Zusammenfassung
Bei der Mitralklappeninsuffizienz schließt die Mitralklappe nicht vollständig, wodurch Blut
Ursachen sind degenerative Veränderungen, rheumatisches Fieber, eine Endokarditis
Die Symptome umfassen unter anderem Dyspnoe und Müdigkeit. Die Diagnose erfolgt mittels einer Echokardiographie
Leichte Fälle werden medikamentös behandelt und sollten regelmäßig überwacht werden. Schwere oder symptomatische Fälle erfordern meist eine chirurgische Klappenrekonstruktion oder -ersatz oder bei eingeschränkter OP-Fähigkeit minimalinvasive Verfahren wie MitraClip®.
Epidemiologie
Die Mitralklappeninsuffizienz ist das häufigste erworbene und das zweithäufigste behandlungsbedürftige Vitium in Deutschland. Die Prävalenz steigt stark mit dem Alter an.
Ursachen
- Degenerativ:
- Häufig durch einen Mitralklappenprolaps (Mitralklappensegel schlagen in den linken Vorhof zurück) ➜ verursacht z.B. durch degenerative Prozesse, einen Myokardinfarkt (Papillarmuskelnekrose) oder eine Endokarditis
- Mitralklappenprolaps bleibt in ca. 90% der Fälle asymptomatisch
- Marfan-Syndrom oder Ehlers-Danlos-Syndrom
- Papillarmuskelschädigung durch eine Unterversorgung im Rahmen einer KHK
- Häufig durch einen Mitralklappenprolaps (Mitralklappensegel schlagen in den linken Vorhof zurück) ➜ verursacht z.B. durch degenerative Prozesse, einen Myokardinfarkt (Papillarmuskelnekrose) oder eine Endokarditis
- Infektiös/Rheumatisch: Endokarditis
➜ ggf. akute Mitralklappeninsuffizienz - Iatrogen: Mitralklappensprengung im Rahmen einer Ballonvalvuloplastie
zur Therapie einer Mitralklappenstenose - Sekundär: linksventrikuläre Dilatation (z.B. im Rahmen einer dilatativen Kardiomyopathie
) oder Anuluserweiterung (z.B. im Rahmen eines über viele Jahre bestehenden Vorhofflimmerns) - Bei den sekundären Ursachen ist die Mitralklappe normal und ein normaler Klappenschluss wäre möglich. Es liegt jedoch eine Dilatation des linken Ventrikels oder eine Anuluserweiterung vor, sodass die Mitralklappensegel auseinandergezogen werden und somit kein vollständiger Schluss mehr möglich ist
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Diagnostik
- Symptome:
- Chronisch (Symptome der Links- und Rechtsherzinsuffizienz
): Dyspnoe, Husten, Leistungsminderung, Venenstauung, periphere Ödeme , Stauungsleber und Stauungsnieren - Akut: Lungenödem
, kardiogener Schock - Durch Papillarmuskelnekrose, Ruptur oder Verlängerung der Chordae tendineae ➜ Mitralklappenprolaps durch Myokardinfarkt, infektiöse oder rheumatische Endokarditis
- Durch Papillarmuskelnekrose, Ruptur oder Verlängerung der Chordae tendineae ➜ Mitralklappenprolaps durch Myokardinfarkt, infektiöse oder rheumatische Endokarditis
- Chronisch (Symptome der Links- und Rechtsherzinsuffizienz
- Auskultation: Systolikum mit Fortleitung in die Axilla mit Punctum maximum über dem 5. ICR links medioklavikulär
- EKG
: ggf. Hinweise auf eine Linksherzhypertrophie, P-sinistroatriale („P-mitrale“), im Verlauf ggf. P-dextroatriale aufgrund der Rechtsherzbelastung - TTE und im Verlauf ggf. TEE: Beurteilung des Schweregrades und des Mechanismus der Mitralklappeninsuffizienz, LVEF, Evaluation der Möglichkeit zur Mitralklappenrekonstruktion

J. Heuser JHeuser, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

J. Heuser JHeuser, CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons
- Ggf. präoperativ oder präinterventionell Rechtsherzkatheter: zur Bestimmung des Pulmonalarteriendrucks
- Ggf. präoperativ oder präinterventionell Linksherzkatheter: zur Einschätzung der Mitralklappeninsuffizienz und der Druckverhältnisse und zum Ausschluss einer KHK, die präinterventionell oder intraoperativ (mit)therapiert werden sollte
Therapie
Akute Mitralklappeninsuffizienz
- Notfallmedizinische Überwachung und ggf. intensivmedizinische Therapie ➜ ggf. notfallmäßige Operation
- Bei der akuten Mitralklappeninsuffizienz bestehen noch keine Kompensationsmechanismen, sodass es zu einem Lungenödem
und kardiogenem Schock kommen kann
- Bei der akuten Mitralklappeninsuffizienz bestehen noch keine Kompensationsmechanismen, sodass es zu einem Lungenödem
Chronische Mitralklappeninsuffizienz
- Symptomatische Mitralklappeninsuffizienz:
- EF >30%: operative Rekonstruktion (bevorzugt) oder Klappenersatz
- Biologischer Klappenersatz: mindestens 3 Monate Antikoagulation
- Mechanischer Klappenersatz: lebenslange Antikoagulation mit Cumarinen
- EF <30% und/oder linksventrikulärer endsystolischer Durchmesser >55 mm: medikamentöse Herzinsuffizienztherapie
- Bei ausbleibendem Therapieerfolg: operative Rekonstruktion oder Klappenersatz
- Bei hohem OP-Risiko oder Kontraindikationen für eine OP: Mitralklappenclipping (siehe Mitral- und Trikuspidalklappenintervention
)
- EF >30%: operative Rekonstruktion (bevorzugt) oder Klappenersatz
Fallbeispiele
Für praktische EKG
Videos
Quellen
- Interventionelle Therapie von AV-Klappenerkrankungen – Fokus Mitralklappeninsuffizienz, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
- Management von Herzklappenerkrankungen, European Society of Cardiology (ESC), Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG)