Pankreaskarzinom, auch Bauchspeicheldrüsenkrebs genannt, ist eine aggressive maligne Erkrankung, die von den Zellen der Bauchspeicheldrüse ausgeht. Es wird oft spät diagnostiziert, da frühe Symptome unspezifisch und mild sind. Zu den Risikofaktoren zählen chronische Pankreatitis, Rauchen, Diabetes mellitus, Adipositas und genetische Veranlagung (z.B. BRCA-Mutationen). Typische Symptome im fortgeschrittenen Stadium sind Gewichtsverlust, Oberbauch- und Rückenschmerzen, Ikterus (Gelbsucht) durch Gallengangsobstruktion und Appetitlosigkeit. Die Diagnostik umfasst bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT und MRT, sowie endoskopische Untersuchungen (z.B. Endosonografie) und Biopsien zur histologischen Sicherung. Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium des Tumors und umfasst chirurgische Resektion (z.B. Whipple-Operation), Chemotherapie, Strahlentherapie und palliative Maßnahmen zur Symptomlinderung. Die Prognose ist oft ungünstig, insbesondere wenn der Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird.
Epidemiologie
Inzidenz: Pankreaskarzinom hat eine Inzidenz von etwa 12 Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr, mit steigender Tendenz in vielen Industrienationen
Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 60 und 80 Jahren
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Ursachen
Merke
Als Hauptrisikofaktor gilt Rauchen.
Erworbene Risikofaktoren
Endogene Risikofaktoren
Rauchen
starker Alkoholkonsum
Übergewicht
Chronische Pankreatitis
Diabetes mellitus Typ 2 (Risikofaktor oder Manifestation)
Alter (meist 60-80J.)
Genetische Prädisposition
Positive Familienanamnese (≥ 2 betroffene Verwandte ersten Grades)
BRCA2-, PRSS1-Mutation
FAP, HNPCC
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Pathophysiologie
Tumorentstehung: Akkumulation verschiedener Mutationen, die über Vorstufen (Präkanzerosen) schließlich zur malignen Entartung der Pankreaszellen führt
Genetische Mutationen: Mutationen in Genen wie K-ras, HER2/neu, BRCA1 und BRCA2
Angiogenese: Erhöhte Bildung von Blutgefäßen, die den Tumor mit Nährstoffen versorgen und das Tumorwachstum unterstützen.
Perineurale Invasion: Tumorzellen infiltrieren periphere Nerven, was zu starken Schmerzen und verstärkter Tumorausbreitung führen kann
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Pathologie
Merke
Am häufigsten tritt das Pankreaskarzinom im Pankreaskopf auf.
Mikroskopisch: Pankreaskarzinome sind meist duktale Adenokarzinome. Sie verursachen häufig eine desmoplastische Reaktion. Das bedeutet, dass der Tumor die Bildung von kollagenreichem Bindegewebe induziert. Seltener entwickeln sich Karzinome aus den sekretbildenden Azinuszellen (azinäre Adenokarzinome) oder aus neuroendokrinen Zellen (Insulinom, Glucagonom, VIPom oder Gastrinom). Andere, seltenere bösartige Neubildungen des Pankreas sind Zystadenokarzinom, Sarkom, Lymphom, Pankreatoblastom.
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Klinik
Merke
Pankreaskarzinome werden i.d.R. spät symptomatisch. Die Klinik ist unspezifisch.
Symptome aufgrund lokaler Obstruktion (v.a. Caput):
Schmerzloser Ikterus: häufigstes Erstsymptom des Pankreaskopfkarzinoms
Dunkler Urin, heller Stuhl
Steatorrhoe
Diarrhoe
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Komplikationen
Frühe Metastasierung
Starke Rückenschmerzen durch Infiltration des Ganglion coeliacum
Akute Pankreatitis durch Obstruktion
Magenausgangsstenose
Paraneoplastische Syndrome:
Thrombophlebitis migrans (Trousseau-Syndrom): Rezidivierende Thrombophlebitiden (oberflächliche Venenentzündungen), an verschiedenen Orten lokalisiert
Bei unklaren Thrombosen sollte an ein malignes Tumorleiden (insbesondere Pankreaskarzinom, aber auch Prostata- und pulmonale Karzinome: "3P") gedacht werden.
