Nierensteinleiden (Urolithiasis) bezeichnet die Bildung fester Konkremente (Nierensteine) aus kristallinen Substanzen im Nierenbeckenkelchsystem oder in den ableitenden Harnwegen. Ursache ist eine Übersättigung des Urins mit bestimmten Substanzen, häufig begünstigt durch ernährungsbedingte Faktoren, Dehydratation, Stoffwechselstörungen oder Harnabflussstörungen.
Eine präklinische Relevanz ergibt sich insbesondere dann, wenn ein Stein in den Harnwegen stecken bleibt und eine Nierenkolik auslöst. Diese ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende, starke, kolikartige Flankenschmerzen, die wellenförmig verlaufen und typischerweise in Unterbauch, Leiste oder Genitalbereich ausstrahlen.
Die Diagnostik erfolgt in der Klinik vor allem durch Sonografie und Computertomografie (CT). Lage, Größe und Anzahl der Steine sind entscheidend für das weitere therapeutische Vorgehen. Die Therapie reicht von konservativen Maßnahmen bis hin zu operativen Verfahren. Ziel ist neben der Entfernung der Steine auch die Prävention erneuter Steinbildung durch gezielte Prophylaxestrategien.
Fallbeispiel
Um den Einstieg in das Thema Nierensteinleiden etwas zu erleichtern, wird im Folgenden ein Fall beschrieben, wie er sich präklinisch ereignen könnte.
Beim Eintreffen des Rettungsdienstes steht die Tochter vor der Wohnungstür und weist euch den Weg in die Wohnung.
Die Lage ist wie folgt:
Patient sitzt am Esstisch und hält sich die rechte Flanke, ist kaltschweißig und deutlich unruhig
Der Schmerz hat plötzlich während dem Abendessen begonnen, es gab kein vorheriges Trauma
Er berichtet über in der Vergangenheit aufgetretene Nierensteine. Die aktuellen Beschwerden beschreibt er den damaligen Symptomen sehr ähnlich
Dieses Bild wurde mit der KI-Software ChatGPT (OpenAI) erstellt. Es wurde automatisch generiert und dient ausschließlich illustrativen Zwecken.
Ersteindruck nach xABCDE-Schema
Um sich einen ersten umfassenden Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten in einer Notfallsituation zu verschaffen, bietet sich das xABCDE-Schema an. Um die Arbeit mit dem Schema zu veranschaulichen, ist hier ein xABCDE-Schema abgebildet, wie es im Falle einer Ersteinschätzung bei einer Patientin oder einem Patienten mit Nierensteinleiden aussehen könnte.
Es handelt sich dabei um die Befunde, die innerhalb der ersten paar Minuten erhoben werden können. Erweiterte Diagnostik und Abfragen sind natürlich von Bedeutung, jedoch würde zum Beispiel die Messung des Blutzuckers in diesem Fall hintangestellt und taucht zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf.
x
Keine kritischen Blutungen
A
Atemwege frei
Schleimhäute rosig
Pat. spricht selbständig
Kein A-Problem
B
Inspektorisch:
Thoraxexkursion bds. normal
Inspektorisch unauffällig
Keine gestauten Halsvenen
Auskultatorisch:
Vesikuläres Atemgeräusch bds.
Palpatorisch:
Keine Krepitation spürbar
Thorax insgesamt stabil
Atemfrequenz: 18/min
SpO2: 99 %
Kein B-Problem
C
Hautkolorit rosig
Insgesamt kaltschweißig
Recap-Zeit: <2 Sekunden
Große Blutungsräume ohne Zeichen auf akute Blutungen
Das hier gezeigte Assessment vermittelt nur einen exemplarischen ersten Eindruck von einer Patientin oder einem Patienten. Im Verlauf der Behandlung müssen weitere Maßnahmen ergriffen und Informationen gesammelt werden. Das Schema erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich einen praktischen Einstieg in das Thema ermöglichen.
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Definition
Definition
Urolithiasis bezeichnet die Bildung fester, steinartiger Ablagerungen (Konkremente) in den harnableitendenOrganen.
