Mykobakterien sind grampositive, säurefeste Bakterien, die aufgrund ihrer komplexen Zellwand, die reich an Mykolsäuren ist, eine besondere Resistenz gegen chemische und physikalische Einflüsse aufweisen.
Sie umfassen über 150 bekannte Arten, darunter bedeutende pathogene Vertreter wie Mycobacterium tuberculosis (Erreger der Tuberkulose) und Mycobacterium leprae (Erreger der Lepra).
Einige fakultativ pathogene Mykobakterien werden unter NTM (= nichttuberkulöse Mykobakterien), beziehungsweise MOTT (Mycobacteria other than tuberculosis) zusammengefasst und sind häufig ubiquitäre Umweltkeime, die opportunistische Infektionen bei immunsupprimierten Personen verursachen können. Sie erzeugen keine Tuberkulose und kein Lepra.
Mykobakterien zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, innerhalb von Makrophagenzu überleben und sich zu vermehren, was eine effektive Immunabwehr behindert. Des Weiteren leben sie obligat aerob und wachsen langsam, was Diagnostik und Therapie erschwert.
Die Therapie mykobakterieller Infektionen ist aufgrund ihrer internen Resistenzmechanismen oft langwierig und erfordert spezifische Antibiotikakombinationen.
Merke
Merkhilfe zu Mycobacteria spp.
Merkhilfe zu “Mycobacteria spp.”
In unserer Merkhilfe zu den Erregern mit atypischem Gramverhalten:
“Rick und Claus mögen Münzen aus Blei und Plastik” stehen:
Die Bleimünzen für die “Mycobacteria”, dabei steht:
Die Münze für die Vorsilbe “Myco-”
Das Blei für die Bakterien
Taxonomie und Klassifikation
Taxonomie der Mykobakterien
Klasse: Actinomycetia
Ordnung: Mycobacteriales
Familie: Mycobacteriaceae
Gattung: Mycobacterium
Spezies: Wichtige humanpathogene Vertreter:
Mycobacterium-tuberculosis-Komplex:
Mb. tuberculosis
Mb. africanum
Mb. bovis
Mycobacterium leprae
Atypische Mykobakterien (auch: Non-Tuberculosis Mycobacterium complex (NTM) / Mycobacteria other than tuberculosis (MOTT))
Mycobacterium-avium-Komplex
Mb. avium
Mb. intracellulare
Mb. marinum
Info
Abkürzung “Mb.”
“Mycobacterium” wird im weiteren mit “Mb.” abgekürzt. Dies dient der Unterscheidung von “Mp.” für “Mycoplasma”, da es einige namensgleiche Erreger, z.B. Mycoplasma bovis und Mycobacterium bovis, in beiden Gattungen gibt.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Mycobacterium tuberculosis in einer Ziehl-Neelsen-Färbung
Morphologie: Stäbchen
Größe: Länge ca. 2-10 µm, Breite ca. 0,2-0,6 µm
Beweglichkeit: unbeweglich aufgrund fehlender Geiseln
Gram-Färbung: schwach-positiv bis keine Färbung aufgrund Mykolsäuren in Zellwand (verhindert Farbaufnahme); zum Nachweis stattdessen Ziehl-Neelsen-Färbung
Verkapselung: kapselähnliche Schicht aus Polysacchariden und Proteinen
Sporenbildung: nein
Sauerstoffbedarf: obligat aerob
Zellinvasion: je nach Spezies
Pathogene Mykobakterien: intrazellulär, bevorzugt in Makrophagen
Nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NMT): sowohl intra- als auch extrazellulär
Zellaufbau
Der grundlegende Zellaufbau von Mykobakterien entspricht dem anderer Bakterienzellen.
Charakteristisch ist jedoch ihr Zellwandaufbau, der strukturell dem von grampositiven Bakterien ähnelt, sich jedoch zusätzlich durch einen hohen Gehalt an Mykolsäuren, sowie anderen Fettsäuren auszeichnet, welche den Mykobakterien ihre Säurefestigkeit verleihen. Diese Eigenschaften sind auch dafür verantwortlich, dass sich Mykobakterien nur schwer oder gar nicht mittels Gramfärbung anfärben lassen (mehr Infos im Abschnitt “Gram-Verhalten”).
Zellwandaufbau:
Beschrieben ist der Zellwandaufbau von außen nach innen:
Mykobakterien Zellwandaufbau
Kapsel:
Mykobakterien besitzen eine kapselähnliche, äußere Schicht auf ihrer Zellwand
Erscheint im Elektronenmikroskop durchsichtig, daher auch genannt: elektronentransparente Zone
Besteht hauptsächlich aus Polysacchariden (Glykanen) und Proteinen
Variiert in Dicke und Zusammensetzung
Vermutlich beteiligt an erster Interaktion mit Wirts-Makrophagen
Zellwand:
Aufbau von außen nach innen:
Dicke, mehrschichtige Zellwand mit einer ungewöhnlich hohen Menge an Lipiden:
Mykolsäuren: Lange Fettsäuren (C60–90), haben wachsartige Eigenschaften, machen Zellwand hydrophob → Tragen zur Säurefestigkeit bei
Arabinogalaktan-Schicht: Polysaccharid, das die Peptidoglykan-Schicht mit Mykolsäuren verbindet
Peptidoglykan-Schicht (ähnlich zu Gram-positiven Bakterien)
Als allgemeine Stoffwechselmerkmale zeichnen sich Mykobakterien durch ihren aeroben Stoffwechsel, sowie ihr langsames Wachstum aus.
Durch ihren umfassenden Energiestoffwechsel sind Mykobakterien weitgehend unabhängig von ihrer Wirtszelle. Folgende metabolische Kreisläufe machen das möglich:
Atmungskette:
Eigene, flexible Atmungskette; somit auch eigene ATP-Gewinnung → gute Anpassung in hypoxischen Umgebungen möglich (z.B. Granulome)
Synthese und Stoffwechsel der Makronährstoffe:
Kohlenhydratstoffwechsel:
Glykolyse
Gluconeogenese aus Fett- und Aminosäuren in Phasen fehlender Zuckerquellen
Fettsäuremetabolismus:
ß-Oxidation, Lipidspeicherung
Lipidsynthese: komplexe Lipide und Glykolipide, wie der Cord-Faktor, können selbst synthetisiert werden → Schlüsselrolle in der Virulenz
Gramverhalten
Obwohl Mykobakterien strukturell grampositive Eigenschaften aufweisen, zeigen sie ein atypisches Gramverhalten,beziehungsweise keine Färbung bei der Gram-Methode. Grund dafür ist ihre dicke Zellwandstruktur, die reich an Mykolsäuren und anderen lipophilen Substanzen ist, welche die Aufnahme des Farbstoffes verhindern.
Statt der Gram-Färbung wird zum Nachweis von Mykobakterien die Ziehl-Neelsen-Färbung verwendet. Sie überprüft nicht nur die Aufnahme des Farbstoffs, sondern auch die Säurefestigkeit eines Erregers und kann Mykobakterien somit sehr gezielt identifizieren.
Das grobe Prinzip der Ziehl-Neelsen-Färbung:
Karbolfuchsin wird durch Erhitzen in die Zellwand des Erregers eingelagert
Danach wird Farbstoff mit Lösung aus Säure-Alkohol wieder aus Präparat entfernt
Anschließend Gegenfärbung mit Methylenblau
Interpretation:
Säurefeste Bakterien: behalten Karbolfuchsin trotz der Behandlung mit Säure-Alkohol; nehmen den Gegenfarbstoff anschließend nicht auf
Nicht-säurefeste Bakterien: verlieren Karbolfuchsin während Säure-Waschung; nehmen den Gegenfarbstoff danach auf
Fluoreszenzfärbung mit Auramin O am Beispiel von Cryptosporidien
Nachweis von Mykobakterien
Die WHO empfiehlt zum Nachweis von Mykobakterien, die Fluoreszenzmikroskopie der Ziehl-Neelsen-Färbung vorzuziehen, da der Nachweis durch eine kürzere Einwirkzeit schneller erfolgen kann, sowie die Befundung durch die leuchtenden Stäbchen auf schwarzem Hintergrund einfacher und genauer ist.
