Einleitung
Das Meningitische Syndrom setzt sich aus der Trias Kopfschmerzen
Meningismus
Zusätzlich können unter anderem fokal-neurologische Defizite, Lichtempfindlichkeit (Photophobie) oder Übelkeit auftreten.
Diagnostik
- Klinik und Anamnese
- Trias: Kopfschmerzen
(in der Regel progrediente Intensität mit holozephaler Lokalisation) + Fieber + Meningismus (kann bei Bewusstseinsminderung ausfallen) - Ggf. Photophobie (Lichtempfindlichkeit), Hirnnervenausfälle, fokal-neurologisches Defizit, epileptischer Anfall, qualitative und quantitative Bewusstseinsstörung
- Ggf. Übelkeit/Erbrechen
- Inspektion: makulopapulöse/petechiale Exantheme bis hin zu ausgedehnter Purpura fulminans mit Hautnekrosen bei einer Meningokokken-Meningitis
- Ggf. Zeichen der Sepsis
- Trias: Kopfschmerzen
AchtungBei der Symptomkombination von Kopfschmerzen
und Fieber sollte stets an eine Meningitis gedacht werden. Ein Meningismus kann bei einer quantitativen Bewusstseinsstörung ausfallen!
- Sofortige Entnahme von Blutkulturen
- Entnahme von mindestens 2 Paaren Blutkulturen
(aerob + anaerob) (Durchführung vor Einleitung der antibiotischen Therapie und an verschiedenen Körperstellen, um eine Kontamination der Blutkulturflaschen zu identifizieren) - Der Erregernachweis liegt meistens erst 2-3 Tage nach Abnahme vor
- Wenn nach ca. 5 Tagen kein Erregernachweis erfolgt ist, wird die Blutkultur
als steril bewertet - Eine antiinfektive Therapie sollte daher auch ohne Erregernachweis kalkuliert erfolgen
- Entnahme von mindestens 2 Paaren Blutkulturen
- Labor: kleines Blutbild
, CRP , PCT , Elektrolyte, Blutzucker, Kreatinin , Laktat, Harnstoff , GFR , AST , ALT , GGT , CK , PTT , INR - Laktat: korreliert mit der Sauerstoffunterversorgung des Gewebes
- Kleines Blutbild
: Anämie , Leukozytose oder Leukopenie , Thrombozytose - Procalcitonin
: sehr spezifisch für eine bakterielle Infektion - CRP
: unspezifisch (auch nach einer Schädigung von Gewebe, z.B. nach einer Operation, erhöht)
- Blutgasanalyse
- cCT & CT
der Nasennebenhöhlen: Ausschluss eines erhöhten Hirndrucks vor einer möglichen Lumbalpunktion & Fokussuche mit Frage nach chronischer Sinusitis oder Mastoiditis - Lumbalpunktion
: - Erst nach Ausschluss eines erhöhten Hirndrucks im cCT und bei unauffälligen Gerinnungsparametern (INR <1,7, pTT <50 Sekunden & Thrombozyten
>50.000/μl)
- Erst nach Ausschluss eines erhöhten Hirndrucks im cCT und bei unauffälligen Gerinnungsparametern (INR <1,7, pTT <50 Sekunden & Thrombozyten
- Untersuchung des Liquors:
- Zellzahl, Gesamtprotein, Glucose
im Liquor und im Serum (Liquor-Glucose -Serumquotient), Laktat - Zytologie
- Gram-gefärbtes Sofortpräparat des Liquors
- Gramnegative Diplokokken als Hinweis auf eine Meningokokken-Meningitis – es sollte eine umgehende Isolierung des/der Patient:in erfolgen
- Liquorkulturen: nativen Liquor und Liquor in Blutkulturflaschen einsenden
- Antigen-Suchtest/PCR-Diagnostik: bei lymphozytärem Zellbild im Liquor ⟶ Untersuchung auf neurotrope Viren (HSV-1 & -2, VZV-DNA
, CMV, EBV)
- Zellzahl, Gesamtprotein, Glucose
TippEs empfiehlt sich, nach Durchführung der erforderlichen Diagnostik weiterhin eine Liquor-Rückstellprobe zu entnehmen, um den Liquor auch im Nachhinein immunologisch oder virologisch untersuchen zu können.