Die Konkremente können an verschiedenen Stellen in den harnableitenden Organen entstehen:
Konkremente in der Niere = Nephrolithiasis
Nierenkelchsteine
Nierenbeckensteine
Nierenbeckenausgusssteine
Randall-Plaque in den Nierentubuli
Konkremente in dem Harnleiter = Ureterolithiasis
Konkremente in der Harnblase = Zystolithiasis
Konkremente in der Harnröhre = Urethralithiasis
Der Altersgipfel liegt etwa beim 45. Lebensjahr. Wobei Männerhäufiger betroffen sind wie Frauen. Die Inzidenz in Europa liegt bei o,5 % und das Lebenszeitrisiko beträgt 10-15 %.
Die Konkrementbildung verläuft meist symptomlos. Klinisch relevant werden sie oft erst beim Abgangüber die harnableitendenOrgane, wenn sie den Harnflussbehindern. Dabei kommt es typischerweise zu einer Nierenkolik.
Definition
Definition Nierenkolik
Eine Nierenkolik manifestiert sich in Form eines krampfartigenSchmerzesinderFlanke. Häufig auftretende Ausstrahlungen sind in den Rücken, Unterbauch oder die Genitalien. Die Ursachen sind in der Regel Konkremente in den harnableitendenOrganen, welche eine Harnabflussstörung verursachen. Seltener wird dies durch Blutkoagel oder Tumoren verursacht. Die charakteristische WellenformdesSchmerzes ist ein wesentliches Merkmal.
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Ursachen
Hauptrisikofaktor:
Über- oder Fehlernährung, in Kombination mit zu geringer Trinkmenge und Bewegungsmangel
Besonders bei eiweißreicher und oxalatreiche Ernährung
Weitere Ursachen:
Erhöhtes Risiko, bei Nierensteinen in der Vergangenheit (Rezidivrisiko 50 % innerhalb von 10 Jahren)
Genetische Disposition
Nierenanomalien
Stoffwechselstörungen (z.B. Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüsen))
Harnstau durch bspw. Harnleiterabgangsenge
Wiederkehrende Harnwegsinfekte
Medikamenteneinnahme:
Kristallisation eines Wirkstoffes oder dessen Metaboliten → bspw. Ephedrine, Ceftriaxon, Allopurinol
Negative Beeinflussung der Urinzusammensetzung → bspw. Furosemid, Laxantien
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Pathophysiologie
Merke
Reminder: physiologische Grundlagen
Das Harnsystem wird auch als Urogenitalsystem bezeichnet und spielt eine wesentliche Rolle bei der Ausscheidung von Abfallstoffen und der Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes im Körper. Das Harnsystem besteht aus folgenden Bestandteilen:
Niere (Ren):
Lage: die Nieren liegen retroperitoneal im oberen Bauchraum, beidseits der Wirbelsäule
Aufbau: äußere Rinde (Cortex renalis) und ein inneres Mark (Medulla renalis), das aus pyramidenförmigen Strukturen besteht → Nierenbeckenkelchsystem: Nierenkelche sammeln den konzentrierten Harn aus den Nierenpapillen und leiten ihn weiter in das Nierenbecken
Funktion: filtert Blut, entfernt Abfallprodukte und überschüssiges Wasser, Ausscheidung als Urin → reguliert den Blutdruck und Elektrolythaushalt
Harnleiter (Ureter):
Lage: dünnwandige, muskuläre Röhren, die vom Nierenbecken (Pelvis renalis) zur Harnblase ziehen
Funktion: transportiert den Urin mit peristaltischen Bewegungen von der Niere zur Harnblase
Harnblase (Vesica urinaria):
Lage: im Becken, hinter dem Schambein
Aufbau: dehnbarer Hohlmuskel (M. detrusor vesicae), innen mit Schleimhaut (Urothel) ausgekleidet