Für die Befundung mittels Fluoreszenzmikroskopie erfolgt vorausgehend eine Färbung mit dem Farbstoff “Auramin O”, welcher analog der Ziehl-Neelsen-Färbung nach einer 20-minütigen Einwirkzeit mittels einer Säure-Alkohol-Lösung “ausgewaschen” wird (bei Mykobakterien findet die Auswaschung durch die Säurefestigkeit nicht statt). Anschließend erfolgt eine Gegenfärbung, diese ist mittels verschiedener Farbstoffe, z.B. Methylenblau, möglich.
Info
Zusatzwissen: Gram-Charakterisierung von Mykobakterien
Die Zuteilung zu den grampositiven Bakterien erfolgte bei den Mykobakterien auf Basis einer genetischen Analyse.
Aufgrund des hohen “GC”-Basen-Gehaltes in ihrer DNA werden sie zu den Actinobacteriae gezählt, eine Klasse der grampositiven Bakterien.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Pathogenität
Mykobakterien, insbesondere das Mycobacterium tuberculosis, besitzen eine Vielzahl von Virulenzfaktoren. Die Pathogenität von Mykobakterien beruht auf einer einzigartigen Kombination von Zellwandkomponenten, intrazellulären Überlebensstrategien und der Manipulation der Immunantwort. Diese Faktoren ermöglichen es ihnen, im Wirt zu persistieren, chronische Infektionen zu verursachen und der Behandlung sowie Immunabwehr zu widerstehen.
Die wichtigsten Mechanismen ihrer Pathogenität umfassen folgende Qualitäten:
Pathogenitätsmerkmal
Merkmal
Funktionsmechanismus
Resistente Zellwand
Mykolsäuren
Verleihen der Zellwand wachsartige Struktur → Sorgen für extreme Resistenz gegenüber chemischen Substanzen
Schützen vor Phagozytose durch Immunzellen
Verlangsamen Nährstofftransport und Zellwachstum → Begünstigt Chronifizierung
Lipoarabinomannan (LAM)
Glycolipid in Zellwand pathogener Mykobakterien
Hemmt Aktivierung von Makrophagen und fängt reaktive Sauerstoffspezies
Persistenz
Langsames Wachstum
Teilung alle 12–24 Stunden macht Mykobakterien schwer erkennbar und erschwert Immunabwehr
Cord-Faktor (Glycolipid in Zellwand pathogener Mykobakterien)
Zytokinfreisetzung durch Aktivierung von Makrophagen
Fördert Freisetzung von Zytokinen, v.a. TNF-α, IFN-γ → Hyperinflammation und Gewebeschädigung
Intrazelluläres Überleben
Intrazelluläres Überleben in Makrophagen
Hemmt die Phagosomen-Lysosomen-Fusion
Antioxidative Enzyme
Resistenz gegen oxidativen Stress durch antioxidative Enzyme → Ermöglicht Überleben in aktivierten Makrophagen
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Epidemiologie und klinische Relevanz
Im Folgenden werden die relevantesten humanpathogenen Spezies der Gattung der Mykobakterien näher beschrieben.
Mycobacterium-tuberculosis-Komplex
Unter dem Mycobacterium-tuberculosis-Komplex werden verschiedene Mycobakterienspezies zusammengefasst, die obligat pathogen sind und bei Infektion eine Tuberkuloseerkrankung im Mensch oder Tier auslösen. Zu den wichtigsten drei Vertretern gehören folgende Erregerspezies:
Mycobacterium tuberculosis
Mycobacterium africanum
Mycobacterium bovis
Das Mycobacterium tuberculosis gilt als häufigster Erreger der Tuberkuloseerkrankung beim Menschen, der auch das primäre Erregerreservoir darstellt. Dennoch können ausgehend vom infizierten Mensch, bei engem Kontakt, Erreger über Aerosole an Tiere, v.a. Haustiere wie Hunde und Katzen, weitergegeben werden. Eine Rückübertragung vom Tier auf den Mensch ist äußerst selten.
