Die Mobilisation von Patient:innen im Bett ist eine zentrale Aufgabe in der pflegerischen Arbeit. Sie dient dazu, Komplikationen wie Druckgeschwüre (Dekubitus), die durch anhaltenden Druck auf bestimmte Körperstellen entstehen, Lungenentzündungen (Pneumonien), die aufgrund mangelnder Belüftung der Lunge auftreten können, und Muskelabbau (Muskelatrophie), der durch fehlende Bewegung begünstigt wird, zu verhindern. Eine adäquate Mobilisation fördert zudem das Wohlbefinden der Patient:innen, indem sie zur Schmerzreduktion, einer verbesserten Durchblutung, einem gesteigerten Gefühl von Selbstständigkeit und entscheidend zur Genesung beiträgt. Dieser Prozess umfasst verschiedene Techniken und Prinzipien, die sorgfältig angewendet werden müssen, um die Mobilisation sicher und effektiv zu gestalten. Die Mobilisation im Bett ist sowohl für den Heilungsprozess als auch zur Vorbeugung weiterer gesundheitlicher Komplikationen essenziell. Sie bietet eine breite Palette an Vorteilen, die weit über die physische Gesundheit hinausgehen, einschließlich der Verbesserung der Lebensqualität und des psychischen Wohlbefindens der Patient:innen, etwa durch die Reduktion von Angst, die Förderung eines Gefühls von Sicherheit und die Verringerung von Depressionen.
Ziele
Die Mobilisation von Patient:innen hat verschiedene Ziele:
Vermeidung von Komplikationen: Immobilität kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. Dekubitus, Thrombosen, Pneumonien und Kontrakturen sind typische Komplikationen, die durch regelmäßige Mobilisation vermieden werden können. Durch Bewegung werden Druckstellen entlastet, die Haut bleibt besser durchblutet und die Gefahr von Druckgeschwüren wird minimiert. Eine effektive Mobilisation fördert auch die Lungenfunktion. Sie erleichtert das Atmen und verbessert die Belüftung der unteren Lungenabschnitte, was der Entstehung von Pneumonien vorbeugt.
Förderung der Durchblutung: Durch Bewegung wird die Durchblutung gefördert, was sich positiv auf die Heilung von Wunden und das allgemeine Wohlbefinden auswirkt. Eine verbesserte Durchblutung hat zur Folge, dass Nährstoffe und Sauerstoff effektiver zu den betroffenen Geweben gelangen, was die Heilung beschleunigt. Darüber hinaus wird der venöse Rückfluss verbessert, was der Entstehung von Thrombosen entgegenwirkt. Das Herz-Kreislauf-System profitiert ebenso, da die regelmäßige Mobilisation die Herzleistung unterstützt und stabilisiert.
Erhaltung der Muskelkraft und Gelenkbeweglichkeit: Regelmäßige Mobilisation hilft, den Verlust von Muskelkraft zu minimieren und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten. Durch die Bewegungsübungen kann eine Kontrakturbildung, also eine dauerhafte Verkürzung von Muskeln und Sehnen, vermieden werden. Die Erhaltung der Beweglichkeit unterstützt die Patient:innen darin, ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangenoder zu bewahren. Besonders wichtig ist dies bei länger bettlägerigen Patient:innen, da hier die Gefahr der Muskelatrophie und Gelenksteifigkeit besonders hoch ist.
Unterstützung der Selbstständigkeit: Mobilisation kann dazu beitragen, dass Patient:innen ihre Fähigkeiten zur Selbstversorgung wiedererlangen oder erhalten. Selbst kurze Sitz- oder Stehphasen können die Muskelkraft stärken und die Autonomie der Patient:innen fördern. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur physischen Rehabilitation bei, sondern steigern auch das psychische Wohlbefinden. Patient:innen, die in den Mobilisationsprozess aktiv einbezogen werden, entwickeln oft ein stärkeres Selbstbewusstsein und eine positivere Einstellung zu ihrer Genesung.
Wohlbefinden und Selbstwertgefühl steigern: Die Mobilisation wirkt sich positiv auf das psychische Wohlbefinden der Patient:innen aus. Bewegung fördert die Ausschüttung von Endorphinen, was zu einer Verbesserung der Stimmung und einem gesteigerten Selbstwertgefühl beiträgt. Die aktive Teilnahme an der Mobilisation vermittelt ein Gefühl der Kontrolle und des Fortschritts.
Ruhe und Sicherheit vermitteln: Regelmäßige Mobilisation vermittelt den Patient:innen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Sie bietet die Gelegenheit, Vertrauen in die eigenen körperlichen Fähigkeiten aufzubauen und Ängste vor Bewegung abzubauen.
Wiederaufnahme von Aktivitäten: Mobilisation ermöglicht die Wiederaufnahme von Aktivitäten, die durch bewegungsbedingte Einschränkungen nicht möglich waren. Dies kann von grundlegenden täglichen Aufgaben bis hin zu komplexeren Aktivitäten reichen und trägt zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben bei. Zum Beispiel können Patient:innen nach einer Mobilisation wieder selbstständig kleinere Haushaltsaufgaben wie das Zubereiten einer Mahlzeit übernehmen.
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Prinzipien der Mobilisation
Bewegungsfähigkeit und Unterstützungsbedarf einschätzen:
Welche Erkrankungen liegen bei den Patient:innen vor? Diese Information ist entscheidend, um die Mobilisationsplanung an die individuellen gesundheitlichen Einschränkungen und Bedürfnisse anzupassen
Sind die Patient:innen operiert worden?
Wie ist der Allgemeinzustand?
Welche Bewegungen können die Patient:innen ausführen?
Wie viel Unterstützung benötigen die Patient:innen?
Ermittlung der Ressourcen: Was können die Patient:innen noch selbst?
Hilfe zur Selbsthilfe: durch Förderung der Motivation, beispielsweise durch positive Verstärkung, gemeinsame Zielsetzung oder das Hervorheben kleiner Fortschritte, die die Patient:innen bereits erreicht haben.
Berücksichtigung von krankheitsbedingten Indikationen, Kontraindikationen und ärztlichen Anordnungen
Einbezug von Wünschen und Bedürfnissen der Patient:innen: beispielsweise durch gezielte Fragen im Gespräch oder durch den Einsatz von Fragebögen, um individuelle Präferenzen und Anliegen zu ermitteln
Altersentsprechende und fachgerechte Information der Patient:innen
Planung der Vorgehensweise:
Reicht für die Mobilisation eine Pflegekraft oder werden zwei Pflegekräfte benötigt?
Ist der Einsatz von Hilfsmitteln sinnvoll? Wenn ja, welche Hilfsmittel sollen eingesetzt werden?
Kinästhetik- und Bobath-Konzepteinbeziehen
Auf die eigene Gesundheit achten: rückenschonendes Arbeiten, beispielsweise durch das Vermeiden von ruckartigen Bewegungen, das Heben aus den Beinen statt dem Rücken und die Nutzung von Hilfsmitteln wie Hebeliften.
Eigene Sicherheit und Sicherheit der Patient:innen beachten: Sturzprophylaxe
Dokumentation aller durchgeführten Maßnahmen sowie Auffälligkeiten
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Vorbereitung und Kommunikation
Vor der Mobilisation sollte das Befinden der Patient:innen abgefragt und die Mobilisation gemeinsam geplant werden. Eine gute Kommunikation hilft, Angst und Unsicherheit abzubauen und erleichtert die Zusammenarbeit. Folgende Punkte sollten beachtet werden:
Information: Jeder Schritt sollte im Vorfeld erklärt werden, sodass die Patient:innen wissen, was passieren wird. Zum Beispiel könnte erklärt werden: "Wir werden Sie jetzt leicht nach oben bewegen, damit Sie bequemer sitzen können." Statt unklarer Begriffe wie „hochrutschen“ sollte eine positive und klare Sprache verwendet werden, wie „nach oben bewegen“. Eine klare Kommunikation hilft, das Vertrauen der Patient:innen zu gewinnen und eine kooperative Atmosphäre zu schaffen. Die aktive Einbeziehung der Patient:innen in den Prozess führt häufig zu einer höheren Bereitschaft, aktiv mitzuwirken.