Funktion: speichert den Urin, kann sich ausdehnen und kontrahiert, um den Urin zu halten oder abzugeben
Harnröhre (Urethra):
Lage: führt von der Harnblase nach außen
Länge: Frauen etwa 4 cm, Männer etwa 20 cm
Funktion: dient der Ausscheidung von Urin, bei Männern hat sie zusätzlich eine Fortpflanzungsfunktion (transportiert Samen)
Steinbildung:
Mechanismus der Steinbildung:
Urinübersättigung mit steinbildende Substanzen
Bildung des Kristallisationskern (Nukleation)
Kristalle wachsen → lagernsichzusammen und bilden größere Konkremente
Fördern die Kristallisation:
Steinbildende Substanzen werden vermehrt über die Niere ausgeschieden, wie Kalzium, Oxalat, Harnsäure, Zystin oder Phosphat
pH-Wert des Urins weicht ab in den sauren (pH ≤ 5,5) oder in den alkalischen (pH > 7) Bereich
Harnabflussbehinderung begünstigt weitere Konkremente (z.B. durch anatomische Anaomalien)
Starke Harnkonzentration
Hemmen die Kristallisation:
Magnesium- und Citrat-Komplexe mit Kalzium → vermindert kalziumhaltige Konkremente
MechanischeObstruktion des Harnabflusses mit konsekutivem Harnstau (Hydronephrose → Erweiterung des Nierenbecken) und Druckschädigung des Nierenparenchyms
Mikrotraumatisierungen des Urothel (Epithel der Harnwege) mit Hämaturie und einhergehender erhöhter Infektanfälligkeit
Die Obstruktion kann zu interstitieller Fibrose, Atrophie des Parenchyms und irreversiblerNiereninsuffizienz führen
Gefahr für aufsteigende Harnwegsinfektionen, Pyelonephritis und Urosepsis → weiteres siehe besondere Situationen
Risikofaktoren in Verbindung mit der Steinart:
Steinart
Risikofaktor / Entstehungsgrund
Anteil
Röntgenpositivität
Calciumoxalatstein
Hyperkalzurie (Kalzium Ausscheidung)
Hyperoxalurie (vererbt, hohe Zufuhr von oxalatreichen Lebensmitteln, wie Spinat oder Rhabarber)
Zusammenfassung: Die kritischen Probleme bei Nierensteinleiden
Urinübersäuerung mit steinbildenden Substanzen führt zur Kristallisation, wenn fördernde Merkmale vorliegen
Konkremente entstehen und können im harnableitendenSystem zu Harnabflussstörung führen
Harnabflussstörung und der resultierende Harnstau führt zum LeitsymptomNierenkolik
Gefahren für schwerwiegendeKomplikationen, wie irreversible Niereninsuffizienz und Urosepsis
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Klinischer Eindruck
Typische Zeichen
Tipp
Symptome, insbesondere kolikartigeSchmerzen entstehen, wenn das KonkrementdenHarnabflussbehindert und es zu einem Harnstau kommt.
Schmerzlokalisation und Ausstrahlung von Lokalisation des Konkrements abhängig
Unruhige, umherlaufende Patient:innen
Kaltschweißigkeit
Mikro- / Makrohämaturie
Pollakisurie (vermehrter Harndrang, kleine Urinmengen) oder Dysruie (schmerzhafte Blasenentleerung)
Schmerzlokalisation und Ausstrahlung
Nierenstein
Schmerzen
Nierenbecken und subpelviner (unterhalb des Nierenbeckens) Harnleiter
Flankenschmerz mit Ausstrahlung in den medialen Unterbauch
Proximaler und mittlerer Harnleiter
Flankenschmerz mit Ausstrahlung in die Leiste
distaler, prävesikaler Harnleiter
Unterbauchschmerzen mit Ausstrahlung in die Leiste und Genitalien
Info
Wenn sich die Konkremente im Nierenparenchym, Nierenbecken oder in der Harnblase befinden, ist dies meist symptomlos.
