Zusammenfassung
Die Notfallnarkose im Rettungsdienst, häufig im Rahmen der Rapid Sequence Induction
Das Verfahren umfasst mehrere Schritte. Nach einer sorgfältigen Indikationsstellung und klarer Teamkommunikation werden die Umgebungsbedingungen optimiert, beispielsweise durch Transport in den Rettungswagen und die korrekte Positionierung der Patient:innen. Anschließend erfolgt die Präoxygenierung
Vor
Die Notfallnarkose erfordert höchste Präzision, schnelles Handeln und eine klare Aufgabenverteilung im Team. Durch strukturierte Abläufe und sorgfältige Vorbereitung kann die Sicherheit der Patient:innen maßgeblich verbessert werden.
DefinitionRSI
(Rapid Sequence Induction ) ist ein standardisiertes Verfahren zur schnellen und sicheren Einleitung einer Notfallnarkose, das primär bei kritisch kranken oder verletzten Patient:innen mit erhöhtem Aspirationsrisiko eingesetzt wird. Ziel ist es, die Atemwege schnell zu sichern und die Zeit der Apnoe (Atemstillstand) zu minimieren.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Narkose im Rettungsdienst etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er
Das Sznerario
Einsatzmeldung:
- Stichwort: Treppensturz
- Ort: Zuhause, Keller
- Alarmzeit: 19:37 Uhr
- Anrufer: Ehepartner
- Anzahl der Betroffenen: 1
- Zusatzinfo: Patientin ist nicht ansprechbar
Lageeinweisung vor Ort:
Beim Eintreffen finden die Rettungskräfte eine bewusstlose Patientin, am unteren Ende der Treppe liegend, vor
Ersteindruck nach dem xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Anlage eines 12-Kanal-EKG
x |
|
|
A |
| Akutes |
B |
| Akutes |
C |
| Akutes |
D |
| Akutes |
E |
| Kein |
AchtungDas hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
Indikationen
- Akute respiratorische Insuffizienz
- Hypoxie und/oder Atemfrequenz
(< 6 oder > 29/min) und Kontraindikationen gegen eine oder Versagen einer nicht invasiven Ventilation (NIV )
- Hypoxie und/oder Atemfrequenz
- Bewusstlosigkeit/neurologisches Defizit mit Aspirationsgefahr
- Polytrauma/schweres Trauma mit
- Hämodynamischer Instabilität, systolischer Blutdruck <90 mmHg
- Hypoxie mit SpO2 < 90 % trotz O2-Gabe
- Schädel-Hirn-Trauma mit GCS
< 9
- Zustand nach Reanimation
(ROSC )
TippZur Indikationsstellung einer Notfallanästhesie gehört ebenfalls die selbstkritische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie der Teamfaktoren.
AchtungPrähospitale Patient:innen werden allgemein als
nicht nüchtern angesehen. Daher ist im Falle einer Notfallnarkose eine RSI notwendig, um das Aspirationsrisiko zu senken.
Vorbereitung
Team Assessment
Das Team-Assessment ist ein entscheidender Schritt bei der Vorbereitung einer präklinischen Notfallnarkose. Es gewährleistet eine strukturierte und koordinierte Herangehensweise im gesamten Team, um die Patient:innensicherheit zu maximieren und Komplikationen zu minimieren.
Zustandsbewertung der Patient:innen:
- Erhebung der Vitalzeichen und des klinischen Zustands (z. B. Atemweg, Bewusstsein mittels GCS
, Kreislaufstatus) - Identifikation von Risikofaktoren (z. B. schweres Trauma, Vorerkrankungen, Allergien)
- Klare Indikationsstellung zur Durchführung der Notfallnarkose
Aufgabenverteilung und Kommunikation:
- Klare Rollenverteilung im Team (z. B. Intubation
, Medikamentengabe, Monitoring) - Nutzung von Checklisten zur strukturierten Vorbereitung und Vermeidung von Fehlern
- Absprachen zur Sicherstellung einer reibungslosen Zusammenarbeit, inklusive eines „Team Timeouts“ vor
der Narkose
Antizipation von Komplikationen:
- Vorbesprechung möglicher Schwierigkeiten wie Atemwegsprobleme oder hämodynamische Instabilität
- Bereitstellung von Notfallmaßnahmen und alternativen Verfahren, falls die primäre Strategie scheitert
AchtungEin sorgfältiges Team-Assessment schafft die Grundlage für eine sichere und effiziente Durchführung der präklinischen Notfallnarkose, insbesondere unter den erschwerten Bedingungen des Rettungsdienstes.