Schmerzfreiheit: Es sollte sichergestellt werden, dass die Mobilisation schmerzfrei durchgeführt wird. Schmerzen können zu einer schlechten Mitarbeit führen und den Heilungsprozess negativ beeinflussen. Typische Schmerzquellen können etwa durch frische Operationsnarben, verspannte Muskulatur oder entzündete Gelenke entstehen. Falls nötig, kann vor der Mobilisation eine Schmerzmedikation verabreicht werden. Eine frühzeitige Schmerzbekämpfung trägt dazu bei, die Beweglichkeit der Patient:innen zu erhalten und die Motivation zur Mobilisation aufrechtzuerhalten.
Einverständnis: Das Einverständnis der Patient:innen sollte eingeholt werden, beispielsweise durch gezielte Fragen wie "Sind Sie einverstanden, wenn wir jetzt mit der Mobilisation beginnen?" oder durch eine klare Aufklärung über die geplanten Schritte. Nur wenn die Mobilisation akzeptiert wird, sollte diese durchgeführt werden. Das Einverständnis ist nicht nur rechtlich wichtig, sondern hilft auch, die Compliance zu fördern. Die Patient:innen sollten immer das Gefühl haben, dass sie die Kontrolle über ihre Situation haben, was das Wohlbefinden fördert.
Vitalzeichenkontrolle: Vor der Mobilisation sollten die Vitalzeichen der Patient:innen kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass sie stabil genug für die Bewegung sind. Falls die Werte auffällig sind, sollte die Mobilisation verschoben und ärztlicher Rat eingeholt werden. Dazu gehört die Kontrolle von Puls, Blutdruck und Atmung. Abweichungen von normalen Werten sollten dokumentiert und beachtet werden.
Abfrage des Befindens: Fragen Sie die Patient:innen, wie sie sich fühlen und ob sie bereit sind, die Mobilisation zu starten. Dies gibt ihnen das Gefühl von Kontrolle und kann Bedenken oder Ängste aufdecken, die zuvor besprochen werden sollten.
Tipp
Hilfsmittel und Kissen vorbereiten
Hilfsmittel wie Gleitmatten, Seitengitter und Kissen sollten bereitliegen, bevor mit der Mobilisation begonnen wird. Zum Beispiel können Gleitmatten genutzt werden, um Patient:innen sanft umzupositionieren, während Seitengitter zusätzliche Sicherheit bei der Mobilisation im Bett bieten. Eine gute Vorbereitung sorgt für einen reibungslosen Ablauf und hilft, das Wohlbefinden der Patient:innen zu maximieren. Auch die richtige Kleidung der Patient:innen, wie etwa rutschfeste Socken, kann die Sicherheit erhöhen. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die Umgebung sicher und frei von Stolperfallen ist.
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Ergonomische Arbeitstechniken
Um Rückenbeschwerden bei der Pflegekraft zu vermeiden, ist es wichtig, ergonomisch zu arbeiten. Hier sind einige Tipps:
Arbeitshöhe anpassen: Das Bett sollte auf eine angenehme Arbeitshöhe eingestellt werden, um den Rücken zu entlasten. Die optimale Arbeitshöhe liegt in der Regel auf Höhe der Hüfte der Pflegekraft, sodass eine entspannte Haltung gewährleistet ist. Eine falsche Arbeitshöhe kann langfristig zu Muskel-Skelett-Beschwerden führen. Die Arbeitshöhe sollte so eingestellt sein, dass die Pflegekraft in einer entspannten Haltung arbeiten kann, ohne sich zu stark zu bücken oder zu strecken.
Hüftbreiter Stand: Mit leicht gebeugten Knien in einen stabilen Stand gehen, um das Körpergewicht gleichmäßig zu verteilen und das Gewicht der Patient:innen besser kontrollieren zu können. Diese Technik ist besonders wichtig, wenn Patient:innen aufgerichtet oder im Bett gedreht werden, da hierbei ein sicherer Stand entscheidend für die Kontrolle der Bewegung ist. Eine sichere Standposition verhindert, dass die Pflegekraft aus dem Gleichgewicht gerät, und verringert das Verletzungsrisiko.
Verwendung von Hilfsmitteln: Hilfsmittel wie Gleitmatten, Rutschbretter oder Hebehilfen sollten genutzt werden, um die Mobilisation zu erleichtern. Zum Beispiel kann eine Gleitmatte verwendet werden, um Patient:innen sanft im Bett umzupositionieren, indem sie das Ziehen und Heben erleichtert und gleichzeitig den Rücken der Pflegekraft schont. Diese Hilfsmittel sind nicht nur für die Patient:innen sicherer, sondern schützen auch die Pflegekraft vor Überbelastung. Auch der Einsatz von modernen Hebehilfen, wie elektrischen Patientenliftern, kann eine große Entlastung darstellen.