Generalisierte Zeichen
Vegetative Symptome:
Übelkeit
Erbrechen
Hypotonie
Tachykardie
Tachypnoe
Reflektorischer Subileus oder paralytischer Ileus
Bei Urosepsis auf qSOFA-Kriterien achten, ggf. mit Fieber
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Diagnostik
Anamnese
Aktuelle Anamnese:
S (Symptome):
Nierenkolik: plötzlich, starker, wellenförmiger Flankenschmerz mit Ausstrahlungen
M (Medikation): Dauermedikation → wie Ephedrine, Ceftriaxon, Allopurinol, Furosemid, Laxantien
P (Patientengeschichte): vorangegangene Nierensteine, rezidivierende Harnwegsinfekte, Gicht, Stoffwechselstörungen, Anomalien der harnableitenden Organe, Familienanamnese
L (Letzte…): letzte Miktion und Stuhlgang sowie Mahlzeit
E (Ereignis)
R (Risiko): Fehlernährung, Bewegungsmangel, Trinkverhalten
S (Schwangerschaft)
Tipp
Nutze Schemata
Um die Anamnese strukturiert durchzuführen, bietet es sich an, Schemata wie das SAMPLERS oder OPQRST-Schemazu nutzen. Am obigen Beispiel haben wir Fragen und Befunde dargestellt, die bei dem Verdacht auf ein Nierensteinleiden abgefragt werden sollten und vorliegen könnten.
Körperliche Untersuchung
Info
Bei Verdacht auf eine Nierenkolik sollte stets eine ausführliche abdominelle Untersuchung erfolgen, um die Diagnose zu bestätigen bzw. mögliche Differenzialdiagnosen auszuschließen. Auf eine detaillierte Beschreibung der Untersuchung wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Weiterführende Informationen hierzu finden sich im Artikel Abdominelle Untersuchung.
Inspektion:
Der Inspektionsbefund sollte physiologisch ausfallen. Ist das nicht so, muss differenzialdiagnostisch gedacht werden
Palpation:
Nierenlagerklopfschmerz positiv
Tipp
Durchführung des Tests:
Die untersuchende Person legt eine Hand flach auf die Lendengegend (Flanke) über dem Nierenlager. Mit der lockeren Faust der anderen Hand wird ein leichter, federnder Schlag auf den Handrücken ausgeführt. Der Test wird beidseits durchgeführt.
Positives Ergebnis: Schmerzprovokation im Bereich der Niere oder Flanke
Bedeutung: Hinweis auf eine Nierenbeteiligung, z. B. bei Pyelonephritis oder Nierenkolik
Perkussion und Auskultation:
Beide Befunde sollten physiologisch ausfallen → Abweichungen erfordern stets eine differenzialdiagnostische Abklärung
Vitalparameter:
Schmerzbedingt: Hypertonie und Tachykardie, ggf. Tachypnoe
Bei Urosepsis: Hypotonie, Bewusstseinseintrübung, Tachypnoe, ggf. mit Fieber
Bildgebung
Ultraschall:
Untersucht werden können Niere, Harnleiter und Harnblase
Konkremente können direkt oder indirekt nachgewiesen werden:
Direkter Nachweis: Sichtbares Konkrement, ggf. mit Ausmessung zur Beurteilung der Abgangsfähigkeit
Indirekter Nachweis: Schallschatten hinter dem Konkrement
Ein Harnstau zeigt sich als Erweiterung (Ektasie) des Nierenbeckens, ggf. auch mit Darstellung des gestauten Harnleiters
Sichtbare Konkremente in der Harnblase
Achtung
Die präklinischeSonografie sollte den zeitnahen Transport in die Klinik nichtverzögern. In den meisten Fällen ist die Symptomatik so richtungsweisend, dass der Ultraschall präklinisch keinen entscheidenden Zusatznutzen bietet.
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Therapie
Merke
Das präklinischeTherapieziel ist, die Transportfähigkeit (Analgesie und Lagerung) herzustellen und in ein entsprechendes Krankenhaus mit urologischerAbteilung transportieren.