Optimierung des Arbeitsbereichs
Im präklinischen Setting ist es oft schwierig, ideale Bedingungen zu schaffen. Dennoch ist es wichtig, ein möglichst kontrolliertes Umfeld zu etablieren:
Gestaltung des Arbeitsraums:
- Unnötige Gegenstände oder Personen müssen entfernt werden, um Bewegungsfreiheit und Zugang zur Patientin oder zum Patienten zu gewährleisten
Lichtverhältnisse verbessern:
- Eine ausreichende Beleuchtung ist essenziell, insbesondere für die Intubation
Lärmreduzierung:
- Störende Geräusche und unnötige Kommunikation müssen minimiert werden, um Konzentration und klare Absprachen zu fördern
TippDie Optimierung der Umgebung bei der präklinischen Notfallnarkose ist entscheidend für ein erfolgreiches und sicheres Vorgehen.
Patient:innen Assessment
Das Patient:innen Assessment bildet die Grundlage für eine sichere und effektive präklinische Notfallnarkose. Es dient dazu, den klinischen Zustand der Patient:innen systematisch zu erfassen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Bewertung der Atemwege:

- Einschätzung der Atemwegsverhältnisse (z. B. Mundöffnung, Halsbeweglichkeit, anatomische Besonderheiten)
- Nutzung von Hilfsmitteln, wie dem Mallampati
-Score zur Beurteilung eines schwierigen Atemwegs
Bewusstsein:
- Einsatz der Glasgow-Coma-Scale
(GCS ) zur quantitativen Beurteilung von Vigilanz und neurologischem Zustand
Kreislauf:
- Kontrolle der Vitalparameter: Blutdruck, Herzfrequenz
, Sauerstoffsättigung (SpO₂) - Identifikation von Hypotonie oder Kreislaufinstabilität, die eine schnelle Intervention erfordern
Anamnese und Risikofaktoren:
- Wenn möglich: Erfragen von Vorerkrankungen, Allergien, Medikamenteneinnahme
- Wenn möglich: schnelle SAMPLERS-Anamnese
AchtungAlle Informationen sollten schnell, strukturiert und im Team kommuniziert werden. Notfallmaterialien und Medikamente müssen auf Basis des Assessments vorbereitet werden.
Vorbereitung der Patient:innen
Lagerung der erkrankten Person:
- Eine stabile und sichere Lagerung erleichtert die Atemwegssicherung
- Wenn möglich, sollte die erkrankte Person in Rückenlage gebracht werden und der Oberkörper 30° hoch positioniert werden
Kreislauf:
- Bei hämodynamischer Instabilität → Kreislaufstabilisierung durch Volumengabe und Vasopressoren vor
der Narkoseeinleitung
Intravenöse Zugänge:
- Etablierung von 2 sicher liegenden i.v.-Zugängen
Monitoring:
- Sauerstoffsättigung
(Sp O₂ ) - Elektrokardiogramm
(EKG ) - Nicht-invasive Blutdruckmessung
(NIBP) - Kapnografie
(EtCO₂)
Präoxygenierung :
Die Präoxygenierung
Die Präoxygenierung
Maßnahme | Adäquate Spontantmung | Keine adäquate Spontanatmung | Bemerkung |
Sauerstoffmaske mit Reservoirbeutel |
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|
CPAP |
|
|
|
Beutel-Masken-Beatmung | .
| .
|
|
MerkeZiel der Präoxygenierung
- Maximierung der Sauerstoffspeicher: Auffüllen der alveolären Sauerstoffreserven und Reduktion des Stickstoffanteils in der Lunge
- Verlängerung der Apnoezeit: Verlängerung der Zeitspanne, in der die erkranke Person ohne Sauerstoffzufuhr ausreichend oxygeniert bleibt
AchtungBei einer RSI
, also auch jeder präklinischen Narkose, wird der Patient nach Applikation der Medikamente nicht noch einmal beatmet, bevor die Atemwegssicherung geschieht (Zwischenbeatmung). Der Grund dafür ist eine Vermeidung von der Regurgitation von Magensaft bei ausgeschalteten Schutzreflexen. Sofern eine Sicherung der Atemwege
nicht schnell genug vonstattengehen kann, ist eine Beatmung natürlich unumgänglich.