Anwendung von Kinästhetik- und Bobath-Konzept: Diese Konzepte bieten Techniken, die sowohl für die Patient:innen als auch für die Pflegekraft ergonomisch und effektiv sind. Zum Beispiel kann im Kinästhetik-Konzept das gezielte Unterstützen durch Verlagerung des Körpergewichts der Patient:innen verwendet werden, um Bewegungen zu erleichtern und die Eigenaktivität zu fördern. Sie helfen, Bewegungsabläufe zu optimieren und Belastungen zu minimieren, indem sie natürliche Bewegungsmuster nutzen.
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Mobilisationstechniken
Achtung
Rutschgefahr minimieren
Sicherstellen, dass das Bett sicher steht und alle Bremsen arretiert sind. Eine einfache Methode zur Überprüfung ist, leicht gegen das Bett zu drücken, um sicherzustellen, dass es sich nicht bewegt. Zusätzlich können visuelle Kontrollen der Bremsen und eine kurze Testbewegung des Bettrahmens hilfreich sein. Dies reduziert das Risiko von Unfällen erheblich. Auch der Boden um das Bett sollte frei von Wasser, verschütteten Getränken, Lotionen oder anderen rutschigen Substanzen wie Putzmittelrückständen sein.
Achtung
Abbruch bei Überanstrengung
Anzeichen von Überanstrengung:
Atemnot
Schwindel
Schmerzen
Sollten die Patient:innen solche Symptome zeigen, sollte die Mobilisation sofort abgebrochen und gegebenenfalls der/die behandelnde Arzt/Ärztin informiert werden. Dies kann durch einen direkten Anruf oder, falls verfügbar, durch Nutzung eines Notrufknopfes in der Nähe schnell erfolgen.
Bewegung über Drehbewegung
Bewegung über Drehbewegung
Die Drehbewegung hilft, Patient:innen durch Gewichtsverlagerung von einer Körperseite zur anderen in Richtung Kopfende zu bewegen. Diese Technik erfordert Sorgfalt, um die Patient:innen möglichst komfortabel und sicher zu mobilisieren. Meist erfordert sie auch mehr Zeit, ist aber für die Patient:innen gewebeschonender und rückenfreundlicher und bezieht außerdem die Ressourcen aktiv in die Mobilisation ein.
Vorbereitung:
Alle nicht benötigten Hilfsmittel aus dem Bett entfernen
Bett auf Arbeitshöhe und Kopfteil flach stellen
Patient:innen bitten, die Beine aufzustellen
Arme werden über Kreuz auf dem Brustkorb positioniert
Durchführung:
Wenn möglich, drehen sich die Patient:innen selbstständig auf die rechte oder linke Seite. Ist dies nicht möglich, unterstützt die Pflegekraft, indem sie die Schulter und das Becken der Patient:innen greift und das eigene Körpergewicht nutzt, um die Patient:innen vorsichtig zur Seite zu drehen
Nun werden Schulter und Gesäß frei für die Bewegung nach oben
Die aufgestellten Beine und der Druck der Füße in die Matratze unterstützen die Bewegung nach oben
Weitere Unterstützung kann durch Schaukelbewegungen am Brustkorb gegeben werden
Dann erfolgt eine Drehung auf die andere Seite und ebenfalls die Bewegung nach oben durch Druck der Füße in die Matratze
Die Bewegungsfolge wird wiederholt, bis die Patient:innen in der gewünschten Position liegen
Nachbereitung:
Patient:innen werden nach ihrer bevorzugten Positionierung und ihrem Befinden gefragt
Gewünschte Positionierung vornehmen
Bett herunterfahren und Kopfteil in die gewünschte Position stellen
Zimmer herrichten
Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen
Tipp
Eigenes Körpergewicht nutzen
Das eigene Körpergewicht nutzen und nicht nur die Armmuskulatur, um die Bewegung durchzuführen. Dabei sollte das Gewicht durch eine Verlagerung in die Beine und einen festen Stand unterstützt werden, um die Kraft effizient einzusetzen. Dies schont die eigenen Kräfte und vermeidet Überlastungen. Besonders bei häufigen Bewegungen ist dies von großer Bedeutung, um die eigene Gesundheit zu schützen.