Infusionstherapie:
Flüssigkeitsgabe kann den Abgang der Konkremente unterstützen
CAVE Harnstau: bei einem bestehenden Harnstau soll keine Volumensubstitution erfolgen
Medikamentöse Therapie:
Analgetika:
Mittel der 1. Wahl:Metamizol oder Paracetamol
Bei anhaltenden, starken Schmerzen: Opioide, z.B. Fentanyl
Schwangerschaft und Stillzeit:Paracetamol oder Opioide
Antiemetika: Bei begleitender Übelkeit ggf. Gabe von Ondasetron
Tipp
Butylscopolamin
Butylscopolamin beeinflusst den intrarenalen Druck nicht und führt erst in sehr hohen Dosen zu einer Relaxation des distalen Harnleiters. Daher wird sein Einsatz laut Leitlinie bei Nierenkoliknicht empfohlen, auch wenn es in der Praxis häufig verwendet wird.
Achtung
Metamizol statt Opioide
Die Leitlinie empfiehlt Metamizol, Paracetamol und Diclofenac, aufgrund der höherenEffektivität und geringerenNebenwirkungen gegenüber Opioiden.
Monitoring der Vitalparameter sowie Atemfrequenz, Schmerzzustand und Allgemeinzustand
Ggf. Sauerstoffgabe
Lagerungentsprechend den Bedürfnissen des Patienten, der Patientin
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Besondere Situationen
Komplikationen
Bildung eines Nierenabszesses:
Entsteht durch eine aufsteigende bakterielleInfektion bei prolongierter Obstruktion und Parenchymschädigung
Führt zu einer eitrigenAnsammlungim Nierengewebe mit septischem Verlaufspotential
Niereninsuffizienz:
Die Obstruktion durch Konkremente kann zu ischämischenundentzündlichenParenchymschäden mit irreversiblenFunktionseinbußen führen
Besonders relevant bei beidseitigem Steinleiden oder Einzelniere
Makrohämaturie mit Blasentamponade:
Schleimhautläsionen verursacht durch Konkremente kann zu einer ausgeprägten Makrohämaturie führen
Gerinnselbildung in der Blase, kann eine Blasenauslassobstruktion verursachen (sogenannte Blasentamponade)
Fornixruptur:
RissdesNierenbeckens im Übergangsbereich zum Parenchym, aufgrund von Harnstauung → führt zu UrinansammlungumdieNiere herum (perirenales Urinextravasat, Urinom)
Klinisch oft mit akutem Flankenschmerz, Hämaturie und perirenalem Ödem verbunden
Akutes Nierenversagen:
Besonders bei akuter beidseitiger Obstruktion oder Obstruktion bei Einzelniere kann zu einem postrenalem akutenNierenversagen führen
Rascher Rückstau des Urins mit DruckschädigungdesNephron und Anstieg der Retentionsparameter
Urosepsis
Die Urosepsis ist eine lebensbedrohlicheKomplikation der Urolithiasis, die durch eine infizierteHarnstauung ausgelöst wird. Die Konkremente begünstigen bakterielleÜberwucherungundAusbreitungder Infektion in das Nierenparenchym und das Nierenbecken. Die bakterielle Entzündung wird in der Regel durch eine aufsteigende Infektion mit Escherichiacoli verursacht und wird in der medizinischen Fachsprache als Pyelonephritis bezeichnet.
Charakteristisch sind die SymptomederNierenkolik, die durch FieberundSchüttelfrost sowie ein allgemeines Unwohlsein ergänzt werden. Insbesondere Kinder, ältere Menschen und immunsupprimierte Patient:innen haben ein erhöhtes Risiko. Aus einer unbehandeltenPyelonephritis kann sich durch hämatogene Streuung der Erreger eine Urosepsis entwickeln. Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, bei Nierensteinleiden auf Symptome einer Sepsis zu achten, um diese Komplikation frühzeitig zu erkennen.
