Das Mekonium-Aspirations-Syndrom (MAS) tritt auf, wenn ein Neugeborenes während oder kurz vor der Geburt Mekonium in die Atemwege aspiriert, was eine Atemwegsobstruktion und chemische Pneumonitis verursachen kann. Häufig sind posttermine Neugeborene betroffen. Klinisch zeigt sich MAS durch Atemnot, Zyanose und häufig ein auffälliges Röntgenbild mit fleckigen Infiltraten. Die Erstversorgung konzentriert sich auf eine effektive Beatmung, ohne eine Routine-Intubation zur Aspiration. Die Behandlung umfasst Sauerstoffgabe, CPAP oder Beatmung bei schwereren Fällen und gegebenenfalls Surfactant-Therapie oder inhalative Stickstoffmonoxidtherapie. Das MAS birgt Risiken für Langzeitschäden wie chronische Lungenerkrankungen, weshalb engmaschige Nachkontrollen notwendig sind.
Allgemein
Die Aspiration von mekoniumhaltigem Fruchtwasser kann zu einer komplexen Lungenerkrankung führen, die sich klinisch als akute Atemnot manifestiert. Betroffen sind vor allem reife, hypotrophe Neugeborene. Vorrangiges Ziel der Therapie ist die Stabilisierung der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems, was im Einzelfall schwierig sein kann. Je nach mildem oder schwerem Verlauf kann eine komplette Remission erreicht werden oder sich als Spätkomplikation eine pulmonale Hypertonie entwickeln. Die Letalität der Erkrankung liegt bei 1,2 %.Präventiv kann bei Terminüberschreitung eine Geburtseinleitung angestrebt werden.
Info
Mekonium
Mekonium ist der erste Stuhl des Neugeborenen. Gebildet wird Mekonium ab der 10.-16. SSW - aufgrund der geringen Darmtätigkeit des Fötus jedoch normalerweise intrauterin nicht ausgeschieden. Mekonium ist eine Substanz aus eingedickten intestinalen Sekreten, Zellen und Fruchtwasserbestandteilen und durch den typischerweise hohen Biliverdin Gehalt sieht er postnatal dunkelgrün bis schwarz aus. Die regelrechte Ausscheidung erfolgt regelrecht in den ersten 12-48 Lebensstunden des Neugeborenen. Die Ausscheidung von Mekonium ist assoziiert mit der Reife von Neugeboren. Zudem können intrauterine oder unter der Geburt auftretende kindliche Hypoxien (subpartale kindliche Hypoxien) zu einem vorzeitigen Mekonium Abgang führen.
Mekoniumhaltiges Fruchtwasser (umgangssprachlich „grünes Fruchtwasser“) = Durch frühzeitigen Mekoniumabgang pränatal kommt es zu einer veränderten Fruchtwasserfarbe und -konsistenz. Klinisch relevant ist v.a. „Erbsenbrei-artiges“ Fruchtwasser, bei dem der Mekonium Gehalt hoch ist und das Fruchtwasser verdickt, welches vor allem bei Oligohydramnion vorkommt.
Nach übertragener Schwangerschaft in 30-50 %
Bei termingerechten Geburten in 10-20 %
Selten bei Frühgeburten
Mekoniumaspiration
Mekonium Aspiration wird das Eindringen von mekoniumhaltigen Fruchtwasser in die Atemwege vor, während oder nach der Geburtgenannt.
Bei Geburten aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser in 25-30 %
Mekonium-Aspirations-Syndrom
Mekonium-Aspirations-Syndrom ist dieKombination aus einer Mekoniumaspiration und der Entwicklung einer Lungenerkrankung, die sich mit akuter Atemnot und erhöhtem Sauerstoffbedarf (FiO2 > 21 % für SpO2 > 92 % für mind. 12 h) auszeichnet. Einteilung erfolgt in folgende Schweregrade je nach Sauerstoffbedarf.
Mild: FiO2 22-40 % für < 48h
Moderat: FiO2 22-40 % für > 48h oder FiO2 > 40 %
Schwer: mechanische Beatmung > 48 h und/oder Komplikationen
Bei Geburten aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser in ca. 5 % → ca. 0,05-0,5 % aller Neugeborenen
Merke
Eine Geburt aus mekoniumhaltigen Fruchtwasser führt nicht zwingend zu einem Mekonium-Aspirations-Syndrom. Mekoniumhaltiges Fruchtwasser ist jedoch zwingend für die Entwicklung eines Mekonium-Aspirations-Syndroms.
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Mechanische Obstruktion von Bronchien und Alveolen → Kombination aus Arealen mit Atelektasenund Emphysem („air trapping“) und extra alveoläre Luftansammlungen
Chemische Pneumoniedurch Inflammation durch toxische Bestandteile des Mekoniums
Mekonium inaktiviert Surfactant → Vorgänge wie beim Atemnotsyndrom Frühgeborener
Konstriktion der Lungengefäße
Entstehung des Mekonium-Aspirations-Syndroms
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Durch chemische Pneumonie → evtl. erneute Verschlechterung der respiratorischen Situation
Komplikationen
Air-Leak-Syndrom: pathologische Ansammlung von Luft in verschiedenen Kompartimenten des Thorax, die durch eine Verletzung der Alveolarstrukturen oder Atemwege entsteht
Persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen (PPHN)
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Diagnostik
Klinische Untersuchung:
typischerweise mit Mekonium bedecktes Neugeborenes
Sichtbare Einziehungen bei Atmung
Auskultation
Pulmonal: regionale Minderbelüftungen und Rasselgeräusche
Kardial: Bradykardie bis Asystolie
Pulsoxymetrie
Blutgasanalyse:
Hypoxämie
Hyperkapnie
Respiratorisch oder gemischt respiratorisch-metabolische Azidose
Labor
Blutkulturen
Differenzialblutbild
Entzündungsparameter
CRP
Interleukin 6
Echokardiografie: zum Ausschluss angeborener Herzfehler und Beurteilung der Strömungsverhältnisse
Röntgen-Thorax: dichte fleckige Infiltrate neben überblähten Arealen, evtl. extraalveoläre Luft
Röntgen-Thorax eines Neugeborenen mit Mekonium-Aspirations-Syndrom
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Therapie
Ziel der Therapie des Mekonium-Aspirations-Syndroms ist die Stabilisierung der Atmung und Herzkreislaufsituation und kann sich als außerordentlich schwierig erweisen.
Beatmung (Beatmungsmodus je nach klinischer Symptomatik: CPAP, Hochfrequenzoszillationsbeatmung bis ECMO als Ultimo ratio)
Surfactant, da das Mekonium zu einer Surfactant-Inaktivierung führt
Inhalatives Stickstoffmonoxid
Antibiotika
Analgosedierung
Merke
Bereits im Mutterleib kann Mekonium eingeatmet werden, und nach der Geburt lässt es sich meist nicht mehr ausreichend entfernen. Ein übermäßiges Absaugen der Atemwege nach der Geburt kann zudem die rasche Einleitung der notwendigen Beatmung verzögern.
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Prognose
Milder Verlauf: Meist Symptombesserung innerhalb von 24-72 h und vollständige Ausheilung in ca. 7-10 Tagen
Schwerer Verlauf: Häufig Übergang in persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen und Letalität von ca. 1,2%
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Prävention
Bei Terminüberschreitung Angebot der Geburtseinleitung
Bei fetaler Hypoxie Sectio Caesarea
Bei intrauterinen Wachstumsretardierung (IUGR) ggf. Geburtseinleitung unter Abwägung der Risiken
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