Bewegung durch Gleiten
Diese Technik eignet sich, um Patient:innen im Bett nach oben zu bewegen, wenn sie zum Beispiel in Richtung des Fußendes gerutscht sind. Diese Bewegung kann anstrengend sein und erfordert eine gute Zusammenarbeit zwischen der Pflegekraft und den Patient:innen. Eine klare Kommunikation, wie das gemeinsame Zählen vor der Bewegung oder das Anpassen an das Tempo der Patient:innen, kann die Zusammenarbeit erleichtern.
Vorbereitung:
Alle nicht benötigten Hilfsmittel aus dem Bett entfernen
Bett auf Arbeitshöhe stellen und Kopfbrett entfernen
Patient:innen bitten, die Beine möglichst nah am Gesäß aufzustellen, Arme über dem Brustkorb zu kreuzen und das Kinn zur Brust zu führen. Diese Haltung sorgt für eine stabile Ausgangsposition, reduziert das Verletzungsrisiko und erleichtert die Bewegung nach oben
Durchführung:
Die Pflegekraft steht am Kopfende des Bettes und fährt mit den flachen Händen unter den oberen Rücken der Patient:innen
Auf ein vereinbartes Kommando hin, wie beispielsweise „Eins, zwei, drei, jetzt“, heben die Patient:innen das Becken an und stoßen sich mit den Beinen nach oben ab
Die Pflegekraft unterstützt die Bewegung durch leichtes Ziehen am oberen Rücken
Patient:innen gleiten über die gemeinsame Bewegung im Bett nach oben
Nachbereitung:
Patient:innen werden nach ihrer bevorzugten Positionierung und ihrem Befinden gefragt
Gewünschte Positionierung vornehmen
Bett herunterfahren und Kopfteil in die gewünschte Position stellen
Zimmer herrichten
Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen
Bewegung durch Gleiten
Achtung
Sanfte und gleichmäßige Bewegung
Vermeiden, die Patient:innen zu stark zu ziehen, um Verletzungen zu vermeiden. Die Kraft sollte gleichmäßig aufgebracht werden, indem vor der Bewegung ein stabiler Stand eingenommen und der Zug aus den Beinen und nicht nur aus den Armen ausgeführt wird. Eine sanfte und gleichmäßige Bewegung ist wichtig, um die Belastung für die Patient:innen möglichst gering zu halten. Schmerzen oder Beschwerden sollten sofort beachtet werden, und die Mobilisation sollte angepasst oder abgebrochen werden.
Bewegung mit Hilfstuch
Ein Hilfstuch kann genutzt werden, um die Mobilisation zu erleichtern. Das Hilfstuch wird unter den Rücken- und Gesäßbereich der Patient:innen gelegt und dient als Griffhilfe. Diese Technik erfordert zwei Pflegekräfte.
Vorbereitung:
Alle nicht benötigten Hilfsmittel aus dem Bett entfernen
Bett auf Arbeitshöhe und Kopfteil flach stellen
Hilfstuch, wie ein Stecklaken oder eine Gleitmatte, unter den Patient:innen platzieren
Patient:innen bitten, die Beine aufzustellen und den Kopf zur Brust zu führen
Durchführung:
Auf ein vereinbartes Kommando stoßen die Patient:innen sich mit den Füßen Richtung Kopfende ab
Die Pflegekräfte nutzen den Impuls der Patient:innen und bewegen das Hilfstuch in Richtung Kopfende mit
Patient:innen bewegen sich über die gemeinsame Bewegung im Bett nach oben
Bei der Durchführung dieser Mobilisationstechnik sollten Pflegekräften unbedingt darauf achten, dass sie etwas in die Knie gehen und einen geraden Rücken haben. Außerdem sollten sie nicht die Patient:innen nicht heben oder ziehen.
