhöhte Prävalenz durch LVAD -bedingte Veränderungen des von-Willebrand-Faktors (vWF) mit resultierendem erworbenen von-Willebrand-Syndrom - Hämorrhagischer Schlaganfall
: Antikoagulation erhöht das Risiko
Prognose und Lebensqualität
Ein LVAD
- Mobilität
und Aktivität: Einschränkungen durch externes Equipment - Psychosoziale Aspekte: Angst vor technischen Problemen, Depression, Angst vor Stigmatisierung
- Langfristige Komplikationen: Erhöhte Rate an thromboembolischen Ereignissen und Infektionen
Weitere Kunstherzen
Neben dem LVAD
- Rechtsventrikuläre Unterstützungssysteme (RVAD, Right Ventricular Assist Device) – Unterstützt die rechte Herzkammer
- Biventrikuläre Unterstützungssysteme (BiVAD, Biventricular Assist Device) – Unterstützt beide Herzkammern
- Total Artificial Heart (TAH, Komplettkünstliches Herz) – Ersetzt beide Herzkammern, z. B. SynCardia TAH
- Berlin Heart EXCOR® – Parakorporales Kunstherz, häufig bei Kindern eingesetzt
- Carmat TAH – Voll implantierbares Kunstherz mit biologischen Klappen
Quellen
Permanent implantierbare Herzunterstützungssysteme, Gummert, Jan F.; Haverich, Axel; Schmitto, Jan D.; Potapov, Evgenij; Schramm, René; Falk, Volkmar, Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 843-8; DOI: 10.3238/arztebl.2019.0843, Aufgerufen am 14.02.2025
Kirklin JK, Naftel DC, Pagani FD, Kormos RL, Stevenson LW, Blume ED, Myers SL, Miller MA, Baldwin JT, Young JB. Seventh INTERMACS annual report: 15,000 patients and counting. J Heart Lung Transplant. 2015 Dec;34(12):1495-504. doi: 10.1016/j.healun.2015.10.003. Epub 2015 Oct 8. PMID: 26520247.
Nascimbene A, Neelamegham S, Frazier OH, Moake JL, Dong JF. Acquired von Willebrand syndrome associated with left ventricular assist device. Blood. 2016 Jun 23;127(25):3133-41. doi: 10.1182/blood-2015-10-636480. Epub 2016 May 3. PMID: 27143258; PMCID: PMC4920020.