Die TherapiederUrosepsis besteht aus einer frühzeitigen antibiotischenBehandlung, ggf. ergänzt durch AnalgetikumundSpasmolytikum aufgrund der Nierenkolik. Die EntfernungdesKonkrementes sowie ein adäquates Harnabflussmanagement stellen die Grundlage für diese Behandlung dar. Eine Verzögerung in der Diagnostik und Therapie kann zu einem signifikant erhöhtenRisikofür ein septisches Multiorganversagen führen. Aus diesem Grund ist eine kontinuierliche Überwachung der Vitalwerte und des allgemeinen Zustands der Patient:innen sowie die Entfernung der Nierensteine in einer urologischen Abteilung erforderlich.
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Weitere Therapien im Krankenhaus
Versorgung in der Notaufnahme
In dieser Notlage kann es helfen, sich mental auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Dafür ist es ratsam, schon auf der Fahrt zum Krankenhaus zu erklären, wie das weitere Procedere im Krankenhaus aussieht und worauf die Person sich potenziell einstellen muss.
Achtung
Da die Therapie je nach aufnehmendem Krankenhaus und Behandler:in variieren kann, empfiehlt es sich nicht, einen bestimmten Behandlungsweg detailliert zu beschreiben. Eine grobe Skizzierung des weiteren Behandlungspfades reicht völlig aus, um Unsicherheiten zu minimieren. Die weiteren Informationen dienen ausschließlich eurer Information als Fachpersonal!
Radiologische Kontrollen
Sonografie:
Die Sonografie ist Mittel der 1. Wahl für die Steindiagnostik. Besonders in Akutsituationen, Schwangerschaft, Allergien gegen Jod und Kontrastmittel sowie zur Nachsorge. Der größte Vorteil ist die Minimierung der Strahlen und Kontrastmittelbelastung.
Info
Vorgehen und Fragestellungen
Untersuchte Organe: Niere, Harnleiter und Harnblase
Direkter oder indirekter Nachweis von Konkrementen
Indirekter Nachweis: Schallschatten der Konkremente
Direkter Nachweis: Möglichkeit der Ausmessung, zur Beurteilung der Abgangsfähigkeit
Harnstau → Ausweitung (Ektasie) des Nierenbeckens
Ggf. Harnleiter (Ureter) durch Harnstau darstellbar
Sichtbare Konkremente in der Harnblase
Low-dose-CT:
Ein low-dose-CT (Niedrigdosis-CT) kann zusätzlichzurSonografie bei einem bestehenden Verdacht von Nierensteinen durchgeführt werden. Ziel des CT ist die Bestätigung des sonografischenBefundes und die genaue Lokalisation des Steines. Ebenso soll differenzialdiagnostisch ein Tumorausgeschlossen werden. Für den Steinnachweis wird kein Kontrastmittel benötigt, kann aber nur unzureichend das Hohlsystem darstellen.
Bei anhaltenden, starken Schmerzen: Opiate, z.B. Fentanyl
Schwangerschaft und Stillzeit:Paracetamol oder Opiate
Antiemetika: Bei begleitender Übelkeit ggf. Gabe von Ondasetron
Antibiotika bei Harnwegsinfekt
Harnleiterschienung bei fieberhafter Harnstauungsniere, Urosepsis oder therapieresistente Koliken
Bewegung und Flüssigkeit (außer bei Harnverhalt), um die Förderung des Abgangs des Konkrementes
Konservative Therapie:
Spontaner Abgang bei Steingrößen bis 5 mm (bei 50 % der Fälle)
Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter pro Tag)
Bewegung
Schmerzmedikation (z.B. Diclofenac oder Metamizol)
Ggf. Alphablocker (Off-label-use)
Ureterorenoskopie:
Harnleiterspiegelung
Entfernung Konkremente (bis zu 15 mm Größe) im Harnleiter oder im Nierenbeckenkelchsystem
Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie:
Konkremente von 0,5 bis 2 cm Größe
Vor allem im oberen Harnleiterdrittel
Perkutane Nephrolithotomie:
Endoskopische Konkremententfernung, Größe über 2 cm
Therapierefraktäre Konkremente
Offene Operation: sehr selten, bei endoskopisch nicht entfernbaren Konkrementen
Maßnahme auf der Station:
Flüssigkeitszufuhr optimieren
Bewegung steigern
Ggf. Therapie des Harnwegsinfektes
Ernährungsanpassung
Ursachenklärung und Prävention:
Je nach Ursache kommt es zu weiterer Diagnostik und Ursachenklärung
Nachsorge:
Täglich > 2 Liter Flüssigkeitszufuhr
Ernährungsanpassung:
Weniger tierische Eiweiße
Mehr Obst und Gemüse
Regelmäßige Bewegung
Ggf. Gewichtsreduktion auf Normalgewicht
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Transport
Die Wahl des Zielkrankenhauses ist abhängig vom individuellen Fall. Das Zielkrankenhaus sollte über eine urologische Abteilung verfügen.