Nachbereitung:
Patient:innen werden nach ihrer bevorzugten Positionierung und ihrem Befinden gefragt
Gewünschte Positionierung vornehmen
Bett herunterfahren und Kopfteil in die gewünschte Position stellen
Zimmer herrichten
Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen
Tipp
Druckstellen vermeiden
Sicherstellen, dass das Hilfstuch faltenfrei liegt, um Druckstellen zu vermeiden und die Haut der Patient:innen zu schonen. Eine faltenfreie Unterlage sorgt dafür, dass die Mobilisation sanft und ohne zusätzliche Belastung durchgeführt werden kann.
Mobilisation zum Sitzen an der Bettkante
Mobilisation an die Bettkante
Das Mobilisieren zum Sitzen ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der Selbstständigkeit. Beispielsweise können Patient:innen dadurch lernen, sich eigenständig in eine neue Position zu bringen, was ihnen bei alltäglichen Aktivitäten wie Essen oder der Einnahme von Medikamenten zugutekommt. Die Sitzposition ermöglicht es den Patient:innen, sich besser zu orientieren und steigert ihr Wohlbefinden.
Vorbereitung:
Vitalzeichenkontrolle durchführen
Alle nicht benötigten Hilfsmittel aus dem Bett entfernen
Bett auf Arbeitshöhe stellen
Klären, an welcher Bettseite die Patient:innen zum Sitzen kommen möchten
Festlegen, wie viele Pflegekräfte für die Mobilisation benötigt werden
Prüfen, ob zum Fußende genügend Platz vorhanden ist, um die Bewegungen auszuführen. Falls nicht, muss vor der Mobilisation an die Bettkante eine Mobilisation Richtung Kopfende erfolgen
Durchführung:
Patient:innen bitten, sich mit leicht angewinkelten Beinen auf die Seite zu drehen und die freie Hand ungefähr auf Schulterhöhe auf der Matratze aufzusetzen
Pflegekraft steht in Schrittstellung vor den Patient:innen, um Schutz zu gewährleisten und die Bewegungen der Patient:innen zu begleiten bzw. zu unterstützen
Patient:innen führen die Beine nacheinander aus dem Bett und drücken sich gleichzeitig mit der Hand unter Zuhilfenahme des aufliegenden Unterarms des anderen Arms ab
Pflegekraft unterstützt, wenn nötig, an der Schulter, um die aufrechte Sitzposition herzustellen
Nachbereitung:
Bett so weit herunterfahren, dass die Patient:innen mit den Füßen stabilen Bodenkontakt haben
Rutschfestes Schuhwerk anziehen
Vitalzeichenkontrolle durchführen und Patient:innen nach ihrem Befinden fragen
Falls nötig, Hilfsmittel für einen sicheren Sitz einsetzen, wie z.B. mobile Rückenlehnen
Zimmer herrichten
Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen: z.B. Zeitpunkt der Mobilisation, der Grad der Unterstützung durch die Pflegekraft, Beobachtungen wie Stabilität der Sitzposition oder Beschwerden der Patient:innen
Achtung
Nach vorne Kippen vermeiden
Darauf achten, dass die Patient:innen in der aufrechten Position nicht nach vorne kippen. Gegebenenfalls eine Hand am Rücken halten, um zusätzliche Stabilität zu gewährleisten. Ein rutschfester Sitzbereich kann ebenfalls zur Sicherheit beitragen.
Tipp
Langsames und bedachtes Vorgehen
Den Patient:innen sollte Zeit gegeben werden, sich an die aufrechte Position zu gewöhnen, um Schwindel zu vermeiden. Es ist hilfreich, die Patient:innen zu ermutigen, ruhig zu atmen und sich zu orientieren, bevor weitere Schritte unternommen werden. Falls nötig, kann ein Glas Wasser angeboten werden, um das Wohlbefinden zu fördern. Dies hilft dabei, den Kreislauf zu stabilisieren, beruhigt die Patient:innen und gibt ihnen die Möglichkeit, sich besser zu orientieren.
Tipp
Körperliche Ressourcen der Patient:innen nutzen
Die Patient:innen sollten dazu motiviert werden, aktiv mitzuarbeiten, um die eigene Muskulatur zu fördern und zu stärken. Dies kann durch ermutigende Worte, das Setzen kleiner erreichbarer Ziele oder das gemeinsame Besprechen der Fortschritte unterstützt werden. Außerdem kann es hilfreich sein, die Vorteile der Eigenaktivität, wie eine schnellere Genesung oder ein gesteigertes Selbstwertgefühl, zu betonen. Eine positive Einstellung zur Mobilisation kann die Effizienz der pflegerischen Maßnahmen deutlich erhöhen.