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Metastasierung
Das Pankreaskarzinom wächst lokal infiltrierend. Es kann zur Ausbildung einer Peritonealkarzinose mit Aszites kommen. Außerdem metastasieren diese Karzinome lymphogen, hämatogen (in Leber, Lunge, Knochen) und perineural. Letzteres ist eine der Ursachen für Rezidive nach Resektion. Bei Lebermetastasen kann es zu einem hepatischen Ikterus mit eingeschränkter Leberfunktion kommen.
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Diagnostik
Anamnese und klinische Untersuchung
Erhebung von Symptomen wie Gewichtsverlust, Oberbauchschmerzen, Ikterus und Appetitlosigkeit
Das Courvoisier-Zeichen bezeichnet die schmerzlose prallelastische Dilatation der Gallenblase (≠Murphy-Zeichen), die bei Palpation des Abdomens tastbar ist.
Die Dilatation der Gallenblase wird durch eine Obstruktion des Ductus choledochus mit Reflux in die Gallenblase verursacht. Dieses Phänomen findet sich beim Pankreaskarzinom und beim distalen Gallengangskarzinom (dCCA).
Laboranalyse des Blutes
Bei Cholestase: ↑AP, GGT & direktes Bilirubin (posthepatischer Ikterus) bei Pankreaskopfkarzinom
Bei begleitender Pankreatitis: ↑Lipase
Tumormarker zur Verlaufskontrolle: CA19-9 & CEA
Bildgebung
Sonografie des Abdomens: primäre Screeningmethode, ggf. “double duct sign“ (Dilatation von Gallengang & Pankreasgang), Lebermetastasen, Doppelflintenphänomen durch gestaute intrahepatische Gallengänge
CT mit Kontrastmittel: bei unklarem Befund in der Sonografie, vor geplanter OP
MRT: “One-stop-shop“-MRT (MRT + MRT-Angiografie + MRCP) mit Sonografie am sensitivsten
Endosonografie: Visualisierung der Infiltrationstiefe
ERCP: zur Beurteilung der Gallen- und Pankreasgänge (Erweiterungen, Einrisse, Stenosen), Interventionsmöglichkeit mit Stenteinlage
Feinnadelpunktion:
Nicht erforderlich vor kurativer Operation mit eindeutigem bildgebenden Befund
Obligat vor palliativer Therapie
Achtung
Bei der Feinnadelpunktion ist eine kritische Indikationsstellung erforderlich. Es können Stichkanalmetastasen auftreten.
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Therapie
Eine kurative Therapie mittels R0-Resektion ist nur selten möglich (ca. 10-20%). Auch nach Resektion beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate nur ca. 20%. Es stehen folgende Therapieoptionen zur Verfügung:
Therapieoption
Beschreibung
Operation
Pankreaskopfkarzinom
Pyloruserhaltendepartielle Duodenopankreatektomie (nach Traverso-Longmire) mit Entfernung von:
Duodenumanteilen
Pankreaskopf
Gallenblase
Ductus choledochus
Partielle Duodenopankreatektomie ("Whipple-OP")
Indikation: bei Infiltration des Bulbus duodeni
Zusätzlich Entfernung des Pylorus und des Bulbus duodeni
Karzinome des Pankreaskorpus und -schwanzes
Subtotale Pankreaslinksresektion mit Splenektomie
Totale Duodenopankreatektomie: vollständige Pankreas- und Milzresektion (Splenektomie)
Adjuvante Therapie
4–8 Wochen nach OP kann eine adjuvante Therapie über 6 Monate durchgeführt werden, um das Risiko von Rezidiven zu reduzieren:
In fortgeschrittenen metastasierten Stadien ist eine palliative Chemotherapie indiziert → ↑ Überlebenszeit
Verwendete Therapieschemata
Gemcitabin als Monotherapie
Gemcitabin und der EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor Erlotinib zeigen bessere Wirksamkeit, wenn sie kombiniert verabreicht werden
Gemcitabin und nab-Paclitaxel
FOLFIRINOX
Behandlung der Komplikationen
Bei Ikterus: ERCP mit Stenteinlage oder biliodigestive Anastomose
Bei Duodenum Stenose (durch massiges Pankreaskopfkarzinom): Gastroenterostomie oder Stenteinlage
Bei therapieresistenten Schmerzen: Blockade des Ganglion coeliacum
Exokrine Pankreasinsuffizienz: Substitution von Pankreasenzymen
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Prognose
Meist werden Pankreaskarzinome erst in einem inoperablen Stadium mit schlechter Prognose entdeckt
Dies liegt zum einen an den unspezifischen und spät auftretenden Symptomen und zum anderen an dem frühen infiltrativen Wachstum und der lymphogenen/hämatogenen Metastasierung dieser Tumorentität
Die mittlere Lebenserwartung bei Diagnosestellung beträgt 3-12 Monate
Tipp
Karzinome, die direkt an der Papilla duodeni major (Papilla Vateri) lokalisiert sind, haben eine größere Chance auf Früherkennung, da durch die Obstruktion der Gallengänge frühzeitig ein Ikterus auftreten kann.