Medikamentenauswahl und Vorbereitung
Auswahl der Medikamente:
Bei der Rapid Sequence Induction
Folgende Medikamente sind immer Bestandteil einer Notfallnarkose:
- Opioide
- Narkotika
- Muskelrelaxanzien
Die hier aufgeführten Medikamente sind die häufigst genutzten Substanzen zur Einleitung einer Notfallnarkose inklusive wichtiger Notfallmedikamente.
Medikamentengruppe | Beispielpräparat |
---|---|
Opioide |
|
Narkotika |
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Benzodiazepine |
|
Muskelrelaxanzien |
|
Vasopressoren |
|
Anticholinergika |
|
InfoDie Auswahl der Medikamente für die Notfallnarkose liegt in der Verantwortung des Notarztes. Dieser entscheidet auf Grundlage des klinischen Zustands der Patient:innen, der vorliegenden Indikationen sowie möglicher Kontraindikationen, welche Medikamente verwendet werden.
Vorbereiten der Medikamente:
Eine strukturierte und sorgfältige Vorbereitung der Medikamente ist für die sichere Durchführung einer Rapid Sequence Induction
Zur sicheren Vorbereitung und späteren Anwendung der Medikamente dient die 6-R-Regel
R | Richtige Person | |
R | Richtiges Arzneimittel | |
R | Richtige Dosierung | |
R | Richtige Applikationsform | |
R | Richtiger Zeitpunkt | |
R | Richtige Dokumentation |
MerkeDie 6-R-Regel
sorgt im Rettungsdienst für eine sichere Medikamentengabe, minimiert Fehler und maximiert die Sicherheit von Patient:innen, besonders in zeitkritischen Situationen wie der Notfallnarkose.
Kennzeichnen der Medikamente:
- Einheitliche Beschriftung:
- Name des Medikaments
- Konzentration (z. B. mg
/ml) - Dosierung (falls berechnet)
- Farbcodierte Spritzenaufkleber:
- Standardisierte Farben für die schnelle Erkennung von Medikamentengruppe
TippDie klare und eindeutige Kennzeichnung von Medikamenten ist essenziell, um Verwechslungen zu vermeiden und die Sicherheit von Patient:innen zu gewährleisten. Dabei sollten standardisierte Verfahren und Farbkodierungen genutzt werden.
Vorbereitung der Atemwegssicherung
- Endotrachealtubus:
- Auswahl der passenden Tubusgröße
- Zur Orientierung
können die folgenden Größen genutzt werden: - Frauen: Innendurchmesser: 7,5
- Männer: Innendurchmesser: 8
- Überprüfen der Cuff-Funktion durch Aufblasen mit Luft
- Auswahl der passenden Tubusgröße
- Laryngoskop / Videolaryngoskop
- Sicherstellen, dass die Lampe funktioniert und der passende Spatel (z. B. Macintosh oder Miller) aufgesetzt ist
- Stethoskop
- Cuffdruckmesser
- Alternatives Atemwegsmanagement
- Supraglottische Atemwegshilfe
mit eingelegter Magensonde vorbereiten
- Supraglottische Atemwegshilfe
- Fixierungsmaterial
- Klettbänder oder Tubushalter zur Fixierung des Tubus
- Sauerstoff
- und Beatmungsgeräte: - Beutel-Masken-System mit Reservoir
- Beatmungsgerät einschalten und voreinstellen
- Absaugung:
- Überprüfen der Absaugpumpe und Anschluss eines Absaugkatheters
Standardisierte Durchführung
- Sorgfältige Indikationsstellung für die Durchführung einer Notfallnarkose
- Klare Kommunikation der Indikation zur Notfallnarkose an alle Teammitglieder
- Optimierung der Umgebungsbedingungen
- Wenn möglich: Transport in den Rettungswagen
- Korrekte Lagerung der erkranken Person
- Unmittelbarer Beginn der Präoxygenierung