Das Mycobacterium bovis ist der Erreger der Tuberkulose bei Rindern. Vor Einführung der standardmäßigen Pasteurisierung von Milch(-produkten) spielte Mb. bovis eine bedeutende Rolle als zoonotische Form der Tuberkulose. Seit Einführung der Pasteurisierung sowie strengen Tiergesundheitsprogrammen kam es, v.a. in westlichen Industrienationen, zu einer deutlichen Abnahme in Inzidenz und Prävalenz von Mb. bovis.
Zirkulierend ist der Erreger bis heute in Gebieten mit viel Tierzucht, enger Mensch-Tier-Interaktion, sowie in Ländern mit unzureichenden Tiergesundheitsprogrammen. Dazu zählen: Afrika, Asien, Lateinamerika und die Mittelmeerregion.
Die klinische Manifestation einer Mb. bovis-Infektion ähnelt einer klassischen Tuberkulose durch Mb. tuberculosis.
Erregergruppe
Erreger
Krankheitsbild
Geographische Verteilung
Reservoir
Infektionsweg
Risikofaktoren
Mb.-tuberculosis-Komplex
Mb. tuberculosis
Tuberkulose
Weltweit, in verschiedener Krankheitslast:
Hoch: Afrika, Südostasien, Westpazifik
Mittel: Osteuropa, Zentralasien, Südamerika
Niedrig: Westeuropa, Nordamerika, Australien
Mensch
Tröpfcheninfektion
Armut
Hohe Bevölkerungsdichte bei niedrigem sozioökonomischen Status
Chronische Erkrankungen
Immunsuppression z.B. medikamentös, HIV
Prädisponierende Erkrankungen des respiratorischen Trakts z.B. COPD, Mukoviszidose
Mb. africanum
Überwiegend Afrika
Mb. bovis
Hohe Prävalenz in Gebieten mit viel Tierzucht/Mensch-Tier-Interaktion, schlechten Tiergesundheitsprogrammen:
→ Afrika, Asien, Lateinamerika, Mittelmeerregion
Niedrige Prävalenz in westlicher Welt wegen strikter Tierhaltungsprogramme
Rind
Fäko-oral durch Aufnahme kontaminierter Lebensmittel (Milchprodukte)
Mycobacterium leprae
Mycobacterium leprae ist der Erreger der Lepra (Hansen-Krankheit), einer chronischen Infektionskrankheit, die Haut, periphere Nerven, obere Atemwege und Augen befällt. Das Bakterium lebt obligat intrazellulär,wächst langsam und bevorzugt kühle Körperregionen, was seine spezifischen Zielorgane erklärt.
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt mit unbehandelten Patient:innen. Mit einer Inkubationszeit von meist 5–7 Jahren ist die Identifikation der Infektionsquelle schwierig.Diese Gegebenheit erklärt auch, dass vor allem asymptomatisch infizierte Patient:innen zur Verbreitung der Lepra-Erkrankung beitragen.
Pathophysiologisch befällt Mb. leprae Schwann-Zellen und führt zu Nervenschäden, Sensibilitätsverlust und Muskelschwäche. Die klinische Ausprägung reicht von tuberkuloider (starke Immunantwort) bis lepromatöser Lepra (schwache Immunantwort).
Dank moderner Therapieformen wie der multidrug therapy (MDT) ist Lepra heute behandelbar, bleibt jedoch in einigen Regionen ein Gesundheitsproblem.