BruceBlaus. When using this image in external sources it can be cited as:Blausen.com staff (2014). "Medical gallery of Blausen Medical 2014". WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI: 10.15347/wjm/2014.010. ISSN 2002-4436., CC BY 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons
Die Abbildung ist ein Derivat der oben genannten Abbildung. Die Abbildung wurde zugeschnitten.
Parameter | Bakterielle Meningitis | Virale Meningitis |
---|---|---|
Inspektion | Eitrig, trüb | Klar |
Liquorzellzahl (/μl) | >1.000 | <1.000 |
Zytologie | Granulozytär | Lymphozytär |
Liquor-Serum | Erniedrigt (<0,5) | Normal |
Laktat im Liquor (mmol/L) | >3,5 | <3,5 |
Gesamtprotein im Liquor (mg/dl) | >100 | <100 |
PCT | Meistens positiv | Negativ |
Vorgehen/Therapie
- Bei dem Verdacht auf eine Meningitis sollte bis zum Ausschluss einer Meningokokken-Meningitis eine Isolation erfolgen. Weiterhin sollten strenge Hygienemaßnahmen eingehalten werden.
- Venöse Blutentnahme
: - 2 Paar sterile Blutkulturen
(anaerob + aerob) aus zwei verschiedenen Punktionsstellen
- 2 Paar sterile Blutkulturen
- Labor (siehe Abschnitt Diagnostik) + Blutgasanalyse
- Intravenösen Zugang legen
- Sofort Gabe von Dexamethason
InfoDie frühzeitige Gabe von Dexamethason
führt zu einer verminderten Letalität bei Pneumokokken-Meningitis. Wird eine Pneumokokken-Meningitis ausgeschlossen oder eine virale Meningitis nachgewiesen, kann die Therapie mit Dexamethason beendet werden.
- Gabe von Vollelektrolytlösung i.v.
- Engmaschige Kontrolle der Blutglucose-Konzentration und Blutzuckereinstellung (bei Hypoglykämie ggf. Gabe von Glucose
i.v. (z.B. Glucose )) - Bedarfsgerechte analgetische Therapie (z.B. Ibuprofen
) - Bei erhöhter Körpertemperatur
: Paracetamol - 10 Minuten nach Dexamethason
-Erstgabe: Beginn der antibiotischen Therapie - Ceftriaxon
oder Cefotaxim - Zusätzlich Ampicillin
- Zusätzlich Aciclovir
- Ceftriaxon
InfoVor der antibiotischen Therapie sollten Blutkulturen
entnommen werden. Die weitere Diagnostik (CT und Liquorpunktion ) sollte den Beginn der antibiotischen Therapie jedoch nicht verzögern. Sie sollte möglichst frühzeitig begonnen werden und an das Antibiogramm sowie an die Begleitumstände (Reiseanamnese - Regionen mit hoher Penicillinresistenz von Pneumokokken, nosokomiale Infektion) angepasst werden.
- cCT und CT
der Nasennebenhöhlen: Ausschluss eines erhöhten Hirndrucks vor einer möglichen Lumbalpunktion & Fokussuche mit Frage nach chronischer Sinusitis oder Mastoiditis - Je nach Befund ggf. HNO-konsiliarische oder neurochirurgische Mitbeurteilung
- Bei einer sekundären Meningitis (z.B. bei Sinusitis oder Mastoiditis): operative Sanierung
- Liquorpunktion
nach Ausschluss eines erhöhten Hirndrucks - Anpassung der Therapie an die diagnostischen Ergebnisse (z.B. Absetzen von Aciclovir nach dem Ausschluss von HSV und VZV)
Algorithmus
Quellen
- S2k-Leitlinie Ambulant erworbene bakterielle Meningoenzephalitis im Erwachsenenalter, Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)