bei spontan atmenden Patient:innen - Vorbereitung der Narkosemedikamente und der Ausrüstung zur Atemwegssicherung
- Monitoring der Patient:innen:
- Anlegen von EKG
- Pulsoxymetrie
(SpO₂) - Blutdruckmessung
(NIBP) - Bereitstellung der Kapnografie
- Anlegen von EKG
- Sicherstellung von zwei periphervenösen Zugängen mit laufender Infusion
- Durchführung der Rapid Sequence Induction
(RSI ): - Falls nötig, Aufhebung der HWS-Immobilisation mit manueller Inline-Stabilisation
- Ansage der Narkosemedikamente und schrittweise Applikation
- Opioid
- Narkotikum
- Muskelrelaxanz
- Abwarten von Bewusstseinsverlust und Wirkung der Muskelrelaxanzien
- Atemwegssicherung ohne Zwischenbeatmung
- Primäre Verwendung von einem Viedeolanryngoskop
- Kontrolle der Tubuslage:
- Mittels Kapnografie
- Auskultation und Überprüfung der Einführungstiefe
- Mittels Kapnografie
- Bei korrekter Tubuslage: Beendigung der Inline-Stabilisation und ggf. erneute HWS-Immobilisation mit Schiene
- Kontinuierliches Monitoring, inklusive permanenter Kapnografie
und Anpassung der Beatmungsparameter am Gerät - Aufrechterhaltung der Narkose und lückenlose Überwachung
- Frühes Erkennen und Behandeln von Vitalfunktionsstörungen
- Management möglicher Komplikationen bei Bedarf
Notfallnarkose (beispielhafte Auswahl)
Standard-Notfallnarkose beim Erwachsenen (ohne bestehende Kontraindikationen oder Vorerkrankungen)
- Narkoseeinleitung
- Midazolam
- Ketamin
oder Esketamin - Rocuronium
oder Succinylcholin - Beispiel für 80 kg schwere Patient:innen: 4 mg
Midazolam , 160 mg Ketamin (oder 80 mg Esketamin ) und ~100 mg Rocuronium oder Succinylcholin
- Midazolam
- Narkoseaufrechterhaltung
- Midazolam
- Ketamin
oder Esketamin
- Midazolam
Notfallnarkose bei Erwachsenem mit akuter kardialer Erkrankung
- Narkoseeinleitung
- Midazolam
- Fentanyl
- Rocuronium
oder. Succinylcholin - Beispiel für 80 kg schwere Patient:innen: 15 mg
Midazolam , ~0,2mg Fentanyl , ~100 mg Rocuronium oder Succinylcholin
- Midazolam
- Narkoseaufrechterhaltung
- Midazolam
: - Fentanyl
- Midazolam
- Zusätzlich: Vasokonstriktoren und Infusionslösungen bereithalten
Merke„1221“-Narkose
Im Rahmen von zeitkritischen, lebensbedrohlichen Notfällen kann es manchmal notwendig sein, die Narkose sehr schnell einzuleiten. Hierfür kann orientierend die Merkhilfe „1221“ für Erwachsene hilfreich sein:
- 1 Ampulle Midazolam
(5 mg , pur) - 2 Ampullen Es-/Ketamin
(100 mg Esketamin oder 200 mg Ketamin ) auf 10ml - 2 Ampullen Rocuronium
(~100 mg ) auf 10ml - Zusätzlich: 1 Ampulle Theodrenalin/Cafedrin
(2 ml Ampulle pur) CAVE: Die Dosierungen und Ampullengrößen können variieren. Prüft, ob diese Regel in eurem Arbeitsbereich stimmt und angewandt werden kann.
Management von Komplikationen und Problemen
Komplikation | Ursache | Lösung |
---|---|---|
Hypotonie |
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Bradykardie |
|
|
Bronchospasmus, Laryngospamsus |
|
|
Aspiration |
|
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Blutungen aus Mund |
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|
Schwieriger Atemweg |
|
|
Tubusfehllage |
|
|
AchtungDie Durchführung einer Notfallnarkose birgt Risiken, weshalb Komplikationen frühzeitig erkannt, systematisch bewertet und konsequent behandelt werden müssen.