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Nachbereitung
Nach der Mobilisation sollten einige wichtige Punkte beachtet werden, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Patient:innen zu gewährleisten:
Herunterrutschen im Bett vermeiden: Damit die Patient:innen im Bett nicht wieder nach unten rutschen, kann ein kleines gerolltes Handtuch verwendet werden. Dieses wird so platziert, dass es knapp unterhalb des Sitzbeins liegt und sanft anliegt, ohne Druckstellen zu verursachen. Alternativ kann das Fußteil des Bettes leicht nach oben gestellt werden.
Komfort sicherstellen: Es sollte geprüft werden, ob die aktuelle Position für die Patient:innen bequem ist, und die Lagerung gegebenenfalls angepasst werden. Das „Knick“-Teil des Bettes sollte auf Hüfthöhe der Patient:innen eingestellt sein, da es die Wirbelsäule entlastet, eine freie Atmung ermöglicht und eine bequeme sowie gesunde Sitzposition unterstützt. Eine komfortable Position trägt maßgeblich zur Genesung bei und verhindert die Entstehung von weiteren gesundheitlichen Problemen.
Hilfsmittel wegräumen und Zimmer herrichten: Gleitmatten, Hilfstücher und andere Hilfsmittel sollten entfernt werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden, um Stolperfallen zu vermeiden. Diese können beispielsweise in einem dafür vorgesehenen Schrank oder einem gekennzeichneten Bereich im Zimmer sicher verstaut werden. Ein aufgeräumtes Umfeld erhöht die Sicherheit und sorgt für eine angenehme Atmosphäre im Zimmer.
Bett herunterfahren: Das Bett sollte in eine niedrige Position gebracht werden, um ein sicheres Ein- und Aussteigen zu erleichtern und die Sturzgefahr zu minimieren.
Dokumentation: Die durchgeführten Maßnahmen und eventuelle Beobachtungen, wie Schmerzen oder Schwierigkeiten bei der Mobilisation, sollten dokumentiert werden. Eine genaue Dokumentation ist wichtig, um die Versorgung der Patient:innen optimal zu gestalten und das Pflegeteam zu informieren. Relevante Informationen könnten beispielsweise Schmerzen, Schwierigkeiten bei der Bewegung oder Abweichungen vom normalen Bewegungsmuster umfassen. Auch kleinere Abweichungen vom normalen Bewegungsmuster sollten vermerkt werden, da sie Hinweise auf den Zustand der Patient:innen geben können.
Achtung
Seitengitter
Bei immobilen Patient:innen können die Seitengitter hochgezogen werden, um Stürze zu verhindern. Die Seitengitter bieten zusätzlichen Schutz, insbesondere bei Patient:innen mit kognitiven Einschränkungen, da diese möglicherweise ihre Orientierung verlieren oder impulsiv handeln und so einem erhöhten Sturzrisiko ausgesetzt sind. Es sollte jedoch stets die Balance zwischen Sicherheit und Bewegungsfreiheit gewahrt werden. Beispielsweise kann ein Seitengitter oben bleiben, um Schutz zu bieten, während das andere unten bleibt, damit Patient:innen sich weiterhin selbstständig bewegen oder aufrichten können. Außerdem sollten die Seitengitter nur hochgezogen werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Es muss dann regelmäßig geprüft werden, ob diese Maßnahme noch nötig ist.
Sollen beide Seitengitter hochgezogen werden, ist zu beachten, dass dies als freiheitsentziehende Maßnahme gilt, da sie die Bewegungsfreiheit der Patient:innen erheblich einschränken und verhindern, dass sie das Bett eigenständig verlassen können. In solchen Fällen wird ein richterlicher Beschluss benötigt, damit die Maßnahme durchgeführt werden darf.
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Quellen
Al-Abtah et al.: I care Pflege. Georg Thieme Verlag 2020, ISBN: 978-3-132-41828-8
Müller, J. (2024): Mobilisation und Kinästhetik in der Pflege zuhause. https://www.pflege.de/pflegende-angehoerige/pflegewissen/kinaesthetik-mobilisation/
Zuletzt aktualisiert am 08.04.2025
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