Erregergruppe
Erreger
Krankheitsbild
Geographische Verteilung
Reservoir
Infektionsweg
Risikofaktoren
Mb. leprae
Mb. leprae
Lepra
V.a. nicht-industrialisierte Länder:
Teile Afrikas
Süd-, Mittelamerika
Südostasien
Staaten im Westpazifik
Mensch
Je nach Region: Gürteltier (V.a. Mittelamerika)
Tröpfcheninfektion, v.a. über Nasensekret
Direkter Hautkontakt mit offenen Läsionen
Zoonotisch über Blut/rohes Fleisch
Armut
Hohe Bevölkerungsdichte bei niedrigem sozioökonomischen Status
Chronische Erkrankungen
Immunsuppression, z.B. medikamentös, HIV
Prädisponierende Erkrankungen des respiratorischen Trakts, z.B. COPD, Mukoviszidose
Atypische Mykobakterien
Zu den “Atypischen Mykobakterien” werden alle Mykobakterien-Spezies gezählt, die bei einer Infektion weder eine Tuberkulose, noch eine Lepra auslösen. Aus diesem Grund werden sie auch zusammengefasst unter dem Begriff “Non-tuberculosis-mycobacteria” (NTM) oder “Mycobacteria-other-than-tuberculosis” (MOTT).
Die Gruppe umfasst mindestens 150 verschiedene Spezies, worunter die folgenden drei zu den wichtigsten Vertretern gehören:
Mycobacterium-avium-Komplex
Mb. avium
Mb. intracellulare
Mb. marinum
Atypische Mykobakterien finden sich ubiquitär in der Umwelt, z.B. im Grundwasser und Boden und besiedeln je nach Spezies weitere bestimmte Gebiete, z.B. findet sich das Mycobacterium marinum oft in belebten Gewässern, wie Schwimmbädern und Aquarien.
Sie gelten als fakultativ pathogen und stellen somit besonders bei immunsupprimierten Patient:innen eine Gefahr dar. Infektionen mit Erregern aus der Gruppe der “Atypischen Mykobakterien” gelten daher als opportunistische Infektionen und sind ein Kriterium für die AIDS-Diagnose.
Bei einer Infektion führen sie zumeist zu Entzündungen, die oft ein Tuberkulose-ähnliches Erkrankungsbild verursachen (Mycobacterium-avium-Komplex) oder zu Haut- und Weichteilinfektionen (Mb. marinum).
Atypische Mykobakterien können in langsam- und schnell-wachsende Erregergruppen unterteilt werden. Aufgrund ihres ubiquitären Vorkommens sind sie oft extrem robust, was sowohl ihre Diagnostik als auch ihre Therapie erschwert. Letztere ist häufig langwierig (teils über mehrere Jahre) und erfordert die Kombination verschiedener Antibiotika. Das Outcome ist abhängig von der Grunderkrankung.
In den letzten Jahren konnten epidemiologische Studien einen weltweiten Anstieg in Inzidenz und Prävalenz von NTM-Infektionen verzeichnen. NTM-Infektionen sind weitaus häufiger als die klassische Tuberkulose.
Erregergruppe
Erreger
Krankheitsbild
Geographische Verteilung
Reservoir
Infektionsweg
Risikofaktoren
Mb.-avium-Komplex
Mb. avium
Atypische Tuberkulose / chronische Entzündungen
Befällt v.a. Lungen, Darm, Nieren, Gelenke
Ubiquitär in der Umwelt (Boden, Wasser)
Mensch
Geflügel
Inhalation von Aerosolen
Kutan über kontaminiertes Wasser
Fäko-oral über kontaminierte Lebensmittel
Immunsuppression, z.B. medikamentös, HIV
Prädisponierende Erkrankungen des respiratorischen Trakts, z.B. COPD, Mukoviszidose
Mb. intracellulare
Mensch
Weitere NTM/MOTT
Mb. marinum
Haut- und Weichteilinfektionen → "Schwimmbadgranulom"
Salz- und Süßwasser
Mensch
Fisch
Kutan über kontaminiertes Wasser/Fische
Naher Kontakt zu Gewässern
Berufsexposition, z.B. Fischer, Bademeister
Aquarienbesitzer
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Zusatzwissen: Virulenzfaktoren Mykobakterien
Mykobakterien, insbesondere das Mycobacterium tuberculosis, besitzen eine Vielzahl von Virulenzfaktoren, die es ihnen ermöglichen, den Wirt zu infizieren, das Immunsystem zu umgehen und in einer chronischen Infektion zu persistieren. Hier sind die wichtigsten Virulenzfaktoren genauer abgebildet:
Info
Prüfungsrelevanz
Der Inhalt der Tabelle übersteigt in der Regel das für die Prüfung relevante Wissen und dient damit eher der persönlichen Weiterbildung.