Beatmungsnotfall während der Narkose
Das DOPES-Schema
MerkeDas DOPES-Schema
hilft während eines Beatmungsnotfalls eine strukturierte Herangehensweise zu wahren. Atemwegsprobleme können rasch diagnostiziert und gezielt behoben werden. Es eignet sich sowohl für prähospitale Einsätze als auch für die klinische Notfallmedizin.
Besonderheiten im Rettungsdienst
Erschwerte Bedingungen:
- Begrenzter Platz und eingeschränkte Bewegungsfreiheit im Rettungswagen
- Häufig unruhige Umgebung (z. B. Lärm, schlechte Beleuchtung)
- Nicht-Nüchternheit der Patient:innen
Zeitdruck:
- Schnelles Handeln erforderlich, da kritische Patient:innen oft instabil sind
Präoxygenierung :
- Sicherstellen einer ausreichenden Sauerstoffsättigung
trotz erschwerter Bedingungen.
Teamarbeit und Kommunikation:
- Oft unbekannte Teamkonstellationen
- Unterschiedliche Ausbildungsniveaus (Rettungssanitäter, Notfallsanitäter, Notarzt)
- Abweichende Erfahrungswerte in der Durchführung einer Notfallnarkose
Besondere Patientengruppen
Die Durchführung einer Rapid Sequence Induction
Besonderheiten bei Kindern
MerkeReminder: Anatomische und physiologische Unterschiede
- Größere Zunge
- Engere Atemwege
- Höher liegender Kehlkopf (C3–C4)
- Erhöhtes Risiko für Atemwegsobstruktionen durch Schwellungen
- Höherer Sauerstoffverbrauch = geringere Sauerstoffreserve → schnellere Hypoxie
- Höhere Herzfrequenz
als primärer Kreislaufparameter → Bradykardie häufiger durch Hypoxie ausgelöst
Anpassungen bei der Narkoseeinleitung :
- Besonders gründliche Präoxygenierung
, um die Sauerstoffreserven zu maximieren - Medikamentendosierung anpassen
- Zur Atemwegssicherung kleinere Tuben, oft ohne Cuff, nutzen
- Alternative Atemwege (z. B. Larynxmaske
) zur primären Atemwegssicherung nutzen
Besonderheiten bei Schwangeren
MerkeReminder: Physiologische Veränderungen
- Erhöhte Aspirationsgefahr durch reduzierten Tonus des unteren Ösophagussphinkters und Magenverlagerung
- Reduzierte funktionelle Residualkapazität der Lunge
→ schneller Sauerstoffabfall - Erhöhter Sauerstoffbedarf
- Kreislaufstabilität empfindlich gegenüber Hypotonie, da die Uterusdurchblutung nicht autoreguliert ist
- Erhöhtes Risiko einer Thromboembolie
Anpassungen bei der Narkoseeinleitung :
- Besonders gründliche Präoxygenierung
, um die Sauerstoffreserven zu maximieren - Volumengabe und ggf. Vasopressoren (z. B. Noradrenalin
) zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks - Die Linksseitenlagerung (nach Narkoseeinleitung
) minimiert das Risiko eines Vena-cava-Kompressionssyndroms - Besondere Vorsicht bei der Auswahl der Medikamente (
siehe Artikel Notfallmedikamente in der Schwangerschaft ) - Um die fetale Homöostase zu gewährleisten, sollten Hypotonie, Hypokapnie und Hyperkapnie
unbedingt vermieden werden - Angestrebter etCO2-Wert: 30 mmHg
DefinitionDie fetale Homöostase beschreibt die Aufrechterhaltung eines stabilen inneren Milieus im Fötus, das für das Wachstum, die Entwicklung und das Überleben im Uterus essenziell ist. Dieser Zustand wird durch eine enge Interaktion zwischen mütterlichen, plazentaren und fetalen Systemen gewährleistet
Prüfungswissen
Zur Zusammenfassung hier die Hard Facts, die bei der Examensvorbereitung oder im Einsatz helfen können:
Indikationen:
- Akute respiratorische Insuffizienz
- Hypoxie und/oder Atemfrequenz
(<6 oder >29/min) und Kontraindikationen gegen eine oder Versagen einer nicht invasiven Ventilation (NIV )