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Neuroendokrine Tumore des Pankreas
Es gibt verschiedene Neoplasien des endokrinen Systems der Bauchspeicheldrüse, die benigne oder maligne sein können. Außerdem können sie funktionell(hormonproduzierend) oder nicht funktionell (nicht hormonproduzierend) sein. Abgesehen vom funktionellen Status ist die Klinik oft unspezifisch. Die Diagnose wird durch die Klinik, Laborparameter bestimmter Hormone und bildgebende Verfahren gestellt.
Merke
Allgemeine Tumormarker für neuroendokrine Tumore sind Chromogranin A und neuronenspezifische Enolase (NSE).
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Übersicht
Typ
Charakteristika
Diagnostik und Therapie
Insulinom
Definition: Tumor der pankreatischen β-Zellen
Meist benigne, in 10% maligne
Whipple-Trias:
1.Hypoglykämie <45mg/dl
2.Symptome der Hypoglykämie: Schwitzen, Zittern, Tachykardie, Verwirrtheit
3. Besserung nach Glukosegabe
Assoziiert mit MEN1-Syndrom
Diagnostik:
Insulin, Glucose, C-Peptid
Fastentest
Therapie:
Resektion
Gabe von Octreotid (Somatostatin-Analogon): hemmt die Insulinausschüttung
Bei Metastasen: Diazoxid
Gastrinom
Definition: Tumor von gastrinproduzierenden Zellen
Chirurgische Resektion + Lymphadenektomie im Gastrinom-Dreieck & Magensäurehemmer in hoher Dosis, Somatostatin-Analoga
VIPom
Definition: Tumor von VIP-produzierenden Zellen (vasoaktive intestinale Peptid)
Klinik ähnlich einer Cholera-Infektion („pankreatische Cholera“)
Verner-Morrison-Syndrom/ WDHA-Syndrom:
Wässrige Diarrhoen
Hypokaliämie
Achlorhydrie
schwere Dehydratation
Flush-Symptomatik häufig maligne
hohes Letalitätsrisiko & schlechte Prognose bei malignen Formen
Diagnostik
VIP-Bestimmung
Therapie
Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution,
Therapie mit Somatostatin Analoga (reduziert die Diarrhoe)
Resektion
Palliative Chemotherapie
Glukagonom
Definition: Tumor der pankreatischen α-Zellen
häufiger bei Frauen
Klinik des Diabetes Mellitus (Hyperglykämie)
Läsionen der Haut: Erythema necrolyticum migrans
Anämie & Gewichtsverlust
Diagnostik:
↑↑ Glukagonwerte
↑↑ Glukose
Therapie:
Resektion/palliative Chemotherapie
Karzinoid-Syndrom
Definition: Sekretion von Serotonin, Bradykininen, Tachykininen und Histaminen aus neuroendokrinen Zellen
selten im Pankreas; Ursprung in chromaffinen Zellen
Klinik: Karzinoid-Syndrom
Diarrhoe
Bauchkrämpfe
Flush-Symptomatik
Karzinoid-Herzerkrankung
Meist erst nach Metastasierung in die Leber symptomatisch
Diagnostik:
5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES) im 24-Stunden-Sammelurin → Nebenprodukt von Serotonin
Echokardiografie
Therapie:
Resektion
Octreotid
Ggf. Chemotherapie
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Lernkarte zum Download
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Quellen
S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
S3-Leitlinie Pankreatitis, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS)
Zuletzt aktualisiert am 18.03.2025
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