Pathogenitätsmechanismus
Lokalisation
Virulenzfaktor
Funktion
Zellinvasion
Zellwand
Adhäsine, z.B. Heparin-bindende Hämagglutinin-Adhäsine (HBHA)
Fördern Bindung an Wirtszellen
Ermöglichen Ausbreitung der Bakterien innerhalb des Körpers
Adhäsion
Immunevasion/ Immunmodulation
Lipoarabinomannan (LAM)
Glykolipid
Produktion von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies
Hemmt Makrophagen-Aktivierung → Unterdrückt die Antigenpräsentation → Hemmt T-Zell-Aktivierung
Cord-Faktor (Glycolipid in Zellwand pathogener Mykobakterien)
Lipide, v.a. Trehalos-Dimycolat
Induzieren Granulombildung
Hemmen Migration von Makrophagen
Mykolsäuren
Wachsartige Lipide in der Zellwand
Schützen vor Desinfektionsmitteln, Antibiotika und Immuneffekten
Verhindern Fusion von Phagosom und Lysosom
Stressresistenz
Polysaccharide, z.B. Arabinogalactan und Peptidoglykan
Stärken die Zellwand → Fördern Resistenz gegen Lysozym
Stressproteine, z.B. HspX (Hitze-Schock-Protein X)
Exprimiert bei Sauerstoffmangel
Ermöglicht Überleben unter hypoxischen Bedingungen (z.B. in Granulomen) → Langzeitpersistenz
Zellwand/-membran
Effluxpumpen
Entfernen toxische Substanzen und Antibiotika aus Zelle → Erhöhen Antibiotikaresistenz → Fördern Überleben im Wirt
Zytosol
Enzyme, z.B. KatG (Katalase-Peroxidase)
Neutralisiert reaktive Sauerstoffspezies → Schützt Zelle vor oxidativem Stress
Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bitte einloggen
Damit wir Dir weiterhin Inhalte in hoher Qualität bieten können, ist dieser Teil des Artikels nur für registrierte Nutzer:innen zugänglich. Logge dich ein oder teste Mediknow jetzt kostenlos.
Quellen
Zellwandaufbau:
https://journals.asm.org/doi/10.1128/microbiolspec.gpp3-0027-2018, abgerufen am 20.12.2024 Daffé M.Marrakchi H.2019.Unraveling the Structure of the Mycobacterial Envelope. Microbiol Spectr7:10.1128/microbiolspec.gpp3-0027-2018.https://doi.org/10.1128/microbiolspec.gpp3-0027-2018
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/20540/2/Fell_Shari_Fabienne.pdf, abgerufen am 21.12.2024 Entwicklung neuer DNA Extraktionsmethoden zur Verbesserung der Detektion von Mycobacterium-tuberculosis-Komplex-Mitgliedern aus Gewebeproben von Rind und Rotwild, Von Shari Fabienne Fell, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2017
https://www.zhb.uni-luebeck.de/epubs/ediss290.pdf, abgerufen am 21.12.2024 Modulation der Immunbiologie humaner dendritischer Zellen durch mykobakterielles mannosyliertes Lipoarabinomannan, Inauguraldissertation, vorgelegt von Jessica Mittelstädt, Januar 2007, aus dem Forschungszentrum Borstel Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, Abteilung Immunologie und Zellbiologie Leitung Prof. Dr. Dr. Silvia Bulfone-Paus Laborgruppe Immuntherapie Leitung PD Dr. Sven Brandau
Infektionen mit Mycoplasma pneumoniae, 10.4414/smf.2022.09153, Dr. med. Lukas Dürsta, Prof. Dr. med. Thomas Fehra, PD Dr. med. Alexia Cusini, 2022;22(45):736–740, Swiss Medical Forum