Die Lagerung sollte an die Bedürfnisseder erkrankten Person angepasst werden. Eine bauchdeckenentspannendeLagerung kann von Vorteil sein, da es hierdurch zu einer Schmerzreduktion kommt.
Nach erfolgter Analgesie sollte eine kontinuierliche Überwachung der erkrankten Person erfolgen, einschließlich regelmäßiger Kontrolle des Schmerzzustands.
Merke
Zusammenfassung Transport
Zielkrankenhaus: Urologische Abteilung
Lagerung entsprechend der Patient:innenbedürfnisse
Bauchdeckenentspannende Lagerung
Monitoring und Überwachung des Schmerzzustandes
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Prüfungswissen
Defintion
Definition Urolithiasis
Urolithiasis bezeichnet die Bildung fester, steinartiger Ablagerungen (Konkremente) in den harnableitendenOrganen.
Definition Nierenkolik
Eine Nierenkolik manifestiert sich in Form eines krampfartigenSchmerzesinderFlanke. Häufig auftretende Ausstrahlungen sind in den Rücken, Unterbauch oder die Genitalien. Die Ursachen sind in der Regel Konkremente in den harnableitendenOrganen, welche eine Harnabflussstörung verursachen. Seltener wird dies durch Blutkoagel oder Tumoren verursacht. Die charakteristische WellenformdesSchmerzes ist ein wesentliches Merkmal.
Ursachen:
Hauptrisikofaktor: Über- und Fehlernährung in Kombination mit Bewegungsmangel und geringer Trinkmenge
Vitalparameter: HF, SpO2, RR, Temperatur, auf Zeichen einer Sepsis achten (qSOFA)
Therapie:
Infusionstherapie → CAVE Harnstau
Medikamentöse Therapie:
Analgetikum (Metamizol, Paracetamol, ggf. Opiate)
Antiemetika bei begleitender Übelkeit
Lagerung nach Patient:innenbedürfnisse oder bauchdeckenentspannende Lagerung
Tipp
Butylscopolamin
Butylscopolamin beeinflusst den intrarenalen Druck nicht und führt erst in sehr hohen Dosen zu einer Relaxation des distalen Harnleiters. Daher wird sein Einsatz laut Leitlinie bei Nierenkoliknicht empfohlen, auch wenn es in der Praxis häufig verwendet wird.
Besondere Situationen:
Komplikationen:
Bildung eines Nierenabszesses
Niereninsuffizienz
Makrohämaturie mit Blasentamponade
Fornixruptur
Akutes Nierenversagen
Urospesis: durch Harnstau und aufsteigende Harnwegsinfektion → Pyelonephritis → Urosepsis
Weitere Therapien im Krankenhaus:
Radiologische Kontrollen: Sonografie mit CT, ggf. Röntgen oder intravenöses Pyelogramm
Laborkontrolle: Blut- und Urinuntersuchung
Therapie:
Medikamentöse Therapie: Analgetikum, bei FieberAntibiotika zusätzlich
Bewegung und Flüssigkeitszufuhr → Förderung des selbstständigen Abgangs → konservative Therapie
Lagerung entsprechend der Patient:innenbedürfnisse
Bauchdeckenentspannende Lagerung
Monitoring und Überwachung des Schmerzzustandes
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