- Hypoxie und/oder Atemfrequenz
- Bewusstlosigkeit/neurologisches Defizit mit Aspirationsgefahr
- Polytrauma/schweres Trauma mit
- Hämodynamischer Instabilität, systolischer Blutdruck <90 mmHg
- Hypoxie mit SpO2 <90 % trotz O2-Gabe
- Schädel-Hirn-Trauma mit GCS
<9
- Zustand nach Reanimation
(ROSC )
Medikamente der RSI :
Bei der Rapid Sequence Induction
Folgende Medikamente sind immer Bestandteil einer Notfallnarkose:
- Opioide
- Narkotika
- Muskelrelaxanzien
Vorbereitung:
- Team-Assessement:
- Zustandsbewertung der Patient:innen
- Aufgabenverteilung
- Optimierung des Arbeitsbereichs:
- Umgebungsoptimierung
- Patientin:Assessement:
- Bewertung der Atemwege und Kreislauf
- Notfallanamnese
- Vorbereitung der Patient:innen:
- Lagerung
- Kreislaufstabilisierung
- Monitoring
- Präoxygenierung
- Lagerung
MerkeZiel der Präoxygenierung
- Maximierung der Sauerstoffspeicher: Auffüllen der alveolären Sauerstoffreserven und Reduktion des Stickstoffanteils in der Lunge
- Verlängerung der Apnoezeit: Verlängerung der Zeitspanne, in der die erkranke Person ohne Sauerstoffzufuhr ausreichend oxygeniert bleibt
- Vorbereitung der Medikamente:
- 6-R-Regel
- Eindeutige Kennzeichnung
- 6-R-Regel
- Vorbereitung der Atemwegssicherung:
- Primär: Endotrachelatubus
- Alternativ: suppraglottishe Atemwegshilfe
Durchführung:
- Sorgfältige Indikationsstellung für die Durchführung einer Notfallnarkose
- Klare Kommunikation der Indikation zur Notfallnarkose an alle Teammitglieder
- Optimierung der Umgebungsbedingungen
- Unmittelbarer Beginn der Präoxygenierung
bei spontan atmenden Patient:innen - Vorbereitung der Narkosemedikamente und der Ausrüstung zur Atemwegssicherung
- Monitoring der Patient:innen:
- Sicherstellung von zwei periphervenösen Zugängen mit laufender Infusion
- Durchführung der Rapid Sequence Induction
(RSI ) - Abwarten von Bewusstseinsverlust und Wirkung der Muskelrelaxanzien
- Atemwegssicherung ohne Zwischenbeatmung Patient:innen
- Kontrolle der Tubuslage
- Bei korrekter Tubuslage: Beendigung der Inline-Stabilisation und ggf. erneute HWS-Immobilisation mit Schiene
- Kontinuierliches Monitoring, inklusive permanenter Kapnographie
und Anpassung der Beatmungsparameter am Gerät - Aufrechterhaltung der Narkose und lückenlose Überwachung
- Frühes Erkennen und Behandeln von Vitalfunktionsstörungen
- Management möglicher Komplikationen bei Bedarf
Komplikationen:
- Hypotonie
- Bradykardie
- Aspiration
- Schwieriger Atemweg
- Beatmungsnotfälle → DOPES-Schema
Erschwerte Bedingungen:
- Begrenzter Platz und eingeschränkte Bewegungsfreiheit im Rettungswagen
- Häufig unruhige Umgebung (z. B. Lärm, schlechte Beleuchtung)
- Nicht-Nüchternheit der Patient:innen
Besondere Patientengruppen:
- Anpassung der Narkose notwendig bei:
- Kindern
- Schwangeren
- Längere Präoxygenierung
- Schwieriger Atemweg
- Vorsicht bei der Medikamentenauswahl
Quellen
- Handlungsempfehlung: Prähospitale Notfallnarkose beim Erwachsenen, DGAInfo, Anästh Intensivmed 2015;56:317-335 Aktiv Druck & Verlag GmbH
- Anästhesie für die schwangere Patientin, Anästh Intensivmed 2017;58:30-43 Aktiv Druck & Verlag GmbH
- S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung, Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
- Narkose im Rettungsdienst, retten – Notfallsanitäter. 1. Auflage
- Prähospitale Notfallnarkose bei Erwachsenen und Kindern, retten! 2023; 12(04): 237-247