Zusammenfassung
Während und nach der Geburt
- Schmerztherapie
- Tokolyse (Wehenhemmung)
- Medikamente zur Blutungsprophylaxe/Blutstillung
Schmerztherapie
Um die Geburt
Da die Ausstattung mit Medikamenten in den verschiedenen Bereichen des Rettungsdienstes uneinheitlich ist, wird hier nicht im Detail auf die Wirkstoffe und ihre Vor- und Nachteile eingegangen. Zu beachten ist, dass einige Wirkstoffe Nebenwirkungen haben können, die dem Geburtsfortschritt nicht förderlich sind, wie z.B. Atemdepression bei Opioiden. Zudem gelten viele Medikamente als embryotoxisch oder teratogen und sollten weder während der Schwangerschaft, also auch nicht während der Geburt
TippAuf der Website www.embryotox.de lassen sich alle Medikamente hinsichtlich ihrer Toxizität nachschlagen.
Tokolyse (Wehenhemmung)
Ist eine komplikationslose Geburt
- Oxytocin-Antagonist (z. B. Atosiban):
- Wirkmechanismus: Kompetitiver Antagonist am Oxytocin-Rezeptor, hemmt die Bindung von Oxytocin und Vasopressin
- Wirkung:
- Myometrium: Senkung der Kontraktionsfrequenz und des Muskeltonus
→ Reduktion der Wehentätigkeit
- Myometrium: Senkung der Kontraktionsfrequenz und des Muskeltonus
- β₂-Sympathomimetikum (z. B. Fenoterol, Partusisten):
- Wirkmechanismus: Agonist am β₂-Adrenorezeptor
- Aktivierung der G-Protein-gekoppelten Adenylatcyclase → Erhöhung der intrazellulären cAMP-Konzentration
- Wirkung:
- Pulmonal: Bronchodilatation (z. B. vorteilhaft bei COPD
oder Asthma bronchiale ) - Uterus: Relaxation der glatten Muskulatur → Verminderte Kontraktionsaktivität, Relaxation der glatten Uterusmuskulatur
- Pulmonal: Bronchodilatation (z. B. vorteilhaft bei COPD
- Wirkmechanismus: Agonist am β₂-Adrenorezeptor
Medikamente zur Blutungsprophylaxe/Blutstillung
Blutverlust während oder nach der Geburt
- Ursachen:
- Unvollständige Ablösung der Plazenta
- Geburtstrauma (z.B. Riss des Gebärmutterhalses)
- Ziel der Versorgung:
- Zügige chirurgische Intervention zur Behandlung der Blutungsquelle
- Kreislaufstabilisierung und Minimierung des Blutverlusts durch Uterotonika oder Antifibrinolytika
Medikamentöse Maßnahmen
- Uterotonika (z.B. Oxytocin):
- Wirkung: Kontraktion des Myometriums zur Verkleinerung der Blutungsquelle
- Einsatz: Häufig mit Oxytocin (synthetische Form des Proteohormons)
- Mechanismus: Gebärmutter zieht sich zusammen, wodurch die Blutung reduziert wird
- Antifibrinolytika
(z.B. Tranexamsäure ): - Wirkung: Hemmung der Fibrinolyse
durch Reduktion der Plasminbildung - Einsatz: Tranexamsäure
zur Stabilisierung des Fibrinnetzes und Unterstützung der Blutstillung - Mechanismus: Verhinderung des Abbaus des Fibrinnetzes, wodurch die Blutstillung erhalten bleibt
- Wirkung: Hemmung der Fibrinolyse
MerkeMerke: Medikamentöse Versorgung unter der Geburt
- Schmerzmittel: Situationsgerecht verabreichen (CAVE: Plazentagängigkeit und Kontraindikationen in Schwangerschaft und Stillzeit
beachten) - Tokolyse bei gewollter Verzögerung:
- Oxytocin-Antagonisten (Atosiban)
- ß2-Sympathomimetika (Partusisten)
- Blutstillung:
- Oxytocin als Uterotonikum
- Tranexamsäure
als systemisch wirksame Option der Antifibrinolyse
Quellen
- Uhl: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Georg Thieme Verlag 2023, ISBN: 978-3-132-44180-4
- Christine Geist, Ulrike Harder, Andrea Stiefel: Hebammenkunde. Hippokrates Verlag 2007, ISBN: 978-3-830-45388-8
- S1-Leitlinie Die geburtshilfliche Analgesie und Anästhesie, Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)